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Normale Version: Equirria - Pferde- und Wagenrennen zu Ehren des Mars - Das Rennen
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[Bild: sousse_mosaic_circus_bocsw.jpg]
© Ad Meskens / Wikimedia Commons


Der Monat Martius war ganz dem namensgebenden Gott Mars geweiht. In diesem Monat wurde das Kriegsgerät wieder herausgeholt, geweiht und gezeigt, und in alter Zeit begann auch im März erst das Jahr, nach dem gezählt wurde. Nun war noch nicht ganz März, sondern die letzten Tage des Februars, sozusagen des alten Jahres, und doch kam jetzt schon das erste Fest im Zeichen des Gottes für Krieg und Ackerbau, das einem seiner wichtigsten Kriegsgeräte gewidmet war: Dem Pferd.


Man sagte, Romulus – als Sohn des Gottes Mars - habe die Equirria geschaffen, um damit das Jahr abzuschließen und kurz darauf, einen Tag vor den Iden des März, erneut damit zu beginnen. Sogesehen waren es also die Reiterspiele ihm zu Ehren, die in alten Zeiten das Jahr eingerahmt hatten, und die seit jeher den Beginn der Kriegszüge einläuteten. Ab jetzt war der Boden geeignet, wieder zu reisen, zu erobern, zu kämpfen. Mit den Kriegspferden des Mars fremde Länder zu erobern.


Und wo wüsste man das wohl besser, als in einer neu eingerichteten Provinz? Britannia war noch nicht lange Teil des römischen Imperiums, und noch lange nicht befriedet, die Bevölkerung noch lange nicht romanisiert. Wie also konnte man besser zeigen, dass man gedachte, hier zu bleiben, als mit der großen Feier eines militärischen Feiertages?


Der Morgen hatte also mit einem großen Opfer an den Gott Mars begonnen, durchgeführt durch die Legion mit allen dazugehörigen Segnungen und Weihen. Ein weißer Stier war geschmückt und seiner rituellen Bestimmung zugeführt worden, um den Gott der Legion und am heutigen Tag insbesondere den Pferden gewogen zu machen. Erst, als dieser Teil abgeschlossen war, konnte der wesentlich spaßigere Teil des Feiertages in Angriff genommen werden.
Hierfür war die Holzanlage auf dem Marsfeld wieder reaktiviert worden. Und auch jetzt strömten sowohl Römer als auch alle anderen auf die Tribünen, um sich dort niederzulassen und den Rennen beizuwohnen. Verkäufer nutzten die Gelegenheit und boten kleine Knabbereien oder auch Wein an, um die Menschen zu erfrischen, während an anderer Stelle manche Menschen mit Tafeln dafür warben, bei ihnen Wetten abzuschließen, samt dazugehöriger Quoten, die sie für die einzelnen Teilnehmer errechnet hatten.


Als erstes waren die Wettrennen für die Reiter auf dem blanken Rücken des Pferdes angesetzt. Neben einigen Reitern der Legion hatten sich noch Tiberius Furius Saturninus, die Keltin Bonni und Marcus Octavius Fronto gemeldet, die sich als erstes dem Publikum in einer kleinen Ehrenrunde präsentieren durften,
Wieder war Bonni mit einem Pony aus der Zucht ihres Stammes angetreten. Heute kam sie stolz auf dem kleinen Hengst daher geritten. Es war schon ein seltsames Bild, als sie bei der Ehrenrunde zwischen den beiden Römern ritt. Beide waren für sie keine unbekannten, doch auf einem Pferd hatte sie den Centurio und den Patrizier noch nie gesehen. Also waren die Beiden für sie im Rennen eine große Unbekannte.
Zwei Legionäre bliesen zum Start, der Ehrenrunde, auf ihrer Tuba, was sich in ihren Ohren entsetzlich anhörte. Ihr kleiner Hengst scheute zu Beginn ein wenig, doch sie hatte ihn schnell im Griff.
Frowin würde Minos brauchen; daher ritt Saturninus, mit blauer Tunika und blauem Stirnband zu Ehren der Veneta, seinen temperamentvollen Hengst Mandan. Er stammte aus einer Reihe britannischer Pferde, deren Rasse Saturninus sehr schätzte, weil sie geduldig und ausdauernd waren; ein besonderes Element brachte jedoch Mandans persischer Stammvater hinein. Mandan trug  auch einen persischen Namen. Er bedeutete "Der ewig Unverträgliche". Rein äußerlich war er jedoch sehr britannisch: Braun, mit einem feinen Strich auf dem Rücken und Puscheln über den Hufen, nur sein Kopf war zierlicher und seine Nüstern röter als bei den Keltenpferden üblich.
Saturninus schaute in die Menge, und entdeckte Cato, der als Tribun - die Equirria wurde vom Militär ausgerichtet - in der Menge saß. Der Furier nickte ihm leicht zu, denn er wusste, dass er selbst zu Pferde eine gute Figur machte. Er hatte zwar noch nie gewonnen, aber er war sich sicher, dass er immer hätte gewinnen können, wenn Fortuna ihm nicht ab und zu einen Strich durch die Rechnung machen würde.

Langsam ritt er die Ehrenrunde, ab und zu grüßte er die Zuschauer. Auch Mandan schien zu wissen, auf was es ankam; stolz hatte er den Kopf erhoben.
Der Centurio Octavius, saß stolz auf seiner Lusitino Stute, welche er von einem Legionsreiter erworben hatte. Ihr, für ihrer Rasse typisches weiße Fell glänzte in der Wintersonne. Der Vorbesitzer war, genauso wie Octavius ein Verehrer des Kriegsgottes Mars und hatte seine Stute martia deliciae / Marsliebling genannt. Da der Centurio nicht der Legionsreiterei angehörte, war er in einer grüne Tunika gekleidet, denn er war Anhänger der Praesina. Er wusste, er war ein Außenseiter, doch das störte ihn nicht weiter und Gönnte seinen Kontrahenten den Beifall. Für ihn war wichtig, einmal an einem Rennen teilnehmen.
Während die Ehrenrunde mit Winken und Grüßen dann auch absolviert wurde und alle die Gelegenheit hatten, die Reiter auf ihren Pferden zu bewundern, verkündete auch ein Sprecher, wer denn da zu sehen war. Nachdem er die Namen des halben Dutzends Legionsreiter mit genügend Pathos vorgetragen hatte, schloss er mit der Vorstellung des Centurios ab:
“Und ebenfalls von unserer stolzen Legion haben wir da noch Marcus Octavius Fronto in grüner Tunika auf einer weißen Stute! Wir haben uns sagen lassen, dass er das edle Tier zu Ehren des Mars benannt hat! Wenn das also kein Omen ist?

Außerdem haben sich außerhalb der Legion noch unser allseits geschätzter Princeps Officii gemeldet! Tiberius Furius Saturninus reitet einen feurigen, braunen Hengst aus eigener Zucht. Wünschen wir ihnen beiden die Gunst des Mars am heutigen Tag!

Und dann haben wir hier noch Bonni, die blonde Icenerin, die beim letzten Wagenrennen die Siegbörse mit Agamanthes teilen konnte. Oh, hoffentlich ist ihr Pferd nicht zu nervös.“


Als irgendwann dann tatsächlich alle Namen der Teilnehmer ausgerufen waren, wurde noch das später berühmte akademische Viertel gewartet, um den Buchmachern Gelegenheit zu geben, letzte Wetten anzunehmen, während die Reiter sich an der Startposition in Stellung brachten.
In Absprache mit allen Beteiligten hatte heute einer der beiden Duumvirn die Ehre, das Rennen zu eröffnen, und dementsprechend begab er sich auch auf seine Position mit dem gut sichtbaren, weißen Tuch in der Hand. Feierlich hielt er es in die Höhe, und überließ es dann dem Wind, woraufhin die Pferde sich mit donnernden Hufen in Bewegung setzten. Das Rennen war gestartet!
Saturninus konnte sich einem Grinsen nicht erwehren. Diese kleine Keltin, Bonni hieß sie und war eine Barbarenprinzessin oder so etwas Ähnliches, fuhr also nicht nur Wagenrennen sondern ritt auch. Der kleine Hengst war so niedlich wie sie selbst, und sie musste ihn bändigen. Hoffentlich fiel sie nicht vom Pferd. Dass sie gemeinsam mit Agamanthes das lettzte Wagenrennen gewonnen hatte, hielt er ohnehin für Anfängerglück. Oder die göttliche Fortuna hatte einfach einen Narren an der Keltin gefressen.
Er hoffte, dass sie mal in seine Richtung sehen würde und hob grüßend die Hand. Vielleicht erinnerte sie sich ja daran, wie er damals den Siegerkranz auf ihren roten Schopf gesetzt hatte.

Der Große, der so aussah, als wüsste er was er tat, war also Centurio Octavius Fronto. Er war bestimmt eine ernstzunehmende Konkurrenz. Auch die zwei weiteren Soldaten zu Linken und zu seiner Rechten hatten einen entschlossenen Gesichtsausdruck. Einer von ihnen ritt einen Klepper mit  irren Augen, den der furische Villicus aussortiert hätte, weil er gefährlich war, doch sein Reiter hatte ihn im Griff. Saturninus beschloss, seinen Mandan keinesfalls in dessen Nähe zu lassen.
 
Auch Mandan war nicht der Verträglichste. Als das weiße Tuch den Boden berührte, war er kaum mehr zu bändigen und galoppierte los. Saturninus schmeckte Staub und dann setzte er sich an die Spitze, weil sein Hengst vor Energie zu platzen schien- eben zusammen mit dem Miles mit seinem verrückten Pferd. Der ließ sich nicht abschütteln, und Saturninus hatte einiges an Schenkelarbeit zu tun, Mandan auf der Spur zu halten:
"Viaaaa!" , spornte er ihn an: "Lauf mein persischer Wüstenwind, lauf!"
  Dicht auf lagen die anderen Reiter.
 Die Fahne sank und alle Pferde stoben los. Es kam so wie Bonni es erwartet hatte, na ja irgendwie auch beabsichtigt. Ungestüm wie sie nun mal waren gaben die Römer gleich alles. Bonni kannte ihren Pirmin (standhaft, zuverlässig, treu) er ließ sich am Anfang gerne etwas zurückhängen, doch dann war es als würde er sich warm laufen und er wurde schneller und schneller. Oft hatte es sich gezeigt, der kleine Hengst hatte einen Fehler, er war nicht gerne letzter. Doch es war noch Zeit sollten sich die anderen erst einmal austoben, Pirmin würde schon noch kommen.
Ihr hätte es gefallen ein Rennen im freien zu laufen, wie zum Beispiel rund um Iscalis oder um eine andere große Fläche. Sie fand, dann erst sah man was wirklich in den Pferden steckte. Bestimmt hatten die Römer angst eine solche Veranstaltung durchzuführen.
Der Centurio Liebte das Reiten genauso das sportliche Kräftemessen. Leider gab ihm sein Dienst in der Legio meist zu wenig Zeit, wenn er ihn gründlich versehen wollte und gründlich war er. Deshalb bereitete ihm dieser Tag ein großes Vergnügen. Bereits morgens in der Castra, im Heiligtum hatte er inständig nicht nur um seine soldatischen Fähigkeiten, sondern genauso um den Beistand von Mars bei diesem Rennen gebeten. Er wollte unbedingt zu den Besten gehören, nicht unbedingt als Letzter durch das Ziel reiten.
Jetzt wo das Tuch, zum Zeichen des Starts sich gesenkt hatte, seine Stute wie alle anderen davon preschte, kam ihm die Erkenntnis, er hatte keine Ahnung. Keine Ahnung vom taktischem Geschick wie vermutlich alle anderen. Als er sie bei der Aufstellung beim Start so gesehen hatte, war ihm bewusst geworden, das hier waren alle Erfahrene Reiter. Selbst die kleine Keltin auf ihrem kleinen Hengst strahlte dies aus.
Fronto kam zu dem Entschluss er würde seiner Schimmelstute Stute martia deliciae die Führung überlassen, ihm wäre nur die Aufgabe sie mit aufmunternden Worte anzufeuern.
Zufrieden bemerkte er, so ganz schlecht war seine Lage nicht, wenn es so blieb. „Lauf meine Schöne, nur weiter so und wir beide schaffen das.“
Die Pferde preschten über die Bahn. Anfangs lagen die meisten Tiere noch gleichauf, aber schon bald zog das Feld sich ein wenig auseinander. Mit ihrem kleinen Hengst fiel die Reiterin Bonni unter der Masse an Männern auf, und das Publikum reagierte doch begeistert, als es sah, wie sie zusammen mit dem Princeps Officii weit vorne um die ersten Plätze kämpfe. Doch auch Octavius Fronto war noch sehr gut im Rennen.

An der ein oder anderen Stelle überschlugen sich dann auch die Kommentatoren des Spektakels mit ihren Einschätzungen der Lage.
“Bonni und Furius Saturninus sind nun vorne! Aber da prescht der kleine Hengst vor! Oh, schaut euch das an, wie das Tier rennen kann! Unser Princeps Officii bleibt zurück. Ob das kleine Pferdchen diese Geschwindigkeit bis zum Ende halten kann?
Und da kommt auch Centurio Octavius Fronto nun nach vorne, und… ja, ja, JAA, da zieht er auch nach vorne vorbei und heftet sich Bonni an die Fersen! Das Rennen neigt sich der Hälfte zu, und noch scheint alles möglich zu sein!“
Mandan wieherte schrill, und im gleichen Moment geschah das, was Saturninus hatte vermeiden wollen: Der Hengst des Miles kam näher, so dass man nur das Weiße in seinen Augen sah und schnappte zu. Saturninus zügelte sein Pferd und ließ es kontrolliert einmal, zweimal steigen, wobei er sich im Sattel hielt, doch damit wich er dem Soldaten mit seinem verrückten Gaul aus. Unter dessen Helm war ein staubverschmiertes, dreckiges Grinsen zu sehen.
Die kleine Keltin nutzte die Chance und jagte an ihnen vorbei, und der Centurio der zweiten Augusta passierte ihn auch. Mandan hatte sich wieder gefangen und folgte den anderen, aber seinen Spitzenplatz hatte der Furier verloren; wieder spornte er Mandan an und die Gesichter der Zuschauer verschwammen zu rosigen Ovalen. Auch in der vierten Runde holte Saturninus nicht auf; zumal er es vermied, Mandan nochmals in Konflikt mit dem anderen Hengst kommen zu lassen.
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