Forum

Normale Version: Tablinum - der öffentliche Empfangsraum
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7
"Ich habe keine weiteren Verwandte, aber doch Klienten, die uns natürlich aufnehmen werden. Ich denke, wir werden zwei oder dreimal ihre Gastlichkeit in Anspruch nehmen auf der Reise. Wenn auch die Häuser zuweilen so sind, dass man lieber in der Kutsche bleibt", sagte Saturninus, der ungern in Tabernen übernachtete, die für ihn einfach furchtbar plebejisch waren. Da quetschte er sich lieber noch zu einem seiner Freigelassenen:
"Doch schreibe an deine Großmutter Manila Verina, ob sie uns Obdach gewährt und wenn Du meinst, dass es die alte Dame beruhigt,  dass es ihr Schaden nicht sein soll, da wir alle Kosten des Hausstandes während unseres Aufenthaltes selbstverständlich übernehmen. Meinst du, sie würde gerne noch einen Sklaven haben? Ich habe gerade mehrere Jungen und Mädchen auf dem Landgut, die genau das richtige Alter hätten, ihren Dienst zu beginnen, davon könnten wir ihr eines schenken. Freilich muss sie es unterhalten...
Ja geh nur, Serena und triff alle Vorbereitungen. Ich freue mich auch schon!" Er gab seiner Gattin einen Kuss, bevor sie das Zimmer verließ.
>>> Als Furius Saturninus und Deirdre in der Villa ankamen, waren alle Bediensteten  schon versammelt. Sie hatten das Tablinum mit grünen Girlanden geschmückt

In der Küche hatten sie sich auch angestrengt und Essen gerichtet. Batrachis, Sarapion und Rhea stürmten auf Deirdre zu und behängten sie mit einer feingliedrigen silbernen Kette, der man  ansah, dass sie nur zum Schmuck und nicht wirklich dazu gedacht war, eine Sklavin zu fesseln. Als Saturninus damals Stellas Sklavin Sylvana in Ketten hatte legen lassen, war das eine schwere Eisenkette gewesen. 
Das Lararium des Tablinums war das prächtigste unter den Hausaltären.  Unter einem stilisierten Tempeldach  prunkten die beiden Federn mit dem Mond, das alte Symbol der Furier aus Tusculum. Die furischen Laren waren zwei Bronzestatuetten von tanzenden Jünglingen. In ihrer Mitte stand die Statue eines Mannes in Toga, die den Genius des Hausherren repräsentierte. 
Saturninus ließ sich von Spiros, der der jüngste Sklave im Haus war, die Hände waschen, und dann zog er sich seine Toga über sein Haupt, hob die Hände, rief mit lauter Stimme erst Ianus und Vesta an und dann die Laren. Mit der rechten Hand bot er das Räucherwerk und danach etwas Wein dar:
"Du Furiana Deirdre, tritt vor den Hausaltar und lege deine Ketten zu Füßen deiner Schutzgötter nieder",  sprach er laut.
Rhea hielt bereits eine randlose Freiheitsmütze aus Filz  in der Hand und unter Fingerschnipsen und Klatsachen setzten sie Deirdre später die Mütze aufs rötliche Haar: "Die muss für euch Beide gelten, Aidan würde ja ganz und gar darin verschwinden!", rief sie.
Alle applaudierten nun: "Hoch Furiana Deirdre Hoch Furianus Aidan!" "Es lebe die Freiheit!" 

Die Mädchen wiegten sich in den Hüften und begannen zu tanzen. Die Freiheit, die eine von ihnen errungen hatte, hob bei allen die Stimmung: Welche von ihnen würde wohl die Nächste sein?
Als wir in der Villa ankamen, wartete bereits ein Fest auf Aidan und mich und das rührte mich sehr. Da Aidan plärrte, stillte ich ihn schnell in einem Seitenkämmerchen, bevor ich mich dem Fest widmen konnte. Die anderen Sklavinnen hießen mich überschwänglich willkommen und Sarapion umarmte mich. Rhea reichte mir die "Ketten", die ich nun auf dem Altar der Laren opfern sollte. Es war eine merkwürdige Prozedur, aber ich hatte gelernt, dass die Römer ihre Gesten und Rituale liebten. Ich tat, wie mir geheißen wurde und murmelte einige Dankesworte und eine Bitte um Segen, da ich nicht wusste, was man sonst so zu Hausgeistern sagte. 

Sobald ich die Ketten niedergelegt hatte, kam auch schon Jubel und Rhea, die mir eine Mütze aufsetzte. Die anderen Sklaven der Villa trugen dann Speisen und Getränke auf und wir setzten uns alle um ein wenig zu feiern. Vor allem Aidan stiehl mir die Schau, der von einer Frau zur nächsten bewundernd durchgereicht wurde. Jeder wollte den kleinen Racker einmal halten und ihm über das Köpfchen streicheln mit dem feinen, dunklen Haar, das hier und da ein wenig rot schimmerte im Licht. Gut gelaunt ließ ich Aidan bei Rhea für ein paar Minuten und schloss mich dem regen Treiben an und tanzte auch noch ein wenig.
Saturninus liebte es, eine freie Deirdre tanzen zu sehen. Die Freiheitsmütze auf ihrem rötlichgoldenen Haar gab ihr etwas Verwegenes. Er konnte nicht anders, er trat zu ihr hin, und er gab ihr einen Kuss auf den Mund. Die Sklavenmädchen applaudierten noch einmal. "Mein kleiner Aidan", sprach er zu dem Kind, und es bekam auch einen Kuss. Er liebte den kleinen Kerl jetzt schon. 
Er wusste nicht, wo Furia Serena war, doch auch sie würde der frisch Freigelassenen gewiss gratulieren kommen. Furiana Deirdre war auch ihr zum Dank verpflichtet. Er selbst hatte Deirdre keinen Dienst auferlegt, doch wenn Serena etwas haben wollte, sollte sie es ruhig sagen. Serena war die Herrin seines Hauses und seine zweite Hälfte.
Ich hatte den Anlass der heutigen Feier der Sklaven nicht vergessen, da ich noch am Vortag mit Sabi und Seang die Speisen und Getränke dafür besprochen hatte. Es hatte nur ein wenig früher angefangen, als ich erwartet hatte und ich hatte mir die Zeit bei dem schönen Wetter im Peristyl vertrieben, wo Phoebe und ich genäht hatten, so lange das Licht so gut war. Man hatte mich erst über die Ankunft meines Gatten und der frischgebackenen Furiana informiert, als diese schon am Feiern waren. 

Ich machte mich also schleunigst auf den Weg zum Tablinum um den Platz an der Seite meines Mannes einzunehmen. Als ich erschien, machten mir die bereits feiernden Sklaven auch entsprechend Platz und ich ging auf meinen Mann zu, der Deirdres Söhnchen gerade ein Küsschen gegeben hatte. "Bitte verzeih meine Verspätung, mein Gemahl. Mir wurde erst jetzt über deine Ankunft Bescheid gegeben." Ich bot ihm meine Wange für einen Begrüßungskuss, ehe ich mich fröhlich an seine Seite gesellte und auch Deirdre gratulierte. 

Ich stimmte ebenfalls in den Ruf der Sklaven ein, der Deirdre und Aidan hoch leben ließ und gab Deirdre ebenfalls einen familiären Kuss auf die Wange. Als der Tanz begann, bot ich mich an den kleinen Aidan daweil auf den Arm zu nehmen. Auch er war nun Teil unserer familia, auch wenn ich ihn nicht geboren hatte und auch ihn küsste ich sanft auf seine Stirn. Sobald er alt genug wäre, würde mein Gatte ihn bestimmt in unserem Haus erziehen lassen, wie es sich gehörte. Neidisch oder eifersüchtig war ich auf Deirdre nicht, da sie mir niemals meinen Platz streitig machen konnte. 

Das einzige worauf ich vielleicht ein wenig neidisch war, war der prächtige Sohn, den die Keltin geboren hatte. Aber unsere Ehe war noch am Anfang und ich hatte noch viel Zeit diese Aufgabe genauso gut wie diese halbwilde Keltin zu erfüllen.
Nach einer Weile erschien auch die Hausherrin, die ich nun zum ersten Mal sah. Sie sah wie ein zierliches Vögelchen aus, das fast einen Kopf kleiner war als ich und so gertenschlank, dass es schon zerbrechlich wirkte. Viel gegensätzlicher konnten wir kaum sein, war ich doch von robuster Gestalt und so groß wie Saturninus. Nichts an uns war gleich - weder Größe noch Gestalt noch Haar- oder Augenfarbe. "Ich danke euch, Dominus und Domina" gab ich auf die Glückwünsche artig zurück und beugte mich für den familiären Kuss zu Serena hinab. 

Ich lächelte tapfer trotz der Traurigkeit in meinem Herzen und ließ mir Aidan von Furia Serena abnehmen. Abschlagen konnte ich es ihr ohnehin nicht, da ich sie damit in ihrem Heim beleidigen würde. Aber es war so besitzergreifend...so typisch römisch. Aidan war mein Kind und nicht ihres...dieser irrational wütende Gedanke brandete wie eine Welle durch meine Gedanken und mehr und mehr zerbrach dieses Band, das mich mit Saturninus und seiner Familie zusammenhielt. Selbst diese Feier war mir zuwider und ich konnte es kaum erwarten, bis ich wieder in Cheddar in meinen eigenen vier Wänden war.

So warf ich mich in den Tanz und genoss die Gesellschaft der anderen Sklaven auf diesem kleinen Fest, ehe man mir Aidan wieder zurück reichte und wir uns zu dem kleinen Festmahl zusammen setzten und es uns gut gehen ließen. Gerade einige der jüngeren Mädchen im Haushalt sahen mich fast ehrfurchtsvoll an, da ich es anscheinend "geschafft" hatte. Würde ich diese Freiheit mit meinem Erstgeborenen bezahlen müssen wie in einer dunklen Sage? Hatte ich einen Feenpakt geschlossen?
Serena kam nun, gab Saturninus einen Wangenkuss  und beglückwünschte die frischgebackene Freigelassene zu ihrem neuen Stand.
"Wenn die Hausherrin geruht, zu kommen, ist das immer rechtzeitig", sagte Saturninus galant zu seiner Gattin und dann zu Deirdre:
"Nicht mehr Dominus und Domina, liebe Furiana. Du hast keinen Herren mehr. Du kannst uns Patron und Patrona nennen oder einfach bei unseren Namen"
Er beugte sich zu Serena, während er den Rhythmus der tanzenden Mädchen leicht mitklatschte:
 "Mit ein wenig Fürsprache wird aus Aidan ein römischer Bürger, wenn auch nur ein Plebejer. Und vielleicht sogar aus Deirdre eine Bürgerin. Weißt du, ich bekomme von wohlhabenden und mächtigen Kelten manchmal hohe Summen geboten, um mich für ihr Bürgerrecht einzusetzen. Jede andere wäre also über dieses Glück entzückt. Deirdre aber weiß das nicht wirklich zu schätzen", gespielt empört schüttelte er den Kopf, doch  natürlich scherzte er nur mit Serena über seinen kleinen Wildfang, der so gar nicht zu verstehen schien, wie es in der wirklichen Welt zuging. 
Er blieb neben seiner Gattin stehen und war stolz auf sie, wie elegant und gesittet sie zugleich ihre Pflichten als Mater Familias erfüllte. Und er hoffte auf einen Sohn oder besser noch, mehrere, die den altehrwürdigen Stamm der Gens Furia zu neuer Blüte bringen würden.
Ich wiegte den kleinen Aidan im Rhythmus der Musik, während die Sklavinnen mit Deirdre zusammen ausgelassen tanzten. Das Baby gluckste zufrieden vor sich hin, während mein Gatte mir über seine Pläne für Aidan und Deirdre erzählte. Sein Schmunzeln war mir nicht entgangen über die Eigenheiten der Hibernierin.

"Ich hoffe, dass das Imperium auch Hibernia zivilisieren wird. Vielleicht schätzen dann die Bewohner dieses Landes das Geschenk einer entwickelten Kultur. Man kann ihnen ja kaum verwerfen,  dass sie etwas nicht verstehen, was sie nicht kennen." Meine Worte waren leichthin gesprochen mit einem Schmunzeln, aber ich war absolut davon überzeugt, dass diese Halbwilden einfach nur mehr Zivilisation und Anleitung in Kultur brauchten.
"Deine Klugheit gleicht deiner Anmut, meine Gemahlin", erwiderte Saturninus: "Auch ich bin der Ansicht, dass die Kelten in einer nicht zu fernen Zukunft  gute Bürger des Imperiums werden könnten. Man muss sie nur erziehen, so wie man auch Kinder erzieht", jetzt lachte er aber:
"Hibernia erobern? Gesprochen wie eine wahre Römerin! Vielleicht wäre das einfacher gewesen als dieses Judäa. Der Kaiser hätte zuerst Dich fragen sollen, bevor er Titus mit seinen Truppen losschickt!" 
Die Sklaven setzten sich nun hin zum Essen, wobei sie sich der Einfachkeit halber selbst bedienten. Sie feierten Deirdres und Aidans Freiheit. Saturninus mochte es sehr, wenn alle zufrieden waren, und in der Villa Furia Harmonie herrschte. Ein geordnetes Haus war die Zelle eines geordneten Staates. Serena hatte sehr Recht. Einst würden die Kelten ihr Glück begreifen, und einige musste man eben zu ihrem Glück zwingen.
Wie mit Stella besprochen, hatte Saturninus die Heirat seiner Cousine mit Gabinius vordatiert und fünf römische Bürger unterschreiben lassen. Drei davon waren Angestellte der Provinzialverwaltung in Iscalis, zwei davon waren Klienten, die in Lindinis lebten, weshalb die Angelegenheit etwas länger gedauert hatte, sie anzutreffen.






Publius Gabinius Secundus und Furia Stella
 gehen heute a.d. III Non. Sep. DCCCXXX A.U.C. 
mit Zustimmung von Furia Stellas Vormund 
Tiberius Furius Saturninus eine Ehe sine manu ein. 
Weiteres regelte ein Ehevertrag. 
Zeugen der Heirat sind: Numerius Hortensius Donatus, 
Aulus Menenius Falconius, Opiter Longinius Candidus, 
Kaeso Quintianus Valentinus, Appius Statilius Burrus
[Bild: Siegel-Furius-Saturninus-Pers-150-1.png] 







Nachdem Saturninus das Dokument gesiegelt hatte, ließ er Leon holen:  "Leon, begib dich  hinaus bis zur Villa Rustica der Gabinier und richte ihnen meinen Gruß aus und dass ich sie Morgen früh samt Gaius Gabinius Dives zur dritten Stunde vor dem Rathaus erwarte" >>>

Leider würde sein Neffe ein plebejischer Gabinier ( der Vater von Gabinius hatte seinen Gensnamen zu Ehren seines Generals angenommen) sein, das ließ sich nicht ändern.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7