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"Neue Sklavin" - Druckversion

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"Neue Sklavin" - Titus Ovidius Decula - 01-20-2024

Unsere Ankunft war trotz reichlicher Beute wesentlich unerfreulicher als der Aufbruch. Auf Grund des Toten, den wir begraben hatten - unsere Vorgesetzten erhielten einen ausführlichen Bericht - waren meine Mittribunen niedergeschlagen. Ich dagegen war in Hochstimmung. Was für ein Anblick war das gewesen! 
Ich schickte erst einmal meine eigenen Sklaven Syrus, Moesius und Lento, meine Gefangene im Zuber zu baden ( in die Therme konnte ich sie schlecht mitnehmen). Sie wussten, dass sie die Frau nicht anrühren durften, dennoch würde die neue Sklavin sich schämen. Halt! Ich machte schon wieder den Fehler, zu glauben, dass sie das natürliche Schamgefühl einer Römerin besäße. Das Weib war keine Frau. Sie war eine Furie. Ich befahl also den Männern, sie zwar nicht anzurühren, aber sie durften sie schlagen oder halb ertränken, wenn sie Widerstand leisten würde. Dann eine frische Tunika und ab vor meine Augen.
Auch ich badete und zog mich um. Der diensthabende Medicus im Lazarett reinigte und verband mir die Wunde neu. Dann ließ ich einen unserer Dolmetscher kommen, einen Mann namens Danuacus.*
Während ich auf meiner Kline ruhte, überlegte ich mir einen Namen für meine neue Sklavin. Wie sollte ich sie rufen? Etwas Beleidigendes vielleicht. Und ich würde sie lehren, darauf zu hören, wenn man sie so rief. 



Sim off: Der Einfachkeit halber übersetzt Danuacus jedes gesprochene Wort.


RE: "Neue Sklavin" - Furiana Nivis - 01-22-2024

Zu meiner Überraschung hatte man mich nicht nach Iscalis gebracht, sondern in das Soldatenlager der Römer. Beim Anblick der vielen römischen Soldaten wurde mir schon etwas mulmig zumute.

Drei Männer, die zu dem blonden Holzkopf gehörten, nahmen mich in Empfang. Sie schleppten mich zu einem Haus und schoben mich ins Innere. Ich war zuvor noch nie in einem römischen Haus gewesen und hätte auch jetzt gerne darauf verzichtet. Aber diese groben Kerle ließen mir keine Wahl. Zwar nahmen sie mir die Fesseln ab, aber dann wollten sie sich an meiner Kleidung zu schaffen machen. So gut es ging, wollte ich sie abwehren. Gegen drei Kerle aber hatte ich keine Chance. Jedes Mal wenn ich mich wehrte oder schrie schlugen oder traten sie mich. Schließlich gelang es einem von ihnen, mein Kleid zu zerreißen. Ein anderer packte mich und schob mich in einen Zuber mit warmen Wasser. Der Dritte wollte mich mit einer Bürste schrubben. Doch dagegen leistete ich erbitterten Widerstand, so dass der Kerl mich daraufhin fast ersäuft hätte. Schließlich ergab ich mich meinem Schicksal und ließ diese Rohlinge gewähren. Sie holten mich aus dem Zuber heraus, trockneten mich ab und gaben mir einen unansehnlichen Fetzen, den ich anziehen sollte und der viel zu kurz war, da diese Rüpel ja mein schönes warmes Wollkleid zerrissen hatten. Danach brachte sie mich zu diesem blonden Vollpfosten, dem ich einen Pfeil in den Arm verpasst hatte. Den Arm hatte er inzwischen wieder sauber verbunden bekommen. Nun lag er selbstgefällig auf einer Liege herum und glotzte mich blöd an, als seine drei Schergen mich mehr oder weniger ins Zimmer schubsten. Es war noch ein weiterer Mann anwesend, der allerdings nicht auf einer Liege herumlümmelte, sondern etwas unbeholfen in der Gegend herumstand und mich erwartungsvoll anstarrte.

Ich war gerade ziemlich angespannt, da ich keine Vorstellung davon hatte, was mich erwartete. Zudem schmerzten meine Füße vom vielen Laufen. Mein Magen knurrte, da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte.
Mit einem Ausdruck von Abneigung im Gesicht blickte ich auf den blonden Mann. Wie gern hätte ich gewusst, was in seinem Kopf vorging! War er immer noch wütend auf mich, weil ich ihn angeschossen hatte? Was hatte er wohl mit mir vor?


RE: "Neue Sklavin" - Titus Ovidius Decula - 01-24-2024

Danuacus war ein Kelte, der für uns arbeitete. "Du übersetzt nur, was ich sage. Kein Wort mehr", schärfte ich ihm ein , bevor ihm noch einfiele, sich namentlich vorzustellen. Oder gar ein persönliches Wort an die Sklavin zu richten. Syrus brachte soeben einen Teller mit in Stücken geschnittenem Brot und einen Becher Wasser in mein Zimmer und stellte beides auf das Beistelltischchen neben der Kline. Ich vermutete, dass die Frau Hunger und Durst  hatte. Ich selbst trank Wein aus einem Silberbecher.

"Ich bin Tribun Ovidius Decula. Das tut nichts zur Sache, denn du sprichst mich mit Dominus an. Verlasse diese Villa nie. In der Castra sind Frauen verboten, doch in den Tribunenvillen wird da ein Auge zugedrückt. Dennoch steht zwischen dir und Hunderten von rauen Legionären nur die Haustür. Niemand kann dafür garantieren, was man da draußen mit dir anstellt. 
Wie heißt du, Sklavin?", 
ich trank einen Schluck:
"Warum hast du versucht, mich zu töten?" Das interessierte mich wirklich. So frisch gebadet und in eine dünne Tunika, die mehr zeigte, als verbarg, gekleidet, sah die kleine Bestie harmlos aus.


RE: "Neue Sklavin" - Furiana Nivis - 01-24-2024

Manchmal bedauerte ich es sehr, die Römersprache nicht zu verstehen!
Der Blonde schien dem anderen Kerl etwas einzuschärfen. Im nächsten Moment erschien einer der Handlanger des Blonden. Er brachte einen Becher und einen Teller mit Brotstücken darauf herein und stellte beides auf ein kleines Tischchen. Ein wenig Brot hätte schon ein wenig meinen Hunger stillen können. Doch ich hatte das seltsame Gefühl, dass der blonde Kerl damit etwas vorhatte.
Dann richtete er das Wort an mich. Der andere Kerl, der die ganze Zeit dekorativ den Raum verschönert hatte, begann sofort zu übersetzen. Er musste wohl auch Kelte sein, Ich wunderte mich kurz darüber als er alles übersetzt hatte, dann schüttelte ich verächtlich den Kopf. "Dass du dich nicht schämst! Machst gemeinsame Sache mit dem da!" Ich deutete auf den selbstgefälligen Schwachkopf mit dem komischen Namen.

Der Blonde hatte seltsames Zeug gefaselt. Aber gut, wenn man schon Tribun Ovidius Decula hieß, war das auch nicht mehr verwunderlich. Ich sollte ihn aber Dominus nennen und bloß nicht sein Haus verlassen, wegen der vielen Soldaten da draußen. Dann nannte er mich Sklavin und wollte meinen Namen erfahren.
"Mein Name ist Niamh Ní Conchobar und ich bin keine Sklavin! Mein Vater war… ist ein adliger Gefolgsmann des Rí von Eiru!" Normalerweise ging ich nicht auf diese Art mit meiner Herkunft hausieren. Aber in diesem Fall schon! Der Kerl musste ja nicht wissen, dass mein Vater inzwischen tot war.

Dem Übersetzer schien es etwas peinlich zu sein, was ich gesagt hatte. Hoffentlich übersetzte er auch wirklich Wort für Wort, damit dieser eingebildete Römer wusste, wen er vor sich hatte!
Der Blonde trank ganz süffisant einen Schluck aus seinem Becher. Bei diesem Anblick wurde meine Kehle noch trockener. Dann wollte er wissen, weshalb ich ihn töten wollte. Wie kam er denn auf das schmale Brett? Wer hatte denn behauptet, dass ich ihn töten wollte? Glaubte er das, weil ich nur seinen Arm getroffen hatte? Theatralisch rollte ich meine Augen.
"Ich wollte dich doch nicht töten, Dummkopf! Du hattest einen Speer in deiner Hand! Schon vergessen? Ich wollte nur dafür sorgen, dass du mich nicht mehr mit deinem Speer töten kannst."


RE: "Neue Sklavin" - Titus Ovidius Decula - 01-27-2024

Wenn man die Sklavin umbrachte, musste man ihr Mundwerk vermutlich noch extra totschlagen. Weit gefehlt sich der Situation bewusst zu sein, in der sie sich befand, fuhr sie Danuacus an. Der Kelte schaute bedröppelt drein.
Aber dann gab er mir die Informationen, die ich wissen wollte. Niamh Ní Conchobar nannte man sie, und sie behauptete, dass sie von Adel sei. Ja, diesen Adel konnte ich mir gut vorstellen. Ein Herr über den Schweinekoben, in dem sich seine Brut mit den Ferkeln im Dreck wälzte, und schon nannte er sich König und seine Söhne Prinzen. Die meisten sogenannten Königreiche konnte eine unserer Legionäre in einer Stunde durchqueren.
Ich lachte also laut auf: 
"Nun bist du eine Sklavin Roms, Fürstin Niamh. Du hast mich also nicht töten wollen, sondern nur den Pfeil abgeschossen, weil du Angst vor mir hattest?"
Ihre Miene war frech, sie rollte die Augen, als wäre ich ein begriffsstutziger Junge:
"Ich befürchte, dass du noch nicht genug Angst hast. Du wirst dich gut benehmen. Wenn ich nicht da bin, wirst du das Zimmer in Ordnung halten, putzen, die Lampen auffüllen und meine schmutzige Wäsche waschen. Wenn du nichts zu tun hast, so frage Syrus nach Arbeit. Und ich habe entschieden, dass ich dich Bestiola rufen werde. Das bedeutet kleines wildes Tier. Bestiola wird dein Name sein, und ich werde ihn dir auf einen Halsring gravieren lassen, den du nicht ablegen kannst"
ich trank noch einmal. Der Wein schmeckte mir heute besonders gut. 
Meine Stimme wurde nicht lauter, sondern leiser, und mein Blick wurde fast mitfühlend:
"Ich verstehe gut, was in dir vorgeht. Dein dummer Wille sträubt sich noch. Doch du wirst lernen. Alle lernen sie"
ich nahm den Teller mit dem Brot an mich. Den Becher stellte ich näher zu mir:
"Komm her zu mir auf Knien, liebe Bestiola! Dann sollst du zu Trinken und zu Essen bekommen", flüsterte ich.


RE: "Neue Sklavin" - Furiana Nivis - 01-28-2024

Dieser verräterische Wicht schaute erst mal dumm aus der Wäsche, als ich ihn so unerwartet angefahren hatte. Dass man ihn womöglich auch gezwungen hatte, kam mir erst hinterher. Diese römischen Barbaren waren ja zu allem fähig!
Er übersetzte weiter meine Worte. Unter anderem auch meinen Namen und die Informationen meiner Herkunft. Daraufhin begann dieser blonde Mistkerl laut zu lachen und plapperte etwas davon, ich sei nun eine Sklavin Roms. Ich kochte innerlich vor Wut. Was bildete sich dieser Kerl überhaupt ein? Wenigstens hatte er begriffen, dass ich ihn nicht töten wollte. Also nicht sofort. Später vielleicht schon. Aber hätte ich gleich gewusst, dass er ein solcher Widerling ist, hätte ich gleich auf sein Herz gezielt. "Angst vor dir? Das hättest du wohl gern!" rief ich verächtlich. Der kam mir gerade recht!

Wieder kam ein ganzer Schwall unverständlicher Worte aus seinem Mund, die der Übersetzer auch recht schnell in eine vernünftige Sprache übersetzte. Doch ich hatte schon damit gerechnet, dass er  nur mit noch mehr Unverschämtheiten aufwartete. Leider wurde ich nicht enttäuscht! Er begann damit, mir meine Aufgaben aufzuzählen, die ich für ihn tun sollte. Ich wollte ihm schon entgegenschleudern, dass er sich seine dreckige Wäsche selbst waschen könne. Aber dazu kam ich nicht mehr, denn was er dann noch sagte, übertraf alles! Er wollte mir so einen blöden Namen geben, der übersetzt kleines wildes Tier bedeutete und wollte mir einen Halsring verpassen, als sei ich ein Hund! "Ich bin kein wildes Tier" schrie ich trotzig. Dabei kamen mir dummerweise auch noch die Tränen.

Ganz süffisant trank er seinen Wein. Mir schien, als habe sich seine Stimme geändert. Sie klang fast mitfühlend. Aber ich traute diesem Mistkerl nicht! Ich sollte auf Knien zu ihm kommen, um zu betteln. Doch ich schüttelte ganz energisch den Kopf. "Sag diesem Mistkerl, dass ich lieber verhungere!" rief ich dem Übersetzer zu und wischte mir die Tränen ab.


RE: "Neue Sklavin" - Titus Ovidius Decula - 01-29-2024

Ich hatte den Eindruck, dass Danuacus mir nicht alles übersetzen wollte, was aus dem Mund von Bestiola kam. Aber ihr gerötetes Gesicht, ihre trotzige Miene und nun die Tränen, die mir in die Augen stiegen, verrieten mir genug: Sie widersetzte sich.
"Was sagt sie?", sagte ich fast widerwillig. Erst dann rückte mein Übersetzer mit der Sprache heraus. Sie wäre kein wildes Tier. Und sie würde lieber verhungern, als knien.
Ich schüttelte den Kopf:
"Bestiloa, Bestiola", sprach ich: " Nach ein paar Tagen Hungern wirst du bereit sein, noch mehr zu tun, als nur zu knien, nur um einen Bissen Brot zu bekommen. Weißt du denn, was Hunger ist? Schmerz der Leere. Er kriecht in deine Eingeweide, er erfüllt dich ganz und gar, er hat schon den Willen Stärkerer gebrochen als den eines Mädchens.
Doch wenn du kein wildes Tier sein willst, so benehme dich, wie sich eine Sklavin zu benehmen hat! 
Ich könnte das Spiel nun fortsetzen. Aber ich habe wichtigere Pflichten zu erfüllen, als mich um deine Launen zu kümmern"
Ich biss von dem Brot ab und behielt den Bissen zwischen den Lippen. Ich sprang von der Kline auf, war mit drei Schritten bei der Sklavin. Ich versetzte ihr einen Handkantenschlag zwischen Schlüsselbein und Kiefer, dann packte ich sie so, dass meine Daumen an dieser Stelle zu liegen kamen und drückte zu. Der Schmerz an dieser Stelle ließ sie in die Knie gehen, sie konnte nicht anders. Dann nahm ich das Stück Brot und schob es ihr in den Mund. Sie konnte daran ersticken, aber sie aß.
Ich ließ die Frau los. Meine Hände rieb ich mir, als hätte ich etwas Schmutziges angefasst:
"Willst du täglich auf diese Weise täglich gefüttert werden, Bestiola?", fragte ich:
"Oder fügst du dich und bekommst eine bessere Behandlung! Das liegt an dir!"
Es klopfte. Das war unser Schmied. Er hatte bereits einen früher einmal von einem anderen Sklaven gebrauchten Halsring, an dem eine Tafel baumelte, mitgebracht. Er musste nur noch geschlossen werden und die Tafel beschriftet. 
"Was soll ich schreiben?"
"Bestiola, Eigentum des Tribunen Ovidius", antwortete ich.


RE: "Neue Sklavin" - Furiana Nivis - 02-01-2024

Der Übersetzer zeigte keinerlei Emotion dabei, als er mir die Worte dieses Mistkerls mitteilte. Doch der zynische Ausdruck in dessen Miene sagte alles. Gerne hätte ich ihm ins Gesicht geschleudert, dass ich wusste, wie sich Hunger anfühlte. Sehr gut wusste ich das sogar! Dazu kam es aber nicht mehr, denn der Tribun sprang plötzlich auf und war mit drei Schritten bereits bei mir. Ich spürte noch den scharfen Schmerz zwischen Schlüsselbein und Kiefer. Ein Aufschrei entwich meinen Lippen, und noch mehr Tränen flossen über meine geröteten Wangen. Doch der Schmerz zwang mich in die Knie, meine trotzige Miene jedoch blieb.
Mit Gewalt gelang es dem Römer meinen Mund zu öffnen. Er zwang mir das Stückchen Brot, das er zwischen seinen Lippen hielt, in den Mund, Während ich schluckte, kämpfte ich gegen die aufsteigende Verzweiflung und den Drang, mich übergeben zu wollen, an. Er ließ endlich von mir ab, aber statt mich wieder aufzurappeln, blieb ich am Boden liegen und weite bitterlich. 

Die Worte des Tribuns über den Hunger und ihre zukünftige Behandlung trafen sie wie Peitschenhiebe. Schluchzend versuchte ich mich aufzurappeln, meine Augen funkelten vor Trotz, und die Tränen vermischten sich nun mit einem unbeugsamen Widerstand. Dieser Mistkerl würde mich tot schlagen müssen, wenn er mich brechen wollte! 

Die Ankunft des Schmieds unterbrach für einen Moment die düstere Szene. Er hatte einen Halsring dabei, der nur darauf wartete, um meinen Hals gelegt und geschlossen zu werden. Die Tafel, die an ihm befestigt war, musste nur noch beschriftet werden. Es brauchte keinen Übersetzer, der mir sagte, was der verdammte Römer dem Schmied auf dessen Frage antwortete
'Bestiola, Eigentum des Tribunen Ovidius' hatte ich auch so verstanden. Noch einmal bäumte ich mich dagegen auf. "Neiiin! Du elendes Schwein! Die Götter sollen dich verfluchen und Toranns Blitze sollen dich treffen!" schrie ich und wehrte mich dagen, als der Schmied mir den Halsring anlegen wollte. Hoffentlich verschwieg der Übersetzer nichts, von dem was ich gebrüllt hatte. Schon gar nicht meinen Fluch!


RE: "Neue Sklavin" - Titus Ovidius Decula - 02-03-2024

Danuacus übersetzte, da ich ihm gesagt hatte, dass ich alles übersetzt haben wollte. Die Sklavin musste Latein lernen, es ging nicht an, jedes Mal einen Dolmetscher der Castra anzufordern, wenn ich ihr etwas befahl. 

Die Kleine verfluchte mich. Es war nicht so, dass ich nicht an Flüche glaubte. Auch dieser Gott, dessen Blitze sie beschwor - Taranus hieß er bei den Autoren, die über die Gallier und ihre schrecklichen Altäre berichtet hatten - mochte durchaus in der Sphäre der Himmlischen existieren. Nur - ich fürchtete Flüche nicht. Ich war nämlich bereits verflucht. Verflucht mit dem fürchterlichsten Fluch, den mein Geschlecht treffen konnte: Seit langer Zeit schon war mir meine Manneskraft genommen worden. Keine andere Bitterkeit reichte an diese Bitterkeit heran.
Meine neue Sklavin lag auf dem Boden und weinte aus Leibeskräften. Ich trat zu ihr hin und legte eine Hand auf ihren Kopf:
"Weine ruhig, denn nicht alle Tränen sind von Übel. Manchmal wird aus ihnen auch Einsicht geboren", sagte ich und ließ eine Strähne ihres kupfernen Haares durch meine Finger gleiten.

Mittlerweile war der Schmied mit dem Sklavenring fertig. Ich bedeutete meinen eigenen Sklaven, Bestiola aufzurichten, während der Mann, da sie sich wehrte, ihr mit grober Hand eine Ohrfeige verpasste und ihr ihre Hände auf den Rücken fesselte. Hoffentlich blieb sie auf dem Ohr nicht taub.  
Er schloss den Ring um ihren Hals und bog mit einer großen Zange den Verschluss zu.  Er war mit der Anpassung nach meinen Anweisungen nicht großzügig gewesen.  Der Ring würde drücken. Bald würde er sich so in ihre Haut gescheuert haben, dass ihr weißer Hals wund werden würde, erst wenig, dann tiefer und eine Narbe würde bleiben. So wie meine Narbe. Jeden Augenblick würde sie an den Verlust ihrer Freiheit erinnert werden. Die meisten römischen Haussklaven trugen keine Halsringe. Ich schätzte sie jedoch sehr. 
Syrus, Moesius, und Lento, die Sklaven, die ich von Zuhause mitgebracht hatte, trugen auch welche, wenn auch feiner gearbeitet und mit Schnappverschlüssen. Ich konnte sie ihnen abnehmen, wenn ich es wünschte.

Ich war noch nicht fertig mit der Keltin, die mich verwundet hatte und meinte, mich unter meinem Dach beleidigen zu können. Ich trat zu ihr hin, hob mit der gesunden Hand ihren Kopf an. Ihre Hände waren immer noch auf dem Rücken gefesselt. Da einer meiner Arme gerade den Dienst versagte, würde ich es dabei lassen müssen:

" Nun liebe Bestiola, du hast jetzt gefressen. Es ist Zeit, ein wenig zu ruhen" Ich drückte meine Gefangene an mich, so dass ich ihren warmen, weichen Leib spüren konnte und begann ihre Stirn mit den Lippen zu berühren. Immer wenn ich sie küsste, musste sie die Rauheit meiner Narbe fühlen. Oh ja, das tat sie. Ihre Haut war so hell und empfindsam, dass sie rote Stellen bekam.
 Ich führte sie an ihren Handfesseln zur Kline, legte mich hin und zog sie zu mir hinab. Dann entließ ich Danuacus.

"Du bist ein sehr schönes Weibchen", sprach ich langsam: " Zarte weiße Haut, Kupferhaar, schöne Brüste und sanft geschwungene Hüften", all das betrachtete ich:
"Nur dein Blick könnte weniger wütend sein. Ich schätze nämlich Schönheit sehr, musst du wissen. Wir Römer haben viel für Ästhetik übrig. Die Griechen haben  sogar ein ganzes Ideal um Schönheit gesponnen. Sie nennen es Kallogathia, das bedeutet, das Schöne und das Gute. 
Meinst du, du wirst bald eine schöne und gute Sklavin zu werden? Ach, was rede ich mit dir, Bestiola. Du weißt nicht, von was ich spreche. Griechenland ist sehr weit fort, du hast keinen Sinn für Poesie und Schönheit", ich streichelte wie hypnotisiert ihr Kupferhaar. Es war ein wenig rau, nicht seidig. Bestiola hatte ihr Gesicht abgewandt. Ich wusste nicht, was sie dachte. Dachte sie überhaupt?


RE: "Neue Sklavin" - Furiana Nivis - 02-04-2024

Die Konsequenz meines Widerstandes war eine schallende Ohrfeige, die mir der Schmied verpasste, die mich unter normalen Umständen zu Boden gezwungen hätte, hätten mich Ovidius‘ Sklaven nicht festgehalten. Ich schrie vor Schmerz auf, denn mein Ohr und die Wange brannten noch eine Weile danach, wie Feuer. Der Dreckskerl fesselte meine Hände auf den Rücken und legte mir nun diesen eisernen Ring um den Hals, den er mit seinem Werkzeug schließlich verschloss. Der Ring war viel zu eng! Er ließ mir nur sehr wenig Spielraum. Wahrscheinlich würde schon bald meine Haut wund werden, an der der Halsring scheuerte. Fast glaubte ich schon, ersticken zu müssen. Da ich rein gar nichts dagegen tun konnte, erfasste mich Panik und Wut zugleich. Doch ich merkte schnell, je mehr ich mich aufregte, umso enger wurde das eiserne Band um meinen Hals.

Ovidius, dieses Dreckschwein, schwafelte weiter in seiner unverständlichen Sprache auf mich ein. Der Dolmetscher aber übersetzte jedes Wort. Er sprach zu mir, als sei ich ein Tier. Dabei war er das Tier! Voller Wut funkelte ich ihn an. Er zog mich an sich und berührte meine Stirn mit seinen rauen Lippen. Wieder stieg der Ekel in mir hoch und meine Muskeln spannten sich bei jeder seiner Berührungen an. Ich ahnte bereit, was jetzt kommen würde. 
Schon führte er mich auch schon zu seiner Liege und nahm darauf Platz und zog mich zu sich hinter. Als er dann noch den Übersetzer fortschickte, sah ich dem Mann noch wehmütig nach, als ob ich von ihm hätte Hilfe erwarten können. Das war natürlich völliger Blödsinn! Dennoch fühlte ich mich nun auf mich allein gestellt.

Dieser Widerling sprach nun in langsamen Worten zu mir, da er vielleicht glaubte, ich könne einige Worte verstehen. Doch Erwans Bemühungen, mir Latein beizubringen, waren damals schon kläglich gescheitert. Die wenigen Worte, die ich kannte, kamen mir nur schwer über die Lippen. So konnte ich nur erahnen, was er gerade sagte, da seine Augen über meinen Körper gleiteten.
Die Farbe meines Haars schien es ihm besonders angetan zu haben, denn er konnte es nicht lassen, es immer und immer wieder zu berühren. Ich zwang mich hingegen, ruhig zu bleiben und wandte meinen Blick angewidert ab. Eine einzelne Träne kullerte über meine Wange, da ich nun langsam begriff, in welcher Ausweglosigkeit ich mich befand. Dies hier war viel schlimmer, als alles andere, was in Erwans Haus geschehen war, nachdem mich seine Männer wieder nach Iscalis zurückgeholt hatten. Vor allem würde diesmal kein Retter in der Not kommen und mich befreien. Louarn hatte mich wahrscheinlich schon längst vergessen, denn er hatte mich aufgegeben. Ich war verloren!