Cubiculum | AP - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +----- Forum: Wohnviertel (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=54) +------ Forum: Casa Sabinia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=68) +------ Thema: Cubiculum | AP (/showthread.php?tid=437) |
RE: Cubiculum | AP - Accia Prisca - 09-25-2024 Die ganze Woche hatte Prisca immer wieder ein mehr als unangenehmes Ziehen im Bauch. Die Hebamme und auch Miriam versicherten Prisca, dass dies völlig normal sei, aber es war auch unangenehm. Dadurch gab sie auch nicht sehr viel darauf, als sie an diesem Tag auch wieder von einem heftigen Ziehen in ihrem Bauch noch vor Sonnenaufgang geweckt wurde, sondern wartete einfach, bis es vorüber war, drehte sich noch einmal um und versuchte, noch einmal zu schlafen. Irgendwann wurde sie von einem erneuten Ziehen wieder geweckt und gab auf, weiter schlafen zu wollen. Stattdessen tat sie das, was sie die letzte Woche auch sehr viel getan hatte: Putzen. Und Möbel rücken, auch wenn es die Sklavenschaft bald verrückt machte, wenn sie das tat. Aber irgendwie gefiel ihr die Einrichtung ihres Zimmers und des designierten Kinderzimmers nicht so wirklich, und sie stellte also alles wieder und wieder um. So verging der Vormittag, heute einmal heftiger, was die Schmerzen anging, aber Prisca maß dem nicht allzu viel bei. Bis, nunja, bis sie das Gefühl hatte, sich in das Kleid gemacht zu haben, und Miriam ganz aufgeregt um sie herum wuselte und durch das Haus rief, man solle sofort die Hebammen benachrichtigen, da heute oder spätestens Morgen das Kind auf die Welt käme. Und irgendwie bekam Prisca bei dem gedanken regelrecht Panik. Sie versuchte noch, Miriam irgendwie aufzuhalten und mit ihr zu reden, als sie schon Midas losschickte, zu Merula auf das Landgut sofort zu reiten und ihm bescheid zu geben, damit er zurück wäre, wenn das Kind dann auf der Welt wäre, aber sie hatte keine Chance gegen ihre Amme, die sie zwar immer wieder beruhigend streichelte und drückte, aber darauf beharrte, dass das Kind käme, wenn die Fruchtblase geplatzt war. Drei Stunden später und umzingelt von drei Hebammen musste auch Prisca einsehen, dass Miriam recht hatte, denn inzwischen war das schmerzhafte Ziehen einem sehr viel schmerzhafterem Druck gewichen, der ihren ganzen Bauchraum zu entflammen schien. Und sie schwitzte. Ganz fürchterlich. Sie lief inzwischen schon nur mit einer dünnen Tunika bedeckt barfuß immer wieder auf und ab, wenn sie sich nicht gerade irgendwo festkrallte und eine Wehe veratmete, während die drei Hebammen und Miriam um sie herumgingen, sie stützten, sie anleiteten und immer wieder prüfend nachsahen, wie weit sie war. Sämtliche männliche Wesen im Haus waren verbannt worden. Sie mussten draußen bleiben, im Garten, auf der Straße, es war egal, nur nicht in der Nähe der werdenden Mutter, die immer neue Töne von sich gab, mal ein tiefes Brummen, mal ein gepresstes hohes Schreien. Erst, als es langsam dämmerig wurde, durften die Männer wieder tatsächlich ins Haus, während die Hebammen und Prisca sich in ihr Cubiculum zurückzogen. Die Geburt ging nicht wirklich gut voran. Prisca hatte Angst, und war angespannt. Was, wenn das Kind rote Haare hätte oder Tarutius Corvus sonst wie ähnlich sah? Was, wenn sie dabei starb wie ihre Mutter? Was würde mit ihrem Kind geschehen, wenn sie starb und es lebte, aber ihr Mann erkennen würde, dass es nicht seines war? Vor lauter Panik musste Prisca heulen und ließ sich nur sehr schwer beruhigen. Aber so dauerte es ewig und verbrauchte fast all ihre Kraft, bis sie schließlich nackt auf dem Gebärhocker saß, gestützt von zwei Hebammen, während Miriam ihr immer wieder Honigwasser einflößte oder Luft zufächelte, bis der Druck und der Schmerz sie schließlich zu zerreißen schienen und die Hebammen ihr Anweisungen gaben, nun mit den Wehen mitzupressen. Selbst wenn Prisca noch die Kraft für etwas anderes gehabt hätte, hätte sie sich gegen diesen Drang zu pressen nicht wehren können. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, ob Merula inzwischen da war oder auch nur mehr, wer sie selbst war, als sie immer weiter von den vier Frauen angetrieben wurde, zu pressen, sich anzustrengen, nicht aufzugeben und vor allen Dingen: zu atmen, zu atmen, zu atmen. Und dann war der Schmerz, der Druck, all das war auf einmal vorbei und Prisca fiel einen kurzen Augenblick in eine sehr wohltuende Ohnmacht, gestützt von den Händen rings herum, während sie am Rande ihres Bewusstseins ein schwaches, quäkendes Geräusch mitbekam. So wirklich bewusst wurde ihr das erst, als sie kühlende, nasse Lappen überall auf sich fühlte, als die Hebammen sie mit Schwämmen und Waschlappen eben von Schweiß, Blut und allem anderen befreiten und sie dann hochzogen, damit sie ein paar wackelige Schritte zu ihrem Bett ging, um sich hinzulegen. Wahrscheinlich fiel sie einfach hinein, zumindest erinnerte sie sich nicht daran, vernünftig hineingeklettert zu sein, und legte sich einfach auf eine dicke Leinenunterlage und krümmte sich auf der Seite zusammen. Sie war so unendlich müde. Miriam kam mit einem kleinen Bündel im Arm zu ihr und legte es direkt neben sie, auf Augenhöhe. Ein kleines Ärmchen hatte sich wütend aus der weichen Decke befreit und ballte eine zuckende Faust vor ihren Augen, während ein noch kleinerer Mund wütend unter zusammengekniffenen Augen und einem schrumpeligen, roten Gesicht seinen Trotz hilflos herauskrähte. Es war wunderschön, und ganz vorsichtig, berührten Priscas Finger den Säugling. “Du hast einen Sohn geboren, Lämmchen. Einen kleinen Sohn mit kräftiger Lunge.“ Prisca konnte nicht antworten und fühlte nur Tränen über ihr Gesicht laufen. Sie war so schrecklich müde. Aber sie wollte die Augen auch nicht schließen, sondern dieses Würmchen anschauen, dass ein paar schwarze Haare auf dem Kopf hatte. Keine roten. “Ich schau mal, ob dein Mann noch wach ist. Ruh du dich aus, Lämmchen“, meinte Miriam nach einer Weile und hob das quengelnde Bündel wieder auf. Prisca wollte protestieren, hatte dafür aber keine Kraft mehr. Sie war schon eingeschlafen, noch ehe Miriam das Zimmer auch nur verlassen hatte. RE: Cubiculum | AP - Marcus Sabinius Merula - 09-27-2024 Die Arbeiten an unserem Landgut gingen gut voran. Von Anfang an hatte ich dort jeden Tag viele Stunden verbracht, um die Sklaven zu beaufsichtigen und wenn es notwendig war, selbst mit anzupacken. Als nun die Zeit kam, da Prisca unser Kind gebären sollte, ließ ich Midas für alle Fälle in Iscalis zurück. Der Sklave verstand es, ein Pferd zu reiten und konnte so die Strecke von der Casa bis zum Landgut in gut einer Stunde bewerkstelligen. Daher hatte ich ein Pferd in einem der hiesigen Stallungen angemietet. Schließlich kam der Tag, an dem tatsächlich der Sklave angeritten kam. Midas war ganz außer sich, als er von seinem Pferd sprang und nach mir suchte. Die Sonne stand bereits in ihrem Zenit "Dominus, Dominus! Domina Prisca!" rief er ganz außer Atem. „"Sie bekommt ihr Kind! Du sollst schnell kommen!" Ich war gerade damit beschäftigt, den Sklaven dabei zuzuschauen, wie sie Steinplatten für den neuen Innenhof verlegten, als ich Midas‘ panische Rufe hörte. Mein Herz setzte einen Schlag aus. Prisca... Es war soweit! Alles andere war plötzlich nichtig. Ich ließ die Sklaven Sklaven sein und eilte Midas entgegen. "Was sagst du? Wie lange ist es her?" fragte ich hastig, während ich schon in Gedanken versuchte, die Zeit abzuschätzen. "Es hat im Laufe des Vormittags begonnen, Dominus", antwortete Midas atemlos. "Domina Miriam schickt nach dir." "Hole mein Pferd! Wir reiten zurück!" befahl ich dem Sklaven. Während ich wartete, dass Midas mir mein Pferd brachte, raste mein Verstand. Die Geburt. Die Angst, die mich die letzten Monate begleitet hatte, kehrte zurück. Was, wenn etwas schiefging? Was, wenn Prisca... Nein. Ich durfte nicht daran denken. Sie war stark. Sie würde das schaffen. Als mein Pferd endlich bereit stand, schwang ich mich in den Sattel und jagte los. Die Strecke, die sonst ruhig und malerisch schien, war jetzt eine einzige lange, quälende Ewigkeit. Jeder Schlag der Hufe auf dem gepflasterten Weg hallte in meinem Kopf wider, und die Anspannung, die durch meinen Körper jagte, trieb mich voran, schneller als je zuvor. Nach etwa einer Stunde ritt ich in die Stadt ein. Als die Casa endlich in Sicht kam, sprang ab, noch ehe das Pferd zum Stehen kam, und wollte hineinstürmen. Die Luft im Haus war angespannt, ein nervöses Schweigen lag über den Fluren. Nur gelegentlich hörte ich Priscas gedämpfte Schreie, die mir das Herz zusammenzogen. Stunden vergingen, die mir so schwer wie Blei erschienen. Ich konnte nichts anderes tun, außer zu warten. Es war bereits dunkel und im Haus brannten die Öllampen, die von den Sklaven entzündet worden waren. Ich lief im Atrium auf und ab. Hin und wieder setzte ich mich auf eine Bank. Doch dort hielt es mich nicht lange. Eigentlich wäre es schon längst Schlafenszeit gewesen. Doch an Schlaf hätte ich jetzt nicht denken können. Die Schreie wurden lauter, dann wieder leiser. Immer wieder hörte ich hektische Schritte im Haus, leises Murmeln. Es war unerträglich. Mein Blick wanderte immer wieder zur Tür, doch ich wagte es nicht, sie zu öffnen. Als ich endlich das Schreien eines Neugeborenen hörte, schien die Welt um mich herum stillzustehen. Ein Gefühl tiefster Erleichterung durchströmte mich, als all die Angst und Anspannung der letzten Stunden von mir abfielen. Der Klang des Kindes, lebendig und kraftvoll, ließ mich fast schwanken. Es war vorbei. Prisca hatte es geschafft, und unser langersehntes Kind war da. Doch ein Teil von mir konnte noch nicht aufatmen – wie ging es meiner Frau? Hatte auch sie die Geburt gut überstanden? Die Sorge um sie nagte an mir, während ich mich daran klammerte, dass die Hebammen sicher das Beste getan hatten. Nur ein Gedanke erfüllte mich jetzt noch: ich wollte zu meinem Kind und zu meiner Frau! Kurz darauf öffnete sich die Tür, und Miriam trat heraus. Schweiß glänzte auf ihrem Gesicht, und ihre Augen waren erschöpft, doch als sie mich ansah, lächelte sie. "Du hast einen Sohn", verkündete sie. "Wie geht es meiner Frau?" fragte ich hastig nach. Erst im Nachhall begriff ich ihre Worte und erblickte dann das Bündel in ihren Armen. RE: Cubiculum | AP - Accia Prisca - 09-28-2024 Miriam blieb ruhig. Es war immer dasselbe mit den Männern: Man musste sie anleiten, sonst machten sie nur Unfug. Da stellte auch Priscas Ehemann keine Ausnahme dar. “Sie ist sehr erschöpft und schläft jetzt hoffentlich. Die Geburt dauerte sehr lang und war ziemlich schwer für sie, und bevor ihr ein weiteres Kind machen könnt, sollte sie ein halbes Jahr haben, zu verheilen. Du kannst sie morgen besuchen, wenn sie geschlafen und gegessen hat und sie sich für Besuch herrichten konnte.“ Im Moment waren die Hebammen noch damit beschäftigt, sämtliche Hinterlassenschaften der Geburt wegzuwischen. Da sollte kein Mann den Raum betreten. Die sagten zwar immer, sie könnten mit Blut und all dem umgehen wegen der Kriege, die sie ausfochten, aber nein, eigentlich konnten sie das nicht so wirklich. Aber jetzt musste der Hausherr erst einmal etwas anderes entscheiden, und Miriam legte ihm das Kind zu Füßen. “Vor dir liegt dein Sohn, Dominus. Leben oder Tod? Was soll es sein?“ Miriam wollte, dass diese Entscheidung getroffen war, bevor ihr Lämmchen aufwachte, bevor sie eine allzu enge Bindung an dieses Würmchen hätte, falls der Hausherr doch so grausam wäre und das Kind nicht wollte. Auch wenn es eigentlich dazu keinen Grund gab, denn es war ein gesunder, kleiner junge. Welcher Mann wünschte sich keinen Sohn? RE: Cubiculum | AP - Marcus Sabinius Merula - 10-04-2024 Priscas alte Amme erklärte mir, dass meine Frau nun erschöpft sei, da die Geburt schwierig und langwierig gewesen war. Ein halbes Jahr, meinte sie, würde es dauern, bevor ich daran denken könnte, noch ein Kind zu zeugen. Für den Bruchteil einer Sekunde durchzuckte mich das Bild einer schwachen Prisca, die kämpfte, sich durch den Schmerz wand und schließlich erschöpft in den Schlaf sank. Ein Knoten bildete sich in meinem Magen. Ich wollte so gerne zu ihr, um mich zu vergewissern, dass es ihr wirklich gut ging. Prisca hatte so viele Stunden an meinem Krankenbett verbracht, das musste ich doch irgendwie wieder gut machen! Aber Miriam hielt mich zurück und vertröstete mich auf morgen. Ich besann mich wieder und nickte, obwohl meine Gedanken immer noch bei Prisca waren. Ich wusste, Miriam hatte Recht. Ich konnte nur auf den Morgen warten, bis ich sie sehen konnte und musste ihr die nötige Zeit lassen, sich wieder etwas zu erholen. Dann legte Miriam das Kind vor mir auf den Boden. Mein Sohn. So klein, in Tüchern gewickelt, und doch war er das Zentrum all meiner Gefühle in diesem Moment. Eine Flut von Empfindungen überkam mich: Stolz, als ich die kleinen Händchen und sein kleines Köpfchen mit einem zarten dunklen Flaum darauf erblickte, aber auch Erleichterung darüber, dass er lebte, dass er kräftig war – und zugleich die Erinnerung daran, dass er meine Entscheidung brauchte. Die Tradition forderte, dass der Vater das Neugeborene anerkannte. Es war die Entscheidung eines Mannes, eines Gebieters über sein Haus, ob das Kind in die Familie aufgenommen wurde oder nicht. Ich blickte auf das Bündel vor meinen Füßen hinunter. Die winzige Brust hob und senkte sich, sein Gesichtchen war rot, und in seinem Ausdruck lag das, was man bei einem Säugling kaum erwarten würde – ein Ausdruck von Leben, von Kampfgeist. Wie konnte ich jemals daran denken, ihm das zu nehmen? Ich kniete nieder und hob meinen Sohn sanft in meine Arme. Sein Körper war warm, und ich fühlte, wie klein und verletzlich er war. Doch ich sah auch die Stärke, die in ihm lag, die durch seine Mutter und mich in ihn geflossen war. Dieser Junge würde wachsen und stark werden. "Leben", sagte ich leise, aber bestimmt. "Er soll leben." Ich war unfähig, viel mehr zu sagen. Ein Teil von mir war immer noch bei Prisca, ein anderer Teil bei dem kleinen Leben, das gerade in diese Welt gekommen war. Alles schien sich auf einmal zu verändern, als ich die Bedeutung dieses Augenblicks vollständig erfasste. Mein Sohn! Er lebte! Prisca hatte mir einen Erben geschenkt, der den Namen meiner Familie fortführen würde. RE: Cubiculum | AP - Accia Prisca - 10-06-2024 Miriam wartete angespannt, bis der Hausherr seinen Sohn endlich aufhob, und wartete dann noch einmal, bis er zuende geredet hat, damit sie dazutreten und das Köpfchen richtig stützen konnte. Männer waren da alle immer so… so… Männer eben! Also murmelte sie “So… das Köpfchen immer gut stützen...“ und dergleichen vor sich hin, während sie dem Kind eine geeignete Liegeposition in den Armen seines Vater erschuf. Sie glaubte nicht, dass sie es wiederbekommen würde, ehe die Verdauung des Kindes in der einen oder anderen Richtung anfing. Dann waren Männer immer schnell darin, den Nachwuchs wieder abgeben zu wollen. “Morgen früh solltest du dann auch eine Amme besorgen. Am besten eine Griechin, wenn das hier möglich ist, und am allerbesten eine, deren eigenes Kind noch lebt und auch dabei ist, dann hat euer Sohn später gleich einen Spielkameraden.“ wies sie ihn an. Männer brauchten klare Anweisungen, dann funktionierten sie am besten. Außerdem hatten sie dann zu tun und belästigten die Mütter nicht. RE: Cubiculum | AP - Marcus Sabinius Merula - 10-09-2024 Mit kleinen Kindern kannte ich mich überhaupt nicht aus, und schon gar nicht mit Neugeborenen. Dass mir dabei einen Fehler unterlaufen würde, lag auf der Hand. Daher ließ ich Miriam gewähren, als sie mir den Kleinen richtig in die Arme legte und mir erklärte, wie wichtig es sei, sein Köpfchen immer zu stützen. Anfangs fühlte es sich ungewohnt an, dieses kleine, hilflose Wesen in den Armen zu halten. Doch dann, als ich meinen schlafenden Sohn betrachtete und ihm einen zarten Kuss auf die Stirn gab, spürte ich dieses wohlige Gefühl der völligen Zufriedenheit. Leise erzählte ich ihm, dass ich sein Vater war. Dass seine Großmutter sich sicher über ihn gefreut hätte, wäre sie noch am Leben. Schließlich erklärte ich ihm, dass diese Casa und alles, was darin war, eines Tages ihm gehören würde. Hach, am liebsten hätte ich ihn die ganze Nacht in meinen Armen gehalten – zumindest solange es angenehm war. Doch dann wurde der Kleine unruhig, begann zu quengeln und ein unangenehmer Duft ging von ihm aus.. "Hier, bitte nimm ihn wieder!" sagte ich zu Miriam und gab ihr meinen Sohn zurück. Ich war froh, dass sie da war, denn sie wusste genau, was zu tun war und woran es fehlte. Eine Amme wurde gebraucht, erklärte sie mir. Am besten eine Griechin mit eigenem Kind. Das merkte ich mir! "Ja, gleich morgen früh mache ich mich auf den Weg," stimmte ich nickend zu. Bevor ich dann zu Bett ging, warf ich noch einen letzten Blick auf den Kleinen. ***
Am nächsten Morgen verließ ich früh das Haus. Natürlich würde ich heute nicht zum Landgut hinaus reiten. Stattdessen hatte ich Aratas dorthin geschickt, um mich zu vertreten. Zusammen mit meinem Sklaven Midas eilte ich zum Markt, in der Hoffnung, beim örtlichen Sklavenhändler eine Amme zu finden. Miriams Anweisungen hatte ich mir gut gemerkt: eine Griechin mit einem eigenen Kind. Doch das Angebot von Mallus Mango war ernüchternd bis unbefriedigend! Zumindest was mögliche Ammen betraf. Als ich einem seiner Gehilfen erklärte, wonach ich suchte, grinste der nur blöd und meinte, für eine Griechin müsste ich schon nach Londinium reisen. Da ich jedoch heute eine Amme brauchte und nicht erst in zwei Wochen, musste ich mich mit dem begnügen, was er vorrätig hatte.
Als ich mir die Sklavinnen genauer ansah, überkam mich das kalte Grausen. Hauptsächlich handelte es sich um rothaarige Keltenweiber, von denen nur wenige Kinder hatten – eine Tatsache, die mir sehr missfiel, denn eigentlich duldete ich keine Kelten in meinem Haus! Letztendlich blieben nur zwei Frauen zur Auswahl: eine Rothaarige, die ihr Kind verloren hatte, und eine rotblonde Frau, die ein Neugeborenes im Arm hielt. Zähneknirschend entschied ich mich für die Letztere. Wenigstens war ihr Preis erträglich. Nachdem die Formalitäten erledigt und wir bereit für den Heimweg waren, packte ich das Mädchen unsanft am Arm. "Hör gut zu, Keltenweib! Solltest du meinem Sohn auch nur ein Haar krümmen, werde ich dich und dein Balk eigenhändig ans Kreuz schlagen!" Die Sklavin blickte mich angsterfüllt an, schützte ihr Kind mit ihren Händen und flüsterte mir dann eingeschüchtert "Ja, Dominus." zu. Ich ließ die Sklavin los, wandte mich um und wir eilten nach Hause. Ich wollte nicht mehr länger warten, sondern nur noch Prisca und unseren Sohn sehen! Doch kaum das wir zu Hause angekommen waren, trat mir Dana entgegen und meinte, ich müsse mich noch etwas gedulden. Außerdem müsse sich die neue Sklavin und ihr Kind erst waschen, bevor sie ihrer neuen Herrin vorgestellt werden könnte. Ich musste mich wirklich am Riemen reißen, um ruhig zu bleiben. Erst der unbefriedigende Besuch auf dem Sklavenmarkt, dann diese Keltin in meinem Haus und jetzt sollte ich also noch weiter warten! Nun gut, ich geduldigte mich weiterhin. Doch als Dana dann die neue Sklavin und ihr Kind brachte, beide waren inzwischen gewaschen und hatten neue Kleidung erhalten, hielt ich es nicht länger aus. Ich schnappte mit die Sklavin am Arm und zog sie mit mir. Vor Priscas Tür blieb ich stehen und klopfte. RE: Cubiculum | AP - Accia Prisca - 10-09-2024 Prisca hatte ziemlich lange geschlafen. Sie war zwar zwischendurch aufgewacht, weil das Baby geweint hatte, und sie hatte furchtbar wirre Dinge geträumt, und ihr Unterleib pochte irgendwie und fühlte sich seltsam an, aber immer war Miriam auch parat gewesen, hatte ihr geholfen und sich um das Baby gekümmert, so dass sie gleich wieder eingeschlafen war. Als sie morgens das erste mal die Blase leeren musste, war das furchtbar. Alles brannte und war schmerzhaft und sie hatte wieder geblutet, was aber wohl normal sein sollte. Wochenfluss hatte Miriam es genannt. Prisca hätte gern darauf verzichtet. Das war das beste an der Schwangerschaft gewesen: Dass sie nicht blutete. Aber das war jetzt wohl vorbei. Nachdem sie endlich die schier unlösbar scheinende Aufgabe, sich zu entleeren, gemeistert hatte, half Miriam ihr, sich zu waschen, und dann wurde der kleine Knirps das erste Mal an ihre Brust angelegt. Was auch mit Miriams Hilfe nicht besonders gut klappte und sich mehr als seltsam anfühlte, insbesondere, als das Kind auf einmal an ihr saugte, als wolle es sie auffressen, und Prisca nur erschreckt aufkeuchte. Zum Glück meinte Miriam, dass ihr Mann eine Amme besorgen wollte, so dass sie das nicht allzu oft zu tun brauchte. Insbesondere, da das nicht nur seltsam und ein wenig schmerzvoll wahr, sondern auch, weil stillende Frauen absolut keusch bleiben mussten. Nicht einmal ein Kuss war erlaubt. Die Milch konnte sonst in der Brust gerinnen. Und Prisca war dahin gekommen, dass sie die Körperlichkeiten mit ihrem Mann sehr genoss. Auch wenn Miriam auch da sehr eindringlich war, dass das auch die nächsten Monate zu unterbleiben hatte, damit sie verheilen konnte. Und wenn Prisca in ihren Körper hineinhorchte, war sie da doch nicht so traurig. Grade tat alles weh und fühlte sich fremd an. Bevor Prisca wieder in das neu bezogene Bett mit neuer Unterlage wegen des Blutes schlüpfen durfte, wurde sie noch einmal gründlich gewaschen und sie zog auch wieder eine einfache Leinentunika an, allerdings eine kurze. Und ein Subligaculum, das mit Stoffstreifen ausstaffiert war, um das Blut ähnlich wie bei der Periode so aufzufangen. Sie hatte nochmal ein wenig gedöst, während Miriam mit dem Baby im Zimmer auf und ab lief, als es an der Tür klopfte. Miriam schimpfte leise und wollte schon den Klopfer wegscheuchen, als Prisca gähnte und sich leicht aufrichtete, das Kissen im Rücken zusammenknüllend als Rückenstütze. “Schon gut, ich bin wach“, murmelte sie und fuhr sich ein wenig noch die Haare, die einfach in einen losen Zopf zusammen gebunden worden waren, zurecht. Sie hatte keine Ahnung, wie sie aussah. Vermutlich müde. Miriam atmete tief durch, in einem Arm den Säugling, der gerade ebenfalls döste, und öffnete mit der anderen Hand die Tür. “Deine Frau ist bereit für Besuch“, sagte sie, während Miriam beiseite trat und den Hausherrn einließ. RE: Cubiculum | AP - Marcus Sabinius Merula - 10-10-2024 Die Tür öffnete sich, und Miriam, die meinen Sohn im Arm hielt, verkündete, dass meine Frau nun bereit sei, mich zu empfangen. Endlich! Noch einmal hätte ich mich kaum vertrösten lassen. Ich nickte der Freigelassenen zu. "Es gab keine Griechinnen!" raunte ich ihr frustriert zu, während ich an ihr vorbeiging, die Keltin samt Kind im Schlepptau. Bevor ich weiter zum Bett meiner Frau schritt, ließ ich das Mädchen los. Miriam würde sich um sie kümmern. Sie wusste sicher genau, wann und wofür sie sie brauchen würde. Als ich Prisca erblickte, wich der verärgerte Ausdruck sofort aus meinem Gesicht und ein Lächeln trat an seine Stelle. "Prisca, mein Liebes! Ich bin so stolz auf dich!" rief ich und setzte mich zu ihr auf die Bettkante. Ich nahm ihre Hand und drückte ihr einen dankbaren Kuss auf. "Du hast mir wahrlich das größte Geschenk gemacht! Unser kleiner Sohn ist wunderschön." Es war offensichtlich, dass die Geburt ihr viel abverlangt hatte, aber nun sollte sie alle Zeit der Welt haben, um sich zu erholen. "Ich bin heute Morgen gleich losgeeilt und habe dir eine Amme besorgt, mein Schatz." Ich deutete kurz auf das Mädchen, das immer noch sehr eingeschüchtert wirkte. Nun ja, vielleicht hätte ich ihr nicht gleich mit dem Kreuz drohen sollen. Andererseits sollten diese Barbaren genau wissen, was ihnen blühte, wenn sie meiner Familie schaden würden. "Leider gab es auf dem Markt nur Keltinnen," fügte ich entschuldigend hinzu. "Aber wenn du mit ihr nicht zufrieden bist, werde ich dir eine Griechin in Londinium besorgen lassen." Das war das Mindeste, was ich tun konnte, falls diese rotblonde Barbarin versagen sollte. RE: Cubiculum | AP - Accia Prisca - 10-17-2024 Prisca hatte nur kurz die Gelegenheit, etwas verwundert auf die junge Frau zu werfen, die Merula im Schlepptau hereingebracht hatte, dann war er schon an ihrer Seite und gab ihr einen Kuss. Prisca war ganz perplex und wurde ein wenig rot. “Wir dürfen das noch nicht“ erinnerte sie ihren Mann leise und hoffte sehr, dass das jetzt keine Auswirkungen auf das Baby hatte. Immerhin hatte sie ihn vorhin noch gestillt – oder naja, es versucht als als ziemlich unangenehm empfunden. Sie hatte keine Ahnung, wie lange es dauerte, bis das kleine Würmchen sich an die Amme gewöhnt hätte. Merula redete auch gleich weiter und sagte, dass es in Iscalis nur Keltinnen geben würde, dass er aber auch eine Griechin in Londinium besorgen würde, wenn sie darauf bestehen würde. Prisca war ein wenig überfordert und schaute zu der jungen Blondine hinüber. Ein wenig Angst hatte sie schon, dass das Kind keltisch werden würde, weil der Vater ja Kelte war, wie Taurus ihr gestanden hatte. Nicht, dass er doch noch rote Haare bekäme oder so. “Ich will dir keine Umstände machen. Nach Londinium ist es so weit. Ich… ich will nur, dass es dem Kind gut geht. Und...“ Wie sollte sie das sagen, ohne dass er es lächerlich fand? “Ich habe nur Sorge, dass er dann keltisch spricht. Du magst doch keine Kelten“, sagte sie also etwas kleinlaut und ließ die roten Haare lieber weg. RE: Cubiculum | AP - Marcus Sabinius Merula - 10-26-2024 Ich lächelte, als Prisca rot wurde und mich ermahnte. Ich konnte ihre Sorgen verstehen. Schließlich hatten wir sehr lange auf ein Kind warten müssen. Dass sie nun um die Gesundheit unseres Sohnes besorgt war, war absolut nachvollziehbar. Daher verkniff ich mir einen weiteren Kuss. Ich würde mich eben in Geduld üben müssen. "Ich weiß, mein Liebes. Wir werden vorsichtig sein." Ich sah zu unserem kleinen Sohn und strich ihm sanft über das Köpfchen. Als meine Frau mir anvertraute, dass die Keltin sie ein wenig beunruhigte, nickte ich verstehend, denn auch ich teilte die gleiche Sorge. Doch ich wollte sie nicht noch mehr verunsichern. Daher sollte sie wissen, dass ich dieses Barbarenweib gut im Auge behalten würde. "Ich verstehe dich gut, Liebes. Aber du sollst wissen, unser Sohn wird nicht die Sprache, die Sitten, oder irgendetwas Keltisches von dieser Frau lernen. Ich dulde nichts Barbarisches in meinem Haus, und schon gar nicht bei meinem Sohn. Wenn nur der geringste Zweifel besteht, dass sie ihn beeinflusst, schicke ich sie fort. Dann besorge ich dir eine Griechin aus Londinium, egal wie weit das ist." Notfalls würde das Barbarenweib die Peitsche zu spüren bekommen, wenn sie meinen Anweisungen nicht Folge leistete. Mein Blick wanderte zu der jungen Frau, die schüchtern im Türrahmen stand. Ein Hauch von Zorn glitt über mein Gesicht, bevor ich mich wieder Prisca zuwandte und ihr sanft zulächelte. "Du hast genug durchgemacht, mein Liebes. Die Geburt und all das. Ich weiß, es hat dir viel abverlangt, aber du hast es großartig gemacht. Nun ruhe dich aus und mache dir keine Sorgen mehr wegen der Amme. Ich achte auf euch. Auf dich und unser Kind," versprach ich ihr. |