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Tribunenjagd - Titus Ovidius Decula - 11-22-2023 Wir waren fünf Tribuni Angusticlavii, junge Männer aus dem Ritterstand. Es waren Maecius Catus und Asinius Rupa, die die diesjährige Herbstjagd organisierten. Helvius Claudus, Iunius Varius und ich ritten mit. Zwanzig Freiwillige aus der II. Centurie begleiteten uns zum Schutz. Am Morgen noch hatten wir Diana geopfert. Und gescherzt, dass nur römische Ritter den Mumm besäßen, sich mit Großwild anzulegen. Die Kelten jagten nur Hasen. Ich ritt Invictus, und mein Pferdepfleger Felix einen der namenlosen Gäule aus den Stallungen. Ich mochte den Jungen. Doch er war zu weich. Mal sehen, was er sagte, wenn wir die erste Beute erlegten und ihm das Blut ins Gesicht schmieren würden, wie es bei der Jagd Brauch war. Außer uns und unseren Gehilfen hatten wir noch eine ganze Armee Treiber, Hunde und auch Küchenhelfer mit einem Ochsenkarren dabei. Den Ochsenkarren ließe wir jedoch schnell hinter uns. Erlegte Tiere würden an Ort und Stelle zerlegt und mitgenommen werden können. Die Jagd war nicht nur unser Vergnügen. Die Fleischvorräte der Castra sollten aufgefüllt und Würste und Räucherfleisch hergestellt werden. In anderen Jahren war die Jagd oft mehrtägig gewesen. Das gab die Sicherheitslage jedoch gerade nicht her. Die diesjährige Herbstjagd würde nur einen Tag lang vom Morgengrauen bis zur Dämmerung dauern. Die Luft war kalt. Es war kein sonniger Herbsttag, sondern grau und dunstig. Der Dunst legte sich wie eine kalte Hand auf meine Stirn. Auch als die Sonne aufging, hatte sie keine Kraft. Sie wirkte irgendwie leprös. Wir hatten einheimische Kelten dabei, aber sonst ließ sich keiner sehen. Es war, als würden wir mitten in das Grau hinein reiten. Wir setzten bei Cheddar über den Fluss und hielten uns dann immer am Rande des Gebirges in südöstlicher Richtung, bis wir dann nach Norden in die Wälder abbiegen würden. RE: Tribunenjagd - Fintan - 11-23-2023 Fintan fand das Wetter überaus passend, bedachte man den Anlass. Es war nicht angenehm, doch es war als ob die Welt sich passend herausputzen würde für den großen Tag. Den letzten Tag des Titus Ovidius Decula auf Erden. Wobei, das gestand diesem Kerl wohl eine Ehre zu, die er nicht verdient hatte. Nein, zweifellos würde Calum ein überaus erniedrigendes Ende ausgewählt haben. Fintan wusste, dass sein Bruder eine sanfte Seele war, zumeist zumindest. Doch wenn er wollte, stand er dem Rest von ihnen an Verkommenheit in nichts nach. Hach, wie gern wäre er dabei. Aber Calum hatte Recht gehabt. Er musste auf seine Tarnung achten. Wenn man den Verdacht hatte, er hätte den Tribun im Wald getötet, war die Kacke am dampfen. Hach, er würde ihn vermissen. Decula war unterhaltsam gewesen. Nicht nett, aber auf jeden Fall unterhaltsam. Er versprach eine Menge Abwechslung. Unter anderen Umständen hätte er sich ihm vermutlich gern angeschlossen. Er war jetzt keiner, der Mord und Todschlag und Vergewaltigung zelebrierte, aber seinen Spaß gehabt hätte er sicher. Nun brauchte er allerdings einen neuen Fürsprecher, daher hatte er sich schon einmal diskret bei den anderen Tribunen und Männern bekannt gemacht. Er wusste, Cato konnte ihn nicht leiden, aber dennoch bot er seine Hilfe an wo er konnte, ohne dabei zu kriecherisch zu wirken. Nun jedoch ritt er neben Invictus. Das Ross war genauso verkommen wie sein Reiter. Und wie sein Reiter mochte es Fintan. Mal sehen, vielleicht vergiftete er es, wenn sein Herr tot war. Sklaven tottrampeln war keine nette Eigenschaft. "Wenn wir ankommen, willst du sofort ans Werk gehen?", fragte er seinen Dienstherrn. "Die anderen Tribunen freuen sich sicher über ein paar saftige Hirsche!" RE: Tribunenjagd - Titus Ovidius Decula - 12-13-2023 Eine Bärenfährte war nicht zu verkennen. Groß und ehrfurchtsgebietend zeichnete sie sich im weichen Waldboden ab. Einer der keltischen Treiber zeigte sie mir. Ich stieg ab und maß den Abstand zwischen Vorder- und Hinterlauf. Der Vordertatzenabdruck glich fast einer menschlichen Hand, der der Hintertatzen einem Fuß. Das Trittsiegel verriet mir, dass das Tier so lang war wie zwei Knaben. „Math“, sagte der Treiber. Er schaute mich aus trüben blauen Augen an. Der Stumpfsinn barbarischer Gesichter ging mir aufs Gemüt, und ich trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Sattel: „Holen wir ihn uns!“ Der Kelte hob beide Hände und überschüttete mich mit einem Schwall Worte. Mit Müh und Not bekamen wir zusammen, dass die Bären jetzt im Spätherbst verschwunden waren, um allesamt in der Anderswelt zu leben. Erst im Frühling kamen sie wieder zurück. Würde man sie jetzt verfolgen, würde man direkt in die Andere Welt gelangen. Ich musste an mich halten, nicht laut zu loszu lachen. Was waren diese Kelten doch abergläubische Dummköpfe! Ich hielt dem Kerl meinen Speer vor die Nase: „Siehst du das? Römisches Eisen! Wir werden sehen, was deine Geister sagen, wenn ich ihnen das in den Leib ramme!“ Einen Bären hatte ich schon lange erlegen wollen. Die Zähne und die Tatzen und das Fell wären mein, für die Kameraden das Fleisch. Die Kelten schüttelten die Köpfe und wollten nicht mitkommen. Doch einige meiner Kameraden schlossen sich an. Ich einigte mich mit ihnen, in Rufweite zu bleiben. Ich brauchte jedoch nur die Hunde und mein edles Ross Invictus. Rasch führte mich die Bärenfährte tiefer in den Wald, nach Nordosten. RE: Tribunenjagd - Titus Ovidius Decula - 01-04-2024 Der Wald verschluckte mich wie ein Meer. Graue Schwaden hingen zwischen den Bäumen. Geduckt über den Pferdehals trabte Invictus zunächst dahin. Dann aber wurde der Wald undurchdringlich. Ich war gezwungen, erst im Schritt zu reiten und dann abzusteigen. Ich führte mein edles Ross am Halfter. Die Bärenspur hatte sich groß und breit in dem morastigen Untergrund eingegraben. Hier eine und dort eine. Ein Eichelhäher ratschte. Ich folgte der Spur, fast wie von Sinnen. Tiefer und tiefer ging es hinein. Kaum einer konnte mit mir Schritt halten. Die Kameraden blieben zurück. Zunächst bemerkte ich es nicht, dann aber hörte ich ihre Rufe wie aus der Ferne: " Oviiidius!" Ich hatte mich zu weit von der Truppe entfernt. Ich beschloss, den Bärenspuren in umgekehrte Richtung zurück zu folgen. Das gelang am Anfang gut. Aber dann gab es plötzlich zwei Fährten von zwei verschiedenen Tieren, die gegenläufig verliefen. Ich bückte mich, um sie zu untersuchen. Aber ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, welche der beiden die Fährte, die mich zurück zu meinen Kameraden führen würde, war. Die Stimmen waren verstummt. Das einzige Geräusch war nun mein eigener Atem. Die Bäume standen weiterhin hoch, und durch den Dunst war die Sonne kaum zu erblicken. Dann kam ich wieder zu zwei Bärenspuren, die sich kreuzten. Oder Moment einmal, das waren die gleichen wie vorhin. Konnte ich im Kreis gelaufen sein? Ging ich fehl? Der Trampelpfad schlängelte sich den Berg hoch, und ich entschied, um mich zu orientieren, höher zu steigen. Vielleicht konnte ich von oben das Flachland sehen. Das Moos, das an Bäumen wucherte, zeigte mir an, wo Westen war. Ich fürchtete weder wilde Tiere noch einheimische Barbaren. Ein Römer war stets Herr der Lage. Sicherheitshalber nahm ich jedoch einen Wurfspieß in meine rechte Hand. RE: Tribunenjagd - Furiana Nivis - 01-06-2024 <<< Von fern hörte ich ein Rufen. Allerdings verstand ich die Bedeutung dessen, was gerufen worden war nicht. Ich nahm an, es waren Römer die unterwegs waren. Mein Herz pochte vor Angst, denn ich zählte eins und eins zusammen. Wahrscheinlich waren sie bereits auf der Suche nach mir und hatten Spürhunde dabei. Kampflos würden sie mich nicht bekommen! Vorher würde ich sie mit meinen Pfeilen beschießen. Dass meine Chancen dabei gering waren, trotzdem zu entkommen, ahnte ichbereits. Aber vielleicht hatte ja ein Gott Erbarmen. Das Hundegebell verhallte langsam. Wer immer auch in diesem Wald unterwegs war, nahm einen anderen Weg. Ich entspannte mich langsam wieder und legte kurz Pfeil und Bogen zur Seite, um einmal tief durchzuschnaufen. Dann kehrte ich zu meinem ursprünglichen Plan zurück, mir einen Hasen zu jagen. Wieder pirschte ich leise und mit leicht gespanntem Bogen durch den Wald und hielt Ausschau nach einem Beutetier. Doch statt eines Hasen stand plötzlich, wie aus dem Nichts kommend, ein Mann mit einem Wurfspieß in seiner Rechten vor mir. Ich blieb abrupt stehen, spannte meinen Bogen, richtete ihn auf diesen Mann, der wie ein Römer aussah, und sah ihn mit überraschten Augen an. Sein Haar war zwar ungewöhnlich hell, aber seine Kleidung war römisch. "Cad atá uait anseo? Bailigh leat!*" rief ich ihm zu. *Was willst du hier? Verschwinde! RE: Tribunenjagd - Titus Ovidius Decula - 01-07-2024 Der Anblick ließ mich beinahe auflachen. Ich hatte mit einem Bären gerechnet. Stattdessen tauchte ein junges rotfüchsiges Mädchen vor mir auf. Sie hielt Pfeil und Bogen auf mich gerichtet. Und sie sah wütend aus. irgendetwas sülzte sie in ihrem barbarischen Idiom. "Nimm deine Waffe runter, Kleine!", sagte ich immer noch belustigt: "Sonst tust du dir nur weh!" Ich wusste nicht, ob sie eine zivilisierte Sprache verstand. Daher machte ich eine Geste. Ich nickte der Barbarin beruhigend zu. Ja, ich lächelte sogar, obwohl mein Lächeln, seit mir der dreimal verfluchte Kelte die Lippe aufgeritzt hatte, eher einem Zähnefletschen glich. RE: Tribunenjagd - Furiana Nivis - 01-09-2024 Trotz seiner blonden Haare konnte dieser Mann nur ein Römer sein. Sein arroganter Blick, der suggerierte, dass er sich über allem wähnte, entlarvte ihn. Erst gestern hatte ich genug von dieser aufgeblasenen Arroganz gesehen. Im Grunde waren sie doch alle gleich! Furus Saturus, sein Freund, der geglaubt hatte, mich zu seiner Hure machen zu können, nur weil er mir die Pferde gezeigt hatte, und dieser Mann hier, der glaubte, dass ich mich als Frau nicht wehren könnte! Er faselte irgendetwas in seiner fremden Sprache, die nichts mit dem feengleichen Klang unserer eigenen Zunge gemein hatte. Doch ich konnte mir schon denken, was er mir sagen wollte. Aber ich hatte genug von diesen Barbaren, die glaubten, ihnen gehöre die Welt! Nein, ich ließ meinen Bogen nicht sinken, sondern spannte ihn noch weiter, schließlich hatte er seine Chance, zu verschwinden, nicht genutzt. Aus dieser Entfernung konnte ich ihn problemlos töten, wenn ich gewollt hätte. Dann würde sein stinkender Leichnam hier verrotten und zumindest der Tier- und Pflanzenwelt noch einen Nutzen bringen. Was dieser Römer nicht ahnen konnte, war die Tatsache, dass ich eine ausgezeichnete Bogenschützin war. Mein Vater hatte mir diese Kunst bereits in meiner Kindheit beigebracht. Auch wenn ich schon lange nicht mehr geschossen hatte, wusste ich genau, worauf es ankam! Nun versuchte er es mit einer beschwichtigenden Geste. Aber ich ließ mich nicht beschwichtigen. Erst recht nicht, als er eine Grimasse zog, die wohl ein Lächeln sein sollte, aber eher einem Zähnefletschen glich. Nein, ich zögerte nicht länger, ich schoss! Da ich ihn nicht töten wollte, zielte ich auf seinen rechten Arm, der den Spieß hielt! Mit einem zischenden Geräusch flog der Pfeil davon und landete präzise an seinem Bestimmungsort und blieb in seinem rechten Oberarm stecken. Mochten die Götter darüber befinden, ob er es überlebte oder nicht. RE: Tribunenjagd - Titus Ovidius Decula - 01-11-2024 Ich hätte es ahnen müssen. Die hiesigen Barbarinnen waren keine Frauen oder Mädchen. Zumindest nicht in dem Sinn, wie ich sie verstand: Liebreizend und unverdorben und schutzbedürftig. Das waren Harpyien, die die Unterwelt ausgespien hatte. Ohne Vorwarnung schoss die junge Frau ihren Pfeil ab und traf meinen Arm. Mein Spieß fiel zu Boden. Der Schmerz war jäh, aber ich beherrschte mich. Nur ein Aufkeuchen entwich meinen Lippen. Ein zweiter Pfeil hätte nicht gefehlt, wäre nicht Invictus bei mir gewesen.Ein schriller Pfiff genügte. Das treue Pferd wieherte und stellte sich zwischen mich und die Angreiferin. Ich wusste, dass ich den Pfeil nicht ganz herausziehen durfte. Wenn ich Pech hatte, würde das Geschoss dabei splittern und eine noch größere Wunde verursachen. Ich knickte nur mit der Hand den Teil des Schafts, der vorstand und mich behinderte, ab. Später würde ich ihn mit meinem Jagdmesser abschneiden. Da die Wunde durch den Pfeil verschlossen war, drang kaum Blut hervor. Invictus bleckte die Zähne. Er warnte die Barbarin, näher zu kommen. Sein Leib war angespannt, die Ohren flach zurückgelegt. Ich stützte mich an seiner Flanke an und beugte mich nach vorne. Mein Wurfarm hing kraftlos herab. Verdammtes Weib! " Greif an!" Invictus war der Beste, sofort bewegte er sich auf die Barbarin zu. Auf solch kurze Distanz konnte sie nicht noch einmal schießen. Schon war er bei ihr, stieg. Ich näherte mich. Sie konnte nicht entkommen, und ich hatte noch meine linke Hand: "Wirf den Bogen weg! Knie dich hin, Hände hinter den Kopf! Oder mein Hengst bringt dich um", befahl ich. Nicht dass die kleine Kröte noch mehr nette Überraschungen in Petto hatte.... RE: Tribunenjagd - Furiana Nivis - 01-12-2024 Der Pfeil hatte seine Aufgabe erfüllt. Der Römer ließ seinen Speer fallen und stöhnte vor Schmerz auf. Allerdings war er noch nicht vollständig außer Gefecht gesetzt, so dass er mir immer noch Schaden zufügen konnte. Daher griff ich sofort nach einem weiteren Pfeil und legte ihn an meinen Bogen. Als ich die Sehne meines Bogens erneut spannen wollte, gab der Römer ein schrilles Pfeifen von sich. Kurz darauf trat sein Pferd zwischen ihn und mich, wodurch mein Schussfeld blockiert wurde. Das Tier wirkte bedrohlich, als ob es gleich angreifen wollte. Der Römer sprach zu ihm, als wäre es ein Hund. Ich konnte nur vermuten, was er ihm befohlen hatte. Schon kurz danach näherte es sich mir und bäumte sich auf. Natürlich hatte ich Angst, denn ein Tritt konnte bereits tödlich sein! Aber ich behielt die Kontrolle und beobachtete das Tier genau, seine Gestik, die Stellung der Ohren und seine gesamte Körperhaltung. Ich ließ meinen Pfeil und den Bogen sinken und steckte den Pfeil wieder weg. Den Bogen hängte ich mir um, so dass ich beide Hände frei hatte. Dann begann ich, beruhigend auf das Tier einzureden. Der Römer begann wieder, in einem ziemlich bestimmenden Ton auf mich einzureden. Aber da ich ihn sowieso nicht verstand, ignorierte ich ihn einfach und konzentrierte mich voll und ganz auf das Pferd. Es war ein prachtvolles Tier. Ich streckte beschwichtigend meine Hände nach ihm aus. Glücklicherweise zeigten meine Bemühungen Wirkung. Das Pferd beruhigte sich langsam wieder und ließ sich nach einer Weile sogar anfassen, so dass ich ihm beruhigend mit den Fingerspitzen die Schulter kraulte. "Is capall maith thú *," sprach ich sanft zu ihm und schenkte dem Römer keine Beachtung mehr. * = Du bist ein braves Pferd RE: Tribunenjagd - Titus Ovidius Decula - 01-13-2024 Es kam, wie es kommen musste: Die Barbarin verstand meinen Befehl nicht. Damit sprach sie sich selbst ihr Todesurteil. Invictus würde sie zu Brei stampfen, zu einer Masse aus Fleisch, Blut, Haaren und zersplitterten Knochen, so wie ich es ihm antrainiert hatte. Das Training war nicht einfach gewesen. Ganz zu Anfang hatte mein Hengst eine regelrechte Scheu davor, auf einen menschlichen Körper zu treten. Ich schüttelte den Kopf und stieß ein Lachen aus, als etwas geschah, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Invictus verharrte. Er tötete sie nicht, nein, er blieb stehen, nein, er ließ sich von ihren dreckigen Barbarenpfoten berühren. Mein Pferdejunge Felix hatte damals in meinem Auftrag gehandelt, Invictus Vertrauen zu gewinnen und es geschafft. Aber hier geschah es gegen meinen Willen. Ich konnte den Zorn nicht eindämmen, der in mir erwachte. In drei, vier Schritten war ich bei der Barbarin, stieß ihr mein Knie in den Leib und meine linke Faust gegen die Stirn. Sie klappte in sich zusammen. Ich fesselte ihre Hände und Füße, was sich auf Grund der Umstände, dass ich nur meinen linken Arm und meine Zähne zum Binden hatte, lange dahinzog. Und dann: Dann bestrafte ich Invictus. Ich band ihn kurz an und züchtigte ihn solange, bis mich meine Kräfte verließen. Als ich aus meiner Raserei erwachte, bemerkte ich, dass ich alleine war, dass es kalt war, und dass ich verletzt war. Invictus stand teilnahmslos da, wo ich ihn angebunden hatte, den Kopf schräg, das Weiße im Auge sichtbar. Als ich mich näherte, scheute er: "Es war ein Befehl, Invictus. Du hast zu gehorchen! Du hättest sie töten sollen!", sprach ich als spräche ich zu einem vernunftbegabten Wesen. Aber ja, ich hatte oft gesagt, dass Invictus schlauer war als mancher Mensch: "Warum hast du es nicht getan?" Ich überlegte, ob Invictus als Beweis dafür, dass er die harte Lektion verstanden hatte, jetzt nachholen sollte, was ich befohlen hatte. Doch aus unerfindlichen Gründen war mir die Lust vergangen. Ich würde sie mitnehmen. Sie würde als meine Sklavin mir gehören. Die Frau war immer noch ohnmächtig. Ich wollte sie über den Pferderücken bugsieren, doch nur mit einer Hand war es mir unmöglich, das zu vollbringen. Ich versetzte ihr einen Tritt: "Wach auf!", sagte ich. Wenn ich sie fortbringen wollte, würde sie vor mir hergehen müssen. |