Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +----- Forum: Wohnviertel (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=54) +------ Forum: Villa Furia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=15) +------ Thema: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum (/showthread.php?tid=251) |
RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Tiberius Furius Saturninus - 03-03-2023 Saturninus lachte auf, als Plautius Seneca verächtlich schnaubte: "Locustas Hinrichtung war unter Galba, nicht wahr? Damals war ich nicht in Rom. Fast wäre ich versucht, spaßeshalber auf die Unbekannten Mörderinnen zu trinken" sagte er: "Denn wer nicht erwischt wird, kann auch nicht in die Historie eingehen. Er verschwindet im Nebel der Zeiten. Stattdessen jedoch hebe ich den Becher lieber auf die Göttliche Iustitia und ihre Macht, eines Tages die Herzen aller schriftlosen Barbaren zu wenden", Plautius Senecas Meinung erschien ihm festgelegt, was die Zukunft der Kelten anging. Aber Pessimismus gehörte wohl mit zum Alter. Wer wusste schon, was Plautius Seneca in seiner langen Karriere alles gesehen hatte. Saturninus trank und musste gleichzeitig ein Gähnen unterdrücken; sein Tag war lang gewesen, und der Weingenuss hüllte ihn in wohlige Müdigkeit: "Ich bin kein Experte für Kelten. Ehrlich gesagt habe ich mit wenigen gesprochen bisher, und wenn, so arbeiten für sie für mich und werden also nicht alles sagen, was sie denken. Es ist ihr Pech, dass ihre Priester und Gelehrten gegen Rom stehen. Sie werden sich ändern müssen oder untergehen", er zuckte die Achseln. RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Caius Plautius Seneca - 03-03-2023 “Ja, Galba. Und sei froh, dass du damals nicht in Rom warst. Fürchterliches Chaos überall, und Galba war wirklich der falsche Mann dafür, es zu regeln. Der Mann war ein fürchterlicher Geizhals, der am falschen Ende sparte. Forderte überall Geldgeschenke zurück, hielt die Versprechen des Staates nicht, weil sie von Nero getätigt worden waren und befahl die Dezimierung einer Legion, nur weil die ihren Sold haben wollte! Welche Tugenden er auch sonst alles gehabt haben mag, das war reine Dummheit. Kein Wunder, dass irgendwann alle genug von ihm hatten. Der einzige Jammer war, dass vor Vespasian noch Otho und Vitellius dazwischen kamen. Otho wäre ja noch als Kaiser ganz in Ordnung gewesen, der hatte nur gegen die Weinnase Vitellius auf dem Schlachtfeld den kürzeren gezogen.“ Und von letzterem hielt ich mal überhaupt nichts. Der Kerl war einfach nur ein Säufer gewesen, der sich abwechselnd an Wein und Macht berauschte und sich selbst immer weiter in seinen Vulgaritäten übertreffen wollte. Eine wahre Schande, dass er in seiner kurzen Herrschaft so viele guten Männer mit in den Tod gerissen hatte. Und damit meinte ich nicht solche Geschöpfe wie den jungen Kastraten Neros, sondern so ehrenhafte Männer wie den Bruder des Kaisers, der noch kurz vor dem Ende von Vitellius’ verblendeten Anhängern buchstäblich in Stücke gerissen worden war. Nein, ich war wirklich kein Freund von Vitellius. Ich hoffte nur, meinem Gastgeber ging es ähnlich, denn vielleicht hatte ich etwas zu vorschnell gesprochen. Ich hatte keine Ahnung, wo die Sympathien des jungen Mannes lagen. Ich sollte besser überlegen, bevor ich sprach. “Aber Politik ist vielleicht nicht das passende für eine Cena“, meinte ich also möglichst diplomatisch und hoffte, dem Damoklesschwert damit zu entgehen. Aber mein Gastgeber schien auch langsam müde zu werden, zumindest merkte ich das unterdrückte Gähnen. Und ich musste zugeben, ein wenig müde war ich auch. “Bislang habe ich auch noch wenig mit den Kelten direkt gesprochen, und ehrlicherweise auch wenig Eifer, das zu ändern. Aber ich bin mir recht sicher, dass sie sich, wie alle anderen Völker vor ihnen, am Ende beugen werden.“ Ich trank meinen Becher aus und lehnte ein Nachfüllen mit einer Geste auch ab. “Es war ein wirklich sehr anregendes Mal, verehrter Furius Saturninus. Ich danke dir dafür“, sagte ich gut gesättigt und gab damit meinem Gastgeber auch das Stichwort, sollte dieser wirklich müde zu sein, die Verabschiedungsfloskeln einzuleiten, oder eben zu irgendwelchen seichten Unterhaltungen weiterzuleiten. RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Tiberius Furius Saturninus - 03-06-2023 Saturninus hatte zugehört; er sah in weite Ferne und dann lenkte er seinen Blick auf Plautius Seneca und nickte. Etwas blass war er geworden: "Ich bin sogar mit Otho weitläufig verwandt; meine Mutter war Fabia Paullina, und Othos Großmutter war auch eine Fabia Paullina. Mein Vater gehörte zu Othos Kreis. Gleich ihm war er der Meinung, dass man einen ausgewachsenen Bürgerkrieg unter allen Umständen verhindern müsste", sagte er. Otho hatte sich, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, mit eigener Hand den Tod gegeben. Auch sein Vater hatte nicht in Vitellius Hände fallen wollen, und Fabia Paullina war ihrem Ehemann gefolgt. Der junge Saturninus war damals in Athen gewesen und dann nach Rom zurück gekehrt. Doch Rom war für ihn voller schmerzlicher Erinnerungen. Und das, obwohl sich seine Eltern nie viel um ihren Sohn gekümmert hatten: "Aber du hast ganz Recht, dies ist ein unerfreuliches Thema einer unerfreulichen Vergangenheit. Die hiesige Legion hat es damals ja mit Vitellius gehalten", er wiegte den Kopf hin- und her: "Vor Militärs im entsprechenden Alter wäre ich daher vorsichtig mit der Bezeichnung Weinnase", jetzt lächelte er ein wenig, denn ganz ernst gemeint waren seine Worte nicht: "Ich danke Dir für dein Kommen und Deine Gesellschaft, werter Plautius Seneca. Auch ich fand unser Abendessen mit sehr anregenden Gesprächen gewürzt und würde mich über eine Wiederholung freuen. Hast du einen Laternenträger dabei? Wenn nicht, leihe ich dir den Spirus" RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Caius Plautius Seneca - 03-06-2023 Ah, salve Fettnäpfchen! Da hatte ich ja zielsicher wieder eines gefunden! Naja, wenigstens war er mit Otho verwandt und nicht mit Vitellius. 2Mein Beileid zu deinem Verlust“, kondolierte ich einfach kurz, ohne es weiter zu kommentieren. Nur zu den Militärs, die hier zu Vitellius gehalten hatten, konnte ich mir dann einen kleinen Kommentar nicht verkneifen. “Wenn die den Mann auch nur EIN MAL in ihrem Leben gesehen haben, dann stimmen die mir zu. Olympus mons, die Nase von dem Kerl war BLAU!“ Ja, war sie wirklich. Der Typ war ein vulgärer Säufer gewesen, und ich hatte keine Ahnung, warum er bei den Legionen deshalb beliebt war, wo die doch eigentlich nichts trinken durften und aufs Besaufen schwere Strafen standen. “Aber ich werde versuchen, deinen Rat dennoch zu berücksichtigen und meine Zunge im Zaum zu halten, sollte ich mal den Weg eines älteren Legionärs kreuzen“, sagte ich dann doch und hatte fest vor, Zusammentreffen dieser Art gänzlich zu vermeiden. Frauen waren schlimm, aber bewaffnete Männer in vermeintlichen Machtpositionen kamen dicht dahinter. Der Abschied war dann gekommen, und ich machte mich dann auch daran, von der Liege zu rutschen und wieder ein wenig Blut in meine alten Beine zu bekommen. Noch so eine Freude, wenn man älter wurde: Aufstehen wurde plötzlich zu etwas, das man genau planen musste. “Ach, Leander kriegt das schon hin. So weit ist es ja auch nicht, und ich hoffe einfach mal, dass in so einer jungen Stadt wie dieser hier sich der Anteil an zwielichtigem Gesindel noch in grenzen hält.“ Das war der Vorteil an neuen Städten: die waren unattraktiv für Bettler und Tagelöhner und nur was für Leute, die herkamen, weil sie schon in Lohn und Brot hier standen. Weshalb ich ja auch keine Köchin hatte: Es gab einfach keine, die nicht schon in einer Anstellung waren. “Aber ich danke dir für deine Gastfreundschaft und den netten Abend. Sollte sich doch noch eine Köchin irgendwo auftun, bewirte ich vielleicht beim nächsten Mal dich.“ Ja, das war eben die Art von Floskel, die man so sagte. Aber ich hatte nicht vor, regelmäßig Gäste einzuladen, egal, ob ich eine Köchin hätte oder nicht, weshalb der Furier da wahrscheinlich eine Weile auf eine Einladung würde warten müssen, bis Leander mich breitgeschlagen hätte. RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Cheddar - Tiberius Furius Saturninus - 05-21-2023 >>> Das Biclinum war kühl und es roch nach Veilchen. Die Stellwände waren zur Seite gezogen worden, so dass man in den Garten mit den blühenden Bäumen sah. Alles wirkte sauber, frisch und einladend. Man konnte sich an diesem ruhigen Ort nicht vorstellen, dass irgendwo in Iscalis Böses geschehen war. Sabi brachte Aglaia und Owain in den Raum, und Seang holte schon einmal Wein, Wasser und Becher. In der Zwischenzeit sagte der junge Spiros - auch er kannte Aglaia gut, denn er hatte sie während der Cena bedient - Saturninus Bescheid. Aber wie anders als an jenem vergnügten Abend sah die Dame heute in den Augen des Jungen aus. Er schaute sie an, und dann ganz schnell erschrocken wieder weg. .... RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Liciniana Aglaia - 05-21-2023 (05-21-2023, 08:30 PM)Owain schrieb: Owain bat mich, nichts von den Waffen zu erzählen. Die ganze strecke über hatte er kein Wort gesagt. Es war nicht so, als ob ich unbedingt darüber reden wollte, aber es bedrückte mich, dass er gar nichts gesagt und mich nicht gefragt hatte, was passiert war. Vermutlich war die Vorstellung für ihn schrecklicher, als die Tat es für mich gewesen war. Wahrscheinlich hielt er mich jetzt für befleckt und seine Liebe zu mir war erloschen. Ich sah ihn leidend einen Moment an, dann nickte ich. Nein, ich würde nichts verraten von den Waffen. Sie waren jetzt unwichtig für das, was geschehen war. Bevor dieser Tribun gekommen war, hätte es eine Möglichkeit vielleicht gegeben, das ganze unauffällig zu lösen. Aber jetzt, das wusste ich, würde das nur bedeuten, dass dieselben Männer noch einmal kommen würden und dieses Mal noch schlimmer vorgehen würden. Nein, das würde ich nicht riskieren. (05-21-2023, 08:51 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Beide Frauen unterbrachen ihr Streitgespräch, als Leon öffnete. Den ersten Moment war er irritiert, aber sein gutes Türstehergedächtnis ließ ihn nicht in Stich: Die Tür öffnete sich, und der Ianitor wollte mich schon wegschicken, wie es schien. Ich war kurz davor, an Ort und Stelle einen weiteren Nervenzusammenbruch zu erleiden, als eine Frau kam und mich hereinbat. “Ja, Wein“, sagte ich mit dünner Stimme. Ich griff nach Owains Hand und zog ihn mit mir mit. Keine Ahnung, warum ich das tat, hier drohte mir keine Gefahr. Aber ich hatte das Gefühl, jeden Moment den letzten Rest meiner Würde und meiner Selbstbeherrschung zu verlieren und wollte, dass jemand da war, der mich auffangen konnte. Wenn Owain das denn konnte. Das Maultier blieb also vor dem Haus zurück und ich hoffte einfach nur, dass der Ianitor etwas taugte und auf es achtgab oder es in den Hinterhof führen ließ oder was man sonst mit Maultieren so machte. Ich hatte noch nie eines gehabt, ich wusste es nicht. Ich folgte also ins Innere des Hauses, um da zu warten. In dieser sauberen, reichen Umgebung kam ich mir in meinem momentanen Zustand reichlich fehl am Platz vor. Am liebsten wollte ich schon wieder weinen, so überhaupt hergekommen zu sein, aber ich riss mich für den Moment zusammen. Wein und Wasser kamen, und ich ließ mir einen nur sehr mäßig verdünnten Becher einschenken. “Danke“, sagte ich den Sklaven im Raum. Normalerweise trank ich vier Teile Wasser, eines Wein. Jetzt war es eher umgekehrt, aber ich brauchte das jetzt. Und es tat weh, als ich den Becher an die Lippen führte, und ich zischte kurz schmerzhaft, trank dann aber doch ein paar Schlucke. Wenigstens wurde so mein Bauch ein wenig warm. Sonst sagte ich noch nichts. Ich konnte gerade nicht so reden, als wäre nichts passiert. Ich konnte gerade überhaupt nicht viel reden. Ich hielt mich nur mit Mühe wirklich aufrecht und trommelte mit meinen Fingern nervös am Becher, während ich auf den Hausherrn wartete. RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Licinianus Owain - 05-21-2023 Ich nickte ihr dankend zu. Sie würde nichts verraten. Ich vertraute ihr. Sie verstand nun sicher, dass diese Waffen nicht in römische Hände gelangen durften! Dann warteten wir bis jemand die Tür öffnete. Eigentlich behagte es mich nicht sonderlich, dort jetzt hineinzugehen. Vielleicht musste ich ja auch draußen bleiben. Dann löste sich das Problem sozusagen von selbst. Andererseits wollte ich Aglaia nicht alleine lassen. Nicht heute, nicht nachdem, was passiert war! Der Kerl, der die Tür öffnete, schaute uns an, als ob wir an einer unheilbaren Krankheit litten und laberte etwas von einer Besucherliste. Auch wenn ich nicht wusste, was eine Besucherliste war, konnte ich doch heraushören, dass er uns wieder wegschicken wollte. Eine Frau kam aber dann hinzu, die Aglaia kannte und recht freundlich wirkte. Sie war es dann, die sie hineinbat. Dann würde ich wohl hier draußen warten, sagte ich mir. Aber Aglaia ergriff meine Hand und zog mich mit sich mit. Ich folgte ihr ins Innere dieses Klotzes. Was ich dort zu sehen bekam, ließ mich aus dem Staunen kaum heraus kommen. Der pure Luxus! Alles wa so sauber und scheinbar riesengroß. So ewtwas hatte ich noch nie gesehen. Aglaias Haus hatte mich schon beeindruckt. Aber das hier war noch ein paar Nummern größer! Wir wurden in einen Raum geführt und ein Sklave reichte Aglaia einen Becher mit verdünntem Wein. Ich war gespannt, was jetzt passierte und blieb einfach hinter ihr stehen. Falls sie meine Hilfe benötigte, wäre ich sofort zur Stelle. RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Cheddar - Tiberius Furius Saturninus - 05-21-2023 Spiros hatte Saturninus nur: "die Dame von neulich" gemeldet. "Aglaia oder Kiki?", hatte er gefragt, und auf das Schulterzucken des Jungen: "Weiß oder Schwarz?" "Weiß", hatte Spiros geantwortet, so dass Saturninus sich also auf Aglaia einstellte. Er lächelte, als er sich kämmen und sein Gesicht mit Rosenwasser abwaschen ließ. Eine hübsche Überraschung war das. Mit bester Laune kam er in das Biclinium. Aglaia saß, und hinter ihr stand einer der Sklaven aus dem Haus des Roten Mondes. Sie hatte schon etwas zu trinken. "Salve Schönste der Grazien", sagte Saturninus, trat zu der schönen Hetäre hin und wollte ihr einen Begrüßungskuss auf den Mund geben. Als er ihr Kinn anhob, erschrak er darüber, wie ihr Gesichtchen misshandelt worden war. Es wirkte verquollen und ihre Lippen waren aufgesprungen und verletzt. Saturninus küsste Aglaias Stirn, um ihr nicht weiter weh zu tun. Dann setzte er sich neben sie und nahm ihre Hand: "Bei den Göttern, was ist mit dir geschehen, liebe Freundin? Hat dich etwa ein Kunde so zugerichtet?", fragte er stirnrunzelnd. Wie es üblich war, beachtete er den Sklaven, einen großen ansprechenden Kelten, der vermutlich die Dienste eines Leibwächters versah, gar nicht. RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Liciniana Aglaia - 05-22-2023 Schönste der Grazien? Ich schaute auf, als Saturninus herein kam, und war mir meines elenden Zustandes nur zu sehr bewusst. Meine Augen füllten sich leicht mit Tränen, die ich noch zurückzuhalten versuchte. Aber es gelang mir nicht ganz. Er kam zu mir, küsste meine Stirn und nahm meine Hand. Ich stellte hastig den Becher mit dem Wein beiseite, weil meine andere Hand so zitterte, dass ich ihn zu verschütten drohte. Und dann hatte ich wohl doch den Zusammenbruch, den ich auf dem ganzen Weg noch zurückgehalten hatte. Ich schüttelte als Antwort nur den Kopf und weinte dann heftig los. Das Grauen des Morgens holte mich wieder ein und brachte meinen Körper dazu, sich in Wellen zu schütteln, während ich ungehemmt schluchzte und mir die Tränen wie ein Wasserfall liefen. Es dauerte eine weile, bis ich mich leicht gegen Saturninus sinken lassen konnte, weil ich die Scham davor verloren hatte, ihn mit meinen Tränen zu durchweichen, und holte ein paar zitternde Atemzüge. “Es war ein Tribun der Legion. Er hat mir seinen Namen nicht genannt, aber...“ Ich schniefte und wischte mir die Augen, bemühte mich, mich zu sammeln. Ich wollte nicht so erbärmlich wirken. Wie sollte Saturninus mich so je wieder anziehend finden, wenn ich mich so gehen ließ? Ich riss mich, so gut es ging, zusammen, und wischte mir dabei immer wieder die Tränen weg. “Ich habe die Schmiede in Cheddar gepachtet. Für Owen hier. Und gestern Abend war ich da und es wurde spät, also hab ich dort übernachtet, anstatt nachts zurück zu reisen.“ Das war vernünftig, zumal Iscalis nachts die Stadttore ja auch mitunter schloss. “Heute früh am Morgen kam eine Einheit der Legion in das Dorf und in die Schmiede. Und der Tribun… ich hab ihm gesagt, dass ich alle Genehmigungen für die Schmiede habe. Ich hab ihm gesagt, dass ich Latinerin bin. Ich habe sogar dich als Leumund erwähnt. Bitte verzeih.“ Ja, das war etwas kühn von mir gewesen, und es wäre verständlich, wenn Saturninus mich deshalb tadeln würde. “Aber das hat ihn alles nicht interessiert. Er… er hat mir weh getan, Saturninus. Ich hab ihm sogar ein Geschäft vorgeschlagen, aber… er wollte mir einfach weh tun.“ Ich weinte wieder, weil ich immer noch nicht verstand, warum das passiert war. Ich hatte NICHTS falsch gemacht. Rein gar nichts. Auch wenn ich wusste, dass man nichts falsch machen und trotzdem bestraft werden konnte. Das Vierkaiserjahr hatte mich das schon als Kind gelehrt. “Sie haben Owen nach draußen gezerrt, und ich hab immer wieder Schreie gehört. Ich weiß nicht, was sie...“ Ich schaute verheult zu Owen, damit er berichtete, was draußen passierte, während der Tribun mich drinnen gegen die Wand gepresst und gebissen hatte. RE: Das Biclinium - Privater Aufenthaltsraum - Tiberius Furius Saturninus - 05-22-2023 Aglaia weinte bitterlich. Saturninus fühlte sich etwas überfordert, doch sie sank jetzt gegen ihn und durchnässte ihn mit ihren Tränen, und er war absolut nicht aus Stein, wenn eine schöne Frau so weinte: "Spiros, bring der Dame unvermischten Gewürzwein. Schön warm und kräftig", befahl er dem Kleinen. Was er aber dann zu hören bekam, vertiefte sein Stirnrunzeln: "Das muss ein Irrtum sein!", stieß er hervor, und dann drückte er Aglaias Hand: "Nein, nicht deine Aussage meinte ich. Ich weiß doch, dass du einen klaren Verstand hast" Er kannte Liciana Aglaia nur als klug, gelassen und als eine genaue Beobachterin. Wie mit gebildeten Hetären üblich konnte man mit ihr sogar über Politik reden. Mit Irrtum meinte er, dass sich die Legionseinheit vielleicht geirrt hatte. Vielleicht sollten sie ein Strafaktion durchführen und hatten anstatt irgendein Keltendorf Cheddar überfallen: "Der Tribun - welcher war das?", fragte er grimmig: " War er dunkelhaarig und arrogant? Wurde er vielleicht als Iulius angesprochen?" Er dachte natürlich sofort an seinen Rivalen Iulius Cato. Doch selbst ein Iulius Cato würde den fragilen Frieden nicht so aufs Spiel setzen, dachte er. Zumindest hoffte er es: "Wurde in ganz Cheddar die Strafaktion durchgeführt?! Bei den Göttern, Deirdre lebt dort", er wurde ganz blass: "Wenn meinem Kind und ihr etwas zugestoßen ist, bringe ich den Verantwortlichen um!" , er erklärte Aglaia nicht, was es mit Deirdre auf sich hatte, aber zog sie an sich und bettete ihr Gesicht an seine Schulter: "Meine arme gute Freundin", sagte er leise: " Ich weiß doch, dass du niemandem etwas Böses getan hast", er küsste sanft ihr Haar, dann drehte er sich immer noch beruhigend Aglaias Hals und Schultern streichelnd zu Owain um, der hinter ihnen stand: "Berichte du", nickte er ihm zu. |