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Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Druckversion

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RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Chronist - 01-27-2024

Der Beamte vom Bürgerbüro hatte gerade in der Taberna eine Teigtasche zum Mitnehmen gekauft und sich dabei verplaudert. Nun kam er eiligen Schrittes heran, denn er war spät.* Die fettigen Hände wischte er sich sogleich an einem Tuch ab:
"Salve, Schmied! ", sagte er. Das viele Britannier nun Stadtbürger werden wollten, war begrüßenswert. Es sprach für die Integrationskraft des Roman way of life:
" Du möchtest gerne ein Stadtbürger unserer hübschen Gemeinde werden? Das hört man mit Freude.
Gehen wir doch gleich einmal gemeinsam durch, welche Requisiten für einen Eintrag in die Bürgerliste notwendig sind: Du bist ein freigeborener Britannier, sagtest du? Wie ist denn dein Name?
Ich gehe davon aus, dass du als Handwerker einen guten Leumund hast und nicht irgendwie infam bist. 
Ein geregeltes Einkommen hast du? Könnte ich bitte einen Blick in deine Auftragsbücher werfen? Das ist nur Routine, kein Misstrauen",
beschwichtigte er, denn die Britannier waren stolz, und der Mann würde vielleicht gleich wieder gehen, wenn er den Eindruck hätte, dass die  Stadtverwaltung ihn von oben herab behandelte:
"Und du wohnst sicherlich schon mindestens ein halbes Jahr in Iscalis oder der Umgebung, die in das Liegenschaftskataster eingetragen sind, werter Herr Schmied?"



* Sim off: Entschuldigung, ganz übersehen Blush 




RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - zwei neue Bürger - Tiberius Furius Saturninus - 02-17-2024

Iolanthe, die reinstes Attisch sprechende Amme der kleinen Furia Saturnina - Serena hatte sie entsprechend ausgesucht -  trug Saturninus Töchterchen sorgfältig gewickelt auf dem Arm. Saturnina war ein liebes Kind, das sehr viel schlief. Sie hatte erst kürzlich ihre Namensgebungszeremonie gehabt und war ins furische Familienbuch eingetragen worden. *
Saturninus hatte sich in seine beste Toga kleiden lassen. Seine Tunika zierte ein Purpurstreifen, seine Schuhe zeigten den Schmuck seiner patrizischen Abkunft. 
Er wollte gleich zwei Kinder registrieren lassen: Seine aus seiner Ehe mit Furia Serena stammende Tochter, aber auch seinen kleinen natürlichen Sohn, dessen Anerkennung in seinem Status als römischer Bürger er aus Londinium erhalten hatte. Ab da würde es in Iscalis patrizische und plebejische Furier geben. 
"Salvete. Ich bin Tiberius Furius Saturninus. Ich möchte bitte den werten Plautius Leander sprechen", sprach Saturninus.


Sim off: * zeitlich äußerst flexibel, entschuldigung. Saturnina hatte am 31. März ihren Dies Lustricus




RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Caius Plautius Leander - 02-18-2024

Da Leander niemanden in die Archive ließ, der dort nicht unbedingt sein musste – Menschen hatten die schlimme Angewohnheit, neugierig sich umsehen zu wollen und dabei die erarbeitete Ordnung durcheinander zu bringen – ging einer der Schreiber zu ihm, um ihn zu holen. Daher musste sich der Princeps Officii einen Moment gedulden, bis Leander aus den Eingeweiden der Curia heraufgestiegen war. Und ja, ein klein wenig fühlte er sich hier wie der Dis Pater, der Archiv über die Seelen der Menschen in Iscalis führte, ansonsten aber recht wenig mit den Menschen, die hier lebten, zu tun hatte, bis, nun, bis sie etwas von ihm wollten. So wie jetzt.

“Salve, Princeps Officii Furius Saturninus. Man sagte mir, du wolltest mich sprechen?“


RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Tiberius Furius Saturninus - 02-19-2024

"Salve Archivvorsteher Plautius Leander", sprach Saturninus erfreut, den  Freigelassenen zu sehen. Da er damals bei Leanders Freilassung sein "Verteidiger der Freiheit" gewesen war, lag ihm sein Schicksal ein klein wenig am Herzen:

"Geht es dir gut? Deinem Patron hoffentlich auch? Ja, ich komme zu dir, um gleich zwei meiner Kinder in dein Archiv aufnehmen zu lassen:
Furia Saturnina, meine Tochter, geboren in meinem Haus vor vierzehn Tagen am XXIII. März"*, er wies auf das Wickelkind, das an der Schulter der Sklavin schlief.


"Und meinen Sohn Furianus Aidan, der als römischer Bürger Tiberius Furius Victor Aidanus heißen soll. Seine Freilassung damals während der edle LAPP in Iscalis weilte, wurde hier im Archiv schon erfasst. Das Konzilium hat auf seiner letzten Tagung meiner Bitte stattgegeben:"
Saturninus hatte das Schreiben mit:






  

[Bild: Stempel-Consilium-Libertatis-K.png]

Das Konsilium für die Freiheit,
rechtmäßig zusammengetreten zu Londinium,
hat auf Grund der eingereichten Dokumente
und dem Bezeugen des edlen L. Petilius Rufus, 
Legat Augusti pro Praetore
folgenden Entschluss
gefasst:


Der Knabe Furianus Aidan, 
natürlicher Sohn des  Bürgers Tiberius Furius Saturninus
und der Freigelassenen desselben, Furiana Deirdre,
rechtlicher Stand Latina,
freigelassen vor dem LAPP Petilius Rufus,
ist ein Bürger Roms.


Er darf ab sofort den Namen 
Tiberius Furius Victor Aidanus 
führen.

Begründung: Es liegt ein gerechter Grund vor,
 da der Knabe vom Antragssteller als Sohn 
anerkannt wurde.

Londinium, 
datum ante diem XVI Kalendas Martias, 
im zweiten Jahr der Statthalterschaft 
des LAPP
L. Petilius Rufus











* Sim off: Letzten Jahres eigentlichAngel 




RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Caius Plautius Leander - 02-19-2024

“Danke der Nachfrage. Sowohl meinem ehrwürdigen Vater als auch mir geht es gut. Mein Vater freut sich schon sehr auf das Ende des Winters und den nahenden Frühling.“ Das war nicht wirklich eine Lüge, aber niemand wollte hören, dass Plautius Seneca gerade noch etwas unleidlicher war, als er es ohnehin schon war, und das Rauchen seinen Husten eher nicht verbesserte, und dass vor allen Dingen Leander froh war, wenn es wärmer werden würde, weil dann üblicherweise Senecas Lunge sich auch etwas besserte. “Dass die Götter dir gewogen sind, werter Furius, kann man deutlich sehen. Ich hoffe, der Eindruck trügt nicht.“

Das eigentliche Anliegen hätte hier auch jeder der Schreiberlinge entgegennehmen können, aber Leander nahm es einfach als römischen Standesdünkel hin, dass ein Patrizier, wenn er schon höchstselbst zur Curia kam und keinen Sklaven schickte, nicht mit einem niederen Schreiber reden wollte, sondern auf etwas aus der gehobeneren Verwaltungsebene bestand. Etwas, das Leander noch nicht einmal wirklich verurteilen konnte, denn Standesdünkel dienten in gewisser Weise auch der Moral und der Ordnung der Dinge. Er selbst hatte ja auch von einem weiteren Engagement in Richtung der Gabinier abgesehen, da deren Sitten ihm nicht standesgemäß für sich schienen – wobei anzumerken war, dass er sich selbst tiefer einsortierte als jemand, der täglich mehrere frisch gekochte, warme Mahlzeiten verspeiste.
“Nun, dann gratuliere ich deinem Sohn zum Erwerb des Bürgerrechts. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass dies das Gefühl der Freiheit noch zusätzlich zu beflügeln vermag“, meinte Leander freundlich, während er eine Wachstafel vom Stapel der unbenutzten Notiztafeln nahm und sich die nötigen Angaben schnell mitschrieb, um sie nachher an entsprechender Stelle einzupflegen.


RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Tiberius Furius Saturninus - 02-21-2024

"Ich würde deinen Vater und dich gerne einmal zu einer Cena bitten", sagte Saturninus  freundlich. Bei dem Rechtsgelehrten machte seine Berühmtheit Standesunterschiede wett, und Plautius Leander war schließlich sein Adoptivsohn:
"Aber ganz offen, ich fürchte, dass er nicht annehmen wollen würde. Und ich will vermeiden, dass er sich unwohl fühlt, nur weil er mir absagen muss", er zuckte die Schultern und lachte ein wenig:


" Das hiesige feuchte Klima im Winter macht älteren Menschen oft zu schaffen. Auch älteren Pferden übrigens", Saturninus besaß auf seinem Landsitz ja Wagenrennpferde, über die er ganz gerne sprach: "Weißt du was ihnen bei Gliederreißen hilft? Pferdesalbe. Beim Menschen wirkt sie genauso gut", er nickte und dachte, wenn der Rechtsgelehrte darunter leiden sollte, lasse ich ihm welche schicken: 
"Es freut mich, dass ihr beide wohlauf seid. Auch mir sind die Götter gewogen, ja, da hast du recht. Die Ehe ist mir bekömmlich, und meine Frau Serena ist großartig. Denkst du denn ab und an ans Heiraten, werter Plautius Leander?"

Saturninus stiftete zu gerne Ehen. Vielleicht fiel ihm eine passende Frau ein:
"Danke für deine Glückwünsche. Tiberius ist allerdings noch so klein. Er wird gar nichts anderes kennen als dass er immer schon ein freier Römer gewesen ist", erwiderte der Furius dann.
Es sei denn, seine Mutter macht ihn zum Kelten. Ich werde ihn wohl in seinem siebten Jahr zu mir holen, dachte Saturninus. 
Wenn Plautius Leander verheiratet ist, würde er ihn vielleicht sogar in Pflege nehmen. Tiberius würde eine hervorragende Bildung erhalten. Aber das besprechen wir, wenn es so weit ist.


RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Caius Plautius Leander - 02-22-2024

Leander war sich nicht sicher, ob das nun eine Einladung war oder nicht. Und natürlich hätte er eine solche nicht höflich ablehnen können und Seneca zur Not auch zum Haus der Furier getragen, wenn dieser nicht selber gehen wollte. So aber war er etwas ratlos, was die angemessene Erwiderung anging. “Nun, das ist sehr rücksichtsvoll von dir. Mit deiner Erlaubnis werde ich meinem Vater aber gerne Grüße übermitteln.“ Leander bezweifelte, dass er allein auch eingeladen werden würde, da er eben doch Freigelassener war und nur Erbe des berühmten Rechtsgelehrten, aber nicht der berühmte Rechtsgelehrte selbst.

Den Tipp bezüglich Hilfsmittel nahm Leander natürlich auch mit interessiert wirkendem Gesichtsausdruck an. Im Grunde genommen würde es vermutlich schon reichen, wenn Seneca die ständige Raucherei lassen würde, aber das sah der alte Mann grundlegend anders. Also war es, wie es war. “Oh, mit den Gliedern hat er glücklicherweise weniger Probleme, aber ich werde deinen Rat weitergeben.“

Die nächste frage aber kam etwas sehr überraschend und erwischte Leander etwas unvorbereitet. Er blinzelte kurz verwirrt, ehe er sich gefangen hatte. “Nun, natürlich. Der göttliche Augustus hatte seinerzeit ja verfügt, dass alle römischen Männer, die älter als fünfundzwanzig Jahre sind, zu heiraten haben, und nun, da ich ebenfalls unter diese Personengruppe falle, bin ich natürlich gewillt, diesem Gebot auch beizeiten nachzukommen. Lediglich ist die Auswahl in Iscalis dahingehend noch etwas… überschaubar. Bisherige mögliche Kandidatinnen haben sich aus dem ein oder anderen Grund als ungeeignet für dieses Unterfangen erwiesen. Sollte sich aber eine passende Gelegenheit auftun, wird es mir eine Ehre sein, dürfte ich dich dann zu meinen Gästen zählen.“ Auch wenn Leander realistisch genug war, zu wissen, dass dies vor allen Dingen dann am Ansehen der Braut liegen würde. Der Furier würde wohl kaum eine Ehe bezeugen, sollte Leander auf seinen Notfallplan zurückgreifen müssen, eine Sklavin freizulassen und zu ehelichen.


RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Tiberius Furius Saturninus - 02-22-2024

"Lass bitte ruhig die Andeutung fallen, werter Plautius Leander, dass ich deinen geehrten Vater  gerne einmal wiedersehen würde. Und dann berichte mir, ob er in Stimmung für soziale Verpflichtungen ist", erwiderte Saturninus. Er meinte das nicht spöttisch; er hatte eine große Hochachtung vor dem Rechtsgelehrten, der in der Stille von Iscalis an einem großen Werk arbeitete.
Das Plautius Leander das Gesetz einhalten wollte, welches Junggesellen zur Heirat verpflichtete, war nur zu natürlich. Das setzte in Saturninus Kopf die Ehemühle in Gang. Er hätte nichts dagegen gehabt, sich um sieben Ecken verwandtschaftlich mit Plautius zu verbinden:
" Der Mann meiner Cousine hat noch eine Schwester. Sie ist sehr hübsch, und  trotz ihrer bäuerlichen Herkunft - sie gehört zum Gabinierhof vor den Toren der Stadt - recht belesen. Und, aber das im Vertrauen gesagt, nicht mehr soo jung. Doch auch nicht alt, sie kann dir gewiss einen strammen Erben schenken. Soll ich euch beide einmal miteinander bekannt machen?", sagte er also ausgesprochen hilfsbereit.


RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Caius Plautius Leander - 02-22-2024

Oh, Leander würde sicher Seneca etwas sagen, aber er bezweifelte stark, dass sich das auf dessen Ablehnung jeglicher gesellschaftlicher Interaktion auswirken würde.

Dann aber war das Thema irgendwie auf Leanders Heiratspläne gekommen und der Furier schien daran fast regeres Interesse zu haben, als Leander selbst. Dass die Wahl aber ausgerechnet auf eine Frau fiel, die Leander schon kannte, war dann etwas unglücklich. Er überlegte, wie er am besten formulieren konnte, wieso er die junge Dame für nicht geeignet hielt.
“Wie der Zufall so spielt durfte ich bereits die Bekanntschaft von Gabinia Clara machen. Ich traf sie bei den Spielen zu Ehren des Statthalters Petilius. Allerdings, obwohl sie sicher eine charmante und belesene Frau zu sein scheint, waren ihre Ansichten doch sehr unkonventionell und ich glaube nicht, dass sie mit der Rolle einer Matrona in einem eher traditionell eingestellten Haus glücklich werden würde, weshalb ich von weiteren Werbungsversuchen Abstand genommen habe“, antwortete Leander also, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen und Gabinia Claras Essgewohnheiten zu thematisieren.


RE: Pforte / Vorzimmer / Bürgerbüro - Tiberius Furius Saturninus - 02-24-2024

Saturninus hatte selbst ein wenig Angst vor Claras forschen Art. Er konnte Plautius Leander daher gut verstehen und nickte: "Die Verträglichkeit der Charaktere ist das Wichtigste in einer Ehe. Man kann sich bis zu einem gewissen Grad aus dem Weg gehen, doch ist es viel angenehmer, in ein Heim zu kommen, in dem eine Gattin wartet, die Harmonie und Verständnis walten lässt" 

Die Heiratsmühle in Betrieb zu nehmen - Junggesellen regten seine Phantasie an - war er aber noch nicht fertig, und er sprach:

" Im Handelshaus meines Freundes Falco arbeitet eine junge Witwe, die Artoria Albina heißt. Die Arme ist gezwungen, sich ihren Lebensunterhalt durch Berufstätigkeit zu sichern. Ich bin mir sicher, dass sie viel lieber ihrer natürlichen Bestimmung folgen und die Ehefrau eines rechtschaffenden Bürgers werden würde. Ein netter Anblick ist sie auch, glaube ich zumindest" , Saturninus hatte sie nie genau angesehen, doch er dachte bei sich, dass wenn sie missgestaltet wäre, ihm das bei ihrer letzten Begegnung auffallen hätte müssen:

" Wobei ich jedoch nicht weiß, warum sie denn kinderlos geblieben ist", Saturninus  dankte den Göttern, dass sowohl er als auch Serena mit Fruchtbarkeit gesegnet worden waren. Plautius Leander brauchte auf jeden Fall einen Erben, das war außer dem Gesetz Genüge zu tun, der eigentliche Zweck jeder Ehe.

Jetzt  nachdem der Furier die beiden unverheirateten Iscaler Fräulein, die ihm auf die Schnelle einfielen, sozusagen an den Mann gebracht hatte, verabschiedete er sich freundlich: "Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Suche, Plautius Leander. Dir schönen Tag noch und Danke. Und wie gesagt, ich würde mich freuen, wenn dein Vater und du mich einmal besuchen" 

Auch das kam von Herzen, er konnte den tüchtigen Freigelassenen  gut leiden.