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Mietstall des Alan - Druckversion

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RE: Mietstall des Alan - Louarn - 06-07-2023

Ja, dieses schreckliche Gedicht oder was das sein sollte, das hatte ich auch gesehen, aber das war schon älter. Ob das irgendwas mit dem in Cheddar zu tun hatte, keine Ahnung. Ich wusste von nichts, aber ich sollte mich wohl mal umhören. Noch eine Sache auf der langen Liste von Dingen, die ich tun sollte.

Und jetzt kam Alun auch schon mit der Theorie an, dass die zwei Wegelagerer gezielt nach Niamh gesucht hatten. Bestimmt hatte er mit ihr gesprochen. Vielleicht hatte sie ihn auch um ihre Finger gewickelt. Oder mit ihm geschlafen. Ich rieb mir heftiger die Stirn, weil die Kopfschmerzen bei diesem Gedanken schlimmer wurden. Ich wollte nicht so sein. So verdammt eifersüchtig. Ich hatte kein recht und keinen Grund dazu. Und ich wollte das auch nicht. Aber grade fühlte sich alles verschoben und falsch und schmerzhaft an. “Das waren einfach nur irgendwelche Räuber. Du klingst echt paranoid“, brummte ich und ließ die Arme wieder sinken und starrte an die Decke.

Was ich geträumt hatte. Ich lachte kurz bitter. “Was hab ich nicht geträumt?“ fragte ich zurück und schloss die Augen. “Ich träumte von einer rothaarigen Göttin. Und von einem Raben, der sich in unsere Schwester verwandelte. Ah, du kennst sie ja noch gar nicht. Hat Dunduvan es für nötig befunden, dir von ihr überhaupt zu erzählen?“ Ja, meine stimme klang bitter, wegen der Erwähnung von Deimos und der von Raven. Noch eine Frau, die mich ablehnte. Wobei ich ihr vielleicht zu gute halten sollte, dass sie mich wenigstens nicht vorher vögeln hatte wollen.
“Ich hab vom Gehörnten geträumt, und nochmal, wie er erschossen wird. Von den Sternen und Sumpf und tiefem Wald. Ich hab von einem Wanderer geträumt, der mich gewarnt hat, auf dem Weg zu bleiben, weil sonst irgendwas mit dem Sohn des Drachen passiert. Oder auch nicht passiert. Und der sich in Nebel aufgelöst hat! Und von einem dunklen Ort voller Ketten und dem Gestank von Angst und Blut und Tränen.“
Ich schloss die Augen und sah noch einmal dieses Gesicht in dem schmalen Lichtstreifen, wie sie sich an die Wand kauerte und mich ansah. Ich wollte das nicht sehen. Ich wollte nichts von alledem. “Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob ich wach bin oder träume. Vielleicht werde ich auch einfach nur verrückt.“


RE: Mietstall des Alan - Alun - 06-08-2023

Ja, ich wusste es! Es war eine gewagte Theorie, die ich da aufgestellt hatte. Aber Fakt war, dass Niamh vor diesem Kerl Angst gehabt hatte! So war es jedenfalls bei mir angekommen, als wir uns nach der Ankunft an Brigids Quelle mit den anderen Brüdern getroffen hatten.
 
"Sagtest du nicht selbst, es seien Sklavenjäger gewesen? Und? Was machen Sklavenjäger so, wenn sie nicht gerade irgendwo entspannt in einer Taberna abhängen und sich über ihr verdientes Geld freuen? Richtig, sie jagen Menschen! Meistens machen sie das aber nicht aus Spaß an der Freude oder weil sie gerade nichts Besseres zu tun haben, sondern weil sie einer losgeschickt hat. Also, wer glaubst du, könnte das gewesen sein, hmm?!"
 
Als ich ihn nach seinen Träumen fragte, lachte er bitter und begann dann zu erzählen. Es klang teilweise sehr bizarr, was da aus seinem Mund kam. Eine rothaarige Göttin, ein Rabe, der sich in Raven verwandelte.

"Ja, Dunduvan hat uns von ihr erzählt. Sag, hat diese Raven zufälligerweise rotes Haar?" Wahrscheinlich nicht, denn wir alle, außer Louarn, schienen eher nach unseren Vätern zu kommen. Es war ja nur so eine Vermutung. Denn natürlich fing ich sofort damit an, seine Träume zu deuten und ihnen ihr Geheimnis zu entlocken. Doch ich kam nicht weit damit, weil immer wieder eine unbekannte Variable dazwischen kam.

 "Wer könnte dieser Sohn des Drachen sein und wo befindet sich dieser grauenhafte Ort der Ketten, den du beschrieben hast?" fragte ich, ohne darauf eine Antwort zu erwarten. Die Verbitterung in seinen letzten Worten berührte auch mich sehr stark. Ging es uns denn nicht allen so? Jeder von uns trug eine Last mit sich, die uns zu erdrücken drohte und die uns eines Tages zum Verhängnis werden würde.


RE: Mietstall des Alan - Louarn - 06-09-2023

“Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Klugscheißer bist?“ meckerte ich in Aluns Richtung, als er anfing, darüber zu dozieren, was Sklavenjäger so taten oder auch nicht taten. Nein, ich weigerte mich, da einen Zusammenhang zu Erwan zu sehen und verbuchte das weiterhin unter einem Zufall. So verrückt konnte doch selbst der Kerl nicht sein. Gut, uns einmal jemanden hinterherschicken, vielleicht. Aber doch nicht gleich zweimal. So reich war der Kerl einfach nicht. Glaubte ich zumindest. Ach, egal!

Er fragte nach, wie Raven aussah, und ich schloss kurz die Augen. Ich sah sie immer noch ganz deutlich vor mir, obwohl ich sie jetzt schon über einen Monat nicht mehr gesehen hatte. Trotzdem hätte ich wohl von jedem Leberfleck auf ihrem Arm berichten können, und von den winzigen, hellen Sprenkeln in ihren Augen. Ich hatte ja immer die Hoffnung, dass das Bild verblassen würde, aber nein, ein kurzer Gedanke reichte, und sie war da. “Nein, Raven hat schwarze Haare. Lang und glatt. In der Sonne leuchtet es silbern und blau“ sagte ich und hasste den weichen Ton, den meine Stimme dabei bekam. Ich räusperte mich und setzte mich ein wenig auf, da Alun sich beharrlich weigerte, sich hinzulegen, und setzte mich in den Schneidersitz.
“Ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung. Der Typ sprach in Rätseln, schlimmer als Ciaran auf Pilzen. Und ich hab zwar schon alles mögliche gesehen, einen ausgewachsenen Drachen aber noch nicht.“ Und nach wie vor hatte ich keine Ahnung, wie ein Drache einen roten Eber als Sohn haben sollte, aber dieses Detail sparte ich mal besser ganz aus, denn das klang wirklich vollkommen verrückt.
“Und die Höhle… keine Ahnung. Ich war in einem Wald, den ich nicht kannte, und da war die Höhle, und dann… ich hatte das Gefühl, als wäre ich unter der Erde. Es war alles dunkel und über mir waren Schritte zu hören. Aber es war wirklich stockfinster, bis kurz bevor ich aufgewacht bin. Da wurde eine Tür geöffnet und kurz fiel Licht herein und...“ Ich rieb mir mit den Händen einmal stöhnend übers Gesicht und raufte mir leicht die Haare. “Aber es sind nur Träume. Ich mein, ich bin dann üblicherweise ein Fuchs! Und ich hätte die Fähigkeit zwar gerne, aber ich glaube nicht, dass ich mich in einen verwandeln kann.“
Ich grinste leicht schief, was Alun aber wahrscheinlich schon nicht mehr richtig sehen konnte, weil es so dunkel war.

“Und was hast du den ganzen Tag getrieben?“ fragte ich ihn also, hauptsächlich, um abzulenken, da ich wirklich nicht weiter über Niamh reden wollte. Oder Dunduvan. Oder Dunduvan und Niamh zusammen.


RE: Mietstall des Alan - Alun - 06-09-2023

"Nö, wieso?" antwortete ich und musste mir echte ein lautes Lachen verkneifen. Obwohl die Sache nun wirklich nicht zum Lachen war. Aber Louarn tat weiterhin so, als sei meine Vermutung völlig abwegig. Nur hatte das für mich alles ganz anders geklungen, als ich vor wenigen Tagen Niamh zum ersten Mal im Wald getroffen hatte und sie mich schier mit ihrem Küchenmesser abgestochen hätte, weil sie Angst vor mir hatte. Na gut, ich war da ja auch als Römer verkleidet gewesen und wer konnte es einem keltischen Mädchen verübeln, wenn es da vielleicht ein bisschen überzogen reagierte, wenn sie da auf mich traf?

Lou verriet mir dann auch, wie diese Raven aussah. An der Art, wie er sie mir beschrieb, merkte ich sofort, dass sie ihm nicht gleichgültig war. Herrje, war er etwa auch in sie verliebt gewesen? Der Kerl hatte ja auch schon früher sämtliche Mädels schwach gemacht. Alle waren sie nur ihm hinterher gerannt. Nicht dass ich deswegen eifersüchtig gewesen wäre. Auf Typen wie mich standen die Damen hierzulande nicht so. Ein Problem weniger, sagte ich mir! Dann war ich auch nicht abgelenkt und konnte mich auf das Wesentliche beschränken.

"Also dann war diese rothaarige Göttin nicht Raven," schlussfolgerte ich und dachte weiter nach. "Vielleicht war es Andraste!", meinte ich dann, verwarf aber schnell wieder meinen Gedanken.  "Nein, nein, nicht Andraste! Dann hättest du bestimmt von einem Hasen geträumt!" Die ehrwürdige Boudicca hatte sich damals, als sie zum Aufstand gegen die Römer aufgerufen hatte, an Abdraste gewandt, damit sie ihr den Sieg schenken möge. Anfangs hatte das ja auch ganz gut geklappt!

"Und wenn es nun doch Niamh war, von der du geträumt hast?" Schade, dass ich jetzt Lous Gesicht nicht richtig erkennen konnte, wie er seine Augen verrollte, weil ich einfach keine Ruhe geben wollte. Inzwischen hatte er sich wieder aufgesetzt, weil ich immer noch herumstand. Aber wenn ich mich nun neben ihn ins Heu fallen ließ, dann konnte ich morgen meine Toga vergessen! "Äh, kannst du mir mal helfen, mit dem Ding hier?"  Ich versuchte,  mich schon mal alleine zu entrollen, damit ich mich endlich auch setzen oder hinlegen konnte. Heute Morgen war es schon verdammt schwierig gewesen, das Ding auf eigene Faust anzulegen, was eigentlich beinahe unmöglich gewesen war. Wahrscheinlich hatte die Toga dann auch dementsprechend ausgesehen.


Lou sprach weiter von seinen Träumen und erwähnte einen Typen, der noch schlimmer als Ciaran gewesen sei. "Was für´n Typ? Alter vielleicht hast du ja von Ciaran geträumt und du hast es nur nicht gemerkt!" Denn so ein verworrenes Zeug klang irgendwie, nach einer von Ciarans Drogen! Trotzdem hörte es sich total spannend an. Nur als er abrupt zum Ende kam, ohne seinen letzten Satz zu vollenden, fragte ich: "Und? Was war dann?" Dass er in seinen Träumen normalweise ein Fuchs war, wunderte mich nicht! Ob er sich tatsächlich in einen verwandeln konnte, bezweifelte ich. Aber durch seine Träume konnte er so Dinge sehen, die ihm sonst verborgen geblieben wären. Jetzt musste er nur noch lernen, sie auch richtig deuten zu können.


Als er mich dann fragte, wie mein Tag so gewesen war. begann ich zu erzählen. "Na ja, ich bin zuerst hier gekommen. Aber Alan sagte mir, du wärst auf der Arbeit und ich sollte später nochmal kommen. Eigentlich war das ganz gut, denn so konnte ich mich auch um eine Arbeit kümmern. Stell dir vor, morgen fange ich als Vilicus an. In der Casa Sabinia! Der Kerl, der mich eingestellt hat, war bei der Legion. Vielleicht komme ich da noch an ein paar Informationen über 'du weiß schon wen'!"



RE: Mietstall des Alan - Louarn - 06-09-2023

Ich seufzte, als Alun versuchte, in meinen Träumen irgendeinen Sinn zu finden. Ich glaubte ja nicht, dass sie irgendeinen hatten. Es waren eben einfach nur Träume. Verrückte, wirre Träume, aber eben Träume. Die jetzt nicht wirklich Sinn ergeben oder etwas bedeuten mussten. “Es war nicht Niamh“, sagte ich einfach nur müde und stand dann auf, weil Alun sich in seiner Decke wohl verheddert hatte. “Warum trägst du das Ding überhaupt?“ brummte ich, während ich versucht war, ihn einfach stärker einzuwickeln und mit dem Stoffberg zu fesseln, damit er aufhörte, über Niamh zu reden. Die Versuchung war wirklich groß. Aber gut, ich wickelte ihn aus und stopfte ihm den Stoffberg dann hilflos in seine Arme, weil ich doch keine Ahnung hatte, was man mit so einem Teil machte. Cathbad hatte das nur meinen anderen Brüdern beigebracht, während ich Trainingseinheit über Trainingseinheit gehabt hatte mit Schwert, Axt, Speer oder auch den Fäusten. Meine Brüder hatten gelernt, in Stoffbergen rumzulaufen, während ich meine blauen Flecken zählte.

Und natürlich hörte Alun nicht auf, zu fragen. Er wollte es genau wissen, was ich träumte. “Nein, es war nicht Ciaran. Ich hab ihn gefragt, wer er ist, und er hat irgendwas davon gesagt, dass er eine Erinnerung von etwas sei, was noch nicht geschehen ist. Myrddin. So hieß er. Aber ich kenne niemanden, der so einen bescheuerten Namen hat.“
Ich setzte mich wieder, weil Alun natürlich auch wegen dem anderen Traum nicht locker ließ. Ich wischte mit noch einmal mit meiner Hand über das Gesicht. “Ich sah Niamh, wie sie sich an eine Wand kauerte. Aber nur einen Herzschlag lang. Und es war nur ein Traum, Alun.“
Ich atmete noch einmal tief durch und sagte es nochmal für mich selbst. “es war nur ein Traum.“

Vielleicht hatte Alun Mitleid mit mir, auf jeden Fall erzählte er, dass er  jetzt einen Job hatte. “Das war sowas wie ein Schreiber, richtig?“ fragte ich nach, was ein Vilicus war. “Ich arbeite beim hiesigen Heiler als Türsteher. Es ist ziemlich langweilig, aber wird gut bezahlt und anscheinend ist das Glück ein Rindvieh, das seines gleichen sucht. Der Mann war mal ein Sklave des römischen Kaisers, sagt er. Und in seinem Haus wohnt noch ein Atrebate. Keine Ahnung, ob ich da was nützliches aufschnappen kann. Für den ganzen Spionage-Mist seid ja eigentlich ihr zuständig.“ Ich hatte da zwar auch Unterricht bekommen, aber eben auch mangels Unauffälligkeit meiner Person vielleicht nicht so gut aufgepasst wie meine Brüder.


RE: Mietstall des Alan - Alun - 06-10-2023

Ja, ja! Ich hatte es ja jetzt kapiert. Die rothaarige Göttin war nicht Niamh! Ich ließ es jetzt einfach gut sein, bevor das alles hier noch in Streit ausartete.
"Das ist ne Toga! Römer tragen so was!", gab ich ihm genervt zurück, als er fragte, warum ich das Ding überhaupt an hatte. Wenigstens war er aufgestanden, um mir mit der blöden Toga zu helfen. Na ja, helfen war vielleicht zu viel gesagt, denn er wickelte mich noch fester ein. "He stopp! Willst du mich umbringen, oder was? Anders rum!" rief ich und glücklicherweise kam er dann auch meiner Bitte nach. Schließlich stopfte er mir die Toga, die nun wie ein übergroßer Wäscheberg wirkte, einfach in die Arme. Ja toll, dachte ich mir. Das Ding war morgen total faltig. Ich versuchte die Toga dann noch irgendwie einigermaßen zusammenzulegen. Aber das war leichter gesagt, als getan! "Ach scheiß drauf!" rief ich und warf dem Stoffberg genervt ins Heu. In Londinum war das alles kein Problem gewesen! Da hatte es Sklaven gegeben, die mir behilflich waren. Louarn hatte keine Ahnung von sowas! Er war anders ausgebildet worden, als wir anderen. Er hatte das große Glück, völlig normal auszusehen. So wie ein Kelte eben auszusehen hatte. Langes rotes Haar, heller Teint und… na ok, braune Augen. Aber das war das einzige, was vielleicht an seinen missratenen römischen Vater erinnerte. Manchmal hatte ich schon gedacht, dass seine Mutter vielleicht doch mit einem keltischen Mann was laufen hatte, bevor… Ähm ja, das hatte ich bisher nie laut ausgesprochen und würde es auch nie tun. Denn dann war ich genauso blöd, wie die, die uns als Kinder immer wegen unseres Aussehnens aufgezogen hatten.


Er setzte sich neben mich und erzählte weiter von seinen Träumen. Er hatte von etwas geträumt, was noch gar nicht passiert war! Na dann wunderte mich gar nichts mehr! Einen Myrddin kannte ich zudem auch nicht. "Tja, da sagst du was! Aber vielleicht hast du irgendwas geträumt, was passieren wird, wenn wir die Römer aus Britannia vertrieben haben!" Denn ja, daran glaubte ich fest, obwohl mir auch bewusst war, wie zahlreich sie waren.

Aber schließlich verriet er mir doch, was er noch geträumt hatte. und das war Niamh! "Aha, also doch!", rief ich, fast schon triumphierend. Auch wenn er nur ganz kurz von ihr geträumt hatte, hatte es doch etwas zu bedeuten! Sie kauerte sich irgendwo an eine Wand. "Na klar, es war ein Traum. Und Träume haben immer etwas zu bedeuten!" Hättest du bloß besser aufgepasst, hätte ich ihm jetzt vorwerfen können. Aber nein, auch das machte ich nicht. Lou hatte andere Qualitäten und vielleicht würde er sich eines Tages ja darum bemühen, herauszufinden, was seine Träume bedeuteten.

Ach ja, es war echt hoffnungslos mit ihm. Diese typisch römischen Begriffe, die gingen nicht so an ihn ran. Als ich ihm von meiner neuen Arbeit als Vilicus erzählte, hielt er mich doch glatt für einen Scriba –  einen Schreiber. Das wäre natürlich auch was gewesen! Aber nein, ich würde ab morgen ein Vilicus sein! Er selbst hatte eine Arbeit als Türsteher bekommen. "Ah, ja toll!" meinte ich und dachte mir dann dass, was er dann selbst sagte. Saulangweilig! Aber gut, wenn die Kohle stimmte, warum nicht!

"Ach echt? Der Kerl ist ein Freigelassener des Imperators? Das ist ja echt krass!" rief ich, als er mir etwas über seinen Arbeitgeber erzählte. "Erzähl ihm bloß nicht, wer du bist!" Das konnte böse enden! 
Und dann lebte da noch ein Atrebate in diesem Haus. "Aha," meinte ich bloß. Die Atrebaten trugen die Schuld daran, dass Rom seinen Fuß auf die heilige Insel gesetzt hatte. Ihr König Verica war nach Rom geflohen und hatte um Hilfe gegen seine feindlichen Nachbarn gebeten. Wenn er nur geahnt hätte, was er damit angerichtet hatte! Doch meine römische Ziehmutter Occiana Belana war eine Atrebatin gewesen, die versklavt worden war und von ihrem Dominus freigelassen wurde, damit er sie ehelichen konnte. Belana war immer sehr nett zu mir gewesen und half mir, wo sie nur konnte. Cathbad hatte sie nicht ohne Grund ausgewählt!


RE: Mietstall des Alan - Louarn - 06-10-2023

Fintans Platz als nervigster meiner Brüder bekam grade wirklich derbe Konkurrenz von Alun. Ich schnaufte durch und gab auf. Keine Ahnung, warum er so besessen von Niamh war, oder warum er so sicher war, dass diese wirren Träume etwas bedeuteten. Ich fand sie wirklich einfach nur verwirrend und sie machten mir Kopfschmerzen, weil das Dinge waren, die eindeutig viel zu hoch für mich waren. Falls die Götter mir mit diesen Träumen wirklich irgend etwas sagen wollten, dann sollten sie sich verdammt noch mal auch verständlicher ausdrücken, denn so verstand ich absolut gar nicht, was sie von mir wollen könnten.
“Ich hab aber keine Ahnung, was sie bedeuten“, meinte ich resignierend und ließ mich wieder ins Heu zurückfallen, um an die Decke zu starren. Ich wäre wirklich gerne klüger, so dass ich sowas verstehen könnte. Oder hätte Caradoc zum reden. Er konnte Träume deuten. Auch wenn er mir auch schon kryptischen Mist weisgesagt hatte. “Glaubst du denn, dass wir es schaffen, die Römer wirklich aus Britannien zu vertreiben? Calum glaubt, dass wir alle scheitern werden.“ Er hatte es mir gesagt und wollte wohl mit allem aufhören, wenn ich ihn richtig einschätzte. Ich wünschte, ich könnte ihm das ermöglichen. Aber für uns gab es kein anderes Leben. Was sollten wir denn sonst tun?

Als Alun dann so hilfreich meinte, dass ich Flavianus Pü nicht sagen sollte, wer ich war, warf ich ihm einen vielsagenden Blick zu. “Ach, eigentlich hatte ich das gleich morgen früh vor, nachdem ich deinem neuen Chef im Haus Sabatica gesagt habe, wer du bist“, meinte ich trocken.
“Und du meinst, dort findest du raus, wer dieser MAF ist?“ griff ich seine Bemerkung von vorher noch einmal auf.


RE: Mietstall des Alan - Dunduvan Deimos - 06-14-2023

Dunduvan war erst in Cheddar aufgehalten worden, wo er über eine nächtliche Razzia unterrichtet worden war, bei der sich die Römer noch schlimmer als üblich aufgeführt hatten. Dann war er zum Forum gekommen, und hatte erfahren, dass sich die Ikenerfürstin Bonni anscheinend in Dauergewahrsam in der Castra aufhielt. Ungewöhnlich viele Legionäre waren in Iscalis unterwegs und sie machten auch Stichproben, doch besonders bei keltisch aussehenden Leuten und wohl auch bei solchen, die sie für Sklaven hielten. Das war entschieden keine Wendung zum Guten. 

Er "borgte" sich kurzerhand ein herumliegendes Brett, legte es sich über die Schulter und tat so, als sei er ein junger Römer, der dieses Brett nach Hause schaffte. Einmal wurde er tatsächlich von einem Soldaten angesprochen: "He du, warum sschleppst du ein blödes Brett? Melde dich lieber zu den Adlern, da kannst du noch was werden!" 
"Das möchte ich so gerne, ich muss nur meinen Vater um Erlaubnis bitten, Miles",antwortete Dunduvan, was den Soldaten zu der Antwort verleitete, dass wenn der Alte ihm die Erlebnis nicht geben wolle, er ihm ja das Brett über den Schädel schlagen könne.
Dunduvan lachte, als hätte der Andere einen tollen Witz gemacht, und machte, dass er weiter kam.

 Auf diese Weise näherte er sich allmählich dem Mietstall von Alan. Wenn Louarn nicht gerade andersweitig unterwegs war, war er für gewöhnlich dort zu finden. Dunduvan schuldete Louarn eine Erklärung. Lous Gefühle waren ihm eher gleich, aber solche Aktionen wie sich gegenseitig eine Frau ausspannen, war schädlich für den Zusammenhalt unter den Falken. 
Cathbad wäre über den Vorfall bitter enttäuscht gewesen: Dunduvan hatte sich reinlegen lassen wie ein Knabe.

Dunduvan hatte, als er klein war,  manchmal Dinge getan, die Kinder so taten, über Borkenschiffchen in einem Bach die Zeit vergessen oder einen kleinen Ball aus Lederresten gebastelt, der ihm so gut gelungen war, dass die Dorfjungen ihre Vorbehalte vergaßen und einen ganzen Nachmittag mit ihm spielen wollten. 

Cathbad hatte sich, wenn er sich dann spät nachhause geschlichen hatte, nur abgewandt, in die Nacht hineingestarrt und geschwiegen. Seine ganze Haltung hätte ausgedrückt, was er von dem pflichtvergessenen Dunduvan in diesem Moment hielt: NICHTS. 

Dunduvan erinnerte sich daran, dass er darum gebettelte hatte, Cathbad möge ihm endlich eine Strafe auferlegen. Lieber eine Strafe als dieses elende Schweigen. Das Schweigen gab ihm das Gefühl, nichts zu sein, zu verschwinden, gar nicht wirklich da zu sein. Da hatte er ein letztes Mal geweint und danach nie wieder.

Dunduvan dachte an Cathbads Gesicht. Es stand allzu deutlich vor ihm, und erschrocken ließ er los - er wollte ihn nicht versehentlich rufen
Doch dann schob sich ein anderes Gesicht über das des Druidenmeisters: Rote Haare, die wie Flammen vom Kopf abstanden, Augen, die strahlten, ein zarter Mund, der ihn küsste....Niamh... 

Einen Moment lächelte der Druidenschüler in seliger Erinnerung. Dann schüttelte er sich, um auch diese Erinnerung förmlich abzuschütteln. Niamh hasste ihn. Sie liebte Louarn. Ciaran und die Götter hatten ihnen lediglich einen bösen Streich gespielt.

Dunduvan hob eine Hand, um bei Alan anzuklopfen. Das tat er auf diese besondere Art, die ihm Cathbad gelehrt hatte. Für gewöhnliche Menschen war es ein gewöhnliches Klopfen. Aber es verursachte einen Zwischenton, eine Art gegenläufiges, ganz leises Schwirren, welches nur ein geschultes Ohr wahrnehmen konnte.


RE: Mietstall des Alan - Louarn - 06-14-2023

Alun kam nicht zu einer Antwort, als es unten an der geschlossenen Stalltüre klopfte. Natürlich erkannte ich das Signal, genauso wie Alun es wohl erkannte. Es genügte ein Blick im Dunkeln, und obwohl ich kaum etwas sah, wusste ich, dass er es auch erkannt hatte. Ich hörte Alan leicht schimpfen, der das Signal natürlich nicht kannte und sich nur beschwerte, wer denn so spät noch klopfte. Nur mit etwas blumigeren Worten.
Ich schälte mich aus dem Heu, ehe der Alte sich auf den Weg machte. “Schon gut, Alan, ich geh schon“ rief ich, was mit ein paar gebrummten Flüchen und einer wieder zuschlagenden Tür beantwortet wurde. Zweifelsohne hatte Alan sich schon zum schlafen hingelegt gehabt, dann war er immer etwas unleidlich. Ich schaute nochmal kurz zu Alun, ob er nicht diesen Part übernehmen wollte, da ich grade wirklich keinen Nerv auf so ziemlich jeden meiner Brüder außer vielleicht Calum hatte. Aber gut, hier musste ich wohl selber ran. Immerhin war ich hier Alans Gehilfe und nicht Alun.

Ich stieg also die Leiter wieder nach unten, pflückte mir abwesend ein bisschen hängengebliebenes Heu von der Schulter und öffnete den Riegel der Stalltür, um sie zu öffnen. Und natürlich musste es der meiner Brüder sein, den ich am wenigsten sehen wollte. “Oh… du...“ Ja, war nicht meine übliche Begrüßung für ihn, aber selbst wenn Ciaran ihm hundert Zaubertränke gegeben haben sollte, die Wunde war dennoch frisch. Ein Muskel in meinem Kiefer zuckte, als ich zurücktrat, damit Dunduvan eintreten konnte. Ich wandte mich von ihm ab und der Leiter schon wieder zu. “Alun ist oben im Heu, falls du ihn suchst“, sagte ich nur, auch wenn ich wusste, dass er wohl kaum hierher gekommen war, um Alun zu suchen.


RE: Mietstall des Alan - Dunduvan Deimos - 06-15-2023

Nach einer ganzen Weile rührte sich etwas. Der Riegel wurde geöffnet. Der anheimelnde Geruch nach Stall, Pferd und Heu drang Dunduvan in die Nase. Da stand Louarn. Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht, dann sprach er ganz beiläufig davon, dass Alun oben wäre.

"Ich suche keinen Alun. Ich wusste nicht einmal, dass er bei dir ist", sagte Dunduvan in jenem Ton, der die Brüder auf die Palme bringen konnte, da er klang, als sei jeder andere außer ihm minderbemittelt. Er hob jedoch die Hand und rief zum Heuboden hinauf:

"Grüß dich Alun", dann richtete er seinen brennenden Blick wieder auf Louarn. Im Zwielicht wirkten seine Augen tiefschwarz.
Louarn war zurückgetreten, damit er eintreten konnte. Dunduvan  war fast einen Kopf kleiner und musste hochschauen, was ihn ein wenig ärgerte. Aber er sprach weiter:

"Beltane mit Niamh kam über mich durch einen Zaubertrank, den Ciaran uns Beiden gegeben hatte. Ciaran sagte, es wäre der Wille der Götter gewesen. Ich halte es eher für Ciarans Willen, aber nun gut. 
Niamh hatte in mir einen Mann namens Suileabháin gesehen. Ich sah in ihr... ich weiß es nicht was genau" 
Dunduvan dachte an die sternenbekränzte Dunkelhaarige, die ihn ermutigt hatte: ALLE FRAUEN SIND EINE FRAU:
"Was der Höllentrunk von Ciaran mich eben sehen ließ: Eine Verkörperung der Göttin. Niamh war Brigid. Sie war alle", er verschränkte die Arme:

" Wenn es dir irgendetwas für deinen Seelenfrieden bringt: Niamh wachte auf und hat mir gleich ins Gesicht geschleudert, wie sehr sie mich verabscheut"

Immer noch brannte dieser Schmerz in Dunduvan. Niamh war sein allererstes Mädchen gewesen. Was hast du mir angetan?, hatte sie ihn gefragt. Er hätte ihr niemals etwas antun wollen:

"Danach habe ich zuerst die göttliche Brigid verflucht, die mir das eingebrockt hat und bin dann mit meiner Schleuder auf Ciaran losgegangen"
Wenn Dunduvan wirklich gewollt hätte, hätte sein Stein ihm den Schädel eingeschlagen:
"Ciaran lebt, keine Sorge", er lachte bitter:
"Aber Niamh ist ...futsch. Sie ist Hals über Kopf abgehauen. Bei euch ist sie auch nicht?"

Dunduvan breitete die Arme aus. Wieder schaute er von unten nach oben und blies sich eine seiner dunklen Strähnen aus dem Gesicht:
"Na los, schlag mich schon, Louarn!", sprach er: "Ich sehe dir an, dass dich das erfreuen würde"