Der Raubüberfall - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +---- Thema: Der Raubüberfall (/showthread.php?tid=640) |
RE: Der Raubüberfall - Tiberius Furius Saturninus - 02-26-2024 Der Anführer der Bande zielte mit einem kräftigen Tritt nach Saturninus, der sich auf ihn stürzen wollte. Dann verschwanden sie im Dickicht. Saturninus konnte sie aber beschreiben, und er würde der Legio II Augusta eine genaue Beschreibung geben. Diese Keltenbande machte die Gegend unsicher, und ihr musste Einhalt geboten werden. Urbicus hatte seinen Befehl nicht ausführen können. Einer der Gesetzlosen hatte ihm mitleidslos die Kehle aufgeschlitzt. Der Sklave war sofort zusammen gebrochen, sein Stock entglitt seinen Händen. Saturninus achtete nicht darauf, was um ihn geschah. Er kniete bei Urbicus nieder, sah, ob er noch etwas machen konnte. Doch es war umsonst, der treue Sklave war tot. Einen Moment lang saß eine bittere Erkenntnis in Saturninus Kehle, und der Furier würgte, bemerkte zu seiner Überraschung, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen: Hätte er nicht den Angriffsbefehl gegeben, könnte Urbicus noch am Leben sein. Der Sklave war aus der Familia in Rom, schon seine Eltern waren in Besitz der Furier gewesen: "Du warst ein tapferer Mann, Urbicus", flüsterte Saturninus und schloss dem Toten mit einer sanften Geste die Augen: "Wenn ich hier lebend fortkomme, dann werde ich dich nicht hier lassen. Du sollst mit Ehren in meinem Familiengrab beigesetzt werden" Wenn...ja wenn. Die marodierende Bande war geflohen. Aber welches Interesse der Bogenschütze verfolgte, wusste Saturninus immer noch nicht. Vielleicht wollte er nur nicht teilen. Der Römer wusste, dass er beobachtet wurde. Er fasste sein Schwert - nicht, um zu attackieren, das war gegenüber einer Fernwaffe völlig zwecklos. Aber er würde mit dem Gladius in der Hand sterben: "Wer ich bin, weißt du vermutlich. Aber wer bist du, Bogenschütze, und warum hast du mir geholfen?", fragte er laut. RE: Der Raubüberfall - Calum - 02-26-2024 Verdammter Verräter. Der Krieger hatte ja keine Ahnung, wie nah bei der Wahrheit er damit gewesen war. Calum war erleichtert, als die Männer sich zurückzogen, aus Furcht vor seinen Pfeilen. Leider hatte er den Begleiter des Römers nicht retten können. Und leider waren zwei Kelten tot. Durch seine eigene Hand... Leichtfüßig und still kletterte Calum von dem Baum hinab und näherte sich dem Schauplatz. Dort kniete der Römer und betrauerte den Getöteten. "Deinen Namen habe ich gehört", sprach er in perfektem Latein, "Hast ihn den Männern ja laut genug entgegengeschrien. Und ein Ziel habe ich nicht." Das war die Wahrheit, dachte Calum bitter. Er hatte sich völlig ohne Grund eingemischt in eine Situation, die ihn nichts anging. Erfuhr Dunduvan von dieser Tat... Das wollte er sich gar nicht ausmalen. "Ich habe lediglich zwei Reisende gesehen, die bedroht wurden von bewaffneten Männern", sprach er weiter und nickte auf den Getöteten, "Du betrauerst deinen Sklaven?" Auch das hatte er gehört. Der Furier schrie wohl gern. Calum, der von den Patriziern keine hohe Meinung hatte, konnte deren Arroganz bereits bezeugen. Sie besaßen keine Achtung und keine Demut. Dass jemand ihn in diesem mOment der Schwäche sehen konnte, musste den Mann ärgern. Daher hob Calum den Blick weg von den beiden und sah stattdessen zu der Stelle, wo die Mannen verschwunden waren. "Wir sollten gehen", sagte er. "Du musst zurück in die Stadt. Ich will gar nicht wissen, wann diese Kerle mit Verstärkung zurückkehren. Ich habe ein Pferd, darauf kannst du deinen... Freund legen. Wir beide werden zu Fuß gehen müssen. Und deine Wunde sollte ich verbinden. So wirst du wenigstens durchhalten, bis wir dich in der Stadt zum Medicus bringen können. Ich bin ohnehin auf dem Weg dorthin." Er nahm die Kapuze ab. Sein Haar war ein wenig länger und unordentlicher. Seine römischen Züge konnte er dennoch nicht verleugnen. "Zu deiner Frage: Du kannst mich Calum nennen. Aber ich glaube nicht, dass du dir diesen Namen merken musst." RE: Der Raubüberfall - Tiberius Furius Saturninus - 02-27-2024 "Mein Sklave Urbicus hat bis zu seinem letzten Moment seine Pflicht erfüllt. Natürlich traure ich um ihn", erwiderte Saturninus. Urbicus war kein Freund gewesen, sondern sein Eigentum. Doch er hatte ihm treu gedient, und Saturninus war nicht undankbar: "Calus? Cal- um? Du bist kein römischer Bürger? Eventuell jedoch der Sohn eines Römers?", Saturninus erhob sich und musterte den jungen Mann. Er war keltisch gekleidet, kräftig, hatte aber feine Gesichtszüge, dunkle lebhafte Augen und dunkles Haar. In passenderer Kleidung hätte man ihn für einen jungen Patrizier halten mögen . Nun streckte Saturninus ihm die Hand hin: "Auf alle Fälle hast du mir mein Leben gerettet, Calum. Ich danke dir. - Wir hatten selbst zwei Pferde dabei. Diese Schweinebande von entlaufenen Minensklaven hat sie dank dir nicht mitgenommen. Ihr Anführer wird den Tod meines Urbicus am Kreuz bezahlen. Mir steht seine Visage vor Augen, als hätte sie mir jemand eingebrannt. Und seine Genossen dürfen ihm Gesellschaft leisten. Zwei hast du erledigt, alle Achtung. Schade, dass es so schnell geschehen ist. Sie hätten einen weit qualvolleren Tod verdient. Bitte hilf mir, damit ich den Leichnam meines Sklaven über einen der Sättel legen kann" Mit dem Gedanken, dass die Gesetzlosen mit Verstärkung zurückkehren konnten, lag sein Retter ja richtig: "Du musst mich verbinden?" Jetzt erst bemerkte der Furius so wirklich seine Verletzung. Er wurde blass: " Gut, tu das. Und dann lass uns diesen Ort verlassen. Ich möchte nach Hause. Der Medicus soll bitte sofort zu mir kommen" Saturninus hatte nicht vor, sich unter die gewöhnlichen Patienten im Wartezimmer zu reihen. Er bekämpfte die aufsteigende Übelkeit. Dann bückte er sich und hob seine Spange auf, in der der Pfeil steckte: "Welch guter Schuss". Beim Bücken kam ihm die Galle hoch, er würgte und übergab sich. Ihm ging es schlechter, als er geglaubt hatte. RE: Der Raubüberfall - Calum - 02-28-2024 Calum unterdrückte den Impuls, den Kopf zu schütteln und entnervt zu seufzen. Stellten sich die Römer absichtlich so dumm? Der Name Calum war doch nun wirklich nicht derart schwer auszusprechen. "Cal... Nenn mich einfach Atreus und wir belassen es dabei", sagte er resignierend. Der Römer war ihm wirklich nicht sympatisch. Der überraschende Eindruck, den er durch die Trauer gewonnen hatte, verflüchtigte sich rasch und er sah nur das arrogante Klischee vor sich... "Setz dich", sagte Calum bloß, der glücklicherweise genügend Material dabei hatte, um die Wunde notdürftig zu verbinden. Er ging schnell, dafür vielleicht weniger sanft zu Werke, denn er wollte die Sache nicht noch schlimmer machen. Er würde es schon überstehen, doch musste man es ja nicht darauf anlegen. "Der Tod des Mannes ist bedauerlich. Vielleicht sind es Verbrecher", sagte er. "Vielleicht sind es aber auch nur Männer, die ihre Heimat verteidigen wollen vor jenen, die ihren Glauben ausrotten, ihre Frauen vergewaltigen und ihre Kinder töten." Er sagte all dies mit einer Sachlichkeit, als würde er übers Wetter reden. Calum konzentrierte sich auf die Versorgung der Verletzung und nickte schließlich. "Deinen Sklaven solltest du nicht heben. Wir holen das Pferd und ich hebe ihn herauf." RE: Der Raubüberfall - Tiberius Furius Saturninus - 02-29-2024 Saturninus setzte sich. Er legte seinen Mantel ab, der mittlerweile auch blutige Flecken hatte. Dennoch sah es wohl schlimmer aus, als es war. Er schob den Ärmel seiner Tunika hoch: "Du scheinst eine gewisse Sympathie für Aufrührer und entlaufene marodierende Sklaven zu empfinden, Calum Atreus?", bemerkte er: "Da bleibt doch meine Frage offen, weshalb du mir beigestanden hast? Erwartest du etwas von mir?" Die Frage war nicht aus der Luft gegriffen. Saturninus war der Chef der hiesigen Zivilverwaltung: "Ich bin dir wie gesagt sehr dankbar. Meine Feinde pflege ich zu bestrafen und meine Freunde zu belohnen. Wie hälst du das denn für gewöhnlich?" Neugierig schaute er den Jungen an, der ihm geschickt die Wunde verband. Vermutlich war er wirklich das natürliche Kind eines Römers. Sein Name sagte ihm nichts, aber viele Keltinnen hatten halbrömische Kinder. Nicht gezwungenermaßen wie während der Eroberung, sondern aus Beziehungen mit Römern. Er selbst hatte solch einen Sohn. Und plötzlich wusste er, an wen ihn Calum erinnerte: An seinen eigenen Sohn, den kleinen Tiberius. Dieses Kind hatte er mit seiner Freigelassenen, Furiana Deirdre. Beide hatten sie die gleichen Farben: Dunkle Augen, dunkles Haar, aber mit einem Schimmer, als würde eine Abendsonne sie vergolden. Etwas mühesam rappelte sich Saturninus auf: " Es ist schön, wenn du mir hilfst, Urbicus nach Hause zu bringen", sagte er. Er hüllte den Toten, während Calum Atreus die Pferde holen ging, in seinen eigenen Mantel. Das war keine Schwäche, das war pietas, Pflichtgefühl gegen Götter und Menschen, und auch seine Sklaven und Freigelassenen gehörten dazu. Von den Sklaven natürlich nur die im Haus, die Saturninus auch kannte; kein reicher Mann konnte alle seine Sklaven, die für ihn auf seinen Ländereien und seinen Geschäften schuften mussten, kennen: "Bist du aus Iscalis? ", fragte er. RE: Der Raubüberfall - Calum - 03-01-2024 Calum ging schnell und sachlich zu Werke. Bei der Versorgung von Feldwunden musste man nicht schmuck sein, nur ordentlich. Er betastete die Wunde sacht und nickte zufrieden. Nichts ernstes, aber verbunden werden sollte sie wohl. Er verband sie, indem er ein Stück Stoff (die Toten brauchten sie ja nicht mehr) darauf presste und die Stelle dann verband. Währenddessen schnaubte er auf des Furiers Worte hin. "Ihr Römer", sinnierte er, ohne Feindschaft in der Stimme, wohl aber belehrend, wie es Cathbad manchmal gewesen war. "Nein, ich würde nicht sagen, dass ich ihnen Sympathie entgegenbringe. Wohl aber kann ich anerkennen, dass sie nur ihre Heimat schützen wollten. Ihr hohen Herren denkt, ihr kommt hierher und ein paar Jahre später finden euch alle toll. Währenddessen tötet ihr, versklavt, vergewaltigt. Ungestraft, während ihr diejenigen brandmarkt, die sich euch entgegenstellen. Tapfere Krieger in die Minen geschickt, weil sie sich euch entgegen stellten, während ihre Frauen in eure Betten oder Küchen gezwungen werden, ihre Töchter geschändet, ihre Priesterinnen entweiht und ihre Tempel verbrannt werden. Ihr Römer seid wie eine Krankheit, die über das Land schwappt und nichts als Tod zu hinterlassen vermag. Ihr schaut nicht zurück, um euer Chaos zu betrachten, aus Arroganz - vielleicht auch aus Scham. Und ihr habt keine Blicke übrig für das Leid derjenigen die ihr für geringer haltet als euch selbst." Während er sprach, war Calum zornig geworden, doch er beherrschte sich gut und verband die Wunde weiter. "Aber... ich habe auch andere Seiten gesehen", gab er schließlich zu. "Ehre. Güte. Ambition. Prächtige Städte, frohe Menschen und Wohlstand. Freundliche Menschen, sogar ganz herzensgute, liebenswerte Leute." Der Gedanke an Phyteas versetzte ihm einen Stich. Sicher dachte der Medicus, er hätte ihn verlassen, war er doch ohne ein Wort nie wiedergekehrt... "Manchmal verfluche ich mein gemischtes Blut. Wäre ich Kelte, könnte ich euch hassen. Wäre ich Römer, könnte ich die Kelten hassen. Aber so... So tief der Hass der Leute auch schwelt, ihr seid jetzt hier. Römische Kinder, die hier geboren wurden und denen dieses Land ebenso eine Heimat ist, wie jedem Kelten. Der absolute Krieg, euch zu vertreiben, würde nichts als Leid bringen, das ist meine Ansicht. Und du, Furius, solltest jetzt in der Lage sein, zu reiten." Zufrieden betrachtete Calum sein Werk. Nicht das eines Medicus, doch für den Weg würde es reichen. "Zum Warum: Seit diesem Minendesaster wimmelt es im Wald vor Räubern. Und ich fürchte, die haben einen schlechten Einfluss auf die ohnehin schon wütenden Einzelkämpfer. Nicht alle von ihnen waren einmal ehrbare Männer, die sich an Rom rächen wollen. Auf den Wegen im Wald kommt es seitdem ständig zu Überfällen und Toden. Ich bin kürzlich erst selbst einer solchen Bande entkommen. Ich war tatsächlich selbst auf dem Weg nach Iscalis, denn dort komme ich in der Tat her. Ich will nichts, als wieder nach Hause zu gehen." Er nickte hinüber zu den Pferde. Urbicus würde er allein hoch hieven müssen, anders ging es nicht. Der Furier sollte nicht zu schwer tragen. RE: Der Raubüberfall - Louarn - 03-02-2024 < < < Ich hatte noch drei volle Tage gesucht. Ich war unsere bekannten Verstecke abgeritten, die Falkenhöhle, wo ich aber nur Zeichen von den Zwillingen gefunden hatte, und noch ein paar andere Höhlen. Dann hatte ich mich der Küste zugewandt und dort an den Klippen gesucht, aber auch hier keine Spur gefunden. Ich hatte sogar einige Fischer gefragt, ob sie jemanden gesehen hatten, oder ob sie eine Leiche gefunden und begraben hatten. Aber auch die wussten ncihts. Mich beschlich das Gefühl, dass es aussichtslos war. Inzwischen war ich schon über eine Woche auf der Suche nach Calum und hatte im Grunde absolut keine Spur. Das einzige, was mir noch einfiel, wäre zur Quelle zu reiten und die Priesterinnen zu fragen, aber davor wollte ich noch ein letztes Mal zurück nach Iscalis und dort noch einmal alles, was Calum zurückgelassen hatte, genau durchsuchen. Und mich umhören, ob es etwas vom Militär gab, dass diese Gefangene gemacht hätten. Oder jemanden gekreuzigt. Seit wir die Mine gesprengt hatten, taten sie das gern, weil sie die entkommenen Sklaven suchten. Gut, die waren auch nicht so friedlich. Diejenigen, die das alles überlebt hatten und kräftig genug waren, trieben sich in der Gegend als Räuber herum. Aber genau das war ja auch Dunduvans Ziel gewesen: Sie befreien, damit sie die Römer weiter piesackten. Es war nicht mehr weit bis nach Iscalis und ich kam in einen kleinen Hain, hauptsächlich Ulmen und Haselnuss. Es wurde zwar langsam wärmer, aber Frühling war das nicht. Nicht vor Ostara, und bis dahin war es noch eine Weile. Naja, glaubte ich. Ich hatte mein Zeitgefühl ein wenig eingebüßt. An einem Baum flitzte gerade ein Eichhörnchen hinauf, das wohl schon etwas früher aus seiner Winterruhe erwacht war und eines seiner Verstecke geplündert hatte, denn in der Schnauze hatte es eine ziemlich dreckige Nuss. “Du weißt auch nicht, wo Calum steckt, oder?“ fragte ich es, aber erhielt natürlich keine Antwort. “Dacht ich mir schon“, meinte ich und versuchte, sowas wie gute Laune beizubehalten. Jetzt zu verzweifeln nützte auch niemandem. Ich ließ den Braunen langsam weitertrotten, als ich in einiger Entfernung Stimmen hörte. Irgendjemand brüllte was von Verräter, und ich zog die Zügel an und lockerte meine Äxte, falls es hier gleich ungemütlich würde. Ich hatte jetzt nicht unbedingt vor, zu kämpfen, aber man konnte sich einem Kampf auch nicht immer entziehen. Vögel stoben davon und das Unterholz knackte an manchen Stellen ein wenig, aber die Geräusche entfernten sich von mir. Ich lauschte ein wenig, aber es war wieder leise. Nur zwei Stimmen blieben zurück und unterhielten sich. Und auf einmal fing mein Herz ganz schnell an, zu schlagen, weil es etwas erkannt hatte, was mein verstand noch nicht erkannt hatte. Ich ließ den Braunen langsam weitergehen, und das Pochen in mir wurde immer heftiger, die Unruhe immer größer. Es war wie eine verdammte Vorahnung, die ich mir nicht erklären und die ich nicht eingestehen konnte, aber je näher ich kam, umso sicherer war ich mir, wem die Stimme gehörte. “Oh, verdammte Eichhörnchen“, murmelte ich nur und trieb meinen Braunen etwas schneller an, um die letzte Biegung des Weges. Und da war er! Dürr, missmutig, über irgendwas am schimpfen, mit einem verletzten Römer und einem toten… wahrscheinlich auch Römer. Da stand er einfach, als wär nichts gewesen. Das Geräusch, das aus meiner Kehle kam, erkannte ich selber nicht so ganz. War wohl sowas wie ein stimmloser Schrei und hörte sich irgendwie an wie sterbender Wind, als ich ohne den Braunen anzuhalten einfach ein Bein über seinen Hals schlug und an seiner Flanke runterrutschte, um auf Calum zuzulaufen und ihn in eine bärige Umarmung zu ziehen, ob er wollte oder nicht. Ich musste mich vergewissern, dass ich nicht träumte, auch wenn ich wahrscheinlich müffelte wie jemand, der seit über eine Woche kein Bad mehr gehabt und die ganze Zeit unterwegs gewesen war – was ja auch so war. Aber er war echt. Er war wirklich echt und da, kein Trugbild, kein Fae, sondern wirklich Calum. “Ich hab dich gefunden“, sagte ich nur, ohne ihn auch nur ein klein bisschen loszulassen, und hörte selber, wie belegt meine Stimme bei diesen vier kleinen Worten war. Aber das war mir gerade alles egal. Sogar der Römer und die ganze Situation hier war mir in diesem einen Augenblick sowas von egal. *kursiv = Keltisch RE: Der Raubüberfall - Tiberius Furius Saturninus - 03-02-2024 (03-01-2024, 09:10 PM)Calum schrieb: "Ihr Römer", sinnierte er, ohne Feindschaft in der Stimme, wohl aber belehrend, wie es Cathbad manchmal gewesen war. "Nein, ich würde nicht sagen, dass ich ihnen Sympathie entgegenbringe. Wohl aber kann ich anerkennen, dass sie nur ihre Heimat schützen wollten. Ihr hohen Herren denkt, ihr kommt hierher und ein paar Jahre später finden euch alle toll. Währenddessen tötet ihr, versklavt, vergewaltigt. Ungestraft, während ihr diejenigen brandmarkt, die sich euch entgegenstellen. Tapfere Krieger in die Minen geschickt, weil sie sich euch entgegen stellten, während ihre Frauen in eure Betten oder Küchen gezwungen werden, ihre Töchter geschändet, ihre Priesterinnen entweiht und ihre Tempel verbrannt werden. Ihr Römer seid wie eine Krankheit, die über das Land schwappt und nichts als Tod zu hinterlassen vermag. Ihr schaut nicht zurück, um euer Chaos zu betrachten, aus Arroganz - vielleicht auch aus Scham. Und ihr habt keine Blicke übrig für das Leid derjenigen die ihr für geringer haltet als euch selbst." "Unsere Truppen sind damals nach Britannien gekommen, weil ein Freund Roms, ein gewisser Fürst Verico, Kaiser Claudius um Hilfe gegen seine Feinde gebeten hat", erwiderte Saturninus: "Niemand, der unsere Freundschaft sucht, braucht unseren Zorn zu fürchten. Dann ist es so, wie du selbst sagst: Ehre. Güte. Ambition. Prächtige Städte, frohe Menschen und Wohlstand. Wir halten die, die keine römischen Bürger sind, für geringer, das ist wahr. Aber wir verwehren niemandem, einmal ein römischer Bürger zu werden. Sogar unsere Sklaven haben dieses Vorrecht. Welches Volk ist da großzügiger als das römische? Nein, es muss nicht gehasst werden, Callum Atreus. Rom streckt auch dir seine Hand entgegen. Damit du aber weißt, dass ich dir keinen Unsinn erzähle: auch ich, Furius Saturninus, habe zusammen mit einer Keltin einen kleinen Sohn in Cheddar. Er heißt Tiberius Furius Victor, doch seine Mutter nennt ihn Aidan. Er ist ein Kind der Zukunft. Du bist das auch", Saturninus lächelte seinen Retter, der ihm die Wunde verbunden hatte, an. Der Junge war ein geschickter Kämpfer, er war leidenschaftlich, er war umsichtig und gutherzig, er sprach sogar gebildet. Genau das waren die Jungen, die Rom zukünftig brauchte: "Ich werde reiten können. Und wie gesagt, es liegt mir am Herzen, dass wir hier in der Provinz Britannien friedlich zusammen leben. Daher wird es unsere Legion nicht dulden, dass Banden von entkommenen Sklaven Reisende tyrannisieren. Ich bin mir sicher, dass dieses Problem bald gelöst werden wird" Er hob seine Brosche auf, in der noch Calums Pfeil steckte: "Nimm sie als Andenken. Wenn du einmal meine Hilfe brauchst, so zeige sie an der Tür meines Hauses vor, und man wird dich einlassen. Do ut Des. Ich gebe, damit du gibst. Einen Gefallen für einen Gefallen, ein sehr römischer Grundsatz, junger Calum Atreus" (03-02-2024, 06:16 PM)Louarn schrieb: Und da war er! Dürr, missmutig, über irgendwas am schimpfen, mit einem verletzten Römer und einem toten… wahrscheinlich auch Römer. Da stand er einfach, als wär nichts gewesen. Saturninus hatte nachgesehen, dass der tote Urbicus zum Transport fertig war und wollte gerade aufsteigen, als ein rothaariger Kelte durchs Gebüsch preschte, etwas auf Britonnisch brüllte - und Calum Atreus umarmte. Sein Anfangsverdacht keimte wieder auf. Calum hatte die Minensklaven verjagt, weil er die Beute für sich behalten wollte. Der Rothaarige war ein Komplize. Nur warum er ihn dann verbunden hatte, passte nicht zu solchem Verrat. Saturninus stieg auf sein Pferd, bereit, davon zu jagen. Jedoch auch bereit dazu, den Neuankömmling zu begrüßen. Anmerken ließ er sich nichts. Das erste Mal bedauerte er es, dass er kein Wort der hiesigen Sprache beherrschte. RE: Der Raubüberfall - Calum - 03-03-2024 Auch Furius Saturninus hatte einen Sohn mit einer Keltin. Doch wie er von ihm und seiner Mutter sprach, war anders als es sein Vater wohl von ihm getan hätte. Der Knabe besaß einen Namen – zwei Namen sogar. Vielleicht gab es doch römische Väter, die es gut meinten? Doch in einem Punkt irrte sich Furius, denn er, Calum, war kein Kind der Zukunft. Nein, er war ein Kind der Vergangenheit, das stets daran zu denken hatte, wie es zu sein hatte, hier in Britannien. Das dazu gemacht worden war, die Römer mit Stumpf und Stiel auszuheben und ihre Leiber und Seelen den Flammen zum Opfer darzubringen. Dabei unterschied sie unter der Oberfläche nur wenig. Die Sklaverei konnte er den Römern nicht zum Vorwurf machen. Auch britannische Stämme hatten Sklaven und Knechte. Auch britannische Stämme unterwarfen andere Stämme. Der Unterschied war, dass sie es nicht gewohnt waren, so hoffnungslos unterlegen zu sein. Den Römern war nicht zu trauen. Doch wie er von Rom schöne Seiten gesehen hatte, hatte er dunkle und hässliche bei seinem eigenen Volk gesehen. Beide schenkten sich nichts. Aber ein Römer schaute ihn wenigstens nicht voller Verachtung an, wenn er ihm gegenüberstand. Calum nickte abwesend, als der Furier weitersprach. „Unterschätz die Bedrohung nur nicht. Eure Legionen sind groß und einschüchternd, aber hier sind die Wälder. Und je kleiner die hier operierenden Verbände, desto schwerer werden die lauten und stampfenden Legionäre es haben.“ Verwundert nahm er die Brosche des Geretteten entgegen, in der noch sein Pfeil steckte. Er hatte sich im Metall festgebohrt, so leicht bekam man ihn wohl nicht raus. „Ähm. Danke“, sagte er etwas ungeschickt, als jemand völlig anderes seine Aufmerksamkeit forderte. Zuerst glaubte Calum, die Räuber wären zurückgekehrt. Er griff bereits nach Bogen und Pfeil, als er bereits in die bärigste Umarmung gezogen wurde, die er je erlebt hatte. Ja, es fühlte sich kurz an, als ob da Knochen ineinandergeschoben wurden. Er sah nur Rot. Rotes Haar, um genau zu sein, gefolgt von der Stimme, die er auf der ganzen Welt fast am allerliebsten hörte. Zitternd legte er die Arme um den Körper. Im Gegensatz zu dessen Besitzer reichten die seinen jedoch nicht, um sich am Rücken wieder zu berühren. „Lou…“, sagte er, drückte noch fester zu und war so, so froh, den liebenswürdigsten und treusten seiner Brüder hier zu sehen. „Wo… Wo kommst du denn her? Oh Götter, ich bin so froh, dich zu sehen! Oh Lou! Mein Bruder, ich habe gedacht, ich sehe dich nie wieder!“ Mit feuchten Augen, da er an die letzten Wochen dachte, löste er sich von dem Großen. Er sah wild aus, wilder als sonst. Nun, das taten sie wohl beide. „Ich… Ich war gerade dabei, diesen Mann hier zu Flavianus zu bringen, damit er ihn behandeln kann. Die Wunde ist nichts Ernstes, aber die sollte sich jemand ansehen, der weiß, wo man schneiden kann und wo nicht. Und danach habe ich dir so viel zu erzählen. Euch beiden. Würdest… Würdest du uns begleiten?“ RE: Der Raubüberfall - Louarn - 03-04-2024 Ich hatte ihn wirklich gefunden! Einen ziemlich langen Moment lang konnte ich ihn gar nicht loslassen und war schon froh, dass ich nicht losheulte, sondern ihn wahrscheinlich einfach nur erdrückte. Auch Calums Stimme klang belegt. Naja, das von seiner Stimme, dass es durch den Pelz durchschaffte, den ich gegen die Kälte trug. Das meiste war ziemliches Genuschel. Wahrscheinlich sollte ich ihn loslassen. Schon allein deshalb, weil wir nicht allein waren. Ich riss mich also zusammen und ließ ihn aus meiner Umarmung, fasste aber seinen Kopf und schaute ihm tief in die Augen. “Erschrick mich nie wieder so, in Ordnung! Wenn du das nächste Mal weggehst, lass irgendwo eine Nachricht, ja?“ Und dann gab ich ihm einen ziemlich kräftigen Kuss auf die Stirn, ehe ich es fertig brachte, ihn aus meinen Armen zu lassen. Auch wenn der drang echt groß war, ihn weiter festzuhalten, nur um sicher zu sein, dass er nicht verschwand. “Wir müssen reden. Ich muss dir etwas sagen, aber… nicht hier.“ Ich nickte leicht in Richtung des Römers, der so aussah, als könne er sich zwischen Abwarten und Weglaufen nicht so ganz entscheiden. Ich schaute kurz nochmal, dann erkannte ich ihn. “Ich kenne dich, von Lughnasadh. Satanus!“ Ich grinste schief zu Calum. “Er hat kurz versucht, beim Iomaint mitzuspielen.“, erklärte ich kurz grinsend Calum. Da er wusste, wie der Sport gespielt wurde und wie, nunja, körperlich das ganze gerne wurde, konnte er sich sicher denken, wie das für den Römer ausgegangen war. Ich schnalzte kurz nach meinem Pferd, das sich natürlich erstmal mit den anderen beschnuppert hatte und sah mich um. “Was ist hier eigentlich passiert?“ fragte ich, als würde mir erst jetzt auffallen, dass hier ein toter Römer lag. |