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Normale Version: Der Platz vor der Schmiede
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Der Platz vor der Schmiede


Unmittelbar vor dem aus Lehm und Stein erbauten Rundhaus, befindet sich jener Platz, den der Schmied bei gutem Wetter nutzt, um das Metall in einem Rennofen zuerhiten. Außerdem werden gelengentlich tiefere Gruben ausgehoben, um größere Objekte darin zu gießen. Dann ist Vorsicht geboten, damit niemand in die Grube hinunter stürzt!
Tabula rasa>>> 
Kurz vor Mittag polterte der kleine Ochsenkarren über Cheddars einzig befestigten Weg und hielt auf dem kleinen Vorplatz vor der Schmiede. Darinnen lag etwas mit Decken bedeckt. Ein Sklave führte den Ochsen, ein anderer schob den Wagen von hinten, wenn die Räder zu sehr einsanken.
Saturninus stieg von Mandan ab. Der Furius schaute sich um; er fühlte sich für Cheddar verantwortlich, doch das Örtchen war gar zu primitiv...wie konnte sie das nur gegenüber der Liebe und des Luxus bevorzugen, die er ihr hätte bieten können?
Vielleicht weil Aglaia einen Hang zum Niederen hatte, aber das glaubte Saturninus nicht einmal. Er glaubte, dass die Hetäre den Einflüsterungen zweier Männer erlegen war. Die des Narcissus ( dieses aufgeblasenen Wichtes). Und die des Licinianus Owain (der vor Eifersucht brannte)
Und dennoch hatten beide zusammen - der Künstler und sein Modell- ein Kunstwerk geschaffen, welches Saturninus Herz berührt hatte. Er brachte es nicht fertig, es zerstören zu lassen.
Saturninus hieß die Sklaven warten. Er selbst umging die Gruben. In der Schmiede selbst herrschte Geschäftigkeit:
"Licinianus Owain?! Bist du zuhause?! Ich bin es, Furius", rief er.
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Seit meiner Rückkehr aus Iscalis hatte ich Cheddar nicht mehr verlassen. Die Tage danach war ich zu nichts fähig gewesen und mich in der Hütte verkrochen.  Sogar Dylan hatte ich wieder nach Hause geschickt, als er am nächsten Morgen zur Arbeit erschienen war. Stundenlang hatte ich an der Feuerstelle gesessen und wie hypnotisiert ins Feuer gestarrt. Ich aß und trank nichts und wünschte mir einfach, nur noch tot zu sein. So tot, wie mein Herz nun war. Erst als Dylan den Tag darauf wieder kam und vorsichtig herein trat, um nach mir zu schauen, spürte ich meinen Körper wieder, der nach Nahrung und Wasser verlangte. Er schenkte mir einen Becher Wasser ein und gab mir ein Stück Brot, auf dem ich nur widerwillig herumkaute. Er hörte sich schließlich auch an, was passiert war und klopfte mir zum Schluss aufmunternd auf die Schultern. „Den römischen Weibern ist nicht zu trauen! Schlangen sind sie! Nichts als Schlangen!“, meinte er noch und ich widersprach ihm nicht, sondern ließ ihn in dem Glauben, dass es so sei.

Einen Tag später rappelte ich mich dann endlich wieder auf und stürzte mich regelrecht in die Arbeit. Während Dylan draußen in der Grube arbeitete, blieb ich im Inneren und hämmerte wie wild auf ein glühendes Stück Eisen ein, dass nur so die Funken sprühten, um es in Form zu bringen. In der Hütte herrschte eine unangenehme Hitze, weshalb ich lediglich mit einer Hose bekleidet war. In der Luft lag der Geruch von geschmolzenem Metall, Asche und Schweiß. Ich war wie besessen und wollte gar nicht mehr aufhören, denn die Anstrengung, die jeder einzelne Hammerschlag mit sich brachte, schmälerte ein kleines Bisschen die Wut, die in meinem Bauch war.
Als ich kurz eine kleine Pause machen wollte, um einen Schluck Wasser zu trinken, hörte ich plötzlich von draußen ein Rufen. Die Stimme kam mir bekannt vor und sie sorgte dafür, dass meine Wut in meinem Bauch wieder größer wurde! Verschwitzt, mit zerzaustem Haar, grimmigen Gesicht und den Hammer  immer noch in der Hand, stapfte ich zur Tür, um sie zu öffnen. Und tatsächlich! Vor mir stand Furius Saturninus! Der Kerl hatte mir zu allem Überfluss wirklich gerade noch gefehlt! Ich spürte, wie meine Hand, die den Hammer hielt, zu gerne auf ihn eingeschlagen hätte. Doch ich hatte mich noch so weit im Griff, dies nicht zu tun. "Was willst du?" fragte ich ihn sehr kurz angebunden, denn mir war ganz und gar nicht nach Freundlichkeit zumute.
Saturninus stutzte einen Moment. Er hatte hier so etwas wie einen strahlenden Triumphator erwartet, der ihm ins Gesicht lachen würde, da er sich mit seiner Eifersucht durchgesetzt hatte: Der Libertus, der den Patrizier geschlagen hat. Nicht weil sie um Aglaia konkurrierten - die Beziehung, die sie jeweils zu der Hetäre hatten, war in Saturninus Augen ganz und gar unterschiedlich. Schließlich war er sehr offiziell und zutiefst konservativ in Manusehe verheiratet. Licinianus Owain war jedoch sozusagen in Saturninus Sphäre eingedrungen. Und Aglaia hatte tatsächlich mit ihm, Saturninius, gebrochen, denn auch Narcissus hatte sie gegen ihn eingenommen.
Und dann hätte es einigermaßen Sinn gehabt, Owain sozusagen die Statue von Narcissus vor die Füße zu werfen. Als Zeichen dafür, dass er, Saturninus, mit keinem der Bewohner des Hauses des Roten Mondes (außer der braven Kiki)mehr etwas zu tun haben wollte.
"Ich bringe dir die Statue des Narcissus zurück. Sie ist zu meisterhaft, als dass ich sie zerstört sehen will. Aber ich möchte das Bild des verräterischen Jungen nicht mehr vor Augen haben. Nimm sie also, verkaufe sie, verschrotte sie selbst, es ist mir gleichgültig" , sagte Saturninus und warf Owen einen scharfen Blick zu:
"Du müsstest glücklich und zufrieden sein, da Liciniana Aglaia ganz und gar deine Partei ergriffen hat. Doch du siehst nicht aus wie ein strahlender Sieger", bemerkte er. Eher wie jemand, den man von innen heraus totschlägt, dachte Saturninus.
Der Römer säuselte etwas von einer zu meisterhaften Statue und dass er das Bild des verräterischen Jungen nicht mehr vor Augen haben wollte. Eben  jener Statue, die ich zweimal für ihn angefertigt hatte. Eine davon hatte er an den Tribun Iulius Cato zur Hochzeit verschenkt und die andere Stand im Eingangsbereich seines überschwänglichen Hauses. Hatte gestanden! Als ich über seine Schulter linste, sah ich im Hintergrund einen Ochsenwagen, der eben diese Statue geladen hatte.
Ich verstand kein Wort und dementsprechend schaute ich auch etwas überrscht drein. "Aha" , entgegnete ich dann nur, weil ich rein gar nichts verstand. Ich wusste, es hatte einige Reibereinen zwischen Narcissus und ihm gegeben. Das hatte er mir in der Taberna erzählt und hatte noch geglaubt, dass dies Aglaias Meinung zu diesem aufgeblasenen Patrizier grundlegend ändern würde. Anscheinend hatte es das auch, zumindest was Narcissus betraf. Aber eigentlich hatte ich gar keine Lust, über dieses Thema weiter zu sprechen und er war sowieso der Letzte, mit dem ich überhaupt noch sprechen wollte, nach allem, was passiert war.
Das Nächste, was dann aus seinem Mund kam, ließ mich verbittert auflachen. Ja, sehr schön! Danke, dass er mir noch Salz in die tiefe Wunde streute! 
"Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber ich bin kein Sieger und dies war auch nie ein Wettlauf zwischen uns gewesen. Sie hat sich von mir getrennt, wenn du es genau wissen willst. Um es mit deinen Worten zu sagen, kannst du dich als glücklicher Sieger schätzen, denn der Keil, den du zwischen uns getrieben hast, hat uns entzweit." Ich seufzte tief, weil mich im Moment alles nur noch nervte. Am meisten nervte mich er, der Furier! Verdammt noch eins, warum musste ausgerechnet dieser Scheißkerl jetzt vorbei kommen. Sicher genoss er es, mich so zu sehen und suhlte sich jetzt in seiner Schadenfreude. Ich versuchte die Fassung zu bewahren und schaute wieder auf. 
"Ich nehme an, du willst das Geld für den Materialpreis wieder zurück," fragte ich recht emotionslos. "Komm am besten kurz mit in die Schmiede." Ich wollte finanzielle Dinge nicht hier draußen in aller Öffentlichkeit regeln. Also hielt ich ihm die Tür auf und wartete, bis er eingetreten war.

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"Ich kann keinen Keil zwischen euch getrieben haben. Ich habe Aglaia, seit ihre Schwangerschaft sichtbar wurde, nicht eine Minute wieder gesehen. Sie wollte auch mich nicht sehen. Nur durch Kikis Vermittlung durfte ich sie überhaupt besuchen", antwortete Saturninus:
" Sie hat meine Freundschaft genauso gekündigt wie anscheinend deine Ehe", nachdenklich schaute der Patrizier den Schmied an. Es konnte gut sein, dass die Hetäre sich nicht an das armselige Leben an der Seite eines Kelten gewöhnen wollte. Wer immer auf Seide schlief, tauschte sie ungern gegen Stroh. Zumindest war das Saturninus Ansicht. Doch vielleicht war hier etwas zu machen, in dem er Zweifel säte. Die beiden Verschwägerten; Narcissus, der sich als Aglaias Bruder aufspielte und der ehemalige kriegsgefangene Sklave; einen kleinen Keil in deren Harmonie zu treiben, würde ihnen etwas die Seelenruhe rauben. Das kam dem Furier, der zornig war, recht:

"Wer weiß, ob dieser Narcissus nicht nur mit mir sondern auch mit dir verräterisch war? Hast du dich nie gefragt, was dieser zugegebenermaßen göttlich schöne Jüngling Aglaia in die Ohren bläst? Sie vertraut ihm ganz und gar....", 

da sie wie zwei Frösche aus dem gleichen Sumpf kommen, dachte Saturninus. 
Licinianus Owen hielt ihm die Tür auf, Saturninus trat ein:
"Doch mehr will ich nicht sagen. Ich bin nie dein Feind gewesen. Bilde dir doch dein eigenes Urteil, Licinianus. Ich wette mit dir, dass du Narcissus im Cubiculum deiner Frau vorfindest und zwar wesentlich häufiger als du mich früher in eurem Salon gesehen hast. 
Nur soviel: Ich will nicht einmal den Materialwert, nein. Ich will die Statue loswerden. Sie ist allerdings sehr schön geworden, und du, der Handwerker, hast keine Schuld an der Wahl des treulosen Motivs. Daher nimm sie bitte einfach zurück"