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Hortus - Rosenrot und Schneeweiß - Druckversion

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RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß - Furiana Nivis - 04-05-2024

Er erinnerte sich an den Tag, als er Louarn kennengelernt hatte, und lächelte dabei. Doch dann erwähnte er, dass Rom möglicherweise Pläne für mich hatte. Ich war unsicher, ob ich ihn richtig verstand. Er sagte, ich müsse einen Herrscher heiraten und Louarn vergessen. Er glaubte zu wissen, was ich darauf antworten würde, doch er irrte sich! Er sprach langsam und gestikulierte viel, sodass ich seine Worte halbwegs verstand. Ja, ich wollte das Beste für mein Volk, und am liebsten hätte ich auch über Diarmait genauso geurteilt wie über Erwan, auch wenn das meine Familie nicht zurückgebracht hätte. Doch ich wusste, dass mein Herz danach genauso leer sein würde wie zuvor. So war es auch bei Erwan gewesen. Damals hatte ich nur kurz Genugtuung empfunden, die schnell verflogen war. Außerdem konnte ich mir inzwischen vorstellen, welch hohen Preis meine Rache haben würde. Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn wegen mir die Römer ihre Macht auch über Eíre ausdehnen würden. Das durfte niemals geschehen!

"Nein, sein Herz nicht mein! Er mich nicht mehr lieben", antwortete ich und versuchte, stark zu sein. Er sprach weiter über Erziehung und die Ehe zum Wohl höherer Ziele und darüber, dass Frauen es nicht leicht hätten, im Gegensatz zu Männern, wie er meinte. Seine Hand streckte sich nach mir aus, wohl in einem Versuch, mich zu trösten, vermied es aber dann, mich zu berühren. Wenn ich wieder ganz gesund war, wollte er seinen Freund, den Statthalter, fragen, was mit mir geschehen sollte. Bis dahin war ich sein Gast und keinesfalls eine Sklavin! Ich sollte weiter seine Sprache lernen und seine Sitten. Seine Frau sei dafür die beste Lehrerin.

Schließlich wollte er wissen, wie ich in Ovidius‘ Gewalt geraten war. Mein Gesichtsausdruck wurde ernst, als er diesen Namen erwähnte. Er schien ihn sogar zu kennen, nahm ich an. "Ich gehen weg von Cheddar. Ich mir Pferd nehmen und tauschen mein Schmuck für Spitze von Pfeil bei Schmied. Er mir auch geben Bogen. Ich reiten bis Abend. Dann ich suchen  Platz zu Schlafen. Am Morgen ich Hunger. Ich gehen jagen mit Pfeil und Bogen." Um ihm zu verdeutlichen, was ich meinte, tat ich so, als spannte ich einen Bogen. "Dann  ich treffen Ovidius. Er mit Speer. Er wollen mich töten. Ich schießen Pfeil in sein Arm. Besser ich schießen in Herz." Diesen Fehler würde ich nicht noch einmal machen! Das hatte ich mir geschworen. "Dann kommen sein Pferd,  Sein wildes Pferd. Ich reden mit Pferd, damit Pfer ruhig. Dann Ovidius mich schlagen auf Kopf. Ich nicht erinneren. Ovidius mich fesseln und bringen mich in sein Haus. Er sagen, ich jetzt Sklavin und geben mir engen Ring um den Hals und Kette wie Hund. Er nicht geben Essen, weil ich nicht knien und 'Dominus' sagen." Man konnte mir deutlich ansehen, wie sehr ich Ekel und Abneigung empfand, als ich über meine Zeit im Haus des Tribuns sprach. "Er  mich sperren in Stall bei Pferd. Aber Pferd nicht töten mich. Dann er verkaufen mich an Sklavenhändler." Nachdem ich ihm das alles berichtet hatte, atmete ich tief durch. Es war sehr großzügig von ihm, mir meine Freiheit zurückzugeben. Wie frei ich jedoch tatsächlich war, würde sich noch zeigen müssen.

Furius Saturnus entschuldigte sich nun wegen des Wagenrennens bei mir und erklärte mir, wie wichtig sein Freund war und dass viele Mädchen ihn gerne kennenlernen wollten. Er hatte geglaubt, ich gehöre auch dazu. Dann senkte er den Blick und schien plötzlich nervös zu werden, als er weiter sprach. Er gestand mir, dass er mich sehr hübsch fand und sich sogar ein wenig in mich verliebt hatte, als er mich das erste Mal gesehen hatte. Meine helle Haut, meine Augen und mein kupferrotes Haar gefielen ihm immer noch. Er hob wieder den Blick und sah mir direkt in die Augen. Ich muss gestehen, ich war sehr überrascht von seinem Geständnis, und ich fühlte mich auch ein wenig geschmeichelt. Denn bis jetzt hatte mir noch kein Mann gesagt, dass er sich in mich verliebt hatte. Weder mein ehemaliger Verlobter Suileabháin noch sonst jemand. Nicht einmal Louarn hatte das zu mir gesagt. Doch dieser Römer hier hatte es gerade gesagt. Er hätte sich ja auch einfach nehmen können, was ihm so sehr gefiel. Stattdessen zeigte er mir seine offene und verletzliche Seite. Es war ein magischer Moment, den ich nicht erwartet hatte. Als er mich nun so ansah, konnte ich nicht anders, als ihm tief in seine dunklen Augen zu schauen. Ich kam ihm dabei immer näher, bis sich unsere Lippen schließlich trafen.


RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß - Tiberius Furius Saturninus - 04-06-2024

Saturninus wollte Niamh keine Hoffnung machen wegen des jungen Kelten. Wenn Rom Pläne mit ihr haben sollte, dann gehörte sie Rom. Wenn aber nicht.... denn bisher kam aus Hibernia nichts anderes als gute Jagdhunde und schlecht ausgebildete Sklaven, dann wäre die junge Frau frei. Er sagte:
"Vielleicht musst du einem höheren Zweck dienen, Nivis. Das müssen wir alle, bis zum Kaiser hinauf. Und es ist nicht das Schlechteste, wenigstens in einem goldenen Käfig zu leben anstatt in Ketten. Sollte der Statthalter mir schreiben, dass Rom diesen Dermot nicht zu bestrafen wünscht, dann würde ich allerdings persönlich mit diesem Lounus sprechen. Ich würde ihm schwören, dass alles...ein Irrtum  gewesen war. Er wäre ein Dummkopf, dich nicht wieder zu lieben", Saturninus konnte nicht anders, als ein wenig zu lachen:
"Schade, dass du den Ovidius nicht erschossen hast!", bemerkte er: 
"Er hätte es verdient. Anderseits, es war vermutlich besser so. Was meinst du, was sie mit dir gemacht hätten, wenn du einen römischen Offizier ermordet hättest! Du wärst nicht mehr am Leben", Saturninus spürte, dass er das sehr bedauert hätte, auch wenn die junge Frau ihm bisher nur Ärger beim Legatus Augusti eingebracht hatte. Aber dann wäre sie nicht hier in seinem Garten.
Als er ihr gestand, dass er sich ein wenig in sie verliebt hatte, schaute sie ihm in die Augen. Sie bot ihm ihre Lippen. Saturninus konnte nicht anders, er erwiderte den Kuss erst sanft, dann mit immer größerer Leidenschaft. Wie gerne hätte er Niamh in seine Arme gerissen, sie in sein Cubiculum getragen und sie sich genommen. Aber da war Serena, und die junge Frau war ihrer beider Gast. 
Schweratmend löste er sich: "Meine kleine Nivis, meine kupferhaarige Göttin", sagte er und streichelte nun ihre Wange:
"Oh nein, ich darf es nicht ausnutzen, dass du hier mit mir bist und dass ich dich über alle Maßen begehre! Du bist so süß, du bist so unschuldig, liebe Nivis!"..
Saturninus hätte Furia Serena nie willentlich unter ihrem eigenen Dach gekränkt. Aber vielleicht konnte er Niamh auf das furische Landgut mitnehmen, da sie mit Pferden offensichtlich so gut konnte. Serena hatte sich schon länger einmal einen Fischteich gewünscht, die Sklaven konnten mit den Arbeiten beginnen. Und dort würde Saturninus bekommen, was ihm diese lieblichen Lippen versprachen.


RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß - Furiana Nivis - 04-07-2024

Er sprach davon, dass ich höheren Zweck dienen müsse und dass es besser sei, in einem goldenen Käfig zu leben, statt in Ketten. Diese Worte hallten in meinem Kopf wider. Ein höherer Zweck? War das mein Schicksal? Als Marionette in einem üblen Spiel um Macht und Land zu dienen? Oder meinte er etwas anderes damit? Der Statthalter würde darüber befinden, was mit mir passieren würde. Das bereitete mir einige Sorgen. Bei unserer letzten Begegnung war er zwar freundlich gewesen und hatte mich gehen lassen. Doch nun lagen die Dinge anders. Mein Herz schlug schnell, als er von einem goldenen Käfig sprach, denn ich spürte bereits die scharfen Gitterstäbe, die mich umgaben.
Er nahm mir jedoch ein wenig meiner Anspannung, als er mir versprach, mit Lounus – damit meinte er bestimmt Louarn – sprechen zu wollen und ihm deutlich zu machen, dass alles nur ein großer Irrtum gewesen sei. Ich lächelte daraufhin und war dankbar, dass er mir ein bisschen Hoffnung machen wollte. Wobei ich aber auch stark bezweifelte, dass Louarn sich von ihm beeindrucken lassen würde.

Zu meinem Erstaunen fand er es bedauerlich, dass ich den Tribun nicht getötet hatte. "Du nicht böse?" fragte ich. Offenbar hatte nicht nur ich Abneigungen gegen diesen Mann. Allerdings hätte es für mich wohl auch einschneidende Konsequenzen gehabt, hätte ich ihm ins Herz geschossen, statt nur in den Arm. Wenn man mir habhaft geworden wäre, hätte man mich getötet, meinte Saturnus dann. Mir war, als hätte ich ein Bedauern seinen Worten entnehmen können.

Nachden er mir nun seine Gefühle gestanden hatte, und  ich nicht anders konnte, als ihn zu küssen, erwiderte er meinen Kuss. Zunächst erst sanft und verhalten, doch dann voller Leidenschaft. Mir war, als geriet ich in einen Taumel der Leidenschaft. Ich wäre mit ihm gegangen, hätte er mich nun irgendwohin entführt und ich hätte mich ihm hingegeben, wenn er mich gewollt hätte. Doch er löste sich schweratmend von mir und sprach davon, die Situation nicht ausnutzen zu wollen, obwohl er mich so sehr begehrte. Ich seufzte, als er von mir abließ  und sehnte mich danach, mich in seinen Armen zu verlieren. Doch dann erinnerte ich mich an Furia Serena. Sie war so freundlich und zuvorkommend zu mir gewesen. Es wäre falsch gewesen, sie so zu hintergehen und zu verletzen.


RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß - Tiberius Furius Saturninus - 04-09-2024

"Ich bin nicht böse, dass du einen Pfeil auf Ovidius abgeschossen hast!", erwiderte Saturninus: "Tribun Ovidius ist nicht typisch für uns Römer, musst du wissen. Du siehst es doch hier selbst: Meine Sklaven sind gut gekleidet und gut genährt. Alles andere würde Unehre über mich bringen. Oder hast du hier im Haus Sklaven mit Halsringen und in Ketten gesehen?"
Plötzlich war es ihm wichtig, gegenüber der jungen Frau als Wohltäter und gütig zu erscheinen. Er hatte so das Gefühl, dass er sie in ihrer süßen Unschuld so für sich gewinnen konnte.
Aber er legte durchaus Sklaven in Ketten, um sie zu bestrafen. Die Letzte waren Siodonius und Seasnán wegen Vernachlässigungen ihrer Pflichten und  Sylvana, die Sklavin von Furia Stella gewesen. * Und wenn er auch seine Haussklaven nicht mit Halsringen peinigte, so trugen seine Landarbeiter natürlich welche und wurden Nachts angekettet, damit sie nicht entwischen konnten. Da waren auch Kelten darunter:
" Aber im Falle des Tribuns ist es nicht nur persönlich. Durch seine Übergriffe ist er eine Gefahr für den hiesigen Frieden. Damit widerspricht er unseren Werten. Wir Römer wollen allen den Frieden bringen. 
Hast du vielleicht von der Keltin Verctissa und ihrem erschlagenen Sohn gehört?
Er wurde von einem Römer getötet. Der Statthalter selbst hat ihr ein Wergeld ausbezahlt, das einem Adligen würdig gewesen wäre.** Er würde auch dich anhören, wenn du Tribun Ovidius anklagen möchtest, denn du bist eine freie Keltin gewesen, als er dich gefangen genommen hat. 
Jeder, auch der Geringste, kann nämlich auf Roms Gerechtigkeit hoffen"
Saturninus war überzeugt davon. Gewiss, nicht alles war perfekt, wie er selbst aus seiner eigenen Geschichte wusste. Aber das Ideal Rom, Rom, wie es im besten Falle sein konnte, war doch besser als alles, was die Barbaren an Herrschaft aufbringen konnten. Die Götter sahen das ähnlich, weshalb sie der ewigen Stadt das Imperium gegeben hatten.
"Da du Pferde magst, könnten du und ich in nächster Zeit einen Ausflug auf mein Landgut machen, liebe Nivis", sagte er mit einem freundlichen Lächeln:
"Nur wenn du magst, selbstverständlich. Ich wollte für Serena einige Fischteiche anlegen, als Überraschung, und das ohnehin mit meinem Villicus besprechen", er legte einen Finger auf den Mund und zwinkerte der jungen Keltin zu:
"Ich hoffe, dass dieses kleine Geheimnis bei dir sicher ist. Meine Frau weiß von  nichts"
 Und sie soll von mehr nichts wissen, dachte Saturninus.
 Außerdem werde ich einfach dafür sorgen, dass Niamh an diesem Tag keine misshandelten Sklaven zu Gesicht bekommt, er machte sich im Geiste eine Notiz an Gadrianus.

* Das wird hier erzählt. ** Und das hier




RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß - Furiana Nivis - 04-12-2024

Saturnus war mir nicht böse wegen des Pfeils und beteuerte mir, dass er seine Sklaven wesentlich besser behandelte, als Ovidius. Und das stimmte, denn ich hatte tatsächlich keinen Sklaven gesehen, der einen Halsring tragen musste oder in Ketten gelegt worden war. Er war ein gütiger Herr, der für seine Sklaven sorgte. Im Gegensatz zu Ovidius, den er für eine Gefahr hielt, weil er den Frieden gefährdete. Er behauptete sogar, die Römer wollten allen nur den Frieden bringen. Aber das glaubte ich ihm nicht! Ich hatte vieles über die Römer gehört, doch Frieden brachten sie nicht. Sie eroberten alle Länder und unterdrückten die Menschen, die dort lebten. Und sie töteten alle Druiden! In Eíre befürchteten viele, sie könnten auch auf unsere Insel kommen und sie erobern.
Natürlich sagte ich nichts dagegen, sondern nickte nur andächtig. Erst als er von einer Frau namens Verctissa zu sprechen begann, deren Sohn von einem Römer ermordet worden war. Den Namen hatte ich zuvor noch nie gehört und ich wusste auch nicht, was ihr widerfahren war.
"Nein, ich nicht kennen Verctissa," antwortete ich ihm. Offensichtlich hatte sie durch die Römer Gerechtigkeit erfahren. Der Statthalter hatte ihr ein fürstliches Wergeld gezahlt. Aber was war mit dem Römer geschehen, der den Jungen ermordet hatte? Davon erzählte er nichts.  Stattdessen ermunterte mich Saturnus, Ovidius anzuklagen, weil er mich unrechtmäßig gefangengenommen hatte. Er meinte, der Statthalter würde auch mich anhören. "Statthalter ihn bestrafen? Ich nie wieder Ovidius sehen wollen. Denn sonst ich töten Ovidius." Das hatte ich mir geschworen! Lieber wollte ich sterben, als ihm noch einmal in die Hände zu fallen. Ich war richtig aufgebracht deswegen.

Aber Saturnus brachte mich schnell wieder auf andere Gedanken, denn er wusste, wie er mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte. Als ich das Wort Pferde hörte, verzog sich mein Groll sehr schnell. Er wollte mich mit zu seinem Landgut mitnehmen. Ich erinnerte mich, er hatte mir damals in Ceridwens Hütte von seinem Pferden und seinem Landgut erzählt. Wie damals brannte ich auch heute wieder darauf, seine Pferde und sein Landgut zu sehen. "Ich gerne dort gehen!" rief ich ganz aufgeregt.  Er erzählte mir, dass er dort eine Überraschung für seine Frau plante, die ich natürlich nicht verraten durfte. Auch ich grinste und legte meinen Zeigefinger ganz verschwörerisch auf meine Lippen. "Ich nicht verraten," versicherte ihm lächelnd.


RE: Hortus - Rosenrot und Schneeweiß - Tiberius Furius Saturninus - 04-16-2024

Was war die Kleine blutrünstig! Den Ovidius wollte sie töten, so, so. Saturninus hätte beinahe gelacht, beherrschte sich jedoch, denn er schloss aus ihren Worten, dass der Tribun sie wirklich schlecht behandelt hatte. Aber die Aussicht auf das Landgut beruhigte ihr Gemüt wieder.

"Gut, dann sage ich dir Bescheid, wenn es losgeht", sagte Saturninus mit einer gewissen Vorfreude >>>