Krankenquartier - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Silber- und Bleiminen (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=56) +---- Thema: Krankenquartier (/showthread.php?tid=242) Seiten:
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RE: Krankenquartier - Flavianus Pytheas - 02-03-2023 Pytheas beobachtete, wie Madoc sich sein Handgelenk rieb: "Ich werde dir eine Kohlauflage machen", sagte er: "Oft wird Kohl nur gegessen, aber schon Cato der Ältere empfiehlt ihn als probates Heilmittel gegen alles Mögliche. Warte einen Moment bitte" Er erhob sich, suchte in seiner Theca einige frische Kohlblätter, befreite sie von der Mittelrippe und quetschte sie etwas, bis der Saft austrat. Dann legte er sie um Madocs Handgelenke und befestigte sie mit einigen Streifen Leintuch: " Morgen mit Kamillentee abwaschen und solange wiederholen, bis der Kohl die Infektion aus der Haut gezogen hat. Wie würde es dir gefallen, Madoc, wenn du hier bleiben könntest? Du würdest zur Arbeit gehen müssen, jedoch hier schlafen, allabendlich die Therme besuchen können und medizinisch und mit gutem Essen versorgt werden. Bier gäbe es auch", er lächelte, und sein Lächeln war etwas traurig: "Du hast ganz recht erkannt: Meine Freundlichkeit dient einem Zweck. Ich weiß nicht, wie viel Du über die in den Minen grassierende Bleikrankheit weißt. Doch du hast gewiss bereits mitbekommen, dass die Arbeiter in den Bleiminen nicht lange leben, wenn sie hier im Dienst stehen. Die Krankheit tötet sie. Sie fängt mit Schwäche und Bauchschmerzen an, dann fallen die Zähne aus. Es ist fürchterlich, auch fürchterlich für mich, dem hilflos zuzusehen", er rieb sich über sein Gesicht, wie um seine Verzweiflung über das Gefühl seiner Ohnmacht wegzuwischen: "Ich bin dabei, ein vorbeugendes Mittel gegen diese Bleikrankheit zu erforschen. Alles was mir durch die Aufzeichnungen anderer Medizingelehrter bekannt ist, habe ich ausprobiert, doch bisher ohne Erfolg", er sprach langsam, damit der Kelte ihm folgen konnte: "Nun wird es an die Mittel gehen, die noch nicht erprobt sind. Zumindest nicht in diesem Zusammenhang - an Menschen. Verstehst du auf was ich hinaus möchte?", er schaute Madoc nachdenklich an: "Ehrlich gesagt siehst du nicht wie der typische Gewaltverbrecher aus. Wo hast du so gut unsere Sprache gelernt?", wechselte er das Thema. RE: Krankenquartier - Madoc - 02-04-2023 Ich sah überrascht auf, so dass sich unsere Blicke zwangsläufig treffen mussten. "Kohl?" Noch während ich mich wunderte, bereitete er mir aus einigen Kohlblättern zwei Umschläge zu und verband damit meine Handgelenke. Es belustigte mich, was er dann noch sagte. Kamillentee! Woher sollte ich denn Kamillentee hernehmen? Was glaubte er, wo wir hier waren? Doch auch seine weiteren Fragen irritierten mich zunehmend. "Was redest du da? Wieso fragst du mich so etwas?" Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn man mich mehr wie einen Menschen behandelt hätte anstatt als Hund, der Tag für Tag angekettet war. Schließlich erklärte er mir, warum er das alles hier veranstaltete. Wie ich vermutet hatte, es gab es einen Grund für all seine Annehmlichkeiten, die er mir hier zuteil werden ließ. "Ja, ich habe von der Seuche gehört und das sie früher oder später jeden dahinrafft, der in den Minen schuftet. Aber ist das nicht auch Sinn und Zweck, weswegen man mich hierher gebracht hat? Ich meine, die Minen waren für meinen vorherigen Besitzer die 'angemessenere' Alternative zum Kreuz, " erklärte ich ihm und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es war sicher sehr edel, sich darum zu bemühen, ein Heilmittel gegen die Seuche zu finden, auf dass es uns, den Minenarbeitern, besser ging. Aber nahm man dadurch den Minen nicht auch etwas von ihren Schrecken? Jedoch, so erfuhr ich, war es anscheinend doch nicht so einfach, dieses Heilmittel zu finden. Der Medicus wollte mich daher als sein Versuchskaninchen benutzen. "Welche Mittel sind das? Und warum sollte ich dir helfen, mein Leben noch zu verlängern? Du glaubst doch nicht, dass ich jemals wieder aus dieser Mine hier lebend heraus kommen werde! Für mich gibt es nichts mehr, was irgendwie erstrebenswert wäre. Eigentlich bin ich schon tot!" Aber natürlich würde ich letztendlich keine Wahl haben. Wenn Pytheas aus mir seinen Probanten machen wollte, würde er das natürlich auch tun. Aber ich kam nicht umhin zu glauben, dass sich der Medicus auch noch aus einem anderen Grund für mich interessierte. Vielleicht war es die Faszination, die ein Barbar wie ich auf ihn ausübte. "Ich bin auch kein Verbrecher, sondern ein Krieger. Zumindest war ich es. Vor zwei Jahren haben uns die Soldaten von unserem Land vertrieben. Wir sollten in ihrer neuen gottlosen Stadt leben. Damit wir so werden, wie sie! Mein einziges Verbrechen war es, für unsere Freiheit zu kämpfen." Ich schwieg einen Moment, denn ich dachte gerade daran, wie es meiner Familie wohl nun erging. Bestimmt hatte Branwen inzwischen einen Anderen geheiratet. "Mein Vater sorgte dafür, dass ich die Sprache der Besatzer verstehen und sprechen kann. Er erachtete dies als wichtig und besorgte für mich und meine Schwester einen Lehrer, als wir noch Kinder waren." RE: Krankenquartier - Flavianus Pytheas - 02-04-2023 Der Blick des Mannes hatte für den Griechen etwas Wildes, etwas von innerem Feuer. Nein, er war alles andere als tot. Wenn Pytheas intellektuelle Redlichkeit walten ließ, und das tat er, musste er Madoc in allen Belangen Recht geben. Warum sollten Bergwerkssklaven wie er, deren Dienst nur die Alternative zur Kreuzigung darstellte – es gab auch andere, die zu kürzeren Strafen verurteilt worden waren- überhaupt daran interessiert sein, ihr Leiden noch zu verlängern? „Du hattest sogar einen Lateinlehrer? Du bist von höherem Stand, nicht wahr? Das dachte ich mir. Der Sinn deiner Strafe ist mitnichten, dass Du so schnell wie möglich stirbst. Da würden das Kreuz oder auch die Löwen effektiver sein. Der Sinn ist, dass Du Gewinn einbringst. Ein gesunder, erfahrener Arbeiter arbeitet besser als welche, die ständig ausgetauscht werden müssen“ Es gab eben nicht unbegrenzt Sklavennachschub. Zwar hat der Sohn des Kaisesr, als er den judäischen Aufstand niederschlug, etwa hundertausend Männer versklaven können, aber die waren in den Minen Kleinasiens versickert und kamen gar nicht bis nach Iscalis. Und Kelten aus Strafaktionen wuchsen auch nicht auf den Bäumen: „Ich werde Dich zu nichts zwingen, Madoc. Du scheinst mir ein gebildeter Mann zu sein, und ich habe hier außer mit dem Ritter Balventius selbst schon lange kein zivilisiertes Gespräch führen können. Es war mir also ein Vergnügen – Krieger“, er schlug die Lider nieder, beobachtete aber den Kelten ganz genau: „Du kannst hier erst einmal weiter essen und trinken soviel Du möchtest, und auf einer Liege mit einem Laken schlafen. Morgen bringe ich dich wieder in die Baracken zurück. Da du denkst, bereits tot zu sein und nach nichts mehr auf dieser Welt strebst, wird es Dir gleich sein. Oder hoffst du etwa auf ein Leben in einer anderen Welt?“ Pytheas schüttelte den Kopf: „Die gibt es nicht, Madoc. Nur Dunkelheit. Nicht – Bewusstsein“, seine Stimme war leise geworden. Er wusste selbst nicht, was ihn an diesem Madoc so interessierte. Er wollte ihn nicht unterwerfen. Er wollte, dass er sich freiwillig in seine Hände begab. RE: Krankenquartier - Madoc - 02-06-2023 Der Medicus schien überrascht zu sein, als er aus meinem Mund hörte, dass Gwyn und ich damals einen Lateinlehrer hatten und er erkannte auch ganz recht, dass wir von höherem Stand waren. "Mein Vater und sein Vater zuvor waren Krieger. Krieger stehen über den Bauern! Meine Schwester und ich sind in unruhigen Zeiten aufgewachsen. Wir Silures haben uns lange gegen die Römer gewehrt. Und wir tun es immer noch! Ganz gleich, wie viele sie von uns töten oder in Bergwerke sperren. Es wird immer wieder neue junge Männer geben, die sich gegen die Tyrannei der Römer stellen. Unser Lehrer war übrigens ein römischer Gefangener, der damals bei uns lebte." Ich merkte, wie ich mich wieder in Rage redete und als er vom Sinn und Zweck meiner Strafe sprach, musste ich einfach einen Moment inne halten. "Je länger ich lebe und je länger ich in der Mine schuften kann, umso länger mache ich mich zur Hure Roms! Wenn ich also aus niedrigen Beweggründen deine Vergünstigungen annehmen würde, könnte ich mir selbst nicht mehr in die Augen schauen. Ich würde mein eigenes Volk verraten! Jedoch…"Wieder kam meine Rede ins Stocken und ich blickte ihm dabei direkt in die Augen. "Gäbe es eine höhere Motivation, wie zum Beispiel die Wiedererlangung der Freiheit oder auch nur eine kleine sich eine bietende Möglichkeit zur Flucht, könnte ich mich mit deinem Vorschlag anfreunden." Ich wusste selbst, wie vermessen das von mir war. Vielleicht wollte ich ihn auch nur provozieren, denn schon zu Beginn unseres Gesprächs hatte ich mich gefragt, ob Pytheas eigentlich Römer war, denn sein Name klang nicht wirklich römisch. Aber im Grunde war das auch gleich, denn er macht mit ihnen gemeinsame Sache. Allein das genügte schon, in ihm keinen Freund zu sehen, auch wenn er in gewisser Hinsicht sympathisch wirkte. "Lass mich raten, du bist kein Römer! Nicht wahr?" Ob sein Angebot, die Nacht hier in einem sauberen Bett ohne Ketten zu verbringen immer noch galt, bezweifelte ich inzwischen. Ich erwartete es ja auch gar nicht, denn es gab tatsächlich nur noch eines, was in meiner Situation erstrebenswert sein konnte – Annwn! "Was macht dich so sicher, dass es Annwn, die Anderswelt nicht geben sollte? Man sagt uns nach, furchtlose Krieger zu sein, weil wir den Tod nicht fürchten. Solange einer von uns daran glaubt, gibt es diese andere Welt!" Wieder sah ich ihn einen Moment musternd an. "Wäre es für dich nicht auch tröstlich, wenn es so etwas wie Annwn auch für dich gäbe? Das Wissen um ein friedliches glückliches Dasein, was dir dieses Leben niemals wird bieten können." Inzwischen hatten sich meine Züge wieder etwas gemildert und ein entspanntes Lächeln lag auf meinem Gesicht. Auch das vermochte Annwn. Der Gedanke daran bewirkte, zumindest bei mir, so etwas wie Gelassenheit. "Nun weißt du, wie ich darüber denke. So leid es mir für dich tut, aber du wirst mich dazu zwingen müssen, dir zu helfen. Es sei denn, du hilfst mir." RE: Krankenquartier - Flavianus Pytheas - 02-06-2023 Madoc sprach davon, dass sein Lehrer ein gefangener Römer gewesen war. Silures nannte er sein Volk. Als er davon sprach, dass er sich je länger er am Leben blieb, um so länger zu einer Hure Roms machen würde, zuckte Pytheas die Schultern: „Wir alle sind Huren von irgendetwas oder irgendjemandem. Rom ist nicht der schlechteste Zuhälter“, sagte er mit jenem Anflug von Zynismus, den er im Palast gelernt hatte: „ Es gibt sehr viele Männer, die für das römische Bürgerrecht alles Mögliche tun würden. Auch manch keltischer Adlige“, gab er zu bedenken: „Ich selbst bin kein Römer. Ich bin ein ehemaliger Sklave, also jetzt ein Freigelassener. Ich kenne meine früheren Herren daher sehr gut, das Schlechte, aber auch das Gute. Es gibt immer beides. - Ist Ann- uvin eure Unterwelt?“ Das Wort klang fremdartig, und Pytheas konnte es kaum aussprechen. Aber er fand es interessant, Einblick in das keltische Denken zu bekommen: „ Dein Totenreich ist schön, und man lebt glücklich dort, sagst du? Dann verstehe ich nicht, weshalb sich die Menschen nicht scharenweise umbringen, um dort hinzugelangen. …Sage mir, Krieger Madoc, weshalb du nicht jetzt gleich und sofort den Tod wählst? Du müsstest nur versuchen, mich anzugreifen, ich rufe die Wachen und schon wärst du dort in deinem Elysium. Vielleicht sogar auch ich mit dir zusammen - das glaubst du doch, oder?" Pytheas schüttelte bedauernd den Kopf. Er hatte bereits jeden Glauben verloren: „Ich kann dich selbstverständlich nicht entkommen lassen. Ich kann dir als Gegenleistung lediglich anbieten, gleich morgen früh mit dir zusammen ein gutes Wort für dich bei Eques Balventius einzulegen. Bestimmt hat er nachdem du mir geholfen hast, eine Aufgabe für dich, die deiner Bildung würdig ist. Du würdest nicht frei sein, aber du hättest ein noch erträgliches Leben als sein Sklave. Wie klingt das für dich?" RE: Krankenquartier - Madoc - 02-06-2023 Ja, leider hatte ich Pytheas Recht geben müssen. Seitdem die Römer Britannia besetzt hatten, gab es immer wieder Stämme, die sich mit den Besatzern arrangieren wollten und um ihre Gunst buhlten. Manche Krieger dienten sogar in ihrer Armee, damit sie nach etlichen Jahren das Bürgerrecht erhielten. Dafür verrieten sie ihr Volk! "Viele, die sich mit den Römern eingelassen haben, mussten es später wieder bereuen! Was hat es Boudicca und ihren Töchtern gebracht, dass sich ihr Mann Prasutagus mit den Römern eingelassen hat? Oder Cartimandua! Sie hat sich zur römischen Hure gemacht, als sie Caradoc verriet. Sie hat alles verloren. Lebt sie überhaupt noch?" Es gab noch etliche andere Beispiele. Letztendlich brachten die Römer allen nur Verderben. Ich hatte also doch richtig gelegen, er war kein Römer. Zu welchem Volk er aber gehörte, behielt er noch für sich. Stattdessen aber überraschte er mich mit seinem Geständnis, selbst einmal Sklave gewesen zu sein. "Du warst ein Sklave? Und dein Dominus hat dich freigelassen? Weshalb?" Eigentlich hätte es mich auch interessiert, weshalb er zum Sklaven geworden war. Oder wurde er so geboren? Aber ich wollte ihn nicht ausquetschen. Ein wenig musste ich grinsen, als er versuchte, das Wort Annwn auszusprechen. Es klang irgendwie belustigend. "Annwn ist ein Ort, an dem Friede, Glück und Wohlstand herrscht. Natürlich kommt nicht jeder einfach so dorthin. Annwn bleibt den mutigen und ehrenhaften Kriegern vorbehalten. Wer selbst Hand an sich legt, nur um dort hinzukommen, wird enttäuscht werden. Ebenso wenn ich dich nun töten oder verletzen würde und dafür von den Wachen getötet würde, käme ich nicht dorthin. Du bist unbewaffnet. Es wäre nicht mutig oder gar ehrenvoll, dich zu töten. Sonst käme ja jeder Lump oder Meuchelmörder dorthin." Ob er das verstand? Auch wenn er einst Sklave war, konnte er Ehre besitzen. Dass er Mut und Ehre hatte, bewies er alleine schon dadurch, dass wir zusammen saßen und uns unterhielten und dass er etwas gegen die Seuche unternehmen wollte. Aber auch dass er mich nicht fliehen lassen wollte, denn sonst wäre er zum Verräter geworden. Stattdessen aber machte er mir ein Angebot. Er wollte sich für mich einsetzen bei dem Kerl, der mich gekauft hatte: Eques Balventius. Wahrscheinlich würde ich nun doch noch einmal mit ihm zusammentreffen. Mit Pytheas´ Fürsprache konnte ich vielleicht die Minen hinter mir lassen. Im Haus des Römers gab es vielleicht bessere Gelegenheiten, zu fliehen. "Du würdest mir helfen? Na gut, dann werde ich dir auch helfen!" Mir ging es nicht darum, Sklave im Hause dieses Römers zu werden, sondern die Aussicht auf eine Fluchtmöglichkeit. RE: Krankenquartier - Flavianus Pytheas - 02-09-2023 "Römer lassen ihre Haussklaven oft frei. Sie bleiben ihrem ehemaligen Herren aber mit Dienstpflichten verbunden, und dann sind sie frei oft noch nützlicher als vorher", erwiderte Pytheas: "Das haben die Römer alles genaustens in ihren Gesetzen geregelt. Du bist leider ein anderer Fall. Du hast einen von ihnen getötet und wurdest verurteilt. Du wirst immer nur ein unterworfener Feind bleiben", er fand Madoc, der so schnell von Begriff war und ganz gezielte Fragen stellte, nun wirklich an das Bergwerk verschwendet: "Aha, so gibt es ein Totengericht, um zu urteilen, ob der Tote ehrenhaft genug für Annuvin ist? Selbst mit einer Waffe wäre ich kein Krieger, und kein Gegner für dich. Was geschieht mit den anderen nach ihrem Tod?", erkundigte er sich: "Ich schätze es außerordentlich, dass ich jemanden treffe, den ich solche Sachen fragen kann. Ich habe das Gefühl, ihr Kelten sprecht nicht gerne über eure Glaubensvorstellungen mit Fremden. Das liegt aber auch bestimmt mit daran, dass ich eure Sprache nicht spreche. Ich würde sie sehr gerne lernen. Annuvin, was für ein krauses Wort", er schüttelte den Kopf: "Ich werde versuchen, dir zu helfen. Ich weiß nicht, ob ich es kann. Das hängt von Balventius Varro ab. Wie gesagt, all das auf dem Tisch ist deines, trinke und iss. Aber dann gehen wir zur Ruhe, Morgen ist ein langer Tag" Außerdem wurde es dunkel, und Pytheas war daran gewöhnt, Öl zu sparen. Er winkte einen der Wächter: "Dieser Mann soll nicht mehr angekettet werden", sagte er, und auf den erstaunten Blick hin: "Ich wünsche es nicht. Und er geht morgen nicht zur Arbeit, ich brauche ihn gleich am Morgen hier bei mir. Er soll übersetzen" ***
Am nächsten Morgen noch vor Morgengrauen erhob sich der Medicus, spülte sich den Mund mit Wasser und ging an die Arbeit, die Männer zu untersuchen - und den Tod von einem zu bestätigen, der still und heimlich in der Nacht gestorben war. Das schnitt Pytheas ins Herz. Er wollte gerne helfen, und es gelang ihm nicht. Die Bleikrankheit selbst war zu seinem Widersacher geworden; ein daimon aus den Eingeweiden der Erde, ein Monster, das Menschen fraß. Er wurde seiner nicht Herr.
Erst als die vierte Stunde durch die Wasseruhr angezeigt wurde, zog er sich eine frische Tunika an, und machte sich bereit, um den Herren des Bergwerks zu sprechen. >>> RE: Krankenquartier - Madoc - 02-09-2023 Eines wusste ich, als ich Pytheas so zuhörte, während er über die Römer und ihren Umgang mit ihren Sklaven sprach. Ich würde mich niemals zum Hund eines Römers machen lassen. Ganz sicher würde ich auch nicht warten, bis man mich irgendwann frei ließ, wenn man mich denn je frei lassen würde. Denn wie der Medicus schon so treffen gesagte hatte, war das in meinem Fall etwas schwieriger. Ein unterworfener Feind würde ich bleiben. Irgendwie gefiel mir das. Also nicht, dass man mich untereworfen hatte, nein, das mit dem Feind klang gut! Auch wenn Pytheas und ich auf verschiedenen Seiten standen, war er dennoch an unseren Jenseitsvorstellungen interessiert. Ich hatte ihm von Annwn erzählt. Bisher hatte ich noch keinen Römer erlebt, der sich für unsere Kultur oder gar unsere Religion interessiert hätte. Die Römer kamen nur, um zu töten. Denn warum hatten sie die Druiden auf Mona abgeschlachtet? Pytheas wollte aber noch mehr wissen. Wahrscheinlich weil er kein Römer war. "Die Anderswelt kann an verschiedenen Orten sein," erklärte ich ihm dann. "Annwn ist nur ein Ort, Dort herrscht Arawn. Jeder, der mutig genug ist, mit ihm und seinen Cŵn Annwn - seinen Jagdhunden auf die wilde Jagd geht, wird in sein Reich eingelassen. Es gibt aber auch andere Orte, die zum Beispiel von einer Hexe beherscht wird und wo nur Qualen Schmerzen auf dich warten. Oder die Ynys yr Afallon, die Apfelinsel. Das ist auch ein Ort der ewigen Jugend. An bestimmten Tagen im Jahr ist die Schwelle zur Anderswelt für beide Seiten offen, denn nichts ist endlich. Das Ende ist gleichzeitig der Anfang." Ich hatte keine Ahnung, ob er verstand, was ich ihm da erzählte. Denn ich wusste, das die Vorstellung der Römer von ihrem Elysium eine ganz andere war. "Wir sprechen nicht mit Fremden darüber, weil sie es meist nicht verstehen. Oder im Falle der Römer uns sogar verbieten, unsere Religion zu leben." Er wollte lernen, hatte er gesagt. Schade, dass es nicht mehr wie ihn gab! Schließlich versicherte er mir nochmals, sich gleich morgen bei dem Römer für mich einzusetzen. Ich dankte ihm nochmals und als er mir anbot, noch etwas von den Speisen und Getränken zu nehmen, tat ich das auch. Doch ich achtete darauf, dass mein Bauch nicht zu gefüllt war, damit ich gut schlafen konnte. Das würde ich sowieso können, denn in dieser Nacht würden mir keine Ketten aus dem Schlaf reißen. Bis ich endlich einschlafen konnte dachte ich noch lange darüber nach, was wäre, wenn ich endlich die Minen hinter mir lassen konnte und ich im Haus des Römers leben würde - als sein Sklave. Ich wusste, die erste Chance, die sich mir im Haus des Minenbesitzers bot, würde ich zur Flucht nutzen. Doch bis es soweit war, musste der mich erst einmal in seinem Haus wollen. Ich hatte keine Ahnung, welche Arbeiten in einem römischen Haushalt anfielen. das Einzige, was ich konnte, war kämpfen. Und mit meiner Vorgeschichte würde er mich sicher nicht wieder in einen Ludus geben. Also was blieb mir da noch? Ich schüttelte unmerklich meinen Kopf und erinnerte mich an die Worte meiner Mutter, die sie in solchen Situationen zu sagen pflegte. Denke nicht über ungelegte Eier nach! Genau das hatte ich vor! Nicht meine Zeit mit Fragen zu verplempern, die sich noch gar nicht stellten. Dann schlief ich endlich ein und erwachte wieder am nächsten Morgen - bereit mich Eques Balventius zu stellen. |