Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Druckversion +- Forum (https://adlerchronik.de) +-- Forum: Die Chroniken (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Provinz Britannia (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=8) +---- Forum: Cheddar (https://adlerchronik.de/forumdisplay.php?fid=55) +---- Thema: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar (/showthread.php?tid=435) |
Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Licinianus Owain - 05-26-2023 Auf dem Weg zum Dorfplatz sagte ich allen, die ich sah, si sollten dort auch hinkommen. Der Römer wollte mit ihnen sprechen. Seinen in meinen Ohren überkandidelten Titel, den ich ohnehin schon wieder vergessen hatte, nannte ich natürlich aus eben diesen Gründen nicht. Nach und nach füllte sich der Platz. Einige der Gesichter kannte ich bereits. Sie gehörten entweder zu meiner Kundschaft oder waren jene, die ich heute während des Raubzuges der Römer kennengelernt hatte. Immer wieder hörte ich die selbe Fragen aus ihren Mündern. Was will der hier? Was hat der uns denn schon zu sagen? Bekommen wir unsere Sachen wieder zurück? Alle diese Fragen konnte ich natürlich nicht beantworten. Das musste der Römer schon selbst tun. Dann fiel mein Blick auf einen Mann, dessen Frau vor den Augen ihrer Kinder vergewaltigt worden war. "Wie geht es Eigyr?" fragte ich ihn. Er aber schüttelte nur seinen Kopf und hatte Tränen in den Augen. Die Anblick ließ meine Wut noch weiter wachsen. "Bring sie her! Und bring deine Kinder mit! Der verdammte Römer soll sie sehen!" Was würde dieser Lackaffe sagen, wenn er sie sah? RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Ceridwen - 05-26-2023 Ich hatte mich wieder in die Zeit zurück versetzt gefühlt, als die Römer Mona überrannt hatten und gemordet, vergewaltigt und gebrandschatzt hatten. Ich hatte mich im hintersten Winkel meines Hauses versteckt und gehofft, dass sie nicht kommen würden. Aber sie hatten wohl kaum ein Haus in Cheddar ausgelassen, in das sie nicht eingedrungen waren und in dem sie nicht gewütet hatten. Drei von ihnen waren in mein Haus eingedrungen. Sie hatten einen Schemel, ein paar Teller und Becher zerstört. Einer der Soldaten hatte mich entdeckt und mich aus meinem Verstck herausgezogen. Als er mich sah, hatte mich dann verhöhnt. Eine so alte Schachtel wie mich, würde er nicht mal für Geld anrühren, hatte er lachend gerufen. Die anderen lachten auch. Ich hatte bot den Dreien etwas Cervisia an, zu dem sie nicht nein sagten. Was sie allerdings nicht wussten, ich hatte ein wenig Pulver aus dem Samen der Herbstzeitlosen beigefügt. Ganz gewiss würden sie schon bald nie wieder lachen! Wahrscheinlich würden sie gerade jetzt oder wenig später erst Schluckbeschwerden und dann ein Brennen im Hals verspüren. Später würde sie Durchfall plagen und mit etwas Glück würden sie morgen schon tot sein. Erstickt an ihrer Gier! Etwas später führten sie den jungen Schmied, gefesselt an einer Leine durch das Dorf, als sei er ein Hund. Er hatte bei jedem im Dorf betteln müssen. Natürlich hatte er auch bei mir gebettelt. Da ich weder Schmuck noch Waffen besaß, hatte ich den Soldaten ein weiteres Fässchen der Cervisia überlassen. Leider war mir mein spezielles Pülverchen ausgegangen, weshalb der Genuss dieses Bieres vollkommen ungefährlich war. Ein Jammer! Nun, ein paar Stunden später, war das Jungelchen wieder zurückgekommen und hatte einen Togaträger mitgebracht. Es hieß, er wollte zu uns sprechen. Da zog ich meinen Umhang über, nahm meinen Stock und begab mich auch zum Dorfplatz. RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Tiberius Furius Saturninus - 05-27-2023 Saturninus hatte von Deirdres Hütte aus wieder sein Pferd bestiegen und war zum Dorfplatz geritten. Er war weithin kenntlich als einer der Besatzer, und obwohl er ahnte, dass man ihn vielleicht hassen und mit den Tätern von gestern in einen Topf werfen würde, zögerte er nicht. Mehr noch als Mut war es Hochmut, der ihm innewohnte. Er war schließlich ein Bürger Roms und dazu noch ein Patrizier. Es gab nichts Vortrefflicheres auf dieser Welt. Er würde sich vor Barbaren keine Blöße geben. Auf dem Platz warteten die Kelten, die Owain versammelt hatte. Darunter waren viele ältere Leute; es gab aber auch eine Menge Kinder. Irgendwie hatte Saturninus nicht mit Kindern gerechnet, die ihn rothaarig und blauäugig trotzig anstarrten. Er sah Owain und winkte ihn mit einer Geste zu sich: "Du übersetzt mir, was ich zu sagen habe", sagte er. Aufmerksam musterte er die Menge. Eine Hand am Zügel, eine falsche Bewegung, und er würde sein Pferd wenden und entfliehen. Er hatte wie gesagt keine übersteigerte Angst, aber lebensmüde war er auch nicht: "Mein Name ist Tiberius Furius Saturninus.", sprach er, als etwas Ruhe einkehrte: "Wer von euch ist befugt, für Cheddar zu sprechen und mir Bericht zu geben, was gestern Nacht geschehen ist?" Saturninus Stimme war rhetorisch geschult, und er sprach sein klares, akzentuiertes Latein. Wie mochte es in den Ohren der einfachen Zuhörer klingen? Da eine kurze Pause entstand, musterte er die Leute genauso, wie sie ihn, seinen Mantel, den Purpurstreifen an seiner Tunika und seine Schuhe, die mit einem Halbmond verziert waren, musterten. In der ersten Reihe stand ein alter Krieger, der der ganze Unterschenkel fehlte, daneben eine zottelhaarige, in seinen Augen hexenartig wirkende Frau mit Stock. Wenn dieses grausige Weib mir jetzt vorjammert, dass es vergewaltigt worden ist, dann lügt es sicherlich, dachte er zynisch. RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Licinianus Owain - 05-27-2023 Nach und nach kamen alle Dorfbewohner herbei, die am Morgen das Eindringen der römischen Soldaten am eigenen Leibe miterlebt hatten. Auch Eigyr kam in Begleitung ihres Mannes und den vier Kindern. Das Älteste, ein Junge war gerade mal sieben Jahre alt und das Jüngste hatte vor wenigen Wochen erst Laufen gelernt. Eigyrs Augen waren von ihren Tränen ganz geschwollen und sie klammerte sie aus Furcht an den Arm ihres Mannes. Ich nickte der armen Frau zu und war froh, dass sie da war. Sie konnte später diesem aufgeblasenen Wichtigtuer ins Gesicht schleudern, was die großartigen Soldaten Roms mit ihr gemacht hatten. Auch der alte einbeinige Boduognatus war aus seinem Haus gekommen und mit Hilfe seiner Krücken bis zum Dorfplatz gehumpelt. Ich hatte den größten Respekt vor dem alten Krieger, denn alle sprachen im Dorf sehr ehrerbietig von ihm. Die Gwrach, die eigentlich Ceridwen hieß, kam ebenso zum Dorfplatz. Sie genoss ebenso großes Ansehen und Respekt im Dorf, weil sie den Menschen hier in vielerlei Hinsicht helfen konnte. Außerdem hatte sie die Verbindung zu den Göttern. Doch außer den alteingesessenen Bewohnern des Dorfes wusste das kaum einer. Ich hatte sie am Abend zuvor erlebt und ich war überzeugt davon, dass alles stimmte, was man über sie erzählte. Die Jüngeren hatten einen gehörigen Respekt vor ihr, weil sie alle in ihr eine Art Dorfhexe sahen, die jeden verwandeln konnte, der in ihrer Missgunst stand. Alle hielten einen gewissen Abstand zu ihr. Auch ich nickte ihr respektvoll zu. Es dauerte noch eine Weile, bis der Römer sich die Ehre gab und hoch zu Ross zum Dorfplatz ritt. Ein Raunen ging durch die Menge. Der Römer erntete feindselige Blicke, sogar von den Kindern. Das Vertrauen zu den Römern, falls es das jemals gegeben hatte, war so ziemlich gegen Null angekommen. Und schon gar nicht wollte man sich von einem solch übermütigen Wicht von oben herab behandeln lassen. Aber ja, so waren sie eben, die Römer! So hatten wir sie kennengelernt und kannten wir sie noch immer! Er winkte mich zu sich. Ich ging auf ihn zu und sah zu ihm auf. Er meinte, ich solle übersetzen, was er zu sagen hätte. Ich nickte nur und wartete auf seine Ansprache an die edlen Wilden, die er in uns zweifelsfrei sah. Zunächst stellte er sich vor. Doch selbst mit seinem Namen hatte ich meine Schwierigkeiten. "Das ist Tibärus Furius Sat.. äh, ach das ist unwichtig! Der Römer möchte mit dem Häuptling des Dorfes sprechen, der ihm erzählen soll, was alles passiert ist." Ich wusste selbst, dass es so etwas in Chaddar nicht mehr gab. Die Leute sahen sich ratlos an. Manche grinsten hinter vorgehaltener Hand. Eine ältere Frau fragte mich verständnislos, ob ich dem Römer nicht schon alles gesagt hätte. Ich zuckte mit den Schultern. "Ja, hab ich. Aber mir glaubt er vielleicht nicht!" Ein Mann empörte sich. "Wie kann er einem Schmied nicht glauben!?" In der keltischen Gesellschaft genossen wir Schmiede einen hohen Stellenwert, denn wir beherrschten die Kunst, Metall mit Hilfe des Feuers zu verformen. Aber davon verstanden die Römer natürlich nichts. Ein älterer Mann deutete schließlich auf die Gwrach. "Lasst Ceridwen für uns sprechen!" Ich wusste, dass die Gwrach ein besseres Latein sprach, als ich jemals sprechen würde. Trotzdem sprach ich in unserer Sprache mit ihr, um sie nicht zu gefährden. Ich traute dem Römer keinen Fingerbreit über den Weg. Wenn er erfuhr, was sie war, dann schwebte sie in Lebensgefahr! "Ceridwen, ist Älteste von Dorf. Sie sprechen für Dorf!" Ich deutete auf die Gwrach und hoffte, mir damit nicht ihren Zorn auf mich zu ziehen. RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Ceridwen - 05-27-2023 Alles verstummte, als ich zum Dorfplatz kam. Wie immer blieben die Leute mir gegenüber ein wenig auf Abstand. Niemand wollte zu nah bei der Gwrach stehen. Ich wusste, dass sie mich alles so nannten, auch wenn es keiner zugeben mochte. Selbst die stärksten Kerle hatten Ehrfurcht vor mir und passten in meiner Gegenwart auf, was sie sagten oder taten. Die Jungen sowieso. Dem Schmied hatten die Legionäre übel mitgespielt. Als sie ihn durchs Dorf getrieben hatten, hatte er erwähnt, dass sie seine Frau bedrohten. Ich hatte das nicht ganz verstanden, denn sie war doch Römerin gewesen. "Na Jungelchen, wie geht es deiner Römerin?" fragte ich den Schmied. Natürlich hatte ich längst erfahren, dass sie gemeinsam auf dem Maultier aus Cheddar hinausgeritten waren, nachdem die Legionäre wieder fort gewesen waren. Der Römer, den Owain mitgebracht hatte, ließ uns alle ganz schön lange warten. Ich wollte schon wieder nach Hause gehen, denn in meinem Alter konnte man nicht mehr so lange stehen. Als er dann endlich da war und von seinem Pferd auf uns herabsah, schüttelte ich leicht den Kopf. Diese Römer hatten in all den Jahren nichts dazu gelernt! Als er dann zu sprechen begann und Owain sich alle Mühe gab, seine und unsere Worte in die jeweils andere Sprache zu übersehtzen, wusste ich schon, was er von uns hielt. Tiberius Furianus Saturninus war ein überheblicher und hochnäsiger Snob. Er wollte mit einem Befugten sprechen, der das Dorf vertrat. Ich überlegte, ob es solch eine Person überhaupt gab. Vielleicht der alte Krieger Boduognatus? Doch der hatte mit Römern nicht viel am Hut. Im Grunde hatte das niemand wirklich. Auch ich sah einen Römer am liebsten von hinten! Wie die Meisten, die hier versammelt waren, fand auch ich es lächerlich, dass Furis dem Schmied keinen Glauben schenkte. Er sah in ihm eben nur den Sklaven, den Rom selbst dazu gemacht hatte. Zu allem Übel wurden dann Stimmen laut, die meinten, ich solle für das Dorf sprechen. Auch das noch! Aber gut, ich trat ein paar Schritte vor und grüßte den Römer in unserer Sprache, als Owain erklärte, ich sei die Dorfälteste, was natürlich überhaupt nicht stimmte. Doch heute musste das genügen! Der Römer musste nicht wissen, dass ich jedem seiner Worte folgen konnte und seine Sprache mindestens so gut beherrschte, wie er selbst. RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Tiberius Furius Saturninus - 05-28-2023 Saturninus hatte die keltische Sitte, dass auch Frauen Anführerinnen sein konnten, nicht geistig gegenwärtig, und so sah er einen Moment erstaunt aus, als sich ihm eine Ceridwen präsentierte. Mit einer Frau an der Spitze konnte das seiner Meinung - und das war allgemeiner Konsens - auch nichts Rechtes werden. Entweder waren Frauen sanft und süß, dann fehlte es ihnen an Entschlusskraft. Oder sie waren das Gegenteil: wahre Furien, grausam und sexuell ungezügelt, dann fehlte es ihnen am rechten Maß. Das hatte nichts mit ihrer Intelligenz zu tun. Unter männlicher Leitung waren viele Römerinnen äußerst kluge Ratgeberinnen. Aber nun ja, jetzt hatte er es mit der hexenartigen Frau aus der ersten Reihe zu tun, die ihm vorhin schon aufgefallen war "Was ist denn das? Boudiccas Großmutter?", flüsterte er vor sich hin, und stieß dann Owain kurz an: "Nicht übersetzen!" Laut sagte er: "Ich grüße dich, Dorfälteste. Ich habe vernommen, dass gestern Nacht Soldaten im Dorf waren. Mir liegen bereits die Aussagen einer Latinerin und ihres Sklaven vor, die beide gestern zufällig am Ort waren. Jetzt bräuchte ich von dir eine Übersicht über die Schäden, die angerichtet worden sind", und er schaute ihr in die Augen. Sie hatte etwas Beunruhigendes. Dennoch wandte er den Blick nicht ab. Hinter ihm standen ein halbes Jahrtausend Imperium, das siegreiche Rom: "Desweiteren brauche ich die Zusicherung, dass ihr völlig schuldlos und treue Untertanen unseres großen Kaisers, des Caesar Augustus Vespasianus seid" RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Licinianus Owain - 05-28-2023 Mit Ceridwen als Repräsentantin des Dorfes hatte der Großkotz am wenigsten gerechnet. Wahrscheinlich waren Frauen nur zu seinem Vergnügen da und mehr sah er dann auch nicht in ihnen. In dieser Hinsicht waren wir da wesentlich weiter und liberaler. Eine Frau konnte einen Stamm führen und eine Frau konnte eine erhabene Priesterin sein. Ja, eine Frau konnte sogar ihrem Mann in die Schlacht folgen und kämpfen! Er nuschelte etwas vor sich hin, was ich allerdings sehr wohl verstanden hatte. Kurz darauf versetzte er mir einen Tritt mir seinem Fuß und meinte, dass ich das nicht übersetzen sollte. Erst was darauf folgte dann, was für die Dorfbewohner bestimmt sein sollte. Doch ich wollte den Leuten von Cheddar nichts vorenthalten! "Der Schwachkopf meint, du seist die Großmutter der großen Icenerin," begann ich und verzog keine Miene dabei. Auch die Leute verkniffen sich ein Lachen. "Aber dennoch grüßt er dich. Er hat gehört, dass die Barbaren hier gewesen seien und geplündert und vergewaltigt haben, weil meine Frau und ich es ihm erzählt haben. Er will wissen, was die Schweine alles angerichtet haben. Im Übrigen braucht ihr euch für die Zukunft keine Gedanken mehr zu machen. Wenn sie das nächste Mal kommen, werdet ihr gerüstet sein! Dafür sorge ich." Keiner der Dorfleute glaubte daran, jemals eine Entschädigung für ihre Verluste zu erhalten. Viele Dinge, die sie hergegeben hatten, hatten vielleicht keinen großen materiellen Wert, doch der ideelle Wert lag bei weitem viel höher. So etwas sollte nie wieder geschehen. Dafür würden die Dorfbewohner von mir Bedrans Waffenarsenal erhalten. Als sie hörten, dass sie in Zukunft gerüstet sein würden, war plötzlich ihre Aufmerksamkeit wieder sehr präsent. Der Römer hatte es gewagt, die Gwrach unverblümt anzuschauen. Er hatte sogar ihrem Blick standgehalten. Wahrscheinlich war ihm gar nicht bewusst, wie mutig er war. Erst danach sprach er weiter. "Ihr sollt ihm versichern, dass niemand von euch eine Schuld - für was auch immer - trägt und dass ihr treue Untertanen seines Kaisers seid. Sagt einfach ja, dann gibt er hoffentlich Ruhe!" RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Ceridwen - 05-28-2023 Der junge Furius schien ein wenig überfordert zu sein, als er mit mir konfrontiert wurde. Wer konnte es ihm aber auch verdenken, da er doch aus einer zutiefst von sich selbst übezeugten Männerdomaine stammte. Mich als Boudiccas Großmutter zu bezeichnen fand ich dann doch schon originell. Und was Owain erst aus seiner Übersetzung machte, war wirklich beachtenswert. Er machte es mir wirkich nicht einfach, dabei eine ernste Miene aufzusetzen. "Ich grüße dich Römer! Ja, die Soldaten waren hier gewesen und haben im ganzen Dorf geplündert und sich an einigen der Frauen vergangen." Ich wartete, bis der Schmied meine Worte Furius saturninus übersetzt hatte. Dabei ging er wesentlich unkreativer vor und blieb bei der wortwörtlichen Übersetzung. Jedenfalls soweit es seine Lateinkenntinsse erlaubten. "Eigyr hier ist eine der Frauen, der man Gewalt angetan hat. Vor den Augen ihrer Kinder. Die Soldaten sind in jedes Haus eingedrungen und sie haben den Schmied zusätzlich durchs Dorf getrieben, um noch an mehr Beute heranzukommen." Ich hatte auf die junge Frau gedeutet, die sich noch immer an den Arm ihres Mannes klammerte und verheulte Augen hatte. Eine ganze Weile starrte mich der Römer an, als wolle er mich damit einschüchtern. Aber solche Spielchen waren mir wohlvertraut und ich hütete mich, seinem Blick nicht weiter standzuhalten. Das war ich den Leuten des Dorfes schließlich schuldig! "Niemand hier im Dorf weiß, was uns vorgeworfen wird und ich verbürge mich für diese Leute, dass niemand etwas böses im Schilde führt. Ich versichere dir, wir alle sind treue Untertanen, die ihre Steuern zahlen und sich an die Gesetze halten." Zumindest war es bisher so gewesen. RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Tiberius Furius Saturninus - 05-28-2023 In die Menge kam etwas Bewegung, als Owain seine Worte übersetzte. Aber Saturninus wusste diese Bewegung nicht zu deuten. Als man ihm die unglückliche Eigyr zeigte, nickte er nur. Welch eine Chance wäre es gewesen, an dieser Stelle Mitgefühl zu zeigen und die junge Ehefrau zu fragen, wie es ihr ging.? Was wäre geschehen, wenn er, Saturninus den Kelten gesagt hätte, dass auch er Frau und Kind in Cheddar hatte, um die er die gleiche Angst verspürt hatte wie sie alle hier? Und dass man einer guten Freundin, nämlich der Herrin des Schmieds, Gewalt angetan hatte. Das er wegen Aglaia traurig und bestürzt war. Und das er überhaupt nur wegen ihr hier war. "Nicht einmal ich hätte meine Lieben beschützen können. Meine Deirde hat sich nur gerettet, weil sie verdammtes Glück hatte. Ich weiß also gut, was ihr fühlt, und es tut mir fürchterlich Leid" Aber diese Worte fielen nie. Sie konnten nicht fallen, denn dann wäre der Furier nicht der Furier gewesen. Saturninus presste die Lippen zusammen. Der Anfall von Gefühlsduselei dauerte nur einen Moment lang. Sein Vater, Aulus Furius, hatte sich getötet, weil er nicht herrschen konnte. Er, Tiberius Saturninus, würde sich zumindest beherrschen können. "Gut dann weiß ich Bescheid , Ceridwyn. Das deckt sich mit der Beschreibung, die ich habe", sprach er gemessen. Sein gleichgültig wirkender Blick glitt über die Menge; "Ich werde mich nun zur Castra begeben und dort direkt bei Militärtribun Iulius Cato eine Beschwerde erheben. Versprecht euch nichts davon. Es wird keine Entschädigungen geben. Ihr seid keine römischen Bürger. Für euch herrscht Besatzungsrecht" Saturninus war wie gesagt weit davon entfernt, Mitgefühl zu zeigen. Das er es aber hatte, war seinem nächsten Satz zu entnehmen, den er sonst nie gesagt hätte. Sein Vorschlag war aufrichtig. Er war die einzige Möglichkeit, wie er zeigen konnte, dass auch er kein Herz aus Stein hatte: "Ich könnte allerdings einen berechtigten Grund haben, eure Interessen zu vertreten. Stellt euch als Dorf unter das Patronat der Furier. Dann sind meine Gens und ihr miteinander in Ehre und Treue verbunden" Wieder sah er Ceiridwyn an, die er für die Dorfälteste hielt: " Du brauchst mich nur im Namen aller feierlich darum zu bitten", schlug er vor. RE: Unter Kelten - Nach der Razzia in Cheddar - Licinianus Owain - 05-29-2023 Der Römer zeigte keinerlei Regung, als die Gwrach ihn auf Eigyr aufmerksam gemacht hatte. Sie war eine von mehreren Frauen, die von den römischen Barbaren geschändet worden war. Ich hatte mich also nicht in ihm geirrt. Er war ein dreckiger Mistkerl, genau wie jene, die im Morgenrauen hier aufgetaucht waren. Ich übersetzte weiter, was aus seinem Mund kam und es widerte mich an. "Er sagt, er weiß jetzt Bescheid. Das was du ihm gesagt hast, wäre das gleiche, was ich ihm gesagt habe, na sowas! Und deshalb muss er hier solche Wellen machen, dieser Idiot!" Einigen der Leute entglitt ein bitteres Lachen, andere schüttelten den Kopf. Ich hoffte nur der Lackaffe hatte noch eine gute Nachricht für das Dorf. Auch wenn keiner damit rechnete, wäre das ein feiner Zug gewesen! Aber mit Freundlichkeiten hatte er es nicht so! "Er sagt, er reitet jetzt in das Soldatenlager und beschwert sich bei einem anderen verdammten Römer! Aber wir brauchen nicht mit Entschädigungen zu rechnen, weil wir keine verdammten Römer aber sie die verfluchten Besatzer sind!" Nun ging ein Raunen durch die Menge. Ich fürchtete schon, gleich bräche ein Aufstand vom Zaun. Unbeeindruckt davon sprach der Römer weiter und ich übersetzte. Ich versuchte es zumindest, denn mir war erst nicht klar, was er sagen wollte. "Der Kerl spricht in Rätseln, er faselt von einem berechtigten Grund, uns zu helfen. Ah, ich verstehe…." Ja, ich hatte verstanden, aber ich glaubte nicht, dass das den Leuten gefallen würde. "So, jetzt haltet euch fest, er will, dass sich das Dorf ihm und seiner Familie unterwirft und er dessen Beschützer wird. Die Gwr… äh Ceridwyn müsste ihn nur ganz nett und im Namen aller darum bitten." Das Raunen wurde lauter und die Leute begannen laut miteinander zu diskutieren, was sie von diesem Vorschlag halten sollten. Kinder begannen wieder vor Angst zu schreien, weil sie nicht verstanden, warum die Erwachsenen plötzlich so aufgebracht waren. "Wir sind nicht seine Sklaven, sag ihm das!" schleuderte mir ein Mann entgegen. "Ceridwyn, das kannst du nicht machen! Den Römern kann man nichts glauben!" schrie ein anderer durch die Menge. "Dein Vorschlag, sie nicht finden gut!" erklärte ich dem Römer. "Sie sagen, sie nicht deine Sklaven. Sie kein Vertrauen in Römer!" Allerdings hatte sich die Gwrach noch nicht zu Wort gemeldet. Sie würde eine Entscheidung treffen müssen. |