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Es war einmal - Druckversion

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Es war einmal - Ciaran - 11-16-2023

Trotz des Opfers an Samhain war mein Geist nicht wirklich zur Ruhe gekommen. Nicht einmal, dass Calum sich den Zauber wenig später abgeholt hatte, reichte aus, um dieses Gefühl in meinem inneren zu befriedigen. Es war wie ein Jucken, das ich nicht kratzen konnte. Ich kannte es schon, kannte es schon viele Jahre. Es würde nicht weggehen. Ich wusste es. Es war nie von allein weggegangen. Es würde nur schlimmer werden. So schlimm, dass ich die Kontrolle verlor, wenn ich es zu lange ignorierte. Ich wusste das.





Ohne viel zu sagen oder zu erklären verabschiedete ich mich eines Morgens von Cinead für ein paar Tage. Er wusste, dass ich das manchmal brauchte. Ich war mir nicht sicher, ob er wusste, was ich in solchen Zeiten machte. Er hatte zumindest nie etwas gesagt. Und ich war durchaus dankbar, dass er sich nicht einmischte und nicht nachfragte.





Auch wenn es kalt war und andauernd regnete, hatte ich mein Pferd genommen und war einfach losgeritten, ohne bestimmte Richtung. Hauptsache, etwas weiter weg. Wohin, das würde sich dann schon ergeben.

Nach drei Tagen stieß ich auf ein kleines Dorf. Ich war ziemlich durchgefroren und nass und durfte eine Nacht im Gemeinschaftshaus bleiben und dort auf dem Boden schlafen. Es gab nicht sehr viele Menschen in dem Ort, wie es eben häufig so bei kleineren Dörfern war.

Am nächsten Morgen ritt ich weiter.









Vier Tage später ging ein Mädchen in den Wald, um Pilze zu sammeln. Sie war etwas plump von Gestalt und eigentlich in dem Alter, dass sie schon verheiratet sein sollte, aber kein Verehrer interessierte sich wirklich für sie. Sie hatte etwas schiefe Zähne und selbst im Winter noch Sommersprossen auf ihrem Gesicht. Aber sie war ein liebes und fröhliches Mädchen, das eigentlich jeder gern hatte.

An diesem Tag verspätete sie sich sehr mit ihrer Rückkehr. Als die Dunkelheit einsetzte und sie noch nicht zurückgekehrt war, fing ihre Mutter an, die Nachbarn zu befragen, ob sie sie gesehen hatten oder irgend etwas auffälliges bemerkt hatten, aber niemand wusste etwas. Mit den Jagdhunden des Dorfes gingen die Jäger in den Wald, um nach ihr zu suchen, aber es war keine Spur zu finden. Auch die nächsten tage nicht.

Gerüchte wurden laut von einem Bären, der hier herumstreifte, oder doch einem römischen Händler, der ein Auge auf sie geworfen und sie sicher in die nächste römische Stadt entführt hätte. Auch ein Portal in die Anderswelt und ein Kelpie im nächsten See wurden erörtert. Alles wurde in Betracht gezogen, aber das Mädchen kehrte nicht nach Hause zurück.