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Normale Version: Büro des Hausverwalters I Nefertem
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Hier verwaltet Nefertem, Sklave des M. Iulius Cato, die Villa Iulia



Bildnachweis: 19th century artists working in Pompeii, Public domain, via Wikimedia Commons

Würde sein Dominus jemals wieder einen Fuß in die iulische Villa setzen oder würde sich Marcus Iulius Cato nur noch in der Tribunenvilla und bei der blonden Wildkatze Bonni aufhalten? Fragen über Fragen, die dem Dunkelhaarigen dann und wann durch den Kopf geisterten und die er nicht vollständig aus seinem Kopf verbannen konnte. Wie es wohl der jungen Claudia mit diesem Wissen ging, dass sich ihr Ehemann mit einer keltischen Sklavin unter ihren Augen vergnügte? Schon wieder machte sich Nefertem Gedanken über andere, als er durch die Gänge der iulischen Villa ging und seinen Blick auf eine Tabula gerichtet behielt. Dann und wann schielte er über den Rand eben jener Tabula, damit er nicht mit jemandem zusammen stieß. Schließlich erreichte der iulische Sklave jenen Gang, in dem sich sein 'Büro' befand. Für Nefertem war es noch immer merkwürdig, dass er von nun an ein Zimmer für sich selbst nutzen konnte. Doch als quasi Maiordomus der iulischen Villa stand ihm dies wohl zu. Wenn man das Büro des Hausverwalters betrat, so wird einem zuerst auffallen, dass dieser Raum noch äußerst spartanisch eingerichtet war. Zumindest ein Schreibtisch, sowie Stühle hatten ihren Weg in das Innere des Raumes gefunden. Hinter dem Schreibtisch befand sich ein hölzerner Stuhl. Ebenso vor dem Schreibtisch, derer zwei. Auf dem Schreibtisch lagerte Pergament fein säuberlich aufeinander geschichtet, daneben ein Tintenfass und einige Federn. Ebenso fein säuberlich sortiert. Unordnung konnte der aegyptische Sklave auf den Tod nicht ausstehen. Gerade eben betrat der Dunkelhaarige sein Büro und legte die Tabula auf den Schreibtisch, während er seinen Blick durch sein Büro gleiten ließ. Noch immer übte dieser Raum eine ungemeine Faszination auf den Dunkelhaarigen aus. Sein eigenes privates Reich. Schließlich pochte es gegen das Holz der Türe und Nefertem hob sogleich seinen Kopf, während er darauf wartete dass die Person eintreten würde.

“Herein.“

Konnte man dann noch die angenehm weiche Stimme des iulischen Sklaven vernehmen.
(01-23-2024, 04:34 PM)Claudia Sabina schrieb: [ -> ]"Dann geh durch zu Nefertem", sagte der Iulische Ianitor und ließ Bran eintreten >>>

ich hatte mich bei dem Ianitor bedankt und war eingetreten. Mein Herz pochte mir zum Hals. ich hielt mein Bündel fest an mich gepresst. Die Villa war nicht prächtiger als die, in der ich bisher gedient hatte. Doch ich fürchtete mich vor Dominus Cato, der so streng war. Und ich fürchtete mich vor dem Hausverwalter Nef...Nefertem. Ich kannte bisher nur Linos, der immer so gütig gewesen war. Aber Linos war jetzt in Rom. Wir alle waren auseinander gerissen worden. In meinem Bündel ruhte mein ganzes Leben: Eine zweite Tunika, ein einfaches Ölfläschchen und Badebesteck, meine Kreiden und Kohlestifte und die Papyri, die ich mir von dem Geld zu Saturnalia gekauft hatte. Ich zeichnete immer noch gerne.
Aber das Bild von Iulius Cato, welches ich voller Wut angefertigt hatte,  hatte ich zerrissen und verbrannt. Nicht auszudenken, wenn das in die falschen Hände geriet. Denn vielleicht würde mir dieser Nefertem befehlen, vor seinen Augen meine Sachen auszupacken, damit ich nichts Schlimmes ins neue Heim brachte.
Nur einen Entwurf für ein Bild von Nathaira hatte ich nicht wegwerfen wollen, sondern aufbewahrt.

Ich klopfte an.
Eine angenehme weiche Stimme sagte: Herein.

Ich trat ein und machte eine Verbeugung. Dann sah ich hoch. Nefertem war noch jung. Viel jünger als Claudianus Linos. Er kam entschieden nicht von hier. Aber auch nicht aus Rom oder Griechenland. Mein Vater hatte mir erzählt, dass es Länder gab, in denen die Sonne so heiß brannte, dass sie die Haut der Menschen röstete. Vielleicht kam er dorther.

Ich merkte selber, dass es ungehörig war, den jungen Hausverwalter anzustarren.

"Salve Hausverwalter Ne-fer- tem", sagte ich: " Ich heiße Bran, und ich gehöre der edlen Herrin Claudia Sabina. Ich soll mich bei dir melden"
Tatsächlich dauerte es nicht lange und die Türe öffnete sich. Durch den entstandenden Türspalt schob sich eine gar schmächtige Gestalt. Zumindest waren dies die Gedanken des iulischen Sklaven, als er Brans ansichtig wurde. Ein Bündel presste dieser an sich, welches wohl seine persönlichen Besitztümer enthielt. Persönliche Besitztümer. Bei diesem Gedanken konnte Nefertem das sachte Schmunzeln dann doch nicht verbergen. Schließlich besaß er selbst keinen eigenen Besitz. Alles was er am Körper trug, war ihm von seinem Dominus gegeben worden. Und genauso gut konnte ihm Marcus Iulius Cato auch selbiges wieder entziehen. Doch sein Dominus weilte in der Castra. Bei diesem Gedanken musste Nefertem unwillkürlich hart schlucken. Solche Gedanken waren Gift für ihn und so konzentrierte er sich lieber auf den jungen Burschen vor sich.

“Mir wurde bereits mitgeteilt, dass du heute hier erscheinen wirst. Du hast also in der Villa Claudia gedient? Die edle Herrin Claudia Sabina ist eine gütige Domina.“

Mit einem beinahe schwärmerischen Klang in seiner Stimme entwichen jene letzten Worte über Nefertems Lippen. Bevor er sich auch schon unter Kontrolle hatte und sich stattdessen räusperte. Mit geschmeidigen Schritten kam der aegyptische Sklave schließlich hinter seinem Schreibtisch hervor, um sich Bran aus der Nähe anzusehen. Außerdem war so das Gespräch doch gleich viel entspannter, befand zumindest Nefertem für sich im Stillen.

“Es gibt noch nicht sehr viele Sklaven in der Villa Iulia. Ich bin hier der Hausverwalter und ..versuche über alles den Überblick zu behalten.“

Maiordomus. Noch immer stolperte Nefertems Zunge über jenes Wort. Vom Leibsklaven seines Herrn, zum Maiordomus der iulischen Villa. Ein Aufstieg?

“Bitte nimm doch auf einem der Stühle Platz und dann kannst du mir erzählen was deine letzten Tätigkeiten im Haushalt der Claudier waren.“

Neugierig war Nefertem dann doch, was man am blitzen in seinen Augen erkennen konnte.
"Domina Sabina und Linos haben mich aus der Castra befreit, Hausverwalter, als ich einmal in eine Patrouille geraten bin. Sie ist sehr nett", bestätigte ich. Mein Rücken trug noch die Narben der Peitschenhiebe, die mir die Soldaten versetzt hatten. Das machte einen ganz schlechten Eindruck. Als wäre ich ein aufsässiger Sklave. Doch das war ich nicht. Nefertem schien die Domina zu mögen. Vor ihr hatte ich auch keine Angst, nur vor dem Dominus. 
Ich setzte mich an die äußerste Stuhlkante. Nefertem fragte nun, was ich bei den Claudiern vorher gemacht hatte. Ich beschloss, nichts von Servieren zu sagen. Je weniger mich der Herr zu sehen bekam, desto größer war meine Überlebenschance:
"Ich habe das ganze Haus geputzt, Hausverwalter Nefertem. Auch Marmor, Messing, Gold , Silber und Bronze weiß ich zu reinigen, aber auch die Küche und die Latrinen. Und ich habe dafür gesorgt, dass immer frisches Wasser in dern Krügen ist, das mochte der Dominus so gerne. Ich kann sogar etwas nähen, wenn es keine allzu feine Arbeit ist", zählte ich auf: "Außerdem war ich der Botenjunge für die Herrschaften. Schreiben kann ich aber nicht", sagte ich schnell und schaute Nefertem erwartungsvoll an.
Als Bran die Castra erwähnte und das er einst in eine Patrouille geraten war, furchte sich Nefertems Stirn kaum merklich. Bedeutete dies etwa, dass er sich mit Bran einen kleinen Dieb ins Haus holen würde? Nachdenklich ließ Nefertem seinen Blick über das Gesicht des Jüngeren gleiten.

“Du musstest aus der Castra befreit werden? Wieso?“

Griff Nefertem die Worte des jungen Sklaven auf und durchbohrte Bran regelrecht mit seinem Blick. Unabsichtlich geschah dies, während ihm selbst das Herz bis zum Hals pochte. Wenn Bran in der Castra festgesetzt wurde, dann bedeutete dies aber auch, dass er dort seinem Herrn garantiert über den Weg gelaufen war. Und Nefertem wusste instinktiv, dass sein Dominus seine Finger garantiert nicht bei sich behalten konnte. Dann sprach Bran auch schon weiter und Nefertem konzentrierte sich auf dessen Worte.

“In diesen Tätigkeiten scheinst du bewandert zu sein. Dann belassen wir es dabei. Du wirst auch hier für das reinigen der Villa verantwortlich sein. Die Küche weilt unter dem Schutz der Köchin. Sie herrscht dort mit ihrem Kochlöffel.“

Jene letzten Worte sprach Nefertem mit einem zwinkern aus, um dem Jüngeren keine Angst zu machen.

“Der Dominus verweilt in der Castra. Somit befinden sich als Bewohner in der Villa die  Domina, nebst ihrer Leibsklavin und ihrem Hauslehrer. Dem Ianitor und der Köchin.“

Zählte Nefertem an seinen Fingern ab und musterte Bran mit einem aufmerksamen Glanz in seinen Augen.

“Du kannst also nicht schreiben. Kannst du denn lesen? Wurde dir das im Hause der Claudier beigebracht?“
Ich erinnerte mich daran, und ich konnte nicht verhindern, dass ich mir die Augen rieb:
"Nathaira und ich hatten für Domina Sabina einen Botengang gemacht. Und sie hatte uns ein paar Münzen geschenkt, damit wir uns danach noch Kuchen kaufen konnten. Nathaira ist ein anderes Sklavenmädchen. Sie ist stumm"
ich hatte damals für Nathaira ein Lebkuchenherz gekauft. Und sie hatte so schön ausgesehen an diesem Tag wie eine feine Dame. Ich hatte Angst gehabt, dass die Soldaten auch sie mitnehmen würden. Aber sie hielten sie für eine junge Römerin und ließen sie gehen:
"Wir gingen mit unserem Gebäck runter zum Fluss und da kam eine Patrouille. Sie wollten wissen, was wir da treiben würden.  Meine Auskunft genügte ihnen nicht, und sie nahmen mich mit. Sie hielten es für eine gute Idee, mich im Gefängnis erst einmal  auszupeitschen. Aber dann wurde ich zu Dominus Cato gebracht, und Domina Sabina hatte erfahren, wo ich steckte und kam mit Linos, und sie holten mich ab"
Jetzt hatte ich verraten, dass ich Dominus Cato schon kannte. Er mochte keine Kinder. Zumindest nicht, wenn sie heulten. Und geheult hatte ich an diesem Tag wirklich viel.
Nefertem sagte, dass wenn ich geputzt hatte, ich diese Arbeit gerne weiter ausführen durfte. Da strahlte ich ihn an:
"Danke, Hausverwalter Nefertem, ich werde mich sehr anstrengen, damit du zufrieden bist!"
Ein größerer Stein fiel mir jedoch vom Herzen, als er mir sagte, dass der Herr meist bei seinen Soldaten sei. Oh, ich brauchte mich nicht sofort zu fürchten. Und wenn er doch noch käme, konnte ich mich vielleicht unauffällig verdrücken.

Die nächste Frage ließ mich aber wieder schuldbewusst dreinblicken:

"Ich kann Zahlen erkennen, Hausverwalter. Aber ich kann auch nicht lesen. Domina Sabina wollte es mich lehren, doch ich fürchte, dass mein Kopf zu dumm für diese hohe Kunst ist"
Schweigend ließ Nefertem seinen Blick auf dem jungen Sklaven ruhen und horchte sich dessen Geschichte an. Bran war also mit Nathaira, dies war das stumme Mädchen, auf einen Botengang geschickt worden. Wieso aber wurde nur Bran von der Patrouille mitgenommen, wenn er doch zusammen mit Nathaira auf diesen Botengang geschickt worden war? Hm. Hier gab es noch einiges nachzufragen. Doch nicht jetzt. Vielleicht würde Nefertem auch einfach Erkundigungen in der Castra über den neuen Sklaven einholen.

“Du bist für Dominus Iulius Cato also kein Unbekannter.“

Stellte Nefertem mit seiner ruhigen Stimme fest, wobei er Bran nicht aus seinem Blick entließ. Jedoch wirkte der Blick des iulischen Sklaven keineswegs stechend oder bedrohlich.

“Wie gesagt, Dominus Iulius Cato verweilt desmeist in der Castra und beehrt die Villa so gut wie nie mit seiner Anwesenheit. Du wirst den Dominus also kaum zu Gesicht bekommen.“

Ob Bran bei diesen Worten erleichtert aufatmen würde? Nefertem würde es mit Sicherheit gleich in Erfahrung bringen. Als Bran erklärte, dass er wohl zu dumm sei, um mit den Buchstaben zu jonglieren, furchte sich Nefertems Stirn kaum merklich.

“Für deine vorherrschenden Aufgaben wirst du das Alphabet wohl kaum benötigen. Aber wenn ich dich eines Tages auf den Mercatus schicken sollte, um für die Köchin einzukaufen, wirst du wohl lesen können müssen. Doch darüber unterhalten wir uns später. Ich zeige dir jetzt deine Kammer.“

Entschied Nefertem das Gespräch mit dem neuen Sklaven vorerst zu beenden. Schließlich war alles gesagt worden was gesagt werden musste.
Das Schlimmste konnte ich Nefertem ja nicht gestehen. Ich kannte Dominus Cato nämlich nicht nur aus der Castra. Ich kannte ihn bereits von der Saturnalienfeier von vor einem Jahr. Da hatte er meinen großen Freund Frowin, der war auch ein Sklave und dazu ein Super- Wagenlenker, gepackt. Ich hatte Hilfe geholt, damit er ihm nichts tun konnte. Ein freundlicher Römer hatte uns beigestanden, und Dominus Cato musste Frowin gehen lassen.
Ich hatte dem römischen Herren, von dem ich noch gar nicht wusste, wer er war, also ganz schön die Tour vermasselt.
Ich ahnte damals noch nicht,  dass Dominus Menecrates mich zur Mitgift von Domina Sabina bestimmen würde. Und dass Domina Sabina ausgerechnet Dominus Cato nämlich besagten Herren  heiraten würde.
Konnte man mehr Pech haben? Wenn der sich mal nicht mein hässliches Gesicht gemerkt hatte.

Der Hausverwalter war nett. Zumindest wurde er nicht laut. Aber auch er hackte auf dem Lesen herum.  Bei den Göttern, ich war jetzt seit meiner Geburt ohne das Kritzelkratzel ausgekommen. Wieso waren die Römer nur so versessen darauf? >>>
Klopf, klopf....
Ich wollte unseren Hausverwalter etwas fragen. Da seine Tür geschlossen war, klopfte ich an. Ich wollte ihn nicht beim Schlafen oder anderem überraschen.
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