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Eingangstüre - Druckversion

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RE: Eingangstüre - Furiana Nivis - 06-29-2023

(06-28-2023, 09:59 PM)Louarn schrieb: Ich wollte noch weiter fragen, aber von einem auf den anderen Moment machte das Mädchen vor mir dicht und wurde kratzbürstig. Ich konnte es regelrecht sehen, als hätte jemand in dem Moment mit dem Finger geschnippst. Und sie sagte etwas davon, dass Erwan sie genauso zurichten würde, wenn sie etwas verraten würde, was ja nur zwei Dinge hieß: Erstens, das Mädchen, das er festhielt, war übel zugerichtet worden, so dass die Sklavin hier Angst hatte. Und zweitens, dass er Angst hatte, jemand könnte etwas davon erfahren. Ich sollte vielleicht einem listigen Fuchsgeist danken, dass sie überhaupt etwas gesagt hatte.
Ich hob in einer mich ergebenden Geste die Hände und zog mich leicht von ihr zurück. “Er würde es ja nicht erfahren. Aber gut, ich frag den Medicus. Warte hier einen Moment.“

Ich versuchte wirklich, mein rasendes Herz zu beruhigen und mir nichts anmerken zu lassen, als ich zu Flavianus Pü’s Behandlungszimmer ging und kurz wartete, bis er mit dem letzten Patienten fertig war, um hineinzugehen. Das musste ich selbst machen, und ich überlegte schon, wie ich ihn bitten könnte, ausgerechnet für mich zu spionieren, ohne dass das später zu Problemen führen würde.

>>>

Nora atmete erleichtert auf, als der Türsteher verschwand, um den Medicus zu holen. sie war so nah dran gewesen, alles zu verraten. dann hätte sie richtig Ärger bekommen. Aber gerade noch rechtzeitig hatte sie den Annäherungsversuchen des Türstehers widerstanden!

Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür zum Behandlungszimmer und der Medicus trat heraus. Er hatte seine Tasche dabei, in der sich bestimmt seine Instrumente befanden.
"Salve Medicus, mein Name ist Nora," erwiderte sie schüchtern. Doch als er seine Tasche nahm, um zu gehen, entstand ein Lächeln auf ihren Lippen. "Oh es ist nicht so weit von hier. Nur ein paar Straßen weiter!", meinte sie. Das konnten sie gut zu Fuß schaffen!

>>>


RE: Eingangstüre - Flavianus Pytheas - 07-04-2023

>>> Pytheas kehrte aus dem Haus des Tuchhändlers zurück. Er hoffte, dass Louarn noch nicht nach Hause gegangen war, als er nach ihm rief:
"Louarn!"


RE: Eingangstüre - Louarn - 07-04-2023

Ich hatte nach Flavianus Püs Weggang bald danach abgeschlossen und war gegangen, nur um mich bei Alan im Stall zu verausgaben, um nicht dauernd nachdenken zu müssen, und hatte dort dann auch meine Brüder getroffen, die mich schon auf das schlimmste vorbereitet hatten. Da ich dort aber nur nutzlos rumstehen konnte und doch nichts tun konnte, obwohl es mich beinahe zerriss, hatte ich mich dann doch noch einmal auf gemacht zum Haus meines Arbeitgebers, in der Hoffnung, dass er wieder zurück wäre.

War er nicht, und ich hatte wirklich überall im Haus geschaut und mich auch kurz mit Peigi unterhalten. Ich wollte grade schon wieder zurück gehen und mir irgendwas zu tun suchen, damit ich nicht durchdrehte, als ich ihn doch noch hörte.
Wahrscheinlich war ich in meinem Leben noch nie so schnell durch dieses Atrium mit seinem verdammt glatten Boden gehechtet – und ich war ein bisschen stolz auf mich, dass ich mich nicht langlegte – und zur Tür gelangt, wo Flavianus Pü auch schon stand. “Und? wie geht es ihr?“ fragte ich ohne Umschweife und konnte einfach gerade nicht verbergen, dass ich wissen wollte, wie es Niamh ging, nachdem ich ja schon wusste, dass sie es war.


RE: Eingangstüre - Flavianus Pytheas - 07-05-2023

"Gut, dass ich dich noch antreffe, Louarn. Die kranke Sklavin dürfte tatsächlich die Gesuchte sein. Erwan nannte sie Niamh. Als ich den Namen Dunduvan aussprach, schien sie ihn zu verstehen. Sie antwortete mit Siloban oder Silowan, ich bedaure es, dass ich noch immer wenig von deiner Sprache weiß. Ihr geht es nicht gut", erwiderte Pytheas. Er war wütend, aber nicht auf Louarn. Er hasste die Verschwendung von menschlichem Leben. Doch vermutlich war eine Sklavin für Erwan ohnehin nur ein Gegenstand:

"Ich habe Erwan gesagt, dass er ihr Pflege angedeihen lassen muss. Ein Lager, Nahrung, Luft und weg mit der Kette. Er sagte, dass er bereits einen Käufer für sie hätte. Angekettet musste sie werden, weil sie sich wehrte. Morgen sehe ich nach ihr. Es tut mir Leid für das Mädchen aus deinem Dorf, Louarn", Pytheas überlegte einen Moment:

"Sie versteht nicht viel Latein. Wenn ich mit ihr sprechen könnte, würde ich ihr sagen, dass sie, wenn sie leben will, ihren Widerstand unbedingt aufgeben muss. Er ist zwecklos. Wer einmal von den Römern oder auch von ihren Verbündeten versklavt wurde, ist ganz und gar in ihrer Hand"

Pytheas hatte am Anfang seiner Karriere als Sklavenmedicus schon schlimmere Verletzungen, als Niamh sie aufwies, bei seinen Mitsklaven behandeln müssen. Aber das sprach er nicht aus, um Louarn nicht zu beunruhigen:

"Könntest du mir nicht die richtigen Worte auf eine Tabula schreiben? Ich könnte sie Niamh vorlesen. Oder noch besser: Komme Morgen früh einfach mit mir. Erwan erkläre ich, dass du dabei bist, um Niamh gut zuzureden, damit sie sich endlich in ihr Schicksal fügt"
Pytheas sah keine andere Möglichkeit, das Leben der jungen Frau zu retten. Sie musste ihr Los akzeptieren.


RE: Eingangstüre - Louarn - 07-05-2023

Zum Glück hatte Alun mir schon das schlimmste gesagt, so dass ich darauf vorbereitet war. Ansonsten wäre ich ganz sicher hier und jetzt mächtig ausgeflippt. Aber auch so war es mehr als schwer und ich musste die Augen schließen, um mich zusammenzureißen. Sie hatte wieder nach Suilleabhain im Fieber gefragt. Nach dem Mann, den sie liebte. Noch ein kleiner Stich, aber verschwindend im Vergleich zu der Sorge, die ich um ihr Leben hatte. Und ich war nie so froh, schon bescheid zu wissen, als in dem Moment, als Flavianus Pü meinte, ich solle mithelfen, Niamh zu überreden, einfach aufzugeben und sich zu fügen, weil alles andere ohnehin keinen Erfolg hatte.
Meine Augen flogen auf und einen Augenblick lang zuckte es in meinem Kiefer, so sehr wollte ich etwas sagen. Aber ich durfte jetzt nicht. Ich musste klug handeln. Scheiße, war das schwer, wenn alles, was ich wollte, war, Flavianus Pü kräftig durchzuschütteln und danach Niamh zu befreien, und zwar sofort.
Fünf Tage. Ich musste fünf Tage überbrücken, und dafür sorgen, dass sie auch die fünf Tage überstand und eben nicht aufgab. Aber wie?
“Ich kann nicht mitkommen, Flavianus Pü. Egal, was du Erwan auch sagen würdest. Das wäre nicht gut, für keinen von uns“, widersprach ich schweren Herzens seiner Idee, einfach mitzukommen. Aber ich würde ganz sicher jede Menge Leute umbringen, sobald ich durch diese Tür wäre, und ich wollte eigentlich nicht, dass Flavianus Pü einer davon war. Auch wenn er seltsam und weich war, er war kein an sich schlechter Mensch und nicht einmal richtiger Römer.

Was gäbe ich jetzt für Dunduvans Verstand? Ich hätte die Möglichkeit, Niamh eine Nachricht zukommen zu lassen, aber es musste etwas sein, dass Erwan nicht verstehen würde. Und das war kompliziert. Zumal Flavianus Pü meinte, ich solle was aufschreiben. “Ich kann dir die Worte sagen, die du sprechen sollst, aber… schreiben musst du selber“, sagte ich ihm. Ich konnte zwar schreiben und auch lesen, aber das machte alles noch viel komplizierter, weil ich grottenschlecht darin war, und außerdem brauchte niemand zu wissen, dass ich das konnte.
“Sag ihr...“ Ich überlegte.
“Aros yn gryf. Bydd popeth yn iawn. Cofiwch y Rhufeiniaid yn y goedwig. Bydd yn cyrraedd mewn pum niwrnod.“* Bleib stark. Alles wird gut. Erinnere dich an den Römer in den Wäldern. Er wird in fünf Tagen ankommen.
War das zu viel verraten? Würde Erwan etwas herauslesen können? Würde Niamh sich an Alun erinnern? Verdammt, ich wusste es nicht, beides nicht. Aber ich hoffte es einfach mal.


RE: Eingangstüre - Flavianus Pytheas - 07-06-2023

Pytheas merkte wohl, dass Louarn es nicht so mit dem Schreiben hatte. Er nahm eine seiner Wachstafel und schrieb in griechischen Buchstaben auf, was Louarn ihm diktierte. Ab und zu zog er eine Grimasse, denn er verstand kein Wort, und was er betrieb, war reine Lautmalerei. 
" Arós ist auf Griechisch ein heiliger Stein, in dem Regenwasser gesammelt wird" , sagte er: "Das ist das einzige, was mir vertraut klingt. Aber ich nehme nicht an, dass ich Niamh  etwas über heilige Steine vorlesen werde"
Er nickte Louarn freundlich zu:
"Gute Nacht, Louarn. Ich werde tun, was in meiner Macht steht, deine Kindheitsfreundin zu retten. Morgen früh nehme ich die Tafel mit"


RE: Eingangstüre - Louarn - 07-06-2023

Ich lächelte einmal schief, als er irgendwas von Regenwasser und Steinen sagte. “Nein, das hat damit nichts zu tun. Ich will sie nur aufmuntern, gesund zu werden, und daran erinnern, dass nicht alle Römer immer schlecht sind“, gab ich einen Teil der Wahrheit wieder, ohne wirklich zu übersetzen, was er ihr ausrichten sollte. Je weniger er wusste, umso besser war es vielleicht auch. Sollte Erwan ihn fragen, was er da gesagt hatte, konnte Flavianus Pü einfach sagen, er habe es sich von einem Kelten übersetzen lassen. Ich hoffte nur, er erwähnte meinen Namen nicht. Aber da traute ich ihm schon zu, die Klappe zu halten, nachdem ich mehrfach gesagt hatte, dass Erwan mich nicht leiden konnte.

Ich hatte nur noch keine Ahnung, wie ich Flavianus Pü davon abhalten sollte, Verdächtigungen anzustellen, wenn Erwan tot wäre. Aber dieses Problem verschob ich auf einen anderen Tag.

“Gute Nacht, Flavianus Pü. Und danke“, verabschiedete ich mich dann auch und ging zurück zum Stall, der mir gerade verdammt einsam erschien.


RE: Eingangstüre - Flavianus Pytheas - 07-12-2023

>>>  Es war noch früh am Morgen, als Pytheas von seiner Visite im Haus des Tuchhändlers zurückkehrte.  Er selbst war spät dran, weshalb sich schon ein kleines Grüppchen Patienten eingefunden hatte. Und er ging durch den Haupteingang, obwohl er damit riskierte, von ihnen gesehen und nicht in Ruhe gelassen zu werden. Aber er wollte Louarn nicht im Ungewissen lassen.
"Salve Louarn", sagte er: "Deine Worte auf der Tafel haben Niamh wirklich beruhigen können. Sie hat sich gefreut, und sich bedankt. Und auch nach einem Alun gefragt. Sie scheint viele Freunde in deinem Dorf gehabt zu haben. Es geht ihr auch schon besser, und sie wird wieder ganz gesund werden. Erwan hat mir auch verraten, dass der Käufer Niamh wohl als Pflegerin für seine alte Mutter erwerben will" Auch das klang besser als "verrückte Alte", die wer weiß was mit ihrer wehrlosen Dienerin anstellen würde. Pytheas wusste: Er beschönigte die Umstände. Doch wie gesagt, alles andere war nur quälend und dazu noch unnütz. Das er sie hatte kaufen wollen, war ein seltsamer Impuls gewesen. Er verdrängte das: Er konnte nicht die ganze Welt retten. Eigentlich konnte er kaum jemanden retten.


RE: Eingangstüre - Louarn - 07-12-2023

Als Flavianus Pü heute Morgen zu spät kam, hatte ich zwei Szenarien im Kopf: Erstens: Er hatte verschlafen. Das passierte den besten von uns. Oder zweitens: Erwan war übergeschnappt und hatte ihn jetzt auch festgekettet.
Kurz gesagt, ich war ein klein wenig unruhig, was meinen Tötungsphantasien gegenüber dem Tuchhändler nicht sehr zuträglich war – oder viel zu zuträglich, je nach Betrachtungsweise – und lief wie ein Wolf im Käfig immer wieder im Atrium auf und ab.

Zum Glück kam Flavianus Pü dann aber doch noch und bat mich etwas beiseite. Ich machte mich schon auf das schlimmste gefasst, dass jegliche Rettung zu spät käme und ich meine Chance verpasst habe. Aber nein, Niamh hatte die Nachricht erhalten. Und verstanden! Ganze Gebirgsketten und Inselstaaten fielen von mir ab vor Erleichterung und ich atmete einmal durch. Wenn wir Niamh befreit hätten, würde ich ihr einiges erklären müssen, insbesondere, warum sie unsere Namen nicht erwähnen sollte. Aber erst einmal lebte sie und wusste, was kommen würde. Das war das wichtigste.
“Alun kann eine Menge Dinge bedeuten“, meinte ich, und es stimmte auch. Je nach genauem Dialekt war von Reh über hübsch bis zu Fels alles an Bedeutung dabei. Flavianus Pü musste nicht zu viel wissen. Aber ich lächelte ihn dankbar an. “Danke, dass du dich um sie gekümmert hast. Es wird alles gut werden, da bin ich mir sicher“, sagte ich mit noch mehr Zuversicht, als ich fühlte. Aber ja, es würde alles gut werden. Ich und meine Brüder würden dafür sorgen.


RE: Eingangstüre - Flavianus Pytheas - 07-19-2023

"Eine römische Sklavin kann ein gutes Leben haben, wenn ihre Herrschaft sie lieb gewinnt", sagte Pytheas, und er hoffte, dass es ein Trost war. Es schien zu helfen, denn Louarns Besorgnis war weit weniger geworden. Also ging er in sein Behandlungszimmer, aber bevor er verschwand, drehte er sich noch einmal um:
"Ach, Louarn, nicht dass ich es vergesse: Ein junger Mann namens Atreus, braunes Haar, braune Augen, etwas größer als ich und sehr, sehr gutaussehend, hat so oft er es wünscht, Zutritt zu diesem Haus"
Pytheas lächelte etwas in sich hinein. Mochte sein Türhüter denken, was er wollte. Er selbst ging offen mit seinen Angelegenheiten um. Er war ein Freigelassener und dazu noch Grieche, da erwartete die Gesellschaft von ihm keine Sittenstrenge.