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Dies ist die Eingangstür von Furiana Deirdres Haus in Cheddar.
Wenn Saturninus  seinen Sohn Aidan und dessen Mutter Furiana Deirdre besuchte, trug er meist eine schlichte Tunika und einen wollenen Reisemantel. Er machte es sich gerne bequem bei Deirdre, spielte mit dem Jungen, schlief mit seiner Freigelassenen, wenn diese auch Lust darauf hatte und stellte sich ab und zu vor, wie es gewesen wäre, ein Plebejer zu sein und seine Klientin einfach zur Frau nehmen zu können.
Das Haus in Cheddar war idyllisch gelegen, sein kleiner Traum vom einfachen Leben.
Doch heute war Saturninus Besuch mehr offizieller Natur. Er war nicht her geritten, sondern hatte sich in einer Sänfte tragen lassen. Er trug eine Amtstoga, die ihm für den feierlichen Moment angemessen schien, und er hatte einige Geschenke für Tiberius Furius Victor dabei: Eine Bulla aus Gold, angemessen für einen römischen Jungen mit einem reichen Vater, ein Geldsäckchen mit vierhundert Sesterzen für Deirdre und eine Abschrift des Briefes des Consilium Libertatis aus Londinium, die die Bürgerrechte des Knaben bestätigte.
Er hieß seine Sklaven umweit der Tür warten und klopfte an.
Es war Rhea, die an diesem Tag die Tür öffnete und ihren Herren Furius Saturninus in vollem Ornat bestaunte. Schnell gab sie den Weg frei, damit ihr Herr eintreten konnte. "Salve, Dominus. Ich hoffe, der Weg hierher war angenehm" machte Rhea ein wenig Smalltalk, während der Furier eintrat. "Ich gehe sofort Furiana und den jungen Herrn holen, Dominus" sprach Rhea noch, ehe sie sich auf den Weg zu Deirdre im Garten machte, die an diesem schönen Frühlingstag mit den Kindern draußen war. 

Es dauerte nur wenige Augenblicke bis Deirdre zusammen mit Aidan aus dem Garten kam, der sich kaum in ihren Armen hielten ließ, da er seinen Vater erblickt hatte und direkt lospolterte. "Vati, Vati! Vati! Schau!" wand sich der fast Zweijährige aus den Armen seiner Mutter um dann auf seinen Vater zu zu laufen mit einem Holzpferd inklusive Reiter und Rollen an den Beinen, damit man damit auf dem Boden spielen konnte. 

Ich lächelte meinen Patron und Vater meines Erstgeborenen ein wenig zurückhaltender an, da Furius Saturninus wohl heute nicht nur zum Spaß hier war und machte mich bereit, den Jungen wieder einzusammeln, falls sein Vater etwas mit mir besprechen wollte. Doch jetzt wo man Aidan und Saturninus so beisammen sah, war die Vaterschaft des Furiers wirklich unbestreitbar. Bis auf den leichten Rotstich im mittlerweile ein wenig lockigen Haar des Jungen und die grünen Sprenkel in den braunen Augen war Aidan das absolute Ebenbild seines Vaters. 

"Salve, es freut mich dich zu sehen, Patron. Deine Anwesenheit ehrt dieses Haus" begrüßte ich Saturninus ein wenig förmlich, aber definitiv mit einem warmen und einladenden Ton, falls er doch nicht nur für Geschäftliches gekommen war, sondern auch noch mit Aidan und mir Zeit verbringen wollte. Rhea würde sich um die Kinder kümmern können im Zweifelsfall. Es war wirklich schon lange her, dass Saturninus das letzte Mal hier war. Die Zwillinge waren schon einige Monate alt mittlerweile.
"Der Weg war angenehm, ja. Und ich hoffe, dass es allen gut geht" Rhea war zu Deirdres Hilfe abgestellt, doch sie war auch Auge und Ohr ihres Herren. Saturninus vertraute Deirdre, aber er wollte immer alles über den kleinen Tiberius wissen. Bevor Rhea ihn aber informieren konnte, forderte schon eine kleine Person Saturninus volle Aufmerksamkeit. 

Der Furius war entzückt von dem kleinen Burschen, der auf ihn losstürmte und ihn gleich erkannte, obwohl er sich doch so rar gemacht hatte. Er fing ihn auf und nahm ihn auf den Arm. Seine kleinen Füße würden das blendende Weiß beschmutzen, doch in der Villa hatte es genug fleißige Hände, die das wieder sauber bekamen:
"Salve kleiner Mann", sagte Saturninus zärtlich. Der Junge zeigte ihm sein Holzpferd auf Rollen.

" Das ist ein schönes Spielzeug. Wenn du älter bist, sollst du dein eigenes lebendiges Pferdchen haben"
Mit dem Jungen auf dem Arm gab er Deirdre einen Kuss. Sie war hochgewachsen, und er musste sich kaum hinunterbeugen:
"Sei gegrüßt, Klientin", sagte er genauso förmlich und wies dann mit dem Kopf auf Aidan:
"Er sieht gut aus, und er ist klug. Du bist eine vorbildliche Mutter, Furiana Deirdre und machst deine Sache gut. Vielleicht tut es Kindern auch wohl, hier auf dem Land mit Ziegen und inmitten Bäumen aufzuwachsen. Das nächste Mal bringe ich Saturnina mit. Ja, Tiberius, du hast noch ein Schwesterchen, das mittlerweile auch anfängt, zu plappern"

Saturninus lachte leise. Er konnte nicht viel mit Säuglingen anfangen, die waren sozusagen unter seiner Würde beziehungsweise unter der Würde eines römischen Bürgers. Wer mochte schon nicht sprechen können, völlig hilflos sein, sabbern und in Tücher kacken? Wenn Kinder jedoch älter wurden so wie Klein- Tiberius, dann konnte man mit ihnen etwas unternehmen und ihnen etwas beibringen. Außerdem war die Ähnlichkeit mit ihm unverkennbar, außer einem rötlichen Schimmer im dunklen Haar und Augen, deren Dunkel durch grünliche Sprengel aufgehellt wurde, sah Tiberius vollkommen aus wie er selbst:
"Tiberius Furius Victor" , sagte er und schaute den kleinen Jungen an:
"Das ist lang, nicht wahr? Aber das ist dein wirklicher Name! Denn du bist ein römischer Bürger wie ich"

Saturninus stellte Tiberius Furius Victor nun auf seine beiden eigenen kleinen Füße, was der mit gerunzelter Stirn goutierte und einer Miene, als würde er gleich protestieren.
Saturninus hängte ihm schnell die goldene Bulla, das Medaillon, das alle kleinen römischen Jungen bekamen, um. Dann holte er die Urkunde - die Abschrift des Schreibens aus Londinium hervor:






  

[Bild: Stempel-Consilium-Libertatis-K.png]

Das Konsilium für die Freiheit,
rechtmäßig zusammengetreten zu Londinium,
hat auf Grund der eingereichten Dokumente
und dem Bezeugen des edlen L. Petilius Rufus, 
Legat Augusti pro Praetore
folgenden Entschluss
gefasst:


Der Knabe Furianus Aidan, 
natürlicher Sohn des  Bürgers Tiberius Furius Saturninus
und der Freigelassenen desselben, Furiana Deirdre,
rechtlicher Stand Latina,
freigelassen vor dem LAPP Petilius Rufus,
ist ein Bürger Roms.


Er darf ab sofort den Namen 
Tiberius Furius Victor Aidanus 
führen.

Begründung: Es liegt ein gerechter Grund vor,
 da der Knabe vom Antragssteller als Sohn 
anerkannt wurde.

Londinium, 
datum ante diem XVI Kalendas Martias, 
im zweiten Jahr der Statthalterschaft 
des LAPP
L. Petilius Rufus








Er wusste ja, dass Deirdre das nicht lesen konnte, also las er das langsam und mit gewichtiger Stimme vor. Es bedeutete ihm viel. Auch wenn Tiberius kein Patrizier werden würde und da er ein Freigelassener war, auch niemals in den Senat kommen oder ähnliches, konnte er etwas Tolles werden in der römischen Welt. Er hatte Möglichkeiten.

Saturninus lächelte, rollte die Schriftrolle zusammen und gab sie Deirdre. Zusammen mit dem Geldbeutelchen:
"Hier ist ein Geschenk für dich, meine Liebe. du weißt doch am besten, was du brauchen kannst" Dann wies er auf sich: "Ich dachte, ich kleide mich dem Anlass angemessen. Tiberius sollte auch irgendwann eine kleine Jungentoga kriegen. Aber wenn du mich rein bittest, dann hilf mir bitte, meine Toga abzulegen. Ich darf doch rein? Oder hast du Herrenbesuch?"
Das war im Scherz gesprochen, doch Saturninus schaute seine Freigelassene forschend an. Er hoffte doch sehr, dass er willkommen war.
Nicht alles verstand der kleine Aidan - oder Tiberius Furius Victor Aidanus, wie er nun hieß - aber das hielt ihn nicht davon ab die Anwesenheit seines Vaters zu genießen und sich in der Aufmerksamkeit des stolzen Römers in Toga zu sonnen. Als ihm sein Vater die Bulla umband und ihn dann wieder auf den Boden stellte, bestaunte der Junge das Amulett mit so großen Augen, dass selbst das liebste Spielzeugpferd links liegen blieb. 

Schriftstücke und Deklarationen wie Aidans neuen Namen waren mir egal, aber ich wusste, dass es dem Vater meines Erstgeborenen sehr wichtig war und ich versuchte mich entsprechend zu freuen und selbst Aidan stand brav aufrecht da, während sein Vater die Urkunde vorlas. Am Ende klatschte ich Beifall und kniete mich neben Aidan hin und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Du bist nun ein Römer wie dein Vater!" Die gute Laune war ansteckend und Aidan begann herum zu springen. 

Ich richtete mich wieder auf, da Saturninus nun wieder das Wort an mich richtete und mich lobte und mir ein Geldsäckchen gab. Es war nicht nötig, aber ich nahm es gerne an und es würde dem reichen Patrizier nicht fehlen. Ich würde es bestimmt in etwas Gutes investieren können wie zum Beispiel neue Möbel. Aidan würde bald ein größeres Bettchen brauchen. "Es freut mich, dass du zufrieden bist. Tiberius Furius Victor wächst prächtig und gedeiht und er ist groß und stark für sein Alter und von robuster Gesundheit. Ich bin mir sicher, dass er der Toga alle Ehre machen wird."

Als Saturninus allerdings fragte, ob ich Besuch hatte, musste ich nur schmunzelnd den Kopf schütteln und gab den Weg weiter ins Innere des Hauses frei, während Rhea unauffällig den springenden Floh Richtung Garten trieb, wo die Zwillinge in einer Krippe schliefen. "Ich würde mich freuen, wenn du gerne eine Weile bleiben möchtest. Kann ich dir eine Erfrischung anbieten oder möchtest du dich lieber nach der Reise...ausstrecken?" Ich schmunzelte einladend bei den letzten Worten, da ich mir schon denken konnte, wonach dem Furius der Sinn stand.
Mutter und Sohn hörten zu, was er zu sagen hatte. Voller Genugtuung bemerkte Saturninus, dass der kleine Tiberius eine adäquate Haltung einnahm, und als Deirdre ihm sagte, dass er nun ein Römer sei wie er selbst und ihn küsste, behielt er einen Moment lang den würdevollen Ausruck. Dann aber begann er entzückt herumzuspringen wie ein kleiner Floh.
"Tiberius Furius Victor, denke immer daran, wer und was du bist", mahnte Saturninus, aber ganz ernst bleiben konnte er dabei nicht, seine dunklen Augen glitzerten vergnügt. Tiberius gute Laune war ansteckend.
"Ich trinke und esse gerne etwas, was du gekocht hast", antwortete Saturninus dann Deirdre, die nachfragte. Denn ja, er mochte es gerne, wenn Deirdre sich in den wenigen Stunden, in denen sie beisammen war, die Hausfrau war. Dann konnte er sich wieder ein wenig der Illusion hingeben, wie das Leben wäre, wenn er irgendein anderer Saturninus wäre.
Als Deirdre vom Ausruhen sprach, schaute er sie jedoch genau an. Seine Freigelassene schien ihm um die Hüfte rank und schlank wie eh. Schwanger war sie schon einmal nicht. Und ihr liebes Lächeln trieb ihm das Blut in sämtliche Extremitäten. 
Er nahm Deirdres Hand, um mit ihr ins Haus zu gehen. Rhea nahm Klein - Tiberius mit in den Garten. Seine aufgeregte Stimme war noch zu hören, das Wort "Pferdchen" spielte dabei eine große Rolle. Sein Papa hatte ihm ein lebendiges Pferd versprochen. Der Junge sprach einen lateinisch-britonischen Mischmasch, und Saturninus dachte bei sich, dass er ihm das noch abgewöhnen würde. Doch er war ja noch klein.
"Ich hörte das Gerücht, dass du ein weiteres Kind geboren hast, Deirdre", sagte er aber dennoch. Neugierig war er schon auf Tiberius Halbgeschwisterchen. Ein Vorwurf steckte nicht darin, denn er erwartete von der Keltin nicht die Moral einer Ehegattin. Der Kindesvater schien, wie sie ihm versichert hatte, ja nicht anwesend zu sein:
"Darf ich es mir angucken?"