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Normale Version: Cubiculum | Bran
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Cubiculum
Bran
In diesem Raum finden sich eine gepolsterte Liege samt Wolldecke.
Eine Truhe für die Habseligkeiten und ein Tisch mit zwei Hockern.
>>> 
Gehorsam wieselte ich Hausverwalter Nefertem hintennach. Die Villa war wie die Villa Claudia auch. Bestimmt würde ich mich schnell zurechtfinden.
Ich schaute mich im Raum um. Es gab eine große Gemeinschaftstruhe, einen Tisch mit zwei Hockern, aber leider nur eine Liege mit Decken. Die hatte garantiert schon der Sklave, der am längsten hier war, gekrallt. 
" Bitte, wie viele Diener schlafen denn hier, Hausverwalter Nefertem?", fragte ich jetzt doch. Hoffentlich kam er von selbst auf die Idee, dass auch ich eine Decke brauchte. Und eine dünne Strohmatratze obendrauf, denn der kahle Fußboden war ganz schön hart. Bitten würde ich aber nicht, denn ein Sklave hatte um nichts zu bitten.
>>> Mit gemessenen Schritten schritt Nefertem durch die Gänge der iulischen Villa, bis er die Sklavenunterkünfte, respektive die Schlafkammer des neuen Sklaven erreicht hatte.

“Ich hoffe du wirst dich hier schnell zurecht finden. Dein neues zu Hause wird sicherlich deiner alten Wirkungsstätte ähneln?“

Konnte man Nefertems Stimme vernehmen. Beinahe so als hätte er die Gedanken des jungen Burschen gelesen. Im Inneren der Sklavenunterkünfte angekommen, blieb Nefertem etwas im Hintergrund. Schließlich sollte sich Bran zuerst selbst umsehen. Als Nefertem auffiel das auf der Liege die Wolldecke etwas zerknüllt lag, bildete sich eine steile Falte zwischen seinen Augenbrauen.

“Diese Liege samt Wolldecke wird dein Schlafplatz sein. Es gibt hier noch nicht allzu viele Sklaven.“

Denn wie bereits erwähnt, gab es in der iulischen Villa noch nicht allzu viele Sklaven die in den Sklavenkammern nächtigten. Der Ianitor hatte sich seinen Schlafplatz in unmittelbarer Nähe zur Porta eingerichtet, ebenso die Köchin, die sich ihr Lager in der Küche aufgeschlagen hatte. Und die persönliche Sklavin der Hausherrin nächtigte ohnehin in Claudia Sabinas Cubiculum. Nachdem Nefertem diese Worte ausgesprochen hatte, wurde ihm erst jetzt bewusst, dass sich der neue Sklave womöglich fürchtete, wenn er so ganz alleine in diesem Raum schlafen musste.

“Du fürchtest dich doch wohl nicht?“

Wollte Nefertem dann doch von Bran wissen und musterte den Jüngeren.
Ich war hin und weg. Ich glaube nicht, dass der Kaiser in seinem Palast fürstlicher wohnen konnte als ich, Bran, Sohn von Bran. Ich glaubte, mein Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen:
"Das hier soll mein Zimmer sein, Hausverwalter Nefertem? Ganz alleine für mich?", ich flüsterte fast.
Wie weit hatte ich es gebracht! 
"Ich hoffe nicht, dass ich mich alleine fürchten werde. Ich habe mein ganzen Lebtag nicht noch nicht alleine geschlafen" , wenn ich aufgeregt war, purzelten die Worte durcheinander.
Aber da die Gelegenheit günstig war, fragte ich nun Nefertem:
"Wenn ich so viel Platz krieg... und nach Erfüllung meiner Pflichten. Nicht falsch verstehen, Tag und Nacht will ich fegen und wienern, und der Marmor soll glänzen und die Fliesen und kein Floh hereinkommen. Aber danach, meinst du, die Domini wären sehr böse, wenn ich... ein klein wenig zeichnen würde in meiner Freizeit?"
Jetzt war es heraus. Ängstlich schielte ich Nefertem von unten her an.
Als sich Bran vergewisserte das diese Kammer tatsächlich sein Zimmer sein würde, nickte Nefertem schweigend. Sonst hätte er dem Jüngeren garantiert nicht diese Räumlichkeiten gezeigt.

“Sollten sich die Domini dazu entscheiden weitere Sklaven zu erwerben, werden diese natürlich ebenfalls in den Sklavenunterkünften eine eigene Liege erhalten. Aber für den anfang wirst du hier alleine nächtigen.“

Erklärte Nefertem auf die fragenden Worte des neuen Sklaven und ließ seinen Blick auf Bran ruhen. Der Jüngere hatte also bis dato noch nie alleine geschlafen? Was wollte Bran nun von ihm hören? Er würde garantiert nicht dessen Hand halten, sollte Bran doch Probleme beim einschlafen bekommen.

“Sei dir gesagt, dass es in der Villa Iulia garantiert nicht spukt oder dergleichen. Du brauchst dich also nicht zu fürchten.“

Versuchte der Dunkelhaarige den Jüngeren etwas zu beruhigen, denn dessen hastig hervor gestoßene Worte zeugten wohl von Brans Unsicherheit bezüglich des alleine schlafens.

“Ich denke das dem nichts dagegen spricht, wenn du in deiner Freizeit deine künstlerischen Fähigkeiten weiter ausbaust. Deine aufgetragenen Aufgaben sollen jedoch nicht darunter leiden.“

Stellte Neferten mit einem ernsten Klang in seiner ansonsten melodischen Stimme klar und fokussierte Bran anschließend.

“Hast du.. würdest du.. möchtest du.. also könnte ich deine gezeichneten Werke einmal selbst ansehen?“

Neugierig war der iulische Hausverwalter nämlich schon. Und die schönen Künste faszinierten Nefertem.
Die Römer fürchteten sich vor Gespenstern. Das hatte ich schon mitbekommen. Dabei waren die Toten nicht schlimm. Mich hatte noch keiner gebissen. Ich hatte viel mehr Angst vor so manchem Lebenden. Besonders wenn sie Peitschen und Stöcke dabei hatten.
"Bester, guter Hausverwalter, nie und nimmer würde ich meine Pflichten vernachlässigen", sprach ich im Brustton der Überzeugung.
Aber es kam, wie es kommen musste. Nefertem wollte meine Bilder sehen. Das war sehr liebenswürdig von ihm. Dennoch war ich etwas eingeschüchtert. Nur Nathaira hatte ich je ein Bild von mir gezeigt. Ich wusste ja, dass sie mich nicht auslachen würde.
Jetzt gratulierte ich mir selber im Kopf für den Einfall, das Bild von Dominus Cato, das ich voller Wut gezeichnet hatte,  zu verbrennen, bevor ich hergekommen war.
Einen größeren Eimer als den, in den die Stimmung gefallen wäre, hätte Nefertem dieses Werk gesehen, gabs auf der ganzen Welt nicht.
 
Ansonsten hatte ich nur harmlose Bilder im Gepäck. Ich hatte einen Gladiatoren, einen Sklaven,  einen Musiker und einen Militärtribunen mit einem prächtigen Mantel gezeichnet. Und natürlich meine liebe Nathaira. Wann würde ich sie je wiedersehen?

[Bild: Brans-Kunst.jpg]

Sehr verlegen packte ich meine Zeichnungen aus und legte sie auf den Tisch. Ich war ganz rot geworden.
Als Bran ihn regelrecht in den Himmel lobte, bildete sich eine steile Falte zwischen Nefertems Augenbrauen. Nein. Mit so etwas konnte der iulische Sklave so überhaupt nichts anfangen. Und Bran sollte es tunlichst unterlassen, ihn in den höchsten Tönen zu loben. Immerhin war doch auch Nefertem ein Sklave der Iulier. Auch wenn man ihn zum Maiordomus der iulischen Villa erhoben hatte. Ein Privileg mit welchem sich Nefertem erst noch anfreunden musste.

“Ich möchte dich nicht daran erinnern müssen.“

War erneut Nefertems ruhige Stimme zu vernehmen, wobei er Bran nicht aus seinem Blick entließ. Schließlich rang sich der Dunkelhaarige dazu durch und wollte von Bran wissen, ob er ihm seine Zeichnungen präsentierte. Und der Jüngere tat es. Mit einem neugierigen Glanz in seinen Augen beugte sich Nefertem über die ihm dargebotenen Zeichnungen und schien diese regelrecht zu studieren. Bevor er seinen Blick langsam von den Zeichnungen abwandte und in Brans Richtung blickte.

“Wieso wirst du rot? Schämst du dich deiner Zeichnungen wegen? Ich finde du hast wirklich Talent. Natürlich ist alles ausbaufähig. Wer ist schon perfekt?“

Dann verstummte der aegyptische Sklave und blickte abermals auf die Zeichnungen. Bevor er auf die Zeichnung eines jungen Mädchens deutete.

“Ist das dein Mädchen?“

Schmunzelte Nefertem in Brans Richtung und spürte im selben Moment wie sich ein Kloß in seiner Kehle bildete. Eine Person an seiner Seite zu wissen, die hingebungsvoll war, wünschte sich doch ein jeder. So auch der dunkelhaarige Sklave des Militärtribuns Marcus Iulius Cato. Auch wenn er wusste, dass er wohl niemals mehr an die Seite seines Dominus zurück kehren würde. Jetzt da dieser die keltische Wildkatze sein Frauchen nannte. Ob Nefertem eifersüchtig war? Ja!
Nefertem schaute mich durchdringend an. Das machte mich noch verlegener. Es war so das Gefühl, als hätte ich was ausgefressen, obwohl ich das nicht hatte:
"Das musst du nicht, Hausverwalter. Mich erinnern, meine ich. Ich arbeite Tag und Nacht", sagte ich.
Nefertems Blick ruhte immer noch auf mir.

"Hab ich was Dummes gesagt?", erkundigte ich mich: "Wenn ja, erbitte ich deine Verzeihung"
Na das konnte heiter werden. Hier standen wohl eine Menge Fettnäpfchen herum.

Aber dann schaute sich Nefertem meine Zeichnungen an. Und er sagte, dass sie ihm gefielen. Ich hätte Talent. Und das wäre noch aus - bau - fähig, was immer dieses Wort bedeuten mochte. So wie der Hausverwalter es betonte. war es nichts Schlechtes.

Daher grinste ich breit vor Freude.

Und dann fragte Nefertem nach Nathaira, weil sie auf dem einen Bild ja drauf war:

"Ich habe doch noch kein wirkliches Mädchen, Hausverwalter Nefertem. Ich bin....", ich zählte es an meinen Fingern ab: "erst vierzehn Jahre alt, denke ich" So genau wusste ich es nicht. Doch der Sklavenhändler hatte vor zwei Jahren mein Alter mit ungefähr zwölf angegeben, und bestimmt hatte er einen Blick dafür:
"Das ist Nathaira, die Sklavin von Claudianus Linos. Wir dienten im gleichen Haushalt. Sie war so lieb und hübsch. Wir haben uns so lange nicht gesehen. ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist"
Linos war fort. Ich wusste nicht, was er über Nathaira entschieden hatte. Mir brauchte ja keiner Auskunft zu geben. Ich merkte aber, dass ich sie vermisste.

Vielleicht hatte Nefertem Recht, und sie war doch irgendwie mein Mädchen gewesen.
Ich hatte ihr schließlich mal von meinem Taschengeld ein Lebkuchenherz gekauft.
Langsam atmete Nefertem schließlich ein- und wieder aus, wobei er Bran noch immer direkt anblickte. Schließlich stahl sich ein Lächeln auf die Lippen des Sklaven.

“Dann sind wir schon einmal zu zweit.“

Murmelte Nefertem mehr an sich selbst gewandt, als Bran erklärte, dass er Tag und Nacht arbeitete. Denn genau dies tat auch der Dunkelhaarige. Auch wenn er nun einige seiner ständigen Aufgaben an die anderen Sklaven abtreten könnte, doch dazu war der Aegypter noch nicht bereit.

“Oh nein Bran. Du hast nichts dummes gesagt. Und du musst mich auch nicht um Verzeihung bitten. Es liegt an mir. Ich muss mich erst noch mit der Aufgabe eines Maiordomus anfreunden. Ich war nicht von anfang an in dieser Position. In der Urbs Aeterna war ich Dominus Marcus Iulius Catos Leibsklave. Und diese Aufgabe hatte ich auch hier in der Provinz inne.“

Erklärte der Dunkelhaarige dem Jüngeren. Bevor er sich nun selbst den Zeichungen widmete und seinen Blick über die verschiedenen Farben gleiten ließ. Der Junge hatte wirklich Talent. So weit Nefertem dies als Laie beurteilen konnte. Als Bran über Nathaira zu erzählen begann, spitzte Nefertem seine Ohren und lauschte der Stimme des Jüngeren. Soso. Diese Nathaira war also die Sklavin des Claudianus Linos.

“Glaubst du nicht das es möglich wäre, dass Claudianus Linos seine Sklavin in die Urbs Aeterna mitgenommen hatte? Dies wäre doch das naheliegendes, meinst du nicht auch? Aber wenn du möchtest, kann ich gerne Nachforschungen über den Verbleib der Sklavin anstellen.“

Mal sehen wie Bran auf diesen Vorschlag reagierte.
Ich schaute Nefertem bewundernd an. Er war noch nicht so alt, hatte aber eine Menge Verantwortung:
"Wenn ich dir ganz viel helfen kann, dann will ich das gerne tun, Hausverwalter", sagte ich und meinte es ganz ehrlich. Nefertem schien nett zu sein und wollte seine Machtposition nicht ausnutzen. Wenn er ein frischgebackener Maiordomus war, würde ich alles tun, damit unser Herr zufrieden war und  er auf dem Posten blieb.
"Es ist schon möglich, dass Linos Nathaira mit genommen hat. Aber ob es ihr in Rom gut geht? Sie war ein bisschen furchtsam , und sie konnte nicht sprechen. Oh, es wäre fürchterlich nett von dir, wenn du mir etwas über ihren Verbleib sagen könntest", 
Ich wollte auch nicht zu viel verlangen. Es ging mich nichts an. Und ich war dazu da, Nefertem Arbeit abzunehmen, nicht ihm noch mehr zu machen:
" Kann ich meine Bilder wieder wegpacken?", fragte ich. Ich war daran gewöhnt, dass mein Schlafplatz immer aufgeräumt sein sollte. Alles wieder ins Bündel und dann unters Bett:
"Und was soll ich als erstes tun?"  Ich hoffte, dass Nefertem mir sagte, wie mein Tag aussehen sollte.
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