Cantius wird verkauft - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Iscalis (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=9) +----- Forum: Markt (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=53) +----- Thema: Cantius wird verkauft (/showthread.php?tid=25) |
RE: Cantius wird verkauft - Claudianus Linos - 08-04-2022 Der heutige Morgen hatte begonnen wie der gestrige Tag geendet hatte, voller Hektik. Doch ich hatte schon dafür gesorgt, dass Claudius ein und alle in der Villa ein reichhaltiges Frühstück bekommen hatten. Außerdem waren schon Karren mit Vorräten zur Villa geschickt worden. Die Hühner würden im laufe des Tages ebenso eintreffen. Jetzt stand ich auf dem Marktplatz vor dem dürftigen Rest der angeboteenen Sklaven. War das alles? Drei gingen gerade weg und der älteste von vieren war noch im Angebot. Da der Sklavenhändler gerade noch in einem Gespräch war nutzte ich die Gelegenheit um mit dem Sklaven ungestört zu sprechen. „Schnell sag mir ehrlich deine Fähigkeiten, bist du eher für den Hausdienst oder für den Außendienst geeignet?“ Dann erst musterte ich ihn sorgfälltig, lies mir aber meine Meinung über ihn noch nicht anmerken. RE: Cantius wird verkauft - Bran - 08-04-2022 Ich schaute hoch, als ich wider Erwarten von einem jungen Herren angesprochen wurde. Konnte es sein, dass der Dagda, der Gute Gott selbst, ein Einsehen hatte, und ich nicht hinunter musste in die finstere Mine? Ich deutete auf meinen Titulus, den ich jedoch selbst nicht lesen konnte. Da der Herr mich auf Latein angesprochen hatte, wechselte ich sofort in diese Sprache, damit er sah, dass stimmte, was da drauf stand: "Edler Herr, ich bin so gut wie für alles geeignet. Was ich nicht kann, will ich schnell lernen.", ich wollte ehrlich sein: "Nur das Lesen und Schreiben kann ich leider nicht." Ich wusste aus meinem vorigen Dienst, dass die Togaträger das Lesen und Schreiben sehr wichtig nahmen. Doch ich hatte ein gutes Gedächtnis, und ich fragte mich, was mit ihrem los war, dass sie alles aufschreiben mussten. Ich würde alles, was man mir auftrug, im Kopf behalten: "Doch ich kann putzen, sauber machen, einkaufen, abwaschen, bügeln, das Unkraut jäten, mich um das Vieh kümmern, ausmisten und Botengänge machen. Ich kann sogar etwas kochen. Ich bin ein guter Diener, Herr, wirst schon sehen." RE: Cantius wird verkauft - Claudianus Linos - 08-05-2022 Das klang ja zunächst einmal recht gut, doch dann kam das, was ich befürchtet hatte, das große ABER, er konnte nicht lesen. Ob Claudius das so hinnehmen würde? Da würde vielleicht sein gutes Latein sprechen nicht reichen. Würde er ihn gleich für Hilfarbeiten abkommandieren? Schwer zu sagen, in der Hinsicht waren die Claudier oft unberechenbar. Manchmal zeigten sie ware Größe und halfen jungen Menschen ihr Glück zu machen. Nun kam es, wenn ich ihn nehmen würde auf sein Geschick an. Wenn das mit dem guten Gedächtnis stimmte, dann waren seine Chancen vielleicht doch nicht so schlecht. Ich selber konnte im Augenblick auch nichts nachteiliges erkennen. Außerdem wie es hier ausschaute, war die Auswahl an Angeboten gerade erschöpft. Nur eins störte mich, etwas in seinem Blick zeigte mir, dass etwas nicht stimmte. „Hast du vor etwas Angst?“ Die Frage würde ihn, wie ich hoffte, überrumpeln, so das er mit der Wahrheit gleich herausrücken würde. Jetzt war ich gespannt was der Sklavenhändler für Preisvorstellungen hatte. RE: Cantius wird verkauft - Bran - 08-07-2022 Hast du vor etwas Angst, fragte der junge Römer mich, und ich wies mit einer fast unmerklichen Kopfbewegung in Richtung des Sklavenhändlers: "Wer bis Mittag nicht verkauft wird, kommt in die Minen. Und die Sonne steht schon ziemlich hoch, Herr", flüsterte ich. ich wollte nicht jammern, doch der Herr würde selbst wissen, dass so dünne Jungs wie ich in die engen Bergwerksgänge geschickt wurden, wo sie auf Knien und Ellenbogen gestützt, die Stollen für die Anderen ausbauten. Es war nicht gesagt, dass sie jemals wieder das Tageslicht erblickten. Sollte ich da keine Angst haben? ich glaube, dass Entsetzen war mir ins Gesicht geschrieben. Ich würde jede andere Arbeit lieber tun. RE: Cantius wird verkauft - Claudianus Linos - 08-07-2022 Mich am Hinterkopf kratzend schaute ich ihn fast mitleidig an. So war das also. Da hatten die armen Sklaven also nur bis Mittag Zeit eine bessere Stellung zu bekommen. „Was aber wenn ich einen Sklaven kaufen möchte und erst am Nachmittag Zeit habe?“ Schnitt der Sklavenhändler sich dabei nicht ins eigene Fleisch? Einen guten Sklaven würde er doch viel einträglicher anders verkaufen. Für die Minenarbeiter bekam er doch bestimmt nicht soviel. Ich schaute mich nach dem Sklavenhändler um, dabei glitt mein Blick über die Marktbesucher. War das nicht der junge Römer mit dem Claudius gesprochen hatte? Ob der auch grieschicher Abstammung war. Vielleicht hatte ich gleich noch Zeit ein kurzes Gespräch mit ihm zu führen. Ich nickte schon einmal in seine Richtung, vieleicht bekam er das ja mit. RE: Cantius wird verkauft - Sklavenhändler - 08-08-2022 Der Sklavenhändler Mallius Mango pflegte sich nicht tot zuarbeiten. Für gewöhnlich blieb er bis Mittag auf dem Platz, verscherbelte dann diejenigen, die vom Verkauf übrig geblieben waren, an eine der Minen, die immer neue Arbeitskräfte brauchten und suchte danach die Thermen auf, um zu baden, etwas Leichtes zu essen und seine Bekannten zu treffen. Zumindest war das sein Tagesablauf, wenn er gewöhnliche Dienstsklaven wie die keltischen Jungen verkaufte. In seinen Augen war Cantius I keine sonderlich gute Ware. Er kam jetzt in das Alter, in dem er tüchtig essen würde, ohne dass er schon volle Manneskraft erreicht hatte. Er war Analphabet wie die meisten Kelten, aber auch wieder nicht so ansehnlich, dass ihn eine reiche Familie als jugendlichen Mundschenk bei Tisch sehen wollte. Schlaksig war er, dazu das struppige Haar und viel zu viele Sommersprossen. Wenigstens sprach er genug Latein, um Befehle ausführen zu können. Es war warm, und Mallius Mango schwitzte. Er war schon drauf und dran, Cantius -Nummero- Uno die Hände binden zu lassen und zu seinem Minen - Mittelsmann zu treiben, da interessierte sich doch noch jemand für den Jungen. Der Sklavenhändler wischte sich mit einem Tuch über die Stirn und bewegte sich etwas mühesam auf Claudianus Linos zu. Der war anscheinend neu in Iscalis, denn er kannte ihn nicht vom Sehen: "Salve junger Herr, ich sehe, Du interessiert dich für Cantius. Ein gutes Auge", begann er sein Verkaufsgespräch: "Stark wie ein Ochse, aber zufrieden mit dem, was an Essen von deiner Tafel abfällt. Und er kann schon Latein, was bedeutet, dass Du ihm nicht alles mit der Peitsche einbläuen musst", er machte die entsprechende Handbewegung: "Jung genug, um zu jeder Arbeit ausgebildet zu werden. Und nur fünfhundert Sesterze möchte ich für dieses junge Goldstück" Der Preis war hoch, doch der Sklavenhändler ging davon aus, dass der Kunde feilschen würde. Er wäre mit viel weniger zufrieden. Den letzten Satz von Claudianus Linos „Was aber wenn ich einen Sklaven kaufen möchte und erst am Nachmittag Zeit habe?“ hatte er noch vernommen und fügte hinzu: "Wenn Du normalerweise nur Nachmittags Zeit hast, geschätzter Herr, so kannst du bei mir auch vorbestellen. Ich besorge, was Du möchtest. Wie wäre es beispielsweise mit einer netten, fleißigen Keltin?" Noch rollte der Nachschub an Sklaven aus Aufständen und Kriegen; aber auch die gerne untereinander zerstrittenen britannischen Stämme pflegten Gefangene zu verkaufen. Sklaven waren eines der Haupthandelsgüter der Provinz Britannia. RE: Cantius wird verkauft - Claudianus Linos - 08-08-2022 Das war ja nun mal einer. Viehändler bezeichnete man ja gerne als Rosstäuscher, aber der hier, stellte die alle in den Schatten. Ich hob eine Augenbraue und setzte mein freundlichstes Lächeln auf. „Gut, dann sieh mal zu, dass du den da, für nur fünfhundert Sesterzen an die Mine verkauft bekommst. Ich gebe dir weil ich ein gutmütiger Mensch bin, ... na sagen wir hundert Sesterzen, für den halben Sklaven. Wenn du nicht möchtest sehen wir uns demnächst, irgendwann.“ Damit drehte ich mich in die Richtung des jungen Römers und winkte ihm zu. Ganz so, als ob wir gute Bekannte wären. RE: Cantius wird verkauft - Iuventia Fabata - 08-08-2022 Fabata musterte ausgiebig das heutige Angebot des alten Schlitzohr Mango in der Hoffnung auf ein Schnäppchen. Sie kannte die Gewohnheiten des Sklavenhändlers gut genug, da er schon öfters am Nachmittag im Weißen Pferd eingekehrt war und mit seinen Verkäufen angegeben hatte. So wartete sie am Rande der kleinen Menge und ließ ein wenig Zeit verstreichen. Als das Kind in ihrem Leib sie erneut heftig trat, wurde sie nur wieder daran erinnert wie dringend sie Hilfe in der taberna brauchte. Bald würde sie erneut ein Kind gebären und es war ungewiss, wie schnell sie wieder auf den Beinen sein würde. Sie massierte leicht den kugelrunden Bauch, während sie dem Austausch zwischen dem Sklaven, Linos und Mango beobachtete. Sie musste nur noch ein wenig warten, bis sie vielleicht doch noch einen günstigen Sklaven abstauben konnte. RE: Cantius wird verkauft - Flavianus Pytheas - 08-09-2022 Gutgelaunt über seine neusten Einkäufe winkte Pytheas zurück und kam neben Linos zu stehen, obgleich er Sklavenmärkte überhaupt nicht mochte: "Salve, du bist doch der Claudische Verwalter von gestern, nicht wahr? Bist du auch Grieche wie ich?", er nahm es instinktiv an, obwohl er, Flavianus Pytheas, niemals in Griechenland gewesen war. Er war in Rom geboren und aufgewachsen: "Ich heiße übrigens Pytheas. Und du kaufst gerade für euren Haushalt Personal?" Er schaute zu dem jungen Sklaven hoch. Er schätzte sein Alter auf den Übergang zwischen Kind und Jüngling und gesund bis auf die Tatsache, dass er ihm etwas unterernährt schien. RE: Cantius wird verkauft - Sklavenhändler - 08-13-2022 Der Sklavenhändler Mango gab nicht so schnell auf, zumal jetzt eine Frau aufgetaucht war, von der er wusste, dass sie die Wirtin vom Weißen Pferd war. Sie war schwanger, wie er erkannte, und vielleicht war sie auf der Suche nach jemandem, der ihr zur Hand ging. Um so besser, Konkurrenz belebte das Geschäft, besonders konkurrierende Kundschaft. Damit jeder mithören konnte, rief er aus: "Hundert Sesterze für diesen flinken, geschickten Jungen, der Latein wie Vergil selbst spricht! Ich würde mich zum Gespött der anderen Sklavenhändler machen, wenn ich ihn so herschenke! Aber für zweihundert Sesterze will ich ihn lassen, und dass nur, weil ich soo ein gutes Herz habe. In den Minen würde solch ein Junge nicht allzu lange überleben, meine ich, da schaffen kaum ausgewachsene Männer die Arbeit.", er warf einen heimtückischen Seitenblick auf die Zuschauer, die es nun doch gab. Weiber ließen sich zuweilen durch solch ein Gesülze erweichen, die waren doch alle gleich. |