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Wenn nichts anderes übrig bleibt ... - Flucht aus Cheddar - Furiana Nivis - 12-28-2023 In meinem Inneren tobte ein Sturm der Gefühle! Ich war hin- und hergerissen, nicht wissend, was tiefer schnitt: die schmerzliche Leere, die Louarn hinterlassen hatte, als er mich verlassen hatte, oder Ceridwens Verrat, der Dorfhexe, die mein wohlgehütetes Geheimnis preisgegeben hatte und mich nun zur Flucht zwang. Hastig und mit zitternden Händen packte ich einige nützliche Gegenstände zusammen. Neben einigen Kleidungsstücken, deren Duft mich noch an die guten Zeiten erinnerten, packte ich einen Sack Getreide und das übriggebliebene Brot ein, das ich früh am Morgen gebacken hatte. Ein Feuerschläger, durfte natürlich auch nicht fehlen, damit ich ein Feuer machen konnte und die Nacht nicht allzu kalt werden würde. Mindestens zwei Tage würde ich unterwegs sein, bis ich bei den Priesterinnen ankam. Da ich die Reise alleine antreten wollte, benötigte ich eine Waffe, um mich gegen die unberechenbaren Gefahren der Wildnis zu verteidigen. Zunächst fiel mir Louarns Messer ins Auge, das er mir einst gegeben hatte und das nun wie ein Dolch in meinem Herzen stach. Aber das konnte ich nicht mitnehmen! Stattdessen sammelte ich all meinen Schmuck, jenes kleine Überbleibsel aus meiner verlorenen Heimat, und ging damit zum Schmied. Dort tauschte ich den goldenen Armreif, der einst ein Zeichen meines Standes gewesen war, gegen ein einfaches Messer und zehn Pfeilspitzen ein. Die Kette mit den bunten Glasperlen, ein Geschenk meiner Mutter, gab ich ihm im Austausch für einen Bogen, der in seiner Schmiede hing. Es war vielleicht nicht der beste Bogen, aber er sollte für meine Bedürfnisse ausreichen! Anschließend ging ich zur Wiese am Dorfrand, wo die Pferde friedlich grasten, ahnungslos von meinem bevorstehenden Abschied. Ich nahm mir eines der Pferde und versprach ihm, es freizulassen, sobald ich bei den Priesterinnen ankam. Ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen, ritt ich davon, mein Herz schwer vor Trauer und Entschlossenheit. Da ich den Weg zu den Priesterinnen schon einmal geritten war, versuchte ich mich an die richtige Route zu erinnern. Viele Monate waren vergangen, seit ich zusammen mit Louarn aus Iscalis geflohen war. Nun floh ich erneut - diesmal aus Cheddar und ganz alleine, nur begleitet von den Geistern meiner Vergangenheit. RE: Wenn nichts anderes übrig bleibt ... - Flucht aus Cheddar - Furiana Nivis - 01-01-2024 Ich war erst wenige Stunden auf meiner einsamen Reise unterwegs, in denen ich mich erfolgreich von meinen quälenden Gedanken ablenken konnte. Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Weg der vor mir lag, während ich die Umgebung, die an mir vorbeizog, in mich aufnahm. Um möglichen Verfolgern und den römischen Kontrollposten auszuweichen, entschied ich mich für einen verborgenen Umweg durch die raue Felsenlandschaft nordöstlich von Cheddar. Ich folgte einem schmalen, kaum sichtbaren Pfad, der mich in einen dichten, moosbedeckten Wald führte, den die Römer hoffentlich nicht kannten. Bald schon war ich ganz allein, umgeben nur von der Stille des Waldes. Dann begann es zu regnen. Anfangs hoffte ich auf einen nur kurz anhaltenden Schauer, aber der Regen wurde stärker und stärker. Ich hielt das Pferd an, nahm es am Zügel und suchte nach einem Unterstand, um das Ende des Regens abzuwarten. Nach einer Weile, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, fand ich glücklicherweise eine verborgene Höhle, in der ich auch die Nacht verbringen konnte, da der Abend nicht mehr fern war. Zuerst musste ich jedoch Holz sammeln, um ein wärmendes Feuer zu machen. Die Nächte waren mittlerweile empfindlich kalt und ein knisterndes Feuer würde auch wilde Tiere davon abhalten, sich mir zu nähern. Schließlich ließ der Regen nach und hörte ganz auf, als ob er meine Bemühungen respektieren wollte. Als die Dämmerung einsetzte, hatte ich genug Holz und Reisig gesammelt, um ein Feuer zu entfachen. Dies erwies sich jedoch als schwierig, da das Holz feucht war. Doch mit Geduld und Ausdauer gelang es mir schließlich, ein kleines Feuer zu entzünden, das langsam wuchs und mir Wärme spendete. Ich hatte meine nassen Kleider ausgezogen, um sie trocknen zu lassen und war nun in eine warme Decke eingehüllt. Dann holte ich meine bescheidenen Vorräte hervor und aß etwas. Während ich ins Feuer starrte, kehrte Louarn in meine Gedanken zurück. Ich fragte mich, was er wohl gerade tat, obwohl er mich so kalt zurückgewiesen hatte. Ich konnte immer noch nicht verstehen, warum es besser sein sollte, dass wir getrennte Wege gingen! Ich wäre für immer bei ihm geblieben und hätte ihm alles gegeben, wenn er es nur zugelassen hätte. Tränen begannen erneut über meine Wangen zu laufen, heiße Tränen der Verzweiflung und des Schmerzes. Seine Worte hatten so wehgetan und sie taten es immer noch. Irgendwann, erschöpft von den Ereignissen des Tages, schlief ich ein. Doch selbst dann noch verfolgte mich dieser verfluchte Tag in meinen Träumen, ein bitterer Nachgeschmack der Realität. RE: Wenn nichts anderes übrig bleibt ... - Flucht aus Cheddar - Furiana Nivis - 01-03-2024 Mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages, die sich ihren Weg in die Höhle bahnten, erwachte ich. Es war kalt. Das Feuer war heruntergebrannt. Nur die Glut erinnerte noch an das wärmende Feuer, das ich am Vorabend entfacht hatte. Ich rappelte mich auf und zog die Decke enger um mich. Mein Kleid war inzwischen wieder trocken. Ich zog es an und befestigte die beiden Fibeln an meinen Schultern. Aus meiner Tasche holte ich das letzte Stück Brot und aß es. Etwas lustlos kaute ich darauf herum. Dennoch musste ich essen, um bei Kräften zu bleiben. Mit etwas Glück würde ich vielleicht morgen Brigids Forst erreichen. Noch einmal würde ich irgendwo übernachten müssen. Ich entschied mich dafür, zunächst auf die Jagd zu gehen, bevor ich weiter ritt. Ich hoffte darauf, vielleicht einen Hasen zu erlegen. Nachdem ich den letzten Bissen Brot hinuntergeschluckt hatte, nahm ich das Messer, den Bogen und einige Pfeile und machte mich auf den Weg.
Das grelle Licht der Morgensonne blendete mich, als ich aus der Höhle trat. Die Regenwolken waren längst weitergezogen. Der Morgen schien wirklich vielversprechend zu sein. Zwar war es noch frisch, doch am Himmel zeichneten sich nur ein paar harmlose Wölkchen ab, hinter denen die Sonne immer wieder hervorlugte.
Auf leisen Sohlen bewegte ich mich durch das Unterholz und hielt Ausschau nach Beute. Hin und wieder blieb ich stehen, um zu lauschen, wenn es irgendwo raschelte. Meistens waren es Vögel oder Mäuse. Erst als ich eine Waldwiese erreichte, schien ich mehr Glück zu haben. Bald entdeckte ich ein Kaninchen. Leise legte ich einen Pfeil an meinen Bogen und spannte die Sehne. Ich hielt die Luft an, um mein Ziel anzuvisieren. Das Kaninchen ahnte noch nichts von der Gefahr, in der es sich befand. Wenn ich nun meinen Pfeil abschoss, würde ich mit großer Wahrscheinlichkeit treffen. Doch in dem Moment hörte ich plötzlich Hundegebell, das langsam näher zu kommen schien. Bevor ich mich versah, war das Kaninchen fort. Verdammt! Ich hatte zu lange gewartet. Aber woher kam das Hundegebell? Wo Hunde waren, waren meistens auch Menschen! Schnell eilte ich zurück in den Wald und versteckte mich hinter einem alten, dicken Baum. Ich lugte immer wieder hervor, um zu sehen, ob sich jemand näherte. Den Pfeil hatte ich immer noch am Bogen, so dass ich ihn sofort abschießen konnte.>>> |