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Narcissus wartete im Triclinum. Heute lächelte er nicht, war nicht aufreizend angezogen. In seiner Miene spiegelten sich Ernst, Sorge und auch ein wenig Traurigkeit.
Aglaia war fort. Sie würde nie wiederkommen. Hatte nicht gewollt, dass er ihr folgte. In ihrem Bestreben hätte eine Bekanntschaft mit ihm sie nur behindert. Ihr geschadet. Sie opferte alles für ihre Tochter. Jedenfalls glaubte sie das. Ein wenig wütend war er auf sie. Und er bedauerte den armen Owain, dem er dies zu gern sagen wollte. Doch sollte er es wagen, wo doch Aglaia ihn hatte sitzenlassen?
Nichtsdestotrotz war er Aglaias bester Freund und stand daher an ihrer Seite... Nun, hatte gestanden...
Nun mussten sie sehen, wie es weiterging. Nachdem ihm Aglaia ihre Anteile überschrieben hatte, war sein Anteil am Besitz des Hauses nun der Größte. Olympias würde das vermutlich nicht gern sehen. Sie hatte ihn nie als Mitbesitzer betrachtet, wie es ihm vorgekommen war. Und nun besaß er mehr als sie. Natürlich hatte er nicht vor, einen Krieg anzufangen. Doch sie mussten klären, was nun war, sonst würde das Haus auseinanderbrechen. Die anderen Mädchen waren besorgt und er, früher Freund und Kollege, war jetzt quasi ihr Chef.

Geladen hatte er Olympias und nach einiger Überlegung auch Kiki, die ihre beste Mitarbeiterin nach Aglaia gewesen war und nun gemeinsam mit ihm ordentlich Geld ins Haus brachte. Da sie keinen Hausanteil besaß, wollte er zumindest ihre Meinung als geschätzte Kollegin hören.
Aglaia war schon eine Weile fort und ich hatte schon erwartet, dass Narcissus sich mit der Zeit hier wie der Chef aufspielen würde in meinem eigenen Haus. Dass meine Tochter ihre Anteile Narcissus überschrieben hatte konnte ich wahrlich nicht verstehen. Was hatte Narcissus für sie geleistet im Gegensatz zu mir? Für wieviele hässliche, fette und alte Männer musste ich mich auf den Rücken legen lassen um ihre Kindheit, Ausbildung und unser Leben in Rom zu finanzieren und das war der Dank dafür. Ein Kerl von der Straße, den sie aufgelesen hatte, sollte mir nun Anweisungen erteilen. Soweit würde es noch kommen...

Meine Laune war daher im Keller, als ich ins Atrium rauschte und mich dann auf meine Lieblingsliege fläzte und mir ein wenig Luft zu fächerte. Ich sprach nur ein kurzes "Salve" als ich eintrat und mich setzte und blickte dann neutral meinem Gegenüber direkt ins Gesicht. Wir schienen noch auf jemanden zu warten...vielleicht Kiki? Wollten die beiden sich gegen mich verbünden? Zutrauen würde ich es beiden, da sie beide Geschöpfe von Aglaia waren. Ich übte mich daher in Geduld und wartete, was Narcissus denn nun vorhatte, ohne meinen Blick von ihm abzuwenden.
Ich ließ mir Zeit damit, Narcissus Einladung nachzukommen. Nicht, weil ich eifersüchtig wäre oder was gegen Narcissus hätte. Überhaupt nicht. Wir kannten uns jetzt schon ziemlich lange. Und er hatte ähnlich viel Mist mitgemacht, wie ich, auch wenn ich nicht alles von seinem Mist wusste und er auch nichts von meinem. Aber man erkannte sich gegenseitig, wenn man von ganz weit unten kam.
Nein, ich ließ mir einfach Zeit, weil ich mir immer Zeit ließ und Narcissus auch nicht denken sollte, dass er mich herumscheuchen könnte. Mir reichte es schon, wenn Olympias das immer wieder versuchte und ich vernachlässigte die Dinge, die sie mir auferlegte, gerade so sehr, dass man mir keine Absicht unterstellen konnte, obwohl es Absicht war. Ihren Sklavinnen beispielsweise hatte ich absolut gar nichts beigebracht. Aber wer konnte mir daraus einen Vorwurf machen, wenn mein vertrag mit Furius Saturninus eben exklusiv mit diesem war? Ich war ganz sicher furchtbar traurig deshalb, ja, gewiss. Bestimmt. Irgendwo ganz tief in mir. Oder so.

Auf jeden Fall schlenderte ich ins Esszimmer, wo Olympias sich auch schon hingefläzt hatte und wohl darauf wartete, bedient zu werden. Naja, würde sie warten müssen. Nicht mein Problem. Ich schlenderte rüber zu Narcissus und stieß ihn wie meistens leicht an. “Na, du Streuner?“ neckte ich ihn und setzte mich an den Rand einer Cline und schlug die Beine übereinander.
Das fing ja bereits gut an. Die gute Olympias wirkte als habe sie einen Becher mit Essig vertilgt, um ihre Laune noch weiter zu versäuern. Das Schweigen zwischen ihnen war geprägt von Unbehaglichkeit, jedenfalls bis Kiki eintrat und zu seiner Erleichterung weitaus besser gelaunt wirkte. Ihr Gruß zauberte ein vielleicht etwas dümmliches Lächeln auf sein Gesicht. Kiki war hervorragend darin, Männern den Kopf zu verdrehen. Er selbst war davon natürlich nicht ausgenommen.
"Grüße, du Wüstenwind", war seine Antwort verschmitzt, bevor er Olympias Anwesenheit wieder gewahr wurde und ein Hüsteln erklingen ließ. "Ähem. Danke, dass ihr gekommen seid. Nun, ihr kennt alle die Situation. Aglaia hat sich leider entschlossen, unser Haus zu verlassen, um in der Stadt ihr Glück zu suchen."
Er blickte sich um. Wie gern hätte er allen versichert, dass er sie sehr vermissen würde, doch er hatte das Gefühl, die Herumheulerei würde die Dinge nicht besser machen. Er hatte ein schlechtes Gewissen, dass Aglaia ihm ihre Anteile gegeben hatte, doch rechtfertigen musste er sich nicht.
"Ich möchte das Haus in ihrem Sinne weiterführen, falls sie doch eines Tages zurückkommt, aber natürlich will ich nicht alles an mich reißen, nur weil Aglaia mich begünstigt hat. Ich hatte gehofft, dass wir gemeinsam einen Weg finden, dass das hier funktioniert. Ich... wollte einfach mal mit euch darüber reden. Mit dir, Olympias, aber ich habe gedacht, dass es auch eine gute Idee wäre, wenn Kiki uns ihre Vorstellungen nennt. Sie... Du bist schließlich eine unserer profitabelsten Anstestellten." Der andere war er selbst...
Narcissus fühlte sich nicht wohl in der Rolle des Zu-Sagen-Habenden und das verriet er durch fahrige Bewegungen und Zögern in seiner Wortwahl. Nervös blickte er hin und her zwischen den beiden Damen.