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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Liciniana Aglaia - 03-17-2024 Nachdem Owain mich sitzengelassen hatte, musste ich nach vorne blicken. Ich hatte nicht den Luxus, mich in Selbstmitleid zu suhlen. Wäre ich allein gewesen, dann vielleicht, aber so, wie die Dinge momentan standen? Ich war mir ziemlich sicher, dass Saturninus wie eine beleidigte Diva reagieren und mir fortan Steine in den Weg legen wollte. An und für sich wäre mir das egal gewesen, aber Iscalis war nicht Rom und ich hatte kein Interesse daran, dass mein Kind unter dem gekränkten Ego diverser Männer zu leiden hatte. Also traf ich meine Vorbereitungen, und ein teil davon bestand darin, schnell genug die notwendigen Papiere zu erhalten, die meiner Tochter eine gute Zukunft ermöglichen würde. Also war ich jetzt hier in der Curia, mein Kind im Tragetuch an meiner Brust, und schlenderte zu dem Schalter. Da ich in meinem momentanen Zustand – frisch Mutter, noch immer blutend und leicht übermüdet – mich nicht der Illusion hingab, irgendjemanden durch Verführungskunst zu beeinflussen, verließ ich mich auf den ältesten Meinungsverstärker: Geld. Und so hatte ich eine kleine Goldmünze in der Hand – etwas, das hier in Iscalis an und für sich wahrscheinlich schon Seltenheitswert hatte, für einen Besuch hier aber geradezu lächerlich viel Bestechungsgeld war, und klopfte damit dreimal mehr oder weniger auffällig auf den Tresen, der die Bittsteller von den Angestellten trennte. “Salve. Ich bräuchte einmal Hilfe bei der Eintragung meiner Tochter“, meldete ich mich und fragte mich, welcher der Männer hier am schnellsten reagierte, um sich etwas dazuzuverdienen. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 03-17-2024 Caius Antonius, stolzer Vorsitzender der Kooperative der Notare und Stadtschreiber, war ein Mann gutmütigen Naturells. Als nun eine junge Frau, die offensichtlich eine junge Mutter war - sie hatte ihren kleinen Säugling dabei, dreimal an den Tresen klopfte, kam er herbei: "Salve!" , sagte er gut gelaunt: "Was haben wir denn da Liebes, Bub oder Mädel?", seine Frage erlaubte es, seinen Blick intensiver auf die junge Frau, die sehr hübsch war mit ihrem herzförmigen Gesichtchen und der hellen, reinen Haut, zu richten. Er schaute sich um, ob sie eine Amme mitgebracht hatte, doch da war keine. Anderseits wirkte sie aber nicht so, als könne sie sich keine Amme leisten: "Caius Antonius ist mein Name, womit kann ich helfen, Bürgerin?" RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Liciniana Aglaia - 03-18-2024 Da schälte sich auch schon ein Schreiberling aus der Masse und übersah wohl die Münze. Auf jeden Fall erkundigte er sich mehr nach dem Kind, als darauf zu sehen. Was war nur mit den Provinzbeamten los? Da wollte man sie schon bestechen mit einem halben Jahresgehalt, und sie merkten es nicht mal! “Ein Mädchen. Liciniana Prima.“ Ja, ich hatte überlegt, wie ich sie nennen sollte, lang und breit, aber da Owain uns ja hatte sitzen lassen, hatte ich das allein bewerkstelligen müssen. Und so blöd es klang, ich war nicht bereit dafür, alleine einen Namen für sie auszusuchen. Also bekam sie nun den grundlegendsten Namen, den man einer angehenden Römerin geben konnte: Prima – die Erste. “Und ihre Geburt muss in die Archive eingetragen werden, und zwar ohne unnötige Zusätze. Einfach nur ihr Name, mein Name – Liciniana Aglaia- als Mutter und Licinianus Owain als Vater. Geboren als Latinerin in einer gültigen Ehe, in der gesetzlichen Zeit, mit allen Voraussetzungen nach der Lex Aelia Sentia, römische Bürgerin zu werden. Und ebenso brauche ich dann ein Diptichon, das ebenfalls diese Angaben hat, da wir eine größere Reise vor uns haben.“ Ich spielte ein wenig so mit der Münze, dass ich sah, dass ein Lichtreflex von ihr seine Augen traf, so dass er sie bemerkte. Womit wohl klar sein sollte, was genau ich wollte. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 03-18-2024 Normalerweise hätte Antonius den Bürokraten heraushängen lassen, mit der ersten Frage, warum denn der Kindsvater nicht anwesend wäre. Aber als er das verlockende Blinken in den Fingern der jungen Frau erspähte, nahm er ihr äußerst geschickt das Goldstück weg und ließ es in den Falten seiner Toga verschwinden, schaute kurz über die Schulter, ob Leander, der da ziemlich ehrpusselig war, nicht zufällig hinter ihm stand und sagte: "Das bekommen wir hin, werte Liciniana Aglaia“ Er notierte also sehr umständlich auf eine Tabula:
Antonius schaute hoch: "An welchem Tag genau ist Liciniana Prima geboren? Ich nehme an, das war hier in Iscalis, richtig? Die Ausstellung des Diptychons kostet nochmal fünfzehn Sesterzen für die Stadtkasse", er schrieb den Antrag zu Ende: "Es sei denn, du wünschst eine besonders schön geschmückte große Ausgabe, dann sind es zwanzig. - Möchtest du dich solange hinsetzen? Das Kind zu halten macht bestimmt müde" Antonius hatte selber zwei zu Hause, und seine Frau war auch oft müde. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Liciniana Aglaia - 03-19-2024 “Vor neun Tagen, hier in Iscalis, richtig.“ Ich sah genau zu, was er auf seine Tafel kritzelte. Die war der eigentlich unwichtigere Teil, denn kaum jemand prüfte jemals genau, was in den Archiven einer Stadt wirklich stand. So etwas war in den meisten Fällen schlicht zu unwichtig. Ich war ja kein Politiker. Niemand interessierte sich für eine Latinerin. Bei der Beantragung des Bürgerrechtes könnte es gegebenenfalls noch einmal schwierig werden, aber wenn alles nach Plan lief, war ich bis dahin ohnehin mit einem reichen Witwer verheiratet und mein Kind unter seine Obhut androgiert. Ich hatte sogar schon zwei Männer, die ich auf dem Empfang des Statthalters gesehen hatte, auf meiner persönlichen Liste. Das wichtigere war das Diptichon. Ich zog einmal kurz die Augenbraue hoch, als er meinte, ich solle für das Ding auch noch zahlen. Aber die Beamten von hier waren wohl alle gierig. Meinetwegen. Ich kramte in den versteckten Falten meines Tragetuches und förderte fünf Silberdenare hervor. “Ich nehme die bessere Variante. Ich warte solange.“ Und das tat ich dann, leicht und langsam auf und abgehend, damit das Kind schön brav weiterschlief, während der Schreiber hoffentlich zu meiner Zufriedenheit arbeitete. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 03-19-2024 Antonius gab sich Mühe mit seiner Handschrift, während die Antragsstellerin, um ihr Kind zu wiegen, auf und ab ging. Die Urkunde selbst war groß, sie war zweigeteilt und konnte als Schutz gegen Fälschung versiegelt werden.
Antonius kassierte die fünf Denare für die Stadtkasse; das Goldstück war schließlich für ihn. Dann winkte er Aglaia wieder zu sich her: "Soll ich dir die Urkunde noch einmal vorlesen?", man konnte gerade in Britannien nicht davon ausgehen, dass einjeder alphabetisiert war: "Oder prüfst du die Angaben selber nach, werte Liciniana Aglaia?" Nicht dass sie nachher ankam und etwas geändert haben wollte. Das hieß, das ginge schon, doch das würde noch teurer werden. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Liciniana Aglaia - 03-21-2024 Vorlesen? Meine Augenbraue wanderte kritisch nach oben, als ich den kleinen Schreiber betrachtete. Sah ich so ärmlich aus, als dass ich nicht einmal lesen können sollte? Selbst Kinder auf dem Aventin gingen zur Schule. Das waren dann eben Lehrer, die auf der Straße eine ganze Horde Kinder unterrichteten und nicht die schicken Privatlehrer in den teuren Villen. Aber trotzdem lernten sie alle lesen und schreiben. Dieser Ort hier war wirklich ein Kaff, das wurde mir wieder und wieder bewusst. “Ich prüfe die Angaben gerne selbst“, meinte ich aber zuckersüß im Gegensatz zu meinen Gedanken und besah mir sehr genau die Urkunde. Kein Wort von Infamie, kein Hinweis auf irgendwelche Probleme. Eine ganz reguläre Geburt eines latinischen Kindes, und eine gerechte Ehe sogar ausgewiesen. Schön. Meine Mundwinkel wanderten leicht nach oben. “Sehr schön. Ich bitte darum, es mit dem Stadtsiegel jetzt hier zu siegeln“, was dem Ganzen im Fall der Fälle noch mehr offizielles Gewicht verleihen würde, “und nehme es dann so mit.“ RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 03-22-2024 Antonius lächelte erfreut, als er das Lob hörte. Er holte das Messingsiegel der Stadt herbei - nicht jeder Schreiber durfte es führen, doch er gehörte zu der Gruppe derjenigen, die dazu berechtigt waren. Gekonnt erhitzte er Wachs direkt über der Flamme, ohne dass dabei Russpuren auftraten und siegelte überaus sorgfältig. Danach verwahrte er das Stadtsiegel wieder genauso gewissenhaft: "Alles Gute damit, werte Liciniana Aglaia ", sprach er und reichte ihr das Diptychon. Offizieller und amtlicher ging es nicht: "Vale bene und gerne wieder einmal" So eine hübsche Mutter würde es bestimmt nicht nur bei einem Kind bewenden lassen. Dabei überlegte Caius Antonius, was er mit dem Goldstück alles kaufen konnte. Seine Frau würde er mit einer Perlenkette überraschen, die hatte sie schon lange sehnsüchtig angeschaut. Und die beiden Kinder wünschten sich jeder ein Holzschwert, die hatte er auf dem Markt gesehen und beide zusammen einen kleinen Welpen. So schieden Antragstellerin und städtischer Beamter im besten Einvernehmen, dachte Antonius zufrieden. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Eine neue Hoffnung - Tiberius Furius Saturninus - 08-22-2024 Die Nutrix Phaedra trug einen sorgfältig mit einem leichten Tuch von allen Blicken abgeschirmten Carus. An ihren Hand- und Fußgelenken klimperten allerlei Apotropäa; unheilabwehrende Symbole, Rauten aus Jaspis und Lapislazuli, metallene Glöckchen und winzige erigierte Penisse. Saturninus ließ die Sklavin gewähren. Sie diente ihnen gut, auch wenn sie nicht viel redete. Saturninus hatte eine Abschrift des Familienbuches der Furier dabei, in das sein Kleiner nach der Namensgebungszeremonie am neunten Tag eingetragen worden war.*
"Salve", grüßte der Furius den diensthabenden Beamten: "Ich möchte bitte zum ehrenwerten Archivvorsteher Plautius Leander, um meinen Sohn in die Bürgerliste eintragen zu lassen" * Sim off: Sein dies lustricus wurde nicht ausgespielt, hat aber stattgefunden und alle Verwandten waren dabei ** Die Geburt war am 31. Mai. Der Vater war allerdings säumig, im RL pünktlich im Rathaus aufzuschlagen, weshalb er den werten Archivar um Entschuldigung bittet. Im Spiel ist er noch in der Zeit. RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 09-05-2024 Der Beamte der Bürgerbüros hörte sich das Anliegen an und lächelte freundlich. “Oh, in die Bürgerliste eintragen können wir hier. Dafür braucht es nicht den Vorsteher des Archives. Wenn du mir die nötigen Daten gibst, können wir das alles auch sogleich und ohne Wartezeit für dich veranlassen.“ |