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Normale Version: Der Keltenprinz
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Unter Schlägen und Tritten landete Tristram in einem dunklen Kerker. Seine Armfesseln wurden gelöst, damit gleich darauf seinen Handgelenke an Ketten befestigt werden konnten. Mit reichlich Schlägen versehen zog man ihn an den Ketten hoch, so das er unter der decke hing. Die letzten Worte die er vorerst hörte: "Kleiner Wagenlenkerdsieger, keine Angst da oben geschieht dir nichts. Wenn Tribun Ovidius dann Zeit hat, wird er sich schon um dich kümmern.“


Jetzt erst kam Tristram dazu über alles nachzudenken. Das also ist der Name des Soldaten der so unter den Kelten wütet. Aber wieso hält der andere Bonni gefangen? Ob Dunduvan und dieser Wagenlenker mich vermissen und nach mir suchen? Warum aber bin ich hier? Ich war es doch nicht der den Stein geworfen hat, der hat mich aber erst gar nicht gefragt, geschweige denn angehört. Wird der überhaupt hören wollen was ich sage. Glauben wird er mir schon gar nicht, dafür sind diese Römer doch bekannt. Zu Hause weiß niemand wo wir beiden sind.
Ich nahm eine Fackel zur Hand und steckte sie in die Halterung an der Mauer. Das flackernde Licht fiel über die Gestalt des Jungen, den man an die Wand gekettet hatte. Er war wieder bei Bewusstsein.
"So, nun unterhalten wir uns", sagte ich: " Name? Stand? Und ich glaube übrigens nicht, dass in deinem kleinen Spatzenhirn der Plan gereift ist, ein Attentat auf Tribun Iulius Cato zu verüben. Das führt mich zu der dritten Frage: Wer hat dich geschickt?"
Tristram hatte aufmerksam den näher kommenden Römer angeschaut. Sein Gesicht würde er niemals vergessen. Er war es der auch Bonni von der Straße weggeholt hatte. Beweise dafür hatte er nicht aber davon ging er fest aus.
Zuerst wollte er seine Fragen nicht beantworten, doch dann kamen doch Worte von ihm die seinem gegenüber bestimmt nicht passen würden. „Nur um mir diese Fragen zu stellen lässt du mich hierhin bringen. Ihr seid doch wirklich das, was ihr uns vorwerft, Barbaren. Wenn wir einem Fremden begegnen, stellen wir uns vor, grüßen ihn mit einem freundlichem Gruß. Doch ihr seid die unfreundlichsten Geschöpfe unter der sonne. Du vorweg, daran sieht man was ihr für armselige Geschöpfe seid, wenn du ein Anführer bist. Entweder sind die, die dich dazu machten so armselig im Geiste oder du bist von dem Bösen besessen, dass du sie dazu bringen kannst.“
Nachdem Tristram so geantwortet hatte flehte er seine Ahnen an, ihm beizustehen bei dem was nun folgen würde. Besonders um Stärke, damit er keine Schmerzenslaute von sich geben würde. Dem da vor ihm würde er alles zutrauen. Auch wollte er ihm von nun an nicht mehr antworten.
"Du redest wie ein Priester - bist du vielleicht einer?", fragte ich. Die Frage war nicht ganz abwegig. Wenn die Kelten rebellierten, steckte allzu oft ein Druide dahinter. Offiziell waren Druiden verboten, aber das kannte man aus dem Tierreich: Wenn man einen Stein nur hochhob, wimmelte es darunter von Kellerasseln. Zertreten das Pack, sagte ich nur:
"Gut, fangen wir noch einmal an: Name? Stand? Wer hat dich geschickt, um auf den Tribunus Prolegato ein Attentat zu verüben?"
Ich beugte mich vor. Der Fackelschein fiel über mein Gesicht mit der Narbe:
"Du steckst tief in der Scheiße, mein Junge", bemerkte ich: " So tief, dass du eigentlich nur die Chance hast, das hier schnell zu beenden. Doch das liegt ganz bei Dir, wie schnell ich mit dir fertig bin"
Tristram besaß wie viele seines Volkes die Fähigkeiten seinen Geist vor der Aufnahme neuem zu verschließen, genauso konnte er sich in sich selber zurückziehen. So konnte kaum etwas zu ihm vordringen weder zu seinem Geist noch zu seinem Körper. Diesen erreichte man erst über den normalen Schmerz hinaus und Schmerzen konnten Kelten weit besser aushalten als die verweichlichten Römer.
So verschloss er sich nun den äußeren Einwirkungen und zog sich in sich zurück. Was er zuletzt mitbekam, war das verzerrte Gesicht dicht vor sich und irgend eine Aussage, in der es um Scheiße ging.
Ich war geduldig: "Name? Stand? Wer hat dich geschickt, um auf den Tribunus Prolegato ein Attentat zu verüben?", wiederholte ich. Der blondgelockte Jüngling, er war nicht mehr als das, schwieg. Er schien weit weg zu sein. Ich lächelte sanft. Ich holte einen in einem Tuch eingepackten kleinen Gegenstand aus meinem Beutel. Das war mein neuer Glücksbringer, mein Talisman. Ein kleines chirurgisches Skalpell, das ich damals im Thorianum mit der Folter eines Freigelassenen eingeweiht hatte. Ich hatte die Klinge geschärft, aber das getrocknete Blut am Griff gelassen:
"Du willst nicht?", fragte ich: "Schau dieses Chirurgenmesser an. Es ist hübsch scharf. Ich frage dich noch einmal. Wenn du wieder nicht antwortest, so setze ich es an deiner Fingerkuppe an und entferne sie dir. Du hast zehn Finger. Das ist zehn Mal schweigen, mein Junge. Oh  nein, glaube nicht, dass ich zum Vergnügen hier bin. Ich möchte eine Information von dir, und ich werde sie bekommen"
Ich zog die Kette so weit hinunter, dass Tristrams Hand in meiner zu liegen kam. Er hatte Hände, die bestimmt noch  keine Feldarbeit geleistet hatten. Ich setzte die Spitze unter den Fingernagel:
"Es steht in deiner Macht, es in jedem Moment zu beenden", sprach ich in genauso freundlichen Tonfall wie zuvor.
Von dem was vor seien Augen geschah oder von dem was der Tribun zu ihm sagte bekam Tristram nichts mit. Er durchlebte gerade eine wunderbare Welt aus vergangenen Tagen. Er und Bonni durchstreiften die Felder und Wiesen auf ihren Lieblingspferden. Die Luft war durch schwängert von dem Duft der Wildkräuter. Die Sonne erwärmte nach der langen Winterzeit ihren Körper. Mutter Erde gab ihren Geruch frei, von den frisch eingesäten Feldern. Er sah zu wie Bonni lachend hinter dem ersten Schmetterling herjagte. Tristram hielt inne und beobachtete wie der Falke seines Vaters auf seine Beute herabstieß.
Doch dann etwas zerstörte sein Bild und veränderte es. Wieder sah er sich und seine Zwillingsschwester. Dieses mal hatten sie sich im Ufergesträuch des Isca Flusses versteckt und beobachteten die vorbei marschierenden Soldaten. Ein Schauer überlief seinen Körper. Was hatte die alte Seherin am Lagerfeuer noch vor wenigen Tagen gesagt. Der Fremden ist das Verderbnis unseres Stammes. Natürlich hatten sie alle gerätselt über den Sinn der Worte. Es war doch Frieden eingekehrt und wieso ließ ihn der Klang der Soldatenstiefel ihn jetzt erschauern.
Jetzt lagen sie beide nebeneinander auf einem sonnenbeschienenen Grasflecken der Böschung und schauten den vorbeiziehenden Wolken hinterher. Sie versuchten sich in der Erkennung der Wolkenbildung.
Tristram zuckte zusammen, was war das? Was hatte ihn getroffen, war das der Stich eines Insektes?
Ich wollte nicht, dass mir der Gefangene verblutete. Außerdem versperrte Blut die Sicht aufs Geschehen. Es hinterließ Flecke, wenn es spritzte. Der Junge war Rechtshänder. Ich band ihm sorgfältig den linken Arm ab und achtete darauf, dass sich dort die Haut weiß verfärbte. 
"Name? Stand? Wer hat dich geschickt, um auf den Tribunus Prolegato ein Attentat zu verüben?", wiederholte ich mit der Geduld einer Parze.
Dann führte ich zwei rasche Schnitte und entfernte den Nagel des linken Daumens. Es blutete wie beabsichtigt kaum. Aber der Schmerz musste unerträglich sein. Wo der Bursche auch immer sein mochte, der Schmerz würde ihn zur Erde zurückbefördern.
[Bild: Optio-Mettius1.jpg]

>>> Mettius sah sich erst einmal das Insassenverzeichnis an. Es gab einige Kelten, die übel aufgefallen waren,  mit Namen verzeichnet. Separat der ehemalige Miles Titius, der nun alleine auf seine Strafe wartete (Mit dem wollte er nichts zu tun haben, die Schande klebte wie Pech an dem Mann) und ein  weiterer Gefangener N.N. - nomen nescio, den Namen weiß ich nicht. Als Delikt stand dabei: Versuchtes Attentat auf den Tribun. Prolegato.... Mettius pfiff durch die Zähne und riskierte einen Blick in die Zelle. Was er dort sah, war unschön. Scharfes Verhör. Ob der Gefangene noch lebte? Mettius erblickte nur einen blonden Lockenschopf. Aber dann sagte er sich, dass der junge Mann bestimmt noch am Leben war. Tribun Ovidius würde sonst keine Mühe an ihn verschwenden.

Er ging, um Tribun Iulius Bericht zu erstatten >>>
(09-05-2023, 02:04 PM)Titus Ovidius Decula schrieb: [ -> ]Ich wollte nicht, dass mir der Gefangene verblutete. Außerdem versperrte Blut die Sicht aufs Geschehen. Es hinterließ Flecke, wenn es spritzte. Der Junge war Rechtshänder. Ich band ihm sorgfältig den linken Arm ab und achtete darauf, dass sich dort die Haut weiß verfärbte. 
"Name? Stand? Wer hat dich geschickt, um auf den Tribunus Prolegato ein Attentat zu verüben?", wiederholte ich mit der Geduld einer Parze.
Dann führte ich zwei rasche Schnitte und entfernte den Nagel des linken Daumens. Es blutete wie beabsichtigt kaum. Aber der Schmerz musste unerträglich sein. Wo der Bursche auch immer sein mochte, der Schmerz würde ihn zur Erde zurückbefördern.

 
Nein das war kein Insekt gewesen, denn fast gleichzeitig mit dem Gedanken an ein solches entfuhr Tristram ein entsetzlicher Schmerzenslaut, zu seinem eigenem Entsetzen. Abrupt war er aus seiner Traumwelt heraus gerissen worden.
Jetzt sah er die beiden bösartigen Augen auf sich gerichtet. Was will der nur von mir? Die Fragen die dieser vorher gestellt, hatte er nicht gehört. Es blieb ihm nur eins, zurück zu starren.
Tristram überlegte es sich dann doch anders, er begann zu summen. Er summte eine eigentümliche Weise, die sie schon als Kinder zu hören bekommen hatten, wenn sie Schmerzen hatten. Sie beruhigte und lenkte ab und hatte ihnen ein Gefühl der Stärke gegeben, vielleicht half sie ja auch jetzt.
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