Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +----- Forum: Wohnviertel (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=54) +------ Forum: Casa Sabinia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=68) +------ Thema: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn (/showthread.php?tid=449) |
RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Louarn - 06-23-2023 Wicho brauchte nichts mehr und Alun war auch ganz in seiner Rolle und verkrümelte sich, nachdem er den Türsteher weggescheucht hatte. Ich war dann wohl für heute fertig, wie es aussah. Ich zuckte einmal kurz die Schultern und begab mich dann wieder nach draußen, bevor Wicho auf die Idee kam, mich mitzuputzen. Ich nickte dem Türsteher hier noch ein letztes Mal auf dem Weg nach draußen zu und machte mich dann auf zu Alans Stall, um ihm da ein wenig RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Flavianus Pytheas - 06-29-2023 >>> Pytheas lächelte noch einmal dem Kleinen zu, dann folgte er bis in das Tablinum, in dem alles gerichtet war. Es gab auch genügend Tageslicht zum Arbeiten. Sollte sich wider Erwarten der Himmel beziehen, hatte Louarn die sidonischen Spiegel bereits vorbei gebracht, um die Helligkeit so zu reflektieren, dass der Medicus weiter operieren konnte. Wicho, der ihn bereits erwartete, hatte ganze Arbeit geleistet: Alles blitzte vor Sauberkeit und der etwas durchdringende Geruch von Essig drang ihm in die Nase. Pytheas wusch sich wieder die Arme, band sich ein Stirnband um sein Haar, damit ihm keine Strähne ins Gesicht fiel und begann danach auf dem Tisch alles zu richten, was er brauchen würde. Zunächst entzündete er eine dreifache Öllampe, dann legte er seine Bestecke und Skalpelle hinaus, auch das Cauterium, das Glüheisen, um die Operationswunde zu kauterisieren und die Knochensäge. Es gab genügend saubere Leintücher, wie er feststellte. Nach kurzem Überlegen deckte er den Tisch mit einem Tuch ab. Falls die Frauen - Naevia pder gar Accia Prisca hereinkamen, musste nicht das Erste, was sie sahen, diese Werkzeuge sein. Bei Sabinius Merula war das etwas anderes: Er war ein ehemaliger Centurio, der Anblick von Eisenklingen erschreckte ihn bestimmt nicht. Pytheas trat ans Fenster, um aus zwei Phiolen Opium und noch weitere in Wein eingelegte Kräuter zu Nepenthes zu mischen. Nepenthes bedeutete auf Griechisch Ohne- Sorgen, da man durch wenig all seinen Kummer vergaß. Sein Patient jedoch würde viel davon brauchen, so viel, damit er schlief, während der Medicus schnitt. Pytheas sprach nicht, nicht einmal mit Wicho, der ihm alles reichen würde, was er brauchte. Er ging viel mehr im Geiste jeden Schritt durch. Und er wartete. RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Marcus Sabinius Merula - 06-30-2023 Man hatte mir von der Ankunft des Medicus berichtet. Ich atmete einmal tief durch, dann erhob ich mich und wollte mich meinem Schicksal stellen. Wie immer war Aratas sofort zur Stelle, so dass ich mich auf ihn stützen konnte. In der anderen Hand führte ich meinen Stock. So kamen wir langsam aber stetig an unser Ziel. "Salve, Medicus!" grüßte ich den Arzt, als ich das umfunktionierte Tablinum sah. Ein beißender Geruch von Essig drängte sich in meiner Nase. In der Zwischenzeit war alles vorbereitet worden. Ich erkannte mein Tablinum gar nicht mehr wieder. Fast alle Möbel waren entfernt worden. Stattdessen stand nun ein großer Tisch in der Mitte des Raumes, der ungefähr meine Größe hatte. Ein kleiner separater Tisch stand unweit des großen Tisches. Ein Tuch verdeckte das, was auf seiner Oberfläche lag. Ich vermutete, dass dort die Instrumente des Medicus lagen, die er aus Rücksicht vor mir oder meiner Frau verdeckt hatte. Ich hoffte, Prisca würde noch einmal vor dem Eingriff kommen. Mit meiner Mutter rechnete ich nicht, denn ihre Beschwerden hatten sich nicht gebessert. Vielleicht konnte der Medicus nach meiner Operation noch einmal kurz bei ihr vorbeischauen. RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Flavianus Pytheas - 06-30-2023 "Ich grüße Dich werter Sabinius Merula", der Medicus musterte den Patienten von oben nach unten, um seine Größe und sein Gewicht einzuschätzen: "Wenn Du noch... Angelegenheiten zu regeln hast, dann bitte tu es ruhig. Ich fange an, wenn du bereit bist" Auch Pytheas dachte an Accia Prisca. Die junge Römerin war damals zu ihm gekommen, um ihn zu ihrer Hochzeit einzuladen. Er war nicht hingegangen, um den Bräutigam Merula nicht an das zu erinnern, was vor ihm lag. Sie würde jetzt sehr nervös sein, nahm er an. Er mischte den Becher mit Nepenthes sorgfältig: "Dies ist der Trunk, der dich tief schlafen lassen wird. Wenn du getrunken hast, wirst du noch etwa zehn Minuten wach sein. In dieser Zeit lege dich bitte auf den Tisch", erklärte er und zeigte erst auf den großen Tisch und dann auf Wicho: "Ich stelle dir meinen Assistenten Wicho vor. Er hat für die Reinlichkeit gesorgt und wird mich unterstützen" Mit Essig zu reinigen hatte Pytheas den Circusärzten abgeschaut, die darin geübt waren, an offenen Wunden zu operieren. Wenn man nichts anderes hatte, um die Messer zu säubern, tat es auch ganz frischer Urin. RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Wicho - 06-30-2023 Der Patient war bestimmt sehr aufgeregt, Wicho klopfte das Herz aber auch vor Aufregung. Es war soweit sein Patron und Mentor, ließ ihn bei einer so großen Operation helfen. Sorgfältig, so wie dieser ihn das gelehrt hatte wusch er sich auch die Hände mit Essigwasser. Seine größte sorge war dann, ob er schnell genug, das Richtige, dem Medicus anreichte. So geschickt wie dieser war, würde die Operation schon gelingen.
Mit einer leichten Verbeugung begrüßte Wicho den Hausherrn und wartete auf Anweisungen von Pytheas.
RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Accia Prisca - 06-30-2023 Prisca versuchte wirklich, eine gute und angenehme Ehefrau zu sein. Sie versuchte es, so gut sie konnte. Aber es war so verdammt viel schwerer, als sie sich das vorgestellt hatte. Am vergangenen Abend hatte Merula mit ihr einen erneuten Versuch unternommen, ein Kind zu zeugen. Es war ungefähr so vergnüglich wie das erste Mal für Prisca gewesen, und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass Merula wirklich Freude dabei empfunden hatte. Sie war sich nicht einmal sicher, ob die Anstrengungen – und für sie waren es wirklich Anstrengungen. Ziemlich unangenehme Anstrengungen – zu einem Ergebnis geführt hatten, das auch nur möglicherweise zu einer Schwangerschaft führen könnten. Aber sie hoffte es, damit sie davon, wie Serena es genannt hatte, eine Weile verschont bleiben würde. Aber weil sie eine gute Ehefrau sein wollte, trotz allem, kam sie natürlich, als es hieß, der Medicus wäre da und die Operation würde gleich beginnen. Sie kam gerade zu dem hergerichteten Raum, als der Medicus ihrem Mann den Schlaftrunk erklärte. Prisca unterdrückte ein Zittern und räusperte sich kurz dezent, um die versammelten Herren auf sich aufmerksam zu machen. Als das Schweigen sich über alle senkte, trat sie einen Schritt vor und versuchte, den beißenden Essiggeruch so gut wie möglich zu ignorieren. “Ich wollte dir den Segen des Aesculapius für die Operation wünschen. Wenn du erlaubst, würde ich ein weißes Kaninchen opfern, während… während dem hier. Um für deine baldige Genesung zu bitten“, sagte sie so ruhig und gefasst wie eben möglich angesichts der Umstände. Aber etwas besseres, was sie tun könnte, fiel ihr nicht ein. Das hier war weit jenseits ihres Wissens. Erst im zweiten Schritt bemerkte sie den Medicus so wirklich und kurz blitzte Erkennen in ihrem Blick auf. Das war ihr Nachbar vom Thorianum! Sie erinnerte sich. Aber leider war er nicht zur Hochzeit gekommen, oder sie hatte ihn einfach nicht gesehen. "Und dir, werter Medicus, möchte ich für deine Bemühungen danken und dich bitten, gut auf meinen Ehemann acht zu geben", sagte sie dann an ihn gewandt und knetete etwas die Hände vor Anspannung. RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Marcus Sabinius Merula - 06-30-2023 Der Medicus sprach davon, dass ich noch Zeit hätte, um meine Angelegenheiten zu regeln. Nach der letzten Nacht, die ähnlich enttäuschend war, wie die Hochzeitsnacht, hatte ich wenig Hoffnung, dass Prisca kommen würde. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen, sie so schnell zu heiraten. Hätte ich etwas mehr Geduld mit ihr und mir gehabt, dann hätte sie womöglich einen gesunden Mann bekommen. So hatte sie einen Krüppel bekommen, für den sie nichts empfand. Ich wartete noch einen Moment. Der Medicus erklärte mir den Ablauf, während er einen Trunk mischte, der mich tief einschlafen ließ, während er sich an meinem Bein zu schaffen machte. Dann stellte er mir noch seinen Assistenten vor, der den Raum vorbereitet hatte. Ich nickte ihm kurz zu und sah dann etwas nervös zur Tür. Sie kam nicht. Ich hatte mich damit abgefunden. "Ich glaube, du kannst mir den Becher…" Ich vollendete meinen Satz nicht, denn meine Frau hatte doch noch den Raum betreten und räusperte sich. Der Anflug eines dankbaren Lächelns war kurzzeitig auf meinem Gesicht zu sehen. Sie kam zu mir und wünschte mir den Segen des Aesculapius und bat darum, ein weißes Kaninchen während der Operation opfern zu dürfen. "Das darfst du, meine Liebe! Das darfst du!" Ich streckte meine Hand nach ihrer Hand aus und küsste sie. "Du bist die beste Ehefrau, die ich bekommen konnte, Prisca!" Es hatte mich viel Überwindung gekostet, im Beisein des Medicus und seines Helfers in Gefühlsduseleien zu verfallen. Prisca richtete auch noch einige dankende Worte an den Medicus. Dann ließ ich mir den Becher reichen und trank ihn aus. Ein letzter Kuss auf die Stirn meiner Frau, dann begab ich mich mit Aratas' Hilfe zu dem Tisch, auf den ich mich dann legte und darauf wartete, bis ich einschlief. RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Flavianus Pytheas - 07-01-2023 (06-30-2023, 04:17 PM)Wicho schrieb: Pytheas trat vor Wicho hin: "Wicho, du bist nun über ein Jahr in meinen Diensten", sagte er ruhig: "Du hast stets gute Arbeit geleistet und begonnen, einfache Fälle selbst zu behandeln. Du hast ein Talent dafür. Wenn wir diese Operation überstanden haben, so führe ich dich in unsere Rituale ein, so wie mein Lehrmeister mich eingeführt hat. Dann bist du nicht mehr Arzthelfer, sondern Medicus Assidens, ein Assistenzarzt in der Tradition der Ärzteschule des Andromachus von Kreta in Rom" Wicho würde der erste Iscaler Kelte sein, der einer griechischen Ärzteschule angehörte. Pytheas klopfte ihm auf die Schulter: "Und nun an unsere Arbeit" (06-30-2023, 05:02 PM)Accia Prisca schrieb: Als das Schweigen sich über alle senkte, trat sie einen Schritt vor und versuchte, den beißenden Essiggeruch so gut wie möglich zu ignorieren. “Ich wollte dir den Segen des Aesculapius für die Operation wünschen. Wenn du erlaubst, würde ich ein weißes Kaninchen opfern, während… während dem hier. Um für deine baldige Genesung zu bitten“, sagte sie so ruhig und gefasst wie eben möglich angesichts der Umstände. Aber etwas besseres, was sie tun könnte, fiel ihr nicht ein. Das hier war weit jenseits ihres Wissens. Pytheas lächelte Accia Prisca an. Sie erkannte ihn natürlich, im Thorianum waren sie ja auch Nachbarn gewesen: "Ich werde mein Bestes geben, werte Matrona, auf deinen Ehemann achtzugeben. Doch alles Menschenwerk liegt am Ende in den Händen der Götter. Wenn du möchtest, opfere, wenn du Vater Aeskulap das Kaninchen darbringst, auch noch etwas Wein und Honig für seine Tochter, die Göttin Hygeia. Sie ist die persönliche Schutzgöttin meiner Ärzteschule" Damit war dieses sanfte Menschenkind erst einmal beschäftigt. Pytheas aber würde alles tun, sie nicht zu einer jungen Witwe zu machen. (06-30-2023, 09:28 PM)Marcus Sabinius Merula schrieb: Prisca richtete auch noch einige dankende Worte an den Medicus. Dann ließ ich mir den Becher reichen und trank ihn aus. Ein letzter Kuss auf die Stirn meiner Frau, dann begab ich mich mit Aratas' Hilfe zu dem Tisch, auf den ich mich dann legte und darauf wartete, bis ich einschlief. Der Sabinius zeigte seine soldatische Haltung auch kurz vor dem Eingriff, stellte Pytheas fest. Mit ruhiger Hand trank er den Mohnsamenbecher wie Sokrates den Schierlingsbecher aus und legte sich dann auf den Tisch. Pytheas trat zu ihm hin und legte ihm die Hand auf die Schulter. Es hätte ihm nicht zugestanden, wenn man den Stand berücksichtigte, doch gerade waren die Verhältnisse vertauscht, und Merula sollte spüren, dass sein Medicus die richtige Kraft und Ruhe für den Eingriff besass: "Bis später Excenturio", sagte er: "Wir sehen uns wieder" Danach sah er Accia Prisca freundlich an: "Matrona, ich bitte dich darum, nun zu gehen", sagte er. Nur der Sklave Aratas blieb. Pytheas beobachtete, wie Sabinius Merula einschlief. Er rief Wicho an das Kopfende. Er selbst fühlte dem Patienten an der Halsschlagader den Puls: "Schau Wicho, hier am Hals kontrollierst du mit zwei Fingern, ob das Herz gleichmäßig schlägt. Nur sanft die Finger darauf legen. Sabinius ist ein starker Mann, und sein Herz schlägt stark und regelmäßig. Sollte sich etwas ändern, gibst du mir Bescheid" Pytheas deckte mit einem weiteren sauberen Leintuch nun den Patienten zu und ließ nur das zu operierende Bein frei. Er kniff heftig hinein - keine Reaktion.Das Nepenthes wirkte. Manche Patienten versanken in reine Schwärze, andere wurden durch die Götter in wilde Träume hineingezogen. Aber äußerlich waren sie regungslos und starr, und nur die Wärme ihres Leibes verriet, dass sie nicht in Thanatos Reich, sondern unter den Lebenden weilten. Wie es der Medicus schon einmal getan hatte, bewegte er das Bein leicht von einer Seite auf die andere, um die genaue Stelle des Traumas zu finden. Der Knochenspalt verlief wie eine wellenförmige Bewegung unter der Haut: Der hauptsächliche Bruch war nie vollständig verheilt. Stattdessen war im Spalt zwischen den beiden Knochen ein Pseudoarthros, ein Scheingelenk, gewachsen, das nicht aus Knochengewebe, sondern aus weicherem Körpermaterial bestand.Es war instabil und konnte Sabinius Gewicht nicht tragen. Und es war eine Stelle, die sich entzündet hatte, eine Quelle des Schmerzes. Die Operation bestand nun darin, das Bein zu öffnen, das Scheingelenk zu entfernen, die Knochenenden zu säubern und neu zu schienen, und das Bein durch Stangen und Gewichte so zu strecken, dass es wieder vollständig zusammenwachsen konnte. Bei jedem Schritt konnte etwas schief gehen. Wenn es aber gelang, so konnte Sabinius am Ende wieder gehen, ja sogar laufen. Er würde nicht zur Legion zurückkehren können, aber ein gewöhnliches Leben führen. Und zum ersten Mal seit Jahren würde er schmerzfrei sein. Pytheas stellte die Flammen der Öllampe höher und suchte sich auf dem Tisch das größte Skalpell aus: "Bitte erhitze das Kauterium, das Brenneisen, in den Flammen und halte es bereit", sagte er zu Wicho. Sobald er geschnitten hatte, musste er die Blutgefässe verschließen. Sonst würde ihm der Patient verbluten. Pytheas schnitt sorgfältig. Als der Wundspalt sich wieder schloss, klammerte er ihn, um zu sehen. Das Blut nahm ihm zunächst die Sicht, aber dann konnte er die Blutgefäße kauterisieren, und der strenge Geruch von verbranntem Fleisch mischte sich mit dem des Essigs. Das erste, was er sah: Er hatte Recht behalten. Der Pseudoarthros hob sich als unförmige, beinahe gelatinöse Masse von den Knochenenden ab. "Wicho, die Knochensäge" Die Zeit verging. Die Öllampe brannte hinunter. Pytheas arbeitete so schnell, wie er konnte. Schweiß sammelte sich unter seinem Stirnband. Der Pseudoarthros war nicht schwer zu entfernen, aber die Knochenenden mussten ein jeder gesäubert und fixiert werden. Schon als er beim ersten war, bemerkte er, dass es dunkel wurde. Er schaute zum Fenster hin. Verflixtes Britannia. Am Morgen war der Himmel blau gewesen, und err hatte gehofft, dass es so bleiben würde. Und daher keine Vorkehrungen getroffen. Nun aber schoben sich graue Wolken vor die Sonne. Pytheas hatte die Wankelmütigkeit des hiesigen Klimas unterschätzt: "Aratas, nicht wahr? Bitte laufe zu deiner Herrin! Ich brauche sofort alle Öllampen und alle Kerzen, die sie im Haus hat!", rief Pyrtheas und ließ das Messer sinken. RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Accia Prisca - 07-01-2023 Der Kuss auf ihre Hand verunsicherte Prisca ein wenig, aber sie schaffte ein kleines, dezentes Lächeln bei dem Lob ihres Mannes. Für mehr war sie viel zu nervös. Wenn er sterben würde, würde sie zurück zu ihrem Bruder geschickt werden, und sie bezweifelte, dass sie schwanger wäre, so dass ihr Kind zum Erbe von Sabinius Merula werden würde. Kurzum, es wäre wohl die kürzeste Ehe aller Zeiten, und ihr Bruder würde sicher keinen Moment zögern, ihr das unter die Nase zu reiben. Der Medicus gab ihr noch die Anweisung, auch die Göttin Hygeia, von der Prisca bis dahin noch nie gehört hatte – was bei dem umfangreichen Römischen Pantheon aber nicht so selten vorkam – mit Honig und Wein bedenken sollte. Sie nickte einfach nur als Antwort, weil sie merkte, dass sie wohl weit nervöser war als alle Herren hier im Raum und ging dann auch, nachdem ihr Mann den Becher mit der Arznei getrunken hatte und der Medicus sie hinausschickte. > > > Intermezzo < < < Als Prisca ein paar Stunden später wieder gerufen wurde, war sie verwirrt, da sie nicht damit gerechnet hatte. Aber Aratas hatte ihr ausgerichtet, dass der Medicus alle Öllampen und Kerzen benötigen würde, die sie hatten. Natürlich gab Prisca gleich Anweisungen, alles zu packen und zu bringen und nahm auch selber die Öllampen in dem Raum ab, in dem sie gewesen war, um sie selbst zu bringen. Voller Sorge, was nun los sei, betrat sie den Raum, in den Händen eine große und zwei kleine Lampen, die sie mühevoll balancierte, damit das Öl nicht auslief. Aber das war ein Fehler. “Medicus, ich bringe dir die Öllampen, die du...“ fing sie an, musste dann aber würgen, als sie ihren Mann auf dem Tisch und das tropfende Blut an seinem offenen Bein sah. Es war nicht so, als hätte Prisca noch nie Blut gesehen. Sie hatte sogar schon menschliches gesehen, wenn jemand sich verletzt hatte. Aber es war dennoch etwas anderes gewesen als das jetzt hier. Und der gemischte Geruch von Öllampen, Essig und Blut tat sein übriges dazu, dass Prisca hastig die Lampen abstellte, sich eine Hand vor den Mund nahm und versuchte, durch schlucken alles unten zu behalten, was nicht hinaus gelangen sollte. “Verzeih“, brachte sie noch heraus, ehe sie auch schon den Raum schnell wieder verließ und hoffte, dass die Sklaven mit den übrigen Lampen härter gesotten waren als sie, wobei sie tunlichst darauf achtete, dass Kinder wie Beatus den Raum nicht betraten, sondern nur erwachsene Männer. RE: Tablinium | Auf Messers Schneide - Die Operation des Hausherrn - Wicho - 07-01-2023 Mit bestimmt großen Augen hörte Wicho die Worte seines Mentors. Stolz kam in ihm auf, soviel Lob, er konnte es kaum fassen. „Ich danke dir von Herzen Patron, dass du soviel vertrauen in mich setzt. Später werde ich gründlich darüber nachdenken."
Vorher hatte er beobachtet wie Pytheas sehr schweigsam ein wenig weggetreten da stand. Schon oft hatte er dies bei dem Medicus vor Operationen gesehen. Es war als ob er selber mit sich sprechen würde. Im Geiste eine Liste abarbeitete. Er wünschte dazu würde er einmal fähig sein.
Als Wicho aufgefordert wurde ebenfalls den Puls bei dem Patienten zu fühlen, atmete er zuerst tief ein. Er befürchtete, seine Finger würden sonst zittern. Pytheas hatte ihm natürlich vorher alles erklärt, trotzdem war er sehr gespannt, denn es ist schließlich ein Unterschied etwas zu hören oder in der Wirklichkeit anzuschauen.
Genau schaute er zu wieder Medicus nochmals alles abtastete. Dann kam der Griff zum Skalpell und alles begann. Glüheisen erhitzen, war die nächste Aufforderung. Schon war der Medicus dabei die Blutgefäße zu verschließen. Bewundernswert wie zügig er arbeitet.
Nun konnte Wicho auch den Pseudoarthrose sehen, aber schon hörte er den Wunsch nach der Knochensäge. Es verdunkelt sich merklich, dachte Wicho besorgt, doch zusätzliche Kerzen oder Öllampen konnte er nicht im Raum sehen. Ein wenig ärgerte er sich über sich selber. Daran hätte er denken müssen, als er die Spiegel aufgestellt hatte. Nun musste Pytheas aussetzen und warten bis die Sichtbedingung wieder besser war. Schon eilte man mit Lampen herbei.
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