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Am Brunnen vor dem Tore - Einweihung des Grazienbrunnens - Druckversion

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RE: Am Brunnen vor dem Tore - Einweihung des Grazienbrunnens - Licinianus Owain - 10-24-2024

Als Saturninus mich mit seinem typischen, leicht herablassenden Tonfall korrigierte und den Namen "Tiberius Furius Victor" nannte, ließ ich es stillschweigend geschehen. Doch innerlich regte sich kein Funken der Anerkennung für diesen neuen Namen. Für mich würde der Junge immer Aidan bleiben, so wie ihn Deirdre genannt hatte, als er das Licht der Welt erblickte. Der Römer konnte ihn nennen, wie er wollte, aber ich würde nicht damit aufhören, Aidan bei seinem keltischen Namen zu rufen. Der Name trug die Kraft seiner Herkunft in sich, und das war mir wichtiger als jeder römische Name.

Als der Römer erklärte, dass ich nicht Aglaias Zustimmung zur Hochzeit brauchte, spürte ich zunächst eine Erleichterung. Sie hatte mich verlassen und enthielt mir weiterhin unsere Tochter vor. Es schien nur gerecht, dass ich ihr gegenüber keine Verpflichtungen mehr hatte. Doch dann, als Furius Saturninus weiter sprach und von der guten Sitte  und der Ehrerbietung zwischen Patron und Freigelassenem sprach, kamen mir Zweifel. Obwohl ich Aglaia nichts mehr schuldete, wie er sagte, fühlte es sich doch so an, als ob ein Schatten zwischen mir und meiner Zukunft mit Deirdre hing. Mich ließ die Vorstellung, dass sie über meine Ehe Bescheid wissen sollte, nicht völlig los. Sollte ich sie wirklich einfach so ignorieren? Konnte ich das so tun? Es war eine Frage des Anstands und des Respekts. Sollte ich wirklich mit Deirdre glücklich werden, ohne zumindest ein letztes Gespräch mit Aglaia zu führen?

Ich zwang mich, zu lächeln, als Saturninus an Aglaia und ihrem Volk kein gutes Haar ließ  und mir verdeutlichte, dass Deirdre die richtige Wahl für mich sei. Seine Glückwünsche waren aufrichtig. Er meinte es gut, das wusste ich.
Mit einem festen Entschluss in meiner Stimme verabschiedete ich mich schließlich. "Danke, Furius Saturninus. Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet. Du bist jederzeit willkommen, um Aidan... äh, deinen Sohn zu besuchen. Ich weiß, dass er dir viel bedeutet. Es würde uns eine Ehre sein. Vielleicht könnten wir gemeinsam auf die Jagd gehen, wenn du Zeit findest.“ Ein höfliches Angebot, aber auch ein Zeichen, dass ich gewillt war, ihm die Tür offen zu halten, für Aidan und für die Verbindung, die wir beide durch ihn und seine Mutter hatten.

Dann wandte ich mich wieder Deirdre zu. Doch in meinen Gedanken wuchs der Entschluss, dass ich doch noch mit Aglaia reden musste!