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Prolog: Sieben Falken gegen Rom - Druckversion

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Prolog: Sieben Falken gegen Rom - Dunduvan Deimos - 07-23-2022

  Zehn Jahre zuvor, auf der Insel Mona

Dunduvan, dass hieß der kleine Braunschwarze. Dunduvan war sieben Jahre alt, seine Haut war fast olivfarben, sein Haar dunkel und seine Augen auch. Er sah zu seiner Mutter hin, die ganz in Schwarz gehüllt, die Zwillingsschwester Siofra an der Hand führte. Dunduvans Schwester sah ihm ähnlich, war jedoch lichter als er.
Cathbad der Druide legte beide Hände auf seine Schultern, und der Junge lehnte sich an ihn. Er sah in ein freundliches Gesicht. 
Cathbad mochte ihn; nicht jeder mochte ihn; seine Mutter hatte ihn nicht wirklich lieb, glaubte er. Wenn sie ihn ansah, so schlich sich in ihre Augen ein stählener Glanz, als würde sie einen anderen erblicken und wenn sie mit ihm sprach, so oft in kurzen Sätzen: Lass das Geh fort. 
Aber Siofra wenigstens hatte ihn lieb. Heute trug auch sie schwarz, doch unter dem Schleier winkte sie ihm zu, und ihre blauen Augen lachten.

Noch sechs andere Frauen mit ihren Söhnen standen heute auf diesem Platz. Sieben  schwarzgewandete Frauen und mit ihren sieben Söhnen, alle fast am gleichen Tag oder doch wenigstens innerhalb des gleichen Monats  geboren. 
Dunduvan hatte die anderen Jungen noch nie zuvor gesehen, sie mussten von weiter her gekommen sein. 
Aber er wunderte sich, dass zwei von ihnen fast noch dunkler waren als er selbst. 
Ob ihre Mütter sie auch nicht liebten? Ob die anderen Kinder sie auch verspotteten? Ihnen Römerbrut hinterher riefen? Man wusste doch, dass die Römer vor sieben Jahren die Druiden fast alle getötet hatten, und sie immer noch töteten, sobald sie sie fanden und was sie Unaussprechliches den Heiligen Jungfrauen von Mona angetan hatten. 

Die Mutter trat an den Rand der Klippe und drehte sich um, der Wind zerrte an ihrem Gewand.
Cathbad schob Dunduvan etwas vor: „Sprich mir nach, Dunduvan“, sprach er.
Und gegen den aufkommenden Wind, der seine Worte vom Mund mit sich riss und verschluckte, sprach der Junge die Worte des Druiden nach:

„Ich, Dunduvan schwöre, Rom immerdar hassen.
Zu Land und zu Wasser werde ich die Römer bedrängen.
Sie sollen unsere heilige Insel verlassen und nie wieder kehren.
Und ihre Seelen sollen nie wieder geboren werden.“

Auch die anderen Jungen traten vor, sprachen die Worte, die der Cathbad ihnen vorsprach.

Dunduvans Mutter war die Größte und Edelste unter den Frauen. Ihr Blick ruhte auf den Jungen und war so entrückt von dieser Welt, dass es den Jungen fröstelte. Sie rief:
„Junge Falken, schwört, eure Mütter zu rächen!“
„Mütter, wir werden euch rächen.“

Und da einen Moment lang suchten ihre Augen Dunduvan: „Und du, Dunduvan, schwöre du auch noch, deine Schwester zu rächen.“

Da fiel es ihm auf. Er und seine Schwester waren die einzigen Zwillinge hier, und Siofra das einzige Mädchen. Er wusste nicht weshalb genau, aber plötzlich bekam er Angst. Die Angst kroch über ihn wie ein graues Gespinst.
„Ja, Mutter“, stotterte er dennoch: „Ich schwöre es"

„Allmächtige Götter von Britannien, so nehmt das Opfer eurer Priesterinnen an", sprach die Mutter.

 Sie drehte sich einmal um sich selbst und schien danach davon zu fliegen wie ein großer Rabe, der schwarze Schleier hüllte sie ein, hüllte Siofra ein, ihre Füße berührten nicht mehr den Boden, ein dünner, unendlich verlassener Schrei – und dann waren sie allesamt über die Klippen ins Meer gesprungen, dann waren sie fort.

Den Schrei hatte Dunduvan ausgestoßen. Er stand wie erstarrt. Und auch wenn er später die Augen schloss, würde er vor sich sehen, wie die sieben ehemaligen Priesterinnen in den Tod sprangen und seine Schwester mit sich nahmen  und nur die verlassenen hellen Felswände blieben, über die der Wind strich.

Doch gleichzeitig waren die Worte des Druiden  eingehämmert in sein Gehirn wie mit einem glühenden Eisen: Rom immerdar hassen, die Römer bedrängen, sie verjagen, und sie mischten sich mit den Tränen, die den Kindern über ihre Gesichter liefen.

Erst nach einer ganzen Weile sprach Cathbad: „Kommt, meine kleinen Falken, kommt mit mir.  Lasst mich euch den Kampf und auch Weisheit lehren! Du Dunduvan sollst ab heute den Namen Deimos tragen, das heißt Schrecken, und Deimos sollst du für deine Feinde sein."

So wurde Dunduvan  Deimos Schüler des Druiden Cathbad.