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Normale Version: Rückkehr aus Londinium
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Ich war einige Wochen weg gewesen, in denen ich mir fieberhaft den Kopf über Aglaias Schwangerschaft zerbrach. Mittlerweile würde es wahrscheinlich für Kräuter zu spät sein, falls Aglaia das doch noch erwog. Ich hoffte wirklich, dass die Zeit vielleicht etwas geändert hatte, aber so stur und eigensinnig wie meine Tochter war, war das nur Wunschdenken. Ich war daher wahrscheinlich genau so angespannt wie meine zwei Reisegefährtinnen, die ich aus Londinium mit hierher gebracht hatte. Mein Blick wanderte über die beiden hübschen Schwestern, die dem Betrieb hoffentlich einiges einbringen würden in der Zukunft. 

Panthea war neunzehn Jahre alt und daher im besten Alter um gut zu verdienen und ihre Schwester Yasmin war momentan zwölf Jahre. In ein, zwei Jahren könnte man sie eventuell auch in den Betrieb eingliedern - je nachdem wie das Wachstum ihres Körpers aussah. Diese Mädchen aus Parthia sahen besonders zierlich aus und waren beide nicht sehr hoch gewachsen. Ich hatte ein halbes Vermögen aus meinem Privatvorrat ausgegeben um die Schwestern frei zu kaufen, die eigentlich zu dritt hätten sein sollen. Die mittlere Schwester erlag anscheinend irgendeinem Fieber auf der langen Reise mit einer der Handelskarawanen, die Seide aus Asia über Parthia ins römische Reich bringen. 

Als der Wagen endlich zum Stehen kam vor dem Haus des Roten Mondes, stieg ich als erste aus und wurde von unserer alten Köchin und Haushälterin begrüßt, die ich drückte. Auch wenn ich angespannt war, so war ich froh den schaukelnden Wagen mit den fast schon ein wenig ängstlichen Mädchen zu entkommen. Da es bereits Mittag war, sollten auch die Mädchen bereits alle wach sein und ich bat Emma, dass sie mir Kiki schickte, während ich schon einmal das Gepäck fürs Abladen vor sortierte. Ich hatte nicht nur Panthea und Yasmin mitgebracht, sondern auch noch einige Ballen feiner Stoffe aus Italia und auch ein wenig Seide für die Mädchen sowie andere Gebrauchsgegenstände, die hier schwer zu bekommen waren und natürlich einen neuen Vorrat an Glechium.
Ich hatte keine Ahnung, warum ausgerechnet ICH kommen sollte, um Olympias zu begrüßen. Es war ja jetzt nicht so, als hätten wir ein überaus inniges Verhältnis gepflegt oder wären alte Freundinnen oder sowas. Eines Tages hatte Aglaia mich einfach mitgebracht in ihr Haus in Rom und seitdem war ich da und hatte gelernt und arbeitete. Und im Moment wollte ich eigentlich schlafen. Ich hatte bis sehr spät in die Nacht noch gearbeitet. Der Sohn des Duumvirn war wirklich verdammt ausdauernd dabei, und der hatte wirklich diversen Tricks widerstanden. Oder besser, er hatte nicht widerstanden, war nach kürzester Zeit schon wieder einsatzbereit und willig. Da waren mir die Kerle lieber, die einmal kamen und dann nach Luft japsten, da hatte man wenigstens dann Ruhe.

Aber gut, ich quälte mich aus dem Bett und tapste durchs Haus in Richtung Eingang, gähnte dabei einmal herzlich und trat dann verschlafen und leicht zerzaust Olympias entgegen. Die hatte zwei andere Mädchen dabei. Eins davon war noch ein Kind. Was sollte das werden? Mein Blick fiel abschätzig an der Älteren der beiden runter. Ja, hübsch, aber so wie die guckte, wusste die doch nie und nimmer, was zu tun war. Oder hatte Olympias jetzt auf einmal Sklaven gekauft?
“Willkommen zurück, Olympias“, begrüßte ich sie freundlich, wenn auch nicht überschäumend. Immerhin war ich müde. “wer ist das?“ schloss sich auch gleich die Frage an, die sich ja quasi aufdrängte.
Ich war schon dabei das Abladen zu dirigieren, als nach kurzer Zeit auch schon eine verschlafene und nicht allzu gut gelaunte Kiki daher stapfte. Für ihre Verhältnisse war es noch früh und daran hätte ich eigentlich denken sollen, aber ich hatte es vergessen. Ich beschloss daher freundlich zu sein, da ich auf Kikis Mitarbeit angewiesen war. "Ah, Kiki. Da bist du ja. Das hier sind Panthea und ihre kleine Schwester Yasmin aus Parthia. Ich habe sie in Londinium gekauft, damit sie den Betrieb verstärken in der nahen Zukunft."

Normalerweise kaufte ich keine Sklaven, aber ich würde es wie mit Fenya halten und die Schwestern ihren Kaufpreis abarbeiten lassen und sobald sie schuldenfrei waren, konnten sie entweder für sich selbst arbeiten oder den Betrieb verlassen. Die meisten Frauen setzten sich ohnehin in ihren späten Zwanzigern zur Ruhe und gründeten dann Familien mit dem erwirtschafteten Geld, wenn die Blüten schön langsam zu welken anfingen. 

"Panthea braucht allerdings Unterweisung in unserem Gewerbe, bevor ich ihre Jungfernschaft versteigern kann. Ich wollte dich daher bitten, dass du sie unter deine Fittiche nimmst und ihr die Grundlagen erklärst und beibringst. Die Stunden kannst du selbstverständlich aufschreiben und werden zum Normaltarif vergütet. Ich hab auch noch eine Kleinigkeit für euch Mädchen mitgebracht..." meinte ich verschwörerisch zwinkernd und ich würde die Seide verteilen, sobald alles abgeladen war. Es waren dieses Mal besonders betörende Farben dabei und ich hoffte, dass sie allen gefallen würde.
“Gekauft?“ war die erste Frage, die sich natürlich ergab. Wir waren hier schließlich kein billiges Bumslokal, wo Sklavinnen an die Wände gekettet waren, damit Männer sich daran befriedigen konnten. Eine Hetäre zeichnete sich durch viele Eigenschaften aus. Neben den körperlichen Vorzügen war das vor allen Dingen eine gute Portion Selbstbewusstsein, Charme, Bildung und ein nicht zu verachtendes Maß an Freiheit. Dinge, die ich auch erst hatte lernen müssen und in welchen ich sicher nicht so gut war wie Aglaia, aber ich hatte auch erst sehr spät angefangen.
Von meiner eigenen Vergangenheit wusste Olympias nichts, und ich hatte auch vor, dass das so blieb. Aglaia wusste es, sie hatte mich immerhin angeschleppt, aber ihre Mutter konnte sich höchstens ein paar Dinge zusammenreimen. Menschen meiner Hautfarbe kamen üblicherweise nicht als nubische Prinzessin mit Gefolge nach Rom. Weshalb ich wohl auch nie so wirklich hoch als Hetäre würde aufsteigen können und mir immer der Hauch einer gewöhnlichen Prostituierten anhaften würde. Aber die beiden da, die waren noch zwei Schritte unter mir. Oder drei.
“Ihre was?!“ war dann auch gleich überrascht die nächste Frage, und ich betrachtete die Mädchen noch einmal sehr abschätzig. Ich hatte keine Ahnung, dass wir schon wieder so tief gesunken sein sollten, dass sowas nötig wäre. Jungfrauen versteigern. Igitt. Das war nun wirklich mehrere, also mehrere Stufen unter mir. Und ich sollte dabei auch noch mithelfen?
“Ist das mit Aglaia abgesprochen?“ fragte ich also gänzlich unschuldig, weil ich mir das ehrlicherweise nicht denken konnte. Ja, wenn Olympias mich dafür bezahlen wollte, dann war ich schon bereit, viel zu tun. Immerhin war ich käuflich. Aber ich hatte auch keinen Bock auf Stress. “Ich will wirklich nicht bei euch beiden zwischen die Fronten geraten“, sagte ich also ganz offen. Da halfen auch irgendwelche schönen Geschenke nicht. Den Stress tat ich mir nicht an, dann von beiden als Spielball missbraucht zu werden.
Ich verzog das Gesicht, als Kiki so verständnislos und empört auf meine Pläne reagierte. Ich hätte auch lieber nur freie Mitarbeiter, aber wir lebten hier nunmal nicht in Rom oder überhaupt einer ausgebauten und bedeutenden Provinz. Das Angebot an Talent war schlicht und ergreifend nicht vorhanden. Es gab zwar so gut wie keine Konkurrenz weit und breit, aber auch keinen vernünftigen Nachwuchs. 

"Stell dich nicht so an, Kiki. Für was hältst du mich? Ich sehe Talent in den beiden und ich zwinge niemanden in dieses Gewerbe. Ich habe mit Panthea vor dem Kauf gesprochen. Die Versteigerung wird ihr helfen ihren Kaufpreis schneller abzuarbeiten und dann ist sie genau so frei wie der Rest." 

Mein Blick schweifte über die Mädchen, die gerade von Emma weggebracht wurden. "Sie ist Partherin...du solltest selbst am besten wissen, was mit exotischen Mädchen passiert, wenn man sie den reichen Männern überlässt." Ich schüttelte den Kopf missmutig. Hätte ich die Mädchen nicht gekauft, wären sie als Gespielinnen für irgendwelche reichen Böcke deren Trieben ohne Schutz ausgeliefert. Und wenn sie dann schwanger wurden, wurden sie oft geschlagen. Hier würde Panthea für sich und ihre Schwester eine freie Zukunft schmieden können mit ein wenig Geduld. 

"Ich habe die Mädchen mit meinem eigenen Vermögen gekauft und nicht mit den Mitteln des Betriebs. Ich glaube nicht, dass ich meine Ausgaben rechtfertigen muss vor Aglaia...aber meine Motivation war meiner Tochter und dem Berrieb zu helfen." Auch wenn das hier niemand zu glauben schien.

 "Hilfst du mir nun mit Panthea oder soll ich lieber Fenya fragen? Mein Angebot steht nach wie vor und du kannst auch gerne selbst mit Panthea und Aglaia sprechen wenn du möchtest."