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Ein Schlüssel ist keine Magie - Druckversion

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RE: Ein Schlüssel ist keine Magie - Claudia Sabina - 08-01-2024

Ich hatte so lange keine wirklich gute Laune mehr gehabt. Als Dame sollte ich ja über den Liebschaften seines Mannes stehen, das hatte man mir stets eingebimst. Aber ich hatte meinen Ehemann aufrichtig und aus vollem Herzen und nun ja, auch körperlich geliebt, und Stück um Stück war die Freude aus meinem Leben verschwunden wie die Sonne im für hierzulande so typischen Nebel.
 Kikis Freude schien aufrichtig zu sein, und ich dachte bei mir, wie leicht es doch war, jemanden eine Freude zu machen. Vielleicht sollte ich mich wie Serena mit ihrem Waisenhaus auf gute Werke spezialisieren. Doch ganz aufrichtig: Ich mochte die Blagen nicht sonderlich. Das hieß, ich würde schon für sie Geld spenden. Aber sie sollten mir fern bleiben mit ihren kleinen, klebrigen Händen, die meine Seidenkleider betatschten und immer hatten die allermeisten von ihnen Rotznasen. Nein, da gefiel es mir besser, Erwachsene zu erfreuen. Und mich selbst.
"Gut, so sei es, liebe Kiki. Ich lasse dir einen Vertrag zukommen, und du selbst setzt die Summe ein, die du als meine Gesellschafterin und um deinen Verdienstausfall zu kompensieren für angemessen hälst", sprach ich, ohne noch über diese Vorspiegelung falscher Tatsachen zu erröten. 
Ich hatte nämlich keine Ahnung davon, wie man eine Gesellschafterin einstellte. Und schon gar keine von den gängigen Löhnen. Früher hatte alles mein Vormund gemacht, und in Catos Haus hatte ich bis auf meinen Siegelring keine größere Anschaffung getätigt. Den Haushalt führte Nefertem. Ich sollte wirklich anfangen, mich mehr um diese Dinge zu kümmern!
Aber diesmal wurde ich nicht rot, wie gesagt. Wie abgebrüht ich war. Das machte wirklich Spaß:
"Auch ich habe ja noch einige Vorbereitungen zu treffen" Ich würde Cato... nein, nicht um Erlaubnis bitten, Bescheid sagen müssen, einen Wagen mieten und meine gute Argusrete, die alles für eine blöde Idee halten würde, beruhigen. Über Kiki würde sie die Hände über den Kopf zusammen schlagen. Ich wusste nicht, wie gut das Griechisch der Hetäre war, doch einen beleidigenden Tonfall von meiner alten Amme würde sie gewiss verstehen. Ach, wenn Anaxarete herumzickte, würde ich ihr drohen, sie zu Hause zu lassen.
Ich staunte. Wie schnell fielen Entscheidungen, wenn man erst einmal die erste grundlegende gefällt hatte. Kiki war der Funken gewesen. Darüber musste ich in Ruhe nachdenken. Ich hatte vor, nachts in die Thermen zu gehen UND nach Londinium zu fahren. Außerdem wollte ich mich scheiden lassen. Alles innerhalb einer Stunde. Iulius Minor in meinem Bauch war es bestimmt schon ganz schwindlig...
" Welcher Tag wäre dir recht für die Thermen?" fragte ich: "Wenn es nicht gleich Morgen ist, bringe ich dir auch gleich den Vertrag mit" 


RE: Ein Schlüssel ist keine Magie - Kiki - 08-03-2024

Das alles hier lief noch weit, weit besser, als ich gedacht hatte. Ich würde keinerlei Einbußen haben, nach Londinium kommen und mal wieder etwas von der Welt sehen, hatte eine junge Dame an meiner Seite, die leicht zu begeistern (und damit leicht zu beeinflussen) war und würde die Freiheit haben, Aglaia zu treffen und mich ein wenig – oder auch ausgiebig – zu vergnügen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Das hier war ein wirklicher Glücksfall. Vielleicht sollte ich häufiger nett zu Schwangeren sein, das schien sich auszuzahlen.

Aufgeregt hüpfte ich ein wenig auf und ab und klatschte vor Freude in die Hände. “Oh, das wird großartig werden!“ konstatierte ich freudig, denn ja, auf diese Reise freute ich mich wirklich. Oder mehr auf das Ankommen, die eine Woche in einem holprigen Wagen, der jedes Schlagloch wie einen Berg erklimmen musste, auf die könnte ich ehrlicherweise verzichten. Aber die war ein kleiner Preis für alles andere.
“Ich bin für einen Thermenbesuch recht flexibel und habe abends immer Zeit“, antwortete ich. Saturninus verbrachte die Nächte mit seiner Familie und übernachtete nie bei mir. Wenn er mal kam, dann immer nachmittags und am frühen Abend. Aber zur Cena war er immer brav zu Hause. Naja, bis auf das eine Mal, als wir tatsächlich einmal ausgegangen waren abends. Hatte ich schon erwähnt, dass mir geringfügig langweilig war? “Wenn du magst, können wir es in zwei Tagen gerne machen. Oder du schickst mir einen Boten.“