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RE: Große Halle - Anwen - 10-09-2024 Anwen stand neben Cathbad, das Gesicht von dem Schatten ihrer Kapuze halb verborgen, als sie die Worte des jungen Königs Cahir hörte. Sie konnte die Beklommenheit in der Halle spüren, das zaghafte Zittern in den Herzen der Anwesenden, als Cahir mit fester Stimme das Gebot der Götter akzeptierte. Sie war stolz auf ihn, aber in ihrer Seele regte sich auch das Echo der Verantwortung, die sie als Dienerin der Göttin Andraste trug. Als Cahir fragte, wann das Ritual stattfinden solle, spürte sie die Kälte, die sich in der Luft verdichtete. Der Gedanke an das Opfer lastete schwer auf ihnen allen. Aber sie, Anwen, wusste, dass es unvermeidlich war. Die Götter verlangten ein Zeichen der Loyalität, ein Geschenk des Blutes, um den Boden zu segnen und den Krieg gegen Rom mit ihrer Gunst zu erfüllen. Cathbad antwortete in seinem vertrauten, beinahe ehrfurchtgebietenden Ton, doch es war an Anwen, den Ort des Rituals zu benennen. Sie trat vor, als die Stille der Halle erdrückend wurde. Ihre Augen suchten die Cahirs, den König, der bereit war, seinen Sohn zu opfern, um sein Volk zu schützen. In diesem Augenblick fühlte sie sich selbst als Brücke zwischen den Welten – der irdischen und der göttlichen, zwischen Leben und Tod. "Das Opfer wird im Moor dargebracht," begann Anwen, ihre Stimme klang fest, aber klar, wie das Echo der Götter selbst. "Die Moore sind die heiligsten Orte unserer Vorfahren, die Schwelle zwischen den Welten. Dort, wo die Erde das Wasser umarmt, sind die Götter uns am nächsten." Ihre Worte hallten in der Stille der Halle nach, und die Augen der Krieger vor ihr weiteten sich, als sie die Bedeutung erfassten. "Andraste verlangt das Blut eines Königssohns, und es muss an einem Ort fließen, der seit jeher der Macht der Götter geweiht ist." Das Moor – die uralten Heiligtümer, wo die Seelen der Toten ruhten und die Götter wandelten – war der einzige Ort, an dem ein solches Opfer angemessen war. Die Priesterin wusste, dass die Götter dort sprechen würden, dass Andraste ihren Willen kundgetan hatte. "Dort, wo das königliche Blut vergossen wird, an der Schwelle zwischen Leben und Tod, zwischen den Welten, wird die Göttin uns ihren Segen gewähren," fuhr Anwen fort. "Das Moor wird den Sohn des Königs verschlingen, und Andraste wird unsere Feinde zerschmettern. So war es immer, und so wird es auch jetzt sein."Anwen ließ die Bedeutung ihrer Worte auf die Anwesenden wirken. In ihren Augen flackerte der kalte Glanz der Entschlossenheit – sie wusste, dass das Opfer unvermeidlich war. Die Männer, die zuvor noch laut ihre Treueschwüre gerufen hatten, verstummten erneut. Sie wussten um die Bedeutung der Moore. Sie wussten, dass diese heiligen Orte nicht nur die Götter, sondern auch die Erinnerungen ihrer Ahnen beherbergten. Die Opferung eines Königssohnes an solch einem Ort bedeutete, dass die Götter Albion selbst mit ihrem Blut segnen würden. Cahir, der junge König, würde es tun – für sein Volk, für das Land. Und die Göttin Andraste würde ihnen den Sieg schenken, denn königliches Blut im Moor vergossen war das mächtigste Opfer, das sie erbitten konnte. "Drei mal drei Nächte," wiederholte Anwen die rituellen Worte Cathbads, ihre Stimme wie ein Flüstern, das durch die Köpfe der Männer drang. "Am neunten Tag wird das Blut des Königssohnes das Moor tränken, und Andraste wird uns erhören." Die Atmosphäre in der Halle war drückend, doch Anwen war sich sicher: Das Opfer würde geschehen, und die Götter würden ihr Urteil fällen. Der Krieg gegen Rom stand bevor, und es gab keinen Raum mehr für Zweifel. Anwen hatte ihr ziel erreicht. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um und ging langsam zur Tür. Ihr blauer Mantel, der sie wie ein Bote der Anderswelt umhüllte, glitt leise über den Boden. Die Schritte der Priesterin hallten dumpf in der gespenstischen Stille, die sich über die Männer gelegt hatte. Zurück ließ sie die Anwesenden, deren starrer Blick von düsterem Nachdenken geprägt war. RE: Große Halle - Cahir - 10-12-2024 Mein Gesicht musste zu einer stoischen Fratze erstarrt sein und ich versuchte mir keine Zweifel, keinen Herzschmerz und nicht die Tragweite dieser Entscheidung ansehen zu lassen, auch wenn sich meine Hände um die Lehnen meines Stuhls so sehr verkrampften, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Die Entscheidung, die ich treffen musste, war monströs und wider jeder Natur. Aber hatte ich das Recht mich Kriegsherr dieses Stammes zu nennen und Männer in die Schlacht zu führen, von denen viele sterben würden, wenn ich selbst nicht bereit war mein eigenes Fleisch und Blut für das Land zu opfern? Es war das grausame Los eines Anführers über Leben oder Tod zu entscheiden und dem konnte ich mich nicht entziehen. "In drei mal drei Tagen im heiligen Moor" wiederholte ich die Worte von Cathbad und Anwen tonlos und nickte nur leicht. Ich würde da sein. Die heiligen Moore lagen nordöstlich eine halbe Tagesreise entfernt von Isurium und man sagte den Mooren nach, dass sie deshalb so heilig waren, weil es eine Verschmelzung von Wasser und Land war. Nicht ganz Wasser, nicht ganz Land - eine Schwelle für Leben und Tod voller Nebel und Unsicherheit. Es musste mindestens zwei Generationen her sein seit dem letzten Opfer dieser Art. Ich war noch nicht einmal geboren, als es das letzte Mal stattfand und meine Mutter war noch ein kleines Kind gewesen. Nachdem der Ort und die Zeit verkündet wurde, verließ die Priesterin nach dem Druiden die Halle und die Anwesenden wichen vor ihr zurück, als wäre sie eine fleischgewordene Plage. Die Menschen fürchteten ihre Göttin Andraste und in diesem Moment wollte niemand mit mir oder der Priesterin tauschen oder von den kalten Fingern Andrastes berührt werden, damit sie deren Kinder auch noch holte. Auch ich erhob mich und verkündete noch laut: "Ihr habt es gehört...in drei Mal drei Tagen ziehen wir ins heilige Moor." Das Volk würde da sein und bezeugen, dass das Opfer gebracht wurde. Damit erhob ich mich ebenfalls ruckartig und verließ die Halle in Richtung Obergeschoss, wo ich mich in das Ehegemach zurückziehen konnte. >>> |