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Cubiculum | MSM - Druckversion

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RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 07-24-2023

Der Medicus hatte es mir bereits am Tag der Operation angedroht, dass die Schmerzen noch heftiger werden würden, sobald die Knochen sich rekonstruieren würden. Dass er genau meinte was er sagte, hatte ich schon bald am eigenen Leib erfahren müssen. Als er damit begann, das Bein in seiner Vorrichtung stecken zu lassen, gab es kaum einen Tag, an dem ich keine Schmerzen hatten. Was noch erschwerend hinzukam, war das ständige Liegen auf der gleichen Stelle. Nicht einmal wenn ich meine Notdurft verrichtete, konnte ich meine Liegeposition verändern. Wenigstens sorgte meine Frau dafür, dass die Schmerzen erträglich blieben. Ich hielt mich daran, was der Medicus mir gesagt hatte. Niemals würde ich sie bedrängen, mir mehr Schmerzmittel, als nötig zu verabreichen.

Der einzige Lichtblick des Tages war, wenn Prisca zu mir kam, um mir etwas Gesellschaft zu leisten. Meistens las sie mir etwas vor. Glücklicherweise hatte mein Vater dafür gesorgt, dass unsere Bibliothek gut gefüllt war. Natürlich berichtete sie mir täglich, wie ihr Tag war und wie gut sich der neue Vilicus machte, den ich für ihre Unterstützung eingestellt hatte. Doch darüber hinaus schwieg sie meist. Vielleicht dachte sie, sie würde mich damit langweilen, wenn sie mir etwas über sich erzählte. Aber auch meine alten Geschichten von der Legion schienen sie nicht besonders zu interessieren. Sie war eben eine Frau!

Wie jeden Tag erkundigte sie sich auch heute nach meinem Befinden. Leider konnte ich mit keinen sensationellen Neuigkeiten aufwarten. Dafür mussten noch mehr Wochen ins Land gehen. Aber ich wollte sie auch nicht beunruhigen und antwortete dann meistens, es gehe mir gut, obwohl man mir deutlich ansehen konnte, dass ich gerade wieder mit besonders hartnäckigen Schmerzen kämpfen musste.
"Guten Morgen, meine Liebe! Es geht mir ganz gut. Irre ich mich, oder bist du heute früher als sonst?," entgegnete ich ihr und versuchte mir ein Lächeln abzuringen. Ich streckte meine Hand nach ihr aus, denn das war im Moment die einzige intime Berührung, die im Augenblick möglich war.

Wie immer hatte Prisca eine Schriftrolle aus der Bibliothek dabei. Diesmal aber führte sie noch etwas anderes mit sich. Sie hatte im Haus ein altes Spielbrett für duodecima scripta gefunden. Es hatte meinem Vater gehört und ich erinnerte mich gerne daran, wie ich als Junge mit ihm gespielt hatte, wenn er dafür etwas Zeit erübrigen konnte.

"Oh, du hast das Spielbrett meines Vaters gefunden!" sagte ich mit einer gedämpften Stimme. "Wenn du möchtest, können wir eine Partie spielen. Aber ich muss dich waren, ich habe das Spiel schon ewig nicht mehr gespielt." Dadurch hatte sie ganz bestimmt einen Vorteil.


RE: Cubiculum | MSM - Accia Prisca - 07-24-2023

Seine Hand zu ergreifen, als er sie nach ihr ausstreckte, war immer noch seltsam für Prisca. Aber er war ihr Ehemann und durfte sie berühren. Er durfte sogar sehr viel mehr tun, aber Prisca war froh, dass das im Moment erst einmal nicht zu ihren Pflichten gehören würde. Auch wenn es gemein war und sie ja eine Pflicht hatte, einen Erben zur Welt zu bekommen, hoffte sie irgendwie, dass zumindest dieser Teilaspekt des Ehelebens noch eine Weile auf sich warten ließe und sie in Ruhe weiterleben könnte.
Sie drückte also einmal seine Hand und setzte sich zu ihm. “Ja, heute ist doch das Regierungsjubiläum des Kaisers. Ich hatte dir davon erzählt. Tarutius Corvus wird mit begleiten und wollte schon zur Mittagszeit dort sein, weshalb ich heute etwas früher hier bin“, erzählte sie noch einmal, was er schon wusste, um ihn daran zu erinnern. Nicht, dass er später nach ihr fragte und sie wäre nicht da und er würde sich wundern, was los sei.

Dass das Spielbrett Merulas Vater gehört hatte, hatte Prisca nicht gewusst. Dann hätte sie es sicher nicht einfach so mitgenommen, ohne zu fragen! Aber er schien nicht böse deswegen und stimmte einer Partie zu. Prisca stand also wieder auf und holte das kleine Beistelltischchen zum Bett, damit sie spielen konnten. Da Merula noch zu tief lag, ging sie auch zu ihm und half ihm etwas mit dem Oberkörper auf und schüttelte die Kissen auf, um sie in seinen Rücken zu bugsieren, so dass er in eine annähernd sitzende Position kam. Solange das Bein ruhig in diesem fürchterlichen Apparat eingespannt war, durfte er sich ja wenigstens ein klein wenig aufsetzen.
Aber die Nähe war Prisca irgendwie unangenehm. Sie fühlte kein Verlangen danach, ihm so nahe zu sein, oder gar ihn zu küssen, zu berühren oder zu liebkosen. Es war nicht so, dass sie sich ekelte, das nicht, es war nur so, dass sie keinerlei freudige Erwartung dabei fühlte und dann von sich selbst enttäuscht war, dass sie so wirklich nichts für ihren Mann empfand, während sie schon Schmetterlinge im Bauch fühlte, wenn Tarutius Corvus ihr in die Augen sah.
Sie setzte sich also dann auch rasch wieder und baute das Spielfeld auf, sortierte die hellen und dunklen Steine und suchte die Würfel. Die waren aus einem bunten Stein und fühlten sich kühl an. “Die sind hübsch“, meinte sie mit Blick darauf und legte sie in die Mitte des Spielfeldes, so dass Merula gut dran käme, denn natürlich wollte sie ihn anfangen lassen. “Ich habe auch schon über ein Jahr nicht mehr gespielt. Mein Papa hat manchmal mit mir gespielt, wenn es draußen zu schlechtes Wetter war, um etwas anderes zu tun, so dass ich meine Freundinnen nicht besuchen konnte und er auch keinen Besuch hatte“, erzählte sie, um Merula zu beruhigen, denn Prisca spielte wirklich nicht allzu gut und hatte häufig obendrein noch Würfelpech. Aber trotzdem hatte sie einige lustige Erinnerungen daran und es war wenigstens ein bisschen geselliger als ihm nur vorzulesen.


RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 07-25-2023

Trotz der Schmerzen zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen ab, als die meine Hand drückte. Dann sprach sie vom Regierungsjubiläum des Kaisers, von dem sie mir bereits vor ein paar Tagen erzählt hatte. Nun erinnerte ich mich wieder und mir wurde bewusst, dass mich mein Zeitgefühl im Stich ließ, seitdem ich hier gefangen gesetzt worden war. 
"Ach ja, und Tarutius Corvus wird dich begleiten! Das ist gut!" stellte ich fest. So würde meine Frau und unser Vilicus unser Haus würdevoll vertreten. Ich war dem jungen Mann so dankbar, dass er im hier im Haus alles im Blick hatte und dass Prisca voll zufrieden mit ihm war. Eine bessere Wahl hätte ich nicht treffen können! 

Ich genoss den Moment, indem sie mir etwas näher als sonst kam. Da spürte ich, wie groß meine Sehnsucht nach ihr war. Prisca ließ sich nichts anmerken, dass es ihr ähnlich ging. sie war eben ganz die keusche Ehefrau. Ich lächelte ihr zu, als sie sich schnell wieder auf ihren Platz zurücksetzte, damit endlich das Spiel beginnen konnte. Sofort kramte sie dann auch die Spielsteine und die bunten Würfel hervor. 
Die Würfel erinnerten mich plötzlich wieder an die Tage meiner Kindheit. Meine Schwester hatte häufig das Spiel mit mir gespielt und hatte sich regelmäßig darüber geärgert, wenn sie verloren hatte. Doch noch mehr erinnerte ich mich daran, wenn ich mit meinem Vater gespielt hatte. Es war jedes Mal etwas Besonderes gewesen, denn es war nicht so oft vorgekommen. Ich war damals sehr dankbar gewesen, wenn er seine wenige freie Zeit mit mir geteilt hatte.
Aber auch Prisca schien ein wenig in Erinnerungen zu schwelgen. Erinnerungen an ihren Vater. Ich wusste, wie sehr sie ihn vermisste und mir war auch bewusst, dass sie ihr altes Leben in Londinium und alles, was dazu gehört hatte, schrecklich vermisste.

"Ja, die Würfel sind wirklich hübsch." meitne ich lächelnd. "Ich weiß gar nicht, woher Vater sie hatte. Das habe ich ihn nie gefragt. Möchtest du die lieber die hellen oder die dunklen Steine?" Mir war es gleich, was sie wählte. Ich würde sowieso erst ein paar Probespiele benötigen, um mich wieder an die Spielregeln zu erinnern.  Während ich auf ihre Antwort wartete, wandte ich mich Midas zu, der stets geduldig im Hintergrund ausharrte und darauf wartete, dass er von mir eine Anweisung bekam. 
"Etwas verdünnten Wein und Birnensaft für uns!" Der Sklave nickte kurz und eilte davon.
"Stehst du eigentlich noch in Kontakt mit deinen Freundinnen? Ich meine, schreibst du ihnen Briefe?" erkundigte ich mich ganz nebenbei.


RE: Cubiculum | MSM - Accia Prisca - 07-25-2023

Prisca merkte, wie ihr Mann sie immer wieder ansah. So hoffnungsvoll und erwartungsvoll. Sie wusste dann immer nicht, was er von ihr erwartete und fühlte sich irgendwie unbehaglich. Sie redete sich ein, dass sie ihn nur noch besser kennen lernen musste, um die Blicke und Gesten zu deuten, aber das änderte trotzdem erst einmal nichts an ihrem Unbehagen. Aber sie überspielte es so tapfer wie möglich und konzentrierte sich auf das Spielfeld.
“Wenn es dir nichts ausmacht, dann nehme ich gerne die hellen Steine“, sagte Prisca, als er sie fragte, welche sie lieber haben wollte. Die dunklen Steine fingen an, und sie wollte ihm gerne den Vortritt lassen, wenn er sie schon fragte. Sie hoffte, dass das so auch in seinem Sinne war. Sie wollte es gerne richtig machen.

Er schickte auch Midas hinaus, um etwas zu trinken zu holen. Er war sehr aufmerksam, dass er ihr Birnensaft bringen lassen wollte, das musste sie anerkennen. Er kümmerte sich um sie und beschützte sie. Prisca bekam ein noch schlechteres gewissen, weil sie das zwar bemerkte, aber trotzdem deshalb keine Schmetterlinge im Bauch für ihn hatte. Sie sollte sich wirklich mehr anstrengen, sich in ihn zu verlieben.
Er lenkte sie von diesen Gedanken ab, indem er nach ihren Freundinnen fragte. “Ich… ich möchte ihnen gerne wieder schreiben. Aber die Boten, die nach Londinium reiten, sind nicht so günstig, also warte ich immer eine Weile, bis ich das Geld gespart habe, und viel zu berichten habe, bis ich ihnen schreibe. Gerade warte ich darauf, dass Carisia Prima mir zurückschreibt. Ich hab ihr vor zwei Wochen einmal geschrieben, dass ich geheiratet habe und jetzt hier wohne. Aber bis jetzt kam noch keine Botschaft von ihr zurück. Und ein paar meiner anderen Freundinnen haben gerade frisch geheiratet und einige sind weggezogen aus Londinium. Ich weiß nicht, wo alle sind.“
Prisca fühlte sich gerade ziemlich einsam und versuchte, sich selbst aufzumuntern. “Aber Claudia Sabina hier ist nun ja auch meine Freundin und hat mich gebeten, mit ihr täglich zu weben. Ich habe angenommen, dass du da nichts dagegen hast und hab es ihr zugesagt. Sie heiratet auch bald und webt ihr Kleid gerade, und ich hab ihr meine Unterstützung zugesagt.“ Ein kurzer, verstohlener Blick, ob er damit einverstanden war oder ob ihn das wütend machte, ehe sie fortfuhr. “Und Lu… Furia Serena ist ja nun auch meine Freundin. Wenn die Flitterwochen vorüber sind, hat sie sicher wieder mehr Zeit.“
Als Prisca an der Reihe war, würfelte sie und setzte ihre ersten zwei Steine auf das Spielbrett, ehe sie die Würfel an ihren Mann zurückreichte. “Schreibst du Briefe? An deine Kameraden und Freunde?“ Prisca hatte keine Ahnung, mit wem ihr Ehemann befreundet war. Vielleicht sollte sie das herausfinden.


RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 07-26-2023

Sie hatte sich für die hellen Steine entschieden. Dadurch überließ sie mir den Vortritt. Ich nahm an, sie glaubte, ich würde das von ihr erwarten. Doch ich wäre auch damit zufrieden gewesen, wenn sie sich für die dunklen Steine entschieden hätte. Sie würde mich erst noch richtig kennenlernen müssen, dachte ich mir.

Ich griff nach den Würfeln, um das Spiel zu eröffnen und setzte die ersten beiden Steine auf das Bett. Gleichzeitig hörte ich ihr zu, was sie auf meine Frage antwortete. Offenbar wollte sie eigentlich mehr Briefe schreiben, tat es aber nicht, weil ihr die Boten zu teuer waren. Daher sparte sie immer etwas Geld an und schrie lieber nicht so häufig. Ich fragte mich, warum sie noch immer glaubte, sparen zu müssen. Die Kosten für einen Boten mehr würden uns auch nicht in den Bankrott stürzen!
"Wenn du möchtest, kannst du ruhig häufiger schreiben. Mach dir mal um die Kosten keine Sorgen! Ich möchte, dass du dich hier wohlfühlst, Prisca!" Sie sollte nicht ihrem alten Leben in Londinium nachtrauern, als ihr Vater noch lebte und sie ihre Freundinnen besuchen konnte. 
Es freute mich, als sie mir davon berichtete, in Iscalis inzwischen neue Freundinnen gefunden zu haben. Claudia Sabina war eine davon. Ich fand es beeindruckend, dass sie zu solchen Kreisen Zutritt gefunden hatte. Ebenso Furia Serena, die kürzlich die Ehe mit Furius Saturninus geschlossen hatte. Unglücklicherweise hatte ich Prisca wegen meines Beines nicht zu den Hochzeitsfeierlichkeiten begleiten können.
Prisca sprach davon, dass sie der Claudia beim Weben ihres Hochzeitkleides helfen wollte. Ihr verstohlener Blick verriet mir, dass sie dafür mein Einverständnis haben wollte. Natürlich wollte ich ihr das nicht verwehren! 
"Nur zu, besuche deine Freundinnen, wann immer du willst! Du kannst sie auch gerne hier zu uns einladen," schlug ich vor. Wenn sie sich wohlfühlte würde auch ich mich wohlfühlen können. Gerade jetzt, wo doch so viel von ihr abverlangt wurde, während ich mich hier auskurierte und alles an ihr hängen blieb.

Inzwischen war Midas mit den Getränken und zwei Bechern zurückgekehrt. Er schenkte meiner Frau Birnensaft ein und mir bereitete er einen verdünnten Wein zu. "Danke, Midas" sagte ich, als der Sklave mir den Becher reichte. Ich nahm einen Schluck und stellte den Becher ab.

Prisca war inzwischen an der Reihe. Gerade eben hatte auch sie ihre ersten beiden Steine auf das Spielbrett gesetzt. Nun reichte sie mir wieder die Würfel. Während ich würfelte, fragte sie mich, ob auch ich Briefe schreiben würde. 
"Eher weniger. Nach der Verwundung brach leider der Kontakt zu vielen meiner Kameraden ab. Ich glaube, sie fürchteten sich davor, mit einem Krüppel befreundet zu sein. Manche Menschen sind furchtbar abergläubisch!" Zumindest hatte ich mir das eingeredet, nachdem sich kaum einer der Männer bei mir blicken gelassen hatte, seitdem ich entlassen worden war. Inzwischen hatte die nächsten beiden Steine auf dem Brett paziert.


RE: Cubiculum | MSM - Accia Prisca - 07-27-2023

Prisca zögerte kurz mit dem Würfeln, als er sagte, sie solle häufiger schreiben und sich um die Kosten keine Sorgen machen, weil er wolle, dass sie sich wohlfühle. Das fühlte sich irgendwie falsch an. Er war so nett und aufmerksam zu ihr und wollte offensichtlich so sehr, dass es ihr gut ging, und sie konnte das einfach nicht in dem Maße zurückgeben. Irgendwas musste mit ihr eindeutig nicht in Ordnung sein, wenn sie so einen netten Mann nicht von ganzem Herzen liebte.
“Ich fühle mich wohl. Ich muss mich nur noch an alles gewöhnen“, meinte sie ausweichend und würfelte schließlich, um ihre Steine zu setzen. Da sie einen Pasch gewürfelt hatte, blieb ihr nicht anderes übrig, als einen Stein schon rauszusetzen, wo Merula ihn auch schlagen konnte. Aber so ein bisschen hatte sie sowieso vor, ihn erst einmal gewinnen zu lassen, damit er sich freute. Er hatte schon so wenig, über das er sich freuen konnte, da wollte sie ihm einen Sieg schenken, wenn sie schon sonst nichts zu verschenken hatte.
Er meinte dann auch, dass sie ihre Freundinnen auch zu sich einladen konnte. Natürlich war das nur logisch, aber Prisca freute sich ja gerade, wenn sie außer Haus gehen konnte und nicht hier war. Hier fühlte sie sich manchmal wie in einer Gruft. Es gab so wenig Lachen in diesem Haus. “Ich möchte aber dich und deine Mutter nicht stören, wenn ich hier mit meinen Freundinnen spiele und lache“, sagte sie also sehr vernünftig. Und ja, Merulas Mutter, die noch immer kränkelte, war da ein sehr gewichtiges Argument.

Midas kam wieder mit den Getränken. “Danke, Midas“, bedachte sich auch Prisca und nippte an ihrem Birnensaft. Nicht zu viel, damit sie später beim Fest nicht zu oft auf die Latrine müsste. Birnensaft hatte da manchmal treibende Wirkung.
Merula erzählte dann, dass er den Kontakt zu seinen Kameraden verloren hatte. “Aber in ein paar Wochen bist du das ja nicht mehr“, meinte sie zuversichtlich, als er das Wort Krüppel fast ausspie. “Dann hätten sie ja keinen Grund mehr für ihren Aberglauben. Also, falls du jemanden dann einladen möchtest, oder dort vorbeischauen. Bei der Legion haben sie ja oft keine Zeit. Aber dann könntest du dir ein Pferd mieten und hinreiten, wenn du magst.“ Prisca dachte schon, dass ihm das gut täte, sich wieder ganz und stark vor anderen Männern zu zeigen. Und sie hoffte einfach sehr stark, dass es möglich sein würde.

Midas zog sich wieder zurück und hielt sich im Hintergrund. Sie schaute einen Moment lang in seine Richtung, während ihr Mann an der Reihe war, und überlegte. “Weißt du, dass Nysa ihn gern hat?“ fragte sie leise, damit Midas es nicht gleich mitbekäme. “Hättest du Einwände, wenn sie es ihn wissen lässt?“


RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 07-31-2023

Prisca fühlte sich wohl, doch sie musste sich noch an alles gewöhnen. Das musste ich ihr schon zugestehen! Sie hatte vor unserer Hochzeit sehr wenig Zeit, um mich ein wenig besser kennenzulernen. Im Grunde hatten es zwischen uns gerade mal zwei Begegnungen gegeben und bei der zweiten Begegnung hatte ich bereits bei ihrem Bruder um sie geworben. Außerdem war sie eine Frau. Frauen funktionierten sowieso ganz anders, als Männer. Frauen, das war wie ein völlig neuer Kosmos, den man mit der Zeit erst erforschen musste, um zu verstehen, wie sie etwas meinten, wenn sie etwas sagten.

Langsam begann das Spiel interessant zu werden. Prisca war durch ihren Wurf gezwungen, ihren ersten Stein rauszusetzen. Dort saß er nun allein und unbeschützt, den feindlichen Steinen ausgesetzt. Ich musste jetzt nur eine drei würfeln und schon würde ich Priscas Stein schlagen können.

Mein Angebot, ihre Freundinnen einzuladen, lehnte sie vorerst ab, da sie Rücksicht auf meine Mutter und mich nehmen wollte. Das war natürlich sehr aufmerksam. Wobei es mich nicht gestört hatte. Leider ging es Mutter immer noch nicht besser, was mir schon große Sorgen machte. "Du bist sehr rücksichtsvoll, meine Liebe!" lobte ich sie und lächelte sie an.

Prisca nahm ihr Getränk dankend entgegen, das ihr Midas gereicht hatte. Doch sie nippte nur daran. Dann meinte sie, ich wäre ja in einigen Wochen wieder soweit hergestellt, dass ich mir ein Pferd leihen konnte, um zur Castra reiten zu können. Im Moment war das ein ziemlich verwegener Gedanke, dem ich noch nicht so recht trauen wollte. "Wir werden sehen!", entgegnete ich ihr.

Inzwischen hatte ich wieder gewürfelt. Unglücklicherweise entsprach der Wurf nicht meinen Vorstellungen, denn ich würfelte eine eins und eine fünf. Ich überlegte kurz, wie ich vorgehen sollte und wie ich meine Verluste klein halten konnte. Da meine fünfte Position bereits besetzt war, konnte ich nur einen neuen Stein aufs Spielfeld setzen. Einen anderen Stein musste ich raussetzen – zwei Felder vor Priscas Stein! Nun wurde aus mir der Gejagte! Mit etwas Glück konnte sie meinen Spielstein bei ihrem nächsten Wurf schlagen.

Während ich mich noch mit meinem Spielzug beschäftigt war, fragte mich Prisca plötzlich, ob ich wisse, dass Nysa Midas gern hätte. Im Allgemeinen kümmerte ich mich nicht um diese Dinge. Damit hatte sich meine Mutter beschäftigt. Im Grunde aber war es mir egal. Nur bei Nysa musste ich schon etwas schlucken, denn ich hatte ihre Nähe immer sehr genossen. Das würde ich dann auch wieder tun, wenn meine Frau unser erstes Kind tragen würde. "Nein, das wusste ich nicht. Aber wenn es dich nicht stört, habe ich keine Einwände. Allerdings sollte sie sich stets ihrer Pflichten bewusst sein." Die Pflichten gegenüber ihrer Domina und ihres Dominus!


RE: Cubiculum | MSM - Accia Prisca - 08-01-2023

Prisca würfelte wieder, eine zwei und eine sechs. Eigentlich hätte sie jetzt Merulas Stein schlagen können, aber sie tat so, als hätte sie das gar nicht bemerkt, und setzte stattdessen wieder Steine in ihr "Haus" und reichte ihm die Würfel.
Dass Merula keine Einwände hatte, wenn Nysa eine Beziehung einging, freute Prisca. Das gab Hoffnung, dass er mit ihr wirklich abgeschlossen hatte und das Thema vielleicht nie wieder aktuell werden würde. Auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, dass Nysa das alles durchdacht hatte und wirklich mit Midas, nunja, Geschlechtsverkehr haben wollte. Aber zumindest die Möglichkeit, das zu entscheiden, war auch schon etwas, fand Prisca.
"Danke. Das wird sie sicher freuen. Anfangs war ich ja etwas zögerlich, wie ich zugeben muss, aber inzwischen bin ich sehr froh, dass du sie mir geschenkt hast. Sie wird sich sicher auch weiter gut um mich kümmern. Und ich... also ich fände den Gedanken schön, wenn sie vielleicht auch eine Familie gründet. Also, falls es sich ergibt. Dann... könnten wir uns austauschen."
Oder anders gesagt, Prisca hoffte ein wenig, dass Nysa ihr dann helfen konnte, wenn sie fragen hatte, und dass ihr Mann endgültig das Interesse verlieren würde. Aber erst einmal war das alles noch ganz weit weg und Midas wusste noch nicht einmal von seinem Glück. Und ob er das wollte, war ja ohnehin ganz fraglich.


RE: Cubiculum | MSM - Marcus Sabinius Merula - 08-11-2023

Dieses Spiel bewies einmal mehr, dass Frauen nichts von Strategie verstanden! Prisca hatte die Chance, einen meiner Steine zu schlagen. Aber sie ließ die Chance verstreichen. Ich nahm an, dass sie es gar nicht bemerkt hatte, denn sie wusste, wie sehr ich es hasste, wenn man mir etwas Gutes aus lauter Mitleid tat. Ich kommentierte ihre Entscheidung nicht, als sie zwei neue Steine in ihr Haus setzte. Stattdessen würfelte ich gleich wieder. Diesmal hatte ich eine Zwei und eine Drei. Mit der Drei konnte ich Priscas Steinschlagen und mit der Zwei konnte ich auf meinen anderen Stein vorrücken und ihn verdoppeln.

Sie war zufrieden mit meinem Einverständnis, was Nysa und Midas betraf. Sollten sie sich ruhig treffen dürfen. Solange er sie nicht einfach schwängerte und sie für mich uninteressant wurde. Aber das sagte ich natürlich meiner Frau nicht. Solche Dinge waren nicht bestimmt, für die Ohren feiner Damen!

Prisca gestand mir nun auch, dass sie anfangs ihre Bedenken gegenüber Nysa hatte. Doch nun schien alles gut zu sein. Sie war inzwischen sehr froh, dass ich ihr Nysa geschenkt hatte. Dann hatte sie wenigstens jemanden im Haus, mit dem sie reden konnte. Nysa hatte zwar keine höhere Bildung genossen, doch sie war schlau und konnte lesen und schreiben. Sicher eignete sie sich hervorragend als Vorleserin. Der Gedanke aber, dass sie und Prisca zur gleichen Zeit schwanger wurden, war mir ein Graus!
"Das wäre sicher gut. Aber findest du nicht, du solltest in diesen Dingen jemand sprechen, der dir professionelle Hilfe geben kann? Eine Hebamme vielleicht? Außerdem weißt du ja nicht, ob Midas und sie. Na, du weißt schon. Vielleicht will er sie gar nicht besteigen." Ich würde Midas vorher noch einmal ins Gebet nehmen und ihm klarmachen, was ich gestattete und was nicht.
„Du bist dran!“, sagte ich lächelnd zu Prisca.


RE: Cubiculum | MSM - Accia Prisca - 08-11-2023

Er hatte ihre absichtliche Unachtsamkeit nicht bemerkt und freute sich über seinen guten Zug. Prisca würfelte noch einmal und musste nun zwei Steine heraussetzen. Und auch in dem Zug darauf schaffte sie es nicht, auch nur einen Turm aufzubauen, sondern hatte viele Steine schön verteilt und bereit, geschlagen zu werden. Was ihr auch ganz recht war, da sie ja wirklich hoffte, zu verlieren.
“Natürlich frage ich dann auch eine Hebamme. Aber… So wie du das mit Nysa und Midas hast klingt das sehr technisch. Ich… ich fände es schön, wenn sie mit jemandem zusammen ist, den sie gerne hat. Und der sie gerne hat“, meinte Prisca etwas kleinlaut. Es ging ihr hier ja nicht darum, Nysa möglichst schnell zu schwängern. Sie wollte ihr etwas gutes tun! Vielleicht hätte sie gar nichts sagen sollen, denn jetzt fühlte sie sich irgendwie schlecht deswegen und schaute kurz verstohlen zu Midas, um herauszufinden, wie viel er mitgehört hatte. Aber sie konnte in seinem Gesicht nur sehr schwer lesen.
“Ansonsten findet sie vielleicht ja auch jemand anderen, den sie gern hat. Ich dachte nur, es wäre dir vielleicht lieber, wenn es jemand hier im Haus ist.“ Viele Personen hatten etwas dagegen, wenn ihre Sklaven Beziehungen außerhalb des Hauses pflegten. Das erhöhte das Risiko von Spionage und schuf die Grundlage für Streitigkeiten, wenn ein Paar dann Kinder bekam. “Aber du hast recht, noch ist das alles nur ein Gedankenspiel. Aber ich bin froh, wenn du keine Einwände erhebst.“