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Lughnasadh - Druckversion

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RE: Lughnasadh - Ceridwen - 08-08-2023

(08-08-2023, 01:49 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Saturninus, Patron von Cheddar, war mit seiner Gattin Furia Serena und einigen Sklaven, die zur Feier des Tages neue Tuniken trugen, auf dem Fest erschienen. Er selbst trug keine Toga, denn der Boden in Cheddar war nicht pavimentiert und sie würde in den Schmutz hängen, sondern eine viel bequemere Paenuela, einen ponchoähnlichen Überwurf aus feiner roter Wolle.
Lughnasadh fand zu Ehren von Sol statt oder Apollo, und es war wohl so etwas Ähnliches wie Vinalia Rustica oder ein römisches Erntefest, da gab es genug Überschneidungen bei allen Völkern, die Landwirtschaft betrieben, und Saturninus respektierte wie die meisten Römer alle Götter ( ohne sie natürlich alle zu verehren)
Der Furius bemerkte, dass die Bewohner von Cheddar fleißig gewesen waren und viel Zerstörtes wieder aufgebaut hatten. Das war der einfachere Teil, fand er. Die Tränen der geschändeten Mädchen und der Trauernden zu trocknen, das war der schwierige Teil.
Er sah jedoch auch, dass viele junge Paare unterwegs waren, deren Ziel ein Stein mit einem Loch in der Mitte war, wo sie von jeder Seite sich ihre Hände reichten. Ihre Gesichter waren fröhlich.
Er bot Serena seinen Arm:
"Was dieses Ritual wohl bedeutet? Schau, da ist die Dorfälteste Ceridwen. Wir wollen sie danach fragen" 

Ceridwen hatte den Schneid besessen, mit ihm in die Höhle des Löwen, wollte sagen, in die Castra der Legion, zu reiten. Das hatte Saturninus damals imponiert.

"Salve Dorfälteste Ceridwen", grüßte er sie: "Ich hoffe, alle in Cheddar sind gesund und munter. Ich stelle dir meine Gattin vor, die edle Furia Serena. Was bedeutet es, wenn die jungen Paare ihre Hände durch das Loch im Stein strecken? Ich hoffe, Du darfst es erklären und es ist kein Mysterium"
Es war ihm anzumerken, wie stolz er auf seine ebenso zurückhaltende wie würdevolle Gattin war.
(08-08-2023, 05:00 PM)Furia Serena schrieb: Ich hatte mich für dieses rustikale Sommerfest einfach und bescheiden in warmen Gelb- und Orangetönen gekleidet ohne viel Schmuck und mit einem einfachen geflochtenen Zopf, den ich als Knoten festgesteckt hatte. Es geziemte sich nicht vor dem einfachen Volk mit Gold und Seide zu protzen und bewies Volksnähe fand ich. Als Schmuck hatte ich nur das rötliche Korallenarmband und die dazu passende Kette meiner Mutter ausgewählt. 

Die Sklaven hatten mir eine gepolsterte Ecke in dem offenen Wagen hergerichtet, mit dem wir nach Cheddar gefahren waren. In dem offenen Wagen befanden sich auch noch die anderen Sklaven, die am hinteren Ende die Beine über den Rand baumeln ließen sowie einem quadratischen Holzkäfig mit zwei prächtigen, fetten Gänsen und zwei Körben aus Weidezweigen mit Leckereien aus unserem Haushalt, die man in der Regel nur auf der Tafel eines Reichen fand. 

Es gab Honig von unseren Bienenstöcken, Garum und Defrutum, eingelegte Oliven und Marmelade aus Quitten und Zitronen nach griechischer Art. Aber auch geräucherter Fisch, Käse und Blutwurst sowie feines, weißes Weizenbrot und ein kleiner Block Salz befand sich in den großen Körben. Wer auch immer diese Preise gewann, würde sich über ein vorzügliches Festmahl freuen können oder man konnte die Gänse natürlich auch als Zuchtvieh nutzen. 

In meiner Heimat Dumnonia war ausgelassenes Gänseschmalz auf frischem Brot mit einer Prise Salz eine Delikatesse, bei der mir gleich das Wasser im Mund zusammenlief. Traditionell wurden die Gänse später im Jahr geschlachtet und über den Winter gegessen. Ich war schon gespannt, ob es hier wohl auch Stände mit Häppchen geben würde und was diese anboten. Als wir angekommen waren, überließ ich die Übergabe der Preise den Sklaven, da die Preise ohnehin über ein Etikett mit dem Namen ihres Spenders verfügten. 

Ich ließ mir aus dem Wagen helfen und ergriff dann den Arm meines Mannes, der mich herumführte. Wir sahen beiden, wie sich die jungen Leute vor dem Stein mit dem Loch drängten und rätselten, welchen Sinn dieser Stein wohl hatte, als wir die Dorfälteste Ceridwen trafen. "Ja, lass sie uns fragen. Vielleicht bringt es Paaren ja Glück den Stein anzufassen" meinte ich schmunzelnd. Ich lächelte ihr freundlich zu und begrüßte sie mit einem "Salve, Ceridwen"
Es herrschte eine gelassene Stimmung auf dem Fest. Kaum zu glauben, dass vor gerade mal drei Monaten die Legion hier gewütet hatte und für Tränen und leid gesorgt hatte. Die jungen Leute feierten ausgiebig und auch Niamh schien davon anesteckt zu sein. Ich hatte nichts dagegen, dass sie sich lieber den jungen Mädchen anschließen wollte, die die Spieler auf dem Iomaint-Spielfeld bejubelten und anfeuerten. Sie hatte so viel mitmachen müssen. Ein wenig Ablenkung tat ihr gut. Vielleicht würde sie hier in Cheddar endlich das finden, wonach sie so sehr suchte: Liebe, Geborgenheit und eine neue Heimat.

Zufrieden ließ ich meinen Blick über all die fröhlichen Menschen gleiten und hatte selbst dabei ein sanftes Lächeln auf meinen Lippen. Könnte es doch jeden Tag so sein, dachte ich einen Moment. Ein Tag ohne Sorgen, ohne Tränen und ohne die Furcht vor den Soldaten der Legion. Wenn ich daran zurückdachte, wie ich mit dem Furier zu Castra geritten war, dann hatte ich noch immer ein mulmiges Gefühl in meinen Eingeweiden.

Kaum hatte ich an den Furius gedacht, erschien er auch schon in Begleitung einer Frau und einiger seiner Sklaven. Heute hatte er auf seine Toga verzichtet, was ihn vielleicht ein wenig sympathischer erscheinen ließ.

"Salve Furius!" entgegnete ich lächelnd seiner Begrüßung. "Wie du siehst, feiern die Leute heute alle sehr ausgelassen. Sie haben viel dafür getan, um die schlimmen Ereignisse verarbeiten zu können." Vor allen Dingen hatten sich die meisten bewaffnet. Ich hoffte, sie hielten diese Waffen gut versteckt, solange sie nicht gebraucht wurden. Mochte diese Zeit lange andauern!
Furius stellte mir seine Frau vor. Sie war noch sehr jung und hüsch. Auch sie grußte nich freundlich, was ich natürlich erwiderte. "Salve Furia! Ich freue mich, dich kennenzulernen! Ich hoffe, dir gefällt es hier bei uns in Cheddar."

Dem Furius war offenbar unser heiliger Stein in der Dorfmitte aufgefallen. Wahrscheinlich weil sich dort ettliche junge Paare zusannengefunden hatten, um sich dort die Hände hindurchzureichen. Nun wollte er den Sinn dahiner erfahren.

"Oh, das ist keinesfalls ein Mysterium, verehrter Furius! Vielleicht ist dir der Begriff der Handfaste geläufig? Die jungen Paare, die sich durch den heiligen Stein die Hand reichen, gehen dort die Ehe für ein Jahr und einen Tag ein. Wenn die Zeit dann vorüber ist, können sie entscheiden, ob sie sich für immer vermählen oder auseinandergehen wollen." Für Römer war dies sicher unvorstellbar. Ihre Ehen waren meist arrangiert. Oft kannten sich die Ehepartner vorher überhaupt nicht. Nun, das konnte hier nicht so leicht passieren.


RE: Lughnasadh - Louarn - 08-08-2023

(08-08-2023, 01:49 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Die jungen Männer spielten irgendein Spiel. Saturninus versuchte, die Spielregeln zu erraten. Es ging im Großen und Ganzen darum, einen Ball mit einem Schläger in das gegnerische Tor zu bugsieren. Der Furier grinste den Rothaarigen an, der gerade seine Schärpe und seinen Schläger niederlegte:;
"Salve Kamerad", sagte er zu dem Kelten, wobei er doch etwas hochsehen musste: "Wenn du mir sagst, was ich genau zu tun habe, nehme ich deinen Platz ein, wenn ich darf"
Ich hatte mich grade so durch eine Horde kreischender Mädchen durchgezwängt und saß, als auf einmal ein Römer zu mir kam und mich nach den Spielregeln fragte. Ich guckte ihn wahrscheinlich ein bisschen zweifelnd an, denn hier mitspielen zu wollen, ohne zu wissen wie, war schon, nun, nennen wir es mutig. außerdem war er zwei Köpfe kleiner als alle anderen und trug keine Hosen. Und das bei diesem Spiel konnte schon zu interessanten Einblicken führen, die der Mann vielleicht nicht beabsichtigte.
"Ähm, also an Lughnasadh darf prinzipiell jeder an allen Spielen teilnehmen, wenn er freundliche Absichten hat",  sagte ich und guckte kurz an ihm vorbei, dorthin, wo ich Niamh gesehen hatte. sie stand nicht mehr da, und ich hatte die Hoffnung, dass sie mich nicht bemerkt hatte. Trotzdem platzierte ich mich sicherheitshalber so, dass der Römer mich ein bisschen abschirmte und blieb sitzen, anstatt wie sonst aus Höflichkeit aufzustehen. "Normalerweise spielen wir ohne Tunika, damit man nicht aneinander hängen bleibt, aber...das wird schon gehen", meinte ich mit Blick auf seine nackten Beine und reichte ihm meinen Caman. "Mit dem Schläger spielst du den Ball. Entweder hebst du ihn vom Boden auf, oder du balancierst den Ball auf der Platte hier vorne, oder du schlägst ihn, am besten ins Tor oder zu jemandem von deiner Mannschaft. Mit der Hand darfst du den Ball nur aus der Luft fangen, aber werfen und in der Hand behalten sind verboten. Vom Boden aufheben auch. Oder andere Spieler mit der Hand festhalten. Aber ein bisschen rempeln ist in Ordnung, solange niemand verletzt wird. Und die mit roter Schärpe spielen alle zusammen. Mehr ist es eigentlich nicht." Ich glaubte nicht, dass der Römer kreative, keltische Beleidigungen kannte. Ich hoffte, dass er sie nicht verstand, denn die würden ganz sicher kommen. "Aber es kann ziemlich robust zugehen. Sicher, dass du spielen willst?"

(08-08-2023, 08:11 PM)Niamh schrieb: Sie beobachtete ihn, wie er sich bewegte, wie er den kreischenden Mädchen auswich und wie er schließlich über den Haufen gerannt wurde. Sie fragte sich, ob er sie auch gesehen hatte. Sie war sich nicht sicher. Er wollte das Spielfeld verlassen, entledigtre sich seiner roten Schärpe und reichte sie samt seinem Schläger dem Römer, der zuvor mit Ceridwen gesprochen hatte. "Louarn!", sprach sie ihn an. Ihr Herz schlug schneller als sonst und sie fürchtete sich davor, dass er sie einfach stehen lassen würde. "Du bist es wirklich! Ich freue mich sehr, dich zu sehen!"

Ich hatte quasi noch keine endgültige Antwort erhalten, als auf einmal aus dem Nichts Niamh neben dem Römer auftauchte und mich begrüßte. Verdammt. Ich hatte gehofft, dass ich mich unbemerkt davonschleichen konnte, denn nach unserer letzten Begegnung wollte ich wirklich nicht eine Fortsetzung des ganzen. Sie hatte mir gesagt, dass ich ihr Herz gebrochen hatte, und so wie es sich anhörte sogar mehrmals. Und auch, wenn sie gesagt hatte, dass sie mich nicht hasste, war ich mir ziemlich sicher, dass es doch so war.
Dementsprechend unsicher guckte ich wohl auch aus der Wäsche, als sie mich so freudig begrüßte, und war verwirrt. Gerade eben klang sie so, als wären wir alte Freunde, die sich nach Jahren wiedersahen und nun die Gelegenheit nutzen wollten, Geschichten beim Feuer auszutauschen. Ja, sie klang wirklich so, als würde sie sich freuen, mich zu sehen, was aber gar nicht sein konnte. Bei unserem letzten treffen hatte sie geweint. Ich hatte es bemerkt. Natürlich hatte ich es bemerkt. Tränen waren so ziemlich das fieseste, was es gab, das ein Mädchen einsetzen konnte. Zumindest, wenn ich sie gern hatte.
Ich erhob mich jetzt doch, weil es keinen Sinn mehr hatte, mich hinter dem Römer zu verstecken, und stieg einmal über den Baumstamm, um mich nach meinem dahinter liegenden Hemd zu bücken.
"Haia, Niamh", begrüßte ich sie, ohne sie wirklich viel anzusehen, damit sie mir mein schlechtes Gewissen nicht so sehr ansah. "Ja, ich hab gerade ein bisschen gespielt. Ich... Ich wusste, dass Cinead dich nach Cheddar gebracht hat, aber ich wusste nicht, dass du hier geblieben bist. Ich..." Wenn ich jetzt sagte, dass ich nicht gekommen wäre, wenn ich das gewusst hätte, würde es sie wahrscheinlich nur wieder verletzen. Verdammt, ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. "Du siehst wirklich sehr hübsch in dem Kleid aus. Und ich freue mich, dass du wieder ganz gesund bist", sagte ich also stattdessen und überlegte, wie ich jetzt dezent die Flucht antreten könnte, um ihr nicht wieder Schmerzen zu bereiten, weil ich einfach war, wer ich war.


RE: Lughnasadh - Licinianus Owain - 08-09-2023

Es war eine echte Herausforderung gewesen, Aglaia dazu zu bewegen, mich nach Cheddar zu begleiten. Natürlich waren die Erinnerungen an den Tribun immer noch präsent und natürlich hatte ich auch Verständnis für ihre Angst. Aber ich hatte ihr versprochen, dass das Fest ein friedvolles Fest werden würde. Dass sich alle Verantwortlichen die größte Mühe gegeben hatten, dass es keinen Anlass für irgendwelche Zwischenfälle gäbe. Außerdem, so erzählte ich ihr, sei sie wahrscheinlich nicht die einzige Römerin, die zum Fest käme. Sie musste also auch nicht fürchten, von einer wilden Horde Barbaren an die keltischen Götter verfüttert zu werden. Nein, ich versprach ihr, es würde ein netter und entspannter Nachmittag in Cheddar werden und wenn sie wollte, konnten wir auch schon bei Einbruch der Dunkelheit wieder in Iscalis zurück sein. Wie immer schwor ich ihr, ich würde sie mit meinem Leben beschützen und würde nicht einmal einen schrägen Blick auf sie zulassen.
Was ich ihr nicht erzählt hatte, war die Sache mit dem heiligen Stein. Das war ja auch schwer zu erklären. Bei den Römern musste ja alles penibel genau mit Urkunden und so sein. Wir Kelten waren da wesentlich entspannter und machten nicht aus einer Fliege einen riesigen zähnefletschenden Braunbären.

Schon Wochen vor dem Fest hatte ich allerhand Schmuck, aber auch nützliche Dinge, wie zum Beispiel Gewandfibeln, Gürtelschnallen oder Haarnadeln hergestellt, die ich am Fest zu verkaufen gedachte. Da ich nicht den ganzen Tag an meinem Verkaufsstand sitzen wollte, während Aglaia sich zu Tode langweilte oder mit fremden Männern flirtete, hatte ich mir einen Gehilfen engagiert, dem ich vertraute und der die meiste Zeit an meinem Stand saß und sie bronzenen und Silbernen Stücke an den Mann oder die Frau bringen sollte. Für Aglaia wartete natürlich eine besondere Überraschung an meinem Verkaufsstand. In einem Kästchen, welches nicht zum Verkauf stand, befand sich ein silberner Halsreif aus ineinander verkordelten Drähten im Mittelteil und zwei Köpfen, die mit Doppelspiralen verziert waren. Dabei lagen noch ein Paar Ohrringe, die die Form von Triskelen hatten.




(08-08-2023, 01:49 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Deirdre war noch schöner geworden, seit sie frei war, als sei sie jetzt erst so recht erblüht. Sie trug Aidan bei sich. Saturninus lächelte versonnen, als er Beide sah. Er würde Mutter und Kind bald einmal wieder besuchen. Doch jetzt in Serenas Gesellschaft grüßte er sie nur, so wie ein Patron seine Klientin eben grüßte:
"Da ist Furiana Deirdre, die Sklavin, die ich kürzlich freigelassen habe. Sie lebt jetzt in Cheddar", erklärte er Serena:
"Schau dich nur um. Die Kelten machen hübsches Kunsthandwerk. Ihre figürlichen Darstellungen sind zwar eher zum Fürchten, doch ihre Muster auf Gürtelschnallen und ihr Schmuck sind sehr schön"
Er hob an einem Stand eine Kette hoch, die geschmiedet war wie ineinander verschlungene Zweige.


"Du wirst sehen, wir werden heute viel Spaß haben!" redete ich ihr gut zu, als wir endlich nach dem Ritt auf dem Maultier das Dorf und die Schmiede erreicht hatten. Ich half ihr beim Absteigen und machte das Maultier an seinem üblichen Platz fest. Dort fand es immer etwas Heu zum fressen. "Komm, lass uns zum Fest gehen! Du wirst staunen, was es dort alles gibt!" meinte ich noch und nahm sie bei der Hand. Nach kurzer Zeit erreichten wir die Dorfmitte, wo sich die jungen Leute um den heiligen Stein drängten. Der gebratene Ochse am Spieß roch auch schon ganz verlockend und von weitem erahnte man schon die Rufe der Zuschauer, die die Iomaintspieler anfeuerten oder sich die anderen Wettbewerbe anschauten. Doch zunächst führte ich sie zu meinem Stand. Dort stand bereits Dylan, so hieß mein Gehilfe, und wartete auf Kundschaft. Ich begrüßte ihn freundlich und stellte ihn Aglaia vor. "Das ist Dylan, Liebes. Er kümmert sich heute um meinen Stand." Dylan war ein netter und hilfsbereiter Kerl, der in der Nachbarschaft der Schmiede wohnte, und dem ich gelegentlich auch einige Reparaturen umsonst gemacht hatte. Dafür wollte er sich heute revanchieren. "Schau nur, was ich alles in den letzten Wochen gemacht habe!" In der Auslage lagen hauptsächlich Fibeln und Haarnadeln mit Spiralen als Verzierungen. Ein paar Ohrringe gab es und einige Anhänger und Gürtelschnallen für die Männer. "Gefällt dir das?" fragte ich gespannt.


RE: Lughnasadh - Tiberius Furius Saturninus - 08-10-2023

(08-08-2023, 05:00 PM)Furia Serena schrieb: Ich hatte mich für dieses rustikale Sommerfest einfach und bescheiden in warmen Gelb- und Orangetönen gekleidet ohne viel Schmuck und mit einem einfachen geflochtenen Zopf, den ich als Knoten festgesteckt hatte. Es geziemte sich nicht vor dem einfachen Volk mit Gold und Seide zu protzen und bewies Volksnähe fand ich. Als Schmuck hatte ich nur das rötliche Korallenarmband und die dazu passende Kette meiner Mutter ausgewählt. 

Die Sklaven hatten mir eine gepolsterte Ecke in dem offenen Wagen hergerichtet, mit dem wir nach Cheddar gefahren waren. In dem offenen Wagen befanden sich auch noch die anderen Sklaven, die am hinteren Ende die Beine über den Rand baumeln ließen sowie einem quadratischen Holzkäfig mit zwei prächtigen, fetten Gänsen und zwei Körben aus Weidezweigen mit Leckereien aus unserem Haushalt, die man in der Regel nur auf der Tafel eines Reichen fand. 

Es gab Honig von unseren Bienenstöcken, Garum und Defrutum, eingelegte Oliven und Marmelade aus Quitten und Zitronen nach griechischer Art. Aber auch geräucherter Fisch, Käse und Blutwurst sowie feines, weißes Weizenbrot und ein kleiner Block Salz befand sich in den großen Körben. Wer auch immer diese Preise gewann, würde sich über ein vorzügliches Festmahl freuen können oder man konnte die Gänse natürlich auch als Zuchtvieh nutzen. 

In meiner Heimat Dumnonia war ausgelassenes Gänseschmalz auf frischem Brot mit einer Prise Salz eine Delikatesse, bei der mir gleich das Wasser im Mund zusammenlief. Traditionell wurden die Gänse später im Jahr geschlachtet und über den Winter gegessen. Ich war schon gespannt, ob es hier wohl auch Stände mit Häppchen geben würde und was diese anboten. Als wir angekommen waren, überließ ich die Übergabe der Preise den Sklaven, da die Preise ohnehin über ein Etikett mit dem Namen ihres Spenders verfügten. 

Ich ließ mir aus dem Wagen helfen und ergriff dann den Arm meines Mannes, der mich herumführte. Wir sahen beiden, wie sich die jungen Leute vor dem Stein mit dem Loch drängten und rätselten, welchen Sinn dieser Stein wohl hatte, als wir die Dorfälteste Ceridwen trafen. "Ja, lass sie uns fragen. Vielleicht bringt es Paaren ja Glück den Stein anzufassen" meinte ich schmunzelnd. Ich lächelte ihr freundlich zu und begrüßte sie mit einem "Salve, Ceridwen"

(08-08-2023, 09:30 PM)Ceridwen schrieb: Es herrschte eine gelassene Stimmung auf dem Fest. Kaum zu glauben, dass vor gerade mal drei Monaten die Legion hier gewütet hatte und für Tränen und leid gesorgt hatte. Die jungen Leute feierten ausgiebig und auch Niamh schien davon anesteckt zu sein. Ich hatte nichts dagegen, dass sie sich lieber den jungen Mädchen anschließen wollte, die die Spieler auf dem Iomaint-Spielfeld bejubelten und anfeuerten. Sie hatte so viel mitmachen müssen. Ein wenig Ablenkung tat ihr gut. Vielleicht würde sie hier in Cheddar endlich das finden, wonach sie so sehr suchte: Liebe, Geborgenheit und eine neue Heimat.

Zufrieden ließ ich meinen Blick über all die fröhlichen Menschen gleiten und hatte selbst dabei ein sanftes Lächeln auf meinen Lippen. Könnte es doch jeden Tag so sein, dachte ich einen Moment. Ein Tag ohne Sorgen, ohne Tränen und ohne die Furcht vor den Soldaten der Legion. Wenn ich daran zurückdachte, wie ich mit dem Furier zu Castra geritten war, dann hatte ich noch immer ein mulmiges Gefühl in meinen Eingeweiden.

Kaum hatte ich an den Furius gedacht, erschien er auch schon in Begleitung einer Frau und einiger seiner Sklaven. Heute hatte er auf seine Toga verzichtet, was ihn vielleicht ein wenig sympathischer erscheinen ließ.

"Salve Furius!" entgegnete ich lächelnd seiner Begrüßung. "Wie du siehst, feiern die Leute heute alle sehr ausgelassen. Sie haben viel dafür getan, um die schlimmen Ereignisse verarbeiten zu können." Vor allen Dingen hatten sich die meisten bewaffnet. Ich hoffte, sie hielten diese Waffen gut versteckt, solange sie nicht gebraucht wurden. Mochte diese Zeit lange andauern!
Furius stellte mir seine Frau vor. Sie war noch sehr jung und hüsch. Auch sie grußte nich freundlich, was ich natürlich erwiderte. "Salve Furia! Ich freue mich, dich kennenzulernen! Ich hoffe, dir gefällt es hier bei uns in Cheddar."

Dem Furius war offenbar unser heiliger Stein in der Dorfmitte aufgefallen. Wahrscheinlich weil sich dort ettliche junge Paare zusannengefunden hatten, um sich dort die Hände hindurchzureichen. Nun wollte er den Sinn dahiner erfahren.

"Oh, das ist keinesfalls ein Mysterium, verehrter Furius! Vielleicht ist dir der Begriff der Handfaste geläufig? Die jungen Paare, die sich durch den heiligen Stein die Hand reichen, gehen dort die Ehe für ein Jahr und einen Tag ein. Wenn die Zeit dann vorüber ist, können sie entscheiden, ob sie sich für immer vermählen oder auseinandergehen wollen." Für Römer war dies sicher unvorstellbar. Ihre Ehen waren meist arrangiert. Oft kannten sich die Ehepartner vorher überhaupt nicht. Nun, das konnte hier nicht so leicht passieren.

"Ich überlasse dir die von uns gestifteten Preise für die Sieger der Wettkämpfe, werte Dorfälteste", sagte Saturninus und deutete den Wagen, den die Sklaven gerade abluden: 
"Furia Serena hat die Preise persönlich ausgesucht. Zwei gemästete Gänse  und Körbe mit Honig von unseren Bienenstöcken, Garum und Defrutum, eingelegte Oliven und Marmelade aus Quitten und Zitronen nach griechischer Art, sowie geräucherter Fisch, Blutwurst sowie feines, weißes Weizenbrot und ein kleiner Block Salz. Meine Frau hat unseren Gutshof förmlich geplündert", er lachte ein wenig und sagte dann mit einem warmen Blick aus seinen dunklen Augen:
"Es freut mich, zu sehen wie Cheddar wieder aufblüht"
Die Dorfälteste sollte wissen, dass er seine Aufgaben als Patron überaus ernst nahm. 
Als Ceridwen ihnen erklärte, was es mit der Handfaste auf sich hatte, kratzte er sich jedoch am Kopf:  "Willigen die Väter der jungen Frauen da immer ein? Anderseits: So kauft keiner die Katze im Sack", er grinste ein wenig verlegen. Er selbst würde nur eine Patrizierin und die auf korrekte Weise heiraten wollen, damit die Kinder aus einer legitimen Ehe stammten:
"Und wessen Kinder sind es, wenn Kinder gezeugt werden?"

(08-09-2023, 03:29 PM)Owain schrieb: Schon Wochen vor dem Fest hatte ich allerhand Schmuck, aber auch nützliche Dinge, wie zum Beispiel Gewandfibeln, Gürtelschnallen oder Haarnadeln hergestellt, die ich am Fest zu verkaufen gedachte. Da ich nicht den ganzen Tag an meinem Verkaufsstand sitzen wollte, während Aglaia sich zu Tode langweilte oder mit fremden Männern flirtete, hatte ich mir einen Gehilfen engagiert, dem ich vertraute und der die meiste Zeit an meinem Stand saß und sie bronzenen und Silbernen Stücke an den Mann oder die Frau bringen sollte. Für Aglaia wartete natürlich eine besondere Überraschung an meinem Verkaufsstand. In einem Kästchen, welches nicht zum Verkauf stand, befand sich ein silberner Halsreif aus ineinander verkordelten Drähten im Mittelteil und zwei Köpfen, die mit Doppelspiralen verziert waren. Dabei lagen noch ein Paar Ohrringe, die die Form von Triskelen hatten.

.....Dort stand bereits Dylan, so hieß mein Gehilfe, und wartete auf Kundschaft. Ich begrüßte ihn freundlich und stellte ihn Aglaia vor. "Das ist Dylan, Liebes. Er kümmert sich heute um meinen Stand." Dylan war ein netter und hilfsbereiter Kerl, der in der Nachbarschaft der Schmiede wohnte, und dem ich gelegentlich auch einige Reparaturen umsonst gemacht hatte. Dafür wollte er sich heute revanchieren.

Saturninus kannte Dylan nicht, doch Owain, den Kunstschmied, erkannte er. Er nickte ihm freundlich zu und wandte sich dann an Furia Serena: " Er hier ist ein Kunstschmied namens Owen. Suche dir ruhig etwas Hübsches aus, meine Gemahlin"
Das Owain Aglaias Sklave war, erwähnte er nicht. Das war irrelevant , und Aglaia war auch eher kein Thema für die sittsamen Öhrchen von Serena. 
Und dann fragte er Owain: " Meinst du, du bist fähig,  auch etwas in römischem Stil zu schmieden? Wenn ja, hätte ich zwei größere Aufträge für Dich"
Mit dessen Eigentümerin Liciniana Aglaia würde er sich bestimmt einigen, da diese Aufträge auch Owain zu Gute kommen würden. Er würde sich einen Namen machen.  

(08-08-2023, 10:18 PM)Louarn schrieb: Ich hatte mich grade so durch eine Horde kreischender Mädchen durchgezwängt und saß, als auf einmal ein Römer zu mir kam und mich nach den Spielregeln fragte. Ich guckte ihn wahrscheinlich ein bisschen zweifelnd an, denn hier mitspielen zu wollen, ohne zu wissen wie, war schon, nun, nennen wir es mutig. außerdem war er zwei Köpfe kleiner als alle anderen und trug keine Hosen. Und das bei diesem Spiel konnte schon zu interessanten Einblicken führen, die der Mann vielleicht nicht beabsichtigte.
"Ähm, also an Lughnasadh darf prinzipiell jeder an allen Spielen teilnehmen, wenn er freundliche Absichten hat",  sagte ich und guckte kurz an ihm vorbei, dorthin, wo ich Niamh gesehen hatte. sie stand nicht mehr da, und ich hatte die Hoffnung, dass sie mich nicht bemerkt hatte. Trotzdem platzierte ich mich sicherheitshalber so, dass der Römer mich ein bisschen abschirmte und blieb sitzen, anstatt wie sonst aus Höflichkeit aufzustehen. "Normalerweise spielen wir ohne Tunika, damit man nicht aneinander hängen bleibt, aber...das wird schon gehen", meinte ich mit Blick auf seine nackten Beine und reichte ihm meinen Caman. "Mit dem Schläger spielst du den Ball. Entweder hebst du ihn vom Boden auf, oder du balancierst den Ball auf der Platte hier vorne, oder du schlägst ihn, am besten ins Tor oder zu jemandem von deiner Mannschaft. Mit der Hand darfst du den Ball nur aus der Luft fangen, aber werfen und in der Hand behalten sind verboten. Vom Boden aufheben auch. Oder andere Spieler mit der Hand festhalten. Aber ein bisschen rempeln ist in Ordnung, solange niemand verletzt wird. Und die mit roter Schärpe spielen alle zusammen. Mehr ist es eigentlich nicht." Ich glaubte nicht, dass der Römer kreative, keltische Beleidigungen kannte. Ich hoffte, dass er sie nicht verstand, denn die würden ganz sicher kommen. "Aber es kann ziemlich robust zugehen. Sicher, dass du spielen willst?"

Saturninus bückte sich und machte einen seitlichen Knoten in seine Tunika, so dass er sie überm Knie raffte: "So besser?", fragte er, nahm den Schläger und probierte es ein wenig aus mit dem Ball. Es war nicht so einfach, wie es aussah, es ging um Geschicklichkeit, aber es gelang ihm, den Ball vom Boden aufzuheben und zu balancieren, in die Luft zu schlagen und wieder aufzufangen:
"Ich werde mein Glück versuchen", lachte er und band sich noch  die Schärpe um. Der Rothaarige sprach gut Latein:
"Bist du aus Cheddar? Wenn man Patron einer Ortschaft oder eines Landstrichs ist, verliert man mal rasch die Übersicht, das ist der Nachteil. Ich bin Furius Saturninus und Du? Selbstverständlich scheut kein Römer je eine Herausforderung - doch ihr seid wirklich alle sehr groß und kräftig. Löst du mich bitte wieder ab, wenn ich Dich um Hilfe anrufe?"
Sport war für den Furius etwas anderes als das gewöhnliche Leben. Hier waren sie alle gleich. Saturninus redete auch mit Wagenlenkern, selbst wenn sie Sklaven waren, ungezwungen,  und das tat er auch mit Britanniern.


RE: Lughnasadh - Liciniana Aglaia - 08-10-2023

(08-09-2023, 03:29 PM)Owain schrieb: "Du wirst sehen, wir werden heute viel Spaß haben!" redete ich ihr gut zu, als wir endlich nach dem Ritt auf dem Maultier das Dorf und die Schmiede erreicht hatten. Ich half ihr beim Absteigen und machte das Maultier an seinem üblichen Platz fest. Dort fand es immer etwas Heu zum fressen. "Komm, lass uns zum Fest gehen! Du wirst staunen, was es dort alles gibt!" meinte ich noch und nahm sie bei der Hand. Nach kurzer Zeit erreichten wir die Dorfmitte, wo sich die jungen Leute um den heiligen Stein drängten. Der gebratene Ochse am Spieß roch auch schon ganz verlockend und von weitem erahnte man schon die Rufe der Zuschauer, die die Iomaintspieler anfeuerten oder sich die anderen Wettbewerbe anschauten. Doch zunächst führte ich sie zu meinem Stand. Dort stand bereits Dylan, so hieß mein Gehilfe, und wartete auf Kundschaft. Ich begrüßte ihn freundlich und stellte ihn Aglaia vor. "Das ist Dylan, Liebes. Er kümmert sich heute um meinen Stand." Dylan war ein netter und hilfsbereiter Kerl, der in der Nachbarschaft der Schmiede wohnte, und dem ich gelegentlich auch einige Reparaturen umsonst gemacht hatte. Dafür wollte er sich heute revanchieren. "Schau nur, was ich alles in den letzten Wochen gemacht habe!" In der Auslage lagen hauptsächlich Fibeln und Haarnadeln mit Spiralen als Verzierungen. Ein paar Ohrringe gab es und einige Anhänger und Gürtelschnallen für die Männer. "Gefällt dir das?" fragte ich gespannt.
Nein, ich fühlte mich nicht wirklich wohl, nach Cheddar zurück zu kehren. Owain hatte mir aber bestimmt tagelang versichert, wie sicher und toll es sein würde und wie sehr er sich freuen würde, wenn ich mit ihm mitkäme, dass ich mich irgendwann hatte breitschlagen lassen. Da ich ihm den Tag nicht verderben wollte, hielt ich mich auch tapfer und versuchte, meine Gefühle nicht nach außen zu tragen. Aber in mir drin wurde es mit jedem Schritt des Maultieres schlimmer, als wir uns dem Dorf näherten.
Ich erinnerte mich noch, wie wir hier weggeritten waren, zurück nach Iscalis. Da, an diesem Haus dort, hatten die Barbaren der Legion mit Blut ihre Botschaft geschrieben. Inzwischen war die Wand wieder sauber und mit frischem Kalk weiß getüncht. Wir ritten daran vorbei, auch wenn mein Blick dort noch ein wenig verweilte. Als wir auf die schmiede zuritten, versteifte ich mich und konnte es nicht unterdrücken. Ich fragte mich, wie Owain dort arbeiten konnte. Allein bei dem Gedanken, das Haus zu betreten, drehte sich mir der Magen um. Und die noch immer anhaltende Schwangerschaftsübelkeit machte das ganze nicht besser.

Ich ließ mir vom Maultier helfen und schaute mich um. Überall waren lachende Gesichter, als hätte es den Überfall nie gegeben. Ich schluckte und setzte ein leichtes Lächeln auf. Meine Gefühle nicht zu zeigen, darin war ich trainiert. Nein, eine Hetäre empfand weder Abscheu, noch Ekel – oder wenn, nur absichtlich in wohlmeinenden Dosen – und bestimmt auch keine Angst. Sie lächelte und war witzig und charmant. Das war meine Rolle. Also, auf ins Gefecht!
Ich hakte mich bei Owain ein und fühlte mich definitiv zu schick angezogen für heute. Oh, viele Leute hatten sich auch rausgeputzt mit schönen, bunten Kleidern. Ganz viele Frauen wie Männer trugen gestreifte oder karierte Muster – etwas, das es in der römischen Mode nicht gab. Aber trotzdem stach ich wohl mit meinem hellgrünen Seidenkleid mit der weißen Seidenuntertunika, die hier und da durch das Kleid blitzte, heraus. Ich hätte vielleicht doch irgendwas, nunja, häßlicheres anziehen sollen. Aber es war ein Fest, und wenn ich schon mitkam, wollte ich mich wenigstens in meiner Kleidung sicher fühlen. Männer legten Schienenpanzer oder Kettenhemd an, ich Seide und Kothurnen.

Owain versuchte noch einmal, mich aufzumuntern und mir zu versichern, wie lustig das alles werden würde. Ich sah mich leicht um und entdeckte Furius Saturninus. Ich war mir nicht sicher, ob er mich sah, aber ich nickte dennoch in seine Richtung. Auch wenn er mich hatte fallen lassen, sobald er von meiner Schwangerschaft erfahren hatte. Aber ich war Profi, ich nahm so etwas nicht übel. Nicht besonders, zumindest. Und vielleicht überlegte er es sich ja noch einmal anders, wenngleich zumindest nackt manchmal schon der leichte Ansatz eines Bauches bisweilen zu erkennen war.
Eigentlich hätte ich Owain auch schon längst heiraten sollen. Also, vor Zeugen verkünden sollen, dass er und ich zusammen gehörten. Und ihn dazu auch freilassen. Den entsprechenden Brief hatte ich sogar schon vor Wochen aufgesetzt, aber irgendwie hatte ich Angst, was passieren würde, wenn ich ihn Owain wirklich gab. Und ich hatte noch keine Ahnung, wie und wo ich die Steuer deswegen zahlen sollte. Also schob ich es vor mir her.

Jetzt schob Owain aber erst einmal mich vor sich her, und zwar wortwörtlich. Er schob mich in Richtung eines Standes, wo er mir einen Dillan vorstellte, der wohl für ihn arbeitete, was mich dementsprechend verwundert gucken ließ für einen Moment. Aber er lenkte mich dann auch schnell mit schmuckstücken ab, die er gefertigt hatte.
Und er konnte wohl wirklich schmieden, denn die Teile sahen alle wirklich hübsch aus. Etwas barbarisch mit den vielen Spiralen und all dem, aber trotzdem hübsch. Ich nahm eine Haarnadel in die Hand und besah mir den lustigen Kopf. “Muss ich eifersüchtig sein, dass ich die versprochene Halskette noch nicht bekommen habe?“, neckte ich ihn und erinnerte ihn an unsere erste Begegnung auf dem Sklavenmarkt, ehe ich mir die Haarnadel einfach in meine Frisur steckte, so dass sie halb in meinem schwarzen Haar verschwand, der lustige Kopf aber noch heraussah und in der Sonne blinkte.


(08-10-2023, 02:13 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Saturninus kannte Dylan nicht, doch Owain, den Kunstschmied, erkannte er. Er nickte ihm freundlich zu und wandte sich dann an Furia Serena: " Er hier ist ein Kunstschmied namens Owen. Suche dir ruhig etwas Hübsches aus, meine Gemahlin"
Das Owain Aglaias Sklave war, erwähnte er nicht. Das war irrelevant , und Aglaia war auch eher kein Thema für die sittsamen Öhrchen von Serena. 
Und dann fragte er Owain: " Meinst du, du bist fähig,  auch etwas in römischem Stil zu schmieden? Wenn ja, hätte ich zwei größere Aufträge für Dich"
Mit dessen Eigentümerin Liciniana Aglaia würde er sich bestimmt einigen, da diese Aufträge auch Owain zu Gute kommen würden. Er würde sich einen Namen machen.  

Aber offensichtlich hatte Saturninus mich gesehen, denn er kam zu uns herüber und sprach Owain an. Sollte ich beleidigt sein, dass er mich nicht grüßte? Vermutlich nicht, denn seine Frau war in der Nähe. Trotzdem fühlte es sich seltsam an. Aber ich lächelte ihm freundlich zu und zog mich einen Schritt zurück, um mir die Auslage weiter anzusehen, damit ich nicht bei dem Gespräch über einen Auftrag störte.


RE: Lughnasadh - Ceridwen - 08-10-2023

(08-10-2023, 02:13 PM)Tiberius Furius Saturninus"Ich überlasse dir die von uns gestifteten Preise für die Sieger der Wettkämpfe, werte Dorfälteste", sagte Saturninus und deutete den Wagen, den die Sklaven gerade abluden: schrieb: "Furia Serena hat die Preise persönlich ausgesucht. Zwei gemästete Gänse  und Körbe mit Honig von unseren Bienenstöcken, Garum und Defrutum, eingelegte Oliven und Marmelade aus Quitten und Zitronen nach griechischer Art, sowie geräucherter Fisch, Blutwurst sowie feines, weißes Weizenbrot und ein kleiner Block Salz. Meine Frau hat unseren Gutshof förmlich geplündert", er lachte ein wenig und sagte dann mit einem warmen Blick aus seinen dunklen Augen:
"Es freut mich, zu sehen wie Cheddar wieder aufblüht"
Die Dorfälteste sollte wissen, dass er seine Aufgaben als Patron überaus ernst nahm. 
Als Ceridwen ihnen erklärte, was es mit der Handfaste auf sich hatte, kratzte er sich jedoch am Kopf:  "Willigen die Väter der jungen Frauen da immer ein? Anderseits: So kauft keiner die Katze im Sack", er grinste ein wenig verlegen. Er selbst würde nur eine Patrizierin und die auf korrekte Weise heiraten wollen, damit die Kinder aus einer legitimen Ehe stammten:
"Und wessen Kinder sind es, wenn Kinder gezeugt werden?"
Der Römer hatte einen vollgeladenen Wagen mit Geschenken mitgebracht, die als Preise für die Wettbewerbe gedacht waren. Furius ließ sich sein Patronat einiges kosten und er scheute sich nicht, dies immer wieder zu unterstreichen. Er hatte seinen Gutshof geplündert und jede Menge Delikatessen mitgebracht, von denen die meisten hier nur träumen konnten. 
"Verehrter Furius, es freut mich sehr, dass du uns so wohlwollend bedacht hast! Mit deiner Hilfe konnten wir schon die meisten Schäden beheben. Mit dem heutigen Fest kehrt vielleicht auch wieder ein wenig Freude und Zuversicht in die Herzen der Menschen zurück." entgegnete ich ihm. Auch wenn es nicht jedem passte, dass sich der der Römer hier so engagierte. Manchen war das einfach suspekt und sie fürchteten, dass er sie eines Tages zu Dingen verpflichten würde, die sie nicht wollten.

Im Gegensatz zu den meisten seiner Landsleuten, schien er ein wirkliches Interesse an unseren Bräuchen und Traditionen zu haben. So beließ er es nicht mit meinen Erklärungen, sondern fragte nach. "Oh, nicht die Väter, sondern die jungen Leute finden sich selbst und willigen der Handfaste ein. Die jungen Frauen entscheiden selbst und erwählen sich ihren Mann. Zumindest ist es so bei den einfachen Leuten. In den höheren Kreisen hat man familiäre Verbindungen auch als politisches Mittel genutzt. Doch auch hier haben die Frauen ein Mitspracherecht." Auch wenn er nun verlegen grinste, hatte ich damit  sicher sein Weltbild erschüttert, nahm ich an. Eine weitere Frage drehte sich um die Kinder, die während der Handfaste entstanden. Dabei war die Antwort doch so naheliegend! "Die Kinder bleiben natürlich bei der Mutter, falls sich das Paar trennen sollte," sagte ich und zuckte mit den Schultern.


RE: Lughnasadh - Licinianus Owain - 08-10-2023

(08-10-2023, 02:13 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Saturninus kannte Dylan nicht, doch Owain, den Kunstschmied, erkannte er. Er nickte ihm freundlich zu und wandte sich dann an Furia Serena: " Er hier ist ein Kunstschmied namens Owen. Suche dir ruhig etwas Hübsches aus, meine Gemahlin"
Das Owain Aglaias Sklave war, erwähnte er nicht. Das war irrelevant , und Aglaia war auch eher kein Thema für die sittsamen Öhrchen von Serena. 
Und dann fragte er Owain: " Meinst du, du bist fähig,  auch etwas in römischem Stil zu schmieden? Wenn ja, hätte ich zwei größere Aufträge für Dich"
Mit dessen Eigentümerin Liciniana Aglaia würde er sich bestimmt einigen, da diese Aufträge auch Owain zu Gute kommen würden. Er würde sich einen Namen machen.  
(08-10-2023, 02:31 PM)Liciniana Aglaia schrieb: Nein, ich fühlte mich nicht wirklich wohl, nach Cheddar zurück zu kehren. Owain hatte mir aber bestimmt tagelang versichert, wie sicher und toll es sein würde und wie sehr er sich freuen würde, wenn ich mit ihm mitkäme, dass ich mich irgendwann hatte breitschlagen lassen. Da ich ihm den Tag nicht verderben wollte, hielt ich mich auch tapfer und versuchte, meine Gefühle nicht nach außen zu tragen. Aber in mir drin wurde es mit jedem Schritt des Maultieres schlimmer, als wir uns dem Dorf näherten.
Ich erinnerte mich noch, wie wir hier weggeritten waren, zurück nach Iscalis. Da, an diesem Haus dort, hatten die Barbaren der Legion mit Blut ihre Botschaft geschrieben. Inzwischen war die Wand wieder sauber und mit frischem Kalk weiß getüncht. Wir ritten daran vorbei, auch wenn mein Blick dort noch ein wenig verweilte. Als wir auf die schmiede zuritten, versteifte ich mich und konnte es nicht unterdrücken. Ich fragte mich, wie Owain dort arbeiten konnte. Allein bei dem Gedanken, das Haus zu betreten, drehte sich mir der Magen um. Und die noch immer anhaltende Schwangerschaftsübelkeit machte das ganze nicht besser.

Ich ließ mir vom Maultier helfen und schaute mich um. Überall waren lachende Gesichter, als hätte es den Überfall nie gegeben. Ich schluckte und setzte ein leichtes Lächeln auf. Meine Gefühle nicht zu zeigen, darin war ich trainiert. Nein, eine Hetäre empfand weder Abscheu, noch Ekel – oder wenn, nur absichtlich in wohlmeinenden Dosen – und bestimmt auch keine Angst. Sie lächelte und war witzig und charmant. Das war meine Rolle. Also, auf ins Gefecht!
Ich hakte mich bei Owain ein und fühlte mich definitiv zu schick angezogen für heute. Oh, viele Leute hatten sich auch rausgeputzt mit schönen, bunten Kleidern. Ganz viele Frauen wie Männer trugen gestreifte oder karierte Muster – etwas, das es in der römischen Mode nicht gab. Aber trotzdem stach ich wohl mit meinem hellgrünen Seidenkleid mit der weißen Seidenuntertunika, die hier und da durch das Kleid blitzte, heraus. Ich hätte vielleicht doch irgendwas, nunja, häßlicheres anziehen sollen. Aber es war ein Fest, und wenn ich schon mitkam, wollte ich mich wenigstens in meiner Kleidung sicher fühlen. Männer legten Schienenpanzer oder Kettenhemd an, ich Seide und Kothurnen.

Owain versuchte noch einmal, mich aufzumuntern und mir zu versichern, wie lustig das alles werden würde. Ich sah mich leicht um und entdeckte Furius Saturninus. Ich war mir nicht sicher, ob er mich sah, aber ich nickte dennoch in seine Richtung. Auch wenn er mich hatte fallen lassen, sobald er von meiner Schwangerschaft erfahren hatte. Aber ich war Profi, ich nahm so etwas nicht übel. Nicht besonders, zumindest. Und vielleicht überlegte er es sich ja noch einmal anders, wenngleich zumindest nackt manchmal schon der leichte Ansatz eines Bauches bisweilen zu erkennen war.
Eigentlich hätte ich Owain auch schon längst heiraten sollen. Also, vor Zeugen verkünden sollen, dass er und ich zusammen gehörten. Und ihn dazu auch freilassen. Den entsprechenden Brief hatte ich sogar schon vor Wochen aufgesetzt, aber irgendwie hatte ich Angst, was passieren würde, wenn ich ihn Owain wirklich gab. Und ich hatte noch keine Ahnung, wie und wo ich die Steuer deswegen zahlen sollte. Also schob ich es vor mir her.

Jetzt schob Owain aber erst einmal mich vor sich her, und zwar wortwörtlich. Er schob mich in Richtung eines Standes, wo er mir einen Dillan vorstellte, der wohl für ihn arbeitete, was mich dementsprechend verwundert gucken ließ für einen Moment. Aber er lenkte mich dann auch schnell mit schmuckstücken ab, die er gefertigt hatte.
Und er konnte wohl wirklich schmieden, denn die Teile sahen alle wirklich hübsch aus. Etwas barbarisch mit den vielen Spiralen und all dem, aber trotzdem hübsch. Ich nahm eine Haarnadel in die Hand und besah mir den lustigen Kopf. “Muss ich eifersüchtig sein, dass ich die versprochene Halskette noch nicht bekommen habe?“, neckte ich ihn und erinnerte ihn an unsere erste Begegnung auf dem Sklavenmarkt, ehe ich mir die Haarnadel einfach in meine Frisur steckte, so dass sie halb in meinem schwarzen Haar verschwand, der lustige Kopf aber noch heraussah und in der Sonne blinkte.

Aber offensichtlich hatte Saturninus mich gesehen, denn er kam zu uns herüber und sprach Owain an. Sollte ich beleidigt sein, dass er mich nicht grüßte? Vermutlich nicht, denn seine Frau war in der Nähe. Trotzdem fühlte es sich seltsam an. Aber ich lächelte ihm freundlich zu und zog mich einen Schritt zurück, um mir die Auslage weiter anzusehen, damit ich nicht bei dem Gespräch über einen Auftrag störte.

Ich wusste, dass jeder Schritt, den Aglaia hier tat, eine Herausforderung für sie war. Gerade jetzt, wo sie doch unser Kind trug. Aber ich hoffte, wenn sie erst einmal auf dem Fest war und die Menschen dort sah, wie sie ausgelassen feierten, dass auch ein wenig von der Leichtigkeit auf sie überspringen würde. Dabei sah Aglaia heute wieder atemberaubend aus. Sie hatte ein hübsches grünes Kleid. Natürlich war es nicht aus Wollstoff gemacht, wie es hier bei uns Einheimischen üblich war. Es war aus Seide. Aglaia hatte mir erklärt, dass diese Seide von sehr weit her gekommen war und dass der Stoff furchtbar teuer gewesen war. Aber eines hatte ich ihr nicht so wirklich abgenommen, denn sie wollte mir weiß machen, dass die Fäden dieser Seide von Raupen hergestellt wurden.

Ich führte Aglaia direkt an meinen Stand. Sie besah sich die Stücke, die ich gefertigt hatte. Ich war mir sicher, dass sie ihr gefielen. Wahrscheinlich empfand sie die Stücke etwas fremdartig, weil sie ganz anders aussahen, wie ihr römischer Schmuck. Aglaia suchte sich eine der Haarnadeln aus, deren Kopf ein stilisierter Vogel war. Dann erinnerte sie mich scherzhaft an mein Versprechen, dass ich ihr auf dem Sklavenmarkt gegeben hatte. Sie fragte mich nach der Halskette, die ich ihr versprochen hatte, nichtsahnend, dass ich es ihr gleich schenken wollte. Ich warf Dylan einen verschwörerischen Blick zu, so dass der gleich schon wusste, dass er mir das Kästchen reichen sollte.

Aglaia hatte sich inzwischen die Haarnadel in ihr Haar gesteckt, in dem die bronzene Nadel einen hübschen Kontrast zu ihrem schwarzen Haar bildete. "Die Nadel steht dir sehr gut. Aber schau hier." Ich reichte ihr das Kästchen und war gespannt darauf, was sie sagen würde, wenn sie es öffnete, denn darin befanden sich der Halsreif und die Ohrringe, die ich für sie gemacht hatte. "Es ist zwar keine Halskette, dafür aber ein Torques. Und als Entschädigung dafür habe ich dir auch noch ein paar Ohrringe gemacht. Nur die Frauen von hohem Stand tragen bei uns solche Halsreife.“ erklärte ich ihr lächelnd.

Während ich Aglaia beschenkte, hatte ich wenig Beachtung für die Geschäftigkeit um uns herum. So war es mir entgangen, dass der Furius, mit dem ich nach Beltane nach Cheddar geritten war, sich meinem Stand näherte. Er hatte eine junge Frau dabei, die er Gemahlin nannte. Als ich aufsah, kam er auf mich zu und nickte mir freundlich zu. Ich fragte mich, womit ich das verdient hatte. Doch ganz unumwunden stellte er mich seiner Frau als Owain, der Kunstschmied vor. 
"Salve Furius!" begrüßte ich ihn etwas zurückhaltend und beobachtete die beiden. "Ich hoffe, meine Stücke gefallen dir und deiner Frau." meinte ich dann etwas unbeholfen. Wohl daraufhin sprach er mich an und fragte mich ob ich auch Schmuck im römischen Stil herstellen könne. Im Grunde konnte ich so ziemlich alles herstellen, wenn ich wusste, wie es ausschauen sollte. Zwei große Aufträge stellte er mir in Aussicht. Bestimmt würde das eine Menge Geld einbringen, das Aglaia gut gebrauchen konnte.
"Wenn ich eine Vorlage oder eine Zeichnung habe, kann ich fast alles schmieden. Woran hattest du denn gedacht?" entgegnete ich.


RE: Lughnasadh - Furiana Nivis - 08-11-2023

(08-08-2023, 10:18 PM)Louarn schrieb: Ich hatte mich grade so durch eine Horde kreischender Mädchen durchgezwängt und saß, als auf einmal ein Römer zu mir kam und mich nach den Spielregeln fragte. Ich guckte ihn wahrscheinlich ein bisschen zweifelnd an, denn hier mitspielen zu wollen, ohne zu wissen wie, war schon, nun, nennen wir es mutig. außerdem war er zwei Köpfe kleiner als alle anderen und trug keine Hosen. Und das bei diesem Spiel konnte schon zu interessanten Einblicken führen, die der Mann vielleicht nicht beabsichtigte.
"Ähm, also an Lughnasadh darf prinzipiell jeder an allen Spielen teilnehmen, wenn er freundliche Absichten hat",  sagte ich und guckte kurz an ihm vorbei, dorthin, wo ich Niamh gesehen hatte. sie stand nicht mehr da, und ich hatte die Hoffnung, dass sie mich nicht bemerkt hatte. Trotzdem platzierte ich mich sicherheitshalber so, dass der Römer mich ein bisschen abschirmte und blieb sitzen, anstatt wie sonst aus Höflichkeit aufzustehen. "Normalerweise spielen wir ohne Tunika, damit man nicht aneinander hängen bleibt, aber...das wird schon gehen", meinte ich mit Blick auf seine nackten Beine und reichte ihm meinen Caman. "Mit dem Schläger spielst du den Ball. Entweder hebst du ihn vom Boden auf, oder du balancierst den Ball auf der Platte hier vorne, oder du schlägst ihn, am besten ins Tor oder zu jemandem von deiner Mannschaft. Mit der Hand darfst du den Ball nur aus der Luft fangen, aber werfen und in der Hand behalten sind verboten. Vom Boden aufheben auch. Oder andere Spieler mit der Hand festhalten. Aber ein bisschen rempeln ist in Ordnung, solange niemand verletzt wird. Und die mit roter Schärpe spielen alle zusammen. Mehr ist es eigentlich nicht." Ich glaubte nicht, dass der Römer kreative, keltische Beleidigungen kannte. Ich hoffte, dass er sie nicht verstand, denn die würden ganz sicher kommen. "Aber es kann ziemlich robust zugehen. Sicher, dass du spielen willst?"

Ich hatte quasi noch keine endgültige Antwort erhalten, als auf einmal aus dem Nichts Niamh neben dem Römer auftauchte und mich begrüßte. Verdammt. Ich hatte gehofft, dass ich mich unbemerkt davonschleichen konnte, denn nach unserer letzten Begegnung wollte ich wirklich nicht eine Fortsetzung des ganzen. Sie hatte mir gesagt, dass ich ihr Herz gebrochen hatte, und so wie es sich anhörte sogar mehrmals. Und auch, wenn sie gesagt hatte, dass sie mich nicht hasste, war ich mir ziemlich sicher, dass es doch so war.
Dementsprechend unsicher guckte ich wohl auch aus der Wäsche, als sie mich so freudig begrüßte, und war verwirrt. Gerade eben klang sie so, als wären wir alte Freunde, die sich nach Jahren wiedersahen und nun die Gelegenheit nutzen wollten, Geschichten beim Feuer auszutauschen. Ja, sie klang wirklich so, als würde sie sich freuen, mich zu sehen, was aber gar nicht sein konnte. Bei unserem letzten treffen hatte sie geweint. Ich hatte es bemerkt. Natürlich hatte ich es bemerkt. Tränen waren so ziemlich das fieseste, was es gab, das ein Mädchen einsetzen konnte. Zumindest, wenn ich sie gern hatte.
Ich erhob mich jetzt doch, weil es keinen Sinn mehr hatte, mich hinter dem Römer zu verstecken, und stieg einmal über den Baumstamm, um mich nach meinem dahinter liegenden Hemd zu bücken.
"Haia, Niamh", begrüßte ich sie, ohne sie wirklich viel anzusehen, damit sie mir mein schlechtes Gewissen nicht so sehr ansah. "Ja, ich hab gerade ein bisschen gespielt. Ich... Ich wusste, dass Cinead dich nach Cheddar gebracht hat, aber ich wusste nicht, dass du hier geblieben bist. Ich..." Wenn ich jetzt sagte, dass ich nicht gekommen wäre, wenn ich das gewusst hätte, würde es sie wahrscheinlich nur wieder verletzen. Verdammt, ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. "Du siehst wirklich sehr hübsch in dem Kleid aus. Und ich freue mich, dass du wieder ganz gesund bist", sagte ich also stattdessen und überlegte, wie ich jetzt dezent die Flucht antreten könnte, um ihr nicht wieder Schmerzen zu bereiten, weil ich einfach war, wer ich war.

(08-10-2023, 02:13 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Saturninus bückte sich und machte einen seitlichen Knoten in seine Tunika, so dass er sie überm Knie raffte: "So besser?", fragte er, nahm den Schläger und probierte es ein wenig aus mit dem Ball. Es war nicht so einfach, wie es aussah, es ging um Geschicklichkeit, aber es gelang ihm, den Ball vom Boden aufzuheben und zu balancieren, in die Luft zu schlagen und wieder aufzufangen:
"Ich werde mein Glück versuchen", lachte er und band sich noch  die Schärpe um. Der Rothaarige sprach gut Latein:
"Bist du aus Cheddar? Wenn man Patron einer Ortschaft oder eines Landstrichs ist, verliert man mal rasch die Übersicht, das ist der Nachteil. Ich bin Furius Saturninus und Du? Selbstverständlich scheut kein Römer je eine Herausforderung - doch ihr seid wirklich alle sehr groß und kräftig. Löst du mich bitte wieder ab, wenn ich Dich um Hilfe anrufe?"
Sport war für den Furius etwas anderes als das gewöhnliche Leben. Hier waren sie alle gleich. Saturninus redete auch mit Wagenlenkern, selbst wenn sie Sklaven waren, ungezwungen,  und das tat er auch mit Britanniern.

Niamh schaute grinsend zu dem Römer hinüber. Er traute sich was, wenn er tatsächlich mitspielen wollte. Hoffentlich bekam er nicht den Schläger ab! Doch er nahm Louarns Schärpe und den Schläger entgegen und wollte tatsächlich spielen. Das konnte sicher lustig werden! Ein Neuling, der durchweg zwei bis drei Köpfe kleiner war, der keine geeignete Kleidung trug und keine Ahnung von den Regeln hatte, gegen fünfzehn gegnerische Spieler und vierzehn aus der eigenen Mannschaft! Das war wirklich mutig oder einfach nur dumm!

Niamh war sich nicht sicher, ob Louarn sich wirklich freute, als er sie  sah. Denn im Grunde wich er ihren Blicken aus. Zwar begrüßte er sie, aber es war nicht diese freudige Begrüßung, wie es früher einmal gewesen war. Ihre eigene Freude erhielt einen Dämpfer und sie fragte sich, ob er sie vielleicht wirklich gar nicht mehr mochte und sie deshalb auch nicht mehr sehen wollte. Schließlich hatte sie ihn einfach so zurückgelassen ohne sich noch einmal bei ihm bedankt zu haben und ohne noch einmal mit ihm zu sprechen.

"Ja, ich habe dort drüben bei den Mädchen gestanden. Dann sah ich dich plötzlich und dachte, ich komme mal rüber zu dir." sagte sie zu ihm und lächelte. "Ja, Ciaran hat mich nach Cheddar gebracht. Ich bin bei Ceridwen untergekommen. Sie war früher mal Pristerin auf Mona, hat sie mir erzählt." Niamh erzählte das recht freimütig, obwohl der Römer sich in Hörweite befand. Allerding glaubte sie nicht, dass er sie verstehen könnte, Kaum ein Römer verstand die Sprache ihrer Heimat.

Niamh war sich nicht sicher, ob es einfach Verlegenheit war oder ob es sein Desinteresse war, dass er so zurücklhalten war. Ja, er machte ihr ein Kompliment, des Kleides wegen und freute sich, dass sie wieder gesund war. Doch er sprach mit ihr, wie mit einer alten Bekannten, die er von früher kannte, aber mit der er nun nichts mehr verband. 

"Das Kleid ist von Ceridwen. Sie hat es mir ausgeliehen und sie hat auch mein Haar geflochten. Und ja, mir geht es wieder gut. So ziemlich,"  meinte sie mit einem gequelten Lächeln. Sie suchte nach Worten, wie sie es ihm sagen sollte, was sie ihm sagen wollte. Aber manchmal war es furchtbar schwer, das zu sagen, was man wollte. Manchmal wollten die richtigen Worte nicht immer sofort über die Lippen kommen.

"Louarn, es tut mir so schrecklich leid, was alles passiert ist und dass ich so häßlich zu dir war.  Ich habe mich nicht mal bedankt, dass du mich befreit hast!" sagte sie schließlich. Aber das war noch lange nicht alles, was sie sagen wollte.

"Louarn!" Sie startete einen weiteren Versuch. "Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, denn ich weiß nicht, ob du mich überhaupt noch gerne hast. Ich... ich ...äh. Also ich mag dich immer noch. Nein, eigentlich ist mögen das falsche Wort. Ähm, was ich eigentlich sagen wollte, und das meine ich wirklich ernst, äh .... Ja, also ich liebe dich immer noch und auch wenn du das nicht hören willst und lieber ohne mich sein willst, aber es tut mir so furchtbar weh, wenn du nicht bei mir bist. Aber ich kann verstehen, wenn du sagst, dass du mich nicht mehr sehen willst, nach alldem, was passiert ist und ich so blöd zu dir war und überhaupt... Äh." Ja, genau!


RE: Lughnasadh - Louarn - 08-11-2023

(08-10-2023, 02:13 PM)Tiberius Furius Saturninus schrieb: Saturninus bückte sich und machte einen seitlichen Knoten in seine Tunika, so dass er sie überm Knie raffte: "So besser?", fragte er, nahm den Schläger und probierte es ein wenig aus mit dem Ball. Es war nicht so einfach, wie es aussah, es ging um Geschicklichkeit, aber es gelang ihm, den Ball vom Boden aufzuheben und zu balancieren, in die Luft zu schlagen und wieder aufzufangen:
"Ich werde mein Glück versuchen", lachte er und band sich noch  die Schärpe um. Der Rothaarige sprach gut Latein:
"Bist du aus Cheddar? Wenn man Patron einer Ortschaft oder eines Landstrichs ist, verliert man mal rasch die Übersicht, das ist der Nachteil. Ich bin Furius Saturninus und Du? Selbstverständlich scheut kein Römer je eine Herausforderung - doch ihr seid wirklich alle sehr groß und kräftig. Löst du mich bitte wieder ab, wenn ich Dich um Hilfe anrufe?"
Sport war für den Furius etwas anderes als das gewöhnliche Leben. Hier waren sie alle gleich. Saturninus redete auch mit Wagenlenkern, selbst wenn sie Sklaven waren, ungezwungen,  und das tat er auch mit Britanniern.

Ob das mit dem komischen Knoten besser war? Mein Blick sprach wahrscheinlich Bände, denn ich konnte bei aller druidischer Kunst nicht verbergen, dass ich das für eine ziemlich mutige Idee hielt. Sobald der Römer das erste Mal nach einem Ball grätschen musste, würden gewisse sehr private Teile seiner Anatomie unsanft Bekanntschaft mit dem Boden machen. Aber wenn sich die Römer weniger stark vermehrten, war das ja auch irgendwie gut. Und wenn er spielen wollte, sollte er spielen.
Ich hatte mich grade über den Baumstamm also zu Niamh begeben, als er mich noch nach meinem Namen fragte, und ob ich aus Cheddar sei. “Äh, Louarn. Nein, ich komme aus dem Norden und arbeite jetzt in Cheddar. Also, viel Erfolg, Furius Satanus“, wünschte ich ihm und hatte nicht wirklich vor, ihn abzulösen, wenn er – und das war ziemlich sicher – Probleme bekommen würde.


(08-11-2023, 01:30 PM)Niamh schrieb: Niamh war sich nicht sicher, ob Louarn sich wirklich freute, als er sie  sah. Denn im Grunde wich er ihren Blicken aus. Zwar begrüßte er sie, aber es war nicht diese freudige Begrüßung, wie es früher einmal gewesen war. Ihre eigene Freude erhielt einen Dämpfer und sie fragte sich, ob er sie vielleicht wirklich gar nicht mehr mochte und sie deshalb auch nicht mehr sehen wollte. Schließlich hatte sie ihn einfach so zurückgelassen ohne sich noch einmal bei ihm bedankt zu haben und ohne noch einmal mit ihm zu sprechen.

"Ja, ich habe dort drüben bei den Mädchen gestanden. Dann sah ich dich plötzlich und dachte, ich komme mal rüber zu dir." sagte sie zu ihm und lächelte. "Ja, Ciaran hat mich nach Cheddar gebracht. Ich bin bei Ceridwen untergekommen. Sie war früher mal Pristerin auf Mona, hat sie mir erzählt." Niamh erzählte das recht freimütig, obwohl der Römer sich in Hörweite befand. Allerding glaubte sie nicht, dass er sie verstehen könnte, Kaum ein Römer verstand die Sprache ihrer Heimat.

Niamh war sich nicht sicher, ob es einfach Verlegenheit war oder ob es sein Desinteresse war, dass er so zurücklhalten war. Ja, er machte ihr ein Kompliment, des Kleides wegen und freute sich, dass sie wieder gesund war. Doch er sprach mit ihr, wie mit einer alten Bekannten, die er von früher kannte, aber mit der er nun nichts mehr verband. 

"Das Kleid ist von Ceridwen. Sie hat es mir ausgeliehen und sie hat auch mein Haar geflochten. Und ja, mir geht es wieder gut. So ziemlich,"  meinte sie mit einem gequelten Lächeln. Sie suchte nach Worten, wie sie es ihm sagen sollte, was sie ihm sagen wollte. Aber manchmal war es furchtbar schwer, das zu sagen, was man wollte. Manchmal wollten die richtigen Worte nicht immer sofort über die Lippen kommen.

"Louarn, es tut mir so schrecklich leid, was alles passiert ist und dass ich so häßlich zu dir war.  Ich habe mich nicht mal bedankt, dass du mich befreit hast!" sagte sie schließlich. Aber das war noch lange nicht alles, was sie sagen wollte.

"Louarn!" Sie startete einen weiteren Versuch. "Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, denn ich weiß nicht, ob du mich überhaupt noch gerne hast. Ich... ich ...äh. Also ich mag dich immer noch. Nein, eigentlich ist mögen das falsche Wort. Ähm, was ich eigentlich sagen wollte, und das meine ich wirklich ernst, äh .... Ja, also ich liebe dich immer noch und auch wenn du das nicht hören willst und lieber ohne mich sein willst, aber es tut mir so furchtbar weh, wenn du nicht bei mir bist. Aber ich kann verstehen, wenn du sagst, dass du mich nicht mehr sehen willst, nach alldem, was passiert ist und ich so blöd zu dir war und überhaupt... Äh." Ja, genau!

Und dann redete Niamh. Sie erzählte, dass sie jetzt hier lebte, bei einer ehemaligen Priesterin von Mona, und verwechselte Cinead und Ciaran miteinander. Sofort ruckte mein Kopf einmal hoch und ich suchte mit den Augen die ältere Frau, neben der Niamh vorhin gestanden hatte. War sie gemeint? Wenn ja, und wenn sie auf Mona gewesen war… vielleicht kannte sie meine Mutter? Auf einmal fing mein Herz seltsam schnell zu klopfen an. Cathbad hatte sich immer geweigert, sie auch nur zu erwähnen. Wann immer er über unser aller Mütter gesprochen hatte, dann nur, um uns daran zu erinnern, dass sie sterben mussten, weil die Römer hier waren, und dass es unsere Aufgabe wäre, sie zu rächen. Aber nie erwähnte er auch nur ihre Namen, oder erzählte gar irgend etwas persönliches über sie. Alles, was ich von meiner Mutter Gwyneth wusste, wusste ich von Caradoc, und der kannte sie nur flüchtig. Und auch er hielt sich recht bedeckt. Aber vielleicht…

Aber Niamh redete noch weiter und lenkte meinen Blick wieder mehr in ihre Richtung. Ich wusste ehrlicherweise nicht, was ich zu ihrer Unterbringung in Cheddar sagen sollte, und wollte mich schon dezent aus dem Staub machen und diese Ceridwen suchen, als sie sich völlig überraschend bei mir entschuldigte. Das verwirrte mich schon, aber da konnte ich ihr das schlechte Gewissen nehmen. “Du musst dich dafür nicht bedanken. Es war ja meine Schuld, dass.. dass überhaupt all das passiert ist. Ich hätte besser auf dich achtgeben sollen und nicht einfach wegreiten, auch wenn… Egal. Du musst dich nicht entschuldigen. Es gibt nichts, zu entschuldigen, und ich hatte es verdient“, sagte ich also mit leicht abgewandten Blick, weil ich ihr noch immer nicht in die Augen schauen konnte.

Aber sie sprach mich noch einmal an und… dann musste ich ohnmächtig geworden sein oder sowas. Denn das, was ich hörte, konnte nicht stimmen. Ich stand da und schaute sie an, wie immer mehr Worte aus ihrem Mund kamen. Sie sagte, dass sie mich liebte. Immer noch. Dass sie mich bei sich haben wollte. Trotz allem.
Und irgendwie reagierte mein Körper mal wieder schneller als mein verstand, denn das nächste, was ich mitbekam, war, dass ich sie auf einmal in meinen Armen ganz dicht an mich gezogen hatte und meine Lippen sich mit Vehemenz an ihre in einem ausgehungerten Kuss schmiegten, in dem all das war, was sich über die letzten Monate in mir angestaut hatte. Eigentlich, seit ich sie im Dorf der Priesterinnen vom Pferd hatte gleiten lassen. All das, was dort zwischen uns war, wie ich nachts vor ihrer Tür gestanden hatte und mich davon abgehalten hatte, anzuklopfen. Wie ich ihr die verdammte Tür eingehangen hatte und sie dann im Türrahmen im Sonnenlicht gestanden hatte. Aber auch der Schmerz, sie in Dunduvans Armen liegen zu sehen. Der Schmerz in meiner Brust, als ich durch den Nebel davon geritten war. Die Trauer über ihren Verlust und die Angst um sie wegen meiner Träume. Das Hochgefühl, sie in Erwans Haus in meine Arme zu ziehen. Und wieder die Trauer und die so unendlich große Schuld, ihr weh getan zu haben. All das war in mir, in diesem Kuss, während ich sie mit dem einen Arm feshielt und mit der anderen Hand so ganz sanft ihr Gesicht und ihr Haar berührte, als hätte ich Sorge, sie zu zerbrechen, oder festzustellen, dass sie nur ein Traumbild war.

Keine Ahnung, wie lange ich sie küsste, aber als ich mich von ihr löste, hörte ich Gejohle vom Spielfeld, was darauf schließen ließ, dass es kein allzu kurzer Kuss war. Peinlich berührt, aber auch unwillig, ließ ich sie vorsichtig los, ohne aber von ihr wegzutreten. “Du kennst mich doch gar nicht, Niamh. Und… und du liebst Suileabhain. Und du verdienst auch jemanden, der… der für dich richtig sorgen kann und dir einen ganzen Stall voll Kinder schenkt. Ich meine...“ Wie sollte sie denn verstehen, was es wirklich bedeutete, mich zu lieben? Sie wusste doch gar nicht, wer und vor allen Dingen was ich war. Wollte sie es überhaupt wissen? Ich war mir nicht sicher, ob es gerecht war, all das bei ihr abzuladen. Sie hatte schon so viel durchgemacht. “Ich will dir nicht mehr weh tun, Niamh. Ich wollte dir nie weh tun.“ Aber ich würde ihr weh tun, ganz sicher.
“Können wir… können wir irgendwohin, um zu reden?“ Vielleicht war es nicht fair von mir. Aber sie sollte es wissen. Sie sollte wissen, warum ich war, wie ich sein musste.


RE: Lughnasadh - Tiberius Furius Saturninus - 08-12-2023

(08-10-2023, 10:45 PM)Ceridwen schrieb: Der Römer hatte einen vollgeladenen Wagen mit Geschenken mitgebracht, die als Preise für die Wettbewerbe gedacht waren. Furius ließ sich sein Patronat einiges kosten und er scheute sich nicht, dies immer wieder zu unterstreichen. Er hatte seinen Gutshof geplündert und jede Menge Delikatessen mitgebracht, von denen die meisten hier nur träumen konnten. 
"Verehrter Furius, es freut mich sehr, dass du uns so wohlwollend bedacht hast! Mit deiner Hilfe konnten wir schon die meisten Schäden beheben. Mit dem heutigen Fest kehrt vielleicht auch wieder ein wenig Freude und Zuversicht in die Herzen der Menschen zurück." entgegnete ich ihm. Auch wenn es nicht jedem passte, dass sich der der Römer hier so engagierte. Manchen war das einfach suspekt und sie fürchteten, dass er sie eines Tages zu Dingen verpflichten würde, die sie nicht wollten.

Im Gegensatz zu den meisten seiner Landsleuten, schien er ein wirkliches Interesse an unseren Bräuchen und Traditionen zu haben. So beließ er es nicht mit meinen Erklärungen, sondern fragte nach. "Oh, nicht die Väter, sondern die jungen Leute finden sich selbst und willigen der Handfaste ein. Die jungen Frauen entscheiden selbst und erwählen sich ihren Mann. Zumindest ist es so bei den einfachen Leuten. In den höheren Kreisen hat man familiäre Verbindungen auch als politisches Mittel genutzt. Doch auch hier haben die Frauen ein Mitspracherecht." Auch wenn er nun verlegen grinste, hatte ich damit  sicher sein Weltbild erschüttert, nahm ich an. Eine weitere Frage drehte sich um die Kinder, die während der Handfaste entstanden. Dabei war die Antwort doch so naheliegend! "Die Kinder bleiben natürlich bei der Mutter, falls sich das Paar trennen sollte," sagte ich und zuckte mit den Schultern.

Einen Moment lang wurde Saturninus still. Er schaute Ceridwen nachdenklich an. Er dachte an den kleinen  Aidan, und ob Deirdre vielleicht auch dachte, dass ihr Sohn ihrer war, so wie es die keltischen Mütter taten, wenn sie während ihrer Zeitehe ein Kind gebaren. Einen Moment dachte er daran, Schwierigkeiten zu vermeiden und das Kind einfach schon früher zu sich zu holen. Er würde es Serena zur Erziehung überlassen können. Aber dann verwarf er diesen Gedanken. Deirdres Blick, als er ihr eröffnet hatte, dass römische Kinder ab dem siebten Jahr zum Vater gehörten, hatte Bände gesprochen. Er hatte Deirdre aufrichtig gerne, und er wollte nicht grausam sein. Dennoch...das Gefühl, sie könne ihm Aidan entziehen, blieb:
"Die Väter verzichten also auf ihre Söhne? Das ist wirklich...barbarisch" In seiner Miene lag Abwehr. Wer das nicht ahnte, sah kalte Arroganz. Er wandte sich um:
"Danke dir, Dorfälteste Ceridwen, für diese wirklich interessanten Ausführungen zu keltischen Sitten"

(08-10-2023, 02:31 PM)Liciniana Aglaia schrieb: .....
Aber offensichtlich hatte Saturninus mich gesehen, denn er kam zu uns herüber und sprach Owain an. Sollte ich beleidigt sein, dass er mich nicht grüßte? Vermutlich nicht, denn seine Frau war in der Nähe. Trotzdem fühlte es sich seltsam an. Aber ich lächelte ihm freundlich zu und zog mich einen Schritt zurück, um mir die Auslage weiter anzusehen, damit ich nicht bei dem Gespräch über einen Auftrag störte.
(08-10-2023, 11:39 PM)Owain schrieb: Während ich Aglaia beschenkte, hatte ich wenig Beachtung für die Geschäftigkeit um uns herum. So war es mir entgangen, dass der Furius, mit dem ich nach Beltane nach Cheddar geritten war, sich meinem Stand näherte. Er hatte eine junge Frau dabei, die er Gemahlin nannte. Als ich aufsah, kam er auf mich zu und nickte mir freundlich zu. Ich fragte mich, womit ich das verdient hatte. Doch ganz unumwunden stellte er mich seiner Frau als Owain, der Kunstschmied vor. 
"Salve Furius!" begrüßte ich ihn etwas zurückhaltend und beobachtete die beiden. "Ich hoffe, meine Stücke gefallen dir und deiner Frau." meinte ich dann etwas unbeholfen. Wohl daraufhin sprach er mich an und fragte mich ob ich auch Schmuck im römischen Stil herstellen könne. Im Grunde konnte ich so ziemlich alles herstellen, wenn ich wusste, wie es ausschauen sollte. Zwei große Aufträge stellte er mir in Aussicht. Bestimmt würde das eine Menge Geld einbringen, das Aglaia gut gebrauchen konnte.
"Wenn ich eine Vorlage oder eine Zeichnung habe, kann ich fast alles schmieden. Woran hattest du denn gedacht?" entgegnete ich.

Wie schön Aglaia in ihrem grünen Seidenkleid war. Aber sie hatte sich vorhin bei ihrem Sklaven eingehängt, als fiele ihr das Laufen schwer und bald würde sich ihr Bauch wölben. Dann wäre es mit ihrer mädchenhaften Grazie vorbei. Saturninus seufzte innerlich: Weshalb nur musste die Hetäre erleiden, was Gattinnen vorbehalten war? Hätte sie nicht Mittel und Wege besessen.... aber nun gut, auch wenn er keine physische Anziehung zu Schwangeren verspürte, so würde diese Zeit einmal zu Ende gehen. Aglaia war und blieb eine gute Freundin. Außerdem sah sie aus wie das blühende Leben. Er lächelte ihr zu, auch wenn nun Serena an seiner Seite und kein Platz an seiner Seite für eine andere war.
"Salve", sagte er und in seinen Augen war zu lesen, dass er seinen Wind aus Arkadien keinesfalls für alle Zeiten vergessen hatte. Dennoch blieb er förmlich, als befände er sich in seinem Büro in der Zivilverwaltung:
" Serena, ich stelle dir eine Freundin, die Griechin Liciniana vor. Es ist mir nicht entfallen, dass wir einmal über die Stiftung eines Rathausbrunnen gesprochen haben, werte Liciniana. Wenn dein Schmied sich darauf versteht, so stelle ich mir einen Brunnen mit drei silbernen Brunnenfiguren vor. Drei Grazien vor, die sich an den Händen fassen. Das wäre passend...", wieder schaute er Aglaia an. Die Schönste der drei Grazien. Ihr grünes Seidenkleid unterstrich die Zartheit ihrer Haut. Ihre Lippe war vollständig verheilt, und es war keine Narbe zurück geblieben:
"Scaevus versteht sich nicht nur aufs Schreiben, sondern auch aufs Zeichnen. Er könnte die Grazien für die Brunnenfiguren  entwerfen. Solch eine Stiftung würde Owen einen Namen machen. Vermutlich würden dich viele Honoratiorenfamilien bitten, dass er auch für sie arbeiten darf"
Es war in Saturninus Augen ein Weg, Aglaia während ihrer Schwangerschaft davor zu schonen, als Gesellschafterin Geld verdienen zu müssen:
"Der zweite Auftrag käme von mir privat. Ich wünsche mir zwei Bronzestatuen von eurem Eros" Serena wusste es nicht, aber Aglaia wusste bestimmt sofort, dass er Narcissus meinte: " "Eine für mich, eine wird das Hochzeitsgeschenk für den edlen Iulius Cato. Bronze, etwa in der halben Größe, die Augen aus Saphiren. Ich habe bereits mit dem Modell gesprochen, und es ist einverstanden, zu mir nach Hause zu kommen. Jetzt ist nur die Frage, ob Owen die nötige Fertigkeit besitzt"  Saturninus schaute bei dieser Frage Aglaia, die die Domina war, an, wie sich das gehörte.

(08-11-2023, 02:18 PM)Louarn schrieb: Ob das mit dem komischen Knoten besser war? Mein Blick sprach wahrscheinlich Bände, denn ich konnte bei aller druidischer Kunst nicht verbergen, dass ich das für eine ziemlich mutige Idee hielt. Sobald der Römer das erste Mal nach einem Ball grätschen musste, würden gewisse sehr private Teile seiner Anatomie unsanft Bekanntschaft mit dem Boden machen. Aber wenn sich die Römer weniger stark vermehrten, war das ja auch irgendwie gut. Und wenn er spielen wollte, sollte er spielen.
Ich hatte mich grade über den Baumstamm also zu Niamh begeben, als er mich noch nach meinem Namen fragte, und ob ich aus Cheddar sei. “Äh, Louarn. Nein, ich komme aus dem Norden und arbeite jetzt in Cheddar. Also, viel Erfolg, Furius Satanus“, wünschte ich ihm und hatte nicht wirklich vor, ihn abzulösen, wenn er – und das war ziemlich sicher – Probleme bekommen würde.

Der Kelte schaute kritisch, als Saturninus seine Tunika schürzte, damit sie ihm nicht im Weg war. Er schien nicht zu verstehen, dass Römer sich wie kleine Hunde in das verbissen, was sie haben wollten und nicht losließen, bis sie das hatten, was sie wollten. Saturninus war gleich seinen Vorfahren zäh, auch wenn er diesen Eindruck nicht immer machte. Jetzt sah er aber ein hübsches Mädchen, welchem sich dem Großen näherte. Er glaubte die Situation zu begreifen. Menschliches erweckte seine Nachsicht, weil es ihn amüsierte:
"Saturninus ist mein Name. Er bedeutet: Zum Gott Saturn gehörend", korrigierte er, weil der Kelte gut Latein sprach und somit von einer Verbesserung nur profitieren konnte: 
"Wer weiß, ob du Zeit hast, Lu- arnus aus dem Norden, mich abzulösen. Ich habe heute etwas über den Heiligen Stein gelernt. Und diese Cheddarer Schönheit schaut dich so intensiv an, als wolle sie dich sofort zu dem Stein führen wie ein Opferstier zum Altar geführt wird", er zwinkerte Louarn zu und nahm Aufstellung.
Er hatte erst einmal Glück, dass die Kelten das eher lustig fanden, und dass gerade keiner auf dem Feld war, der die Römer aus tiefstem Herzen hasste.  Aber als er dann dem Ball nachjagte, rechnete er nicht damit, dass das eine Wiese war und keine Palaestra, und er stürzte mit einem anderen zu Boden. Dann hatte er den Ball, doch das war ganz und gar nicht gut, da sich nun die gegnerische Mannschaft - fünfzehn grimmig wirkende Kelten -  auf ihn stürzte wie auf einem Schlachtfeld. Saturninus gab in letzter Minute mit dem Eschenholzschläger den Ball an einen Mitspieler ab, was ihm aber nicht allzu viel nützte, weil ihn die ersten Drei schon erreichten und ihm irgend etwas zubrüllten, was er eh nicht verstand. Er wurde umgerissen, und erst da kam es ihm, dass er sich verletzen konnte, was keinen ganz guten Eindruck hinterlassen dürfte. So hob er die Hände zum Zeichen, dass er aufhörte und ging zum Rand zurück. Luanus - aus - dem - Norden war nicht zu sehen; vermutlich hatte ihn die Rothaarige schon mit Beschlag belegt. Saturninus zog die verdreckte Tunika aus, schüttete sich einen Eimer Wasser über den Kopf und schüttelte sich wie ein junger Hund.
Die Anspannung, die er bei Ceridwens Worten gefühlt hatte, war abgefallen. Das Spiel konnte durchaus der Mühe wert sein, es besser zu lernen. Es könnte Spaß machen. Während der Patrizier sein Obergewand anzog, grinste er unwillkürlich vor sich hin.