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RE: Brigids Forst - Ciaran - 05-17-2023 “Louarns Niamh?“ fragte ich und legte den Kopf leicht schief. Das kleine Vögelchen war schon davongeflogen, heulend und halb nackt, nach dem roten Riesen brüllend. Sie kümmerte mich im Grunde nicht. Und ich war zu gut drauf, um mich mit den Launen eines Vögelchens zu befassen. Ich ließ die Arme leicht sinken und kam langsam auf Dunduvan zu. Fintan stand nackt irgendwo an der Seite und guckte verwirrt, aber auch er war gerade egal. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf Dunduvan und seine Schleuder, mit der er mich bedrohte. “Es war nicht sein Name, den sie in die Nacht geschrien hat, als du in ihr warst. Deiner übrigens auch nicht“, setzte er ganz lapidar dazu, ohne Anzeichen von Besorgnis. “Und wenn er sie wollte, warum war er dann nicht da? Zwei Menschen, die einander ganz offensichtlich nicht wollen und ganz offensichtlich nicht Beltane miteinander feiern, gehören wohl kaum einander.“ Ich blieb weit genug von Dunduvan weg, dass er mich weiter bedrohen konnte, wenn er das wollte, aber war jetzt doch so nah, dass nicht der ganze Platz das Gespräch mitbekam. Nicht, dass mich das störte, aber Dunduvan störte es im Nachgang vielleicht. Im Grunde war ich sehr rücksichtsvoll – auf meine Art. “Und ich habe niemanden zu irgend jemandem geführt. Richte deinen Zorn an die Götter, wenn du willst. Ich habe nur deinen Geist für sie geöffnet.“ Wieder legte ich den Kopf schief, weil ich erkannte, dass er die Dinge nicht so erkannte, wie ich es tat. Jetzt war sein Geist eben wieder fest verschlossen und verstrickte sich wieder in so vielen Einzelheiten, dass er die einfachen Dinge dabei übersah. “Louarn sollte mir dankbar sein, dass die Natur des Mädchens jetzt offengelegt wurde. Sie liebt ihn nicht. Und du solltest mir dankbar sein, dass ich deine Augen für einen Abend geöffnet habe und du deine Bestimmung als Druide erfüllen konntest.“ Ich lächelte leicht. “Gern geschehen.“ Als ob es mir nur um persönliches Vergnügen gegangen wäre. Das war ein netter Nebeneffekt von allem gewesen. Aber jetzt am Morgen, wo auch ich in der Nacht meine eigenen Momente der Berührung mit dem Göttlichen gehabt hatte, sah ich wieder einige Dinge sehr viel schärfer und klarer. Und auch, wenn Dunduvan sich jetzt aufregte, es geschah alles nach dem Willen der Götter. RE: Brigids Forst - Dunduvan Deimos - 05-19-2023 Manchmal hatte Dunduvan den Verdacht, dass die Römer in ihren Reihen Wesen kämpfen ließen, die nicht völlig menschlich waren. Ausgeburten aus derer Unterwelt vielleicht, wie die keres oder Letus. Und dass einer von diesen eben die Zwillinge gezeugt hatte. Sie waren von einer eigenartigen Unerbittlichkeit wie das Schicksal selbst. Besonders Ciaran. „Die Götter sind doch genau so wie du!“, entfuhr es ihm. Er hatte erst vor kurzem Brigid geschmäht. Er hatte keine Furcht vor Wesen, die zwar mächtig waren, aber sich ein Dreck um sie alle scherten. Sollten sie ihn töten oder nach seinem Tod noch in der Ewigkeit foltern, es gab für Dunduvan Deimos keine größere Folter, als unter der Sonne zu sein: Er ließ die Schleuder etwas sinken: „Das ist kompliziert“, sagte er: „Louarn hat sich Niamh mitgebracht, weil… sag einmal, Ciaran, was glaubst du, wie viele von uns Falken es gibt? Nein wirklich, was glaubst du? Es ist einiges passiert, was euch entgangen ist“, er sah in Ciarans Augen, die ihn an die Augen gewisser Reptilien erinnerten: „ Lou hatte mich gebeten, auf Niamh zu achten, nicht ihr ein Beltanekind zu machen. Sie sollte es nicht behalten, wenn ich da mitzureden hätte" Wären sie Römer und verheiratet gewesen, hätte er Niamh befehlen können, das Kind auszusetzen. Aber in seinem Volk gehörten Kinder erstens zur Mutter und zweitens zum Clan. Beltanekinder wurden nach dem Willen der Götter gezeugt und brachten Glück. Doch Niamh verabscheute ihn sehr. Sie hätte sich ohne Drogen niemals mit ihm vereinigt. Wider Erwarten gab das Dunduvan einen kleinen Stich ins Herz. Er dachte noch einmal daran, wie er sie in seinem Arm aufgewacht war. Vor all dem triebhaften Rausch der letzten Nacht war das der schönste Moment gewesen, und wie jedes Geschenk der Götter an ihn war es nur Lug und Trug. Dunduvan steckte die Schleuder weg. Der Schaden war geschehen, und selbst Ciarans Tod hätte daran nichts geändert. Wenn er aufrichtig war, wäre er durchaus fähig gewesen, Ciaran zu verletzen, jedoch nicht dazu, ihn umzubringen. Bruderschaft nannten sie es, aber es ging tiefer als das. Mit wem sonst konnte man die Dunkelheit teilen? Und es hatte immer auch leidlich gute Zeiten gegeben: "Wir sollten uns treffen, um zu reden. Wir alle. Auch Alun und Fintan. Und Louarn, falls er noch in der Nähe ist. Ich schlage vor: In einer Stunde im Gemeinschaftshaus“ Es gab Möglichkeiten, sich gegenseitig mit dem Wind zu rufen. Es war nicht so, als würde man miteinander sprechen. Aber ein Bild, welches flüchtig vor dem inneren Auge auftauchte, konnte eine Botschaft sein. Nicht alle Druiden waren gleich gut darin, Botschaften mit dem Wind zu schicken. Er, Dunduvan, war eher schlecht in so etwas. RE: Brigids Forst - Ciaran - 05-19-2023 “Danke!“ strahlte ich, auch wenn Dunduvan es sicher als Beleidigung gemeint hatte, dass die Götter mir gleich waren. Aber ja, endlich hatte es einer erkannt und anerkannt, dass sie und ich uns mehr glichen als die meisten Menschen um uns herum. Es war zwar nicht so, dass ich unbedingt an sie glaubte oder auf sie gar hörte, und erst recht nicht den Dingen vertraute, die Menschen so über sie erzählten, aber doch, in dem Satz lag so viel Wahrheit, dass ich mich freute, dass Dunduvan es erkannt hatte. Vielleicht hatte er doch ein klein wenig von dem behalten, was ich ihm heute Nacht geschenkt hatte und hatte nicht alles abgeschüttelt, was er auf der anderen Seite der Tür gelernt hatte. Ein wenig Hoffnung zumindest bestand. Ich hätte gerne jemanden, der wirklich sehen und verstehen konnte. Selbst Cinead war da meistens doch ermüdend blind, wenn auch nicht so schlimm, wie die meisten. Immerhin lief er nicht kreischend herum, wenn ich etwas tat, was den Geist öffnete. Seine frage, wie viele wir waren, erschien mir eine Fangfrage zu sein, und wieder legte ich den Kopf schief. Ich hörte mir seine Erklärung an, was Louarn gewollt hatte, aber irgendwie verstand ich den Sinn dahinter nicht ganz. Vielleicht würde ich Cinead fragen, ob er es besser erklären konnte, für den Moment aber ließ ich seine Erklärung einfach so stehen und stemmte bequem die Hände in die Hüfte, als er seine Waffe wegpackte. Die Gefahr schien gebannt. “Gut, in einer Stunde dann“ stimmte ich zu und drehte mich wieder um. Zum einen, um Cinead bescheid zu sagen, und zum anderen, um zu schauen, ob die Priesterin nochmal gesegnet werden konnte. Nichts machte so potent, wie von einer Waffe bedroht zu werden. >>> RE: Brigids Forst - Dierna - 06-22-2023 Auch ich war im Laufe der Nacht dank Erschöpfung einfach weggenickt, aber selbst der kurze Schlaf bis zum Morgengrauen machte mich nicht klarer. Der Kräutertrunk der Priesterin war ein starkes Gebräu, aber dass ich zwischen den Zwillingen aufwachte, erstaunte mich zumindest nicht. Es war bereits mein zweites Beltane als Priesterin und nur der Glaube an die Göttin machte einen frei genug, damit man die Kontrolle über seinen Körper für eine Nacht der Göttin schenken konnte. Ich hatte mich noch gar nicht bewegt, als schon das Geschrei losging und von irgendwo her auf der Lichtung eine Frau heulte. Sie wäre bestimmt nicht die Erste, die eine feurige Nacht bedauerte, aber das war nun einmal der Sinn von Beltane. Einer der Zwillinge sprang auf, während der andere sich einfach umdrehte und weiterdöste. Ich erhob mich ebenfalls, sammelte meine abgebrannte Fackel ein und ging dann zu den Überresten des Feuers der letzten Nacht. Ich sang ein kurzes Gebet für neues Leben, in der Hoffnung, dass alle anwesenden Frauen vom Gehörten Gott mit einem Beltanekind gesegnet wurden und machte mich dann daran die Glut des rituellen Feuers zu zerstäuben und die Asche zu verteilen. Mehr und mehr Menschen regten sich nun auf der Lichtung und zogen sich an, packten ihre Sachen und verabschiedeten sich von mir. Den Frauen wünschte ich den Segen des Gehörnten, während ich darauf wartete, dass so gut wie alle die Lichtung verließen, damit ich selbst nach Hause gehen konnte. RE: Brigids Forst - Dierna - 10-31-2023 Der Abend war angebrochen und ein weiteres Samhain neigte sich seinem Höhepunkt zu. Mit Einbruch der Dunkelheit war es auch an der Zeit, dass die Priesterinnen die Weisheit der Göttin für das kommende Jahr empfingen. Dieses Jahr war eine geweihte Jungfrau namens Caitriona von den Inseln Dal Riadas hoch im Norden zur Quelle gekommen. Begleitet wurde sie von einem bärbeißigen und grauhaarigen Druiden namens Seòras, der bestimmt schon in seinen Fünfzigern sein musste. Neben meiner Tochter Úna hatten wir auch Rhian in unserer kleinen Gemeinschaft begrüßt, die uns heute als Novizin zusehen und lernen sollte. Ich hatte zusammen mit ihr die Haselnusskrone für die Jungfrau geflochten, die Caitriona nun trug und ich selbst hatte wieder das rote Gewand der Mutter und die Ährenkrone angelegt. Die junge Priesterin aus Dal Riada war blass, aber ich konnte die Nervosität verstehen. Ich musste kurz tief einatmen, da mich das Kind trat, das ich seit Beltane unter dem Herzen trug, ehe sich unser kleiner Zug zur Lichtung im Wald in Bewegung setzte. RE: Brigids Forst - Gilda - 10-31-2023 Es war an der Zeit und sowohl Caitriona als auch Dierna und auch ich selbst hatten unseren Kräutertrank vorbereitet und unsere Fackeln entzündet. Da es Samhain war, war ich in das pechschwarze Gewand der Alten gekleidet und mein Gesicht und meine Haare waren mit Asche grau gefärbt. Ich nickte den jungen Frauen aufmunternd zu und setzte mich dann in Bewegung, die rot gewandete Dierna mit der Ährenkrone und die schneeweiß gewandete Caitriona mit der Haselnusskrone dicht hinter mir. Als wir nach dem kurzen Marsch von unseren Behausungen auf der Lichtung ankamen, verstimmte die gute Laune und die versammelten Menschen aus dem Umland schauten uns gespannt entgegen, als wir unseren Platz um das große Feuer im Zentrum der Lichtung einnahmen. Der griesgrämig dreinblickende Druide Seòras stand bereits an einem Ehrenplatz am Feuer und nickte mir zu, als wir angekommen waren. Ich hob beschwörend meine Hände und selbst leises Geflüster verstummte fast im gleichen Augenblick. "Die Götter haben uns ein weiteres Jahr geschenkt und das Rad der Jahreszeiten hat sich gedreht. Der Schleier der Göttin senkt sich und wir lauschen Ihrer Weisheit!" Damit traten Dierna und ich einen Schritt zurück und machten Caitriona Platz, die als erste ihren Kräutertrank trinken würde und das Ritual eröffnen würde. RE: Brigids Forst - Rhian - 10-31-2023 Caitriona Caitriona, die jungfräuliche Priesterin aus Dal Riadas zitterte unter ihrer Haselknusskrone. Während ihr Blick bereits jetzt entrückt wirkte und ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen Einzug gehalten hatte. Ihr schneeweißes Gewand mochte dem einen oder anderen Tränen in die Augen treiben, derart blendend weiß war das Kleid der jungfräulichen Priesterin. Schweigend und nur dem leisen klingeln der Glöckchen folgend, setzte Caitriona einen Fuß vor den anderen, während sie als letzte der drei Frauen auf der Lichtung ankam. Ihr Begleiter, der Druide Seòras hatte bereits seinen Ehrenplatz am Feuer eingenommen. Schließlich war es Gilda die ihre Hände in einer beschwörenden Geste erhoben hatte und ihre Stimme erklang. Automatisch spitzte auch Caitriona ihre Ohren und lauschte ihren Worten.
Dann war es an Caitriona, sich aus der Reihe der drei Frauen zu lösen und den Becher mit dem Kräutertrank entgegen nahm. Langsam setzte die jungfräuliche Priesterin eben jenen Becher an ihre Lippen und schluckte das Gebräu. Unwillkürlich zuckte sie zusammen, als sich die Kräutermischung mit etwas anderem ihren Weg in Caitrionas Körper bahnte und ihre Sinne sich öffneten. So das sie sehen konnte. Das Ritual würde sie eröffnen. Sie, die jungfräuliche Priesterin und niemand sonst. Und so ließ Caitriona auch schon ihre weithin hallende Stimme erklingen. “Ich bin der Frühling, das neu erwachte Leben.
Alles Grün kommt aus meiner Hand.
Ich bin die junge Knospe, die im Morgentau glitzert.“
RE: Brigids Forst - Dierna - 10-31-2023 Nachdem Caitriona den Anfang gemacht hatte, strich ich noch einmal über meinen Bauch um das Kind zu beruhigen, ehe ich an das Feuer trat und ebenfalls den Becher hoch hob und den Kräutertrunk trank. Das Mädchen neben mir zitterte, aber ich wusste aus Erfahrung, dass das nicht lange währte - vor allem wenn der Trunk erst einmal seine Wirkung entfaltete. Ich musste kurz schlucken, da das Gebräu wie immer bitter war und sich wie ein Schlag in die Magengrube anfühlte, ehe ich sprechen konnte. Ich bin der Sommer, der fruchtbare Leib der Erde.
Golden glänzt das Korn auf meinen reifen Feldern.
Ich bin die Fülle des Lebens, das auf Wald und Wiese frohlockt.
Nachdem auch ich mein Sätzchen aufgesagt hatte, machte ich den Weg für Gilda frei.
RE: Brigids Forst - Gilda - 10-31-2023 Dierna machte mir Platz und ich trat erneut an das Feuer heran unter dem wachsamen Blick des Druiden. Ich war die Letzte, die den Becher hoch erhob und dann den Trank in einem Schluck austrank. Neben mir sah ich, wie Caitriona bereits unter der Macht des starken, bitteren Tranks schwankte und es würde nicht lange dauern, bis auch Dierna und ich in den Nebeln versinken würden. Schnell sagte ich daher meinen Teil des Rituals auf: Ich bin der Winter, das Ende des Lebens.
So wie alles im Licht beginnt, endet es in Dunkelheit.
Ich bin das Ende und das Versprechen eines Neuanfangs.
Danach trat ich zurück und blickte zu Caitriona und Rhian, die eng beisammen standen. Hoffentlich würde die frisch geweihte Priesterin nicht umkippen. Das wäre ein schlechtes Omen...
RE: Brigids Forst - Rhian - 10-31-2023 Caitriona Die Wirkung des bitteren Gebräus trat sogleich zu Tage, als Caitriona den letzten Schluck getrunken hatte und sich ihr Sichtfeld verschob. Die Geräusche wirkten auf einmal so, als wären diese in Watte gepackt und die jungfräuliche Priesterin begann zu schwanken. Bis sie von starken Händen gepackt wurde und ihr diese Hände einen sicheren Stand vermittelten. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, hob Caitriona ihren Kopf an und wischte sich eine ihrer rotblonden Strähnen aus dem Gesicht. “Ich stehe vor euch, als Göttin. Als EURE Göttin. Und ich sehe. Ich sehe viel Leid und ... Nebel wird das Land einhüllen.Nein, es ist kein Nebel. Es ist Rauch. Feuer. Die weiße Erde - Albion brennt. Der Adler erhebt sich in die Lüfte. Von seinen Klauen tropft Blut. Die Erde - verbrannt. Das Opfer ... gezeichnet, auf ewig verdammt, den Göttern zum Opfer gebracht.“
Nach diesen Worten geriet Caitriona ins taumeln, stieß einen leisen Schrei aus und sackte im nächsten Moment zusammen. ________________________________________________________
Wie gebannt verfolgte Rhian das Ritual. Als die jungfräuliche Priesterin schließlich nach vorne trat und den Becher mit dem Kräutertrank an ihre Lippen führte, sah Rhian dort vorne nicht mehr die rotblonde Caitriona, sondern sich selbst. Wie sie den Becher an ihre Lippen führte. Wie sie die Haselnusskrone trug und wie sie den Orakelspruch aufsagte. Als Caitriona die Prophezeiung der nächsten Monate aussprach, begann sich Rhian unwillkürlich von einer Seite auf die andere zu wiegen. Nahm die Schwingungen des Rituals auf und stimmte schließlich in den leisen Schrei der jungfräulichen Priesterin ein. Nur blieb Rhian auf den Füßen, auch wenn sie am ganzen Körper zu zittern begann und ihre Lippen sich tonlos bewegten. “Raben. Sie kommen. Über das Land. Blut glitzert an ihren Schnäbeln. Sie kommen...“ |