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Zurück nach Süden - Louarn - 08-07-2024 Einige Tage war ich nach unserer Ankunft geblieben und hatte mich von der Reise erholt. Die Briganten waren sehr zuvorkommend und versorgten uns gut, so dass ich am Ende auch wieder satt, sauber und erholt war. Aber dennoch wollte ich hier nicht bleiben. In einigen Tagen sollten auch die Silurer hier ankommen mit den Waffen – wenn sie denn durch die Römer kamen – und ich wollte weg sein, ehe das geschah. Überhaupt hatte ich das Gefühl, als wäre ich schon Wochen hier untätig herumgelegen, und wirklich zu tun hatte ich hier auch nichts, außer mit ein paar Mädchen zu schäkern und Fintan und Alun aus dem Weg zu gehen. Die beiden klebten neuerdings aufeinander und, naja, mir war das zu blöd und ich zog mich da zurück, ehe sie noch beide nun gemeinsam anfangen würden, mich aus Langeweile zu nerven. Ich tauschte also mein Pferd und ein Packpferd gegen ein neues Pferd und ein neues Packpferd. Der Tausch fiel mir schwerer, als er es sollte, aber mein neuer Brauner war eine hübsche Stute mit breiter Blesse und fast schwarzem Fell und gutmütigem Charakter, so dass wir sicher miteinander auskommen würden. Ich kaufte mir meinen Vorrat für die Rückreise zusammen, und da ich allein unterwegs sein würde, war das sehr viel einfacher als für so eine große Reisegruppe. Und dann eines Morgens sattelte ich meinen Braunen, verstaute alles, was ich brauchte, und führte das Pferd aus dem Stall. Ich sagte nur Cinead Bescheid, dass ich gehen würde, damit sich niemand Sorgen machte, wenn ich plötzlich verschwunden wäre. Ich zweifelte zwar so ein bisschen daran, dass mich jemand suchen würde, aber man weiß ja nie. Der Ort war noch relativ ruhig, es war früh am Morgen, als ich aufstieg und langsam durch die Straßen und zum Tor ritt. Ein letztes Mal schaute ich zurück. Rhian würde hier sicher ein gutes Leben haben. Hoffentlich auch ein sicheres. Auch wenn sie nie wissen würde, dass wir verwandt waren, und das auch eigentlich keine Rolle spielte, tröstete mich das doch ein wenig, ehe ich meinem Braunen die Fersen leicht in die Flanken stieß und durch das Tor ritt. Zurück in Richtung Süden. RE: Zurück nach Süden - Fintan - 08-14-2024 Einige Tage war es auch für die übrigen Brüder soweit. Die Feierlichkeiten waren vorbei, für Fintan und Alun gab es keinen Grund mehr, zu bleiben. Denn ihre Prinzessin wurde jetzt von ihrem Mann und seinen Kriegern beschützt. Er hatte versucht, sich zu amüsieren, obwohl Louarn eines Morgens einfach verschwunden gewesen war. Es gab keinen Grund zur Sorge, denn Sachen waren gepackt worden und ein Pferd war verschwunden. Somit war ihr Bruder wohl nicht entführt worden. Nein, er hatte sie zurückgelassen. Und die letzten Tage hatte Fintan versucht, seine Enttäuschung und Betroffenheit darüber zu kaschieren, indem er sich besonders viel amüsierte. Denn er wusste, dass Alun nur noch mehr darunter leiden würde, wenn er sich ihm offenbarte. Sicher war auch Alun darüber traurig, einfach zurückgelassen worden zu sein. Fintan bereute, sich seinem Bruder anvertraut zu haben, denn das hatte einen Keil zwischen ihn und Louarn getrieben. Innerlich beschloss er bereits, sich diese Blöße nie mehr zu geben. Es durfte keinen Ausrutscher mehr geben, so erleichternd der Komfort eines Bruders, der sich um ihn kümmerte, auch für eine kurze Zeit gewesen war. "Pferde sind bereit", verkündete er schließlich am Morgen und blickte zum kalten grauen Himmel hinauf. "Sollten uns wohl beeilen, sonst landen wir noch im Wolkenbruch. Dann schwimmen wir wohl nach Hause, was?", fragte er lachend. Es würde schon klappen. Sie hatten Proviant, warme Kleidung und die Pferde waren ausgeruht. Mit ein wenig Regen kamen sie schon klar. RE: Zurück nach Süden - Alun - 08-17-2024 Dass Louarn eines Morgens verschwunden war, hatte die Situation nicht verbessert. Im Gegenteil, es machte alles noch schwieriger. Die Kluft zwischen Fintan, ihm und mir wurde dadurch noch größer und schien immer unüberwindbarer zu werden. Bis zuletzt hatte ich gehofft, dass Lou und Fin einen Weg finden würden, sich auszusprechen. Doch diese Hoffnung wurde bald zerschlagen. Nun lag es wieder an mir, einen Weg zu finden, wie es weitergehen konnte. Ausgerechnet ich, der immer noch mit seinem Leben und den Geschehnissen in Iscalis haderte. Manchmal wünschte ich mir, einfach fort zu sein. Ganz weit weg, wo mich die Unzulänglichkeiten meines beschissenen Daseins nicht immer wieder einholen konnten. Aber auch das blieb ein Wunschtraum. So machten wir uns wenige Tage nach Louarns Verschwinden auf den Rückweg in den Süden. An jenem Morgen war es kalt und windig. Der Himmel war voller grauer, bedrohlicher Wolken und es sah danach aus, als ob sich bald ein heftiger Schauer über uns ergießen wollte. Ich wusste schon jetzt, dass diese Reise noch ungemütlicher werden würde als die letzte. Auch wenn Fintan versuchte, ein Späßchen zu machen. Leider brachte er mich damit nicht zum Lachen. Ich verzog nur kurz mein Gesicht. Bevor wir aufbrachen, hatten wir noch einige Vorräte gekauft, die unsere Pferde nun geduldig tragen sollten. Wir versuchten, uns an die Wege zu halten, die wir auch auf der Hinreise benutzt hatten. Doch diesmal mussten wir keine Rücksicht auf mitreisende Frauen nehmen und konnten daher manchmal länger reiten. Allerdings mussten wir auch auf unsere Pferde achten, denn niemandem wäre geholfen, wenn eines von ihnen lahmte. RE: Zurück nach Süden - Fintan - 08-18-2024 Nach fast einer Woche erreichten sie glücklicherweise wieder das kleine römische Städtchen von ihrer Hinreise und konnten es sich im selben Haus bequem machen, nicht jedoch, ohne zuvor das Badehaus aufzusuchen. Bei ihrer Ankunft war es bereits dunkel, doch sie beide waren verdammte Falken und der Sprung über die Mauer war nun wirklich kein großes Ding. Fin für seinen Teil hatte die Wärme bitter nötig und auch wenn die Öfen bereits aus waren, so war das Becken wenigstens noch lauwarm und damit angenehmer als Regen und Schlamm. Hier jetzt konnten sie endlich mal zur Ruhe kommen. "Ob Lou hier auch wieder durchgekommen ist?", fragte er laut. "Tut... mir leid, dass er einfach weggeritten ist." Sie hatten sich nicht wirklich darüber unterhalten seit ihrer Abreise. Nach ein paar Tagen waren nicht einmal mehr Fintan Witze eingefallen, die das Schweigen zwischen ihnen brechen konnten. "Ich... sollte mit ihm reden. Diesmal wirklich. Ich... will nicht, dass er wütend auf dich ist. Das ist meine Schuld..." RE: Zurück nach Süden - Alun - 08-31-2024 Ich musste zugeben, dass ich auf unserer Reise nicht besonders gesprächig gewesen war. Das lag aber nicht an Fin, sondern an all den Geistern meiner Vergangenheit, die mich verfolgten. Selbst Prisca hatte sich in meine Gedanken geschlichen, zusammen mit unserem ungeborenen Kind – einem Kind der Schande. Ich hoffte, dass sie ihm trotz aller Umstände eine gute Mutter sein konnte, eine, die ihr Kind liebt und es nicht aufgrund seines Vaters verurteilt. Dann waren da noch meine Pflegeeltern, Belana und Occius Exoratus, an die ich denken musste. Die beiden waren so ahnungslos! Wobei ich immer das Gefühl hatte, Belana könnte vielleicht eine Ahnung davon haben, was sie da in ihr Haus aufgenommen hatte. Occius hatte stets versucht, aus mir einen strammen Römer zu machen. Doch alles in mir hatte sich dagegen gewehrt! Ich wusste immer genau, was ich war und was ich sein wollte. Daran hatte auch er nichts ändern können! Und dann war da schließlich noch Furius Saturninus, dieser selbstgefällige Gockel, der so sehr von der Überlegenheit seinesgleichen überzeugt war und sich anmaßte, uns als Barbaren zu bezeichnen. Ich hatte ihn wirklich gut getäuscht und dadurch Einblick in vieles bekommen, was unserer Sache vielleicht noch dienlich sein konnte. So würde es auch nach meiner Rückkehr sein. Ja, unserer Rückkehr… Mit jedem Schritt, den unsere Pferde uns südwärts trugen, kamen wir der ach so zivilisierten Welt wieder etwas näher. Wir erreichten wieder dieses römische Kaff, in dem wir auch bei unserer Hinreise Halt gemacht hatten. Es war schon spät, aber irgendwie hatten wir es dann doch noch geschafft, ins Badehaus zu gelangen. Das lauwarme Wasser tat so verdammt gut! Ich konnte entspannen und endlich loslassen. Von mir aus hätte ich die ganze Nacht hier bleiben können. Die innere Ruhe wurde nur kurz von Fintan unterbrochen, als er mich an Louarn erinnerte. Ich musste gestehen, dass ich all die letzten Tage nicht an ihn gedacht hatte. Ich hatte auch nicht darüber nachgegrübelt, weshalb er so plötzlich und ganz im Stillen davongeritten war, obwohl ich mir schon denken konnte, was der Grund dafür war. "Ganz bestimmt, wahrscheinlich hat er sogat genau hier gesessen und das warme Wasser genossen," antwortete ich auf Fins Frage. "Es ist nicht deine Schuld, Fin. Louarn ist eben Louarn!" Ich versuchte, meinen Bruder zu beschwichtigen, doch eigentlich wuchs in mir die Überzeugung, dass ich der Grund für Louarns überstürzte Abreise gewesen war. Wahrscheinlich fühlte er sich von mir verraten, weil ich mich auf Fintans Seite gestellt hatte. Ich nickte, als Fin meinte, er müsse nun wirklich mit Louarn reden. Dieses tiefgreifende und klärende Gespräch hatte er bislang immer vor sich hergeschoben. Alle Versuche, es zu beginnen, waren bisher fehlgeschlagen und hatten zu noch mehr Irritationen geführt. Es war wie ein unüberwindlicher Berg, und ich war mir nicht sicher, ob Fin so viel Kraft und Selbstvertrauen hatte, diesen Berg bezwingen zu können. "Du bist nicht daran schuld! Hörst du?! Wenn wir wieder zurück sind, dann gehen wir zu ihm und werden mit ihm reden. Und du wirst sehen, dass danach alles wieder gut wird. Verdammt, wir sind doch alle Brüder und wir müssen zusammenstehen! Wir haben doch nur uns!" Ich wusste selbst, dass dies alles nur Wunschdenken war und dass die Kluft zwischen uns immer größer geworden war, sodass sie kaum noch überwindbar schien. Noch einen Tag Ruhe gönnten wir uns. Wir mussten noch Vorräte für den Weg, der noch vor uns lag, besorgen. Dann ging es weiter. Schließlich tauchte nach etlichen Tagen vor uns die Silhouette von Iscalis auf. Wir waren reichlich verdreckt und müde und alles schrie nach einem entspannten Bad und ganz viel Schlaf! >>> |