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Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Druckversion

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RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Cinead - 06-05-2024

Ich ließ mir die Nachmittagssonne auf den Pelz scheinen, während Rhian im Fluss badete und ihre Sachen wusch. Wenn sie mich beobachtete, sah ich weg aber ansonsten machte ich mir nicht die Mühe. Rhian war nicht unansehnlich und unter anderen Umständen hätte ich die Situation vielleicht genutzt, aber der Auftrag war wichtiger und so gut gefiel mir das Mädel nun auch nicht. 

Gedanklich wanderte ich zu der drallen Tochter des Metzgers in Iscalis mit den üppigen Brüsten. Wäre die jetzt hier, würde ich die Situation auf jeden Fall ausnutzen. Abgesehen davon sah ich sonst keine Menschenseele außer uns beiden und hätte ich nicht Wache schieben müssen, wäre ich glatt nochmal ins Wasser gegangen. 

Rhian schien genug geplantscht zu haben und trocknete sich ab, während ich mich erhob und meine Glieder streckte. Ich schaute auf das Futzelchen Seife, das sie mir zurückgeben wollte und schüttelte nur den Kopf. "Behalte es ruhig. Ich besorge neue Seife bei Gelegenheit" meinte ich recht neutral. Für zwei, drei Mal Hände oder Gesicht waschen würde es vielleicht noch reichen. 

"Wir haben noch ein bisschen Zeit bis zum Abendessen. Als ich mittags hier war, habe ich ein paar Sträucher gesehen. Komm mit" sagte ich mit einem schiefen Grinsen und zog unsere Prinzessin auf einen Trampelpfad der vom Fluss zu einem kleinen Heckendickicht führte. Ich reichte ihr meinen Futterbeutel, der aktuell leer war und bedeutete ihr, dass sie ihn füllen sollte. Das Dickicht war voll mit Beerensträuchern, von denen einige zwar schon abgepflückt waren, aber noch reichlich zu ernten war.

Überall an den Sträuchern waren leckere reife Himbeeren und Blaubeeren, die im Sommer herrlich süß waren. Ich machte mir nichts daraus, dass meine Finger zerkratzen und schaufelte die Beeren in den Futterbeutel in Rhians Händen. "Die haben wir uns verdient" meinte ich gut gelaunt, als der Beutel gut gefüllt war und ich Rhian zurück zur Herberge führte, wo schon das Abendessen auf uns wartete und mein nicht unbedingt ersehntes Stelldichein mit der Wirtin.


RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Rhian - 06-05-2024

Die Nachmittagssonne brannte tatsächlich äußerst stark vom Himmel, wie Rhian feststellte, als sie blinzelnd ihren Kopf anhob. Da bräuchte sie ihre Kleidung vielleicht gar nicht nass in die Taverne tragen und diese dort aufhängen. Sondern könnte ihre Kleidung hier auf den Steinen zum trocknen auslegen. Für einen kurzen Augenblick neigte sich Rhians Kopf leicht auf die Seite. So als überlegte sie, ob sie ihre Gedanken tatsächlich in die Tat umsetzen sollte. Und außerdem hatte sie noch immer das kleine Seifenstück, welches wahrlich auf ein winziges Minimum zusammen geschrumpft war.

“Ich wollte deine Seife wirklich nicht derart schmälern.“

Murmelte Rhian mit leiser Stimme und biss sich unbeholfen auf ihre Unterlippe. Während sie ihre noch immer nassen Kleidungsstücke gegen ihren Körper presste.

“Ich würde hier gerne mein Oberteil und meine Hose zum trocknen auslegen. In der Schenke ist es mir zu ..überfüllt.“

Sprach's und setzte ihre Worte sogleich in die Tat um. Das Seifenstück gab sie davor Cinead, bevor sie ihr Hemd und die Hose auf einem der Steine ausbreitete, auf den die Nachmittagssonne noch besonders kräftig schien. Dann konnte es auch nicht mehr lange dauern und ihre Kleidung wäre trocken, sobald sie wieder zurück in die Taverne gingen. Denn wenn Rhian ehrlich war, so wollte sie noch lange nicht zurück. Einfach ein bisschen an diesem Ort verweilen. Auch wenn sie dabei unter ständiger Beobachtung stand. Der großen Göttin sei gedankt, ging es Cinead wohl ebenso wie ihr, denn sein Vorschlag ließ Rhians Augen vor Freude hell leuchten.

Eilig wuselte sie dem Dunkelhaarigen hinterher, der sie hinter sich erzog und Rhian darauf achtete nicht zu stolpern. Die Beeren an den Sträuchern blieben, nach Cinead sie darauf aufmerksam gemacht hatte, nun auch Rhians Blicken nicht länger verborgen. Und so kniete sich das Mädchen zu Boden und begann mit flinken Fingern die reifen Beeren von den Sträuchern zu zupfen und diese in den ledernden Futterbeutel zu geben. Nicht lange und der Beutel war bis zum Rand mit diesen köstlichen Früchten gefüllt. Zwischendurch hatte Rhian einige dieser Beeren genascht und war überrascht ob ihrer Süße, die sie auf ihrer Zunge deutlich gespürt hatte.

“Diese Beeren schmecken köstlich.“

Nuschelte Rhian und schluckte eine weitere der süßen Blaubeeren hinunter. Als es dann auch schon Zeit war um sich auf den Rückweg zu machen, sammelte Rhian ihre mittlerweile trockene Kleidung ein und folgte Cinead zurück zur Schenke.


RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Anwen - 06-06-2024

(06-03-2024, 03:29 PM)Louarn schrieb: Wurde Zeit, dass wir loskamen. Gegen Flusskrebse hatte ich nichts, aber für Muscheln musste ich schon sehr hungrig sein und wenig Alternativen haben. Zum Glück aber hatte ich Alternativen.

Anwen schloss sich auch gleich an und als sie Aufstand, erwischte ich einen Blick auf viel zu viel nacktes Bein, als das mein Blut schön da bleiben würde, wo es hingehörte, aber ich bemühte mich wirklich, nicht wie ein notgeiler Idiot zu starren oder zu grinsen oder sonst etwas zu tun. Stattdessen wendete ich mich schonmal ab und ging mit ihr hinaus und bekam so nichts mehr von Rhians Ideen mit, zu denen ich sonst sicher einige Takte zu sagen gehabt hätte.

Draußen war gerade diese Stunde zwischen Dunkelheit und Licht, in der alles noch hell genug war, um zu sehen, aber zu dunkel, um wirklich viel zu sehen. Hier und da hing auch schon der Geruch der römischen Öllampen in der Luft.
“Hier um die Ecke gibt es einen römischen Essensstand“ sagte ich, mich an meinen letzten Besuch erinnernd und in der Hoffnung, dass sie nicht die Stadt umgebaut hätten. Aber das Dorf war klein und der Stand vermutlich auch der einzige hier und wir wohl die einzigen, die keinen eigenen Topf dabei hatten, um das Essen nach Hause zu bringen. Die Römer hatten irgendein Problem damit, draußen zu essen und hielten es für unfein, warum auch immer.

“Zweimal im Brot“ gab ich also die Bestellung in der römischen Sprache auf. Für Auswahl war das Dorf hier zu klein. Es gab, was es gab, und alle waren froh darüber. So auch ich – und ich hoffte, es waren keine Muscheln.
Wir bekamen jeder einen halben Brotleib, dessen Innenleben mit grober Hand herausgepflückt und durch eine Mischung aus Fleisch und Gemüse und einer dunklen Weinsauce ersetzt worden war, garniert mit besagtem Innenleben. Ich gab der Händlerin dafür ein paar römische Münzen und ging mit Anwen weiter, damit andere noch ebenfalls zum Zug kamen, und suchte für uns ein ungestörtes Fleckchen zur Flussseite hin. Zur anderen Seite hatte das Dorf eine kleine Palisade, die wohl nur die weniger hungrigen Räuber wirklich abhielt, aber hier zum Fluss war das Dorf offen, beschützt von dem breiten Wasser.
Ich lehnte mich gegen die Häuserwand des äußersten Hauses und fing an, mit den Fingern zu essen, unsicher, wie ich jetzt weiter vorgehen sollte. Also, ein Teil von mir war sich ziemlich sicher, dass die beste Möglichkeit wäre, Anwen einfach hier und jetzt gegen besagte Wand zu drücken, ihr den Umhang beiseite zu schieben und dann die eine Sache zu tun, die ich noch besser konnte als kämpfen, bis wir beide nicht mehr stehen konnten. Aber der andere Teil von mir wusste, dass noch zwei Wochen Reise vor uns lagen ohne weitere Gelegenheiten und dass das hier wahrscheinlich eine saublöde Idee war.
Ich lehnte also einfach gegen die Wand und aß etwas mit den Fingern und überlegte, bis mein Magen schließlich nicht mehr gar so laut knurrte. “Ich werd aus dir nicht schlau, Anwen. Was willst du von mir?“ fragte ich sie also einmal etwas verwirrt, aber freundlich, da ich wirklich nicht sicher war, ob ich gerade nur verdammt schlecht darin geworden war, weibliche Signale zu deuten, oder ob ich schlicht doch untervögelt war und deshalb Dinge sah, die nicht da waren.

Louarn schien sich in diesem Dorf ein wenig auszukennen. Er wusste, dass es hier einen römischen Essensstand gab, zu dem er nun ging. Anwen folgte ihm, auch wenn sie eigentlich kein römisches Essen zu sich nehmen wollte. Doch der Hunger und der verführerische Duft waren stärker. Sie beobachtete ihn aufmerksam, während er die Bestellung aufgab. Ihre Skepsis gegenüber den Römern war tief verwurzelt, und sie konnte die leichte Anspannung in sich spüren, als die römische Händlerin ihnen die Brote reichte. Anwen hatte gelernt, dass es klug war, wachsam zu bleiben, besonders in Gegenwart von Römern. Sie vertraute ihren Methoden und ihren Sitten nicht, auch wenn sie manchmal deren Annehmlichkeiten nutzen musste.

Sie folgte ihm zum Fluss, wobei sie ihre Umgebung stets im Blick behielt. Das sanfte Plätschern des Wassers und die langsam hereinbrechende Dunkelheit sorgten für eine friedliche Atmosphäre, doch Anwen brauchte eine Weile, um sich vollständig entspannen zu können.
Während sie das Brot vorsichtig mit den Fingern aß, bemerkte sie seine Unsicherheit und das Zögern in seinen Bewegungen. Es war offensichtlich, dass er sich in ihrer Gegenwart unwohl fühlte. Anwen musste ein leichtes Schmunzeln unterdrücken. Es war irgendwie süß, wie er sich bemühte, korrekt zu sein, auch wenn seine Bemühungen manchmal unbeholfen wirkten.

"Was ich von dir will?" wiederholte sie langsam, als würde sie die Worte kosten. "Das ist eine gute Frage." Sie ließ ihren Blick über das ruhige Wasser gleiten. "Ich bin nicht hier, weil ich etwas von dir will. Ich bin hier, weil ich dir vertraue. Das ist alles." Sie lehnte sich ein wenig zurück, ihre Hand immer noch mit dem Brot beschäftigt. "Und was dich betrifft… nun, du hast ein gutes Wesen. Du bist vielleicht manchmal etwas ungeschickt in deiner Art, aber das macht dich nur umso menschlicher. Ich mag das."

Sie lächelte, und ihr Blick ruhte einen Moment auf ihm. "Und was willst du von mir?" fragte sie dann mit einem schelmischen Lächeln. Es bedurfte keiner großen Menschenkenntnis, um zu ahnen, was das war. Dafür hatte sie ihn zu genau beobachtet und seine Blicke gedeutet.


RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Louarn - 06-07-2024

In Ordnung, jetzt war es amtlich, ich war untervögelt und sah Dinge, die nicht da waren. Sie wollte nichts von mir, sondern war einfach, keine Ahnung, gerne nackt unterwegs oder so, was wusste ich. Dass sie mich mochte, nahm ich jetzt erstmal einfach so hin, denn diese Information brachte mir im Moment auch wenig. Es war ja nicht so, als ob ich sie nicht mögen würde, ich verstand nur absolut gar nicht, warum sie hatte mitkommen wollen, sowohl auf die Reise, als auch zum Essen jetzt und schließlich hier an den Dorfrand. Und mehr war da im Grunde auch nicht.
Ich mein, ja, sie war hübsch. Und ja, wenn sie gewollt hätte, hätte ich mich wohl auch dazu bereit gefunden. Da hätte ich wohl nicht viel über Konsequenzen noch nachgedacht. Aber wenn sie auch gar nicht wollte, war ich niemand, der Frauen unbedingt überredete, dass sie etwas taten, was sie nicht wollten. Außerdem mussten wir ja noch zwei Wochen weiter reisen, also war es sowieso besser, wenn da nichts ablenkendes passierte.

Als sie mich also fragte, was ich von ihr wollte, zuckte ich nur die Schultern und schaute dem breiten und tiefen Fluss beim Fließen zu. “Nichts. Ich will nur, dass wir alle sicher am Ziel ankommen, das ist alles“, antwortete ich also durchaus wahrheitsgemäß und höchstens ein winziges, unwesentliches bisschen enttäuscht.
Aber ich wusste selber, dass da zwischen uns nichts war. Es war nicht so wie bei Niamh, bei der ich anfangs zwar auch nichts gewollt hatte, außer ihr zu helfen, aber später dann… nun, jetzt war es egal. Und es war erst recht nicht so wie bei Helena damals, bei der ich… ich hatte mich wie ein Idiot bei ihr gefühlt. Leicht und fröhlich und so unendlich angezogen, so unendlich sicher. Und nun war sie tot und ich mir nicht mehr sicher, ob ich das wirklich jemals gefühlt hatte oder es nur hatte fühlen wollen und es mir deshalb eingebildet hatte.
Aber hier und jetzt fühlte ich weder das eine, noch das andere. Daher war es durchaus in Ordnung, dass es war, wie es war.

Ich war mit dem Essen auch fertig und fegte mir mit den Fingern ein paar Brotkrümel von meinem Oberteil. “Findest du den Weg zur Herberge? Ich wollte mich noch waschen, wenn ich schonmal hier bin, und komm dann. Morgen müssen wir unsere Vorräte auffüllen und wenn es den Pferden gut genug geht, reisen wir dann auch gleich weiter“, meinte ich also ziemlich unaufgeregt und informierte sie einfach über die nächsten Schritte.


RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Anwen - 06-08-2024

Anwen hatte das letzte Stück Brot genossen, und ein Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in ihr aus – endlich war sie wieder einmal richtig satt. Dieses eine Bedürfnis war nun gestillt.

Ihrem Gegenüber aber schien ihre Antwort jedoch nicht gut geschmeckt zu haben. Sie glaubte, eine Spur von Enttäuschung in Louarns Stimme erkannt zu haben. Was hätte sie auch anderes sagen sollen, außer dass sie nichts von ihm wollte? Jegliche Andeutung gegenteiliger Gefühle wäre unehrlich ihm gegenüber gewesen. Sie schätzte ihn wirklich und wollte ihm auch keine Hoffnungen machen, die sie nicht erfüllen konnte. Anwen hatte ihr Leben den Göttern gewidmet, im Speziellen Andraste. Eine Familie zu haben, war für sie undenkbar! Er war anders als die anderen, die nur das Eine im Sinn hatten – wie sein Bruder Fintan zum Beispiel, der es heute Nacht ordentlich krachen lassen wollte.

Nachdem auch Louarn sein Essen beendet hatte, wischte er sich die letzten Krümel von der Kleidung und fragte, ob sie den Weg zurück zur Herberge alleine finden würde. Sicherlich konnte sie das, doch sie sehnte sich nicht danach, sich in dieses viereckige steinerne Monstrum zu begeben, um dort zwischen den Ausdünstungen zahlloser Menschen Ruhe zu suchen.

"Ich weiß, wo man sich gut waschen kann", erwiderte sie. "Um diese Zeit ist es dort ganz ruhig und man ist ungestört." Kaum hatte sie ausgesprochen, setzte sie sich in Bewegung. Nach einigen Schritten drehte sie sich um, um zu sehen, ob er ihr folgte. "Komm doch mit!" rief sie und ging weiter.


RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Louarn - 06-08-2024

Ich wollte mich eigentlich nur schnell notdürftig waschen, denn mal ehrlich, es wurde langsam wirklich dunkel, nachdem die Sonne nun weg war, und der Fluss war so oder so kalt und viel zu schnell und zu tief, als dass man in ihm baden könnte.  Und als sie meinte, dort wäre es um diese Zeit ganz ungestört, musste sich wahrscheinlich ein ganzer Haufen Fragen und Skepsis in meinem Blick spiegeln, denn mal ehrlich, auch hier war es ungestört, Anwen war noch nie hier gewesen und wusste daher gar nicht, ob und wann ihr ausgesuchter Platz ungestört wäre und außerdem machte es so überhaupt gar keinen Sinn, dass sie mir da jetzt irgendwas zeigen wollte, nachdem wir beide gerade eben nochmal klar gestellt hatten, dass nichts zwischen uns laufen würde. Was also sollte das jetzt?
Diese Situation hier war einer der Gründe, warum ich diese Frau nicht verstand. Wahrscheinlich wusste sie selber nicht, was sie wollte, oder das war so ein Priesterinnen-Ding, von dem ich schlicht keine Ahnung hatte. So oder so fühlte ich mich davon ein wenig genervt. Ich mochte gerne klare Anweisungen und Aussagen, auf die man sich verlassen konnte. Mit Menschen, die eine Sache sagten, eine andere aber meinten, war ich noch nie gut zurecht gekommen. Am schlimmsten waren dann die, die meinten, man müsse doch wissen, was sie dachten. Ehrlich, wenn ich diese macht hätte, Gedanken zu hören, würde ich sie sicher nicht auf Leute verschwenden, die nicht einfach sagen konnten, was sie wollten.

Und trotzdem bewegten sich meine Beine irgendwie ihr nach, auch wenn ich mich fragte, was ich da eigentlich tat und warum ich mitging. Vielleicht war ich auch einfach dumm.


RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Anwen - 06-12-2024

Er brauchte ein bisschen, bis ihm endlich klar wurde, was Anwen ihm sagte. Dann kam Louarn doch, und sie führte ihn zu dem Platz, an dem sie sich vor einiger Zeit selbst gewaschen hatte. Dort war es wirklich einsam, und man konnte sicher sein, dass man von keinem der Dorfbewohner begafft wurde. "Hier ist es!", sagte sie zu ihm. "Hier ist der Platz, an dem wir zwei völlig ungestört sind." Ein Lächeln flackerte in ihrem Gesicht auf, das sicher viel bedeuten konnte. Doch Louarn verstand sicher, was sie meinte. Schließlich hatte er ihr immer wieder diese Blicke zugeworfen, seitdem sie sich zu ihm gesetzt hatte. Blicke, die ihr sagten, dass ein gewisses Interesse an ihr bestand. Falls er sich mehr erhoffen sollte, würde sie ihn leider enttäuschen müssen. Doch um ein wenig die Zeit zu vertreiben und zu entspannen, war sie durchaus zu haben.

Anwen hielt einen Moment inne und blickte ihm schweigend in die Augen. Dann öffnete sie ihren Mantel und ließ ihn über ihre Schultern hinab auf den Boden gleiten, sodass sie ihm nun ganz unbekleidet gegenüberstand. Sie machte ein paar Schritte auf ihn zu, bis sie direkt vor ihm stand. Er war um einiges größer als sie. Daher musste sie sich auf ihre Zehenspitzen stellen, damit ihr Mund zu seinem fand und sie ihn küssen konnte. "Vielleicht willst du doch das von mir?", raunte sie ihm fragend zu.


RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Louarn - 06-13-2024

Ich folgte Anwen also ein Stück weit zu einer Stelle, wo das Ufer eher Flach zum Fluss verlief. Kieselsteine am Ufer sagten mir, dass der Fluss hier Regelmäßig über die Ufer trat, wenn er viel Wasser führte, und dann Geröll aus dem Flussbett hier liegen ließ. Nicht, dass ich lebensmüde war und in einem Fluss schwimmen wollte, aber vielleicht war das Ufer tatsächlich geeignet, dass ich mich hier einmal ein wenig waschen konnte.
Aber irgendwas in Anwens Wortwahl machte mich misstrauisch, und ich schaute stirnrunzelnd zu ihr hinüber. Inzwischen war auch das letzte bisschen Sonnenlicht weg und nur der Mond erhellte ein wenig den Ort hier. Aber selbst so bekam ich mit, dass sie ihren Umhang auf einmal fallen ließ und auf mich zukam. Augenblicklich war ich schmerzhaft hart, aber trotzdem kam ich über dieses Hin und Her nicht hinweg. Ja, ich war dumm, auf mehreren Ebenen sogar, aber nicht so dumm, dass ich meinen Penis die Kontrolle übernehmen ließ und nichts mehr mitbekäme.
Sie wollte mich wohl küssen, aber ich streckte meinen Rücken etwas durch und nahm den Kopf leicht zurück, womit ich außerhalb der Reichweite ihrer Lippen war, und auch, wenn Teile von mir ächzend protestierten, schaute ich sie sehr zweifelnd an. “Was wird das? Ist das irgend eine Art Spiel für dich?“ fragte ich nicht unbedingt amüsiert, in jedem Fall aber verwirrt nach. Denn mal im ernst, grade eben hatte sie gesagt, sie wolle nichts von mir, und jetzt zog sie sich aus und warf sich mir an den Hals? Ja, ich war umwerfend, aber doch nicht so. Und außerdem hatte ich wirklich die Nase voll von Frauen, die nicht wussten, was sie wollten.


RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Anwen - 06-16-2024

Anwen hielt inne, als sie Louarns skeptischen Blick bemerkte. Sie trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, als ob sie sich selbst schützen wollte. "Nein, das ist kein Spiel," sagte sie ernst, ihre Augen fest auf seine gerichtet. "Ich weiß, dass ich zuvor gesagt habe, ich wolle nichts von dir. Das war die Wahrheit in Bezug auf eine feste Beziehung. Aber das bedeutet nicht, dass ich diesen Moment nicht genießen möchte, dass ich dich nicht in diesem Augenblick nah bei mir haben möchte."
 
Sie wandte ihren Blick nicht von ihm ab und versuchte, seine Gedanken zu ergründen. Sie war bereit zu akzeptieren, wenn er nun ging. Vielleicht war er einer jener Männer, die nicht nur auf ein flüchtiges Abenteuer aus waren, sondern eine feste Beziehung suchten. Wenn dem so war, hätte sie vollstes Verständnis für ihn, denn sie schätzte ihn als ehrlich und verantwortungsvoll ein.
 
"Mein Leben gehört den Göttern," sagte sie schließlich, ihre Stimme von tiefer Überzeugung getragen. "Ich bin durch und durch Priesterin. Jede Faser meines Seins ist ihnen geweiht. Meine Verpflichtungen ihnen gegenüber sind absolut und lassen keinen Raum für eine traditionelle Beziehung. Das bedeutet nicht, dass ich keine Nähe oder Zuneigung empfinde. Aber meine Prioritäten sind anders. Die Götter haben mich zu ihrem Werkzeug gemacht, und diese Verantwortung kann ich nicht ablegen."
 
Sie trat einen Schritt näher, ihre Augen weich und voller Verständnis. "Kannst du das verstehen und akzeptieren?" fragte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. In ihren Augen lag eine Mischung aus Hoffnung und Sorge, und sie suchte in seinem Blick nach einer Antwort, die sie beruhigen könnte.


RE: Reise nach Norden - Eine Braut auf dem Weg - Louarn - 06-17-2024

Sie trat zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, und aus irgendeinem Grund tat ich dasselbe, während ich auf eine Antwort wartete, was das sollte. Und ja, nach den ersten zwei Sätzen war ich erst einmal sauer. Denn natürlich war das ein Spiel, wenn man das eine sagte und etwas anderes meinte. War ja nicht so, als ob sie mir nicht auch einfach hätte sagen können, dass sie einfach nur Sex wollte und sonst nichts. Für diese Aussage hätte es das ganze drum herum nicht gebraucht, und da wäre sie bei weitem nicht die erste damit. Und wohl auch nicht die letzte, ohne eingebildet zu sein.

Aber dann sprach sie weiter, und mein Ärger verflog mit jedem weiteren Wort, bis nichts mehr davon übrig war außer einer kleinen Erinnerung irgendwo im Hintergrund. Meine Anspannung wich aus den Muskeln, und ich verlagerte ein wenig das Gewicht und nahm auch die Arme wieder runter.
“Ich versteh das. Besser als die meisten, wahrscheinlich“, sagte ich und wandte mich ein wenig von ihr ab und mehr dem Fluss zu. “Meine Brüder tun alle so, als könnten wir auch einfach Familien gründen, obwohl wir… naja, obwohl wir sind, was wir sind. Mischlinge, die eigentlich nicht leben sollten, und die weder auf der einen, noch auf der anderen Seite ein langes Leben zu erwarten haben. Im besten Fall sterben wir in Erfüllung unserer Pflicht, und im schlimmsten fangen uns die Römer dabei lebendig und foltern uns erst ein paar Tage lang, bis wir ihnen alles verraten, was wir wissen.“ Ich wollte, dass sie wirklich wusste, dass ich sie verstand, mit ihrer Pflicht den Göttern gegenüber. Nicht dass ich glaubte, dass wir direkt von den Göttern zu irgendwas berufen wären. Cathbad war kein Gott. Nicht einmal einer der grausameren.Und ich verstand die verschlungenen Pfade der Silberfäden nicht, das Leygewebe oder auch nur sowas einfaches wie die Wirkung von Pflanzen.
Aber ich verstand, dass wir nichts haben sollten, das uns etwas bedeutete, weil es im Zweifel gegen uns verwendet werden würde. Weil es ein Druckmittel sein könnte, um unseren Willen zu brechen und uns zu Verrätern zu machen. Ich sah es ja bei Alun, wie er damit gehadert hatte, seine römische Frau aufzugeben, und welche Risiken er dafür eingegangen war. Und wie es ihn jetzt noch schmerzte, obwohl es so gefährlich gewesen war.
Und naja, so viel besser war ich bei Niamh auch nicht gewesen. Die Liebe machte Narren aus uns allen. Moment, was…? Ich verscheuchte den Gedanken, vergrub ihn tief in mir und zog mir mein Hemd über den Kopf. Nicht als Vorbereitung für irgendwas, sondern weil ich ins flache Wasser stiefelte und dort über dem Wasser in die Hocke ging, um das Hemd ein wenig einzuweichen und vom Dreck zu befreien.
“Ich bin dir nicht böse, dass du nur etwas bedeutungsloses willst. Es gibt Momente, da will ich auch nichts anderes“, sagte ich, während ich mein Hemd im dunkeln auswusch. Schlimm genug, dass ich sah, wie der Dreck sich löste, obwohl es Nacht war. “Und ich will auf gar keinen Fall Kinder. Also… was ich sagen will, ist, ich verurteile dich dafür nicht. Aber im Moment wäre das nur eine Ablenkung und würde die Reise unnötig verkomplizieren. Und… ich bin mir nicht sicher, ob es für mich so bedeutungslos wäre wie für dich, also… lassen wir das, ja?“
Ich drehte kurz den Kopf in ihre Richtung, aber eher, um zu schauen, ob sie überhaupt noch da war und nicht schon längst wieder gegangen war und ich Selbstgespräche führte.