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Mietstall des Alan - Druckversion

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RE: Mietstall des Alan - Louarn - 02-20-2023

Natürlich hörte ich, was sie während des Aktes so vor sich hinflüsterte, aber ich nahm das da noch nicht so ernst. Wenn Frauen sehr erregt waren, dann redeten sie häufig irgendwas, und nicht alles davon meinten sie auch wirklich ernst. Außerdem war Niamh unerfahren und verwechselte wahrscheinlich noch Lust und echte Liebe. Zumindest hoffte ich das. Und nicht zuletzt war ich in dem Augenblick ja auch grade noch beschäftigt gewesen.

Als wir dann aber nebeneinander lagen und ich eigentlich aufstehen solle, redete sie weiter. Und mir wurde klar, dass sie das vorhin vielleicht doch etwas ernster genommen hatte. Und überhaupt das alles hier etwas ernster nahm. Und dass ich vielleicht einen klitzekleinen Fehler begangen haben könnte.
Im ersten Moment schaute ich verwirrt, dann grinste ich leicht schief und entschuldigend. “Niamh… du bist echt süß und lieb und hübsch. Und ich hab dich gern. Aber… ich hab dir gesagt, dass ich dir nichts versprechen kann. Und Kinder… Kinder sind nicht mein Schicksal, Niamh.“ Ich hoffte, sie rastete jetzt nicht aus oder fing zu heulen an. Aber ich war immer ehrlich ihr gegenüber gewesen und hatte ihr nichts vorgespielt. Ich wollte ihr nicht weh tun, aber ich wollte sie auch nicht mit falschen Träumen zurücklassen.
“Solange du mich bei dir haben willst, bleibe ich gerne bei dir. Und ich beschütze dich, wie ich es versprochen habe. Auch wenn du mich nicht mehr in deinem Bett haben willst. Aber eine glückliche, kleine Familie, das kann ich dir nicht bieten.“ Ich blieb liegen, um ihr die Möglichkeit zu geben, die Nachricht zu verdauen. Und vielleicht mir eine zu scheuern. Sowas kam nach so einer Nachricht schon mal vor. Und kurz fragte ich mich auch, wo jetzt gerade der Dolch war, den ich ihr gegeben hatte. Eine Ohrfeige gestand ich ihr zu. Einen Dolchstoß nicht.
Ich hoffte, dass sie es so nahm, wie ich es meinte: Ehrlich. Ich hatte ihr immer gesagt, dass ich ihr nichts bieten konnte. Ich würde mein möglichstes tun, dass sie ein vernünftiges Leben haben würde, und mich nicht vor meiner Verantwortung verstecken. Aber es gab einfach Grenzen, die ich zu überschreiten weder bereit noch fähig war.


RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-21-2023

Niamhs Glück schien gerade keine Grenzen zu kennen, denn ihr rosaroter Traum von einer gemeinsamen Zukunft mit Louarn schien nun zum Greifen nah zu sein. Doch wie zerbrechlich Träume sein konnten, musste sie schon kurze Zeit später, nachdem sie von ihren gemeinsamen Kindern gesprochen hatte, erkennen. Sie war viel zu besoffen von Glück, um die Veränderung in Louarns Gesicht sofort zu erkennen. Auch der Inhalt seiner Worte, zumindest seiner ersten Worte, schien an ihr vorbei zu gehen. Aber seine Aussagen 'Kinder seien nicht sein Schicksal' versetzten ihr einen ersten Dämpfer. Niamhs Lächeln und ihr verliebte Blick verschwand nur zögerlich. Ja, er hatte ihr am Abend bereits gesagt, das erihr nichts versprechen konnte. Aber in ihrer Naivität hatte sie geglaubt, die letzte Nacht, habe eine Veränderung in Gang gesetzt, eine Veränderung, die vieles möglich machen konnte. Aber dies war war nicht der Fall. Alles arbeitete nun in ihr. Die Emotionen in ihr gerieten völlig durcheinander. Wie gelehmt blieb sie regungslos neben ihm liegen. Selbst wenn sie aufspringen und davonrennen wollte, hätte sie es nicht gekonnt. Nur ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen. Doch nein, sie vergoss keine Tränen!
Er sprach weiter und wiederholte seine Versprechungen. Wenn sie ihn noch bei sich haben wollte. Dies war für sie wie ein Schlag in ihre Magengrube und jedes weitere Wort traf sie noch weiter. Alles, was sie sich nach der letzten Nacht erhofft hatte, woran sie geglaubt hatte, war wie ein Stück wertvolles Glas in tausend Stücke zerbrochen. 
Wortlos setzte sie sich auf und suchte nach ihren Kleidern, Nun rannen doch einige Tränen an ihren Wangen herab. Alles in ihr tat so weh, als habe man sie brutal zusammen geschlagen. Dabei trug sie selbst die Schuld daran. Sie war einfach noch ein dummes Kind, das nichts von der Welt wusste. Niamh zog sich ihre Tunika über und ihre Schuhe an. "Es tut mir leid. Ich gehe jetzt besser!" sagte sie gefasst und wandte sich von ihm ab, damit er nicht ihre Tränen sehen musste, die ihr unvermindert über die Wangen liefen. Dann ging sie zur Leiter und begann die Stufen hinunter zu klettern.


RE: Mietstall des Alan - Louarn - 02-21-2023

Scheiße.

sie weinte. Natürlich weinte sie. Und ich kam mir schlecht vor, weil sie weinte. Ich hätte es besser wissen müssen. Bei der Nichte des Anführers der Votadini war es ähnlich gewesen. Auch der hatte ich davor und danach gesagt, dass eine Familiengründung mit Hof, Hühnern und 20 Kindern bei mir nicht möglich war. Aber irgendwie dachten Mädchen wohl, dass sich diese Meinung änderte, sobald man miteinander geschlafen hatte, warum auch immer. Und jetzt saß ich da und fühlte mich schlecht, weil sie weinte, und überlegte mir, ob ich irgendwie noch deutlicher hätte werden sollen im Vorfeld. Aber dann wäre sie wahrscheinlich schon gestern Nacht in Tränen ausgebrochen. Ich atmete einmal tief durch und schnappte mir meine Hose, um mich anzuziehen. Sie redete nicht mal mit mir. Irgendwie wäre mir ein Anschreien oder eine Ohrfeige fast lieber als dieses traurige Schweigen.
“Niamh...“, setzte ich an, als sie auch auf einmal aufsprang und verkündete sie, müsse besser gehen. Sie war so schnell an der Leiter, dass ich nicht mal gucken konnte. Wahrscheinlich wäre es das beste, ich hätte sie einfach ziehen lassen. Dann wäre diese Geschichte für mich vorbei und ich könnte mich wieder meiner eigentlichen Aufgabe widmen. Aber bei meinem Glück landete sie dann tot und geschändet im Straßengraben, und das wollte ich nicht. Barfuß und ohne Tunika folgte ich ihr und erwischte sie keine zwei Schritte von der Leiter entfernt, wo ich sie zurück zog und umdrehte und einen Moment in meine Arme schloss. “Niamh, bitte… Wo willst du denn hin? Du musst nicht gehen. Hass mich meinetwegen dafür, oder schrei mich an, oder hau mich. Ich weiß, ich hab das sicher verdient. Aber lass mich dir helfen, ja? Ich will dir immer noch helfen. Bitte?“


RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-21-2023

Niamh war auf der Flucht. sie wollte nur noch weg. Weg von ihm. Ganz weit weg. Wohin, das hätte sie nicht sagen können, denn es gab nun nichts mehr, wohin sie hätte gehen können. Das war auch im Moment nicht wichtig. Nichts war mehr wichtig. Niemand würde sie vermissen, wenn sie erst einmal weg war.
Louarn war aufgesprungen und hatte schnell seine Hose angezogen, dann eilte er ihr hinterher und konnte sie gerade noch rechtzeitig schnappen konnte, um sie zu sich zu ziehen und sie in seine Arme zu schließen. "Lass mich!" protestierte sie, allerdings mit wenig Wirkung. Er ließ sie nicht los, sondern flehte sie an, sich von ihm helfen zu lassen. Doch sie weinte nur still vor sich hin. "Was hab ich denn falsch gemacht? Warum kannst du mich nicht lieben? Bin ich so furchtbar?" rief sie dann voller Verzweiflung, denn es musste doch zweifelsfrei an ihr liegen, dass er mit ihr nicht zusammen sein wollte. Denn das war es doch, wie es zwischen Mann und Frau sein sollte! Dass man sich fand, sich liebte, im besten Fall eine Familie gründete und wenn es den Göttern gefiel, gemeinsam alt wurde. Aber er wollte gar nichts von all dem! "Gibt es jemand anderes? Eine andere Frau, die du liebst?" Das war für sie die einzige Erklärung. Er hatte bereits sein Herz verschenkt und sie war nur eine willkommene Abwechslung. Deshalb hatte er auch so lange gezögert. Bis sie ihn verführt hatte! "Wenn es so ist, dann tut es mir leid, dass ich dich dazu gebracht habe, mit mir zu schlafen. Am besten lässt du mich jetzt gehen." 


RE: Mietstall des Alan - Louarn - 02-21-2023

Natürlich ließ ich sie nicht los. Wenn ich das tun würde, würde sie nur weglaufen und weiterweinen, aber damit wäre so gar nichts gelöst. Spätestens heute Nacht stand sie dann da, draußen in der Kälte, und wurde am Ende noch von Wölfen gefressen oder sonstwas. Nein, ich machte zwar viel Mist, aber das wollte ich jetzt wirklich nicht.
Und dann kam endlich der emotionale Ausbruch, der offenbarte, wie jung sie war. Ich hatte sie auf mein Alter geschätzt, und dass die Ereignisse um ihre Familie sie auch hätten erwachsen werden lassen, aber dem war wohl nicht so. Wahrscheinlich hatte sie eine sehr behütete Kindheit gehabt, voller Fürsorge um sie herum, so dass sie den Tag mit Träumen und Hoffen verbringen konnte. Wie anders musste so ein Leben sein? Meines war zu Ende gewesen, bevor es noch angefangen hatte. Spätestens aber, als meine Mutter sich das Leben genommen hatte und ich bei Cathbad gelandet war. Ich hatte schon sehr früh gelernt, was es hieß, einem Zweck zu dienen und sich deshalb zusammenreißen zu müssen. Erwachsen sein zu müssen. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich nicht so fühlte wie sie und es nie wirklich gefühlt hatte? Nie, außer bei diesem einen Kuss, den ich vergessen wollte…
“Du hast nichts falsch gemacht, Niamh, und du bist auch nicht furchtbar. Nach allem, was ich weiß, bist du wunderschön und lieb und sanft und die meisten Kerle wären wohl überglücklich, wenn sie dich heiraten dürften. Aber glaub mir, du willst mich gar nicht, Niamh. Du weißt doch gar nichts von mir.“ Und ich würde ihr auch nie alles sagen können. Wie sollte ich das auch jemandem erzählen, dass mein ganzes Leben nur auf den einzigen Zweck ausgelegt war, die Römer zu vertreiben und zu töten? Und dass ich dabei wahrscheinlich sterben würde?
“Und es hat auch nichts mit einer anderen Frau zu tun oder dass du mich verführt hast.“ Gut, beides irgendwie schon. Aber ihr das an den Kopf zu knallen half einfach nicht weiter. Ich löste einen Arm so, dass ich meine Hand unter ihr Kinn legen konnte und sie so dazu bringen konnte, mich anzusehen. Nicht grob, sondern sanft, aber entschlossen, bis sie es tat. “Ich fand die Nacht wunderschön, Niamh. Wirklich. Du hast nichts falsch gemacht. Aber ich hätte es nicht ausnutzen dürfen. Ich wusste nicht, dass du Gefühle für mich hast und dir eine Familie erträumst, die ich dir nicht geben kann. Ich bin dir deshalb nicht böse. Und ich hab dich wirklich gern. Aber das Leben ist komplizierter, als die Geschichten der Helden.“
Ganz vorsichtig ließ ich lockerer, so dass sie sich aus meinem griff befreien konnte, wenn sie wollte. Ich hoffte, sie würde es nicht tun, und zumindest, dass sie nicht weiter weglaufen würde. Aber wissen konnte ich das natürlich nicht. “Es tut mir leid, wenn du dich ausgenutzt fühlst. Das wollte ich nicht. Aber ich möchte nicht, dass dir ein Leid geschieht, wenn du jetzt gehst. Wenn du gehen willst, sag mir, wo ich dich hinbringen soll. Oder lass mich für dich eine sichere Unterkunft finden. Nebenan im Gasthaus müsste ein Zimmer frei sein. Darf ich das für dich tun, wenigstens ein paar Nächte?“
Raven würde begeistert sein und mir den Kopf abbeißen. Aber was besseres fiel mir jetzt so auf die schnelle nicht ein. Ich hatte gedacht, ich hätte ein paar tage Zeit, das alles zu organisieren.


RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-21-2023

"Aber wieso? Was ist denn so kompliziert?" Das war alles so verwirrend! Sie verstand gar nichts mehr, denn er versicherte ihr, dass sie nichts falsch gemacht hatte und es auch nicht daran lag, dass sie unansehnlich war. Und nein, eine andere Frau gab es auch nicht. Also was blieb dann noch übrig? Konnte man denn gar keine Gefühle haben? Also auch nicht lieben können? Diese Frage überstieg alles, was sie aus Erfahrung wusste oder was man ihr beigebracht hatte. Es war doch eigentlich unmöglich, keinerlei Emotionen zu haben. Aber es stimmte, sie kannte ihn überhaupt nicht. Sie wusste nicht das Geringste über ihn. Woher er kam, wer seine Familie war und was sonst noch in seinem Leben für ihn wichtig war.

Vor ihrer Flucht hatte sie in einer Traumwelt gelebt, in der alles vorher bestimmt gewesen war. Doch diese Welt war ganz plötzlich und ohne Vorwarnung in tausend Scherben zerborsten. Nun klammerte sie sich an alles, was irgendwie an das erinnerte, was sie einst hatte. Die Sehnsucht nach etwas Beständigem, einer Familie, einem Zuhause, Geborgenheit und Liebe. All das hatte sie gehofft, bei ihm zu finden. Umso größer war nun ihre Enttäuschung, hier nichts von all dem zu finden. Das Einzige, was er ihr anbieten konnte, war sein Schutz und ein Zimmer nebenan in der Taverne.

Als er seinen Griff lockerte, begann sie sich zu lösen. Aber sie lief nicht fort. Noch nicht. Mit seinem Vorschlag, in der Taberna unterzukommen, konnte sie nicht viel anfangen. Sie war fremd und sie verstand die Sprache nicht und vor allem hatte sie kein Geld. Außerdem war es sicher nicht ratsam, in Iscalis zu bleiben, denn der Tuchhändler würde bestimmt nach ihr suchen lassen 

"Aber ich habe kein Geld, um mir ein Zimmer leisten zu können und ich möchte nicht, dass du für mich zahlst. Vielleicht sollte ich einfach wieder verschwinden. Auf dem Weg hierher war ich in einigen Dörfern gewesen, in denen es keine Römer gab. Da ist es bestimmt am sichersten für mich." Und vielleicht lag dort auch ein Neuanfang ohne Louarn. Denn sie wusste, wie schwer es werden würde, bei ihm zu sein, ihn aber nicht haben zu können.


RE: Mietstall des Alan - Louarn - 02-21-2023

“Ich, Niamh. Ich bin so kompliziert“, antwortete ich ruhig und fast ein wenig resigniert. Ich holte einmal tief Luft. Ich hätte es ihr ja irgendwie gern erklärt, aber das ging nicht. Es war gefährlich, für mich, für sie, für meine Brüder, und wir kannten uns nicht annähernd gut genug, als dass ich wissen könnte, was ich ihr anvertrauen konnte und was nicht. Und selbst dann hätte ich nicht gewusst, ob sie das verstanden hätte. Calum lebte sein ganzes Leben damit und verstand es nicht, zerbrach fast deshalb. Wie konnte ich da von ihr erwarten, einfach zu akzeptieren, dass ich vermutlich nie älter als zwanzig werden würde und deshalb keine Frau und erst recht keine Kinder hinterlassen wollte, die um mich ja doch nur trauern würden? Denen ich nie die Wahrheit sagen dürfte, weil diese für sie gefährlich war, und die nur bedeutete, dass die Römer sie zu Tode foltern würden, wenn auch nur der Hauch eines Verdachtes jemals auf sie fiel? Die nie dieses einfache, sichere Leben haben würden, von dem Niamh so träumte, dass sie sich einem wildfremden Kerl anvertraute und nun zusah, wie ihre Welt in Scherben lag?
Verdammt, ich wollte das alles doch nicht. Und trotzdem passierte es immer wieder. Weil ich zu schwach war, die Mädchen, die mir ihr Herz schenkten, dennoch abzuweisen. Weil ich Sex mochte, und Küssen, und Nähe, und weiche Haut und all das, auch wenn ich wusste, dass ich es nicht haben sollte. Weil ich egoistisch war, verdammt noch eins. Ich hatte das Calum und Dunduvan schon oft in Gedanken vorgeworfen, aber wirklich besser war ich doch auch nicht.

Ich atmete noch einmal durch. “Es würde mir nichts ausmachen, für dich zu bezahlen, bis du mit deiner Weberei oder etwas anderem genug eigenes Geld verdienst. Wir könnten auch nachfragen, ob sie in der Taverne Hilfe brauchen und dich dafür dort schlafen lassen, oder wir suchen etwas anderes für dich. Oder in Cheddar. In den Dörfern kennst du doch niemanden", versuchte ich, zu argumentieren. Aber ich hatte das Gefühl, dass es nicht um das Geld ging, sondern mehr um mich, und dass sie einfach so enttäuscht von mir war, dass sie von mir nichts wollte. Trotzdem versuchte ich weitere Möglichkeiten zu finden.
“Oder… ich weiß von ein paar Priesterinnen, nördlich. Es sind zwei Tage bis dahin. Ich würde dich hinbringen. Sie würden dich sicher aufnehmen. Und dann könntest du weiterschauen.“ Ich schaute sie noch einmal an, und verdammt, eigentlich wollte ich sie am liebsten in die Arme ziehen und küssen, damit sie nicht mehr traurig war und nicht so sehr sich ihren Kopf darüber zerbrach, was mit mir kaputt war. “Bitte, Niamh, bestraf nicht dich selber für etwas, das ich falsch gemacht habe. Lass es mich wieder gutmachen und dir helfen.“


RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-22-2023

Er war kompliziert. Wieso auch immer. Er wollte oder konnte es ihr nicht genau erklären und auch sie wollte nicht mehr weiter nachfragen. Es gab Dinge, die waren eben so. Vielleicht war es eh besser, nicht den wahren Grund zu erfahren. Aber so wie es jetzt gerade war, konnte es auch nicht bleiben! Sie würde es nicht lange ertragen, ihn tagtäglich sehen zu müssen. Am Abend zuvor hatte sie sich noch ein Leben in Cheddar vorstellen können. Er und sie in einem eigenen Haus, in dem sie hätte weben können, um auch Geld zu verdienen. Nun aber war alles anders. Nein, Niamh wollte nicht hier bleiben. Sie konnte es nicht!
"Ja, genau, dort kenne ich niemanden." Für sie schien das allemal besser zu sein, als jede andere Option. Jedoch gefiel Louarn diese Vorstellung gar nicht und er begann sich nun selbst noch den Kopf zu zerbrechen, wohin sie noch gehen konnte. Dann fielen ihm ein paar Prieterinnen ein, die irgendwo, zwei Tage entfernt von hier, lebten. Zwei Tage weit weg von Iscalis? Das war weit genug weg!
"Ein paar Priesterinnen?" Sie überlegte einen Moment, ob sie sich damit anfreunden könnte. Aber ja, vielleicht war das, zumindest für eine gewisse Zeit, eine Möglichkeit. Dort wäre sie dann auch in Sicherheit. Niemand würde sie dort finden.
"Und du würdest mich dort hinbringen?" Nur er kannte dann ihren Aufenthaltsort und es gab immer noch etwas in ihr, dass ihr sagte, dass sie ihm vertrauen konnte. 
"Na gut! Bring mich zu diesen Priesterinnen! Wann können wir los?" Wahrscheinlich nicht sofort. Alan würde sich sicher bedanken, wenn Louarn einfach so für vier Tage verschwinden würde.


RE: Mietstall des Alan - Louarn - 02-22-2023

So langsam wich die Traurigkeit dem Zorn, was ich für ein gutes Zeichen hielt. Wenn Frauen zornig wurden, fanden sie sich mit der Sache ab. Und dann lenkte sie ein und mir fiel eine kleinere Hügelkette vom Herzen. Auch wenn das zwei anstrengende Tage für mich werden würden, sie wäre in Sicherheit und ich müsste mir nicht vorwerfen, ihr Leben auf dem gewissen zu haben. Auch Erwan würde sie dort so schnell nicht finden, und selbst wenn, die Priesterinnen würden sie nicht einfach herausgeben, nur weil ein dahergelaufener Kerl das gerne so wollte. Ich stieß einen kleinen Seufzer der Erleichterung aus und überlegte kurz.
“Noch heute, wenn du magst. Ich muss mein Zeug zusammenpacken, helfe Alan kurz noch mit den Pferden, wir brauchen ein wenig Proviant für die zwei Tage, und dann können wir los. Der Braune hier ist meiner“, klärte ich sie auf und zeigte auf das Tier, das mich schon eine Weile durch die Gegend trug. Es war vielleicht nicht das hübscheste Pferd, aber verlässlich, und nur darauf kam es an.
“Wenn du mir also bis zum Mittag gibst, können wir los. Ich bin sicher, Alan lässt dich solange auch in seiner Stube warten. Da ist es warm und… bestimmt hat er auch Brot da. Oder du könntest solange eins vorbereiten.“ Das Backen würde zu lange dauern, aber wenn sie sich nützlich fühlte damit, Mehl zu mahlen und Teig zu kneten, wäre sie beschäftigt und würde es sich nicht noch anders überlegen und weglaufen.

Ich sah sie vorsichtig, ja fast flehend an und hoffte, sie würde ja sagen. Schon allein, weil ich immer noch barfuß auf dem kalten Boden rumstand und nicht einmal eine Tunika anhatte und es langsam echt kalt wurde. Und ich nicht wusste, ob ich ihr halbnackt wirklich auf die Straße nachrennen sollte, wenn sie jetzt doch flüchtete.


RE: Mietstall des Alan - Furiana Nivis - 02-24-2023

"Gut!" antwortete sie knapp. Es war kein Zorn, den sie empfand. Nicht nur. Es war eine Mischung aus Zorn und Verzweiflung. Sie hatte auf die harte Tour lernen müssen, was Verlust bedeutete. Sie kannte den Schmerz. Sie wusste, wie es sich anfühlte, etwas zu verlieren, was unwiederbringlich oder unerreichbar war. Umso besser war es, so schnell wie nur möglich, von hier fort zu kommen. Alles hinter sich zu lassen. Ballast abwerfen, der das Herz schwer machte. Lieber heute, als morgen.
"Um den Proviant kann ich mich kümmern." Ebenso würde sie alles Vorbereitungen machen, damit sich Alan später ein frisches Brot backen konnte. Das hatte sie auch oft zu Hause in Éire gemacht. Mehl mahlen, den Teig zubereiten und ihn gehen lassen, den Ofen anfeuern und darin das Brot backen - all dass war eine tagefüllende Angelegenheit. Doch so viel Zeit, um das Brot auch noch zu backen,  hatte sie nicht zur Verfügung. Allerdings würde sie auch nicht viel Zeit zum Grübeln haben.
Louarn stand noch immer ohne Tunika  und barfuß vor ihr. Wahrscheinlich fror er bereits. Niamh aber empfand in diesem Moment wenig Mitleid mit ihm. Sie empfand eigentlich gar nichts mehr. Also ließ sie ihn wortlos stehen und machte sich an die Arbeit.
In Alans Wohnung war es, im Gegensatz zum Stall, mollig warm. Allerdings verlor sie nicht viel Zeit, sondern begann sofort damit, Getreide auf einem Mahlstein zu mahlen. Es dauerte eine Weile, bis sie genügend Mehl hergestellt hatte. Dann bereitete sie daraus mit Wasser Salz und Hefe einen Teig und knetete ihn, bis er die richtige Konsistenz hatte. Nun musste der Teig noch ruhen.
In der Zwischenzeit packte sie etwas Proviant zusammen. So verging der Vormittag im Nu. Schließlich ging sie wieder hinaus zum Stall. Nun konnte ihre Reise beginnen!

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