Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Cheddar (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=55) +---- Thema: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar (/showthread.php?tid=435) |
RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Licinianus Owain - 06-03-2023 Die Leute nahmen das, was der Römer sagte, unterschiedlich auf. Manche wollten einfach nur in Frieden leben, doch die eigenen Leute zu verraten, das ging gar nicht! Andere trauten dem Römer nicht über den Weg, auch wenn er auf seine Vorfahren schwörte. Dieses wirre Durcheinander brachte dann die Gwrach zum Schweigen, als sie dem Römer antwortete. Aber was war das? Sie antwortete ihm in Latein! Dass sie die Sprache sehr gut sprach, hatte ich bereits am Abend zuvor festgestellt. Es wunderte mich jetzt, denn damit gab sie ihm gegenüber einen Vorteil auf. Aber die Alte überraschte mich noch mehr, als sie auf das Angebot des Römers einging. Ob sie ihm jetzt auch gleich noch verriet, dass sie einst eine Priesterin war und nun mit vornehmlich toxischen Substanzen experimentierte? Ich übersetzte ihre Worte und sorgte dann auch bei den Leuten für überraschende Blicke. Selbst, die, die gerade noch heftig diskutiert hatten, wurden plötzlich ganz still und glaubten, sich verhört zu haben. Mir bot sie dann noch an, bei einem Met Lateinnachhilfe zu geben. Na Dankeschön! Von ihrem Met hatte ich genug genossen! Womöglich war ihre erste Amtshandlung, mich ans Messer zu liefern. Und was war mit all den anderen hier im Dorf, die immer mal wieder ihre Abneigung gegen die Römer zum Ausdruck gebracht hatten, oder die, die gewissen Leuten, die sich vor den Römern verstecken mussten, Unterschlupf gewährten? Entweder hatte ich die Alte die ganze Zeit über falsch eingeschätzt oder sie spielte hier nur ein Spiel mit dem Römer. Da ich inzwischen als Übersetzer überflüssig geworden war hätte ich eigentlich auch gehen können. Aber ich wollte wissen, wie das hier ausging, denn ich konnte mir noch immer nicht vorstellen, dass die Gwrach zur Verräterin geworden sein sollte! Dann aber hörte ich, was ihr Plan war. Sie richtete dann auch noch einmal kurz das Wort an mich. Ja, ich wusste, was zu tun war! Hoffentlich würde ihr das nicht eines Tages zum Verhängnis werden! Doch schließlich schickte mich der Römer nach Iscalis zurück. Als ich zu meinem Maultier ging, löste sich dann auch langsam die Zusammenkunft auf dem Dorfplatz auf. Ich sprach ich ein paar Männer an, die mich begleiten sollten, damit ich ihnen das Versteck mit den Waffen zeigen konnte. "Haltet die Waffen stets gut verborgen, damit sie nicht gefunden werden, sonst sind wir alle erledigt!" mahnte ich sie. Dann machte ich mich tatsächlich auf den Rückweg zu Aglaia. Vor diesem Weg fürchtete ich mich nun am meisten. Unterwegs hielt ich am Fluss an und warf das verformte Metallstück, das einmal eine Speerspitze gewesen war und das ich am Abend zuvor geopfert hatte, hinein. Dabei schwor ich, Rache zu nehmen! >>> RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Tiberius Furius Saturninus - 06-03-2023 (06-03-2023, 01:43 PM)Ceridwen schrieb: Nun wandte ich mich wieder dem Furier zu. "Ich verspreche dir, dass das Dorf Cheddar dein Wohlwollen und deinen Schutz mit Treue und Gehorsam vergelten wird. Dafür verbürge ich mich! Wir werden von nun an Augen und Ohren offen halten, um jene zu entlarven, die uns und unserem Bündnis schaden wollen.“Immer noch schienen die Leute von Cheddar geteilter Meinung. Es wurde diskutiert, und der Furier verstand nach wie vor kein Wort. Es war auch nicht so, dass er plötzlich sein Herz für die Kelten entdeckt hätte oder dass er sie wie Gleichberechtigte ansehen würde. Was er tat, bot ihm die politische Vernunft, und deshalb tat er alles, um Cheddar für Rom zu gewinnen. Gern? Bei den Göttern, gern kam aus dem Bauch und war kein Maßstab für ihn. Die alte Keltin hatte in Saturninus Augen etwas an sich, was nach wie vor beunruhigend war, wenn auch nicht unbedingt feindselig. Er erinnerte sich, dass er in Rom einmal aus Versehen fast einer Vestalin in den Weg getreten wäre. Es war bei Todesstrafe verboten, eine der jungfräulichen Vestapriesterinnen gegen ihren Willen zu berühren. Er war erschrocken stehen geblieben. Die Vestalin war auch stehen geblieben und hatte ihn aus dunklen Augen angesehen, während einer seiner Onkel ihn aus dem Weg zog: "Verzeih Mutter, er ist noch jung und dumm" Die Vestalin in ihrer strahlendweißen Tracht hatte jedoch geschwiegen. Genau so fühlte sich Saturninus jetzt. Da war wie gesagt keine wirkliche Feindseligkeit, da war etwas anderes, und das verursachte ihm eine leichte Gänsehaut. "Ich hoffe, dass mir meine Leute von meinem Landgut auf halber Strecke entgegen kommen, und dass dann mein Villicus ohnehin Reittiere mitbringt" Saturninus würde sich nicht ohne standesgemäße Gefolge zur Castra begeben, auch wenn klar war, dass es draußen vor dem Tor bleiben musste. Das furische Gut bildete mit Cheddar und der Castra die äußerste Spitze eines spitzwinkliges Dreieck. Mein Landgut, sagte er. Er hatte nie gefragt, wer dieses Land bevor die Römer kamen, bewirtschaftet und dort gelebt hatte. Auch nicht, was aus den früheren Bewohnern geworden war, bevor er es preiswert vom römischen Staat erwarb: "Oder wenn die alte Frau Mut hat, sitzt sie hinter mir auf " Saturninus lächelte ein wenig: "Malachit ist stark genug, uns beide zu tragen. Und er ist ein gutmütiges Tier. Wir würden keine Zeit verlieren" Er dachte bei sich, dass die Castra für eine freie Keltin von Ceiridwens Schlag so etwas wie die Höhle eines Löwen sein müsste. Der Mut, auf ein Pferd zu steigen, war nichts verglichen mit dem Mut, sich einer Raubkatze stellen zu müssen. RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Ceridwen - 06-04-2023 Dieses ganze Sache mit der Castra gefiel mir nicht. Natürlich wollte der Furius dort für seinen neuen Klienten - das Dorf Cheddar - dessen Vertreterin in nun mal in seinen Augen war, vorsprechen. Doch der Gedanke, dort ganz allein aufschlagen zu müssen, ließ meine sämtlichen inneren Alarmglocken schrill läuten. Ich hätte ein paar starke Männer aus dem Dorf mitnehmen können. Aber was richteten die ohne Waffen aus in einem Militärlager. Offiziell waren wir ja unbewaffnet! Ich musste mich also ganz und gar auf den Furier verlassen und darauf hoffen, dass er nicht zuließ, dass man mir etwas antat. Das letzte Mal, als ich mich auf einen Römer verlassen hatte, war ich tief enttäuscht worden, damals auf Mona. So viele Jahre waren in der Zwischenzeit vergangen, Doch was damals passiert war, war immer noch so präsent, als wäre es erst gestern gewesen. Furius erwähnte sein Landgut, von wo aus seine Leute ihm entgegenkommen wollten. Einst hatte dieses Land dem Stamm der Belger gehört. Aber auch die waren irgendwann vom Festland gekommen und hatten sich hier niedergelassen. Furius war also schon einer der einflussreicheren Vertreter seines Volkes. Ein normaler Römer konnte sie wohl kaum ein Landgut leisten, auf dem es etliche Pferde gab und wahrscheinlich noch viel mehr Sklaven. Auf diese nun zu warten, hätte mir wenigstens ein bisschen mehr Zeit verschafft. Doch er hatte es wohl doch eher eilig, weshalb er mir anbot, mit auf seinem Pferd zu reiten, falls ich Mut hätte. In meinen Augen war es nichts Besonderes, auf einem Pferd zu reiten! Wenn man es einmal gelernt hatte, bedurfte es keines Mutes, denn dann war es für immer verinnerlicht. Lediglich die äußeren Umstände konnten dazu führen, nicht mehr reiten zu können. "Nun gut! Dann reite ich mit dir! Du müsstest mir nur beim Aufsteigen helfen." Denn das schaffte ich beim besten Willen nicht allein. RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Tiberius Furius Saturninus - 06-04-2023 Saturninus war selbst unter Römern nur von mittlerer Größe, doch er war durchaus stark. Schon seit seiner Kindheit war er im Reiten, Schwertkampf und Leibesübungen unterrichtet worden, und auch als Erwachsener trainierte er. Er maß Ceridwen mit den Augen ab, dann streckte er ihr seine Hand entgegen: "Ich ziehe dich am Besten hinter mich aufs Pferd", sagte er. Die alte Frau wog bestimmt nicht viel. Sie selbst hatte sich zumindest alt genannt. Sein erster Eindruck war das auch gewesen, weshalb er zu Owain die Bemerkung über Boudiccas Großmutter gemacht hatte. Mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, wie alt die Keltin wirklich war. Er schaute in die Gesichter der Dorfbewohner. Viele von ihnen waren jetzt freundlicher. Das waren die, bei denen Saturninus hoffte, dass Rom sie eines Tages von seiner Lebensart überzeugen konnte. Die anderen - das musste man sehen. Rom hatte Kultur und Wohlstand, aber es hatte auch Kreuze. "Sage meinen neuen Klienten bitte, dass ich dich nicht entführen und auch wieder heil zurückbringen werde, Ceridwen", sprach er mit leichtem Spott. Doch tatsächlich war er auf einen Dolmetscher angewiesen, es sei denn, auch diese Kelten verbargen vor ihm, was sie wirklich mitbekamen. Er hoffte darauf, dass der Argwohn sich im Laufe seines Patronats legen würde. Irgendwann einmal würden sie Furius Saturninus hoffentlich vertrauen. Er drehte sich ein wenig zur Seite und zog die Dorfälteste mit einer raschen Bewegung hinter sich. Als er sie aus der Nähe sah, kam ihm in den Sinn, dass sie in ihrer Jugend sehr schön gewesen sein musste. Schade, dass ich nicht mal vor Jahren nach Cheddar gekommen bin, dachte er mit einem kleinen Schmunzeln: "Lege deine Arme ruhig um meine Hüften", sagte er laut: "Fertig? Dann los", er gab Malachit etwas Schenkeldruck, er würde das Pferd mit der doppelten Last keinesfalls hetzen, das war auch gar nicht nötig >>> RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Ceridwen - 06-04-2023 Ich besah mir das Pferd des Römers. Es war ein braver Wallach, der nicht einfach aus unerfindlichen Gründen durchgehen würde. "Du hast ein schönes Pferd, Furius Saturninus !" , merkte ich noch an. Er reichte mir seine Hand, um mich hinaufziehen zu können. Ich ergriff sie sogleich und wollte mich hinauf stemmen, auf den Rücken seines Pferdes. Einige Dorfbewohner, die das sahen, kamen lauthals angelaufen, da sie dachten, der Römer wolle mich entführen. Doch ich konnte sie beschwichtigen und auch Furius versprach ihnen, mich wohlbehalten wieder zurück bringen zu wollen. Das half, um die Gemüter wieder zu besänftigen. Allein daran spürte ich, wie zerbrechlich unsere Vereinbarung war und wie wenig Vertrauen auf beiden Seiten herrschte. Nein, Vertrauen hatte auch ich nicht. Ich glaubte nicht daran, dass es dem Furier gelingen würde, diesen Tribun in seine Schranken zu verweisen und uns dadurch schützen zu können. Alles würde so weiter gehen, wie bisher. Einige derjenigen, die sich zuvor Sorgen gemacht hatten, man würde mich gerade entführen, halfen mir nun sogar aufs Pferd, so dass ich relativ sicher aufsitzen konnte. Der Römer bot mir an, meine Arme um seine Hüften legen zu können, was ich dann auch tat. Dann ging es los. |