Hausaltar - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +----- Forum: Wohnviertel (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=54) +------ Forum: Casa Sabinia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=68) +------ Thema: Hausaltar (/showthread.php?tid=462) Seiten:
1
2
|
RE: Hausaltar - Accia Prisca - 07-05-2023 Er hielt sie weiter, und Prisca traute sich nicht, sich zu bewegen. Aber ihre Gedanken trieben immer weiter. Sie stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie jetzt den Kopf neigen würde. Ob er seinen dann auch neigen würde, um sie zu küssen? Wie würde sich das anfühlen? Wäre es auch so schön, wie das hier jetzt schon, oder sogar noch schöner? Sie wäre gern so mutig, es auszuprobieren, aber sie traute sich nicht. Er würde sie abweisen, und sie würde alles verlieren. Besser, von ihm im Arm gehalten werden, als gar nichts, sagte sie sich. Besser, von ihm ein wenig bemitleidet zu werden, als abgelehnt zu werden. Aber es war sehr schwer, wo sie sich mehr und mehr in ihrer Wunschvorstellung verlor. Er fragte weiter, ohne den Blick abzuwenden. Eine einzelne, dicke Träne rann als Antwort an Priscas Wange hinab, ohne dass sie wegschaute oder losließ. Nicht einmal, um die Träne wegzuwischen. “Ja, das glaube ich. Er… Mein Vater hat nicht alle Sklaven mit dem Testament freigelassen. Mein Bruder hat alles verkauft, jedes bisschen, das wir hatten. Es hat ein paar Wochen gedauert. Ich hab ein paar Sklavinnen weinen sehen. Ich glaube… ich glaube, er hat ihnen weh getan. Aber ich konnte sie nicht fragen. Er… er ist aufbrausend, weißt du? Ich habe ihn gefragt, ob ich bei Carisia Prima und ihrer Familie bleiben kann. Ihr Vater hätte mich aufgenommen. Ich war auch verlobt. Aber… mein Bruder hat mir eine Ohrfeige gegeben, weil ich ihn gefragt habe. Und er hat meinen Mann angelogen und gesagt, er hätte kein Geld für meine Mitgift. Ich glaube manchmal… wenn die Götter es nicht besonders bestrafen würden, einen verwandten zu töten, dann glaube ich...“ Sie konnte es nicht sagen. Sie hatte es noch nie jemandem gesagt, nicht einmal Miriam. Nicht direkt zumindest. Aber jetzt, in Corvus’ Armen, da traute sie sich, den Gedanken auszusprechen, auch wenn es ihren ganzen Körper wieder zum Zittern brachte und mehr als nur eine kleine Andeutung oder Kritik an einem so nahen Verwandten war. “Er ist kein netter Mensch.“ |