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Normale Version: Wohn - Arbeitszimmer Linos
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Mein Zimmer war in zwei Bereiche gegliedert. Vorne war der Arbeitsbereich, ausgestattet mit einem großen Schreibtisch und dem dazugehörigen Schreibmaterial. Ein Regal für Unterlagen und Akten. einer abschließbare Truhe, deren Schlüssel um meinem Hals hing. Einem bequemen Stuhl für mich und zei Besucher Stühle.
Dieser Bereich trennte ein Perlenvorhang von dem Wohnbereich. Der war mit einem Bett, einem runden Tisch und einem bequemen Sessel ausgerüstet. Eine Truhe und ein Schrank für die Kleidung war natürlich ebenso vorhanden. An der längsten Wand befand sich ein Regal mit einigen Büchern, welche im Laufe der Jahre immer weiter ergänzt werden würden. Natürlich waren einige Dekorationsstücke wie Vasen und kleine Statuen im Raum verteilt.
Früh wachte ich am nächsten Morgen auf. Ausgeruht fühlte ich mich gar nicht, weil mir vor dem Einschlafen die Gedanken zu den nächsten Aufgaben durch den Kopf geschwirrt waren. Außerdem hatte ich unruhig geschlafen. Bevor ich mein Tagewerk beginnen würde, stand ein Besuch des Baleum fest. Normalerweise war das nur für die Claudier da, doch ich durfte es auch besuchen. Das war schon in Rom so gewesen.
Anschließend stand die Begutachtung der Backwaren aus der neuen Bäckerei an.
>>> Ich hatte auf dem Markt schließlich Traubensaft und Most bekommen, war in die Küche gegangen und hatte die Brötchen gemacht. Sie wurden folgendermaßen zubereitet: Man besprengte eine große Schüssel Weizenmehl entweder mit Most oder Traubensaft; gab Anis, Kümmel, Schmalz, und Käse nach Gefühl dazu und formte runde Teiglinge. Die Teiglinge setzte man auf große Lorbeerblätter und backte sie goldgelb. Das war viel Arbeit, doch zum Schluss hatte ich fast zwei Dutzend goldgelbe, duftende Brötchen, die sich auf der Küchenanrichte auftürmten.*

Zwei legte ich auf ein Tablett für Linos, und dann klopfte ich bei dem Hausverwalter, dem ich auch den Geldbeutel und den Titulus zurückbringen musste, an. Beim Anblick der Brötchen fiel mir wieder der Streich ein, den ich der Iuventia Paullina gespielt hatte, und ich wurde ganz kleinlaut. Das das mächtig Ärger geben konnte, war mir mittlerweile auch klar. Und wie würde der Dominus reagieren?

klopf....klopf


*Rezept, falls es einer nachmachen will

Ein nicht so freudiges: „Herein“ wie üblich kam von mir. Bei dem Anblick von Bran kam ein flüchtiges Lächeln von mir. „Du bist schon fertig? Wunderbar komm setz dich zu mir, ich muss etwas mit dir besprechen.“ Bei seinem Anblick kamen mir gleich die Erinnerungen an meine Anfangszeit bei den Claudiern. Ich war genauso emsig und diensteifrig gewesen wie Bran. Doch jetzt so betrachtet, hatte es sich gelohnt? Ja ich war ein Freigelassener, doch das war ein Trugbild, man bekamden Status nur, weil dann von einem noch mehr erwartet wurde.
Jetzt jedoch musste ich dem Jungen seine nächste Aufgabe erklären. „Hör zu Bran, das nächste was zu deinen Aufgaben gehören wird, ist den Briefkasten zu leeren.Die post bringst du dann hier auf meinen Schreibtisch. Alle bis auf die von deinem Herrn. Da du, wie ich weiß nicht lesen kannst zeige ich dir jetzt wie du sie erkennst. Wenn du auf den Briefen drei Worte siehst die so beginnen“. Damit ergriff ich eine Wachstafel und schrieb ein großes,


M
Manius
C
Claudius
M
Menecrates

Manius Claudius Menecrates



Manius Claudius Menecrates“, las ich. „Wie du ja weißt, ist das sein Name. Diese Tafel kannst du behalten, damit du es dir einprägen kannst und um am Anfang auch zum Vergleich.“
Damit würde ich wohl nicht mehr in Berührung mit der perönlichen Post von Claudius kommen.
Er leichtert ergriff ich eins der Brötchen und bisss hinein. „Hmm..hmmm ausgezeichnet, sehr gut gemacht". Das Lob musste jetzt sein. Die Brötchen schmeckten ausgezeichnet. Noch während ich kaute, kam meine nächste Frage: „Und alles gut gegangen in der Stadt?“
Ich strahlte Linos an, als ihm meine Brötchen schmeckten und setzte mich zu ihm. Hatte ich schon erwähnt, dass der Hausverwalter furchtbar nett war. Und er war ja freigelassenen und äußerst tüchtig. Ich bewunderte den Linos sehr:

"Bitte hier das Rückgeld. Der Saft und der Most haben nicht viel gekostet", sagte ich:"Nur fünf Kupferstücke für beide Krüge. Äääh du fragst, ob alles glatt ging in der Stadt? ,
ich nickte so heftig, dass mein Titulusdings klimperte. Ach, den gab ich auch gleich zurück:
"Ja, natürlich. Erst hatte ich mich ein bisschen ins Handelsviertel verlaufen und dann aber den Markt gefunden"

Ich schaute den Namen meines Herren auf der Wachstafel an und fuhr mit dem Zeigefinger darüber. Ich hatte wegen der Stadtfrage ganz rote Ohren bekommen, aber hoffentlich sah Linos das nicht:

"Linos, das hier kenne ich doch : Das Zackige heißt Tausend. Und der Halbmond heißt Hundert"*
Ich kannte ja Geldmünzen. Zwar eher Einer, Fünfer und Zehner als Hunderter oder Tausender, aber immerhin:
"Der Herr heißt also Tausend- Hundert - Tausend",
ich hielt nie die Klappe: 
"Und wohin kommt die Post für Dominus? Auf sein Bett?"

* Sim off: Römische Zahlen  C= centum 100  M= mille 1000   MCM =  Manius Claudius Menecrates
Ich starrte Bran einen Augenblick an. Er hatte es ja richtig erkannt, mit den Münzen, Mit dem Griffel kratzte ich an meinem Kopf, denn ich bezweifelte, dass er auf diese Weise die Post für Menecrates aussortieren konnte. Beherzt nahm ich die Tafel und strich alles geschrieben glatt.
So ich schreibe dir jetzt zwei mögliche Arten auf, wie der Name deines Herrn geschrieben werden kann“, erklärte ich.


Manius Claudius Menecrates
MANIUS CLAUDIUS MENECRATES


Diese Tafel nimmst du dann immer mit, damit du etwas zum vergleichen hast. Aber so wie ich dich kenne hast du dir das schnell eingeprägt.“
Fragend schaute ich Bran an. Da fiel mir zum Glück noch seine Frage ein. „Am besten bringst du die Briefe in sein Cubiculum. Sollte dein Dominus da sein, übergibst du sie ihm selbstverständlich. Wenn nicht, lege sie ihm auf seinen Schreibtisch.“ Zur Sicherheit fragte ich nach: „Du hast doch alles verstanden?“ Danach schlug ich mir mit der flachen Hand gegen meine Stirn. „Weißt du was, zur Übung schaust du jetzt nach, ob Post da ist und zeigst mir dann hier, wie du es machst. Ist das eine Idee?“ Minerva komm und hilf uns, betet ich im Stillen.
Es beeindruckte mich schon, dass dieses Gekritzel, das aussah, als wäre eine besonders fette Fliege übers Wachs gelaufen und hätte Fußspuren hinterlassen, Linos was sagte. 

Ich nahm die Tabula: "Joo, Linos, ich will mir merken, wie der Name des Herren ausschaut. Danke, dass du dir soviel Mühe mit mir gibst"

Wieder dachte ich an das, was ich an der Bäckerei getan hatte. Würde Linos davon erfahren, war er bestimmt enttäuscht von mir. Was plagte mich mein Gewissen:

"Ich bringe die Post her und bin gleich wieder da", das Tablett nahm ich gleich mit, um es abzuwaschen, und danach ging ich zur Porta.

Da nahm ich den Brief, den ich fand und schaute immerzu zwischen dem Papyrus und der Wachstafel hin- und her, bis mir schwindelig wurde.
Die Rolle war so gerollt, dass man die erste Zeile Römerschrift sehen konnte, dann prangte ein Siegel drauf. Das man fremde Siegel nicht brach, wusste ich.

Ich kam zurück:
"Es ist Post gekommen, Linos!", verkündete ich: "Aber da steht kein Name drau...." drauf, wollte ich sagen, doch plötzlich verstummte ich. Dann war der Sesterz gefallen: Manius Claudius Menecrates stand nicht am Anfang. Claudius Menecrates stand am Ende, und Manius fehlte:

Tib. Furius Saturninus grüßt den geehrten Consular Claudius Menecrates 
[Bild: Siegel-Furius-1-1.png]

Ich tippte mit meinem nicht sehr sauberen Zeigefinger auf Claudius und auf Menecrates:
"Da steht es. Einmal Claudius und einmal Menecrates. Der Brief ist für den Herren. Ich glaube, habs kapiert. Darf ich Dominus den Brief bringen?"

Ich war richtig stolz auf mich. Zumindest einen Moment lang. Dann fiel mir wieder die Bäckerin ein.

Ich fürchtete, dass das jetzt immer so weiter gehen würde:
Ich wäre froh, was Neues gelernt zu haben, und dann dächte ich an die Bäckerin.
Es gäbe mein Lieblingsessen - und ich dächte an die Bäckerin.
Ich würde gelobt - und dächte an die Bäckerin.

Das war eine düstere Aussicht, und meine Freude schmolz wie Schnee in der Sonne.
Dieser Bran beeindruckte mich doch immer wieder, wie er sich so trotz seines unvermögens nicht lesen zu können, durch das Leben lavierte. "Das hast du wirklich sehr gut gemacht und natürlich darfst du, nein musst du, deinem Herrn den Brief bringen, Von jetzt an immer, wenn du einen aus dem Briefkasten holst.“ Kurz überlegte ich, sollte ich das Thema jetzt anschneiden oder doch lieber später? Nein jetzt, dachte ich, es konnte nicht oft genug sein. „Noch eins bevor du gehst", begann ich auch sofort, "du solltest dir überlegen, doch schreiben zu lernen.“ Ich ahnte es schon, die Antwort würde wie üblich ausfallen. Plötzlich stutzte ich, irgend etwas stimmte nicht. "Ist wirklich alles in Ordnung?" hakte ich nach.
Ich wollte antworten, was ich immer antwortete: Das ich zu dumm zum Schreiben wäre, und dass ich es eh nicht lernen würde. Aber dann dachte ich, dass sie mich vielleicht eher behalten würden, wenn ich mich wenigstens willig zeigte. Obwohl: Wenn mein Herr mich zur Strafe ans Bergwerk verkaufte,  musste ich nicht lesen und schreiben können. Da war ewig Nacht und man sah keine Buchstaben. Man sah gar nix mehr.
Ich antwortete also ziemlich kleinlaut: "Wie Du meinst, Linos", dann nahm ich den Brief:
"Nee, alles in Ordnung, ich mache was du sagst" , und ich schlich davon. >>>
Auf dem Weg ging ich in dem Wirtschaftsraum vorbei, in dem die Wollstoffe geplättet wurde und nahm eine zusammengerollte Toga in Empfang, die ich in ein Tuch einschlug, damit sie nicht schmutzig werden konnte. Es war viel Stoff, und die Toga hing wie eine große Wurst vorne und hinten über meine Schulter runter. Etwas langsamer kam ich zu Linos, klopfte aber nicht an, da Dominus Menecrates nach ihm verlangte:
"Linos, du sollst bitte mit Pergament und Schreibzeug zum Herren in sein Cubiculum kommen", richtete ich aus:
"Und ich komme auch mit, weil ich ihm eine frische Toga bringen soll"
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