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Cassia wird verkauft - Druckversion

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Cassia wird verkauft - Norbana Orestilla - 06-06-2024

[Bild: Phineas125.jpg] |Phineas

Schon früh am Morgen hatte Phineas, der Maiordomus der Casa Norbana, mit Cassia das Haus verlassen. Alles Bitten und Betteln hatte nicht geholfen. Das Wort des Dominus war eindeutig gewesen, und er ließ sich auch nicht erweichen: Cassia sollte verkauft werden! Diesmal sollte Orestilla, die junge Domina der Sklavin, nicht ihren Willen haben. Cassia sei nicht passend für sie, hieß es, und Orestilla sei inzwischen alt genug, um bald zu heiraten. Da war eine Zauberkünstlerin als Sklavin ganz und gar nicht das Richtige für eine junge Dame, wie sie. Candace, eine dunkelhäutige Sklavin aus Äthiopien von mittlerem Alter, die ihre Mutter ihr für die Reise nach Britannia mitgegeben hatte, reichte vollkommen aus. Orestilla hatte das natürlich vollkommen anders gesehen und wirklich alles versucht, den Vater umzustimmen – allerdings ohne Erfolg. Auch wenn das hieß, dass sie für die kommenden Tage zur schlechtgelaunten und unerträglichen Halbwüchsigen mutierte, der man besser aus dem Weg ging.

Phineas wählte den direkten Weg zum Sklavenmarkt. Das junge Mädchen hielt er am Oberarm gepackt, damit sie ihm nicht doch noch unterwegs verloren ging. Glücklicherweise waren die Wege in einer kleinen Stadt wie Iscalis alle recht kurz und überschaubar. 
Der Maiordomus war dann auch keine Minute zu spät gekommen. Die Gehilfen des Sklavenhändlers Mallius Mango, einem recht unangenehmen Zeitgenossen, bereiteten gerade alles vor für die heutigen Verkäufe. Die Gehege, in denen sich die Unglücklichen befanden, die heute an den Mann beziehungsweise an die Frau gebracht werden sollten, waren noch gut gefüllt. Dem Aussehen nach zu urteilen, waren es hauptsächlich Britannier, die zum Verkauf standen. Da stach ein junges Mädchen, wie Cassia es war, sofort heraus. Mit ihrem schwarzen lockigen Haar und dem dunklen Teint, wie es bei den Leuten aus der Levante üblich war, wirkte sie gleich sehr viel exotischer.
"Salve!", sprach Phineas einen Gehilfen an. "Ich möchte mit Mallius Mango sprechen! Der ehrenwerte Gelehrte Norbanus Paullus möchte diese Sklavin hier veräußern." Er deutete mit seinem Kinn auf das Mädchen, das neben ihm stand und das er immer noch fest in seinem Griff hatte.


RE: Cassia wird verkauft - Cassia - 06-06-2024

Wie betäubt folgte Cassia dem Maiordomus der Casa Norbana, als dieser mit ihr am frühen Morgen die Casa verließ. Das Mädchen konnte es einfach nicht glauben, was man an ihrem Kopfschütteln deutlich erkennen konnte. Bis vor wenigen Minuten noch, saß sie in der Küche der Casa Norbana und löffelte ihren Frühstücksbrei. Als sie zu Numerius Norbanus Paullus zitiert wurde. Ihr Domus ließ schließlich die Bombe platzen und erklärte, dass er sie verkaufen müsste. Wieso, weshalb, warum, all dies blieb für Cassia im verborgenen. Auch das bitten und betteln der jungen Domina, ihrer 'Freundin', wie Cassia Norbana Orestilla mittlerweile bezeichnete, stieß auf taube Ohren. Zumindest ließ man ihr die kurze Gelegenheit, dass sie sich von Nicander verabschieden konnte. Denn ihr wirklicher Dominus durfte in der Casa Norbana verbleiben. Wieso dann nicht auch sie? Mit Tränen in den Augen klammerte sich Cassia an ihren Dominus und vergrub ihr Gesicht an dem Älteren. Da erschien auch schon der Maiordomus und umfasste Cassias Oberarm, um mit strenger Miene das Mädchen hinaus zu führen.

Schweigsam verlief der Weg in Richtung des Sklavenmarktes, wobei Cassia bemerkte, dass Phineas den direkten Weg wählte und nicht etwa noch Umwege einbaute, um die Zeit hinaus zu zögern. Offensichtlich wollte er das Mädchen schnellstens loswerden. Ein Umstand der Cassia hart schlucken ließ, um den dicken Kloß in ihrer Kehle loszuwerden. Während der Wegstrecke sprach das Mädchen kein einziges Wort. Dann, als sie an Phineas Seite den Sklavenmarkt betrat, zuckte sie erschrocken zusammen, als sie der Käfige ansichtig wurde, in denen Frauen, Männer und sogar Kinder eng aneinander gekauert saßen. Als der Maiordomus einen der Gehilfen ansprach, verharrte Cassia vollkommen ruhig neben ihm. Ein Fluchtversuch würde sie teuer zu stehen kommen und wäre obendrein sinnlos, denn die kräftigen Hände des Maiordomus hielten sie fest am Oberarm gepackt.


RE: Cassia wird verkauft - Sklavenhändler - 06-07-2024

"Salve - mein Herr steht da hinten", erwiderte der Gehilfe dem norbanischen Hausverwalter.
Da kam Mango aber auch schon, gut gelaunt angewackelt, denn mit dem Elend anderer Leute verdiente er sein tägliches Brot. Er hatte ein Auge für Kundschaft und menschliche Ware. Schon aus der Art der Kleidung schloss er, dass Phineas aus einem gediegenen Bürgerhaushalt kam. Suchte er etwas Hübsches hier, würde er leicht fündig werden. Aber nein, der Mann kam, um etwas zu verkaufen: Junge hübsche Frau, sehr jung, fast noch ein Mädchen. Mango tippte auf eine der östlichen Provinzen: Syria oder sogar Judäa. Seit dem Krieg im Osten gab es viele Sklaven aus der Gegend, wenn auch nicht im weit entfernten Iscalis.
Das Mädchen hatte geweint. Aha. Mallius Mango baute sich vor Phineas auf: "Meister Mango, höchstpersönlich, der beste Sklavenhändler am Ort", er betrachtete Cassia kritisch:
"Der ehrenwerte Gelehrte Norbanus möchte diese Sklavin also veräußern. Warum denn das? Hat sie Probleme gemacht? War sie aufsässig? Sind ihre Papiere nicht in Ordnung? Oder hat sie ihren Dominus.... nicht in Ruhe seine Schriftrollen lesen lassen, der niedliche kleine Käfer? Gabs Ärger mit Frau Norbanus? 
Ich bin der erste Sklavenhändler hier am Ort, und ich mache dich drauf aufmerksam, dass wir nicht jeden hier verkaufen. Schon gar nicht als Komissionsware"

Er verschränkte die Arme und wartete auf die Auskunft des Maiordomus.


RE: Cassia wird verkauft - Norbana Orestilla - 06-09-2024

[Bild: Phineas125.jpg] | Phineas

Phineas vermied jeglichen Blickkontakt mit dem Mädchen, denn er war der verlängerte Arm seines Herrn, und von ihm verlangte man, dass er über den Dingen stand und nicht bei einem weinenden Sklavenmädchen einknickte. Im Grunde hatte Cassia sich ja keines Fehlverhaltens oder Ungehorsams schuldig gemacht. Dennoch musste sie die Casa verlassen. So war es der Wunsch des Dominus gewesen, und dies war nun mal Gesetz!

Der Gehilfe wies auf seinen Herrn, woraufhin der Hausverwalter seinen Blick zu ihm wandte. Der Anblick des Sklavenhändlers bestätigte einmal mehr alle Klischees, die Phineas gerade in den Sinn kamen: ein schmieriger, fetter, selbstgefälliger, untersetzter Mann mittleren Alters mit spärlichem Haarwuchs, der sich gewissenlos an dem Leid derer labte, denen er habhaft geworden war, und dem nur der Profit wichtig war, den er aus ihnen schlagen konnte.

Mallius Mango kam auf ihn zugewackelt. Aufgrund seiner Fettleibigkeit schnaufte er dabei und musterte bereits im Gehen das Mädchen. Schließlich baute er sich vor ihm auf und stellte sich vor. 'Der beste Sklavenhändler am Ort – ja, weil er der einzige ist', dachte Phineas bei sich und nickte dem Mann zu. "Salve, Meister Mango!", entgegnete Phineas. "Das Mädchen war die Sklavin von Norbana Orestilla, der Tochter meines Dominus. Er hat sie bei der Ankunft in Britannia aus einer Laune heraus für sie gekauft – als Spielkameradin. Cassia, so lautet ihr Name, war zu keiner Zeit aufsässig, und mit ihren Papieren stimmt auch alles. Im Gegenteil, sie ist fleißig und gehorsam. Leider ist sie nicht der richtige Umgang für die junge Domina, denn in ihrem früheren Leben war sie eine Gauklerin und Schauspielerin. Die junge Domina soll nun bald heiraten, daher möchte sich der Dominus nun von Cassia trennen." Das war das Einzige, was Phineas noch für sie tun konnte: ihr ein gutes Zeugnis mit auf den Weg zu geben, damit sie es in einen guten Haushalt schaffte.


RE: Cassia wird verkauft - Tiberius Furius Saturninus - 06-09-2024

Saturninus war nicht alleine, sondern in Begleitung. Eine junge Dame war bei ihm, der ein großer Teil seiner Liebe gehörte: Furia Saturnina, die von ihrer früheren Amme und jetzigem Kindermädchen Iolanthe getragen wurde. Saturnina ging nun ins zweite Jahr. Sie trug eine blendend weiße, mit Goldfäden bestickte Tunika, hatte Locken wie ihre beiden Eltern und lebhafte, glänzende Augen. Hinter ihr her ging noch  mit einem großen, geflochtenen Sonnenschirm, damit das Töchterlein sich nicht die zarte Haut verbrannte, die froschäuigige Batrachis. 
Saturnina selbst sah ein wenig mürrisch drein. Ihre geliebte Mama musste immer liegen und hatte keine Zeit zum Spielen, und sie hatte mit dem untrüglichen Instinkt eines Kindes schon gemerkt, dass die "Entthronung" bevorstand: Carus hinten, Carus vorne.....jeder hatte lieber Jungen statt Mädchen.
Sie waren über den Markt gegangen, und Saturninus hatte in Honig eingelegte Datteln, eine hözerne Puppe mit beweglichen Gliedern und drei Seidenbänder für die Haare gekauft. Nichts fand Gnade vor den Augen des Patriziertöchterlein. 
"Was möchtest du noch, mein Schätzchen?", fragte Saturninus, den das kleine ungnädige Fräulein eher amüsierte als ärgerte.
Sie waren nun auf dem Teil des Viehmarktes angekommen, der Sklaven vorbehalten war:
"Einen Sklaven vielleicht?", die Frage war halb scherzhaft gemeint. Da vorne war Mallius Mango, der gerade eine junge Sklavin begutachtete, die ihm von einem Angestellten eines Hauses überreicht werden sollte.

Saturnina runzelte nun die Stirn. Das konnte sie sehr gut. Ihre dunklen Augen hefteten sich auf Cassia. Das ganze kleine Mädchen sah so aus, als wolle es nie lächeln.


RE: Cassia wird verkauft - Cassia - 06-09-2024

Noch immer hatte Cassia den harten Blick des Hausherrn vor Augen, als er sie der Casa verwies. Und noch immer war dem Mädchen nicht wirklich klar, wieso dem so war. Sie hatte doch nichts falsch gemacht. Sie hatte sich mit Norbana Orestilla angefreundet und ihre junge Domina im Stillen als 'Freundin' bezeichnet. Und das sollte nun alles vorbei sein? Erneut spürte das Mädchen wie sich Tränen in ihren Augen sammelten, welche sie mühsam zurück drängte und vernehmlich schluckte. Nein. Sie würde jetzt nicht in Tränen ausbrechen. Am Sklavenmarkt angekommen ließ Cassia ihren Blick über die armseligen Gestalten in den Käfigen gleiten, bis ihr bewusst wurde, dass auch sie alsbald in einem dieser Käfige ausharren müsste. Bei diesem Gedanken spürte das Mädchen wie ihr ein eisiger Schauer über den Rücken rieselte und eine Gänsehaut auf ihrer Haut hinterließ und dies obwohl die Sonne im Zenit stand und von einem wolkenlosen Himmel hernieder strahlte, regelrecht brannte. Es würde heute wieder ein heißer Tag werden. Fast so wie in ihrer einstigen Heimat Antiochia. Für einen kurzen Augenblick versank Cassia regelrecht in ihren Gedanken. Bis sie die Stimme eines fremden Herrn vernahm und vorsichtig empor linste. Vor ihr stand ein wahrlich dickleibiger Kerl, offensichtlich der stadtbekannte Sklavenhändler und begann sogleich ein Gespräch mit dem Maiordomus der norbanischen Casa. Den Worten Phineas schenkte Cassia dann ihre volle Aufmerksamkeit, auch wenn ihr Blick artig gen Boden gesenkt verblieb und sie die Sandkörner zu ihren Füßen zu zählen schien. Der norbanische Maiordomus pries Cassias Verhalten an, ihren Fleiß und Gehorsam. Und erzählte, dass sie dennoch nicht der richtige Umgang für die junge Domina war. Am liebsten hätte Cassia bei diesen Worten vehement protestiert, doch ihre Lippen blieben versiegelt und das Mädchen stumm.

“Phineas? Kannst du bitte Nicander sagen, dass ich ihn lieb habe und .. und der jungen Domina sagen, dass ich sie vermissen werde.“

Erhob Cassia schließlich ihr leises Stimmlein, wobei sie vorsichtig in Phineas Richtung empor schielte. Hoffentlich erfüllte der Maiordomus ihr diese letzten beiden Wünsche, bevor sich ihre Wege unwiederbringlich trennen würden. Nach diesen leise gesprochenen Worten schluckte die junge Sklavin hart, da sich ein Kloß in ihrer Kehle festgesetzt hatte. Bevor Cassia nun erneut ihren Blick gen Boden senken konnte, bemerkte sie aus dem Augenwinkel wie sie angestarrt wurde. Von einem kleinen Mädchen, das von den Armen einer Frau getragen wurde. Kein Wunder, um selbst zu laufen war das Mädchen noch viel zu klein. Wieso aber guckte es in ihre Richtung und sah so mürrisch aus? Ungeachtet ihrer misslichen Lage zauberte Cassia ein Lächeln auf ihre Lippen. Vielleicht lächelte das kleine, lockige Mädchen zurück.


RE: Cassia wird verkauft - Sklavenhändler - 06-10-2024

"Eine Unterhaltungskünstlerin?" Mango überlegte, Schauspieler und Akrobaten hatte er nicht in seinem Repertoire:
"Eine Gauklerin?", jetzt wandte er sich direkt an Cassia:
" Kaspere mir mal was vor! Und wenn es Schweinkram ist, dann um so besser! Sowas wollen die Zuschauer sehen, besonders die Herren!"
Jetzt merkte er aber, dass da gerade der vornehm gekleidete Saturninus mit seiner kleinen Tochter stand, und das kleine Mädchen die Sklavin betrachtete. Sofort änderte er seine Taktik:
"Nichts Unanständiges wird von Mallius Mango verkauft! Nur gute Unterhaltung, für Kinder aus gutem Haus geeignet! Besonders für die keuschen Augen einer winzigen, doch edlen Jungfrau" 
Auch er verzog sein Gesicht zu etwas, was ein Lächeln sein sollte. Doch da es die Gier in seinem Blick nicht erreichte, wirkte es künstlich. Mit der anderen Hand griff er nach der Tafel, auf dem alles Wichtige über Cassia verzeichnet war und dass Norbanus sie in Londinium gekauft hatte. Er studierte und murmelte dabei, damit es die Kunden nicht hören sollten:
"Ich gebe dir fünfzig Sesterzen für das Mädchen, werter Maiordomus"
Das war ein Preis, wenn es etwa viele keltische Kriegsgefangene gab, die in die Sklaverei verkauft werden sollten, doch keinesfalls angemessen für eine junge Sklavin mit einer besonderen Ausbildung. Mallius Mango witterte wie  ein gutes Geschäft.


RE: Cassia wird verkauft - Cassia - 06-11-2024

Bevor sich Cassia allzu intensiv auf das kleine, gelockte Mädchen konzentrieren konnte. Erklang erneut die Stimme des Sklavenhändlers, so dass Cassia ihren Blick unwillkürlich in seine Richtung schnellen ließ. Sie sollte ihm etwas vorkaspern? Wie ein Clown? Nein, wie eine Gauklerin. Doch unter einer Gauklerin verstand Cassia etwas vollkommen anderes, als es der Sklavenhändler wohl meinte. Oh. Wenn Nicander doch nur hier wäre, er würde diesem Sklavenhändler sicherlich zu verstehen geben, dass sie garantiert kein Clown war, der mal eben so herumkasperte. Wie ein Narr. Bei dem Gedanken an Nicander spürte Cassia, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten, welche sie hastig hinfort blinzelte. Oh nein. Sie würde hier nicht zu weinen beginnen. Schweigend verharrte die junge Sklavin, als sich der Sklavenhändler an den norbanischen Maiordomus wandte, um diesem Cassia abzukaufen. Wie man ein Stück Fleisch erwirbt oder eine wertvolle Zuchtstute. Oh. Mit jedre Minute die verstrich wurde es Cassia gruseliger in Gegenwart des Sklavenhändlers und dennoch blieb sie wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen.

“Wäre es möglich, dass man mir .. ähm.. Äpfel bringt? Dann könnte ich meine .. Künste präsentieren.“

Stellte Cassia schließlich mit leiser Stimme die Frage an den Sklavenhändler und dessen Gehilfe. Eben jener Gehilfe blickte für einen kurzen Augenblick zweifelnd und wechselte einen Blick mit Mallius Mango. Sollte er dem Wunsch der kleinen Sklavin nachkommen? Im nächsten Moment hielt Cassia drei kleine Äpfel in den Händen. Wo hatte der Gehilfe des Sklavenhändlers denn auf einmal diese Äpfel her? Etwa vom Vorrat der Gefangenen in den Käfigen gemopst? Oh nein. Dann würden diese Gefangenen nur wegen ihr nun hungern müssen? Bei diesem Gedanken biss sich Cassia leicht auf die Unterlippe. Bevor sie die drei kleinen Äpfeln mit ihren schlanken Fingern sicher umschloss und sich in Positur stellte. Im nächsten Moment flogen die Äpfel in einem schönen Bogen in die Höhe, nur um von Cassias Händen zielsicher aufgefangen zu werden. So jonglierte das Mädchen mit den Äpfeln und wirkte gar vollkommen selbstvergessen in ihrem Tun. Ihre Augen leuchteten dabei und sogar ihre Wangen hatten einen rosigen Ton angenommen.


RE: Cassia wird verkauft - Tiberius Furius Saturninus - 06-24-2024


Saturnina brach in helles Gelächter aus. Das ganze kleine mürrische Mädchen schien wie verwandelt und strahlte plötzlich. Es streckte seine speckigen Ärmchen nach dem lustigen Dingens aus, das mit Äpfeln jonglierte und dabei so über alle Maßen vergnügt aussah.
Saturninus Herz schmolz bei der Freude, die seine Kleine empfand, nur so dahin. Wenn Carus auf die Welt kam, würde sich der Haushalt ohnehin erst einmal um den Erbsohn drehen, und Saturnina würde sich viel mit sich selbst beschäftigen müssen. Ob eine Akrobatin das Richtige war, das Töchterchen zu unterhalten?
"Gefällt dir diese Sklavin, meine Saturniniola?", fragte Saturninus und nahm der Amme das Kind ab.

Saturnina nickte herzhaft und erhob ihr zartes Stimmchen: "Haben....haben"

So ganz überblickte Saturninus die Lage gerade nicht: Gehörte Cassia nun dem sabinischen Hausverwalter oder dem Sklavenhändler? Der Furius schaute von einem zum anderen:
"Salvete - wie sind die Eigentumsverhältnisse an dieser Sklavin?", fragte er mit jenem ungeduldigen Unterton eines Mannes, der nicht viel Zeit hatte.


RE: Cassia wird verkauft - Norbana Orestilla - 06-26-2024

[Bild: Phineas125.jpg] |Phineas

Der Maiordomus war erleichtert, dass Cassia sich nicht auflehnte oder ihn gar anflehte, sie doch wieder mit nach Hause zu nehmen. Das hätte das Herz des gestandenen Mannes sicher erweicht und es wäre ihm noch schwerer gefallen, dem Willen des Dominus zu folgen. Er konnte nur hoffen, dass sie in einem guten Haus landete, wo ihr ein besseres Leben erwartete.

Schließlich wagte die Kleine doch, sich an Phineas zu wenden. Sie bat ihn um einen Gefallen: Dem Jungen, mit dem sie gekommen war, auszurichten, dass sie ihn liebte, und der jungen Domina zu sagen, dass sie sie vermisste.
"Ja, das kann ich für dich tun, Cassia!" entgegnete er leise auf eine ungewöhnlich liebevolle Weise, nachdem er seinen Blick auf sie geworfen hatte. Sogar ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen, ehe er wieder den gewohnt festen Gesichtsausdruck annahm.

Unterdessen wollte der Sklavenhändler wissen, was das Mädchen alles konnte. Glücklicherweise ergriff sie ihre Chance, ihren Marktwert ein wenig zu steigern, indem sie mit Äpfeln jonglierte. Phineas hoffte für sie, dass sie keinen der Äpfel fallen ließ. Doch sie machte ihre Sache gut und weckte nun auch Mallius Mangos Interesse an dem Mädchen. Er bot ihm 50 Sesterzen, was durchaus ein gutes Angebot war, da sie dem Dominus lediglich zehn Denare gekostet hatte.

"Gut, mit fünfzig Sesterzen bin ich einverstanden!" meinte der Maiordomus und schlug ein. Mehr für das Mädchen zu verlangen, schien ihm utopisch zu sein, denn sie verfügte über keinerlei Ausbildung, was einen höheren Preis gerechtfertigt hätte.

Wie der Zufall es wollte, näherte sich gerade ein Bürger mit seinem Töchterchen dem Verkaufsstand des Sklavenhändlers. Der Mann und sein Kind trugen gute Kleidung, was darauf hindeutete, dass er begütert sein musste. Die Kleine war auf Cassia aufmerksam geworden, was ihren Vater dazu veranlasste, sich nach ihr zu erkundigen. Phineas hielt sich als stiller Beobachter im Hintergrund, da er noch auf die fünfzig Sesterzen wartete, die Mallius Mango ihm für die Sklavin zahlen wollte.