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Normale Version: Westturm - Abendsonnengemach - Stella & Sonnwin
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Sonnwin betrachtete eine Weile die Münzen und versank kurz in seinen Gedanken. Dann hat er anscheinend beschlossen, doch das Fohlen, das noch nicht geboren wurde, zu verkaufen, um Honoratior von Iscalis zu werden. "Ja so ist es richtig, mein Liebster, nimm das Geld aus Schatulle,  wie viel du brauchst und fühle damit deine Börse!", ich lächelte glücklich und küsste ihn sanft.

Friudel wollte nicht, dass ich bei Senia nach dem Bett für Quiwon frage, er wollte es mit Durs selbst machen und skizzierte etwas auf eine Tabula. Ich staunte nicht schlecht, als ich das Bildchen sah: Ein kleiner Reisewagen mit Rädern und Pferdchen, alles aus Holz geschnitten.

"Das wird ja ein Wunderwerk sein, liebster Friudel, ich denke auch, dass sonst kein Kind in Iscalis ein solches Bett besitzen wird",  stimme ich Sonnwin begeistert zu, "Quiwon wird sich sehr freuen, aber dafür braucht unser Sohn sein eigenes Zimmer". Als der Kleine seinen Namen hörte, machte er seine Augen auf und schaute seine Eltern nachdenklich an.

"Dein Sonn, lieber Friudel, hat deine Augen vererbt, so strahlend blau und tief, wie Lacus Albanus in den Albanerbergen ..."
Nach dem Gartenfest

Die Gäste waren bereits weggefahren, aber Sonnwin und Clara blieben noch im Garten und unterhielten sich mit dem keltischen Fürsten, der uns solche großartigen Pferde mitgebracht hatte und der heute Nacht bei uns im Gästezimmer übernachtet wird.

Sylvana hat Quiwon nach dem Fest im Balneum in der Badewanne gewaschen, um den ganzen Staub und Schmutz von ihm los zu werden. Auch sein Hase wurde richtig gesäubert. Danach kam sie mit dem Kind, das nun so herrlich duftete, zurück ins Cubiculum. Ich küsste ihn zärtlich und fütterte ihn mit seinem Milchbrei, Löffel für Löffel. Danach brachte ich Quiwon ins Bett, der wieder über "Wasserfrau" sprach und dann bald eingeschlafen war. Ich legte mich zu ihm und spürte auf einmal zarte Tritte und Stöße in meinem Bauch, der inzwischen immer größer wurde. Ich lächelte in mich hinein und wartete auf meinen Friudel ...
>>> Wir hatten noch ein wenig mit Eisu ap Comux geplaudert und dann dafür gesorgt, dass er alles hatte, was er brauchte und wünschte. Dann hatte ich natürlich nach unserem neuen Pferdepärchen gesehen. Durs würde zum Eingewöhnen bei ihnen Wache halten. Eleyne, die kecke Dame, hatte jedoch  sogar schon begonnen, mit den neuen Pferdekameraden Kontakt zu suchen. Ihr zartes Wiehern drang schon von weitem an meine Ohren. Ich brachte Durs noch einen Krug Bier, eine weitere Decke und ein Stück Apfelkuchen, damit der Gute es bequem hatte und klopfte ihm auf die Schulter, bevor ich ihn verließ. 
Dann hatte ich ein kurzes Bad genommen, mich umgekleidet und war hoch in den Westturm gegangen. Quiwon schlief schon (sein Bettchen war in Arbeit und würde ihn hoffentlich begeistern). Ich beugte mich über ihn und roch seinen Geruch nach sauberem kleinen Kind. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und links und rechts auf seinem Kissen abgelegt.
 Dann schaute ich nach, ob Fridila schon fest schlief. Es war ein langer und anstrengender  Tag für sie gewesen. Ich beugte mich über sie, so dass mein langes, noch feuchtes Haar sie an der Nase kitzeln musste und küsste ihre Stirn:
"Gute Nacht, meine Fridila", flüsterte ich.
.... In meinem Traum stand ich auf einer Anhöhe und blickte auf die Marschen von Sabrina hinunter. Und erlebte wieder das atemberaubende Spiel der Natur, wenn die Strahlen der Sonne sich in kleinen Teichen spiegelten und das Wasser funkelnd aufblitzte. Ich liebte diese wilde und faszinierende Landschaft. In der Ferne sah ich unsere Hütte, die verlassen und verfallen auf einer Halbinsel stand und das brach mir fast das Herz.

"Friudel, was ist mit unserem Heim passiert?" und ich schaute nach meinem Mann um. Er war aber nicht da... "Wo bist du, meine Sonne?", aber ich bekam keine Antwort und eine unsägliche Angst überkam mich. Es hat auch noch angefangen zu regnen und die kalten Tropfen fielen auf meine Nase.

Ich schlug meine Augen auf und sah meinem geliebten Sonnwin direkt in seine Augen, es waren seine nassen Haare, die meine Nase kitzelten und wachriefen. Ich lächelte vergnügt, wurde dann ganz wach und vergrub meine Hände in sein goldenes Haar, "Mein Geliebter, du bist wieder da, ich habe einen Albtraum, dass ich dich verloren habe!", ich sah ihn liebevoll an, „Komm zu mir, mein Friudel, und nimm mich in den Arm, ich habe dich so vermisst ...". Und ich küsste ihn zärtlich auf den Mund.
Meine Stella schlief unruhig. Ich glaubte an die Verbindung der Frauen zu allem Göttlichen, und ich hoffte, dass sie keinen schlechten Wahrtraum hatte. Aber ihre ängstliche Miene entspannte sich, als sie merkte, dass ich sie in den Armen hielt und ein wenig neckte. Dann sagte sie aber doch, dass sie einen Albtraum gehabt hatte, in dem sie mich verloren hatte:
"Ich bin hier, und ich bleibe hier. In der nächsten Zeit ist keine Reise geplant, bei der ich verloren gehen kann. Nur in das Thermopolium der Nimue muss ich ab und zu, um Ware abzuliefern", beruhigte ich meine Frau, denn die Wirtin war zufrieden gewesen, und ich war dort Lieferant geblieben:
"Vielleicht war das Fest zu anstrengend für dich, so schön es gewesen ist. Du musst dich sehr schonen, damit Quiwon ein gesundes kleines Brüderchen oder Schwesterchen bekommt"
Ich wusste von unserem Aufenthalt in den Sabrinamarschen her, dass meine Fridila körperlich ausdauernd sein konnte, wenn es nötig war. Aber sie war gleichzeitig auch zart und fein, und jetzt war sie die Hausfrau auf unserem Hof und leitete Sklavinnen und Mägde zu ihren Arbeiten an.
Ich schwang mich zu ihr aufs Bett, zog ihren Kopf an meine Brust und strich mit meinen Fingern durch ihr schwarzes Rabengefiederhaar. Jede Strähne, die ich geordnet hatte, legte ich zurück und küsste sie:
"Es ist ein Segen der Götter, so viele Nachbarn, Verwandte und Freunde zu haben. Und wir bewirtschaften nun ein großes Gut, da geht die Arbeit nie zu Ende. Erinnerst du dich denn manchmal noch an unser Häusschen in den Sabrinamarschen, meine Fridila? Nur wir beide und Durs, und dann unseren süßen Jungen?"
Das klang so, als wolle ich mich über mein Tagewerk beschweren, doch das wollte ich nicht. Ich liebte mein Leben auf unserem Gutshof, und ich freute mich auf die Pferdezucht. Doch wenn ich manchmal die Bücher ansah - oft in Claras zierlicher Handschrift, denn meine Schwester verstand sich auf ihre Führung - und überlegte, und kalkulierte und daran dachte, dass wir alle heil und satt über die dunkle Jahreszeit kommen mussten, da flogen meine Gedanken zurück zu dem ungebundenen Leben in unserem Zufluchtsort.
In Sonnwins Armen entspannte ich mich allmählich und strich liebevoll durch sein Haar. "Ja, es könnte sein, dass das Fest zu anstrengend für mich war, ich kann mich immer noch nicht an so viele Leute gewöhnen"

Währenddessen sagte mein Gatte, dass er bei mir bleibt und nur gelegentlich seine Wahre abliefern musste. "Ja, das weiß ich, mein Liebster, aber in meinem Traum, stand ich auf eine Anhöhe und sah von oben unsere Hütte verlassen und untergekommen, ich wollte dich fragen, was passiert ist, du warst aber nicht da, ich rief verzweifelt nach dir, aber bekam keine Antwort, du warst weg und das war ein Albtraum...", ich schwieg einen Moment und zitterte leicht und dann kam Friudel ins Bett und zog mich an seine Brust. Ich schmiegte mich noch enger an ihn, hörte sein Herz schlagen und küsste diese Stelle sanft. Er liebkoste meine Haare und seine Hände und seine zärtlichen Berührungen und Küsse beruhigten mich endgültig, ich genoss seine Nähe und der Albtraum war vergessen.

"Oh ja, ich denke sehr oft an unsere Zeit in den Marschen, wo wir so glücklich waren, mein Friudel, weißt du noch, wie wir uns unter der leuchtenden Krone der Silberweide geliebt hatten?" Ich lächelte verträumt und küsste ihn zärtlich. Gerade in diesem Moment bewegte sich das kleine Wesen heftig in meinem Bauch. Ich legte Friudels Hand auf meinen Bauch, der sich nun auch schon etwas wölbte, "Spürst du das auch, ich denke, es wird wieder ein Junge, aber warten wir es ab!"

Dann fiel mir noch etwas ein, "Claudia Sabina hat mich eingeladen, sie in Iscalis zu besuchen, darf ich eigentlich in meinem Zustand so lange in der Kutsche fahren?" Ich überlegte kurz, "Wenn ja, dann könntest du mich mitnehmen, wenn du wieder 
in das Thermopolium reisen musst, was meinst du dazu, mein Gemahl?"
"Du wirst nie wieder alleine sein, meine Fridila, solange ich lebe", sagte ich ruhig: " Wenn unsere Kinder älter sind, sollten wir einmal in die Marschen zurückkehren. Vielleicht für einen Monat, bevor die Erntezeit beginnt. Durs nehmen wir mit, und wir setzen unser Haus instand. Ich kann die Kinder fischen und jagen lernen, und du , Frau Abendstern, du wirst sie Mut lehren", Stella legte meine Hand auf ihren Bauch. Ich spürte eine Bewegung, und ich lachte: " Mir ist alles recht, ein Brüderchen oder ein Schwesterchen für Quiwon"
Als Stella mir sagte, dass Claudia Sabina sie eingeladen hatte, dachte ich, dass es die junge Frau mit ihrem stolzen Cato bestimmt nicht leicht hatte und sich über den Besuch freuen würde. Militärtribun Iulius Cato hatte keinen guten Ruf, wobei die Claudia dafür aber nichts konnte:
"Einen Nachmittag in weiblicher Gesellschaft kann nicht schaden. Aber bitte fahre nicht mit mir auf dem Wagen. Das rumpelt und pumpelt doch zu sehr. Eine Sänfte ist viel angemessener - wobei mir einfällt: Wir müssen erst eine beschaffen. Was gefällt dir denn besser, eine Liegesänfte oder ein Tragesessel? Und mit Vorhängen so wie Furia Serena und Claudia Sabina sie an ihren Sänften besitzen?" 
Meine Frau sollte nicht weniger haben als die beiden stolzen Adligen, denn auch sie war eine römische Patrizierin:
"Es sollte etwas auf die Vorhänge gestickt werden, um sie von den Sänften der anderen Familien zu unterscheiden", wir Gabinier hatten kein Wappen oder ein Symbol. Aber da vertraute ich auf Stellas Kunstverstand:
"Das nächste Mal bringe ich aus der Stadt Stoff mit. Welche Farbe soll er haben?" 
Denn ja, wir machten auf dem Gut fast alles selbst. Stella, Sylvana, Kira und vielleicht auch Clara würden also Vorhänge nähen, auch wenn wir uns keine Seide leisten konnten sondern nur einen hübschen Leinenstoff. Wolle hätten wir selbst gehabt zum Verspinnen, doch Wolle schien mir für den Sommer zu schwer und zu warm.
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