Das Ende des "Weißen Pferdes" - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +----- Forum: Handelsviertel (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=52) +------ Forum: Ehemalige Taberna "Zum Weißen Pferd" (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=41) +------ Thema: Das Ende des "Weißen Pferdes" (/showthread.php?tid=567) |
Das Ende des "Weißen Pferdes" - Iuventia Fabata - 11-02-2023 Es hatte fast wochenlang am Stück geregnet und die Taberna war so klamm, dass wir schon wegen der Kinder rund um die Uhr heizen mussten, damit sie nicht krank wurden. Commodus oder ich würden mehrfach in der Nacht Holzscheite in der Küche unten sowie unserem privaten Herd im Wohnzimmer nachlegen, damit alles warm blieb und die Wärme von unten nach oben in die Schlaf- und Wohnräume zog. Diese Nacht war Commodus an der Reihe gewesen, da er mal zur Abwechslung nicht schon vor Sonnenaufgang zur Jagd aufbrach und ich konnte durchschlafen, so lange mich die Zwillinge oder Flora nicht weckten. Statt Kindergeschrei weckten mich allerdings Atemprobleme und massive Kopfschmerzen und erst nach einer gefühlten Ewigkeit begriff ich, was ich da roch. Rauch! Das Adrenalin schoss durch meine Adern und als erstes versuchte ich meinen Mann zu wecken, der neben mir lag, während bereits fast der ganze Boden des Zimmers voller Rauch war. Ich schüttelte ihn mit aller Kraft, aber nichts half. Sein glasiger Blick richtete sich bereits zur Decke und mir würde es genauso gehen, wenn ich mich jetzt nicht in Bewegung setzte. Die Kinder! Ich musste zu den Kindern... Ich kämpfte mich aus dem Bett und taumelte durch die verrauchte Dunkelheit und musste bei der Tür erst einmal qualvoll nach Luft schnappen. Ich konnte kaum atmen. Ich sammelte alles was ich noch an Kraft und Puste hatte und rief nach Helena, Samira, Hassani und die Namen der Kinder. Alles was mir in meinem Zustand einfiel und immer wieder Feuer. Samira und Helena sah ich bereits mit den zwei älteren Mädchen und ich taumelte ins Zimmer der Zwillinge und der kleinen Flora. Ich nahm die Zwillinge aus ihrem gemeinsamen Bettchen und klemmte mir jeweils ein Kind unter den Arm und machte mich auf zur Treppe, die ich so schnell es ging nach unten stieg. Am Fuße der Treppe kam mir Helena entgegen, die mir die beiden aus den Armen nahm und nach draußen brachte und ich drehte wieder um und kämpfte mich gegen den Rauch und die Flammen unter Hustenkrämpfen wieder nach oben durch. Vom Wohnzimmer her züngelten riesige Flammen in den Flur und die Hitze versengte mir die Haut und die Haare. Ich riss die wie von Sinnen kreischende Flora aus ihrer Krippe und machte mich abermals auf den Weg zur Treppe. Das Untergeschoss des Hauses war aus Stein im Gegensatz zum Obergeschoss, das aus Holz war und nun lichterloh brannte. Von überall her hörte man nun Geschrei, aber zu mir drang nur wenig durch. Ich taumelte die Treppe hinab und drückte Samira das Baby in die Hand, die schnell damit nach draußen lief. Ein Hustenanfall schüttelte mich und ich brach mitten im Schankraum am Fuß der Treppe zusammen. Das letzte, das ich sah, waren Samira und Helena, die versuchten sich zu mir durchzuschlagen, ehe ein Teil der Zwischendecke herabfiel und ein brennender Dachbalken auf mich herab stürzte, der meinem Leben ein Ende bereitete. RE: Das Ende des "Weißen Pferdes" - Chronist - 11-03-2023 Iscalis hatte keine Vigiles, keine Feuerwehr. Als der Ruf "Feuer!" erklungen war, hatten sich Handwerker mit Spitzhaken, Wolldecken und Sand auf den Weg gemacht, Nachbarn eine Eimerkette gebildet und alle versucht, zu helfen, wo sie nur konnten. Auch wenn das Feuer ganz gewöhnlich war - Wasser löschte es durchaus - brannte die viele Holzeinrichtung im Haus wie Zunder. Krachend stürzte das Haus über den Grundmauern zusammen, und nun versuchten die Helfer alles, zu verhindern, dass das Feuer auf das ganze Viertel übergriff. Der Tag war eher kühl und grau gewesen, und da kam ihnen ein Regenschauer zu Hilfe. Aus den Trümmern jedoch kam eine Sklavin, die die beiden kleinen Zwillinge der Familie gerettet hatte, und auch die drei Geschwister fanden sich ein, zitternd, aneinandergedrängt und hustend. Eine wohlmeinende Nachbarin nahm sie in Obhut und führte sie weg. So mussten sie wenig später die beiden verkohlten Leichen ihrer Eltern, die herausgetragen wurden, wenigstens nicht sehen. Der Regen löschte schließlich das Feuer. Das Grundstück selbst gehörte der Stadt, und würde an sie zurückfallen. Die Stadtverwaltung beauftragte auch einen ihrer Notare, sich mit den Verwandten der Kinder wegen der Vormundschaft in Verbindung zu setzen. Das jemand sie aufnehmen wollte, darüber gab es wenig Hoffnung, denn all ihr Erbe hatte in der Taberna "Das weiße Pferd" gesteckt und war nun verloren. Gnaeus Octavius Commodus und Iuventia Fabata wurden außerhalb des Pomeriums ohne viel Pomp beigesetzt, obgleich doch viele Menschen den Trauerzug begleiteten, denn die freundlichen Wirtsleute waren sowohl bei Römern als auch bei Kelten beliebt gewesen. - FINIS-
RE: Das Ende des "Weißen Pferdes" - Raven - 11-11-2023 Der Tod von Fabata und die Gefahr der Kinder hatte Helena schwer getroffen. Es war nicht das erste Unglück das sie miterleben musste doch es war fast wie damals. Sie war gerade geboren und doch sah sie in ihren Träumen die Bilder immer und immer wieder. Der Tod der eigenen Mutter. Zuerst hatte sie es nicht verstanden doch im laufe der Jahre wurden die Bilder immer deutlicher und sie hatte das Gefühl dabei gewesen zu sein. Die Schreie, das Feuer, die Schmerzen, alles war so real als ob sie selbst es gefühlt hätte und auch dieses mal war es genauso wieder. Sie spürte die Hitze, die Angst und dann hörte sie da knarzen und brechen des Balken der auf Fabata stürzte. Ihr letzter Gedanke der nur ihren Kindern galt, der Schlag der ihr die Besinnung raubte und somit auch das schlimmste verhinderte. Helena war wie betäubt vom Platz des Geschehens gewankt und erst nach Stunden irgendwo im Wald wieder zu sich gekommen. Erneut war die Mutter umgekommen, erneut war sie alleine, erneut hatte sie neue Erinnerungen in sich die sie immer wieder einholten. Helena war auch in diesem Feuer gestorben doch Raven, die Priesterin, der Falke, lebte. Wenn sie überleben wollte musste sie zurückkehren an den Ort der sie geboren hatte. …(dies ist eine andere Geschichte und wird vielleicht an einer anderen Stelle erzählt) |