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Die Hütte der Gwrach - Druckversion

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RE: Die Hütte der Gwrach - Ceridwen - 10-21-2023

(10-19-2023, 08:55 PM)Nefertem schrieb: Ceridwen<<<

Ich hatte Ciaran hereingebeten. Die Hütte war kalt. Bevor ich in der Frühe losgegangen war, hatte ich kein Feuer angemacht. Aber das holte ich jetzt nach! Außerdem brauchten wir beide warmes Wasser für den Zuber in dem wir uns waschen wollten. Ich ließ dem Jungen den Vortritt. Sollte er sich zuerst sich zuerst waschen, denn er hatte es verdammt nötig!
Währendessen kramte ich eines meiner besseren Kleider heraus. Es war eine wollene Tunika aus dunkelblauem Stoff, der ein wenig den Gewändern ähnelte, die die Priesterinnen damals auf Mona getragen hatten. Das Kleid hatte zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, doch sah es aus, wie neu. Nicht einmal Motten hatten sich darin eingenistet, um fiese kleine Löcher hineinzubeißen. Dazu hatte ich einen passenden blauen Umhang, der einer römischen Palla sehr ähnelte. Außerdem hatte hatte ich ganz tief in meiner Truhe gekramt und tatsächlich etwas Schmuck gefunden, den ich anlegen wollte. Schließlich war ich ja, zumindest für die Römer, die Dorfälteste. Also das Verbindungsglied zwischen Cheddar und Iscalis. Da sollte ich doch zumindest ein bisschen Eindruck schinden, fand ich. 

Nachdem auch ich ein Bad genommen hatte, kleidete ich mich an und kämmte mein dunkles Haar mit den vielen grauen Strähnen nach hinten und machte einen Haarknoten daraus. Dann legte ich mir die goldenen Ohrringe und den goldenen Torques an, den ich zuletzt als junges Mädchen getragen hatte, bevor ich damals nach Mona gegangen war. Diese Römer sollten sehen, dass ich eine Frau von Stand  war, auch wenn ich sonst eher einer gewöhnlichen alten Dorfhexe glich. Das gepflegte Äußere bewirkte schließlich, dass ich nicht mehr ganz so alt und furchterregend aussah. Eher wie eine Frau, die in die Jahre gekommen war.

Irgendwann klopfte es dann an der Tür. Hoffentlich war das kein Dorfbewohner, der auf die Schnelle noch einem Kräutertrank benötigte! Ich ging zur Tür und erblickte das dunkle Gesicht eines jungen Mannes, der vor der Tür stand. "Salve!" Ich sah an ihm Vorbei und erblickte den Wagen, mit dem er gekommen war. "Du willst uns sicher abholen!" mutmaßte ich und sah mich nach Ciaran um, der nun hoffentlich auch bereit war.



Die ihn begleitenden Legionsreiter wurden allmählich unruhig, was sich auch auf die Pferde vor der Kutsche übertrug. Denn diese begannen ihre Köpfe in die Höhe zu werfen und nervös mit den Hufen zu scharren. Was dachte die Reiterei denn? Das dies hier für Nefertem ein Spaziergang werden würde? Oh nein. Der aegpytische Sklave spürte seinen Herzschlag viel zu rasch in seiner Brust pochen. Und am liebsten wünschte er sich an einen gänzlich anderen Ort. In die Castra zu seinem Dominus. Oder in die Villa Iulia um noch letzte Handgriffe zu erledigen. Auch wenn er wusste, dass die Pronuba Accia Prisca bereits alles wunderschön vorbereitet hatte und Nefertem wohl nur stören würde. So atmete der Dunkelhaarige tief durch und pochte schließlich noch einmal gegen das Holz der Türe. Vielleicht war die Dorfälteste auch einfach nicht zu Hause, sondern hielt sich in den Wäldern auf, um dort nach Kräutern Ausschau zu halten. Nachdem Nefertem noch einmal tief durchgeatmet hatte, öffnete sich auch schon die Türe und Nefertem trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

“Salve. Bist du die Dorfälteste? Ich bin gekommen, dich zur Hochzeit meines Dominus mit Claudia Sabina zu bringen. Der Wagen steht bereit.“

Dabei wies Nefertem auf die wartende Kutsche. Jetzt müsste Ceridwen nur noch einsteigen. Dann könnte die Fahrt zurück nach Iscalis beginnen.


Der dunkelhäutige junge Mann fragte mich, ob ich die Dorfälteste sei. Ich nickte. "Ja, die bin ich! Und dies ist meine Begleitung!" Ich wandte mich zu Ciaran um und deutete auf den jungen Druidenschüler. "Nun, dann lasst uns gehen!" Ich traut aus meiner hütte hinaus und schaute mich erst kurz um. Die Legionsreiter, die den Wagen begleiten sollten, sahen schon etwas furchterregend aus. Doch Ciaran würde sicher etwas einfallen, falls dies doch ein falsches Spiel sein sollte. Doch davon ging ich nicht aus. Sicher würde man uns unbehelligt zur Hochzeit bringen und auch am Abend wohlbehalten wieder zurückbringen. Schließlich bestieg ich den Wagen und wartete, bis Ciaran es mit gleich tat und die fahrt dan auch losgehen konnte.


RE: Die Hütte der Gwrach - Saturninus zu Besuch - Tiberius Furius Saturninus - 10-23-2023

(10-21-2023, 08:18 AM)Ceridwen schrieb: Aha, meine Geschichte hatte also zu viel Tiefgang und taugte eher für gebildete Römer und weniger für das gemeine Volk. Ob das ein Kompliment sein sollte? Auf jeden Fall bestätigte es das, was ich von den Eroberern hielt. Sie waren verdorben und verkommen. Sie töteten jene, die sich etwas zu Schulden kommen gelassen hatten aus der reinen Freude am Töten. Da musste man sich wirklich fragen, weshalb sie uns so verachteten und uns Barbaren schimpften, obgleich sie nicht weniger barbarisch waren. "Du willst also eine Geschichte nachspielen lassen, bei der möglichst viel Blut fließt, um eure Verurteilten hinzurichten?" Ich schaute vielleicht ein wenig zu pikiert. Zumal er dann meinte, er würde das alles nur veranstalten, weil er sich dadurch die Gunst des Volkes erhoffte.

Schließlich erwähnte er dann noch die Druidenopfer, von denen er gehört hatte und vor dem es jeden Römer grauste. Und als habe er meine Gedanken lesen können, erwähnte er auch die Königin der Icener, die es gewagt hatte, den Römern Widerstand zu leisten. Nach seinen Worten, war beides als Thema für seine Arena ausgeschlossen, weil er dann fürchten musste, ausgebuht zu werden. "Ich erinnere mich noch sehr gut an Boudicca! Es waren schreckliche Zeiten damals!" entgegnete ich ihm und mein Blick schien für einen Moment ins Nichts zu gehen, denn die Erinnerungen an Mona waren gerade wieder sehr präsent in meinem Kopf. Schließlich wandte ich mich ihm wieder zu. Auch mein Blick hatte sich verfinstert. "Die Opfer der Druiden dienten nicht der Unterhaltung des Volkes. Sie töteten auch nicht aus Freude am Töten. Diese Opfer dienten der Allgemeinheit. Nur in der größten Not braucht es ein menschliches Opfer, um die Götter milde zu stimmen. Das wirst du doch wohl verstehen?" entgegnete ich ihm. Es widerte mich einfach nur an, als er davon sprach, wie schade es doch wäre, denn für Boudicca hätte er eine Idealbesetzung.

Schließlich bat er mich als Patron, ihn nicht hängen zu lassen. Eigentlich hörte sich das mehr wie eine Aufforderung an. Eine Pflicht, die ich nun erfüllen sollte. Ich schwieg und überlegte eine Weile. Dann begann ich eine weitere Geschichte zu erzählen, die sich vor langer Zeit in Ulaid*, im Norden der westlichen Nachbarinsel zugetragen haben soll.

"Einst lebte in Ulaid ein König namens Celtchar. Er war groß an Statur und als grausamer Krieger gefürchtet.  Er schwang einen Speer, dessen Gier nach Blut so groß war, dass er in einen Kessel mit Gift getaucht werden musste, um ihn in Schach zu halten.

Eines Tages weilte seine Gemahlin Findmór zu Gast bei Blaí Briugu, einem reichen Großbauern, der für sie in seiner Halle ein Festmahl veranstaltet hatte. Die Königin übernachtete in seinem Haus. Da sie ohne männliche Begleitung dort weilte, nahm er sie in der Nacht mit Gewalt und schändete sie.

Als der König dies hörte, wurde er furchtbar wütend und beschloss seine Königin zu rächen. Mit seinen Männern begab er sich in Blaí Briugus Haus und erschlägt ihn in seinem Zorn und nahm seinen Kopf als Trophäe mit. Doch damit nicht genug auch all seine Diener und jene die ihm verpflichtet waren, ließ er von seinen Männern töten.

Als Entschädigung für diesen Mord musste er sein Königreich Ulaid dreimal von einer Heimsuchung erlösen. Die erste dieser Aufgaben war es, Conganchnes, einem Krieger, der plündernd durchs Land zog, zu töten. Doch das war keine leichte Aufgabe, denn die Haut des Plünderers war so hart, dass kein Speer und kein Schwert sie durchstoßen konnte.
Doch Celtchar war gewitzt und dachte sich eine List aus. Er gab Conganchnes seine Tochter Niamh zur Frau, um sein Vertrauen zu gewinnen und lud ihn und seine Männer jeden Tag zu einem Festmahl ein. Als Niamh eines Nachts bei ihrem Ehemann lag, fragte sie ihn, ob er wirklich unbesiegbar sein. Ihr Mann war ganz vernarrt in sie und verriet ihr schließlich sein Geheimnis. Er entgegnete ihr, man müsse ihm glühende Spieße in die Fußsohlen stecken und in die Schienbeine stoßen.
Niamh eilte am nächsten Morgen zu ihrem Vater und erzählte ihm, was ihr Mann ihr verraten hatte. Danach legte sie einen Schlafzauber über Conganchnes und die Krieger ihres Vaters schlichen sich an ihn heran, während er schlief. Die glühenden Spieße wurden ihm in die Fußsohlen und direkt ins Mark der Schienbeine gerammt, und Conganchnes starb. Celtchar nahm sich auch diesen Kopf, um ihn seinem Volk zu präsentieren. 
Über das Grab des Conganchnes erhob sich bald ein Steinhaufen, denn jeder, der daran vorüber ging, legte einen Stein dazu, aus Freude, dass der Tyrann endlich tot war.
 
Die zweite Aufgabe, die Celtchar zu erfüllen hatte, galt einem bösen tollwütigen Hund namens Luch Donn, der des Nachts Menschen und Tiere anfiel und sie tötete. Ihn sollte er erlegen. Celtchar fand einen Erlenstamm, höhlte ihn aus, damit sein Arm hindurchpasste und kochte ihn in Honig, Fett und Kräutern, bis er zäh und geschmeidig war. Er näherte sich dem Hund mit dem Baumstamm über dem Arm und als der Hund hineinbiss, blieben seine Zähne stecken, so dass Celtchar sein Herz durch die Kehle herausziehen und ihn töten konnte.

Die dritte Bedrohung war Dóelchú, Celtchars eigener Hund. Ein Jahr nach Conganchnes Tod fand der König drei Hundewelpen an dessen Grab, die er mit sich nahm. Einen der Welpen schenkte er Mac Dathó, einem reichen Mann aus Leinster, den zweiten gab er dem Schmied Culann und den dritten, Dóelchú behielt er für sich. Der Welpe wuchs und wurde zu einem ausgewachsenen Hund. Doch je älter er wurde, umso bösartiger wurde er. Eines Tages lief er davon und wurde zu einer Bedrohung für die Rinder und Schafe von Ulaid.  
Celtchar fand seinen Hund und rief nach ihm und er kam zu ihm und leckte ihm die Füße. Widerwillig tötete er ihn mit seinem Speer. Als er den Speer hob, lief ein Tropfen des giftigen Blutes des Hundes an ihm herunter und durch Celtchars Körper und tötete ihn."

* Ulster

Ceridwen hatte den Nagel auf den Kopf getroffen mit ihrer Frage, ob es ihm darum ginge, eine keltische Geschichte mit Verurteilten, die dann auch wirklich zu Tode kommen würden, nachzuspielen:
"Ja, genau darum geht es"
Sie schaute ihn zweifelnd an. Oder sogar mit Verachtung, da war sich Saturninus nicht sicher:
 "Die Verurteilten haben ihre Strafen verdient und  ihr Leben verwirkt. Da können sie ruhig noch einem nützlichen Zweck erfüllen. Das mag dir grausam erscheinen, doch ich versichere dir, dass es nicht so grausam ist wie anderswo, denn wir Römer richten niemals jemanden hin, ohne dass ein Prozess erfolgt und ein Urteil gesprochen wurde. Wenn derjenige sich ungerecht beurteilt fühlt, kann er sich an den Statthalter wenden, dann wird das Urteil noch einmal überprüft. Das gilt selbst für den geringsten Untertanen. Die Hinrichtungen stellen die natürliche Ordnung wieder her.", versuchte er zu erklären. Natürliche Ordnung bedeutete in seinen Augen Rom als Herrin der Welt:
"Schon der göttliche Caesar hat Menschenopfer verboten. Früher waren sie wohl auch bei uns einmal üblich, doch das ist schon hunderte von Jahren her.  Aber das ist eine ganz barbarische Sitte für barbarische Götter" 
Saturninus schauderte es. 
Dagegen überraschte es ihn, dass sich Ceridwen noch gut an den Boudicca Aufstand erinnerte. Dieser hatte noch zu Neros Zeiten stattgefunden.  Saturninus schaute Ceridwen forschend an, doch wie früher schon hatte sie etwas Alterloses an sich. Manchmal wirkte sie auf den Furius wie eine alte Frau, manchmal aber wie ein junges Mädchen:

"Ich war damals nicht hier in Britannien. Ich war gerade mal neun Jahre alt und damit beschäftigt, meinen Spielkameraden Iulius Cato in allem zu übertreffen", er lachte ein wenig:
"Nun, eine Frau, die zum Schwert greift, nimmt meist ein schlimmes Ende. Es ist unnatürlich. Allerdings habe ich Iulius Acricolas Bericht, der zu jener Zeit des Aufstands Militärtribun war, gelesen, um etwas über Britannien zu lernen.. Er vertrat die Meinung, dass die Königin trotz ihrer fehlgeleiteten Moral Gründe für ihren Aufstand hatte. Sie wurde von dem damaligen Statthalter zu hart behandelt. Auch ich bin der Ansicht, dass man durch Milde und Teilhabe am römischen Leben bei eurem Volk viel weiter kommt als mit roher Gewalt"
er wies auf die Hütte: "Das siehst du ja. Ich sitze ganz ohne Wachen hier und fürchte nicht um mein Leben. Ich habe ein Mädchen hier, Deirdre, und noch wächst mein Sohn hier in Cheddar auf"
Das würde er allerdings unterbinden, sobald Aidan älter war.


Dann begann Ceridwen, eine weitere Geschichte aus Hibernia zu erzählen, wie er annahm, denn Ulead hieß keine der britannischen Gegenden, die ihm bekannt waren.
Oh, diese Geschichte bot das richtige Material. Ab und zu machte sich Saturninus Notizen und fragte nach. Wenn ihm der Name zu kompliziert erschien, vereinfachte er ihn. Das römische Publikum würde ihm danken. Diese Geschichte hatte alles, was gut und sensationell war:

"Eine junge Frau nehmen wir als Königin Findmor, ein weiterer Verurteilter spielt den reichen Bauern Blai Briagu und für den Celtchar nehmen wir einen Krieger oder vielleicht sogar einen  Gladiator. Der Gladiator durchbohrt den Bauern, wenn er mit der Königin zu Gange ist,  vom hinten mit dem Speer. Er soll dann auch gleich die Königin töten. Und dann wird er von den Göttern bestraft und muss drei Aufgaben erfüllen. Hervorragend!" 

Saturninus hatte das Planungsfieber gepackt: 
" Desweiteren eine weitere Frau als Niamh , da Niamh aber nicht zu Tode kommt, werde ich vermutlich einem meinem Sklaven diese Rolle geben. Und als Conganches kommt ein verurteilter Mörder in Frage. Das mit den glühenden Spießen in die Fußsohlen ist etwas Neues, das wird die Sensationsgier befriedigen. Und dann brauchen wir wilde, bösartige Hunde, die ein paar Verurteilte in Schafsfellen reißen. Ich bin am Überlegen, ob wir nicht anstatt eines Baumstammes gleich Celtchars Arm in Honig, Fett und Kräutern kochen, bevor er dann mit der anderen Hand einen der wilden Hunde töten muss. Giftiges Blut ist zu schwierig, doch unsere Niamh könnte ihm zum krönenden Abschluss ja einen Giftbecher reichen", 
er ließ seine Tabula sinken:

"Ceridwen, ich bin dir für diese schöne Geschichte wirklich zu Dank verpflichtet. Jetzt liegt noch viel Arbeit vor mir. Ich danke dir auch für deine Gastfreundlichkeit und werde nun aufbrechen. Aber ich möchte dich bitten, als Vertreterin von Cheddar zu dem Empfang zu kommen, den ich zu Ehren des Statthalters geben werde."
Die Keltin mit ihrem gewählten Latein wäre ein vorzeigbares Symbol der Versöhnungspolitik, die Saturninus so aktiv betrieb. Der Patrizier lächelte sie an:
"Es wäre mir Ehre und Freude zugleich. Vale bene Dorfälteste Ceridwen"

Er erhob sich. Er hatte wahrhaftig noch viel zu tun, wenn die Spiele ein Erfolg werden sollten. >>>


RE: Die Hütte der Gwrach - Furiana Nivis - 11-07-2023

<<<

Niamh war nicht sofort zu Ceridwens Hütte geeilt. Da das Wetter recht gut und es schien, als würde es heute auch keinen Regen geben. Daher beschloss sie, vorher noch einen Umweg in den Wald zu machen, um nach allerlei Kräutern und Pilzen zu suchen. Sie fand auch einige Haselnüsse an einem Strauch, die sie eifrig erntete und die Nüsse in einen ledernen Beutel verschwinden ließ.  Niamh achtete darauf, dass sie sich nicht zu weit von Dorf entfernte, auch wenn sie liebend gerne noch weiter gegangen wäre. Denn sie liebte den Wald, weil er bei jedem ihrer Besuche für sie immer ungeahnte Schätze bereithielt.

Als die Sonne bereits im Zenit stand, erinnerte sie sich daran, dass sie noch die Alte besuchen wollte. Auch wenn sie nun schon eine Weile nicht mehr bei ihr wohnte und Louarn nicht gut auf sie zu sprechen war, hatte sie Ceridwen doch hin und wieder besucht. Ihr Wissen über Kräuter und wie man sie anwenden konnte, war so groß. Von ihr konnte sie noch viel lernen. Außerdem unterhielt sie sich gerne mit der Alten.

Niamh kehrte mit ihren 'Schätzen' wieder zum Dorf zurück und lief hinüber zu Ceridwens Hütte. Sicher konnte ihr die Alte noch einiges zu den gesammelten Kräutern erzählen. Am meisten jedoch hoffte sie darauf, dass sie ihr einen Zauber mitgeben konnte, der dazu führte, dass sie nun schwanger werden würde.

Sie klopfte kurz an der Tür und trat dann ein. "Ceridwen, bist du da? Du wirst nicht glauben, was passiert ist!", rief sie dabei ganz aufgekratzt in ihrer Muttersprache. Dann erschrak sie aber, als sie plötzlich ganz unerwartet diesem Römer gegenüber stand, dem sie beinahe in die Arme gelaufen wäre. 
"Oh!" rief sie erschrocken, weil sie auch nicht mehr sagen konnte, denn ihre Lateinkenntnisse hielten sich sehr in Grenzen. Sie wich einen Schritt zurück und ihre Augen, die gerade noch vor Freude gestrahlt hatten, schienen nun voller Angst zu sein. Was machte dieser Römer bei der Alten? Irgendwie kam er ihr ja bekannt vor. Dieses Gesicht hatte sie schon einmal gesehen. Hoffentlich nicht im Haus des Tuchhändlers! Nein, von dort her kannte sie ihn nicht. War das nicht dieser verrückte Römer gewesen, der an Lughnassadh beim Lomaint mitgespielt hatte?


RE: Die Hütte der Gwrach - Saturninus zu Besuch - Ceridwen - 11-08-2023

(10-23-2023, 04:02 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Ceridwen hatte den Nagel auf den Kopf getroffen mit ihrer Frage, ob es ihm darum ginge, eine keltische Geschichte mit Verurteilten, die dann auch wirklich zu Tode kommen würden, nachzuspielen:
"Ja, genau darum geht es"
Sie schaute ihn zweifelnd an. Oder sogar mit Verachtung, da war sich Saturninus nicht sicher:
 "Die Verurteilten haben ihre Strafen verdient und  ihr Leben verwirkt. Da können sie ruhig noch einem nützlichen Zweck erfüllen. Das mag dir grausam erscheinen, doch ich versichere dir, dass es nicht so grausam ist wie anderswo, denn wir Römer richten niemals jemanden hin, ohne dass ein Prozess erfolgt und ein Urteil gesprochen wurde. Wenn derjenige sich ungerecht beurteilt fühlt, kann er sich an den Statthalter wenden, dann wird das Urteil noch einmal überprüft. Das gilt selbst für den geringsten Untertanen. Die Hinrichtungen stellen die natürliche Ordnung wieder her.", versuchte er zu erklären. Natürliche Ordnung bedeutete in seinen Augen Rom als Herrin der Welt:
"Schon der göttliche Caesar hat Menschenopfer verboten. Früher waren sie wohl auch bei uns einmal üblich, doch das ist schon hunderte von Jahren her.  Aber das ist eine ganz barbarische Sitte für barbarische Götter" 
Saturninus schauderte es. 
Dagegen überraschte es ihn, dass sich Ceridwen noch gut an den Boudicca Aufstand erinnerte. Dieser hatte noch zu Neros Zeiten stattgefunden.  Saturninus schaute Ceridwen forschend an, doch wie früher schon hatte sie etwas Alterloses an sich. Manchmal wirkte sie auf den Furius wie eine alte Frau, manchmal aber wie ein junges Mädchen:

"Ich war damals nicht hier in Britannien. Ich war gerade mal neun Jahre alt und damit beschäftigt, meinen Spielkameraden Iulius Cato in allem zu übertreffen", er lachte ein wenig:
"Nun, eine Frau, die zum Schwert greift, nimmt meist ein schlimmes Ende. Es ist unnatürlich. Allerdings habe ich Iulius Acricolas Bericht, der zu jener Zeit des Aufstands Militärtribun war, gelesen, um etwas über Britannien zu lernen.. Er vertrat die Meinung, dass die Königin trotz ihrer fehlgeleiteten Moral Gründe für ihren Aufstand hatte. Sie wurde von dem damaligen Statthalter zu hart behandelt. Auch ich bin der Ansicht, dass man durch Milde und Teilhabe am römischen Leben bei eurem Volk viel weiter kommt als mit roher Gewalt"
er wies auf die Hütte: "Das siehst du ja. Ich sitze ganz ohne Wachen hier und fürchte nicht um mein Leben. Ich habe ein Mädchen hier, Deirdre, und noch wächst mein Sohn hier in Cheddar auf"
Das würde er allerdings unterbinden, sobald Aidan älter war.


Dann begann Ceridwen, eine weitere Geschichte aus Hibernia zu erzählen, wie er annahm, denn Ulead hieß keine der britannischen Gegenden, die ihm bekannt waren.
Oh, diese Geschichte bot das richtige Material. Ab und zu machte sich Saturninus Notizen und fragte nach. Wenn ihm der Name zu kompliziert erschien, vereinfachte er ihn. Das römische Publikum würde ihm danken. Diese Geschichte hatte alles, was gut und sensationell war:

"Eine junge Frau nehmen wir als Königin Findmor, ein weiterer Verurteilter spielt den reichen Bauern Blai Briagu und für den Celtchar nehmen wir einen Krieger oder vielleicht sogar einen  Gladiator. Der Gladiator durchbohrt den Bauern, wenn er mit der Königin zu Gange ist,  vom hinten mit dem Speer. Er soll dann auch gleich die Königin töten. Und dann wird er von den Göttern bestraft und muss drei Aufgaben erfüllen. Hervorragend!" 

Saturninus hatte das Planungsfieber gepackt: 
" Desweiteren eine weitere Frau als Niamh , da Niamh aber nicht zu Tode kommt, werde ich vermutlich einem meinem Sklaven diese Rolle geben. Und als Conganches kommt ein verurteilter Mörder in Frage. Das mit den glühenden Spießen in die Fußsohlen ist etwas Neues, das wird die Sensationsgier befriedigen. Und dann brauchen wir wilde, bösartige Hunde, die ein paar Verurteilte in Schafsfellen reißen. Ich bin am Überlegen, ob wir nicht anstatt eines Baumstammes gleich Celtchars Arm in Honig, Fett und Kräutern kochen, bevor er dann mit der anderen Hand einen der wilden Hunde töten muss. Giftiges Blut ist zu schwierig, doch unsere Niamh könnte ihm zum krönenden Abschluss ja einen Giftbecher reichen", 
er ließ seine Tabula sinken:

"Ceridwen, ich bin dir für diese schöne Geschichte wirklich zu Dank verpflichtet. Jetzt liegt noch viel Arbeit vor mir. Ich danke dir auch für deine Gastfreundlichkeit und werde nun aufbrechen. Aber ich möchte dich bitten, als Vertreterin von Cheddar zu dem Empfang zu kommen, den ich zu Ehren des Statthalters geben werde."
Die Keltin mit ihrem gewählten Latein wäre ein vorzeigbares Symbol der Versöhnungspolitik, die Saturninus so aktiv betrieb. Der Patrizier lächelte sie an:
"Es wäre mir Ehre und Freude zugleich. Vale bene Dorfälteste Ceridwen"

Er erhob sich. Er hatte wahrhaftig noch viel zu tun, wenn die Spiele ein Erfolg werden sollten. >>>

Ich hatte mit meiner Vermutung richtig gelegen und auch wenn er nun versuchte, diese Barbarei schönzureden, so fand ich das ganze Unterfangen dennoch widerwärtig.  Denn was Recht und Unrecht war, entschieden immer noch die Römer.

Ich blieb auch ruhig, als er unsere Götter als barbarisch bezeichnete, weil man sie ab und an mit Blut besänftigen musste. Dabei räumte er ein, dass sein eigenes Volk in der Vergangenheit auch Menschenopfer durchgeführt hatte. Doch heutzutage gäbe es so etwas nicht mehr! Da fragte ich mich doch, weshalb in ihren Arenen Menschen grundlos, nur zu ihrer Unterhaltung sterben mussten. Gladiatoren waren, soweit ich wusste, keine verurteilten Verbrecher, sondern zumeist Sklaven. Warum mussten sie dann sterben, wenn sie auf Leben oder Tod kämpfen mussten? Waren das nicht auch Menschenopfer?

Auch zu der großen Königin und ihrem Aufstand gegen die Römer hatte er seine ganz eigenen, teils kruden Ansichten. Dabei hatte er gar keine Ahnung davon, wie damals die Zeiten gewesen waren. Damals hatte er noch im Sandkasten mit seinem Freund gespielt, fernab in Rom. Ich hingegen hatte alles hautnah miterlebt, denn Boudiccas Aufstand und die Geschehnisse auf Mona waren eng miteinander verwoben gewesen. Allerdings behielt ich meine Meinung für mich, denn Boudicca hatte gute Gründe, sich gegen Rom zu erheben. Dass sie dabei nicht sehr zimperlich mit der römischen Bevölkerung umgegangen war, war lediglich das Resultat, wie man mit ihr, ihren Töchtern und ihrem Volk umgegangen war!
"Nun ja, bei uns ist es üblich, dass die Frau mit ihrem Mann in den Kampf zieht, wenn es sein muss. Daher war es ganz selbstverständlich, dass die Königin damals selbst ihr Schwert geführt hat. Und ja, bei den Göttern, sie hatte ihre Gründe!" Nun hatte ich mich doch dazu hinreißen lassen, für einen kurzen Moment meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Doch schnell hatte ich mich wieder im Griff und hörte mir an, wie er glaubte, bei uns weiterkommen zu können. Durch Milde und Teilhabe. Aha! Leider fiel mir dabei keiner der unseren ein, der irgendwo im römischen Machtapparat teilhaben konnte, außer auf unterster Ebene. War es nicht eher so, dass die Römer alles und jeden unterdrückten, der es wagte, aufzumucken? Dass er nun hier ganz unbehelligt sitzen konnte, ohne um sein Leben fürchten zu müssen, lag wohl eher an der Präsenz der zweiten Legion, die hier in unmittelbarer Nähe stationiert war. Denn wäre sie nicht hier, würde auch er sich nicht nach Cheddar trauen.

"Und du bist uns auch stets willkommen! Ich kenne Deirdre. Sie ist eine bemerkenswerte und starke Frau!", wenn man bedachte, was sie alles hatte mitmachen müssen und sie musste auch weiterhin stark sein! Ob sie wusste, dass der Römer ihr ihren Sohn in einigen Jahren entreißen würde? Ich hatte es erlebt! Es war der schlimmste Tag in meinem Leben gewesen!
Auf sein Bitten hin erzählte ich ihm dann eine weitere Geschichte, die ihm weit mehr gefiel, als meine erste Geschichte. In der Geschichte um Celtchars Ende spritze es eben nur so vor Blut! Nachdem ich am Ende angelangt war, frohlockte er und begann sofort zu überlegen, wie er die einzelnen Rollen verteilen konnte und was er alles sonst noch dafür benötigte. Ich hielt mich dabei natürlich zurück. Allein schon der Gedanke, dass ich ihm hier nun dabei half, wie seine Verurteilten zu Tode kommen würden, hinterließ in meinem Mund einen fahlen Geschmack.

Er bedankte sich für meine schöne Geschichte, sowie meine Gastfreundschaft und meinte, dass nun noch viel Arbeit vor ihm liegen würde. Zum Schluss lud er mich auch noch zum Empfang ein, den er zu Ehren des Statthalters geben wollte. Ich zwang mich zu einem Lächeln, denn zum einen hasste ich es, im Mittelpunkt zu stehen  und zum anderen wollte ich von ihm nicht zur Schau gestellt werden. doch wie es schien, hatte ich gar keine andere Wahl. 
"Oh, es wird mir ebenso eine Ehre und Freude sein, Furius!" 

Dann erhob er sich, um zu gehen. Natürlich wollte ich ihn hinaus begleiten. Doch noch bevor er mein Heim verlassen konnte, hörte ich, wie sich plötzlich die Tür öffnete und kurz darauf Niamhs überschwängliche Stimme erklang. Sie war dem Römer im wahrsten Sinne des Wortes direkt in die Arme gelaufen und hatte sich daher auch gleich sehr erschrocken. "Niamh! Kind was führt dich her?" rief ich in ihrer Sprache. 
"Furius, darf ich dir meine Nichte Niamh vorstellen?" Natürlich war sie nicht meine Nichte, doch das musste ja niemand wissen!


RE: Die Hütte der Gwrach - Tiberius Furius Saturninus - 11-10-2023

(11-07-2023, 06:24 PM)Niamh schrieb: <<<
Niamh kehrte mit ihren 'Schätzen' wieder zum Dorf zurück und lief hinüber zu Ceridwens Hütte. Sicher konnte ihr die Alte noch einiges zu den gesammelten Kräutern erzählen. Am meisten jedoch hoffte sie darauf, dass sie ihr einen Zauber mitgeben konnte, der dazu führte, dass sie nun schwanger werden würde.

Sie klopfte kurz an der Tür und trat dann ein. "Ceridwen, bist du da? Du wirst nicht glauben, was passiert ist!", rief sie dabei ganz aufgekratzt in ihrer Muttersprache. Dann erschrak sie aber, als sie plötzlich ganz unerwartet diesem Römer gegenüber stand, dem sie beinahe in die Arme gelaufen wäre. 
"Oh!" rief sie erschrocken, weil sie auch nicht mehr sagen konnte, denn ihre Lateinkenntnisse hielten sich sehr in Grenzen. Sie wich einen Schritt zurück und ihre Augen, die gerade noch vor Freude gestrahlt hatten, schienen nun voller Angst zu sein. Was machte dieser Römer bei der Alten? Irgendwie kam er ihr ja bekannt vor. Dieses Gesicht hatte sie schon einmal gesehen. Hoffentlich nicht im Haus des Tuchhändlers! Nein, von dort her kannte sie ihn nicht. War das nicht dieser verrückte Römer gewesen, der an Lughnassadh beim Lomaint mitgespielt hatte?
(11-08-2023, 10:33 AM)Ceridwen schrieb: Ich hatte mit meiner Vermutung richtig gelegen und auch wenn er nun versuchte, diese Barbarei schönzureden, so fand ich das ganze Unterfangen dennoch widerwärtig.  Denn was Recht und Unrecht war, entschieden immer noch die Römer.
Ich blieb auch ruhig, als er unsere Götter als barbarisch bezeichnete, weil man sie ab und an mit Blut besänftigen musste. Dabei räumte er ein, dass sein eigenes Volk in der Vergangenheit auch Menschenopfer durchgeführt hatte. Doch heutzutage gäbe es so etwas nicht mehr! Da fragte ich mich doch, weshalb in ihren Arenen Menschen grundlos, nur zu ihrer Unterhaltung sterben mussten. Gladiatoren waren, soweit ich wusste, keine verurteilten Verbrecher, sondern zumeist Sklaven. Warum mussten sie dann sterben, wenn sie auf Leben oder Tod kämpfen mussten? Waren das nicht auch Menschenopfer?

Auch zu der großen Königin und ihrem Aufstand gegen die Römer hatte er seine ganz eigenen, teils kruden Ansichten. Dabei hatte er gar keine Ahnung davon, wie damals die Zeiten gewesen waren. Damals hatte er noch im Sandkasten mit seinem Freund gespielt, fernab in Rom. Ich hingegen hatte alles hautnah miterlebt, denn Boudiccas Aufstand und die Geschehnisse auf Mona waren eng miteinander verwoben gewesen. Allerdings behielt ich meine Meinung für mich, denn Boudicca hatte gute Gründe, sich gegen Rom zu erheben. Dass sie dabei nicht sehr zimperlich mit der römischen Bevölkerung umgegangen war, war lediglich das Resultat, wie man mit ihr, ihren Töchtern und ihrem Volk umgegangen war!
"Nun ja, bei uns ist es üblich, dass die Frau mit ihrem Mann in den Kampf zieht, wenn es sein muss. Daher war es ganz selbstverständlich, dass die Königin damals selbst ihr Schwert geführt hat. Und ja, bei den Göttern, sie hatte ihre Gründe!" Nun hatte ich mich doch dazu hinreißen lassen, für einen kurzen Moment meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Doch schnell hatte ich mich wieder im Griff und hörte mir an, wie er glaubte, bei uns weiterkommen zu können. Durch Milde und Teilhabe. Aha! Leider fiel mir dabei keiner der unseren ein, der irgendwo im römischen Machtapparat teilhaben konnte, außer auf unterster Ebene. War es nicht eher so, dass die Römer alles und jeden unterdrückten, der es wagte, aufzumucken? Dass er nun hier ganz unbehelligt sitzen konnte, ohne um sein Leben fürchten zu müssen, lag wohl eher an der Präsenz der zweiten Legion, die hier in unmittelbarer Nähe stationiert war. Denn wäre sie nicht hier, würde auch er sich nicht nach Cheddar trauen.

"Und du bist uns auch stets willkommen! Ich kenne Deirdre. Sie ist eine bemerkenswerte und starke Frau!", wenn man bedachte, was sie alles hatte mitmachen müssen und sie musste auch weiterhin stark sein! Ob sie wusste, dass der Römer ihr ihren Sohn in einigen Jahren entreißen würde? Ich hatte es erlebt! Es war der schlimmste Tag in meinem Leben gewesen!
Auf sein Bitten hin erzählte ich ihm dann eine weitere Geschichte, die ihm weit mehr gefiel, als meine erste Geschichte. In der Geschichte um Celtchars Ende spritze es eben nur so vor Blut! Nachdem ich am Ende angelangt war, frohlockte er und begann sofort zu überlegen, wie er die einzelnen Rollen verteilen konnte und was er alles sonst noch dafür benötigte. Ich hielt mich dabei natürlich zurück. Allein schon der Gedanke, dass ich ihm hier nun dabei half, wie seine Verurteilten zu Tode kommen würden, hinterließ in meinem Mund einen fahlen Geschmack.

Er bedankte sich für meine schöne Geschichte, sowie meine Gastfreundschaft und meinte, dass nun noch viel Arbeit vor ihm liegen würde. Zum Schluss lud er mich auch noch zum Empfang ein, den er zu Ehren des Statthalters geben wollte. Ich zwang mich zu einem Lächeln, denn zum einen hasste ich es, im Mittelpunkt zu stehen  und zum anderen wollte ich von ihm nicht zur Schau gestellt werden. doch wie es schien, hatte ich gar keine andere Wahl. 
"Oh, es wird mir ebenso eine Ehre und Freude sein, Furius!" 

Dann erhob er sich, um zu gehen. Natürlich wollte ich ihn hinaus begleiten. Doch noch bevor er mein Heim verlassen konnte, hörte ich, wie sich plötzlich die Tür öffnete und kurz darauf Niamhs überschwängliche Stimme erklang. Sie war dem Römer im wahrsten Sinne des Wortes direkt in die Arme gelaufen und hatte sich daher auch gleich sehr erschrocken. "Niamh! Kind was führt dich her?" rief ich in ihrer Sprache. 
"Furius, darf ich dir meine Nichte Niamh vorstellen?" Natürlich war sie nicht meine Nichte, doch das musste ja niemand wissen!

Ceridwen verteidigte Königin Boudicca und sagte, dass sie ihre Gründe gehabt hätte. Einen Moment lang blitzte etwas in ihren Augen... was war es, etwa Kampfgeist? Saturninus sah in der Frau doch schon lange nicht mehr nur die Barbarin. Sie hatte sogar so etwas wie eine römische Bildung genossen, auch wenn das schon länger her war:
"Boudicca hat römische Frauen und Kinder auf grausamste Weise massakriert", warf Saturninus ein. Es war ihm anzusehen, dass ihn das schauderte. Wie eine Furie musste die tollkühne Keltenkönigin über die Zivilisten hergefallen sein:
"Mag sein, dass ihr Keltinnen Schwerter führt. Aber unsere Römerinnen tun es nicht. Sie waren also ganz und gar wehrlos, als man sie tötete. Doch ich bin nicht gekommen, um Gräben wieder aufzureißen, das musst du mir glauben. Ich hoffe sehr, dass wir uns gegenseitig unsere schlimmen Taten verzeihen können. Ich hoffe sehr, dass wir uns gegenseitig nur an unsere guten Taten erinnern", der Furius lächelte versöhnlich.

Nachdem er Ceridwen zum Empfang für den Legat Augusti eingeladen und diese freudig zugesagt hatte - natürlich wollte Saturninus sie als Beispiel für gelingende Koexistenz zweier Kulturen präsentieren, ein wenig eitel war er hier - erhob er sich - und wäre beinahe in eine ganz entzückende, junge Keltin hineingelaufen. Sie hatte rotes Haar und blaue Augen. Erst hatte sie etwas in ihrer Vogelsprache gerufen, dann verharrte sie und schaute ihn, Saturninus, voll mädchenhafter Scheu an. Ein Oh, entfuhr ihren Lippen.
Da stellte Ceridwen die junge Frau auch schon als ihre Nichte Niamh vor.
Saturninus lächelte sie an: "Niev", wiederholte er die exotische Aussprache ihres Namens:
"Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen, Niamh"
Das tat er wirklich, die junge Frau war reizend in ihrer Schüchternheit:
"Ich habe dich vorher noch nie gesehen. Sprichst du Latein?", er schaute zu Ceridwen:
"Sage ihr bitte, wer ich bin. Und dass ich nur die besten Absichten habe, da braucht sie nicht schüchtern zu sein",
wieder lächelte er freundlich.


RE: Die Hütte der Gwrach - Furiana Nivis - 11-11-2023

Niamh blieb wie angewurzelt stehen. Noch immer starrte sie den Römer wie einen Geist an der ihr erschienen war. Die Alte tauchte hinter ihm auch und fragte, was sie wolle. Aber in diesem Augenblick konnte sie kaum sprechen, weil der Schreck immer noch so tief saß. Währenddessen sprach die Alte mit ihm im der Sprache der Römer. Sie nannte ihm dabei ihren Namen und erzählte ihm sonst was über die junge Frau aus Hibernia. Er lächelte sie daraufhin freundlich an und versuchte ihren Namen auszusprechen. Das klang schon etwas komisch, doch zum Lachen war ihr gerade nicht zumute. Nach der Zeit bei Erwan war ihr Vertrauen in alles Römische bis auf den Nullpunkt gesunken und sie beherzigte nun wieder die Worte Fhionns, dem alten Diener ihres Vaters, sich vor den Rómhánaigh in Acht zu nehmen.

"Niamh is ainm dom. Niamh mein Nam." Das Lateinische ging ihr inzwischen noch schlechter über die Lippen, weil sie das Gelernte kaum noch anwendete. Der Römer sagte etwas, aber sie verstand kein Wort. Sie schüttelte schüchtern ihren Kopf. Dann schaute sie sich hilfesuchend nach Ceridwen um. Die Alte übersetzte für sie. Erst danach erschien ein zaghaftes Lächeln auf ihren Lippen. Die Alte übersetzte auch die weiteren Worte des Römers, so dass Niamh auch seinen Namen erfuhr. „Furus Saturnis“, wiederholte sie vorsichtig diesen fremden, seltsam anmutenden Namen und lächelte dann verschämt, weil er sich in ihrem Mund ganz anders angehört hatte. 
"Chonaic mé cheana thú. Go Lughnasadh. Nuair a d'imir tú iománaíocht." sagte sie und hoffte darauf, dass die Alte ihre Worte übersetzte.


RE: Die Hütte der Gwrach - Ceridwen - 11-11-2023

Die große Königin hatte während ihres Kampfes die Göttin Andraste angerufen und hatte ihr mannigfaltig geopfert. Wer um Andrastes Hilfe bat, musste mit Blut bezahlen. So war es schon immer gewesen. Man konnte der Göttin einen Hasen opfern. Das war ganz nett. Doch das Wertvollste, was man ihr geben konnte, war das Blut der Feinde und das Geschrei ihrer Frauen und Kinder, wenn sie geopfert wurden. Es war schwer für den Römer, dies zu verstehen, denn er wusste gar nichts! Ich hätte nun argumentieren können, dass auch auf Seiten der Römer furchtbare Dinge geschehen waren, die sie unserem Volk angetan hatten. Auch hätte ich ihm sagen können, dass sie alles zerstörten, was uns einmal ausgemacht hatte. Die tagtägliche Unterdrückung, in der jeder getötet oder versklavt werden konnte, wenn er es wagte, aufzumucken. Aber er sprach davon, man müsse sich gegenseitig die schlimmen Taten verzeihen und sich an die guten zu erinnern. Fragte sich nur, wann hatten die Römer uns Gutes getan? Aber wie er schon sagte, er wollte keine Gräben von neuem aufreißen. Daran wollte auch ich mich halten und lächelte verhalten.

Als der Furius dann gehen wollte, hatte es scheinbar einen Beinah-Zusammenstoß mit Niamh gegeben. Die Ärmste war ganz geschockt, als sie mit ihrem Gegenüber konfrontiert wurde. Da ich wusste, dass sie kaum Latein sprach, übersetzte ich für sie und übermittelte auch dem Römer ihre Worte. Der Furier schien sehr entzückt von ihr zu sein, während Niamh sich am liebsten irgendwohin verkrochen hätte. "Nein, verehrter Furius, sie spricht kaum Latein," entgegnete ich seiner Frage und übersetzte dann weiter. Ich verriet der jungen Frau, mit wem sie es gerade zu tun hatte, was sie aber nicht wirklich beeindruckte. Vielleicht hätte ich noch sagen sollen, dass dies der selbsternannte Beschützer unseres Dorfes war. Hatte ich aber nicht! Doch Niamh schien sich dann daran zu erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben. "Sie sagt, sie hat dich schon einmal gesehen. An Lughnassadh. Du hast Iomaint gespielt."



RE: Die Hütte der Gwrach - Tiberius Furius Saturninus - 11-11-2023

Saturninus erinnerte sich an das fröhliche Fest und das Spiel, und er erwiderte, während er mit seinen dunklen Augen Niamh taxierte:
" Deine Nichte hat mich bemerkt? Übersetze ihr bitte, Dorfälteste Ceridwen,folgendes: Wenn Niamhs Blick nur einmal auf mich gefallen ist, so war das die Prügel wert, die ich an diesem Tag von der gegnerischen Mannschaft einstecken musste", er lachte ein wenig:
"Obwohl ich mich bei solch einer hübschen Zuschauerin lieber in vorteilhafter Pose gezeigt hätte, bei einem Wagenrennen beispielsweise. Mögt ihr Wagenrennen? Ich werde für den Statthalter eines ausrichten lassen. Wenn ihr es wollt, lade ich euch in die Ausrichterloge ein"  
Das fiel Saturninus sehr spontan ein, doch die Kleine war zu niedlich, wie sie so ganz und gar erschrocken war. Bestimmt hatte sie in ihrem Leben noch nie einen römischen Patrizier gesehen:
"Und du solltest Niamh in Latein unterrichten, Dorfälteste. Das könnte ihr für ihre Zukunft nützen und viele Möglichkeiten eröffnen"
Wenn es nach Saturninus ginge, wäre das ohnehin die einzige Sprache, die bald in Britannia überall gesprochen werden würde, das schwang in seinen Worten mit. Britanniens und damit auch Cheddars Zukunft war römisch.


RE: Die Hütte der Gwrach - Furiana Nivis - 11-12-2023

Ceridwen übersetzte die Worte des Römers. Niamh war daraufhin ein bisschen geschmeichelt weil er sie hübsch fand, aber sie schmunzelte auch, als sie wieder an das Iomaint-Spiel zurückdachte. Der Römer hatte keine Hose getragen, anders als die anderen Spieler, was seinen empfindlichen Teilen bestimmt wehgetan haben musste. Natürlich teilte sie das Ceridwen mit und kicherte. Dann blickte sie aber erneut zu Furus Saturnis, der glücklicherweise nichts mitbekam, weil er ihre Sprache nicht verstand. Trotzdem verdeckte ihren Mund verschämt, weil er sicher wusste, dass sie über uhn gelacht hatte. "Sag ihm, er war sehr mutig an diesem Tag", bat sie Ceridwen. 
Als er sie kurze Zeit später hübsch nannte, wurde sie vor lauter Verlegenheit rot.

Der Römer begann von Wagenrennen zu sprechen. Sie konnte sich darunter nichts vorstellen.  "Ich kenne kein Wagenrennen, aber wir mögen Pferde sehr! Mein Vater besaß einen Wagen", fiel ihr ein. "Besitzt du auch einen Wagen?" fragte sie. Aber sollte sie wirklich sein Angebot annehmen? Was war mit Louarn? Würde er einverstanden sein?

Sie verstand auch nicht, was ein Statthalter war, bis Ceridwen ihr klarmachte, dass er ein Stellvertreter des Kaisers in Rom war. Also so etwas wie ein Rí, dachte sie sich. 
"Ich würde mir gerne ein Wagenrennen anschauen", äußerte sie noch immer schüchtern und wünschte sich still bei sich, dass Ceridwen sie begleiten würde. 

Der Römer redete weiter und schlug vor, dass Ceridwen ihr Latein beibringen sollte, weil es für ihre Zukunft vorteilhaft sein könnte. Niamh fand das nicht so notwendig, weil sie sowieso nur in Cheddar wohnte. Aber das sagte sie nicht laut. Vielleicht konnte es ja doch nützlich sein, falls sie einmal wieder einem Römer begegnen würde.


RE: Die Hütte der Gwrach - Ceridwen - 11-13-2023

Ich brauchte nur einen Blick auf den Furier zu werfen, um zu verstehen, was in seinem Inneren vorging. Sein Blick auf sie sprach Bände! Offensichtlich entsprach Niamh genau seinem Beuteschema: jung, hübsch und rothaarig! Nachdem sie ihm gestanden hatte, dass er ihr an Lughnassadh aufgefallen war, begann er, ihr Honig ums Maul zu schmieren. Sie erzählte mir einige Details über das, was beim Iomaint-Spiel geschehen war und kicherte dann wie ein kleines sommersprossiges Mädchen. Es war dringend notwendig, Niamh zu warnen, bevor es zu spät war, damit sie nicht ahnungslos in seine Fänge geriet! Aber scheinbar war es bereits zu spät, denn sie sagte ihm, dass er mutig gewesen sei. Das schien der Startschuss für ihn zu sein, sich weiter an sie heranzumachen. Es gipfelte darin, dass er sie und mich zu einem Wagenrennen einlud, das er zu Ehren des Statthalters veranstalten wollte. Ich konnte es kaum glauben, als sie sagte, sie wolle sich das Wagenrennen ansehen! Trotzdem übersetzte ich bereitwillig alles, was sie sagte. Allerdings war ich unschlüssig, ob auch ich mir das Wagenrennen ansehen wollte. Allerdings wollte ich sie auch nicht alleine gehen lassen. Sie wäre ein Schaf unter lauter Wölfen!
 
Schließlich schlug er vor, dass ich ihr Latein beibringen solle, weil sie es möglicherweise in Zukunft benötigen könnte. "Nun, wenn sie das möchte, werde ich es tun", antwortete ich ihm und warf einen Blick auf Niamh. Es war sicher besser, wenn der Furier nun ging! 
"Nun, dann wünsche ich dir einen guten Nachhausweg, Furius Saturninus!"