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Normale Version: Hinter Boduognatus' Hütte - Nach dem Reden ist vor dem Reden
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Die ganze Zeit während der Zusammenkunft der Falken mit dem entlaufenen Sklaven Madoc, hatte ich wie auf glühenden Kohlen gesessen. Denn ich war nicht nur der Zusammenkunft wegen nach Cheddar gekommen. Das Wichtigste, zumindest wenn es nach mir ging, war das, was ich meinem Bruder bereden wollte. Ich war der Meinung, dass er er einzige war, dem ich mich in dieser Sache annehmen konnte.
Als die anderen Brüder schon gegangen waren, war ich noch geblieben. Da Madoc bei dem alten Krieger eine Bleibe gefunden hatte, bat ich Louarn mit mir vor die Hütte zu kommen, damit wir uns dort unterhalten konnten.
"Es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden muss, Louarn," begann ich. Ich fuhr mit meinen Händen durchs Gesicht, weil ich nicht wusste, wie ich am besten anfangen sollte. "Da ist eine Frau, in die ich mich verleibt habe. Wobei es am Anfang eigentlich keine echte Liebe war. Eher eine Liebelei und die Lust, mit ihr zu schlafen. Aber jetzt... ich glaube, ich empfinde wirklich etwas für sie. Nein, ich liebe sie, Louarn. Aber das ist nicht das Schlimmste!" Louarn konnte mich bestimmt ein Stück weit verstehen. Wenigstens bis zu diesem Punkt. Er hatte schließlich auch seine Niamh, für die er etwas empfand und er wusste, wie es war, ohne sie zu sein. Niamh war kam zwar aus Hibernia. Aber wenigstens stand sie auf der richtigen Seite.
Alun hatte mich noch gebeten, mit ihm rauszugehen, nachdem wir alles beredet hatten, was mit Madoc nun war. Ich hatte keine Ahnung, warum er mich noch sprechen wollte, aber gut. Ich hatte immer ein offenes Ohr für meine Brüder.

Wir gingen also um die Hütte rum und dann fing Alun auch schon an. Er war verliebt, sagte er. Anfangs wohl nicht, aber jetzt doch. Und ja, das konnte ich gut verstehen. Anfangs hatte ich mit Niamh nur geflirtet, um mich von dem, was ich für Helena fühlte oder auch nicht fühlte abzulenken. Es hatte wirklich eine verdammt lange Weile gedauert, bis ich wusste, dass das nicht nur Ablenkung war. Auch jetzt weigerte ich mich noch, von Liebe zu sprechen, denn… keine Ahnung, das klang einfach so endgültig, und ich wollte Niamh nicht noch mehr gefährden, als ich es ohnehin tat. Zum Glück wussten meine Brüder ja nicht, dass ich sie an Lughnasad wieder getroffen hatte. Und von all den anderen Dingen, die dann geschehen waren. Und ich hatte ganz sicher nicht vor, sie aufzuklären!
Verdammt, meine Gedanken schweiften ab. Ich hatte die Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens, das in ein Bierfass gefallen und frisch rausgeklettert war. “Und was ist das schlimmste? Warte, geht es um das Mädchen, dass du nach der Sache mit Erwan flachgelegt hast?“ Ja, ich war da ja auch in Alans Stall gekommen und hatte Alun mit einem Mädchen im Heu gesehen, mich dann aber verkrümelt. Aber wenn es dieses Mädchen war, dann ging die Sache schon ein wenig länger. Und war wahrscheinlich wirklich etwas ernster.
Ja, was war denn das Schlimmste? Dass sie verheiratet war – nämlich mit meinem Arbeitgeber? Ja, so etwas kam ab und zu vor, aber eigentlich tat man so etwas nicht! Dass sie Römerin war? Das war bereits ein Sakrileg! Man verleibte sich einfach nicht mit dem Feind! Dass ich mit ihr über meine wahre Herkunft gesprochen hatte? Das war dämlich und unverzeihlich! Oder dass ich von ihr schier unmögliche Dinge verlangt hatte, wenn sie mich wirklich wollte? Das hatte sie wahrscheinlich von mir fortgetrieben.

Offenbar hatte Louarn uns in Aluns Stall gesehen oder gehört, damals am Tag des Festes und am Tag, an dem der gallische Tuchhändler für seine Verbrechen gerichtet worden war Wir hatten uns ja auch nicht zurückgehalten. 
"Ja, das war unser erstes Mal. Ich hatte sie zum Fest begleitet, weil … weil ihr … ihr Mann verhindert war. Ja Louarn, sie ist eine verheiratete Frau! Aber das ist nicht das Schlimmste! Das Schlimmste ist, sie ist eine Römerin! Ich habe mich in eine Römerin verliebt, Louarn! Sie ist Sabinius‘ Frau. Accia Prisca ist ihr Name und sie ist auch über beide Ohren in mich verliebt und sie will mit mir durchbrennen. Aber ich habe ihr gesagt, dass ich nicht kann." So weit, so gut! Nein, nicht gut! Wahrscheinlich würde mir Louarn schon gründlich den Kopf waschen, weil ich mich mit einer verheirateten Frau vergnügt hatte. Aber mit einer Römerin? Das ging gar nicht! Aber ich konnte nicht anders!  
Manchmal spielten die Götter mit uns ein grausames Spiel.
Oha. Kein Wunder, dass Alun damals auf dem Dach nichts hatte sagen wollen, als Ciaran ihn darauf angesprochen hatte, dass er nach Sex roch. Das wär auch eine Neuigkeit gewesen. Hey, Ja, ich vögle die Frau meines Arbeitgebers. Wobei, wahrscheinlich hätten Dunduvan und Ciaran das noch bejubelt, weil es zeigte, dass Römer nicht treu waren. Und solange das alles nur ein Spaß geblieben wäre, wäre es auch kein Problem.
Dass sie sich in Alun verliebt hatte, war ein kleines Problem. Das war gefährlich, weil verliebte Frauen konnten Ärger machen. Verliebte verheiratete Frauen konnten VIEL Ärger machen. Jap, ich wusste das auch schon aus leidiger Erfahrung – auch wenn ich sowas nie absichtlich getan hatte. Grade von verheirateten Frauen versuchte ich, die Finger zu lassen, eben wegen diesem Ärger. Das Problem war, dass Alun sich wohl auch in sie verliebt hatte, und jetzt darunter litt.
Ich seufzte und überlegte einen Moment, was ich sagen sollte. “Nein, das kannst du wohl nicht. Ich meine, wohin solltet ihr auch gehen? Du kannst hier ja nicht weg, und sie wird wohl was dagegen haben, wenn du losziehst und ihre Landsleute tötest.“ Ja, die Situation war wirklich nicht einfach.
“Wenn sie ihren Mann verlassen würde, könntet ihr dann? Also, ich meine, jetzt mal theoretisch? Die Römer verschachern ihre Frauen ja alle, als wären sie bloß Beischläferinnen.“ War ja nicht so, als gäbe es sowas bei uns Kelten nicht auch, dass man sich eine Frau kaufte wie eine Kuh. Aber das waren dann eher nieder geborene oder unfreie, oder Mädchen, die durch ihren Verkauf ihre restliche Familie ernährten.
“Ich meine, du weißt ja, dass unser Leben nicht wirklich Platz bietet für Familie und all das. Wenn die Römer uns irgendwann auf die Schliche kommen…“
Ich schaute kurz auf. Eigentlich wollte ich Alun ja nicht runterziehen. Er lag ja sowieso schon am Boden. Ich verschränkte leicht die Arme und lehnte mich gegen Boduognatus’ Hütte. “Erzähl mal von ihr. Wie ist sie denn so?“
Louarn hatte mir bis dahin noch keine Vorwürfe gemacht. Das mochte ich so an ihm, dass er zuhören konnte und mich nicht schon, während ich noch am Erzählen war, vorverurteilte. Er hatte sicher schon selbst viel erlebt und wusste, wie man sich fühlte, wenn man unglücklich verliebt war. Wahrscheinlich war er noch nie in eine Römerin verliebt gewesen. Doch er wusste ganz genau, welche Probleme dadurch entstehen konnten. Er seufzte nur und stimmte mir zu. Nein, ich konnte nicht mit ihr gehen. Denn ja, wohin sollten wir denn gehen? Er hatte Recht, ich wurde hier gebraucht. Alle meine vertrauten auf mich. Ich konnte sie nicht im Stich lassen. Und ja, Prisca würde es nicht gutheißen, wenn ich Römer tötete. 
"Ja, so ist es leider," antwortete ich ihm resignierend. Aber Louarn beließ es damit nicht, denn er wusste sicher, wie ich mich gerade fühlte. Da er noch nicht die ganze Wahrheit wusste, überlegte er sich, wie es vielleicht doch noch klappen könnte, dass sie und ich, im Schutze meiner Tarnung, ein Paar werden konnten.
"Sie könnte sich scheiden lassen, aber dann bestimmt ihr widerlicher Bruder wieder über sie. Er würde sie mit Sicherheit nicht einem mittellosen Mann, wie mir überlassen. Und wenn sie davonlaufen würde, dann kann ihr Mann sie töten und auch mich." Nein, selbst dann hätten wir nicht zusammenkommen können. Es war einfach aussichtslos! Das wusste auch Louarn. Daher erinnerte er mich daran, weshalb wir eigentlich am Leben waren und wir daher keinen Platz für ein normales Leben hatten.
"Ja, das weiß ich Bruder. Aber sie versteht das nicht. sie will nur mich!" Wenn ich jetzt Manns genug gewesen wäre, hätte ich ihm nun auch noch den Rest gebeichtet. Aber ich fürchtete mich davor. Wie gut, dass er nun fragte, wie Prisca so war.
"Ihr Name ist Prisca und sie ist etwas jünger als wir. Sie ist ziemlich groß, für eine Römerin und naja, keine ausgesprochene Schönheit. Aber mir gefällt sie. Sie ist sehr freundlich und gar nicht eingebildet. Du würdest sie sicher mögen." Ich sah zu ihm auf und lächelte gequält. Louarn würde sie wahrscheinlich niemals kennenlernen. Denn es lag so viel zwischen ihrem Volk und unserem. "Prisca war so unglücklich nach ihrer Hochzeit mit dem Sabinius, denn sie liebt ihn nicht. Sie hat mir gesagt, sie sei schon fast halbtot gewesen, als sie mich kennengelernt hatte. Nur durch mich könne sie weiterleben." Oh verdammt, ich musste fast heulen! "Ich kann sie nicht aufgeben, Louarn! Ich kann´s einfach nicht!"
Man, waren Römer kompliziert. Nicht, dass Alun das Mädel hätte heiraten können, das ging aus verschiedenen Gründen nicht, und sicher würde sie das wollen. Aber trotzdem.
Alun redete weiter und erzählte von ihr. Nach wirklich großer Liebe klang das ja erstmal nicht für mich. Sie war nicht hübsch, aber nett, und fürchterlich unglücklich. Ich wollte schon überlegen, wie ich Alun fragen könnte, ob er denn schonmal ein Mädchen gehabt hatte und verliebt gewesen war, um herauszufinden, ob es vielleicht nur daran lag, dass es das erste Mal war, dass sich ein Mädchen so für ihn interessierte, als er auf einmal fast zusammenbrach. Sofort löste ich mich von der Wand und zog ihn erst einmal in eine bärige Umarmung, da ich das Gefühl hatte, er könnte eine brauchen. In der Beziehung war er nicht so anders als Calum. Wahrscheinlich würde auch Dunduvan die ein oder andere Umarmung mehr gut tun. “Hey, kleiner Bruder, ist in Ordnung. Wenn du sie so liebst, dann ist das in Ordnung.“ Ich drückte ihn nochmal und ließ ihn dann los, damit dies hier nicht nach unmännlichem Gekuschel aussah. Ich räusperte mich und kratzte mich am Hinterkopf.
“Du hast gesagt, ihr Bruder müsste zustimmen, ist aber ein Widerling? Was macht er denn so widerliches? Und… naja, ist jetzt nicht die beste Idee, den Bruder deiner Angebeteten umzubringen, aber rein theoretisch, was wäre, wenn der nicht da wäre?“
Oh nein, jetzt passierte gerade das, was ich nicht gewollt hatte. Dass ich aus lauter Verzweiflung nicht mehr konnte, dass Louarn mich auffangen musste, weil ich einfach völlig fertig war. Scheiße Mann, jetzt merkte ich, wie sehr ich sie brauchte und wie sehr sie mir fehlte. und ich Idiot hatte sie regelrecht fortgeekelt!

Louarn drückte mich, so wie Prisca mich gedrückt hatte, als ich ihr von meiner Kindheit erzählt hatte. Damals, als die anderen Kinder mich ausgeschlossen hatten, weil ich anders gewesen war. Auch diesmal fühlte es sich gut an. Es nahm mir ein wenig den Schmerz.
Dann fragte er nach ihrem Bruder und was ihn so widerlich machte. Nun ja, ihren Bruder hatte ich selbst nie kennengelernt. Ich konnte mich also nur auf das berufen, was Prisca mir gesagt hatte.
"Ja, der Kerl wird dann automatisch wieder ihr Vormund. Er ist viel älter wie sie und hat sich nie groß um sie gekümmert, nachdem ihr Vater gestorben war. Und er hat sie einfach verhökert, um seine Spielschulden bei ihrem Mann zu tilgen. Er ist Centurio bei der Legion, die in Iscalis stationiert ist. Es würde also nicht einfach werden, ihn einfach zu töten. Aber ja, wenn er nicht da wäre, dann wäre alles viel unkomplizierter." Ich sah betreten zu Boden, denn ich spürte, dass ich ihm nun auch noch den Rest beichten musste.

"Nein, wäre es nicht!" begann ich. "Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, Louarn. Aber ich habe ihr gesagt, dass ich Kelte bin! Ich konnte nicht anders, denn sie wollte unbedingt wissen, warum ich nicht mit ihr fortgehen kann. Ich hatte gehofft, sie würde es dann verstehen." Ich hatte ihr nicht widerstehen können und ich war es auch leid, ihr etwas vorzumachen. "Aber ich habe ihr nichts von uns verraten. Das werde ich auch nicht! Niemals! Bei Brigid, Lugh und dem Gehörnten! Ich werde die Falken niemals verraten!"
Ich hörte zu, was er über besagten Bruder erzählte. Dass der seine Schwester wegen Spielschulden verkauft hatte, machte ihn jetzt nicht unbedingt sympathisch, aber war jetzt auch nichts, weshalb ich die Falken zusammentrommeln und eine weitere Aktion a la Erwan ausrufen würde. Immerhin waren das beides Römer. Und ich war mir auch ziemlich sicher, dass Dunduvan besser nichts von all dem erfuhr, insbesondere dem verliebten Teil. Irgendwie hoffte ich ja, dass auch Dunduvan mal ein Mädchen treffen würde – oder meinetwegen auch einen Jungen – das ihm vollkommen den Kopf verdrehte und ihm einmal zeigte, für was wir eigentlich hier kämpften, und dass es vielleicht auch etwas geben könnte, für das es sich lohnte, zu überleben. Auch wenn ich es eigentlich besser wusste und nicht auf ein überleben hoffen sollte.

Dass der Kerl Centurio war, machte die Sache dann schon anders. Das war ein lohnenswertes Ziel. Ein höchst lohnenswertes Ziel. Und das könnte man Dunduvan sicher verkaufen, wenn man eine Idee hätte, wie man an ihn herankommen konnte. Nur hatte ich da jetzt auf Anhieb keine, zumindest keine gute.

Bevor ich aber dazu kam, noch etwas dummes vorzuschlagen, redete Alun schon weiter und sagte etwas, was er besser nicht gesagt hätte. “Oh, Alun!“ verdrehte ich die Augen und schaute hilfesuchend in den Himmel, der aber wohl nur denen Zeichen sandte, die sie lesen konnten. Also nicht mir. Ich atmete einmal durch, denn zum einen halfen Vorwürfe nichts, und zum anderen war ich ja auch nicht besser. Eigentlich war ich sogar noch schlimmer, denn ich hatte Niamh wirklich alles gesagt. Alles alles. “Dunduvan darf davon nie auch nur eine Andeutung wissen. Du weißt, wie er ist. Er würde sie umbringen.“ Da sie Römerin war, hielt ich das wirklich für die wahrscheinlichste Folge, sollte unser Bruder davon je erfahren.
“Ich glaube dir, dass du uns nicht verraten würdest. Aber dass du jetzt bis zum Hals in der Scheiße steckst, ist dir auch klar, oder? Was, wenn sie das ihrem Mann oder Bruder erzählt? Frauen machen manchmal seltsame Dinge, wenn sie verletzt sind. Glaub mir! Ich musste schon mehrmals von irgendwo flüchten, weil ein Mädchen ihre Verwandten auf mich gehetzt hat, wenn ich sie nicht heiraten wollte.“ Gut, die hatte ich alle auch nicht geliebt, da ich solche Gefühle gar nicht erst zugelassen hatte, bis… ach, egal. Sowas war gefährlich, und Alun wusste das auch. “Bist du dir sicher, dass sie darüber die Klappe hält?“
Louarn verdreht seine Augen und seufzte. Ja, das war total bescheuert von mir gewesen. Aber zum Glück ahnte sie nichts von den Falken. Das sollte auch so bleiben. Ebenso dass es andere erfuhren! "Nein, Dunduvan darf es nicht wissen!" Darin waren wir uns einig. Er würde kurzen Prozess mit ihr machen.

Louarn machte sich nun zu Recht sorgen, dass sie mich verraten könnte. Denn selten konnten Frauen eine Neuigkeit für sich behalten. Aber bei Prisca war ich mir ziemlich sicher, dass sie schweigen würde, denn für sie selbst stand viel zu viel auf dem Spiel.
"Das wird sie nicht, denn sie liebt mich! Und wenn sie es täte, dann wäre nur ich betroffen. Nicht ihr! Ihr Mann hasst die Kelten, weil einer die Schuld daran trägt, dass er sehr schwer verletzt wurde und deshalb frühzeitig aus dem Militärdienst entlassen wurde. Wenn er wüsste, was ich bin, würde er mich sofort töten, weil ich mich als Römer ausgegeben habe. Aber dieses Risiko gehe ich ein." Dennoch musste ich eine Lösung finden, denn so wie es jetzt war, konnte es nicht bleiben. Sie wollte unbedingt von ihrem Mann weg, damit sie für mich frei war und ich sehnte mich so sehr nach ihr. die letzten Tage ohne sie waren furchtbar gewesen. Aber vielleicht kam sie auch nicht mehr zu mir, weil meine Bedingungen zu hart für sie waren. Ich konnte von ihr nicht verlangen, dass sie aufhörte, das zu sein, was sie war.
"Louarn, wohin könnte ich sie bringen? Es muss doch einen Ort geben, an dem sie sicher ist und wir zusammen sein können. Zumindest von Zeit zu Zeit?"
Ob Alun merkte, dass er mich jetzt wirklich nicht beruhigte? Ich wollte auch nicht, dass ihm irgendwas passierte, weil sein Mädchen wütend war und etwas verriet. Um mich machte ich mir weniger Sorgen als um ihn.
“Wo willst du sie hinbringen? Sie ist Römerin, Alun. Wäre sie Keltin, hätte ich gesagt, dass du sie zur Quelle bringen kannst und zu den Priesterinnen. Die fragen nicht viel, wenn eine Frau in Not kommt. Aber so? Sie wird wohl kaum in einer keltischen Hütte schlafen und Wasser vom Fluss holen wollen, wenn sie hier nur ihre gepflasterten Straßen und Bäder und was weiß ich alles kennt. Und sicher wird sie nicht allein dort bleiben, wenn du dann auch noch hier bist.“
Ich hatte das ja mit Niamh so vorgehabt. Aber da hätte unser Weg sich ja dann auch getrennt, so der Plan. Was auch immer jetzt zwischen ihr und mir war, funktionierte nur, weil sie auch in Cheddar war und damit in meiner Nähe. “Würdest du dass denn aushalten, sie dort und du hier?“ Das war nämlich das zweite Problem. Ich hätte das nicht ausgehalten. Immer mehr als einen Tag reisen müssen, nur um sich zu sehen, und Ausreden zu erfinden, warum man zur Quelle musste? Hier alles stehen und liegen zu lassen? Nein, so sehr hätte ich mich nicht zweiteilen können.
“Bruder, du weißt, ich wünsche dir von Herzen dein Glück, und wenn es mit einer Römerin sein soll, dann muss das wohl so sein. Aber ich sehe da keinen Weg, außer vielleicht ihren Bruder umzubringen und mit ihr in einem dieser schrecklichen römischen Häuser zu leben. Und selbst das bietet das Risiko, dass Dunduvan es mitbekommen und sie umbringt oder versucht, dich mit ihr unter Druck zu setzen.“ Ich würde ihm gerne etwas besseres sagen. Aber alle Römer, die ich bislang kennen gelernt hatte – gut, das waren nicht viele, aber trotzdem – die hätten nie und nimmer irgendwo im Nirgendwo allein überlebt.
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