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Normale Version: [ Büro des Militärarztes vom Dienst] Musterung der Rekruten in spe
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Lucius war aus dem Stabsgebäude nach draußen getreten. 
Die Castra war so groß wie eine eigene Stadt, überall wuselten Soldaten umher und einige wenige Maultierknechte, die wie er wusste, die Maultiere der Zeltgemeinschaften, die einen Teil des Marschgepäcks trugen, versorgten.
Wo war nur das Valetudinarium? Er schaute sich um, und während er das tat, holte er die Armbänder mit der Pferdestickerei, die ihm Iuventia Fabata am letzten Abend geschenkt hatte, heraus und legte sie an, in dem er mit den Zähnen die Lederriemen festzurrte. 
Sie sollten ihm Glück bringen, und das taten sie tatsächlich: Aus einem der Wohngebäude kam ein Soldat mit einem Verband um den Oberarm, der zielsicher seinen Weg suchte. Der Verband sah etwas schäbig aus, und Lucius hoffte sehr, dass er zum Verbandwechsel ging.
Also folgte er dem Mann und landete tatsächlich vor dem Lazarett. Während der Soldat aber zu den Behandlungsräumen weiterging, blieb Lucius vor dem Officium stehen und klopfte an.
[Bild: Medicus-NSC.png]

Medicus Olius Otho war ein meist zu Scherzen aufgelegter Mensch. 
"Komm herein, wenn Du kein Kelte bist", sagte er und betrachtete den Jungen vor sich. Man sollte sich nicht täuschen, obwohl er Witze machte, entging ihm wenig. Er sah die Wachstafel in den Händen des Neuen:
"Aha, von Optio Traulius, nehme ich an. Gib sie mir. Geht los. Ich bin einer der Militärärzte, mein Name ist Otho", er schaute auf die Tafel:
"Du heißt also Asinius. Wie alt bist du? Dein bisheriger Wohnort und deine Eltern? Körperlich....
Die Mindestgröße von fünf Fuß hast du offensichtlich, eher sechs. Aber das messe ich genau.
Die Bänder ums Handgelenk, trägst du die, weil du schwache Handgelenke hast oder Narben? 
Nimm sie bitte ab. Überhaupt kannst du deine Kleidung ausziehen. Ja, ganz. Ich muss alles sehen, auch ob du fit im Schritt bist, wenn du verstehst"
Es gab eine vorgeschriebene Mindestgröße, und ein Legionär musste ein ganzer Mann sein, also vollständig:
"Desweiteren: Warst du in der Vergangenheit krank? ", er näherte sich mit einem Zollstock und maß genau:
"5 pedes 3 palmi 2 digiti  - Fünf Fuß, drei Handbreit und zwei Fingerbreit", sagte er: "Beachtlich"

Er drehte eine kleine Klepsydra, eine Wasseruhr um: "Jetzt auf den Boden, die Hände
werden mit gestreckten Armen in Schulterbreite und Schulterhöhe abgestützt . Rumpf und Beine sind ausgestreckt. Dann machst du mal ein paar Liegestütze."


Fünfundzwanzig sollte der Bewerber schaffen, bis die Wasseruhr durchgelaufen war. Schaffte er es nicht, hieß es aber nicht, dass der Bewerber untauglich wäre. Dann musste er nur die Arme  besser trainieren.
"Ich bin siebzehn Jahre alt, und mein Vater heißt Lucius Asinius Quadratus. Ich bin in Iscalis geboren und habe noch nie woanders gewohnt", erwiderte Lucius, während er sich auszog. Mit Nacktheit hatte er kein Problem, in der Therme und beim Sport sah man sich gegenseitig immer nackt, aber an gesteigerte männliche Aufmerksamkeit auf seine Hoden war er nicht gewöhnt, und daher wurde er etwas rot:
"Nein, die Bänder um mein Handgelenk sind ein Andenken", stotterte er und nun wurde er noch röter. Er nahm sie ab und legte sie ordentlich auf seine Tunika, dabei zeigte er seine großen, knochigen Handgelenke:
"Krank ja, was alle Kinder so kriegen, und im letzten Jahr das Frühlingsfieber", erzählte er: "Ich bin aber immer wieder gesund geworden"
er ging runter zu den Liegestützen. Das fand er nicht schwierig. Er zählte bis dreißig.
[Bild: Medicus-NSC.png]

Keine Narben, keine Krankheitszeichen, groß und kräftig. Der Bewerber schaffte mehr Liegestütze als er musste. Aber bei so großen Burschen gebrach es oft an der Ausdauer, und das würde der Medicus gleich testen:
"Nun gut, Asinius, du kannst Dich wieder anziehen. Die Armbänder hast du von deinem Liebchen, was. Schöne Arbeit. Aber du wirst sie lange nicht wiedersehen, das weißt du. Keine Mädels in der Castra. Darauf steht Todesstrafe"
Medicus Otho guckte streng. Aber ja, an der Stickerei merkte man die Sorgfalt einer liebenden Frauenhand, man weiß nie, was sich so Jünglinge dachten. Da baute er lieber mal vor.
Als sich Lucius angezogen hatte, drehte Medicus Otho den Kopf weg und flüsterte in seine Hände:
"Si vis pacem para bellum* - Konntest du mich noch hören?"

Dann stellte er sich an die andere Seite des Raumes weg und hielt eine andere Tabula hoch, auf der geschrieben stand:

ʇsǝ ǝssǝɔǝu ǝɹɐʇılıɯ
**

Da der Medicus ein Scherzbold war, hielt er die Wachstafel verkehrt herum:

"Kannst du das aus dieser Entfernung lesen?", fragte er. So überprüfte er in einem Aufwasch die Sehfähigkeit und ob der Neue in Bezug seiner Lesekenntnisse nicht geschwindelt hatte. 




Sim off: * Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor  ** uǝɟdɯǝɐʞ nz 'ƃıpuǝʍʇou ʇsı sǝ

Lucius konnte das Genuschel des Medicus hören, obwohl er noch ziemlich heftig atmete ob der Liegestützen:
"Wenn Du Frieden willst, bereite den Krieg vor", sagte er, dann schaute er zur Tabula hin und kratzte sich am Kopf:
"Könntest Du bitte die Tafel herumdrehen? Sie steht auf dem Kopf. Da steht: Es. ist. notwendig. zu. kämpfen"
Lucius Schulbildung war keinesfalls erschöpfend gewesen, aber für so kurze Sätze reichte es:
"Und die Bänder sind von keinem Liebchen", sagte er fast trotzig. Fabata war kein Liebchen, was in einer Taberna auf Soldaten wartete. Sie war etwas Besonderes. Das man keine Frauen in die Castra bringen durfte, wusste er. Zumindest nicht gewöhnliche Soldaten. Hochrangige Offiziere waren verheiratet und hatten ihre Gattinnen sogar manchmal dabei.
Er wartete ab, in was er sonst noch geprüft werden sollte.
[Bild: Medicus-NSC.png]

Medicus Otho machte sich Notizen.
Er merkte, dass der junge Mann ein wenig zornig wurde und beschloss, nicht an dem Thema "Freundin" zu rühren. Ob Asinius vielleicht lieber Jünglinge mochte? Das war dem Militärarzt gleich, denn alles außerhalb des Dienstes war dessen Angelegenheit.
Nur würde es für einen Rekruten kein Leben mehr außerhalb des Dienstes geben. Das würde der Neue schnell merken. Er war bisher aus medizinischer Sicht tauglich für den Legionsdienst, allein das zählte:

Er gab  Asinius einen halben Becher Wasser zu trinken und  trat mit ihm vor die Tür. Er zeigte auf die Mannschaftsunterkünfte:

"Einmal ganz umrunden entspricht etwa einer römischen Meile*", sagte er: "Das im Laufschritt, und du solltest wieder hier eintreffen, ehe ich die Wasseruhr sieben Mal gewendet habe. Und lass es Dir nicht einfallen, eine Abkürzung zu wählen. Ich habe überall meine Augen, auch hinten und in der Ferne.
Bist Du bereit ?"

-  Die Klebsydra drehte sich:
"Dann los!"


Sim Off:
* Eine römische Meile = ungefähr 1,5km

Der Bewerber rannte los. Noch war Lucius ausgeruht und es machte sogar Spaß. Er lief schnell und die Mauer der Mannschaftsquartiere flog wie ein grauer Schatten vorbei, schon geriet in den Zustand, in dem sich seine Füße gleichmäßig bewegten, und er nur noch auf die Gleichmäßigkeit seines Atems achtete.
     
      Aber schon auf halber Strecke  fing Lucius Körper an, aufzumucken und  sagte ihm deutlich, dass er in zu hoher Geschwindigkeit angefangen hatte.
Wann lief er schon im täglichen Leben? Ein Bäckersohn schleppte Säcke oder holte Brote aus dem Ofen; Rennen gehörte nicht zu seiner Arbeit.

Wie anstrengend war das denn! Lucius vertat sich einen Moment mit der Atmung, und leichtes Seitenstechen kündigte sich an,
      Jetzt wurde er sichtlich langsamer, versuchte gleichmäßiger zu atmen und drückte eine Faust auf die schmerzende Stelle, doch das Stechen wollte nicht nachlassen.

      Sein eigenes Keuchen drang an seine Ohren, und auch die Waden begannen zu ziehen. Der große, massige Lucius war nun so langsam geworden,  dass seine Geschwindigkeit mehr einem Gehen als einem Laufen glich.

Dennoch schienen sich seine Lunge mit jedem Atemzug nur unter Qualen mit Luft zu füllen. Jedoch hatte ihm die verringerte Laufgeschwindigkeit über eine Strecke gut getan und er kam wieder schneller vorwärts.

Allerdings wurde Lucius nun übel und sein keuchender Atem klopfte in seinem Kopf, breitete sich über die schmerzende Brust aus, kroch die Beine hinunter bis zum tapp tapp tapp seiner Füße.

    Da sein Frühstück einige Zeit zurücklag und er nur das Wasser getrunken hatte, was ihm der Medicus gegeben hatte,  fragte er sich ernsthaft, ob es möglich war, seine Lungen auszukotzen.

     Die Zeit, die die Klepsydra maß, war Lucius mittlerweile egal, es ging ihm nur darum, die Prüfung abzuleisten. Und wenn er die letzten Meter auf Händen und Füßen hätte kriechen müssen, aber so weit kam es nicht. 
Schweißgebadet kam er zum Lazarett zurück und hoffte, dass der Medicus Valetudinarii keine zackige Meldung erwartete, denn er japste nach Luft.

Als Lucius den Wasserbecher von vorhin erblickte, widerstand er der Versuchung, sich den Inhalt zur Abkühlung über den Kopf zu schütten, blieb stehen und sah den Medicus fragend an. Er hatte sich nicht gut geschlagen, soviel ahnte er.
    •
[Bild: Medicus-NSC.png]

Medicus Otho klopfte dem Bewerber auf die Schulter und goss noch einmal Wasser in den Becher:
"Da trinke noch etwas"

Er hatte die Wasseruhr mehr als achtmal umgedreht, an seiner Ausdauer musste der Junge also noch arbeiten. 

Nun gab er die ausgefüllte Wachstafel Asinius zurück:




Tauglichkeitsprüfung von: Lucius Asinius Rufus


Alter: 17 Jahre

Bisheriger Wohnort: Iscalis

Name der Eltern: L. Asinius Quadratus und Iuventia Paullina, in rechtmäßiger Ehe verheiratet

Vorerkrankungen: keine bekannt

Körperlicher Zustand: Fünf Fuß, drei Handbreit und zwei Fingerbreit groß, muskulöser, fleischiger Körperbau, guter Ernährungszustand, körperlich intakt

Gehör: gut

Augen: gut

Fähigkeiten: Lesen und Schreiben, ein wenig Schwimmen

Sonstiges: Kraft überdurchschnittlich; doch die Ausdauer muss verbessert werden, empfehle verstärktes Training. Ansonsten vollumfänglich einsatzfähig

C. OLIVS OTHO Miles Medicus


"So nun ab durch die Mitte zu Optio Traulius. Viel Erfolg!"
"Danke Miles Medicus", sagte Lucius, nahm seine Sachen und verschwand
>>> Rekrutierungsbüro
Draußen zögerte er kurz, sah den Legionär und noch einen langen mit einem Haufen Ausrüstung. „Wo will denn der Krempel mit dem Büblein hin?“ Grinste frech und schulterte seinen Sack mit dem Vorrat und ging pfeifend weiter. 
Ehe er pfeifend eintrat dachte er an den Burschen vor dem  Rekrutierungsbüro.
Ohne lange zu zögern und sich mit anklopfen aufzuhalten trat er einfach ein. „Salve, so da bin ich wie befohlen, Aulus Lutatius Dexter, einfach Dexter das reicht“, damit knallte er die Wachstafel auf den Tresen.
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