Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +----- Forum: Forum Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=40) +------ Forum: Rathaus (Curia) (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=73) +------ Thema: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro (/showthread.php?tid=399) |
RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 06-12-2023 Die Procura war sehr ausführlich. Die Schrift war ziemlich klein, und der Schreiber brauchte eine ganze Weile, bis er alles durchgelesen hatte: "Von Rechtsgeschäften steht da... ah doch", wenn der nette Grieche ein Maiordomus war, kaufte er bestimmt auch im Namen seines Dominus Personal: "Hast du denn schon einmal in Stellvertretung für deinen Herren einen Eid geleistet? Da dein Herr römischer Bürger ist, ist er übrigens von der Eintragungsgebühr befreit. Auf die Honoratiorenliste möchte der ehrenwerte Plautius Seneca auch eingetragen werden?" Der Plautier hatte sich schon offensichtlich aus dem tätigen Leben zurückgezogen. Sonst würde er keinen Sklaven hierher schicken. Während sein Leumund tadellos war, war sein Verdienst um die Stadt noch zu klären. Jetzt hatten auch die anderen Kandidaten noch nicht wirklich etwas für Iscalis getan. Doch sie waren noch jung. Plautius Seneca war schon alt. Wenn man Pech hatte, war er zum Sterben hergekommen und als Honoratior würde ihm ein Staatsbegräbnis zustehen. Aber vielleicht war der alte Herr geistig voller Saft und Kraft, auch wenn die morschen Knochen nicht mehr wollten: "Hat dein Dominus denn bereits Pläne geäußert, was er als Honoratior für unsere schöne Stadt zu tun gedenkt?", fragte er. Das Standesgeld schien kein größeres Problem darzustellen. Das hörte man doch gerne. Iscalis war zwar durch die Minen keinesfalls chronisch klamm, aber je mehr Einwohner es hatte, desto mehr stiegen die Ausgaben: "Wechsel? Schuldverschreibung? Selbst Caesar Augustus Vespasianus - die unsterblichen Götter mögen ihn beschützen und viele Jahre der Regierung schenken - hat ein einziges Motto: BARGELD LACHT. Iscalis ist doch nicht Rom, guter Maiordomus. Hier gibt es so gut wie kein Räubergesindel. Mit ein wenig tatkräftiger Begleitung wirst du unbeschadet vom Marsfeld bis hierher die Summe transportieren können" Der Schreiber lächelte freundlich. Er nahm an, dass Plautius Seneca im großen Präsidentenhaus des Plautius Montanus lebte. Bestimmt stände dem tüchtigen Griechen eine ganze Eskorte aus strammen Leibwächtern zur Verfügung, wenn er seinen Dominus darum bat. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Caius Plautius Seneca - 06-12-2023 Als Sklave eines Rechtsgelehrten lernte man so einiges. Zum einen, dass man auf unpräzise Fragen so interpretationsfreudig antworten durfte, wie man wollte, ohne dass es inhaltlich falsch wäre. “Gelegentlich habe ich für ihn Dinge beeidigt, wobei solche formalen Akte im Alltag ja recht selten sind“, antwortete Leander also wahrheitsgemäß. Natürlich meinte der Schreiber solch wichtige Eide wie den auf den Caesar Augustus, die Plautius Seneca natürlich höchst feierlich selbst beging. Aber irgendwelche feierlichen Rituale in Stellvertretung bei einem Kaufgeschäft, wo bei Semo Sancus geschworen wurde? Kam durchaus schon vor. Und solange niemand dagegen zu klagen versuchte, war das ohnehin recht gleichgültig. Leander überlegte da schon mehr, wie er die andere Frage beantworten sollte, ohne am Ende doch noch in den Minen zu landen. “Mein Dominus ist ein weithin geachteter Gelehrter des römischen Rechtes. Jegliche Schriften, die er noch veröffentlichen wird, werden so natürlich auf ewig mit Iscalis in Verbindung stehen und den Ruhm der Stadt mehren. Soweit ich das verstanden habe, besitzt die Stadt leider keinen beständigen Rat der Decurionen, dem er sich sonst selbstverständlich liebend gerne angeschlossen hätte, um die Magistrate mit rechtlicher Expertise zu beraten. Selbst ein Amt auszufüllen ist wohl eher etwas für jüngere Leute. Aber sofern die Magistrate Hilfe bei der Formulierung von Korrespondenz an die Provinzverwaltung in Londinium oder gar an die kaiserliche Kanzlei benötigen, würde er sich sicher geehrt führen, behilflich zu sein.“ Er würde schimpfen wie ein Rohrspatz, aber natürlich würde es auch seinem Ego schmeicheln, wie Leander beides wusste. Dass hier nur Bargeld akzeptiert wurde, war natürlich etwas bedauerlich. Und offenbar verwechselte der Schreiben Leanders Herren auch mit Plautius Montanus, was Leander aber wohl wissentlich nicht korrigierte. Nicht, solange er glaubte, es würde ihm nützen. “Nun, Räubergesindel vielleicht nicht, allerdings sind auf dem Forum gerade sehr viele unterbeschäftigte Legionäre dabei, Sklaven ungeachtet des Standes ihrer Herren zu durchsuchen und ziemlich willkürliche Beschlagnahmungen von Gegenständen durchzuführen, so dass ich es im Moment tatsächlich nicht für ratsam halte, Geld zu transportieren – für den Fall, dass ihr selbst in diese Verlegenheit kommt – und ich weiß nicht, inwieweit eine Schutzpatrouille durch weitere Sklaven dem Abhilfe schaffen würde.“ Leander konnte sich zwar nicht vorstellen, dass der Schreiber noch nichts mitbekommen hatte, sicher waren schon dutzende Beschwerden deshalb inzwischen auf dem Stapel dessen, worum der Duumvir sich höchstselbst kümmern sollte. Aber Leander war immer gern hilfsbereit, solche Dinge für andere im Kopf zu behalten. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 06-12-2023 Der Schreiber horchte auf: "Was Du über deinen Herren, den werten Plautius Seneca, zu sagen weißt, klingt sehr vielversprechend. Ein guter Jurist ist Gold wert. Ein solcher Posten zur juristischen Beratung könnte auch durchaus noch vom Stadtrat beschlossen werden. Der Stadtrat ist es auch, der über die Aufnahme unter die Honoratioren entscheiden wird. Die nächste Sitzung findet Übermorgen statt. Erst nach erfolgreicher Abstimmung und dem Publizieren der Ernennung wird auch das Standesgeld fällig. Um die Ernennungsurkunde zuzustellen, ist das Präsidentenhaus doch die richtige Adresse?" Er machte sich eifrig Notizen: "Ja, von den umtriebigen Legionären habe ich natürlich gehört", er zuckte die Schultern: "Mein zweiter Sohn dient selber bei den Adlern. Aber über die Stränge schlagen und braven Bürgern Angst einjagen, sollten sie auch nicht. Möchte dein Herr vielleicht ebenfalls eine Beschwerde einreichen? Das wäre dann die dritte für heute" Der mitteilsame Stadtschreiber klapperte mit zwei Tabulae, auf denen die Beschwerden standen: "Sklaven sollten jedoch meiner Meinung immer ihren Titulus sichtbar über ihrer Kleidung tragen, damit man sie zuordnen kann. Ein paar Mal haben sie im Stadtrat auch schon überlegt, ob man euch nicht durch einheitliche Kleidung kenntlich machen sollte. Aber dafür gabs keine Mehrheiten.", er legte die Tabula mit dem Antrag zur Seite: "Am besten hälst du Rücksprache mit deinem Dominus, wie er die Angelegenheit mit dem Standesgeld handhaben möchte" Die Stimme des Stadtschreibers wurde feierlich, als er sich zur Statue des Kaisers umdrehte: " Nun zum Stadtbürgereid: In Stellvertretung deines Herren leiste den Schwur beim Allerhöchsten Iuppiter und unserem großen Caesar Vespasianus Augustus, stets die Stadtverordnung von Iscalis und alle Erlasse einzuhalten sowie den Anordnungen der Stadträte Folge zu leisten" RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Caius Plautius Seneca - 06-13-2023 Da der schreiber so genau nachfragte, sah Leander sich wohl doch gezwungen, das richtig zu stellen. “Beim Rennstall hat nur der ehrenwerte Ritter Plautius Montanus sein Privatanwesen. Mein Herr bevorzugt die Stille der Domus Plautia im Wohngebiet nahe des Brunnens mit der Statue der Iuturna.“ Damit sollte das Haus wirklich leicht zu finden sein und alle Verwechslungen ausgeräumt. Zu dem Vorschlag, dass alle Sklaven sichtbar einen Titulus oder einheitliche Kleidung tragen sollten, sagte Leander nichts, sondern lächelte nur höflich. Er war Sklave und hatte dazu seine Meinung nicht ungefragt wiederzugeben, so waren die Spielregeln. Auch wenn er froh war, dass der Stadtrat nicht, wie von Seneca befürchtet, von Dummköpfen geführt wurde, sondern von einigermaßen intelligenten Männern. “Ich werde Rücksprache mit meinem Herrn über das Thema halten. Wenn der Stadtrat einen Rat will: Es gäbe auch die Möglichkeit einer Sammelklage, so dass er nicht jeden einzelnen Fall beraten muss. Das spart Verwaltungsaufwand.“ Ja, Leander war nunmal der Maiordomus eines Rechtsgelehrten. Jetzt ging es aber ans eingemachte, auch wenn Leander glaubte, dass er vielleicht doch in den Minen landen könnte, wenn der Stadtrat wirklich Seneca als häufigen Beisitzer beschließen sollte. Aber wenigstens würde Leander dann dennoch in dem Wissen sterben, das richtige getan zu haben. Also, los geht’s: Feierlich hob er eine Hand zum Schwur: “In Vertretung meines Herrn, des ehrenwerten Caius Plautius Seneca, schwöre ich bei Iuppiter Optimus Maximus und dem Genius des großen Caesar Vespasianus Augustus, stets die Stadtverordnung von Iscalis und alle Erlasse einzuhalten sowie den Anordnungen der Stadträte folge zu leisten.“ RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 06-14-2023 Da sprach der Maiordomus eines Anwalts, der gar nicht anders konnte, als gleichsam von Jura imprägniert zu werden! Der Schreiber lächelte verstehend und konzentrierte sich auf den Wortlaut des Schwurs, der von Leander ohne sich zu irren abgelegt wurde. Hinter den Namen von Plautius Seneca schrieb der Schreiber die Anmerkung "Durch seinen Sklaven" und Leandrum, damit man sich erinnerte, dass alles in Stellvertretung von erledigt worden war. Danach wünschte er ihm noch einen guten Tag und wandte sich weiteren Aufgaben zu. >>> RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Marcus Salvius Falco - 06-21-2023 Heute war ein wirklich schöner Tag in Iscalis. In der Nacht hatte es etwas geregnet und jetzt schien die Sonne und ließ alles frisch und hell erscheinen. Falco hatte es schon viel zu lange vor sich her geschoben doch heute wollte er es endlich hinter sich bringen. Lange hatte er mit sich gerungen ob er den endgültigen Schritt machen sollte und sich in die Bürgerliste in Iscalis eintragen lasse. Es war für Ihn so etwas wie sich von seinem anderen zuhause lösen und nun war er entschlossen dazu. Als Bürger eintragen und Honoratior. Dies war sein zuhause und dafür musste man auch etwas tun. In seine strahlend weißen Toga gekleidet und mit zwei seiner Leibwächter flankiert, seit den Unruhen in den Straßen verlies er nie ohne sie sein Haus, erschien der wohl reichste Mann der Stadt im Bürgerbüro. „Mein Name ist Marcus Salvius Falco, ich bin 30 Jahre alt, lebe schon über zwei Jahre in dieser Stadt und bin Großhändler für Weine und sonstige edle Sachen. Mein Haus steht gleich gegenüber am Forum. Ich bin hier um mich in die Bürgerliste eintragen zu lassen. Außerdem stelle ich den Antrag mich zusätzlich als Honoratior aufnehmen zu lassen.“ RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 06-22-2023 Der Stadtschreiber kannte das Handelshaus natürlich, auch wenn er selbst mit seinem Stadtschreibergehalt dort nicht einkaufte. Doch wurde allgemein gesagt, dass es dort die schönsten Waren aus allen Provinzen des Reiches gab: Das beste Olivenöl und der beste Wein, so dass man sich fast zuhause in Rom fühlen konnte, wenn man davon eine Amphore erwarb. " Willkommen werter Salvius Falco, das ist uns eine Ehre", sagte er: "Selbstverständlich erfüllst du alle Gegebenheiten, um ein Stadtbürger von Iscalis zu werden. Über die Aufnahme unter die Honoratioren wird der Stadtrat in zwei Tagen entscheiden können, solange bitte ich dich um Geduld. Der Eintrag in die Bürgerliste ist für dich als römischer Bürger kostenfrei" Mit einer Kopfbewegung wies er auf das marmorne Standbild des Kaisers hinter ihm:"Ich bitte Dich daher, den Stadtbürgereid im Namen des höchsten Iuppiters und unseres allergnädigsten Caesar Augustus zu tätigen" RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Marcus Salvius Falco - 06-22-2023 Falko trat also vor das Standbild des Kaisers, rückte seine Toga auf der Schuler noch einmal zurecht und hob den Kopf stolz an. „Ich, Markus Salvius Falko, schwöre bei Iuppiter Optimus Maximus und dem Genius des großen Caesar Vespersianus Augustus, stehts Stadtverordnung von Iscalis und alle Erlasse einzuhalten sowie den Anordnungen der Stadträte folge zu leisten“ Also seinen eigenen, wenn es so lief wie er es sich vorstellte. Falco konnte sich einen kleinen verschmitzten Grinser nicht verkneifen. Was vor allem Geld betraf war er und der Kaiser nicht zu weit auseinander. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 06-22-2023 Der Stadtschreiber nickte zufrieden: " Wir danken Dir. Bezüglich der Standeserhebung wirst Du bald von uns hören, werter Salvius Falco. Lebe wohl" Und um zu zeigen, dass sich die Stadtverwaltung sehr wohl kostspielige, gebildete Sklaven leisten konnte, rief er sofort nach seinem ausgeliehenen Griechen: "Leander! Schreibe auf, dass der ehrenwerte Kaufmann Marcus Salvius Falco den Antrag stellt, in den Stand der Honoratioren aufgenommen zu werden und lege den Antrag unverzüglich in das Sitzungszimmer!" RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Marcus Sabinius Merula - 06-24-2023 <<< Nachdem wir uns von Balventius Scapula verabschiedet hatten, hatte ich den beiden Sklaven Anweisung gegeben, nun direkt zur Curia zu gehen. Gemeinsam mit meiner Frau betrat ich das Gebäude, um vor dem Stadtschreiber meine Anliegen vorzubringen. "Salve, mein Name ist Marcus Sabinius Merula. Ich bin 27 Jahre alt und war bis vor meine Verletzung, die aus einem Einsatz herrührt, Centurio in der II Augusta. Seitdem bin ich Veteran. Ich lebe seit meiner Jugend in Iscalis und habe die Casa Sabinia von meinem Vater geerbt. Darüber hinaus besitze ich ein Stück Land außerhalb von Iscalis, an der Straße nach Dubris gelegen, welches ich vom Kaiser zu meiner Entlassung aus dem Militärdienst erhalten habe. Ich bin hier, um mich zum einen in die Stadtliste eintragen zu lassen. Außerdem möchte ich die Eheschließung mit meiner Frau, Accia Prisca, eintragen lassen." Midas hatte wie immer alle nötigen Urkunden in einer ledernen Mappe mit dabei, die er nun auf dem Schreibtisch des Stadtschreibers präsentierte. |