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Normale Version: Sonne & Stern
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Nicht weit weg vom Forum, ganz in der Nähe des Iscaflusses lag der Viehmarkt, den ich heute Nachmittag mit meinen Sklaven Sylvana und Spiros besuchen wollte.

Es war ein schöner Tag, die Sonne schien und eine leichte Brise wehte sanft. Es war ein ideales Wetter, den berühmten Tiermarkt zu erkunden. Ich trug eine veilchenfarbene Tunika aus Musselin, mit einem ledernden Gürtel dazu und einen leichten, durchsichtigen Schal, um meine Schultern, der im Wind wie Schmetterlingsflügel flatterte.

Dieser Tiermarkt war eine bunte Verkaufsveranstaltung für Schlachttiere, Zucht und Nutzvieh unter freiem wolkenlosen Himmel. Und dorthin begaben wir uns an diesem schönen Tag, um ein paar Hühner und eine Ziege zu kaufen. Es waren eine Menge Pferde zu verkaufen, die hinter einem Zaun standen. Auch gingen wir an den Rindern vorbei, die uns gelassen anschauten. Die vielen Haustierrassen wie Schafe oder Ziegen, aber auch Kaninchen und Geflügel wurden dem Publikum präsentiert. Ich kaufte drei hübsche Hühner und sagte dem Händler, wohin die Tiere geliefert sollten. Nach einer Weile sind wir dann weiter gegangen, um den ganzen Tiermarkt zu erforschen. Es gab bestimmt viel interessantes zu entdecken. Aber immer noch habe ich meine kleine Milchziege nirgendwo gesehen...

Nun suchten wir uns einen Platz, um uns etwas auszuruhen. Auf dem Markt waren überall die Garküchen platziert. An einem Stand blieb ich stehen und kaufte für mich einen Becher Wasser und für Sylvana und den Jungen saftige Hähnchenschenkel mit frischem Brot. Dann setzte ich mich auf eine Bank hin, trank mein Wasser und hielt Ausschau nach Milchziege, die wir immer noch nicht entdeckt haben...


R E S E R V I E R T ...
Gerwina und ich hatten ein einziges Zimmer im Weißen Pferd gemietet, und ich hatte den Gedanken, ein Seil von einer Ecke zur anderen zu spannen und einige unserer Webdecken darüber zu hängen, um den Raum abzutrennen. Gerwina besaß mindestens ein Dutzend mit einem Webbrett hergestellte Decken mit den komplizierten chattischen Mustern, die ihr unsere Mutter Gerlinda beigebracht hatte. 

Aber unsere Seile waren nicht lange genug, und deshalb ging ich, während meine Schwester das Zimmer für die Dauer unseres Aufenthaltes richtete, noch einmal über den Markt.

Erst verschlug es mich auf den Sklavenmarkt. Hier erstaunte mich die Geschäftstüchtigkeit der Römer. Ich meinte, auch im freien Germanien gab es Sklaverei, und wir hatten Knechte und Mägde, die Muntlinge, doch das waren Sippen, die umweit der unseren wohnten, und nie hätten wir einen Muntling wie Vieh auf einem Markt versteigert.

Ich machte also, dass ich von dort fortkam. Bei den Ständen der Handwerker sah ich einige Spiegel und hübsche Sachen, die Gerwina bestimmt gefallen würden, fand bei einem keltischen Seiler, dessen Bart so rot war wie die Brust eines Rotkehlchens ein Seil in der passenden Länge, bezahlte es und hing es mir über die Schulter.

Dann hörte ich auch schon die typischen Geräusche eines Viehmarktes. Und es roch - nach Vieh und süßlicher nach Pferden. Die britannischen kleinen robusten Pferde mit der langen Mähne  fielen mir ein, und ich wollte gerne sehen, ob welche von ihnen zum Verkauf standen.

Auf dem Weg durch die Rinder kam ich an einem fast schwarzen Stier vorbei, der angekettet war.  Er war groß, mit einem mächtigen Rücken und gebogenen Hörnern. Er ließ niemanden in seine Nähe, sondern stieß sofort in die Richtung der Sklaven, sobald sie versuchten, einen gewissen Abstand zu überwinden.

Er erinnerte mich an die Auerochsen in den Herkynischen Wäldern, sogar das weiße Flotzmaul fehlte nicht, und ich dachte, dass es vermutlich nicht für die Landwirtschaft bestimmt war, sondern für den Kampf in einem Circus.

Ich machte einen Bogen um ihn. Die Sonne stach herab, und ich kaufte mir einen Becher Posca, Essigwasser mit Honig. An ein Gatter gelehnt machte ich nun eine Pause, um die Iscaner ein wenig zu beobachten.

Es waren verschiedenartige Menschen unterwegs; Britannier in ihren bunten Trachten mit abenteuerlichen Frisuren, Sklaven in einfachen Tuniken und auch einige Römerinnen mit Einkaufskörben. 

Ich hörte einen jungen Sklaven sich laut bedanken, als seine Herrin ihm Brot mit Fleisch reichte, und drehte mich um. Ich sah einen lockenköpfigen Jungen, der kräftig in einen Hähnchenschenkel biss und sehr zufrieden wirkte und neben ihm die zierliche Gestalt einer Römerin, die ein veilchenfarbenes Gewand mit einem Ledergürtel um die schmalen Hüften und einen durchsichtigen Schal über den Schultern trug.
Auch eine junge Sklavin gehörte zu der Gruppe, und auch sie aß etwas. 
Ihre Herrin trank nur aus einem Becher und wirkte ungezwungener, als das in Rom üblich gewesen wäre. Einen Moment lang erhaschte ich einen Blick auf ein zartes Profil.
Als ich so friedlich mit meinem Becher Wasser da saß und trank es in kleinen Schlückchen, hatte ich auf einmal das Gefühl, dass mich jemand von der Seite ansah. Ich drehte mich um und erblickte einen großen, blonden Mann, und als unsere Blicke sich trafen, stockte mir kurz der Atem. Ich stand sofort auf und bat Sylvana und Spiros, die mit dem Essen schon fertig waren, mir zu folgen, um unsere Suche nach der Ziege fortzusetzten. Aus einem plötzlichen Impuls heraus schaute ich mich noch mal um, sah aber ihn nicht mehr in der Menge, musste aber dauernd an ihn denken..., an seine kristallblauen Augen denken.

Wir machten noch mal eine Runde und blieben bei den Pferden stehen. Es war dabei eine weiße Stute, die mir sofort ins Auge fiel und die ich gerne kaufen wollte, musste aber zuerst den Cousin Tiberius fragen, denn ich hatte nicht genug Geld dabei, nur noch für die Ziege. Wir gingen noch ein paar Schritte weiter und da sah ich endlich meine weiße Ziege, die auf einer grünen Fläche graste, aber auf anderer Seite des Areals. Da musste ich an den Rindern vorbei, um den Weg zu kürzen. Den schwarzen Stier, der anscheinend in der Mitte der Herde stand, habe ich nicht gesehen, was ein lebensgefährlicher Fehler war.

Kaum habe ich das Gelände betreten, um zu meiner Ziege zu gelangen, als der Boden angefangen hat zu beben. Ich blieb stehen und schaute  mich um und da sah ich einen gehörnten Ungeheuer, der es wahrscheinlich auf mich abgesehen hat, denn ich war ein Eindringling. Der Stier ging langsam auf mich zu, dann senkte er den Kopf und rammte seine Hörner in die Erde und schaufelte sie in die Luft, dabei wedelte er mit seinem gewaltigen Kopf hin und her, begleitet von einem dumpfen Gebrüll, das war vermutlich seine Warnung und nun war er bereit, mich anzugreifen. In Angst und Schrecken versetzt,  stand ich, wie gelähmt da und konnte mich nicht bewegen.

Dann hörte ich Sylvana um Hilfe schreien und auch Spiros Stimme, der nur noch laut "Domina Stella, Domina Stella" schrie, vernommen. Rennen konnte ich nicht, ich wusste, dass ich dem Stier nicht den Rücken zuwenden durfte. Angstvoll ging ich langsam rückwärts und ließ ihn nicht aus den Augen. Inzwischen hat dieser Koloss sich vorbereitet auf mich los zu stürzen und als er einen Schritt nach vorne machte, trat ich einen Schritt zurück und er schritt weiter auf mich zu, dann stolperte ich über etwas und bin hingefallen. Dabei schlug ich mit dem Rücken und Kopf auf den Boden auf..... Dann ging mir die Luft aus und alles wurde schwarz...
Da hob die junge Frau den Kopf und sah mich an. Ich blickte in Augen von einem ungewöhnlichen Blau, es war tief und wurde durch das nachtschwarze Haar, welches ihr in sanften Wellen um das Gesicht fiel, noch verstärkt. Ich lächelte ganz leicht und hob die Hand wie zum Gruß. Es war mir, als würde ich sie wieder erkennen, obgleich ich sie nie in meinem Leben zuvor gesehen hatte. 
Sie setzte ihren Weg fort, und ich blieb wie verzaubert stehen und sah ihr nach. Dann brachte ich den leeren Becher an den Stand zurück und wollte gerade wieder zurück in das Weiße Pferd gehen, als ich von weiter weg einen Schrei hörte:

DER BULLE IST LOS!

Schon kamen mir zwei, drei Leute mit angstverzerrten Gesichtern entgegen, und dann geriet die Menge in Bewegung. Es war keine Panik, aber die Leute wollten sich in Sicherheit bringen.
Und dann sah ich zwei schreiende junge Sklaven, die mir bekannt vorkamen: Es waren die Frau und der Junge von vorhin, die noch soeben zufrieden ihre Hähnchenschenkel verzehrt hatten. 

Wo war ihre Herrin? 

Ich wollte nach ihr fragen, doch da entdeckte ich SIE schon: Die junge Frau mit dem mitternachtsschwarzen Haar und den blauen Augen stand mutterseelenallein zwischen zwei Gattern, die anderen Marktbesucher waren zurückgewichen und hielten sicheren Abstand. 
Weshalb war sehr klar - in direkter Linie versperrte der wütende Stier ihr den Weg.

Ich erinnerte mich noch gut an seine Wut und wie er nach den Viehtreibern gestoßen hatte. Das war kein Stier, der für die Nachwuchszeugung von Milchkühen gehalten wurde. Das war ein Ur, ein schwarzes Ungetüm, fast sechs Fuß hoch, mit weitreichenden, nach Innen gekrümmten Hörnern. Aus irgendeinem Grunde war er frei. Vielleicht hatte ihn jemand kaufen wollen, und man hatte ihm eine Kette gelöst, und die zweite hatte er selbst zerbrochen. 

Die junge Frau wich ganz langsam zurück. Das Tier wiegte den riesigen Kopf hin und her. Wenn es ihn senkte, würde es angreifen.

Ich hatte genug gesehen. Mit fliegender Hast nahm ich mein Seil von der Schulter, knüpfte an sein Ende einen Knoten und legte eine Schlaufe auf die Art an, wie wir zuhause Pferde einfingen.
 Ich wusste, dass ich nicht die Kraft hatte, den Bullen zu kontrollieren, wenn ich ihn am Hals erwischen würde. Ich musste das Lasso um seine Vorderfüße wickeln und ihn so zu Fall bringen. 
Ich war allerdings nur zu Fuß und nicht zu Pferd, so dass ich das Tier dazu bringen musste, auf mich loszugehen und dabei eine Klaue vom Boden zu heben. Dann hatte ich nur einen Versuch, der nicht schief gehen durfte.

Ich warf einen kurzen Blick auf die Sklaven, die Ochsenstachel trugen, aber nicht näher kommen wollten. Das hielt ich für vernünftig, denn das Zufügen von Schmerzen hätte den großen Stier vermutlich eher noch wütender gemacht. Ich rief ihnen zu:
"He ihr da, bringt Ochsen herbei!", ich hoffte, dass sie verstanden was ich meinte. Normalerweise gab man Bullen Ochsen mit als Begleiter, die kastrierten Tiere mit ihrer fügsamen Wesensart besänftigten sie.

Dann schwang ich mich auf das Gatter und lief auf ihm entlang, bis ich zwischen Bulle und Frau zu stehen kam. Ich drehte mich zu ihr um. Sie lag da und rührte sich nicht, und mein Herz zog sich zusammen vor Sorge. Ich hoffte, dass sie sich nur erschrocken hatte, jedoch unverletzt geblieben war
Ich hörte den Jungen rufen: "Domina Stella!" 
Stella war also ihr Name....
Ich konnte nicht nach ihr sehen, so gerne ich das getan hatte. Ich hoffte, ihre Sklaven würden sich um sie kümmern. Ich musste erst der Gefahr Herr werden.

Ich wedelte mit den Armen: "Heda Großer, lass dich mit jemandem ein, der dir gewachsen ist!", rief ich und nahm mein Seil in beide Hände. Ich wirbelte die Schlaufe gleichmäßig und geübt über meinen Kopf.

Sofort richtete der Stier seine Aufmerksamkeit auf mich. Er schnaubte vor Wut und senkte sein schweres Haupt mit der breiten Stirnplatte und den langen Hörnern. Dann stürmte er auf mich los.

Ich blieb stehen, als sei ich aus Stein. Nur die Schlaufe über meinem Kopf, bewegt durch meine Hände,  kreiste als hätte sie ein Eigenleben.
Nun war mein Gegner nahe und ich sah direkt in seine kleinen roten bösartigen Äuglein.
 Mein Lasso flog, die Schlinge wickelte sich um die Vorderbeine meines Angreifers, zog sich zusammen  und brachte ihn abrupt zu Fall. 

Staub wirbelte auf, und das riesige Tier ächzte und strampelte und versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Ich rannte darauf zu, zog die Schlinge fester, kniete mich hinter seinen Kopf, damit es mich nicht stoßen konnte und schlang beide Arme um den borstigen Schulterbuckel mit dem hellen Aalstrich. 

Ich tat nichts als den Stier festzuhalten. Die Adern an meinen Armmuskeln traten heraus ,und ich spürte jetzt, wie mir Schweiß langsam von meinem Stirnansatz über das Gesicht tropfte, doch ließ ich nicht los. Der Stier schnaubte und keuchte, und ich tat es auch. 

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit wurde er ruhiger. Ich schaute hoch, und die Viehtreiber verstanden den Wink und brachten zwei Ochsen herbei, die in der Nähe stehen blieben, damit der schwarze Bulle sie riechen konnte. 

Erst als der Stier wieder an seinem Nasenring gekettet war, erhob ich mich und schnitt das Seil durch, um seine Beine zu befreien. 
Mein Bulle erhob sich, und ging mit den Ochsen mit. Ein wenig geknickt wirkte er, als könne er es nicht glauben, was gerade geschehen war. 

Ich wischte mir mit dem Unterarm Schweiß und Dreck aus dem Gesicht. Wenn einer gerade eine Therme nötig hatte, war ich es.

Ich ging zu Stella hin und in die Hocke. Sie hielt die Augen geschlossen, ihre Augenlider waren schimmernd wie Milch, und ihre langen Wimpern beschatteten ihre Wangen.

Ihre Sklavin hatte ihr etwas unter den Kopf geschoben, und der Junge hatte einen Becher Posca geholt, ein Tuch mit der Flüssigkeit getränkt und wischte den Tränen nahe über ihre Handgelenke:

"Stella", sagte ich nur, und ich sprach den Namen aus, den ich noch so viele Male aussprechen würde: Stella, Stern:

"Es ist vorbei. Bitte... wach auf"
Eine sanfte Stimme, die mich bei meinem Namen nannte holte mich aus Dämmerung der Ohnmacht langsam zurück. Ich durchlebte einen kurzem Moment der Desorientierung in dem ich weder wusste, wo ich war, noch warum ich hier war, und wer meinen Namen rief. Dann fiel es mir plötzlich wieder ein und Panik stieg in mir auf, "Der Stier"... , aber die Stimme sagte auch, ich soll aufwachen und es sei vorbei... Ich stöhnte leise und öffnete dann doch die Augen und dachte, ich träume ... Er war es, der mit mir sprach, der blonde Mann mit kristallblauen Augen, die mir den Atem raubten. Ich schaute ihm einige Sekunden lang an und versank einfach in seinem Blick, "Wer bist du?", konnte ich nur noch flüstern...


Inzwischen kümmerten sich meine Sklaven um mich. Sylvana hat mir etwas unter meinen Kopf gelegt und Spirus berührte meine Hände mit einem nassen Tuch, das nach Essig roch, was mir half nun das volle Bewusstsein zu erlangen. Dabei sprach er schnell und laut, "Dieser Herr hat dir das Leben gerettet, Domina, der Blonde hat den Stier besiegt!..." Dabei schaute der Junge den Mann mit ehrfurchtsvoller Verehrung an. Ich berührte leicht die Hand meines Retters, "Danke dir, wie ist dein Name, mein Held?...", dabei konnte ich meinen Blick von ihm nicht abwenden und es kam mir vor, als ob wir uns schon immer kannten ..


Man könnte noch die ängstlichen Schreie hören, aber anscheinend schien sich die Situation zu entspannen und offensichtlich wurde ich nicht verletzt. "Sylvana, wir müssen nach Hause ... mir geht es nicht gut...", Ich versuchte mich aufzurichten, doch ich schaffte es nicht, mir wurde sofort schwindelig. Dieses dramatische Ereignis mit dem Stier hat mich sehr mitgenommen.
Als die junge Frau die Augen öffnete, ging es mir durch Mark und Bein. Doch ich entsann mich wieder, wo ich mich befand: Auf dem Markt, mitten in Iscalis, und viele Augen waren auf uns gerichtet. 
Dennoch schaute ich nach, ob ich einen Blutfleck unter dem feinen Gewand entdeckte oder ob eines ihrer Glieder verdreht war, aber beides war nicht der Fall. Natürlich konnte sie sich aber heftig den Kopf gestoßen haben:

"Edle Dame Stella, der Stier wurde gebändigt und weggeführt, du bist nicht mehr in Gefahr. Wie geht es deinem Kopf?", fragte ich.

"Mein Name ist Publius Gabinius Secundus, und ich bin ein römischer Bürger", beantwortete ich dann ihre Frage, denn die junge Frau war eindeutig eine Römerin und so wie ich ihre Kleidung und ihre Sklaven sah, aus gutem Hause, und sie sollte sich nicht erschrecken, wenn ich im Moment eher wie ein Barbar aussah. 
Aber sie erschrak nicht, sondern nannte mich ihren Helden. Welcher Mann hörte das nicht gerne? 
Dabei berührte ihre zarte Hand leicht wie ein Schmetterlingsflügel die meine....

Als Stella sich aufrichtete, wurde ihr jedoch schwindelig:

"Bitte versuche noch nicht aufzustehen, edle Stella", die Sklavin und der Sklavenjunge waren eindeutig körperlich zu schwach, um ihre Herrin weit zu transportieren:

"Du könntest deine Diener zu Dir nach Hause nach einer Sänfte schicken", ja, das konnte Stella tun, würde aber für sie eine längere unbequeme Wartezeit, bis ihre Diener den Hin- und Rückweg gemeistert hatten, bedeuten. 

So kamen meine Worte aus aufrichtiger Sorge:
"Oder wenn du mir sagst, welches dein Heim ist, kann ich dich auch nach Hause tragen"
"Publius Gabinius Secundus", wiederholte ich leise, "Ich bin sehr geehrt so einen mutigen Mann kennenzulernen ..., der diesen Koloss gebändigt und mir damit das Leben gerettet hat", Ich blickte zu ihm auf und je mehr ich ihn ansah, desto mehr spürte ich seine Anziehungskraft... "Ich bin Furia Stella, auch eine römische Bürgerin ...", dabei lächelte ich Publius Secundus warm an. Ich wollte mehr, viel mehr über ihn erfahren, aber nicht jetzt und nicht hier, denn mein jämmerlicher Zustand ließ es nicht zu, ein vertrauliches Gespräch zu führen, ich spürte aber intuitiv, dass wir uns noch öfter sehen werden...

"Ich glaube, ich bin nicht ernsthaft verletzt, nur der Aufprall war sehr schmerzhaft, mein Rücken tut mir sehr weh und ich habe Kopfschmerzen am Hinterkopf," sagte ich als mein Held mich fragte, wie es meinem Kopf geht und sagte noch, ich soll nicht mehr versuchen aufzustehen.

Dann hat Gabinius Secundus vorgeschlagen, die beiden Sklaven nach Hause nach einer Sänfte zu schicken. Sylvana und Spiros schauten mich fragend an ... Es würde aber lange dauern und ich schüttelte verneinend den Kopf, "Nein, ich kann nicht mehr länger auf dem Boden liegen ... Mir ist kalt ...", sprach ich leise. Mein Retter wusste aber noch eine andere Möglichkeit, mich nach Hause zu transportieren, er würde mich dann bis dahin tragen, sagte er mit sorgenvoller Stimme.

Es war natürlich ein Wagnis, mich von einem Mann durch die Stadt tragen zu lassen, aber es gab keine andere Alternative mehr und ich, nach kurzem Überlegen, sah ihn verlegen an, "Sylvana kennt den Weg...", nickte ich, "Aber, bin ich nicht zu schwer für dich, mein Retter?", dabei fühlte ich, wie mir eine Röte ins Gesicht gestiegen war.
Stella war eine Furia, eine Patrizierin. Selbst ich hatte den Namen Furia schon gehört; es war ein altes römisches Geschlecht, dessen Namensträger seit den Tagen der Republik in den Geschichtsbüchern standen.  Ich wusste selbst im ersten Moment nicht, warum das mir etwas ausmachte und einen Stich gab, doch dann kam es mir in den Sinn: Ich würde Furia Stella wohl nicht wiedersehen. 

Sie war kein Mädchen mehr, entweder war sie gerade verheiratet oder ihre Patrizierfamilie würde danach trachten, sie so zu verheiraten, dass damit in vorteilhaftes Bündnis für die Gens Furia heraus sprang. Wir Gabinier waren einfache Römer, und erst unser Vater hatte das Bürgerrecht erworben. Normalerweise hätte ich solch eine Dame der hohen Gesellschaft nie kennen gelernt.

"Edle Furia, es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen", sagte ich leise: "Bitte sei unbesorgt: Ich schwöre bei Tiuz Mars, dem Gott des heutigen Tages, dass ich deine Ehre achten werde als wäre es die meiner Mutter oder meiner Schwester. Lass mich dich nach Hause bringen"
Ich streckte die Arme aus und nahm Stella hoch. Nicht schwer wäre eine Untertreibung gewesen, sie war leicht wie eine Feder. Ich stützte ihren Kopf mit meiner Brust, und ihr feiner Duft stieg von ihrem Haar auf:
"Du bist nicht schwer, edle Furia", sagte ich: "Bitte Sylvana, zeige mir den Weg zum Hause deiner Herrin"

Mit weitausholenden Schritten verließ ich mit meiner süßen Last den Markt, vorneweg die Sklavin, die uns führte, uns folgte der Junge.

>>>Villa Furia