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RE: Tablinum - Norbana Orestilla - 10-14-2024

Ich fühlte mich, als hätte ich gerade eine schwere Last von meinen Schultern geworfen und zugleich eine neue aufgenommen. Leander und ich waren uns einig – das wusste ich nun. Doch das machte die Situation nicht weniger überwältigend. Ich war verlobt. Diese Worte hatten plötzlich ein Gewicht, das mir zuvor nicht bewusst gewesen war. Während Leander sprach, versuchte ich, mich zu sammeln, meinen inneren Aufruhr zu beruhigen und mich auf das zu konzentrieren, was vor mir lag.

Drei Tage. In drei Tagen würde ich also sein Haus kennenlernen, seine Welt betreten. Ich nickte leicht, um zu signalisieren, dass ich einverstanden war, doch mein Herz pochte schneller bei dem Gedanken. Würde ich dort hineinpassen? Und würde es sich jemals wirklich nach „Zuhause“ anfühlen? Es war klug, auch ein paar mehr Sklaven als es notwendig gewesen wäre, dorthin mitzunehmen. Sie würden sich mit seinen Sklaven austauschen, genauso wie wir beide uns langsam aneinander gewöhnen mussten. Ich war mir sicher, dass das alles sehr viel Zeit brauchen würde.

Dann fragte er mich, ob ich Fragen hätte – über ihn, über unser zukünftiges Leben, über irgendetwas, das nicht nur mit Pflichten oder Formalitäten zu tun hatte. Ich hielt einen Moment inne, um darüber nachzudenken. Es gab so vieles, das ich wissen wollte, aber wo sollte ich anfangen? Im Grunde war Plautius Leander immer noch ein Fremder für mich.

"Ich… ich denke, es gibt noch vieles, was ich lernen möchte,“ begann ich zögernd, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. "Du hast so viel über die praktischen Dinge gesprochen, aber... was ist mit dir? Wie alt bist du? Wo kommst du her? Was tust du, wenn du nicht arbeitest? Was beschäftigt dich? Und hast du Träume, Dinge, die du noch erreichen möchtest?" Ich merkte, dass ich plötzlich neugierig war, denn es gab noch so viel, was ich wissen wollte. Es ging nicht nur um die Ehe, um das Haus oder die Mitgift. Es ging darum, herauszufinden, wer der Mann war, den ich in ein paar Wochen oder Monaten meinen Ehemann nennen würde. "Ich meine, wir werden voraussichtlich viel Zeit miteinander verbringen. Ich möchte dich besser kennenlernen."


RE: Tablinum - Caius Plautius Leander - 10-15-2024

Leander nahm noch einen Schluck Posca und stellte den Becher dann akkurat beiseite, ehe er antwortete. Vielleicht würde sie gleich doch einen Rückzieher machen, was er ihr nicht verübeln würde, aber er konnte nicht jemand anderes sein als der, der er war.
“Ich bin einundvierzig und wurde in Rom geboren. Meine Mutter war Sklavin im Haushalt von Caius Plautius Verax, meinen Erzeuger kenne ich nicht, auch wenn nicht unwahrscheinlich ist, dass es entweder Caius Plautius Verax oder auch Caius Plautius Seneca war. Ich diente bis vor einem halben Jahr als Sklave, erst Caius Plautius Verax, dann Caius Plautius Seneca. Die letzten zwölf Jahre davon war ich Maiordomus und damit für alle Vorgänge innerhalb des Hauses und alle darin lebenden Personen und deren Wohlergehen verantwortlich. Im Sommer ließ Caius Plautius Leander mich frei und benannte mich auch als seinen Erben, da er aus seiner Ehe drei Töchter, aber keinen Sohn hat. Seine Ehefrau ist vor vier Jahren verstorben, seine Töchter leben alle in Rom bei ihren Ehemännern.“
Die weiteren Fragen waren etwas schwerer zu beantworten, auch wenn er verständlich fand, dass ein junger Mensch so etwas wichtig fand. “Und ich fürchte, dass ich recht langweilig sein muss, denn es gibt keine großen Dinge, die ich erreichen möchte. Alles, was ich möchte, ist, dass es den Menschen meiner Familia gut geht und sie ein angenehmes Leben führen können. Da Caius Plautius Seneca sein Lebenswerk vermutlich nicht mehr vollenden können wird, werde ich das Buch über Recht, das er begonnen hat, wohl vollenden. Und ich mag die Arbeit, die ich ausführe, sehr gern.“
Das war vermutlich nicht der Traum einer jungen Dame, aber mit Karriereträumen konnte Leander nicht aufwarten. Er wusste, wie viel Arbeit ein öffentliches Amt war, ein höheres Amt noch mehr als die in der städtischen Hierarchie, und Leander war nicht so ehrpusselig, als dass er das nur der Ehre wegen anstreben würde, von den ganzen Intrigen und der Geldverschwendung ganz zu schweigen.
“Gibt es denn etwas, das du gerne tun möchtest?“ fragte Leander nach und hatte keine Ahnung, was junge Damen so mit ihrem Tag taten. Seiner Erfahrung nach hatten die wenigstens ernsthaft Freude an Weben und Sticken. Senecas Töchter zumindest hatten stets… andere Interessen gehabt.


RE: Tablinum - Norbana Orestilla - 10-16-2024

Als Leander mir seine Geschichte erzählte, spürte ich, wie eine Welle von Gefühlen mich überkam, wie Mitleid, Überraschung, vielleicht sogar Bewunderung. Sein Leben war so anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Er war ein Sklave gewesen, der zum Maiordomus aufgestiegen war. Und jetzt war er der Erbe seines ehemaligen Dominus, der ihn adoptiert hatte? Das alles klang so weit weg von dem, was ich mir je vorgestellt hatte. Und doch – da war auch etwas Beruhigendes in seiner Offenheit.

Einundvierzig. Er war fast so alt wie mein Vater. In meiner Vorstellung hatte ich immer einen jungen Mann als Ehemann gesehen, jemanden, der die Welt noch erobern wollte und Abenteuer suchte, so wie mein Vater. Als er davon sprach, keine großen Ambitionen zu haben, überraschte mich das ein wenig. Einzig allein wollte er das Werk von Caius Plautius Seneca zu vollenden. Das  erschien mir wie eine ehrenvolle, aber doch nüchterne Aufgabe. Ich fragte mich, ob er wirklich keine anderen Wünsche hatte. Kein Leben, das über die Mauern des Hauses hinausging? Ich hatte gedacht, dass jeder Mann in Rom danach strebte, Macht oder Einfluss zu gewinnen. Aber Leander war anders. Sein Wunsch, dass es den Menschen seiner Familia gut ging, war so... bodenständig, und doch strahlte es eine Art von Fürsorge aus, die ich nicht erwartet hatte. Er wollte nicht Ruhm oder Reichtum, sondern nur das Wohlergehen derer, die ihm anvertraut waren. Es war ungewöhnlich, vielleicht sogar beruhigend, aber auch irgendwie erschreckend, wie pragmatisch er seine Rolle sah.

Als er mich dann fragte, was ich gerne tun würde, spürte ich, wie meine Kehle sich zuschnürte. Was wollte ich tun? Ich wusste es nicht. Mein ganzes Leben war von anderen entschieden worden. Zuerst meine Eltern, dann mein Vater allein, und jetzt stand ich hier und musste plötzlich selbst über meine Zukunft nachdenken.
Ich holte tief Luft, um meine Gedanken zu ordnen, ehe ich antwortete. "Ich... ich weiß nicht genau, was ich mir für mein Leben erhoffe," gestand ich leise, während ich meinen Blick auf die Hände in meinem Schoß richtete. "Meine Mutter hat mich gelehrt, dass eine Frau in der Ehe ihre Pflichten hat. Ich habe immer angenommen, dass ich eines Tages heiraten und Kinder bekommen würde, wie es sich gehört. Aber..." Ich stockte, unsicher, ob ich die Gedanken, die mir im Kopf herumschwirrten, wirklich aussprechen sollte.
Schließlich hob ich den Blick und sah Leander direkt an. "Ich denke, ich möchte mehr als nur ein Leben voller Pflichten. Ich weiß nicht genau, was das bedeutet, aber ich... ich möchte nicht einfach nur eine weitere Frau sein, die still ihre Rolle spielt." Meine Worte fühlten sich mutig an, fast zu mutig für jemanden wie mich, aber ich hatte das Gefühl, dass dies der Moment war, um ehrlich zu sein. Wenn er so offen zu mir war, sollte ich es ebenso sein.
"Ich möchte das Gefühl haben, dass ich in dieser Ehe mehr sein kann als nur jemand, der Kinder zur Welt bringt oder stickt und webt, wie es von mir erwartet wird," fuhr ich fort, während ich versuchte, meine Unsicherheit zu überspielen. "Ich möchte... nützlich sein, vielleicht sogar etwas bewirken."
Für einen Moment befürchtete ich, dass ich zu viel gesagt hatte. Vielleicht hatte er sich eine Frau gewünscht, die fügsam und still war, jemand, der sein einfaches Leben nicht komplizierte. Aber ich konnte es nicht ungesagt lassen.


RE: Tablinum - Caius Plautius Leander - 10-18-2024

Ruhig hörte Leander zu, als sie von ihren Plänen berichtete. Es war nichts konkretes, eher diffus der Traum, irgendwie bedeutungsvoll zu sein. Leander war sich nicht sicher, ob dies im Rahmen ihrer beider Möglichkeiten lag oder ob ihr das Leben mit ihm auf Dauer genügen würde. Aber es würde vermutlich für das Erste genügen, und wenn sie sich später würde scheiden lassen wollen, würde er ihr keine Steine in den Weg legen. Wie gesagt, Eifersucht lag nicht wirklich in seiner Natur.
“Ich habe keine Einwände, wenn meine Frau eigene Interessen verfolgt. Im Gegenteil, ich denke, dass in einer Ehe Raum sein sollte, nicht nur für Familie und Gemeinsames, sondern auch für jeden einzelnen für sich. Solange es im Rahmen des gesellschaftlich Akzeptablen bleibt, sehe ich keinen Grund, warum du nicht für dich eine Aufgabe wahrnehmen solltest, deren Erfüllung dir Freude bereitet.“
Leander bezweifelte stark, dass sie so fühlen würde, wenn er vorschlug, ihm mit Transkriptionen von Gesetzestexten zu helfen, deshalb behielt er derlei Vorschläge besser für sich. Aber vielleicht würde sich ja etwas ergeben, bei dem sie, wie sie es ausdrückte, etwas bewirken konnte. “Da unser beider finanzielle Mittel wohl keine Extravaganzen zulassen“ – Leander dachte da an das Weisenhaus, das Furia Serena ins Leben gerufen hatte – “wird vielleicht nicht jede Idee umsetzbar sein, aber sofern sie es ist, werde ich dich gerne unterstützen.“


RE: Tablinum - Norbana Orestilla - 10-19-2024

Leanders ruhige, fast gelassene Art beruhigte mich, während er mir zuhörte. Es war seltsam, aber auch angenehm, so offen mit jemandem zu sprechen, der mir bis vor kurzem noch völlig fremd gewesen war. Ich hatte nicht wirklich einen konkreten Plan für meine Zukunft, aber es tat gut, den Gedanken auszusprechen, dass ich etwas bedeuten wollte. Dass ich nicht einfach nur still vor mich hin leben wollte, wie es vielleicht von mir erwartet wurde. Und Leander... er schien das zu verstehen. Seine Worte gaben mir auf seltsame Weise Sicherheit.
Als er schließlich antwortete, war ich überrascht von seiner Offenheit. Er schien wirklich nichts dagegen zu haben, dass ich meine eigenen Interessen verfolgte. 'Raum für jeden Einzelnen' – diese Worte hallten in mir nach. Ich hatte immer gedacht, dass eine Ehe alles aufgeben bedeutete, aber Leander sah das anders. Seine Worte ließen mich aufatmen. Er sprach mit einer Ernsthaftigkeit, die mich zuversichtlich machte. Er verstand, dass ich mich erst finden musste, und er war bereit, mir dabei zu helfen. Das war mehr, als ich mir in diesem Moment erhofft hatte. Vielleicht war er älter und sein Leben hatte eine ganz andere Richtung genommen, aber er war nicht gefangen in alten Vorstellungen. Er wollte mich unterstützen, so wie ich war – und das fühlte sich richtig an.

"Ich weiß, dass unsere Mittel begrenzt sind," erwiderte ich schließlich, während ein kleines Lächeln über meine Lippen huschte. "Aber ich denke, es geht nicht immer um große Extravaganzen. Vielleicht finde ich eine Aufgabe, die bescheidener ist, aber dennoch einen Unterschied macht."

Ich sah ihn an und fühlte mich zum ersten Mal nicht mehr so verloren. Leander hatte eine Ruhe, die mich auf eine Weise erdete, wie ich es nicht erwartet hatte. "Danke, Plautius Leander. Ich glaube, es wird alles gut." Ein schüchternes Lächeln begleitete meine Worte. "Auch wenn ich noch nicht weiß, was die Zukunft bringt, bin ich froh, dass du an meiner Seite bist," fügte ich noch aufrichtig hinzu.
Die Unsicherheit, die mich vorhin noch belastet hatte, schien sich langsam zu verflüchtigen. Ich fühlte mich leichter, freier, als hätte ich einen Schritt in eine Zukunft gemacht, die vielleicht nicht so vorhersehbar war, aber dafür offen und voller Möglichkeiten. Und das war mehr, als ich erwartet hatte.


RE: Tablinum - Caius Plautius Leander - 10-21-2024

Leander lächelte auf seine übliche Art leicht und zurückhaltend bei ihrem Kompliment. “Ich bin ebenso froh, dich bald an meiner Seite haben zu dürfen.“

Bevor die Situation aber zu emotional werden konnte oder sich ein bedrücktes Schweigen ausbreiten konnte, entschied Leander sich, sich den eher praktischen Anliegen der nächsten Zeit zuzuwenden, denn wenn sie heiraten wollten, war viel zu tun.
“Wenn es dir recht ist, werde ich dann für deinen Besuch einen Entwurf des Ehevertrages aufsetzen und einen Termin mit dem Duumvirn ausmachen. Wenn du einverstanden bist, können wir so gemeinsam zu ihm gehen, so dass auch er die Zustimmung erteilen kann. Ich selbst habe keinen Bedarf an einer großen Feier und auch nur wenige Personen, die ich im Falle einer solchen einladen würde, aber da würde ich mich nach deinen Wünschen richten.“
Angesichts der Tatsache, dass hier keine ihrer Verwandten lebten und sie auf der Einweihungsfeier allein und nicht von freundinnen umringt war, nahm iLeander aber an, dass auch sie nicht viele Personen hatte, die sie unbedingt einladen wollte, so dass es vermutlich mit einer kleinen Feier getan wäre, soweit sie auf Ausübung diverser Riten bestand. Notwendig waren sie immerhin nicht, lediglich ihr Umzug in das Haus ihres Ehemannes und ein paar Zeugen eben hiervon. Der Rest war einfach nur nettes Beiwerk, das nur bei wichtigen Familien oder der ersten Ehe eben begangen wurde.


RE: Tablinum - Norbana Orestilla - 10-23-2024

Als Leander von den praktischen Dingen sprach – dem Ehevertrag, dem Termin mit dem Duumvirn – fühlte ich, wie sich ein leises Unbehagen in mir regte. Es war nicht seine Art, die mich störte. Im Gegenteil, seine ruhige und sachliche Art war eine willkommene Erleichterung inmitten der vielen Unsicherheiten, die diese bevorstehende Ehe mit sich brachte. Doch als er von der Hochzeit und der Feier sprach, wurde mir plötzlich bewusst, wie allein ich hier war.
Ich hatte niemanden in Iscalis, den ich wirklich einladen konnte. Keine Verwandten, keine Freundinnen. All die Menschen, die mir wichtig waren und nahe standen, waren in Massilia oder sonst wo. Unerreichbar für mich! Meine Mutter, meine alten Freundinnen – sie waren Teil eines anderen Lebens, das ich längst hinter mir gelassen hatte. Hier in Britannien kannte ich niemanden - außer Leander seit nicht mal einer Stunde. Selbst die wenigen Bekannten meines Vaters waren Männer, Gelehrte, die sicher nicht bei einer Hochzeit erscheinen würden, die für sie keine Bedeutung hatte.
 
Der Gedanke an die Feier drückte schwerer auf mein Herz, als ich erwartet hatte. Eine Hochzeit war doch eigentlich ein Moment, den man mit den Menschen teilen wollte, die einem wichtig waren. Aber ich hatte niemanden hier. Keine Freundin oder Bekannte, die meine Pronuba sein könnte, keinen Vater, der an meiner Seite stand und mir zusprach. Die Vorstellung, dass ich allein in dieser fremden Stadt heiraten würde, ohne ein vertrautes Gesicht in der Menge, ließ mich traurig und ein wenig verloren fühlen.
 Ich senkte meinen Blick und biss mir leicht auf die Unterlippe. "Es gibt niemanden, den ich einladen könnte," gab ich leise zu. Es war ein Geständnis, das mir schwerfiel, doch es fühlte sich richtig an, es auszusprechen. "Keine Freundinnen, keine Familie. Es wäre nur eine kleine Feier... nur wir und ein paar Zeugen."
Ich versuchte, ein Lächeln hervorzubringen, aber es fiel mir schwer. Die Realität, dass ich in dieser neuen Stadt noch so isoliert war, lastete plötzlich schwer auf mir. Es fühlte sich an, als würde ich in dieser Ehe nicht nur eine neue Rolle einnehmen, sondern auch einen Teil meiner alten Identität hinter mir lassen – und das war ein Verlust, den ich nicht erwartet hatte.
 
"Ich denke, eine große Feier wäre nicht nötig," fügte ich hinzu, als ich den Blick wieder hob. "Es muss nicht mehr sein." 
Auch wenn ich wusste, dass es vernünftig war, blieb ein kleiner Stich der Traurigkeit in meinem Herzen. Aber ich verdrängte ihn. Es gab jetzt Wichtigeres, auf das ich mich konzentrieren musste.


RE: Tablinum - Caius Plautius Leander - 10-24-2024

Leander entging nicht der betrübte Unterton in ihrer Stimme. Auch wenn er nicht viel Erfahrung mit jungen Römerinnen hatte, ganz dumm war er auch nicht. Allerdings war das nichts, was er hätte ändern können. Und er war sich auch nicht sicher, was man in einem solchen Fall tröstendes sagen konnte, das nicht nach einer hohlen Phrase klang. Vermutlich gar nichts.
“Der Status als Ehefrau bietet dahingehend auch Vorteile. Es gibt einige verheiratete, junge Damen in Iscalis, die eine weitere Matrona sicher gern in ihren Reihen aufnehmen würden.“ Vielleicht war eine Aussicht auf eine bessere Zukunft ja etwas, das sie ein klein wenig aufmunterte. Soweit Leander die Gesellschaft der Damen verstand, blieben die verheirateten Damen lieber unter sich, weshalb Orbana es in der Tat leichter haben sollte, neue Freundinnen zu finden. Er würde sie zumindest ermutigen, ihr Glück in den Thermen regelmäßig dahingehend zu versuchen.

“Wenn du sonst noch etwas besprechen möchtest…?“ stellte Leander die offene Frage freundlich in den Raum. Denn sicher hatte sie jetzt auch viele Dinge, über die sie erst einmal in Ruhe nachdenken wollte, und er wollte ihr diese Zeit auch geben, ohne seine Anwesenheit.


RE: Tablinum - Norbana Orestilla - 10-27-2024

Leanders Worte waren freundlich gemeint, das spürte ich deutlich, und doch konnte ich die Schwere in meinem Inneren nicht ganz abschütteln. Der Gedanke, in Zukunft auf verheiratete Damen aus Iscalis zu treffen und vielleicht Freundschaften zu schließen, klang hoffnungsvoll, aber es war eben auch nur eine Möglichkeit. Noch fühlte sich die Einsamkeit einfach zu real an, als dass ich mir die Gesellschaft dieser neuen Bekannten in den Thermen oder bei anderen Anlässen wirklich vorstellen konnte.

Ich atmete tief durch und sah ihn an, erwiderte sein ruhiges Lächeln, so gut ich konnte. "Ich danke dir, Plautius Leander. Es ist gut zu wissen, dass du mir solche Freiheiten einräumen willst." Ich meinte es ehrlich, auch wenn sich die Worte fast gezwungen anfühlten. Vielleicht lag es nur an meiner Aufregung – an der Ungewissheit all dessen, was da auf mich zukam. Doch zumindest wusste ich, dass ich mit ihm an meiner Seite eine gewisse Sicherheit haben würde. Ein ruhiges Leben, wie er es so offen beschrieben hatte. Und das war mehr, als viele andere junge Frauen in meiner Lage hoffen konnten.

"Nein, ich denke, es gibt im Moment nichts Weiteres, das ich besprechen möchte." Es klang vielleicht etwas förmlich, aber ich fühlte, dass ich jetzt Zeit zum Nachdenken brauchte. Alles, was ich heute erfahren hatte, musste ich erst einmal für mich ordnen. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Leander das verstand.

"Dann danke ich dir für deinen Besuch und für deine Ehrlichkeit, Leander. Wir sehen uns dann in drei Tagen." Ich neigte den Kopf leicht und verabschiedete ihn.

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RE: Tablinum - Nicander - 11-05-2024

Am Vorabend
Ich hatte bereits Erkundigungen über Plautius Leander eingezogen, und wir - das hieß die Domina und wir Sklaven - waren auch bei ihm empfangen worden. Die Sklaven waren sehr freundlich und hatten uns das Haus gezeigt und uns bewirtet. Sie schienen zufrieden in ihrer Familia. Die Domus Plautia zeugte von behäbigem Wohlstand. Was mir aber sofort ins Auge gefallen war: Leanders Haushalt war so fürchterlich prosaisch. Das lag nicht nur an seinem Vater, dem greisen Seneca, um den die Diener einen wahren Eiertanz aufführen mussten. Es war eher so, dass jeder seine felsenfeste Aufgabe und seine Ordnung zu haben schien. Müßiggang, der den Geist beflügelte und die Phantasie anregte, fand ich nicht. Zwei der Sklavinnen wurden ab und zu in das Bett des jungen Hausherren gerufen - abwechselnd und nicht zusammen, soweit ich heraus hörte, doch ich war mir ziemlich sicher, dass das nur der Gesunderhaltung von Plautius Leander diente und keinesfalls so etwas wie Leidenschaft bedeutete. Und ja, ich machte mir Sorgen um mein eigenes Schicksal, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Dominus Plautius Leander eine Verwendung für einen wie mich hatte.
Aber diesen Gedanken schob ich weit weg. Meine süße Domina würde heiraten, und sie hatte keinen anderen, um darüber zu reden, als mich, Nicander. Ich konnte eine Freundin vermutlich nicht ersetzen, denn ich war keine Frau. Doch ich hatte schon so oft eine gespielt, vielleicht half das ja weiter.
Das letzte Mal die Amme bei Medea - Wenn doch die Argo nicht hindurchgeflogen wär –
das Schiff – ins Kolcher-Land durch blaue Symplegaden......